16 Kapitel
Langsam kotzen mich die sichtverdeckenden Weizenhalme an. Wozu brauchten die Geruchslosen die goldgelben Stangen überhaupt? Ich schob den Gedanken beiseite und blickte hinter mich. Rost unterhielt sich mit Gänseblümchen und Fliegenpilz, während Rinde hinter ihnen ging und vor sich hin schwieg.
Irgendwie mochte ich es nicht, wenn er so still am Ende der Gruppe lief, doch wenn ich mich zu ihm zurück fallen lassen würde, würde er mich nur wieder aufziehen, dass ein Anführer den Posten ganz vorne nicht verlassen würde oder so.
"Du denkst viel nach, nicht?", fragte Sonnenblume, der neben mir lief und uns den Weg zeigte. Keine Ahnung, wie er durch diese Labyrinth zielsicher hindurch kam, aber mehr als ihm zu vertrauen, konnten wir nicht.
"Schon", meinte ich.
"Wieso?"
Mir kam die Frage lächerlich vor. Wieso wohl? Doch ich war mir sicher, dass Sonnenblume es nicht böse meinte.
"Ich versuche in Gedanken immer alles mögliche durch zu gehen, damit ich vorbereitet bin.", sagte ich ehrlich.
"Verläufst du dich denn nicht manchmal in deinen eigenen Gedanken?", fragte er und ich musste schmunzeln.
"Oft.", gestand ich. "Es ist wie ein Abhang ins unendlich dunkle, ich weiß nicht, was dort unten ist, doch ich gehe dort hinein. Einmal drinnen, komme ich kaum wieder raus. Und egal wie schlimm das jetzt klingt, meine Gedanken sind für mich ein sicherer Ort."
Sonnenblume nickte, doch ich hatte das Gefühl, ihm lag noch etwas auf der Zunge. Nur was? Ich wusste nicht, woher die Neugier kam, aber sie hatte nicht vor dorthin zurück zu kehren, wo sie herkam, solange ich nicht wusste, was er noch sagen wollte.
Wollte er mich kritisieren oder gar über mich lustig machen? Ist er Rinde ähnlicher als gedacht? Was, wenn er uns nur tiefer ins Feld führte und dann abhaute? Auf welcher Seite stand er eigentlich. Habe ich dem Falschen vertraut?
Erst jetzt bemerkte ich Sonnenblumes Blick und nervös sah ich weg. "Wer war ich gerade alles in deinem Kopf?", erfragte er ruhig.
Er nahm es mir nicht übel, dass ich nachdachte, bis mein Kopf rauchte. Verstand er mich vielleicht sogar?
"Vieles.", schmunzelte ich. "Zu vieles." Sonnenblume stubste mich freundschaftlich an. "Ich möchte nicht wie deine anderen Freunde klingen, aber pass auf, dass du dir deine Welt durch das ganze nachdenken nicht ruinierst." Er hätte genauso gut auf Geruchsblindisch reden können, so viel verstand ich, doch ich nickte gehorsam.
Trotz des hohen Weizen, sah ich nun etwas aus Holz vor uns auftauchen. Bevor ich wirklich realisiert hatte, was ich sah, verließen wir das Feld und ich entdeckte die Höhlen von Geruchsblinden. Sie bestanden aus toten, aufeinander gestapelten Bäumen. Bei einem war auch Stein mit eingebaut.
"Ist das dein Ernst? Was sollen wir bei Geruchsblinden? Das ist doch eine Falle!", knurrte Rinde und drängte sich nach vorne.
So ungern ich ihm auch zustimmte, gefiel es mir hier auch nicht. Geruchsblinde waren komische und gefährliche Wesen, die, vermutlich um andere Tiere einzuschüchtern, nur auf den Hinterbeinen gingen.
Sie zerstörten Wälder und töteten unsere Beute. Sie drangen in unser Territorium ein und würden uns töten, würden sie uns entdecken. Ich schluckte. Sonnenblume hatte uns direkt zu ihnen geführt. War das wirklich eine Falle?
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