14. Kapitel
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brauchte ich einen Moment, bis ich mich erinnerte, wieso ich mitten in einem Weizenfeld lag. Die Erinnerungen prasselten auf mich ein, wie gestern der Regen und tränkten mich mit Lustlosigkeit. Wie naiv ich doch gewesen war, dass ich dachte, ich könnte irgendeine Prophezeiung erfüllen.
Als ich aufblickte, bemerkte ich, dass Rost, Fliegenpilz und Rinde in meiner Nähe schliefen. Sie waren mir wohl gefolgt, was ich durch den Regen und meiner Müdigkeit, die dazu geführt hatte, dass ich einfach zusammen gebrochen war, nicht bemerkt hatte.
Ich richtete mich auf. Mein ganzer Körper schrie regelrecht danach, dass ich mich wieder setzte. Meine Knochen schmerzten, mir war kalt und das ich nass war, half nicht.
Ich stöhnte leise auf und sah in den klaren Himmel, der nicht verriet, dass er erst gestern noch zu Regen geführt hatte.
Ein leises Rascheln ließ mich herum wirbeln. Ein warnendes Knurren entdrang meine trockenen Kehle, so dass ich husten musste. Wie dumm es war, meinen Standort durch meine Warnung zu verraten.
Schließlich konnte hinter den goldenen Stangen auch mein Rudel lauern und mich für den Tod von Taube verantwortlich machen.
Würden sie mich bestrafen? Oder reichte es meinem Vater, mich für immer zu verbannen? Ungewollt tat ich wieder das, was ich so oft tat: Alles überdenken. Ich wollte vorbereitet sein, egal was kommt.
Plötzlich schoss mir ein beängstigender Gedanke in den Kopf. Was wenn Rost dem falschen Verräter auf der Schliche war?
Was wenn unser Vater.... Ich brach meinen Gedankengang ab, als zweit Wölfe aus dem Weizen traten.
Der Linke hatte gelbe Augen, die sicherlich einschüchternd gewirkt hätten, würden sie mich nicht so freundlich ansehen. Sein dunkelbraunes Fell war ein starker Kontrast zu dem weißen von dem rechten Wolf. Auch er hatte gelbe Augen, die mich nett anblickten. Ich kannte die beiden nicht, was mich nicht gerade beruhigte.
Mein Kopf schrie regelrecht, dass die Freundlichkeit der beiden unecht sei, während mein Herz genau das Gegenteil meinte.
Ich hörte auf ersteres und knurrte leise. Meine Gegner sollten wissen, dass ich nicht so einfach unterzukriegen war. Mit oder ohne Hilfe.
"Komm runter.", sagte der Weiße ruhig und lächelte.
"Wer seid ihr?", fragte ich immer noch argwöhnisch und warf einen kurzen Blick zu Rost und den anderen, die immer noch schliefen.
"Ich bin Sonnenblume.", stellte sich der Braune vor und fügte mit einem Nicken zu dem Albino ein "Und er heißt Gänseblümchen", hinzu.
Folgt der Sonne, schoss es in meinen Kopf und ich musterte Sonnenblume genauer. Er war durchschnittlich groß und hatte eine kleine Narbe über der Schnauze.
Er stand lässig vor mir und in seinen Augen spiegelte sich der Schein des Tageslichts.
"Ich bin Marder.", sagte ich rasch, als ich merkte, dass ich Sonnenblume stumm angestarrt hatte. "Wer ist da?", murmelte Rost schlafgetrunken.
Ich antwortete nicht, zu sehr war ich damit beschäftigt meine Gedanken zu sortieren. War Sonnenblume der Wolf, den wir zurück bringen sollen?
Aber wohin? Und warum? Wird unsere Reise schon bald wieder enden? Soll ich mich darüber freuen? Ich fühlte mich hilflos, als ich merkte, dass ich nicht in der Lage war, meine eigenen Fragen zu beantworten.
Wie sollte ich dann Fragen von anderen beantworten?
"Marder!", rief Rost, der plötzlich neben mir stand. Gerade so konnte ich seinen Schlag ausweichen und wie aus Reflex drückte ich ihn zu Boden.
Er hätte mich nun einfach zur Seite stoßen und wieder aufstehen können, doch Rost sah mich nur fragend an.
"Du darfst dich nicht immer in deinen Gedanken verlieren.", tadelte mein Bruder.
"Vielen Dank. Darauf wäre ich nicht gekommen.", sagte ich sarkastisch. Sturm hätte mich sicher verstanden, sie hätte verstanden, dass meine Gedanken für mich wie eine dunkle, lange Höhle, die sich um Ecken wand und Sackgassen bildete war, die einengend auf mich nieder drückte und jeden Ausweg verschloß.
Meine Gedanken waren das Gefängnis, was ich mit selbst schuf.
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