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Reue

In der Nähe der Lagerhäuser ergab sich die Gelegenheit, ihre rumpelnde Zuflucht zu verlassen. Kira, Jack und Ingwer lugten unter der Plane hervor. Keine Wachen zu sehen. Sie nickten dem Fahrer dankend zu, bevor er seine Ware in einem der Gebäude einlagern konnte und nahmen die Beine in die Hand.
In einem tiefen Häusereingang machten sie Halt.

"Wo wollen wir hin?", schnaufte Jack, der kurze Dauerläufe nicht gewohnt war.

"Wir sollten zurück ins Sturmzimmer. Johan hat bestimmt Neuigkeiten zu berichten. Wir müssen wissen, was da passiert ist." Kira sah an sich hinab. "Und wir sollten uns umziehen." Ihre Kleidung und die der anderen klebte vor Schmutz und Nässe.

Ingwer lugte vorsichtig in die Straße hinein. Nichts rührte sich. Kira gab ihr einen freundlichen Stups und lächelte. Quinias Nichte hatte immer abwesender gewirkt, je näher sie Arwan gekommen waren. So langsam schien sie sich wieder zu fangen und knuffte Kira freundschaftlich zurück:
"Wenn immer noch Wachen dort postiert sind, müssen wir uns was einfallen lassen."

Jack hatte die Arme verschränkt: "Wenn wir noch länger Wurzeln schlagen, erfahren wir das nie. Kommt. Wir wollen die Fürstin finden."

Im Schutz der einbrechenden Dunkelheit erreichten sie unerkannt das Sturmzimmer. Die Straßen der Umgebung waren leergefegt. In den Abendstunden lagerte anscheinend niemand mehr etwas ein. Jack näherte sich der Eingangstür und drückte seinen Ring an die bekannte Stelle. Rasch betraten die drei ihren Unterschlupf und schlossen die Tür.

Im Inneren herrschte gespenstische Stille. Kira rief mit gepresster Stimme: "Johan?". Sie bekam keine Antwort. "Merkwürdig. Wo kann er sein?"

Sie durchsuchten jeden Winkel des Hauses. Vergebens. Von ihrem Gastgeber fanden sie keine Spur. Alles war ordentlich wie immer. Überhastet aufgebrochen zu sein schien er nicht. Erschöpft beschlossen die Sucher, den nächsten Tag abzuwarten. Gemeinsam übten sie noch Schreiben und fielen dann erschöpft in ihre Betten. In Sicherheit.

Am Morgen weckte sie lautes Rumoren in der Küche. Wie vom Blitz getroffen eilten sie hinunter und sahen Johan am Herd stehen, der seelenruhig Milch aufkochte. Er lächelte herzlich und wirkte sichtlich erleichtert.

"Da seid ihr ja. Ich habe mir Sorgen gemacht. Bruder Leon hat mir zum Glück verraten wo ihr seid. Wie ist es euch ergangen?" Er schenkte jedem ein.

"Schmutzig", warf Jack schnippisch ein.
"Jack hat unserem Gastgeber Gor bei der Arbeit geholfen. Er ist Torfstecher nördlich der Stadt. Beide haben schön geschuftet. Ingwer und ich haben gekocht. Die Zeit ging schnell rum".

Johan sah erst Ingwer und dann alle ernst an. "Ich vermute ihr habt mitbekommen, dass die Fürstin entführt worden ist?"

"Leider." Jack schenkte sich selbst ein: "Nach unserer Flucht aus Arwan haben wir einen Bekannten von mir getroffen. Dieser erzählte, man würde uns verdächtigen."

"Irgendjemand will uns das in die Schuhe schieben. Nur ein Dummkopf kommt auf eine so dumme Idee. Als ob ich der einzigen Person, die mir wirklich etwas bedeutet ein Haar krümmen würde." Ingwer sah Kira und Jack an, als ob sie sich für das Gesagte entschuldigen wollte.

"Das würdest Du gewiss nicht tun. Ich sehe das auch so. Vermutlich wollte jemand euch das in die Schuhe schieben, um ungeschoren davon zu kommen. In den letzten Tagen habe ich mit vielen Menschen sprechen müssen. Man wollte von mir wissen, wo ihr seid. Ich habe natürlich nichts verraten."

"Hat man euch etwas angetan?", fragte Kira besorgt. Seit sie von zuhause fort ist, hatte sie ihn als verlässlichen und ehrlichen Menschen kennengelernt, dem sie vertrauen konnte. Er hatte immer ein offenes Ohr und mit seiner unglaublichen Geduld schenkte er den Suchern Ruhe, auch wenn es drunter und drüber ging.

"Mir ist nichts passiert. Gelöchert haben sie mich, aber nur mit Fragen. Die Wachleute kannte ich fast alle persönlich, das wird sicher geholfen haben. Bis gestern Abend waren alle ziemlich ratlos und in Panik. Vermutlich durfte ich deshalb so oft von euch erzählen. Natürlich habe ich euer vorbildliches Verhalten gelobt." Johan lächelte breit. Kira war sich nicht sicher, wie das gemeint war.

"Bis gestern Abend?" Jack setzte und streckte sich gemütlich.

"Ja, genau. Eigentlich dürfen die Wachen nichts ausplaudern aber aus sicherer Quelle weiß ich, dass Arlon Bruchweg verdächtigt wird, die Fürstin entführt zu haben."

Ingwer fuhr hoch, als sie den Namen hörte: "Meine Tante hat ihn hin und wieder erwähnt. Sie suchte ihn manchmal auf, wenn sie Rat brauchte. Er soll es gewesen sein?"

"Das wird vermutet. Genau kann ich das nicht sagen. Fest steht, dass sie ihn vor einem Jahr abgelöst hat. Begeisterungsstürme hat das bei ihm nicht ausgelöst, immerhin war sie politisch unerfahren und jung für jemanden in dieser Position. Wie mir zugetragen wurde, haben sie sich im Nachhinein gut verstanden. Der alte Al ist manchmal ein Hitzkopf. Dass er es gewesen sein soll, hat mich gewundert. Vor allem, weil er in der Tat Kontakt zu Deiner Tante pflegte."

"Ist er nicht Vorsitzender der Torfstechergilde? Einer der Arbeiter in den Feldern erwähnte ihn."

"Das stimmt Jack. Vielleicht ist er frustriert, weil ihm ein erneuter Sitz im Rat nach seiner Abwahl verwehrt wurde. Im übrigen hat sich Quinia für den Posten in der Gilde stark gemacht. Ginge es nach dem Willen der anderen Oberen der Stadt, hätte er keine offiziellen Ämter mehr bekleiden dürfen."

Kira war verwirrt. Über Politik und dergleichen hatte sie mit ihren Eltern nie gesprochen. Warum auch? Für die Bestellung der Felder war es nicht wichtig. Wie hoch die Abgaben sind, die jeder Bürger, der Handel trieb, zu zahlen hatte, das wusste sie. Oft musste sie ausrechnen, wieviel Geld sie dem städtischen Eintreiber übergeben mussten. Dabei verrechnete sie sich nie.

"Eines verstehe ich nicht. Warum wurde Arlon abgewählt?"

"Das habe ich mich auch gefragt, als rauskam, dass seine Zeit zu Ende ist." Johan legte Feuerholz nach. Die Flammen leuchteten heller.
"Versuch das Feuer zu löschen, Kira."

Sie schaute Johan überrascht an. "Jetzt?"
"Ja. Der Wassereimer bleibt wo er ist."
"Das habe ich mir gedacht."

Kira starrte in die Flammen. Sie hatte schon einmal versucht, ein Feuer auszulöschen, was ihr nicht gelingen wollte. Konzentriert zeichnete sie mit den Augen die Bewegungen des Elements nach. Plötzlich fingen die Flammenzungen hektisch an auszuschlagen. Manche wurden länger, manche kürzer, aber sie blieben. Wie hypnotisiert bewegte sich ihr Körper im Rhythmus der Flammen.  Schweiß stand ihr auf der Stirn, als sie aufgab.

"Das war gut, Kira."

"Findest Du? Aber das Feuer brennt noch."

"Das ist nicht schlimm. Du hast die Bewegung gefühlt und das ist das Wichtigste. Willentlich Flammen kontrolliert zu formen wird Dir auch noch gelingen."

"Wenn es nicht so verdammt schwer wäre." Kira wischte sich den Schweiß von der Stirn und holte tief Luft.

"Dein Problem hätte ich gern. Manchmal fühle ich mich als Sucherin, die nicht weiß, warum sie eine ist." Ingwers Blick wirkte leer.

"Ihr alle werdet eure Kräfte irgendwann gut kennen. Manche Fähigkeiten sind kompliziert und sie zu meistern erfordert viel Geduld und Zeit. Andere sind schneller zu lernen. Umso wichtiger ist zu wissen, wann und wozu man sie einsetzt." Johan sah Kira direkt an, die sich ertappt fühlte.

"Leon hat mir erzählt, es hätte einen unschönen 'Zwischenfall' auf dem Markt gegeben? Habt ihr dazu etwas zu sagen?"

Kira schluckte und sah ihre beiden Gefährten verlegen an, bevor sie leise zugab: "Es ist…. einfach passiert. Wir… ich hatte Angst, sie würden uns einsperren. Da kam mir die Idee mit dem Ofen. Ich weiß, es war falsch und es tut mir leid."

"Davon werden die Verbrennungen, die der Bäcker erlitten hat auch nicht besser." Kiras Gesichtsfarbe entwich schlagartig. Das hatte sie nicht gewollt!

"Viele Menschen kamen mit einem Schrecken davon, aber der arme Flynn kann vorerst nicht mehr arbeiten. Da ihr im Dienste der Stadt steht, muss diese dafür Sorge tragen, seinen Verlust auszugleichen. Habt ihr eine Ahnung, was das kostet?"

"Absolut nicht." Jack antwortete an Kiras Stelle, die in diesem Moment nicht in der Lage war, etwas Passendes zu sagen.

"Das dachte ich mir. Ich schlage vor, dass ihr im Laufe des Vormittags mit Carl Windfall sprecht. Er beaufsichtigt die Bünde der Stadt und weiß vielleicht mehr. Richtet ihm meine Grüße aus."

Er schien einen Augenblick nachzudenken. Dann holte er ein Buch aus einer Schublade und suchte etwas darin.

"Ah ja. Heute ist Sitzung. Ich denke ihr könnt ihn gegen Mittag vor dem Ratshaus abfangen. Sucht nach einem hageren Mann mit kurzem Haar. Er trägt einen blauen Mantel, ihr könnt ihn nicht übersehen."

"Du kommst nicht mit?", fragte Jack verwundert.

"Ich arbeite für den Fürsten. Da das momentan trotz des Verdachts Arlon ist, kann ich nichts machen. Mischte ich mich ein bekäme ich Probleme."

"Klar. Daran habe ich nicht gedacht. Schade eigentlich." Jack war bereits im Begriff zu gehen als Johan die Hand hob.

"Darüber hinaus werdet ihr euch bei Flynn entschuldigen. Wer Mist baut, muss lernen, dafür einzustehen. Natürlich ist es schwer, die Folgen eurer Handlungen ständig im Blick zu haben. Aber wer mit großer Macht gesegnet ist und das seid ihr zweifelsohne, muss sorgsam damit umgehen."

Die Sucher sahen verlegen auf den Boden. "Das machen wir natürlich, Johan. Wenn ich das nur wieder in Ordnung bringen könnte." Kira wurde unglaublich heiß, ihre feuchten Hände rieb sie an ihren Hosenbeinen ab: "Wo wohnt Flynn?"

"Im Feldweg nahe der südlichen Stadtmauer. Das Haus mit der schmalsten Tür. Ihr könnt es nicht übersehen."

Johan holte ein kleines Holztiegelchen von einem Regal.
"Bringt ihm das mit. Diese Salbe hilft gegen Brandwunden und kühlt. Das wird ihm helfen, auf die Beine zu kommen. Ach ja: der Marktschreier hat kundgetan dass ihr unschuldig seid. Ärger von verängstigten Bürgern dürftet ihr nicht mehr bekommen."

Ingwer verstaute das Tiegelchen sorgfältig.
Nach dem Frühstück gingen die drei auf ihre Zimmer, zogen sich saubere Kleidung an und schrieben ihre Gedanken in die Tagebücher. Seit ihrer Flucht hatte sich hier nichts verändert.

Zeitig brachen sie auf. Das Haus des Bäckers konnte niemand übersehen, es war das kleinste, dass Kira innerhalb der Stadtmauern je gesehen hatte. Zögerlich klopften sie an. Kurz darauf öffnete ein kleiner Junge von etwa sieben Jahren die Tür. Als er die Sucher sah, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig:
"Ich hasse euch!", schrie er und schlug die Tür mit voller Wucht zu.
Betreten schauten sich die drei an.
"Oh man. Der hat uns gefressen." Jack drückte nervös an seiner Gürteltasche herum.
"An seiner Stelle hätte ich auch so reagiert." Ingwer atmete tief ein und klopfte. Lange tat sich nichts.

Dann ging die Tür einen Spalt weit auf. Ein Mann mittleren Alters stand vor ihnen, den Kopf und die Hände in dicke Verbände gehüllt. Kira stockte der Atem. Die Fingerkuppen, die unter dem weißen Stoff hervorlugten, waren pechschwarz, teilweise löste sich die Haut.

"Wollt ihr glotzen oder reinkommen?"

"Ihr seid Flynn? Es tut…." Weiter kam Kira nicht.

"Haltet den Rand und kommt endlich rein. Muss mich nicht jeder so sehen."

Die Sucher betraten  die schmale aber schmuckvolle Diele. Flynn führte sie in die Wohnstube und setzte sich auf einen schlichten Holzstuhl. Der Junge war nicht zu sehen.

"Ich weiß, wer ihr seid. Glaubt nicht, dass ich euch dass schnell verzeihen kann. Euer Glück ist, dass ich eine hübsche Menge Münzen bekomme, damit meine Familie nicht hungern muss."

Kira konnte eine Träne nicht verbergen: "Hier ist eine Salbe gegen die Verbrennungen. Vielleicht hilft sie auch gegen die Schmerzen." Ingwer schien bestürzt über das, was passiert war.

Flynn nahm das Tiegelchen, öffnete es und roch daran.
"Das ist nett. Danke."

Mit einer Handbewegung verschwand es in seiner Tasche.
"Was im Namen der Götter habt ihr euch dabei gedacht? Viel kann es nicht gewesen sein. Zum Glück standen meine Kunden weiter weg. Denen ist nichts passiert."

"Ich hatte Angst." Kiras Kopf schien vor Aufregung zu platzen. Ihre Wangen glühten feuerrot. "Das Bild hat mich verunsichert. Da waren wir drauf, also wir drei und ich dachte, jeder erkennt uns jetzt und will uns etwas antun. Da habe ich überreagiert."

"Es sollte bloß eine Ablenkung sein. Wir wollten niemanden verletzen," ergänzte Jack.

"Das hat nur halb funktioniert." Flynn wickelte das Tuch von seiner rechten Hand. Die gesamte Haut war verbrannt. Ein schwerer Geruch nach Fett und Kräutern hing in der Luft.
"Ach Du grüne neune," entfuhr es Ingwer: "Das sieht schlimm aus. Und tut sicher weh."

"Davon habe ich noch eine ganze Weile etwas und es juckt bestialisch. Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht ständig kratze." Flynn schloß den Verband und verzerrte dabei das Gesicht. "Wollt ihr etwas trinken?"

"Ja, gern", entgegnete Ingwer bevor die beiden anderen etwas sagen konnten.
"Eure Entschuldigung nehme ich an. Jeder macht Fehler, auch wenn solche niemals passieren sollten. Ich weiß, dass euer Leben noch viel komplizierter wird, also lassen wir es dabei bewenden. Ihr müsst mir aber versprechen, mit euren Fähigkeiten sorgsam unzugehen. Angst macht ihr mir schon."

Ingwer nippte an ihrem Becher Wasser: "Wir fürchten uns auch vor uns selbst."

"Das ist gut. Vielleicht hilft euch das, vorsichtiger zu sein." Flynn stand auf, als es an der Haustür klopfte. "So. Ich bekomme Besuch und muss euch bitten zu gehen. Nett, dass ihr hier wart."

Er brachte sie zur Tür. "Passt auf euch auf." Draußen wartete eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm und einem großen Korb an ihrer Seite darauf, dass sie jemand hereinliess.
Die Sucher nickten Flynn freundlich zu und waren erleichtert, als der Besuch beendet war.

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