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Das Dorf der Wächter

Auf den ersten Blick war an der Ansiedlung nichts ungewöhnlich. Drei knappe Dutzend meist gemauerte Gebäude waren um einen größeren Platz in zwei Kreisen angeordnet worden. Viel Mühe hatten sich die Erbauer nicht gegeben. Wände ragten leicht schief aus dem Erdreich empor und zahlreiche Dächer schienen notdürftig zusammengezimmert. Hier und da standen eingedellte Öllampen am Straßenrand, die schwaches Licht spendeten.

Gespenstische Stille umhüllte diesen Ort. Einzig die Schritte der Sucher klackerten rhythmisch auf dem Asphalt. Einwohner waren nicht zu sehen.

Vier zeigte auf ein großes, rundes Haus. "Kommt mit. Die gute Stube des Dorfes liegt in der Mitte."

Die Gastwirtschaft trug den Namen "Zum Berggeist". Ihre massive, beschlagene Einfangstür war nur angelehnt. Leise Stimmen drangen nach draußen. Als sie eintraten, verstummten die Gespräche plötzlich. Auch hier drin war das Licht gedämpft, die Einrichtung bestand aus dunklen Tischen und Stühlen, die schon bessere Tage erlebt haben. Ölgeruch lag in der Luft.
Kira fiel sofort auf, dass alle Anwesenden außer ihnen alt waren. Sehr alt. Sie fühlte sich überrumpelt und blieb stehen. Was hatte das zu bedeuten?

Vier deutete auf einen großen Tisch bei einem ovalen Fenster. "Keine falsche Scham. nehmt schon einmal Platz. Ich bin gleich bei euch." Er ging zum halbrunden Tresen und wechselte einige Worte mit dem Wirt.

"Wie Wächter sehen die aber nicht aus," frotzelte Trickser. Jack warf seinen Rucksack in die Ecke und musterte die anderen Gäste. Ihm fiel auf, dass ihre Augenhöhlen sehr dunkel waren.

Vier kehrte zurück, in den Händen mehrere Krüge mit einer dampfenden Flüssigkeit: "Das ist warmes Bier. Es vertreibt die Kälte, aber trinkt nicht so schnell."

Trickser griff zu, nahm einen tiefen Schluck und wischte den Schaum mit dem Ärmel weg: "Ich fühle mich beobachtet. Alle starren uns an."

"Gäste in eurem Alter sind selten. Meist kehren Soldaten ein, manchmal auch Arbeiter, die zur Mine wollen. Es ist tagsüber ruhig hier. Nachts aber ist an Schlaf kaum zu denken. Ich habe uns übrigens Essen bestellt." Der Detektor sah sich um und lehnte sich zurück: "Wir müssen mehr über die Mine erfahren, vor allem, mit was wir zu rechnen haben. Gerüchte gehen um, aber damit allein kann niemand planen. Habt ihr Ideen?"

"Ich fürchte mich." Kira sah sorgenvoll in die Runde und sah, dass zwei weitere Gäste eintraten, die lange Dolche bei sich trugen, aber schnell in einer der hinteren Ecke verschwanden. "Ich finde diesen Ort unheimlich und ich muss an den Kampf gegen die Söldner denken. Wie leicht hätte da etwas passieren können. So eine Mine ist doch gut bewacht? Was wird dort eigentlich abgebaut?"

"Hauptsächlich Eisenerz. Kopal natürlich auch. Vorsicht ist enorm wichtig. Wir müssen herausfinden, wer in der Mine arbeitet, wieviele Wachen zur Verteidigung eingesetzt sind."

Während sie sprachen, brachte der Wirt eine üppige Platte mit Fleisch, Brot und Gemüse. Etwas Käse war auch dabei.

"Haut gut rein, dann schlaft ihr besser", sagte er und lächelte. Ihm fehlten einige Zähne. Seine Hände waren mit Narben übersäht.

"Was wird hier bewacht, guter Mann?", fragte Trickser. "Das ist doch das Dorf der Wächter, oder? Gibt es hier Schätze?"

Schallendes Gelächter ertönte von allen Seiten. "Das würde ich auch gerne wissen," fügte Ingwer hinzu. "Sonderlich viel bewachenswertes habe ich nicht gesehen."

Einer der übrigen Gäste, ein stämmiger, leicht buckliger Mann, der mit einem Gehstock den Boden bearbeitete, setzte sich an ihren Tisch. Seine dunklen Augen wirkten sehr wach. Schwielige Hände verrieten, dass er körperliche Arbeit gewohnt war.
"Ihr seid nicht von hier, was. Kun ist mein Name. Bin der Älteste hier." Er faltete seine knorrigen Finger.

Kira musterte ihn aufmerksam. Wie der Älteste sah er nicht aus.
"Schätze gibts nur in der Mine. Schön, wenn wir welche hätten. Was Jungs?"

"Und Mädels auch, Du ignoranter Tölpel," krächzte eine alte Frau aus dem Raum, der eine Küche sein musste.

"Ja, Hilli. Ist ja gut." Er wandte sich kopfschüttelnd wieder den Suchern zu: "Wir bewachen hier nichts, müsst ihr wissen. Nicht die Berge, die können gut auf sich selbst aufpassen. Nicht die Bauern, von denen es hier nicht mehr viele gibt und auch kein Gold oder was auch immer. Wir wachen, weil wir nachts nicht schlafen können."

Daher auch die eingefallenen Augenhöhlen, dachte Kira. Zum Glück schlief sie meistens gut. Irgendetwas an Kun machte sie nervös. Dann bemerkte sie, dass seine Augenlider alle paar Sekunden für einen Atemzug rasend schnell flatterten. Wie der Flügelschlag eines Spatzen. Verwirrt sah sie woanders hin. Der alte Mann fuhr fort:

"Ihr wisst schon, wo ihr hier seid? Oder hat euch das euer weitgereister Begleiter nicht verraten?" Er zog die Augenbrauen hoch.

"Natürlich hab ich das, Kun."

"Dachte ich mir." Er taxierte mit seinen Blicken jeden der Sucher aufmerksam und atmete hörbar. "Jedes Mal, wenn die Nacht am tiefsten ist, schlagen Blitze in den Kopalberg ein. Wer zu dieser Zeit in den Straßen steht oder hinaussieht, könnte meinen, es wäre Tag. Aber die Helligkeit ist nicht das Problem. Das krachen, knistern und bersten ist es, dass uns zu schaffen macht. Seit Jahr und Tag, solange ich denken kann."

Kira sah, dass die übrigen Gäste zustimmend nickten. Kun drehte geschickt eine Münze zwischen seinen Fingern, ehe er fortfuhr.
"Wir sind Wächter, weil wir nachts wach liegen. Ob ihr das glaubt oder nicht: Die meisten wollen trotz Schlaflosigkeit nicht hier weg." Er lächelte, als hätte er einen guten Witz erzählt.

Jack schnaubte: "Wer würde so etwas freiwillig mitmachen? Vor längerer Zeit habe ich in einer Mühle geschlafen, nahe des Mahlwerks. Das war schon eine Zumutung. Aber das hier?"

Ein anderer Gast mit dichtem Schnauzbart und dicht gewebtem Hemd meldete sich zu Wort: "Sieh uns an, junger Mann und sage mir, was Dir auffällt."

Jacks Antwort fiel wenig überraschend aus: "Ihr seid alle alt. Ziemlich alt."

"Ganz genau. Da hast Du den Grund."

"Leben die Menschen hier länger als sonst üblich? Der älteste Mensch den ich kannte, war der Vater meines Vaters. Er wurde 60 Jahre alt." Kira empfand dies als erstaunlich hohes Alter.

Kun stand unvermittelt auf und drehte sich zu den anderen Gästen um: "Kommt. Erlauben wir uns den Spaß. Wer älter als 60 Jahre ist, schwingt seinen Hintern hoch. Hilli steht schon, die zählt nicht."

Während ein herzliches 'Idiot' aus der Küche erscholl, erhoben sich alle Anwesenden bis auf einen.

Kun lächelte mild und deutete mit dem Kopf auf den Sitzenbleiber: "Vinn ist erst Anfang 50 müsst ihr wissen." Der Angesprochene nickte knapp.

"Das ist unglaublich," sagte Ingwer leise und sah sich erneut um, als ob sie Trugbilder verscheuchen wollte.

"Das ist es", sagte Vier, "aber sie alle zahlen einen hohen Preis dafür. Wie hoch der ist, werdet ihr heute Nacht spüren. Kun, wir würden gerne etwas essen und brauchen Zimmer für die Nacht. Wäre das möglich?"

"Natürlich ist es das. Zu dieser Jahreszeit und auch sonst haben wir wenig Gäste." Er senkte die Stimme etwas, nachdem er sich versichert hatte, dass die übrigen Unterhaltungen fortgesetzt wurden: "Was führt euch an diesen unwirtlichen Ort, Detektor? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr den Herrschaften die große weite Bergwelt zeigen wollt."

Vier musterte ihn abschätzend. Kira sah ihm an, dass er überlegte, wie vertrauensselig der Älteste war. Sie beschlich ein ungutes Gefühl, konnte aber nicht sagen, woher es kam. In Gesichtern zu lesen, fiel ihr meist schwer.

"Wir sind auf dem Weg nach Süden und wollen den Eulenpass nehmen. Sehr weit ist es nicht mehr, aber zu weit für den heutigen Tag."

"Den Eulenpass? Soso. Geheimnistuerisch wie eh und je. Aber was solls."

Das Essen wurde gereicht, was für Kun Anlass genug war, sich zu verabschieden. Die Sucher aßen mit großem Appetit. Ingwer war als erste fertig. Kira fiel auf, dass sie nervös war, denn ihre Finger bearbeiteten den Löffel unaufhörlich. Irgendwann sagte sie: "Der Ort hier macht mir Angst. Es ist, also ob irgendetwas versucht, mich zu besitzen."

Vier zögerte, bevor er antwortete: "Die Kraft dieser Gegend ist es, die Du spürst. Sie wohnt in allem, in Menschen, in Dingen und in der Natur. Sie verändert, was sie berührt. Dass Du sie spürst, scheint mir ein Zeichen zu sein. Vielleicht hast Du die Fähigkeit, dich nicht von ihr beeinflussen zu lassen. Ich selbst merke gar nichts."

"Ich auch nicht", sagte Trickser. Auch Kira und Jack hatten nichts mitbekommen.

"Bist halt ein Sensibelchen", flachste Jack und erschrak, als Ingwer ihm unter dem Tisch einen Tritt verpasste.

"War nicht ernst gemeint, kennst mich doch."

"Ja, ich weiß. Aber ich fühle mich hilflos, weil ich Dinge tun kann, die ich nicht beherrsche. Hier isr es eher umgekehrt. Als ob mein Körper mir Streiche spielt."

Vier bedeutete den Gefährten, leiser zu sprechen: "Muss ja nicht jeder mithören, der noch kann. Einige dürften schon halb taub sein. Zur Sache. Ich habe euch das noch nicht erzählt, aber in Khoor hat man sich darüber Gedanken gemacht, wie das, was Sucher können oder lernen, einzuordnen ist."

"Das klingt ja spannend", nörgelte Trickser und gähnte herzhaft. "Ich weiß, was ich kann oder worauf läuft das hinaus?"

Jack wurde wütend: "Halt dich zurück, ja? Kann ja nicht jeder so ein Könner sein wie Du!"

"Hört auf zu streiten. Ich bin hundemüde und kann so etwas jetzt nicht haben. Geht nach draußen, wenn ihr Ärger abladen wollt."

Kira wäre fast geplatzt. Was bildet sich dieser Neuankömmling ein? Aber es musste ja einen Grund haben, warum er als Sucher nicht in Frage kam. Vielleicht war er faul.

Vier richtete sich etwas auf: "Nichts dergleichen werdet ihr tun. Ich bin zwar nicht euer Mentor, sehe es aber trotzdem als meine Pflicht an, euch etwas beizubringen, damit ihr irgendwann alleine klarkommt. Die Zeit die wir haben ist endlich. Verschwendet sie nicht mit sinnlosen Streitereien."

Tricksers Wangen hatten sich dunkelrot gefärbt. Er starrte auf das flackern der Kerze, verschränkte die Arme und wartete. Jack schnaubte kurz und murmelte etwas, das wohl eine Entschuldigung sein sollte.

Vier winkte dem Wirt, machte eine merkwürdige Geste und der Angesprochene kam kurze Zeit später mit einer geschwungenen Pfeife wieder. Als der Detektor sie angezündet hatte, roch es nach feuchter Erde und Beeren.

Der Abend verging wie im Flug. Vier bat die Sucher, genau hinzuhören, denn sie wussten immer noch zu wenig darüber, was in der Mine vor sich ging. Sie schnappten Gesprächsfetzen auf, sprachen aber auch selbst mit Neuankömmlingen über dieses und jenes. Kun war früh gegangen und ließ sich auch nicht mehr blicken, dennoch waren sie vorsichtig und verrieten nicht, was sie vorhatten.

Sie fanden heraus, dass die Mine bewacht wurde, aber da die Silberadern versiegt waren, habe sich die Zahl der Wachmänner stark verringert. Die langen Tunnel waren beleuchtet und bildeten ein dichtes Netz, in dem sich leicht verirren konnte, wer keine Karte oder andere Hilfsmittel zur Hand hatte.  Ein paar Bauern, die im Umland wohnten, versorgten die Arbeiter und Soldaten mit Nahrung und wurden dafür gut bezahlt.

Schließlich gingen sie auf ihre Zimmer, die sehr geräumig und sauber waren. Die Einrichtung wirkte spärlich aber stabil. Neben jedem Bett stand ein Beistelltisch mit einer brennenden Kerze, darunter eine Schüssel mit Wasser. Es roh nach Stroh, frischem Wachs und Öl.

Die Nacht war laut und trotz der dicken Fensterläden sehr hell. Ständig krachte und donnerte es. Kira, die kaum ein Auge zu bekam, sah sich das gespenstische Schauspiel an. Sie hatte Glück, denn ihr Fenster öffnete sich in Richtung der Berge im Südosten. Baumdicke Blitze zuckten wie entfesselte Dämonen aus dem Himmel hinab und tauchten die Spitze des Berges in weißes Licht.

Minutenlange Stille begleitet von tiefster Dunkelheit folgte, die immer wieder abrupt endete und alles von neuem begann. Kira empfand den Berg als einen feindseligen Ort. Als ob die Götter ihrem Zorn dadurch Ausdruck verliehen, dass sie Stück um Stück das enorme Massiv abtrugen, um den Kern eines dunklen Übels freizulegen. Fasziniert und etwas verängstigt versuchte sie zu schlafen, mal gelang es ihr, mal nicht. Bilder ihrer Familie tanzten vor ihrem inneren Auge und sie waren es auch, die sie zur Ruhe kommen ließen.

Ausgeschlafen war von ihnen am Morgen niemand. Sie trafen sich in der Stube und ohne viel sagen zu müssen, wohl nur aufgrund eigener Erfahrung und ihres offensichtlich unausgeruhten Zustandes brachte der Wirt ein starkes Gebräu, das nach Alkohol und etwas bitterem roch. "Hier. Der geht aufs Haus. Ist ja eure erste Nacht hier und ich möchte ja, dass ihr wiederkommt." Er zwinkerte und verschwand in der Küche. Es schmeckte wie Dung, fand Kira, wärmte aber die Glieder und langsam kehrten ihre Lebensgeister zurück.

"Sie nennen das Wildbeergrog und hier in der Gegend kennt es jeder. Es würde Tote aufwecken, wenn sie trinken könnten." Vier schien guter Dinge zu sein, obwohl er ebenso müde war.

"Ich habe uns was organisiert," rief Trickser, der aus der Küche kam und demonstrativ zwei Beutel hochhielt, in denen sich wohl Proviant befand: "Das sollte für eine längere Reise reichen," fügte Jack hinzu und sagte dies lauter als gewöhnlich.

Sie brachen bald auf. Bis zur Mine waren es zwei Stunden Fußmarsch. Das Gelände wurde felsiger und sie kamen immer langsamer voran. Vor allem Jack machte die Kletterei zu schaffen. Begleitet von einem fast wolkenlosen Himmel führte sie der nahezu unbefestigte Weg immer tiefer in das Massiv hinein.

Ingwer ging mit Vier voran. Die anderen hatten Mühe, hinterherzukommen. Tiefe Müdigkeit hatte sich ihrer bemächtigt und die Beine schwer gemacht. Nach kurzer Zeit  durchquerten sie eine ausladende Senke, die zu beiden Seiten von hohen, überwölbenden Steinwänden begrenzt wurde. Sie wirkten irgendwie bedrohlich, als ob sie jeden Moment über ihren Köpfen zusammenbrechen.

Trickser durchbrach die Stille und sorgte für etwas Ablenkung: "Ein übel betrunkener Kerl hat gestern was von einem Geheimgang gefaselt. Hab das nicht erwähnt, weil er voll blau war. Vielleicht ist da ja was dran."

"Das sagst Du uns jetzt?" Ingwer blieb abrupt stehen.

"Naja, ich dachte er erzählt Unsinn."

"Ich hätts wohl auch nicht geglaubt," sagte Jack. "Mit Betrunkenen kenne ich mich aus," fügte er verbittert hinzu.

"Hat er noch etwas gesagt?" Während Vier das fragte, erreichten sie das Ende der Senke. Der Pfad windete sich von hier an der Seite des Berges hoch. Wo er endete, war nicht zu erkennen.

"Nein, nichts. Ich musste versprechen, ihm etwas abzugeben, falls wir auf Schätze stoßen."

"Was wir natürlich tun werden, denn auch ich habe von einem weiteren Eingang gehört. Wir müssten den Mineneingang bald sehen können. Weit kann es nicht mehr sein." Vier stützte sich auf seinen Stab, während er den fast schwarzen Steinpfad hochging.

Es war, wie er vermutet hatte. Sie erreichten ein kleines Tableau, das einen atemberaubenden Anblick bot. Tief unten sahen sie den Fluß wie er sich auf seinem Weg in das Landesinnere an den Ausläufern des Berges entlangwand. Links von ihnen erstreckte sich eine gigantische Ebene, die aussah, als wäre sie den Alpträumen eines Dämons entsprungen. Dunkle Asche und Geröll bildeten kleinere Erhebungen, manche sahen aus wie Wellen, die in einem schwarzen Baumgerippe und kleinere Sträucher waren alles, was dort wuchs. Irgendetwas hatte eine kleine Furche im Boden hinterlassen. Diese endete an einem dunklen Loch, dass in das Innere des Berges hineinführte und von zwei unauffällig gekleideten Personen bewacht wurde. Ob sie Waffen trugen, war auf diese Entfernung nich zu sehen.

"Einfach reinmarschieren wäre unklug," sagte Jack. "Wir könnten sie vielleicht ablenken, aber sehen würden sie uns trotzdem viel zu früh."

"Seht mal. Der Pfad verzweigt sich dort hinten. Vielleicht führt er auf die Rückseite des Berges." Ingwer deutete auf einen weiter entfernten Punkt rechts von ihnen.

"Wir gehen dorthin. Mit etwas Glück finden wir etwas, das uns hilft." Vier stützte sich auf seinen Stab und ging voran, wobei er darauf achtete, dass die Wachen sie nicht sehen konnten.

In Schlangenlinien ging es rauf und runter bis der Pfad auf einen Platz führte, dessen Südseite von einer steilen, glatten Wand, die fast senkrecht in den Himmel ragte, begrenzt wurde. In einigen Metern Höhe befand sich ein grob gehauenes Loch, durch das ein Mensch bequem in das Innere des Berges gelangen konnte. Auf dem Felsboden darunter türmten sich Erd- und Geröllmaßen auf, deren Ausläufer sich über den ganzen Platz verzweigten. 

"Ob das unser Geheimgang ist?", rätselte Kira, ohne wirklich mit einer Antwort zu rechnen.

"Hier laden sie Teile des Schutts ab. Der Gang führt sicher in die Mine," sagte Trickser. "Hat jemand eine Idee, wie wir da hoch kommen?"

"Wenn es hier Pflanzen gibt könnte ich probieren, sie hoch wachsen zu lassen. Ob ich das schaffe, weiß ich nicht. So etwas habe ich noch nie probiert." Jack kratzte sich am Kopf und wirkte verunsichert.

"Das ist unsere Chance, Jack. Du musst es einfach versuchen," ermutigte ihn Ingwer. "Ich muss wissen, was da drin vor sich geht."

Kira hatte bei der Sache ein schlechtes Gefühl: "Was ist, wenn wir auf Wachleute treffen? Sollen wir sie dann ... töten? Mir macht das etwas Angst."

Sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Das konnte sie in den Gesichtern ihrer Begleiter ablesen. Ingwer sah unvermittelt auf ihre Füße, Jack atmete schwer. Nur Trickser schien unbeindruckt.

In Ingwers Augen blitzte ein Funken Zuversicht auf: "Ich frage mich, ob sie uns verschonen würden? Sie kennen uns ja nicht. Vielleicht lassen sie uns in den Schächten arbeiten, statt uns umzubringen."

"Wir sollten versuchen, sie zu überwältigen. Unnötiges Blutvergießen muss nicht sein. Deine Idee in Ehren Ingwer, aber Steine aus den Gängen hauen werden wir nicht. Was immer hier geschieht, ist nicht für fremde Augen bestimmt und Mitwisser werden sie nicht gehen lassen," sagte Vier.

Kira nickte schwach. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, das Leben eines Menschen zu beenden. Was Ingwer durchmachte, musste schlimm sein, zumal sie eine geliebte Person verloren hatte. Wenn es sein musste, würde sie statt des Todes das Leben wählen.

"Ich werd mal nach etwas suchen, dass wachsen kann. Helft mal mit, dann geht es schneller. Gut wäre ein Baumtrieb oder etwas ähnliches." Jack ließ seinen Rucksack zu Boden sinken und fing an, die Geröllberge abzugehen. Die anderen halfen mit und nach kurzer Zeit steckte ein Setzling im Boden unterhalb des Loches.
"Drückt mir die Daumen, ja", sagte Jack und fing an.

Jack konnte die Lebensader des jungen Baumes spüren und konzentrierte sich darauf, ihn kräftig und stabil werden zu lassen. Er fühlte in sich eine wohlige Wärme die schnell in glühende Hitze überging und ihm den Atem raubte. Er sank zu Boden und stützte sich auf seine Arme , so dass er keinen Gedanken mehr darauf verwenden musste, sich aufrecht zu halten.

Er spürte eine Hand auf seinem Rücken, die er abschüttelte. Schwindel überkam ihn aber er sah, dass die kleine Pflanze zu wachsen begann. Je mehr sie in die Höhe schoß, desto schwächer fühlte er sich, so als ob seine Energie in die Blüten und Verästelungen überging und sie leben ließ.

Sein Blick wurde immer trüber, kaum noch war auszumachen, ob der Stamm hoch genug war. Seine Finger krallten sich wie von unsichtbaren Kräften gelenkt in das Gestein, beide Hände wurden feuchtwarm, ein umbändiges Tosen und Rauschen in seinem Kopf schwoll an und verebbte. Dann wurde er ohnmächtig.

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