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19. Ein Anrecht

Osmann nickte.

"Meine Adoptivtochter. Eleanora. Kaum siebzehn Jahre alt als Sangai sie geraubt, vergewaltigt und geschwängert hat. Tristan und Cataleya haben mir geholfen sie zu befreien und erst danach haben wir herausgefunden, dass...du da warst." Osmann schenkte ihm einen abwertenden Blick.

"Ich habe sie gebeten, die Schwangerschaft abzubrechen und dem Samen dieses Monsters kein Wachstum zu gestatten, doch Eleanora...sie wollte dich.", Kopfschüttelnd lächelte er, "sie konnte so stur sein."

Vincent blickte in das Gesicht des Mädchens und beinahe konnte er die Entschlossenheit in ihren Zügen sehen.

"Ich habe ihr alles gegeben, auch meine Akzeptanz dir gegenüber. Sie war glücklich..du hast sie glücklich gemacht und mehr wollte ich nicht.", hauchte Osmann zerknirscht. Mit neu entfachter Wut wandte er sich an Vincent.

"Zwei Jahre nach deiner Geburt hat Sangai meine Tochter töten lassen. Dieser Feigling war wegen irgendeiner geschäftlichen Angelegenheit wütend und hatte beschlossen mir mit dem Verlust meiner Tochter eine Lektion zu erteilen. Von dir hatte er immer noch keine Ahnung."

"Wer sind die Leute an die ich mich erinnern kann. Die Menschen, die ich meine Eltern nannte?", fragte Vincent energisch. Osmann blickte ihn mit gleichgültiger Miene an.

"Pflegeeltern. Ich kann mich an ihre Namen nicht erinnern, aber ich habe dich ihnen übergeben nachdem Eleanora...Ich konnte dich nicht länger in meinem Haus ertragen! Alles an dir erinnerte mich daran was dein Vater mir genommen hat." Pflegeeltern also. Vincent versuchte sich an ihre Gesichter, ihre Wärme zu erinnern, doch einen Unterschied zu richtigen Eltern hätte er nicht bemerkt. Er war trotz allem geliebt worden.

"Was ist dann passiert?", forderte er mehr Informationen. Osmann mied seinen Blick.

"Sangai fand heraus, dass du sein Blut bist und dass er begonnen hatte zu altern. Er ließ deine Pflegeeltern töten und raubte dich wie zuvor deine Mutter."

"Und du hast das zugelassen?", empört verschränkte Vincent die Arme. Osmann zuckte übertrieben gleichgültig mit den Schultern.

"Du bist sein Sohn. Er hat ein Anrecht auf dich."

"Nein, das hat er nicht. Außer einer gewaltsamen Samenspende hatte er nie etwas mit meinem Leben zu tun und du hättest das wissen müssen. Du hättest mich beschützen müssen, wie zuvor Eleanora es getan hat. Du hättest uns beide beschützen müssen. Stattdessen vergräbst du dich in dummen Genetikfragen. Ich war dein Enkelkind und du hast mich kampflos deinem schlimmsten Feind überlassen, obwohl du wusstest wie er mich behandeln würde."

Wütend atmete er tief ein und aus. Sein Herz brach für seine junge Mutter und das unschuldige Kind das er einst gewesen war. Sein Gegenüber sah in stumm an, ließ ihn den Schmerz fühlen ohne den Versuch zu unternehmen seine Qualen zu lindern.

"Warum?..Warum hat er mich nicht geliebt? Ich habe alles getan was er wollte, ich habe mein bestes gegeben!"

"Selbst dein Bestes wäre nie genug. Du bist eine ständige Erinnerung an seine Sterblichkeit. Ein Symbol für seinen kommenden Tod. Nur der Wunsch eines jeden sterblichen Menschen etwas von sich auf diesem Planten zu hinterlassen hat dich vor einem schnellen Tod bewahrt. Liebe konnte dieser Mann dir nicht geben, aber er konnte dich formen und sicherstellen dass sein Name unsterblich bleibt."

Vincents Kopf pochte schmerzhaft. Er hatte von Sangai nur Grausamkeit, Ungeduld und Zorn erfahren und würde sich hüten diese Charaktereigenschaften seinen Kindern weiterzugeben. Er würde auch diesen Namen niemals wieder erwähnen. Sangai würde sterben und wenn es nach Vincent ginge, nichts hinterlassen.

"Ich habe mich gegen ihn entschieden und damit ist sein Plan hinfällig. Ich werde nicht wie mein Vater. Ich werde ein besserer Mann sein und die Frau, die ich liebe retten. Also frage ich dich noch mal, dieses Mal als Teil deiner Familie, hilfst du mir Eliza zu befreien?" Osmann sah ihn nachdenklich an und nickte schließlich.

"Du bist Eleanora zu ähnlich. Stur bis aufs Blut. Was brauchst du von mir?"

"Ich muss Elizas Eltern finden. Mit ihnen komme ich durch die Tür seiner Festung."

"Du willst sie ihm anbieten? Zum Austausch?" Nickend strich Vincent über seine Haare. Er konnte sich an jeden Flur in Sangais Festung erinnern, war er doch oft genug zum Putzen bestraft worden. Wenn sie schnell waren, konnte sie sich aus dem Gebäude schleichen.

"Ja und nein. Sangais Festung ist von außen nicht zu überwinden. Und nur für Cataleya und Tristan würde Sangai seine Türen öffnen. Mit ihnen kommen wir rein. Mit ein bisschen Schauspielerei und Improvisation schaffen wir es raus." Osmann zog die Augenbrauen hoch.

"Du hast hoffentlich einen besseren Plan als Schauspielern und Improvisieren."

"Naja Glück bräuchten wir auch noch." Seufzend schüttelte Osmann seinen Kopf.

"Genau wie deine Mutter." Vincent konnte ihm diese Reaktion nicht verübeln. Sein Plan war noch nicht ganz ausgereift, aber er war sicher, wenn die Zeit gekommen war, würden alle Puzzleteile an ihren Platz fallen. Osmann nahm einen Stift und Papier aus einer Kommode unter dem Ölgemälde. In feiner Schrift schrieb er etwas darauf und reichte es dann an Vincent weiter.

"Das ist ihre Adresse. Tristan hat sie mir für absolute Notfälle gegeben." Unsicher starrte Vincent auf die Buchstaben. Island, unweit der Hauptstadt.

"Weißt du wieso sie verschwunden sind?"

"Nein, das haben sie mir nie gesagt. Mich erreichte vor etwa zwanzig Jahren bloß eine Nachricht. In ihr stand, dass es Eliza gab und ich mit ihrem Besuch irgendwann rechnen sollte. Hast du einen Weg nach Island?" Kopfschüttelnd verneinte Vincent und sah bereits das Angebot zu helfen in Osmanns Augen. Schneller als ihm lieb war, wurden Reisevorbereitungen getroffen. Osmann bat ihn im Salon zu warten und unsicher nahm er auf der Coach Platz. Wie überall in dieser Villa war auch im Salon Osmanns Vorliebe für Gold und Luxus zu erkennen.

Vincent fühlte sich nicht wohl. Es kribbelte ihn in den Füßen weiterzureisen und endlich Elizas Eltern zu finden. Nerve brachte ihm neue Kleidung und einen Korb mit Vorräten auf das Zimmer. Mit keckem Lächeln im Gesicht sah sie ihn an.

"Schade, dass du so schnell wieder verschwinden musst. Wo ist eigentlich die kleine Dolmetscherin und Kerem? Ich dachte sie würden dich begleiten." Unterschwellig nahm Vincent Sorge wahr und beschloss ehrlich zu antworten.

"Bei der Flucht vor Sangai haben wir uns getrennt. Ich hoffe sie wurden nicht erwischt, aber genau kann ich es dir nicht sagen. Falls nicht, wird Kerem bei Nicole sein." Nerve verdrehte die Augen, ärger stand in ihren glatten Zügen.

"Nicole...ich weiß nicht was er an ihr findet."

"Ich glaube er liebt sie. Ein Warum wird ihn nicht interessieren." Das Herz war unergründlich. Vincent konnte selbst nicht festmachen warum er Eliza liebte, aber er spürte es ganz deutlich. Die junge Frau vor ihm bekam wütende rote Wangen und verschränkte die Arme.

"Liebe? Als wüsste er was liebe ist. Er jagt einem Hirngespinst nach, dem Phantom einer unerreichbaren Frau anstatt..." Nerve stoppte sich und sah zu Boden. Es war offensichtlich, dass an dieser Geschichte mehr dran war. Ihrer Körperhaltung und den Worten nach zu urteilen, hätte Vincent auf eine unerwiderte Liebe getippt.

"Egal. War schön dich wiederzusehen.", meinte sie bekümmert und verschwand wieder aus seinem Sichtfeld. Vincent sah ihr voller Mitgefühl nach. Die Liebe war nicht einfach. Etwas überfordert sichtete er die Gegenstände die Nerve ihn gebracht hatte und packte alles ein. Schnell zog er sich um und wartete Aufbruch bereit auf Osmanns Zeichen.

Vor seinem geistigen Auge sah er seine Mutter. Er konnte ihr Gesicht nicht vergessen. Auf dem Gemälde hatte sie so jung gewirkt. Er wünschte sich sehnlichst sie gekannt zu haben, denn sein Gedächtnis hielt keine Erinnerungen an die Unbekannte.

Sie war der Vergesslichkeit anheimgefallen und in diesem Moment schwor Vincent sich, dass er ihren Namen, ihre Geschichte niemals vergessen würde. In seinem vernarbten Herzen sollte sie zur Ruhe kommen. Und Sangai...alleine sein Name löste eine nie gekannte Wut in ihm aus.

Er war nicht der jähzornige Typ, hielt sich selbst eher für besonnen und optimistisch, doch Sangai brachte das schlimmste in ihm zum Vorschein. Dieser Mann hatte seiner Mutter Unverzeihliches angetan und nun quälte er Eliza. So durfte diese Reise nicht enden. Still trat Osmann in den Salon und blieb vor Vincent stehen.

"Es ist alles vorbereitet.", meinte er ruhig und wartete auf Vincents Reaktion. Nickend stand dieser auf und folgte Osmann, gekleidet in schwarzen Jeans und blauem Hemd, zum Haupteingang des Anwesens.

"Ich fahre dich zum Flughafen. Komm.", sagte Osmann mit leiser, kraftloser Stimme. Irritiert warf Vincent ihm einen Seitenblick zu. Irgendwie schien Osmann nachdenklich und bedrückt.

Da war weder Spott in seinem Schritt, noch Arroganz in seinen Schultern. Woran dieser gar plötzliche Umschwung im Verhalten des großen Abdel Osmanns zurückzuführen war, konnte Vincent sich nicht vorstellen. Seine Worte konnten es kaum gewesen sein.

Osmann schien nicht als hätte er ihnen großen Wert beigemessen. Unsicher beschloss Vincent seine Beobachtungen für sich zu behalten und kein Kommentar abzugeben. Schweigsam fuhren sie daher zum Flughafen und erneut sah Vincent sich einem schicken Privatjet gegenüber. Diese Art des Reisens wurde offenbar zur Gewohnheit.

"Dein Flug geht Non-Stopp nach Island.", Osmann blickte ihn mit verschränkten Armen an. Vincent wusste nicht so recht, was er nun sagen sollte. Der Mann vor ihm war nicht mit ihm verwandt, sie hatten nicht dasselbe Blut, er war nicht bei ihm aufgewachsen, es gab keine Verbindung zwischen ihnen, dennoch konnte Vincent nicht umhin sich ihm verbunden zu fühlen.

Trotz Osmanns leichtsinnigen, rücksichtlosen Verhaltens hatte er Eleanora seine Tochter genannt, er hatte sie geliebt. Sie war ihre Verbindung und egal wohin die Welt ihn auch trieb, diesen Anker konnte Vincent nicht leugnen. Aber war er bereit seinem Großvater zu verzeihen?

Zorn köchelte weiterhin in seiner Brust, entscheidende Worte waren nicht ausgesprochen worden. Osmann schien diese Tatsache zu spüren und strich sich unsicher über das markante Kinn.

"Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Der Größte war dich im Stich zu lassen. Eleanora wäre enttäuscht von mir, sie hat immer an das Gute in mir geglaubt und kaum war sie weg, wurde ich kalt. Ich habe nie jemanden so sehr gehasst wie deinen Vater. Und ich habe geglaubt über diesem leichtsinnigen Gefühl zu stehen, doch Sangai hat etwas in mir aufgebrochen, das ich niemals für möglich gehalten hätte. Ich hasse ihn. Aus tiefsten Herzen. Und dieser Hass hat mich einen unverzeihlichen Fehler begehen lassen. Ich habe eine furchtbare Entscheidung getroffen. Eine dumme Entscheidung. Alles was ich dazu sagen kann...", er seufzte gequält, "es tut mir leid, mein Junge. Ich hätte stärker sein müssen. Aber ich war es nicht."

Verwundert dachte Vincent über diese Worte nach. Stärke...genau dasselbe hatte er sich ebenfalls vorgeworfen, als Eliza verschleppt worden war. Er hätte stärker sein müssen..aber sie waren alle nur Menschen. Manchmal reichte Stärke alleine nicht aus um über die eigenen Gefühle, die schwierige Situation oder das Schicksal zu herrschen.

Manchmal machte man Fehler. Vincent sah in das Gesicht dieses jungen, alten Menschen und konnte ehrliche Reue erkennen. Sein Großvater war bereit seine Fehler einzugestehen, aus ihnen zu lernen. Und Vincent würde nicht an sinnlosem Zorn festhalten. Sanft lächelnd legte er Osmann die Hand auf die Schulter.

"Ich vergebe dir Großvater." Tränen schimmerten in den Augen des Unsterblichen als dieser Vincents Lächeln erwiderte.

"Du bist trotz Sangai ein bemerkenswerter junger Mann geworden. Eleanora könnte nicht stolzer auf den Mann sein, der aus dir geworden ist. Ich könnte nicht stolzer sein." Osmanns Worte trafen einen sensiblen Punkt in Vincents Herz und zum ersten Mal seit er ein Kind war, fühlte er sich angenommen und verstanden.

Sein Großvater schätzte ihn so wie er war. Erleichtert umarmte er Osmann und überraschte diesen damit. Nach einigen Sekunden erwiderte sein Großvater die Umarmung ungelenk.

Beinahe war Vincent versucht noch etwas mehr Zeit mit Osmann zu verbringen, doch Eliza rief nach ihm. Er musste gehen und schwor sich seinen Weg zurück zu Osmann zu finden. Zufrieden verabschiedete er sich von seiner Familie und stieg in das Flugzeug.

Osmann winkte ihm zum Abschied zu. In seinen Sessel gepresst fischte Vincent in seinem Rucksack nach etwas zu trinken und fand stattdessen Elizas goldenen Armreif. Mila war nie dazu gekommen, die Sprache auf dem Metall zu übersetzten, doch in Vincents Augen war es reine Motivation.


ELIZA
Die Tage verschwammen ineinander. Die Phasen in denen sie wach genug war um ihre Umgebung wahrzunehmen waren knapp und von Schmerzen geplagt. Niemand redete mit ihr, niemand sah sie an. Eliza fürchtete zu verschwinden. Erschöpft lag sie in dem Krankenhausbett und starrte an die Decke. Etwas anderes konnte sie nicht tun. Arme und Beine waren an das Bett gefesselt.

Als ob sie die Kraft gehabt hätte, sich zu bewegen. Neben ihr standen viele unterschiedliche Gerätschaften, die mit Kabeln und Schläuchen mit ihr verbunden waren. Das Piepsen und brummen fiel nach einer Weile nicht mehr auf. Die kahlen weißen Wände spiegelten das Neonlicht auf eine unangenehme Weise. Es roch nach Desinfektionsmittel und abgestandener Luft. Ihr Gefängnis hatte keine Fenster.

Die Tür wurde geöffnet, aber Eliza kümmerte sich nicht darum. Pflegepersonal kam und ging, doch kein Wort wurde mit ihr gewechselt. Sie ignorierten sie, also beschloss Eliza dasselbe zu tun.

Langsam trat die Person näher und blieb schließlich direkt vor ihr stehen. Es dauerte einige Sekunden bis sie realisierte wer da vor ihr stand.

"Guten Morgen, meine Liebe, wie geht es dir heute?", fragte Sangai mit breitem Grinsen. Eliza sah Rot, wütend versuchte sie nach ihm zu greifen und wurde abrupt aufgehalten. Schmerz durchzuckte sie von Kopf bis Fuß und hinderte sie mehr als die Fesseln.

Der Raum drehte sich und plötzlich fiel ihr das atmen schwer. Eliza musste sich ihre Niederlage eingestehen und ließ sich langsam zurück in die Kissen fallen. Für einige Sekunden wurde es schwarz vor ihren Augen bis ihr Körper sich von der schnellen Kraftanstrengung wieder erholt hatte.

"Du solltest dich nicht so schnell bewegen.", bemerkte Sangai, der neben ihr auf einem Stuhl saß.

"Wo bin ich?", flüsterte sie heiser. Sangai hielt ihr einen Becher mit Strohhalm entgegen. Hastig trank sie während er sprach.

"Du bist in meinem Haus. Das Heim, dass ich mir über Jahrhunderte aufgebaut habe. Es ist ein Jammer, dass du nicht mehr davon siehst. Es ist wahrlich ein beeindruckendes Bauwerk."

"Was macht ihr mit mir? Warum tut mir alles weh?", forderte Eliza. Die Ungewissheit machte sie verrückt. Sangai lehnte sich in seinem Sessel gemütlich zurück und lächelte sie an.

"Ich bin sicher du hast schon von meinem kleinen Problem gehört? Die Sache mit dem Altern."

"Ja, ich sehe auch schon graue Haare!", giftete sie und sah wie er sich eitel über die Mähne strich.

"Ja, diese Sache...ich habe die besten Genetiker in diesem Haus versammelt und sie alle versicherten mir, dass Tristan und Cataleyas DNA der Schlüssel zur Unsterblichkeit wäre. Da du unfähig warst, mir deine Eltern zu liefern, muss ich jetzt mit dem nächst besten arbeiten. Dir. Die Ärzte entnehmen dir allerlei Proben um eine mögliche rezessiv vererbte Unsterblichkeit festzustellen. Sie gehen davon aus, dass unsere Unsterblichkeit in den Genen steckt und durch komplizierte Verschlüsslungen entweder rezessiv oder dominant weitergegeben werden. Da du die Tochter zweier Unsterblicher bist, könnten sie das verantwortliche Gen schneller finden. Frag mich nicht nach den Details, ich bin kein Wissenschaftler. Ich will nur deren Ergebnis. Spritzbare Unsterblichkeit."

Erschrocken blickte Eliza über ihren Körper und sah die zahlreichen Einschnitte, Nadelstiche und blaue Flecke. Ihre bleiche Haut zeugte von Blutverlust. All diese Eingriffe schwächten sie und offenbar machte sich in dieser Situation niemand Gedanken um ihr Überleben. Die Angst zu sterben traf sie hart und unerwartet. Zittrig weinte sie, spürte die Tränen über ihre kalten Wangen laufen.

"Bitte, ich will nicht sterben.", wisperte sie und sah wie Sangai sich vorbeugte und ihr sanft über die Stirn strich.

"Und das wirst du auch nicht. Zumindest nicht bevor ich habe was ich will."


Tristan 1955 Ankara
Es war lange her, dass sie gereist waren. Und ihre erste Reise als junge Familie war nach Ankara. Abdel hatte sie eingeladen und natürlich hatte er der Verlockung seinen alten Freund wiederzusehen nicht widerstehen können.

Cataleya war ebenfalls froh über die Abwechslung und so hatten sie sich auf den Weg gemacht. Dimetra war gerade zwölf geworden und ein aufgewecktes, neugieriges Kind. Die Kriegszeit hatte sie zur Erleichterung Tristans mit einer intakten Unschuld überstanden.

Er war mit ihr nach England geflohen und hatte dort auf Cataleya gewartet während diese ihren Krieg gegen die deutsche Besatzung focht. Zu zweit hatten sie in einem kleinen Haus am Land der kriegsgeplagten Bevölkerung geholfen. Es war nicht einfach gewesen.

Viele schlaflose Nächte lagen hinter ihm. Die ständige Furcht vor dem Verlust seiner Tochter und der weit entfernten Cataleya hatte ihn zu einem überbesorgten Vater werden lassen. Die Nähe zu seiner einstigen Heimat hatte keine Bedeutung mehr. Die Welt sah anders aus, alles hatte sich verändert. Auch das Kloster in dem er einst gewohnt hatte, stand nicht mehr. Nur Cataleya war immer noch an seiner Seite.

Lächelnd sah er sie an. Der Tag an dem sie endlich zu ihnen gestoßen war, hatte ihre Familie komplett gemacht. Dimetra war zunächst etwas schüchtern gewesen, doch nun hatte das Kind seine Mutter angenommen.

"Woran denkst du?", fragte Cataleya schmunzelnd und strich mit ihren Fingerspitzen über die Blumen in Abdels Garten. Alles blühte, alles wuchs.

"Ich freue mich, dass wir zusammen sind. Es ist zu lange her, dass wir gemeinsam auf Reisen waren."

"Da hast du recht." Liebevoll schmiegte sie sich an ihn und Tristan konnte sein Herz höher schlagen spüren. Sie war so wunderschön im Sonnenlicht. Die glänzenden schwarzen Haare umrahmten ihre feinen Züge, doch es war ihr Lächeln, dass seine Welt ausmachte. Mit schnellen Schritten rannte eine atemlose Dimetra auf sie zu. Ihre langen schwarzen Haare wehten wild hinter ihr her und verstärkten die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter. Sie war mit Recep dem Sohn des Hausmädchens durch den Garten gelaufen und hatte gespielt.

"Mama, Papa, darf ich mit Recep in den Pool?", fragte Dimetra aufgeregt und sah sie erwartungsvoll an.

"Natürlich. Die Schwimmsachen sollten in unserer Reisetasche sein.", beantwortete Cataleya ihre Frage besonnen und schon war das Mädchen auf und davon. Tristan sah ihr kopfschüttelnd nach.

"Sie ist ein Wirbelwind." Cataleya grinste ihn an.

"Unser Wirbelwind."

"Hey ihr beiden, wollt ihr euch zu mir gesellen?", rief Abdel mit einem Cocktail in der Hand vom Balkon aus hinunter. Zufrieden spazierten sie durch das große Anwesen und sahen dabei einige kleinere Baustellen.

"Baust du um?", fragte Tristan und ließ sich neben seinen alten Freund im Schatten eines blauen Sonnenschirms nieder. Cataleya blieb an der Balustrade stehen und beobachtete die Kinder. Abdel nickte.

"Ja. Es wird Zeit für ein wenig Veränderung. Ich habe seit gut fünfzig Jahren nichts mehr machen lassen und es wird Zeit die neueste Technik einzubauen. Salih hat mich immer deswegen immer ausgelacht, er hat..", der Satz blieb unvollendet, Abdels Gesicht wurde von einem unglücklichen Schatten verzogen. Tiefer Schmerz triefte aus jeder seiner Poren.

Abdels Ziehsohn Salih war in den Krieg gezogen und nie zurückgekehrt. Tristans schlimmster Albtraum war für Abdel wahr geworden. Sanft legte er ihm eine Hand auf die Schulter und sah ein trauriges Lächeln über dessen Züge wandern.

"Genug von mir. Wie ich sehe habt ihr erneut ein Kind bei euch. Dem Aussehen nach ist sie euer Blut." Cataleya wandte sich ihm zu und nahm einen der Cocktails auf dem kleinen Tisch vor ihnen.

"Dimetra hat mir viele schmerzvolle Stunden während ihrer Geburt beschert, also ja sie ist definitiv unser Blut." Kurz erkannte er Neid in Abdels Augen.

"Dann freue ich mich sie hier willkommen zu heißen. Es ist zu lange her."

"Viel zu lange, alter Freund, ich habe dich vermisst.", gestand Tristan und sah ihn liebevoll an. Auch wenn sie keine Liebesbeziehung mehr teilten, war ihre Zuneigung nicht einfach verschwunden. Tristan hielt die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit in ehren.

"Ich bin froh, dass wir vorbei kommen konnten.", meinte Cataleya. Sie wusste über ihre Vergangenheit Bescheid, doch würde Eifersucht nie in Frage kommen. Sie waren zu lange ein Paar und hatten zu feste Regeln in Bezug auf andere Partner. Vom Pool aus konnten sie Recep und Dimetra lachen hören.

"Er ist ein guter Junge. Lebt er in diesem Haus?", fragte Tristan neugierig. Abdel schüttelte den Kopf.

"Ich habe es seiner Mutter in der Vergangenheit schon einige Mal angeboten, aber sie will ihn alleine großziehen. Ich werde mich da nicht einmischen, auch weil ich kein weiteres Kind in meinem Heim haben will. Nach Salih...", Abdel senkte den Blick, "will ich nie wieder ein Kind großziehen. Der Schmerz bei ihrem Verlust ist unerträglich. Mit Salih ist mein Herz gestorben."

"Sag so etwas nicht.", entgegnete Tristan und sah seinen Freund mitfühlend an. Noch zu gut konnte er sich an seine eigene Trauer erinnern. Sie war ein ständiger Begleiter, besonders wenn er an die Kinder dachte, die bereits im hohen Alter waren.

Schon bald würden sie wieder eine Nachricht erhalten, die vom Tod eines ihrer Kinder berichtete. Abdel schüttelte nur gequält den Kopf. Just in diesem Moment hockte Cataleya sich vor ihn. Ihre dunklen Augen suchten seinen Blick.

"Ich weiß, dass es jetzt weh tut, aber irgendwann wirst du wieder die Gelegenheit haben Vater zu sein und ich hoffe, dass du diesen Augenblick annimmst und dich an die wunderschöne Zeit mit Salih erinnerst. Wir müssen das Gute ehren und erinnern, niemals das Schlechte. Lass Salih nicht in schlimmen Erinnerungen untergehen.", beschwor sie ihn und schien tatsächlich Eindruck zu machen. Dankbar nickte Abdel und Tristan wusste, dass es seinem Freund gut gehen würde.

Anmerkung der Autorin: Was denkt ihr über Osmann? Ich fand es sehr spannend seine Backstory zu schreiben und die Beziehungsstränge zu verbinden.

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