Kapitel 14
„Life is a series of embarrassing moments wich leave you feeling alone in your confusion and shame." – Miranda Hart
Noch peinlicher konnte es nicht werden.
Hinter Martins schrecklicher Tante Marie Ann standen zwei Teenager-Mädchen und ein Paar, bei dem es sich wahrscheinlich um Martins Eltern kümmerte.
„Immerhin habe ich mein Versprechen nicht gebrochen."
Ich sah ihn fragend an. „Du lernst meine Eltern nicht im Bikini kennen."
Nein, es war schlimmer. Ich würde seine Eltern und seine Tante in meiner Unterwäsche kennenlernen.
„Vielleicht sollten wir wieder ins Haus gehen, damit die beiden sich anziehen können, um sich mit uns zu unterhalten."
„Mom, hatten die beiden S-E-X in dem Pool?", kreischte das Mädchen mit den braunen Haaren. Sie hatte das Wort buchstabiert, aber wir wussten alle, was es bedeutete. Ihre Schwester machte einen angewiderten Gesichtsausdruck und meine Wangen hatten sich schrecklich verfärbt.
Die Situation war gerade um einiges peinlicher geworden.
„Verschwinde, Lora", zischte Martin, der sich vor mir platziert hatte, um meinen Körper ein wenig zu bedecken. „Wir kommen gleich nach."
„Los, alle rein mit euch!" Martins Mutter trieb alle ins Haus, sodass wir uns anziehen konnten.
„Es tut mir schrecklich leid, Amélie", seufzte er. „Ich habe keine Ahnung, wie sie her gekommen sind, eigentlich müssten sie in Colorado sein. Das sind immerhin mehr als neunzehn Stunden Fahrt." Er fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare, die feucht durch das Wasser des Pools wurden.
„Du kannst ja nichts dafür", beteuerte ich.
„Aber es wäre nie dazu gekommen, wenn ich dich nicht zu diesem Schwachsinn überredet hätte", meinte er wütend. „Dabei wollte ich nur einen schönen Tag mit dir verbringen."
Ich fuhr mit meinen Fingern über seine stoppelige Wange und zwang ihn mir in die Augen zu sehen. „Der Tag ist noch nicht vorbei", lächelte ich und streckte mich, um meine Lippen auf seine pressen zu können.
„Weißt du eigentlich, wie toll du bist, Amélie", flüsterte er. „Komm, meine Hübsche, wir ziehen uns jetzt an und dann lernst du meine Eltern kennen. Okay?"
Nickend ließ ich von ihm ab und folgte ihm aus dem Pool.
„Es kann ja nur mir passieren, dass sich mein Neffe eine französische Nutte anlacht", grunzte Martins Tante abfällig. „Es ist eine Farce."
„Amélie ist keine Nutte, du alte Schreckschraube", erwiderte Martin wütend.
„Also wirklich, Marie Ann", rügte Martins Mutter.
„Benimm dich, wenn du die nächste Woche hier übernachten willst."
„Hank, sag' deiner Frau, dass sie mir nichts zu sagen hat", maulte die alte Dame, die ein wenig Extragewicht mit sich mitschleppen musste.
„Tante Marie Ann", fing Hank an. „Alice hat sehr wohl etwas zu sagen und wenn du dich nicht benimmst und nett zu Martins Freundin bist, dann wirst du dir eine andere Bleibe suchen müssen."
„Wie bitte?", kreischte die Dame. „Diese kleine Französin ist wichtiger als ich? Ich bin Familie!"
„Marie Ann, du kannst diese Ausrede nicht ständig benutzen, um dich aus einer prekären Angelegenheit rauszuziehen. Du bist sechsundsiebzig Jahre alt, also musst du wissen, wann es angebracht ist etwas zu sagen und wann nicht."
Die alte Dame murmelte unverständlich vor sich hin, bevor sie sich seufzend in die Kissen des Sofas legte.
„Es tut mir wirklich sehr leid. Ich bin Martins Mutter Alice. Das ist mein Ehemann Hank und das sind unsere beiden Töchter Nora und Lora. Tante Marie Ann haben Sie ja bereits kennen gelernt." Martins Mutter sah mich mit einem freundlichen Lächeln an, für das ich sehr dankbar war, angesichts der Tatsache, dass sie mich vor ein paar Minuten in Unterwäsche in ihrem Pool erwischt hatte.
„Ich bin Amélie", stellte ich mich vor. „Es freut mich Sie kennenzulernen."
„Ebenfalls."
„Es tut mir wirklich leid", fing Martin an. „Eigentlich sollte euer erstes Zusammentreffen nicht so stattfinden. Jetzt ist es auch egal. Ihr solltet jedoch wissen, dass ich Amélie dazu überredet habe, mit mir schwimmen zu gehen."
„Ist schon in Ordnung, Sohn", beruhigte Hank seinen Stiefsohn. „Auf diese Art werden wir unsere zukünftige Schwiegertochter sicher nicht so schnell vergessen."
Erstarrt sah ich zu Martin, der sich eine Hand in den Nacken legte, seinen Vater jedoch nicht aufklärte. Sollte ich das tun?
„Habt ihr Hunger?", fragte Martins Mutter.
„Es schmeckt wirklich sehr gut, Mrs. McAlister." Die blonde Frau hatte Lasagne für uns gemacht.
„Das freut mich, aber nenn mich doch Alice", lächelte sie und ihre grünen Augen strahlten mir entgegen. „Wie habt ihr zwei euch denn eigentlich kennengelernt?"
„Sie hat die Torte und die Cupcakes für den Geburtstag der Knox-Zwillinge gemacht", erzählte Martin. „Sie war gerade dabei zu gehen, als ich sie erblickt habe. Ganz der Gentleman, habe ich sie natürlich zur Tür gebracht, um dann das Logo der Konditorei, für die sie arbeitet, zu entdecken. Das habe ich mir eingeprägt und sobald sie aus der Tür war, habe ich nach Adresse gesucht und sie innerhalb von vier Sekunden gefunden. Eine Woche später, als ich meinen Mut zusammengenommen habe, bin ich dorthin gegangen und habe sie nach einem Date gefragt."
„Das hättest du wohl besser nicht machen sollen", schnaubte Marie Ann abfällig.
Hank ließ eine Hand auf den Tisch knallen und es wurde ganz ruhig. Sogar die Mädchen, die sich die ganze Zeit unterhalten hatten, sahen ihn nun mimt vor Schreck geweiteten Augen an. „Es reicht, Tante Marie Ann. Du kannst diese Woche auch gerne bei Phil übernachten, wenn du dich nicht benimmst."
„Entschuldige bitte, aber ein bisschen mehr Respekt gegenüber deiner alten Tante wäre vielleicht angebracht, oder etwa nicht?"
„Etwas mehr Respekt gegenüber unserem Gast wäre aber auch nicht schlecht, findest du nicht?"
„Wenn es euch hilft, dann werde ich mich jetzt auf mein Zimmer begeben und dort vor mich hinvegetieren."
„So eine Dramaqueen", murmelte Martin neben mir.
Alice fing an Teller wegzuräumen und fragte: „Wer hat Lust auf ein Eis?"
„Ich helfe Ihnen, Mrs. MacAlister."
„Danke, Amélie."
„Habe ich schon erwähnt, dass du einen wirklich entzückenden Akzent hast?", fragte Martins Mutter, als wir dabei waren die Teller abzuwaschen.
„Danke. Ihr Gast scheint da anderer Meinung zu sein."
„Marie Ann?", lachte sie. „Mach dir mal um sie keine Sorgen. Sie stammt aus dem Süden und lebt noch in den Sechzigern. Sie hat gegen alles und jeden etwas auszusetzen. Als sie mich kennengelernt und erfahren hat, dass ich bereits einen Sohn habe, hat sie mich als ‚die Nutte aus New York' bezeichnet. Hank hat dann auch den Tisch gehauen und ihr gesagt, dass es so nicht weitergehen kann. Seit dem Tag an beschimpft sie mich zwar nicht mehr laut, aber mit mir klarkommen kann sie immer noch nicht."
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