Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

17. Kapitel - Ein Leben ohne Fantasie

"Letztendlich hat jeder sein Schicksal selbst in der Hand, Lili."

"Es ist vollbracht."

Ein Satz, doch in ihm steckte ein ganzes Schicksal.

Die Buntglasgeier landeten auf Jolies Stadt. Im Nu hatten sie sie auf der Spitze des Kindheits-Höckers umzingelt.

Jolie richtete sich stöhnend auf. Sie fühlte sich, als hätte der Schlag auch sie getroffen. Ihr war schwindelig und auch ihr Kamel schwankte. Wie ein Kreuzfahrtschiff, das jederzeit untergehen würde.

"Was hast du getan?", flüsterte sie und verfluchte sich, dass ihre Stimme kraftlos klang. Sie wollte aufstehen, doch sie fiel zurück ins Gras, als hätte alle Energie ihre Glieder verlassen.

Der Teppich regte sich ein Stück neben ihr. Er hob seine Ecken und schüttelte seine Fransen, eh er sich orientierungslos in die Luft erhob. Auch Jack richtete sich auf und kam mühsam auf die Beine.

"Schicksalsschlag: Ein Schlag, der dir den Boden unter den Füßen wegreißt", sagte der Häuptling und faltete die Hände vor seiner schwarzen Kutte. "Oder in dieser Welt: Deiner Stadt die Beine."

Jolie wurde schlagartig klar, was das hieß: Ohne Beine würde ihre Stadt sofort untergehen.

Sie starrte den Häuptling an, doch sie konnte sich kaum fokussieren. Blut dröhnte in ihren Ohren, sodass ihr Kopf sich drehte. Ihre Gedanken kreisten genauso, denn ihre hunderten Fragen hatten sich gerade exponentiell in tausend verwandelt.

Ihr Kamel stieß einen klagenden Laut aus. Es war der einzige Ton auf dem Ozean, da die Geier verstummt waren. Er hallte über das Wasser und tief durch Jolies Seele.

"Du willst meine Stadt versenken?", brachte sie hervor.

Plötzlich war eine Hand da, die sie auf die Beine zog und ihr Halt gab. Jack stützte sie, doch sein Blick war auf den Häuptling gerichtet. "Das ergibt keinen Sinn! Wenn Jolies Stadt umkippt, versinkt sie im Vergessen - das, was ihr die ganze Zeit verhindert habt, wenn ich es richtig verstanden habe!"

"Das stimmt, Jolies Stadt wäre auch ohne uns untergegangen, sogar schneller", stimmte der Häuptling zu und sah ihr direkt in die Augen. "Aber: Wenn eine Stadt im Ozean versinkt, bleibt sie trotzdem unter der Wasseroberfläche stehen. Es besteht die Möglichkeit, dass sie Jahre später ohne jegliche Erinnerung rauslaufen kann, wenn die Fantasie des Menschen ausreichend neu erweckt wird. Das ist selten, aber möglich. Dann ist die Stadt leer und muss komplett neu starten, aber sie lebt", erklärte er. "Deiner Stadt habe ich diese Möglichkeit soeben genommen. Der Schlag wurde ausgeführt und es kann sich nur um Minuten handeln, bis sie zusammenbricht. Ohne Beine kommt sie niemals mehr zurück. Niemals. Ist dir klar, was das bedeutet? Keine Stadt, kein Traum, keine Fantasie - für den Rest deines Lebens."

Jolies fühlte sich, als wollte man sie zusammen mit ihrem Kamel ertränken. Doch der Häuptling war noch nicht fertig.

"Sobald sie untergeht, wirst du alles vergessen. Die Energie geht im Ozean verloren - etwas, was wir normalerweise zu verhindern versuchen, indem wir Hüter aus buntem Glas erschaffen. Doch bei dir ist es ein Opfer, welches wir eingehen müssen. Ohne Herbarien haben wir jetzt nichts, um es zu sammeln, beziehungsweise die wenigen Bücher, die wir noch besitzen, brauchen andere Städte dringender. Andere Städte, die es noch verdienen, gerettet zu werden."

Herbarien. Jolie erinnerte sich wage, wie eine kaum greifbare Erinnerung. Als sie mit dem Häuptling gesprochen hatte, hatten alle anderen Herbarianer das Lager mit je einem Buch verlassen. Es gab noch welche - wenn auch nicht viele.

Der Teppich bebte mit den Fransen. "Ich habe euch immer für böse gehalten ... aber jetzt übertriffst du das sogar! Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist. Keine Fantasie für immer?! Das ist doch kein Leben!"

"Wir sind nicht böse", widersprach der Häuptling. "Indem Jolie unser Lager vernichtet hat, hat sie das Leben hunderter Städte gefährdet. Sie ist eine Gefahr für das Land. Alles, was sie sich ausgedacht hat, oder noch ausdenken und mit ähnlichen Vernichtungsaktionen beauftragen könnte, ist eine Gefahr für das Land. Wir gehen kein Risiko ein. Wir beschützen das Land der Fantasie vor Menschen wie Jolie."

Jolie schluckte schwer. Das Schlimmste an der Aussage war, dass ihr die ersten Worte bekannt vorkamen - sie hatte einst fast dasselbe über die Herbarianer gesagt, bevor sie ihre Herbarien und das Lager zerstört hatte, um alle zu 'retten'.

Und wo hatte es sie hingebracht? Ihr Kamel zitterte auf wackeligen Beinen, sodass das Wasser gegen die Höcker schwappte und wellenartige Leere mit sich brachte. Es kämpfte gegen den Schlag an, versuchte stehen zu bleiben, doch es würde sich nicht mehr lange halten können. Alles würde verschwinden und Jolie würde nie mehr träumen können, damit keine Gefahr von ihr ausging und sie das ganze Land ins Chaos stürzte.

Sie hatte ihre Fantasie retten wollen.

Nun war sie dabei, sie für immer zu verlieren.

"Schade, Jolie." Der Häuptling stieg auf die Rücken von zwei Buntglasgeiern und erhob sich in die Luft. "Ich habe wirklich gehofft, du könntest die Fantasie deiner Kindheit wieder aufleben lassen. Das Taxi sollte eine Chance sein - und nicht dein Untergang. Als ich dich zurückschicken wollte, meinte ich es gut. Wenn du hier bist und deine Stadt versinkt ... Hoffe einfach, dass es dich noch holt, eh es zu spät ist."

Die Geier stoben auf und brachten den Häuptling fort. Zurück ließen sie eine tiefe Dunkelheit in Jolie, als das Licht der Hoffnung erlosch. Und doch gab es einen winzigen leuchtenden Funken, der niemals aufgeben würde.

Sie klammerte sich an ihn und an all die schönen Erinnerungen, die sie mit der Fantasie verband. Ihr Blick glitt über ihre Stadt. Sie spürte die Verbundenheit, die Unmengen an Erinnerungen und die Liebe zu ihrer Fantasie, die sie zwischenzeitlich aus den Augen verloren hatte. Der Funken wuchs. Er wurde zu einer kleinen Flamme.

Jolie hatte versprochen, ihre Stadt nicht aufzugeben. Und das würde sie nicht.

Gib die Hoffnung nicht auf.

Nur was konnte sie noch tun?

Sie taumelte Richtung Leinwand. Jack stützte sie, als auch ihre Beine versagen wollten. Jolie sah sich selbst, doch das war nebensächlich. Ihr Blick lag auf dem silbernen Krater im Boden, wo der Schlag wie ein todbringender Blitz eingeschlagen war.

"Was tun wir? Was tun wir?" Der Teppich kaute auf seinen Fransen und flatterte um den Krater, doch er verfiel nicht in kopflose Panik. "Wir müssen irgendetwas tun!"

Der Krater knisterte noch immer spannungsgeladen.

"Können wir es irgendwie entladen? Hilft das?", schlug Jack ratlos vor.

Jolie hielt ihn zurück, als er zu nah treten wollte. "Nicht." Sie wollte nicht riskieren, dass ihr Freund einen Stromschlag bekam.

Ihr Kamel taumelte erneut, wie eine tickende Zeitbombe. Sie spürte, dass seine Beine zitterten. Sie spürte, dass es sich wie sie an den letzten Funken Hoffnung klammerte, um ihr aller Leben zu retten - für alle, die hier waren, und für Jolie. Denn Teppich hatte recht: Ein Leben ohne Fantasie war kein Leben.

Die Bäume zitterten genauso und das Laub rauschte, als würde jemand jeden einzelnen Stamm schütteln. Die übrigen Fantasie-Wesen mussten spüren, dass ihr Schicksal an einem Wendepunkt stand, denn sie kamen aus dem Schutz des Waldes - oder sie flohen vor den Wellen, die immer höher schwappten, je mehr ihr Kamel schwankte.

Jolies Herz wurde etwas leichter, als sie sie erblickte. Sie hatten sich tatsächlich versteckt - die meisten zumindest.

Schmetterlinge in bunten Farben und verrückten Flügelformen ließen sich auf den schwankenden Ästen nieder. Eine Kolonie aus Kakao-Kaninchen hoppelte über das Gras, daneben kamen zwei verschreckte Lebkuchen-Luchse anlaufen. Sie sammelten sich unsicher rund um Jolie und den Krater an der Spitze des Höckers.

Doch nicht nur im Kindheitswald regte sich etwas. Auch auf dem anderen Höcker nahm sie eine Bewegung wahr. Zwischen den perfekt angeordneten, quadratischen Gebäuden trottete ein Hund über die schachbrettartigen Straßen, die sie noch kein einziges Mal betreten hatte, seit sie hier war. Er sprang mit einem großen Satz auf den anderen Höcker und ließ sich hechelnd neben Jolie nieder.

"Pythagoras", flüsterte sie ungläubig und streckte die Hand aus, um ihn zu streicheln. Sein Fell war genauso weich, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Jolie hatte immer gesagt, dass sie einen Hund namens Pythagoras und zwei Meerschweinchen namens Pi und Epsilon wollte. Er war hier, wie alles.

Pythagoras bellte ermutigend.

Jolie atmete tief durch und stand auf. Sie wollte mit der Hand durch ihr Haar fahren, doch ihre Finger stießen gegen ihren Zopf - den Zopf, den ihre Oma geflochten hatte.

Ich glaube an dich, Lili.

Ihre Stadt schwankte sie stark, dass jedes Erdbebenmessgerät vor Schreck umgekippt wäre. Jolie schaffte es, stehen zu bleiben. Ihr Blick glitt über alle Wesen, von denen sie sich die meisten mit ihrer Oma ausgedacht hatte. Die Wesen, die sie mit zunehmendem Alter zu vergessen gedroht hatte.

Tief in sich wusste sie, dass es nur einen Weg gab, um ihren wandernden Traum zu retten.

Der Teppich gesellte sich zu der versammelten Fantasie. Allesamt sahen zu Jolie auf - was nicht nur am Höcker-Berg lag.

Und endlich erkannte sie, was die ganze Zeit vor ihr gelegen hatte.

"Ich weiß, was wir tun", sagte sie. Auch wenn ihr Kamel zitterte und schwankte, durchspülte sie plötzlich eine tiefe Ruhe. Die Gewissheit, dass sie die Antwort die ganze Zeit gehabt hatte.

Jack, der den Krater von allen Ecken betrachtete und sich die Haare raufte, stoppte. Er blickte hoch, in seinen Augen erwachte ein Hoffnungsschimmer. "Tatsächlich?"

Ein Lächeln schlich sich auf Jolies Lippen. "Wir können vielleicht nicht verhindern, dass meinem Kamel die Beine weggerissen werden - Aber wir können dafür sorgen, dass es keine Beine mehr braucht."

"Wie?"

"Indem wir meiner Stadt endlich das Fliegen lehren."

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro