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Der Pakt

„Shh, du musst ruhig sein!"

Khamy und Jiyan versteckten sich kauernd hinter einer alten Holzkiste, als die königliche Garde, die Adeligen und die beiden einzigen Mitglieder der königlichen Familie durch den düstern, von Kerzen und Fackeln beleuchteten Flur schritten. Ritter mit funkelnden, roten oder schwarzen Rüstungen und grimmigen Gesichtsausdrücken. Frauen mit langen, kunstvoll frisierten Haaren, stark geschminkten Gesichtern und farbenfrohen Röcken. Männer gekleidet in geschmeidigem, dunklen Leder und langen Umhängen. Die Königin erkannte man immer sofort. Ihr kurz geschorenes Haar wurde von einem schlichten und doch eindrucksvollen Diadem bedeckt, sie trug ein imposantes blutrotes Kleid, hielt ein dünnes Schwert in einer Hand und strahlte eine gefährliche Aura aus. Diese Frau wollte man nicht verärgern, wenn man nicht sicher sein konnte, dass sie einem verzeihen würde. Khamy und Jiyan allerdings konnten anstellen, was sie wollten, richtige Konsequenzen würde es nicht geben. Neben der Königin schritt sie, Yuuka Aykja, die Thronerbin. Sie war noch jung, jünger als Khamy und Jiyan, die dreizehn und vierzehn Winter alt waren, aber nicht jünger als zehn, jedoch wirkte sie mächtiger als die Hälfte der Personen hinter ihr. Sie war klein, doch sie schritt erhobenen Hauptes durch den Flur, schwarzes Haar hing ihr in einem unordentlich geflochtenen Zopf über den Rücken Ihre Augen schauten starr nach vorn und sie trug, im Gegensatz zu anderen Frauen, eine schwarze Hose und ein Hemd. Sie war anders, das konnte man auf den ersten Blick erkennen.

Die Menschenmenge verschwand nach und nach im Thronsaal, in dem die allmonatlichen Versammlungen stattfanden, doch der Hauptmann der königlichen Garde blieb zurück. Nachdem die großen, eisernen Tore des Thronsaals, die über und über mit verschiedenen Mustern bedeckt waren, geschlossen wurden, wandte sich der Mann der alten Kiste zu, Kerzenschein reflektierte sich in seiner roten Rüstung, seiner dunklen Haut und seinen schwarzen Augen, die auf etwas zu warten schienen. Es vergingen nur wenige Sekunden, ehe Khamy ergeben seufzte und zusammen mit Jiyan hinter der Kiste hervortrat. Sein Vater war geduldig und würde lange warten.

„Entschuldige, Vater, ich wollte nur wissen, wie die Thronerbin aussieht", erklärte Khamy mit leiser Stimme,  doch er wusste, sein Vater würde nicht wütend werden. Diesmal log er ja nicht einmal. Der harte Ausdruck in seines Vaters Gesicht wurde weicher.

„Du hättest warten können, bis sie offiziell in den Hof eingeführt wird. Jiyan auch. Es wird einmal der Tag kommen, an dem eure Neugierde euer Ende bedeutet. Wenn ihr schon spionieren wollt, versteckt euch wenigstens so, dass man euch nicht sieht."

Nach diesen Worten ließ Khamys Vater die beiden Jungen alleine und betrat ebenfalls den Thronsaal. Nachdem die Tore sich ein weiteres Mal geschlossen hatten, verweilten die Freunde noch kurz im dunklen Flur, ehe sie sich angrinsten und in den Burghof stürmten. Sie setzten auf eine der niedrigeren Mauern, wie sie es so oft taten. Außerdem war es ein warmer Tag, was in Kiitha, einem nördlich gelegenen Land, nicht sehr oft vorkam, also brauchten sie nicht drei verschiedene Umhänge, um sich vor der Kälte zu schützen.

„Wie denkst du, ist sie so?", fragte Jiyan und beobachtete die Bediensteten, die beflissen umher rannten und alle möglichen Aufgaben erfüllten. Obwohl schon später Nachmittag war, herrschte immer noch Aufregung unter den verschiedenen Arbeitern. Yuuka Aykja, oder Tori, wie sie auch genannt wurde, war gerade erst am Hof angekommen, bis vor einigen Wochen war sie ja noch nicht einmal Thronfolgerin gewesen. Niemand wusste so genau, was passiert war, doch es gab Gerüchte, dass die Königin keine Kinder bekommen konnte, und deshalb nach anderen Familienmitgliedern gesucht hatte. Schlussendlich war es keine große Überraschung gewesen, dass die nächste Verwandte der Königin eine Tori war, ein Mitglied einer der größten und mächtigsten Adelsfamilien in ganz Kiitha.

„Sie kommt von der anderen Seite des Roten Gebirge, dort geht es unzivilisierter zu als hier in den Städten. Das heißt, sie kann höchstwahrscheinlich kämpfen. Aber man darf auch nicht vergessen, dass sie eine Tori ist, sie sollte also auch recht intelligent sein. Und auf jeden Fall ist sie mutig. Nicht jeder traut sich, das Gebirge zu durchqueren, wegen der vielen wilden Tiere und den unsicheren Wegen, weißt du", antwortete Khamy auf Jiyans Frage. Dieser nickte und fragte sofort neugierig:

„Bist du nicht irgendwie mit ihr verwandt?"

„Doch, aber nur im entfernten Sinne. Die Toris aus den Städten haben nicht wirklich was mit den Toris hinter dem Gebirge zu tun. Wir teilen nur den gleichen Zugehörigkeitsnamen."

Jiyan nickte wieder nur und ließ seinen Blick dann über den Hof schweifen. Die Sonne begann zu sinken und die Menschen verschwanden langsam aber sicher in der Burg oder unten in der Stadt. Sie gingen nach Hause, zu ihren Familien oder begannen ihre Arbeit erst jetzt. Es wurde kälter und kurze Zeit später öffnete der Himmel seine Schleusen und der Regen fiel ohne Vorwarnung in Strömen auf die Erde. Bis auf die beiden Jungen befand sich nun niemand mehr im Hof, trotzdem blieben sie auf ihrem Platz auf der Mauer sitzen. Sie wurden nicht einmal nass.

„Es wird immer leichter", stellte Khamy fest, eine Hand erhoben, um den Schutzschild aufrechtzuerhalten, den er kurzerhand erschaffen hatte. Er besaß seine Gabe schon seit seinem vierten Lebensjahr. Als seine Urgroßtante gestorben war und die schwarze Magie einen neuen Wirt gebraucht hatte, hatte er sich als würdig herausgestellt. Jeder Mensch in Kiitha hatte einen kleinen Teil Magie in sich, konnte ihn aber nicht unbedingt nutzen. Nur Wenige hatten die Fähigkeit, verbunden mit viel Training, Konzentration, Geduld und Willensstärke. Khamy und Jiyan hatten es leichter, oder schwerer, je nachdem wie man es betrachtete. Neben der Magie, die jeder besaß, gab es auch noch schwarze und weiße Magie. Diese suchten sich immer jeweils einen Wirt, der bis zu seinem Lebensende auf diese Magie zurückgreifen konnte. Khamy und Jiyan waren die momentanen Träger dieser beiden Magien. Dies brachte nicht nur das Privileg, schneller und leichter Magie nutzen zu können, sondern bedeutete auch große Verantwortung. Als Träger der Magien waren die beiden Jungen die Einzigen, die Kontakt zu den Ältesten aufnehmen konnten, den mortelleanischen Göttern, und, sobald sie alt genug waren, galten sie als Beschützer der königlichen Familie, was jetzt, wegen der Unruhen zwischen Kiitha und dem Nachbarstaat Minyamjy, eine noch größere Herausforderung werden würde.

„Sieh mal!", rief Jiyan plötzlich und deutete zu den Stalltoren, aus denen gerade eine Person auf einem Pferd hinausstürmte. Khamy wunderte sich gerade noch, wer bei diesem Regen wohl ausreiten würde, als er die Thronerbin erkannte.

„Komm schon, wir müssen ihr nach!", rief er, schnappte Jiyans Hand und zog ihn mit sich. Das war ihre Chance, Yuuka aus der Nähe zu sehen. Über die Gründe, weshalb sie nachts im Regen die Burg verließ, zerbrach er sich nicht mal den Kopf. Den Schutzschild versuchte er, so gut wie möglich aufrechtzuerhalten, doch er war abgelenkt und schon bald zerbrach sein doch fragiler Schild und die beiden Magier schafften es noch rechtzeitig zum Stall ohne nass zu werden. Khamy rannte zu seinem Pferd Hajy und stieg auf, ohne es zu satteln, sie hatten es schließlich eilig. Jiyan, der ein schlechter Reiter war, stand etwas verloren da, ehe sein bester Freund ihm die Hand reichte und auf sein Pferd aufhalf. Sie ritten los und Jiyan umklammerte Khamy wegen der Geschwindigkeit etwas zu fest. Trotz der Dunkelheit wussten sie, wo sie hinmussten. Es gab nur den einen möglichen Weg. Yuuka, die das Gelände nicht kannte, würde nicht von diesem Weg abkommen wollen, ansonsten würde sie sich im Wald, der die Burg umschloss, hoffnungslos verirren und nicht einmal den Weg zur Stadt finden, da der Weg auch zum einzigen Tor in der Mauer führte, die die Burg und das umliegende Territorium schützte.

Ohne Khamys Schutzschild waren die Jungen schnell bis auf die Knochen durchnässt und es wurde immer schwerer, sich auf dem rutschigen Rücken des Pferdes zu halten. Der Wald, der die Straße säumte, wirkte düsterer als am Tag, die Äste der Bäume schienen die Verfolger zurückhalten zu wollen. Auf einmal sah Khamy vor sich auf dem Weg ein anders Pferd stehen und brachte Hajy zum Stillstand. So schnell wie möglich glitt er vom Pferderücken und unter seinen Stiefeln spritzte der Schlamm hoch, als er am Boden aufkam. Ohne auf Jiyan zu warten lief er zu dem anderen Pferd, das leicht nervös zurückwich, als Khamy näher kam. Überrascht stellte dieser fest, dass Yuuka nirgends zu sehen war. Stirnrunzelnd drehte er sich fragend zu Jiyan um, der immer noch auf Hajy saß und ihn verwirrt und ahnungslos mit den Schultern zuckend ansah. Als Khamy sich allerdings wieder umdrehte, erschrak er.

Yuuka war wie aus dem Nichts aufgetaucht, das Gesicht halb verdeckt von ihren nassen Haar, den Mund wütend und konzentriert zu einem Strich zusammengepresst, die Augen zu Schlitzen verengt. Ihr Gesichtsausdruck war schon bedrohlich genug, doch wirklich gefährlich war der gespannte Bogen in ihrer Hand, der Pfeil auf Khamy gerichtet. Instinktiv hob er die Hände, ob er es tat um sich zu ergeben oder um Yuuka zu beruhigen wusste er selbst nicht.

„Was wollt ihr? Warum seid ihr mir gefolgt?", fragte sie misstrauisch, ihre Stimme war nur ein wütendes Knurren und ihr Blick sprang von Khamy zu Jiyan und wieder zurück zu Khamy. Dieser wusste nicht, was er antworten sollte und sah hilfesuchend zu seinem Freund, der vor Panik erstarrt immer noch auf dem Pferd saß. Schließlich brachte Khamy stammelnd eine Antwort zustande:

„Na ja, wir... wir wollten nur... wir haben uns Sorgen gemacht... also um dich... du bist einfach mitten im Regen los galoppiert..."

„Was ich tue geht euch nichts an! Reitet zurück", befahl das Mädchen, ließ ihren Bogen sinken, steckte den Pfeil zurück in den Köcher auf ihrem Rücken und wandte sich wieder ihrem Pferd zu. Sie schien ihre Gegenüber nicht als Bedrohung anzusehen und Khamy brachte das beinahe zum Lachen, da sein bester Freund und er weitaus gefährlicher waren, als man annehmen würde.

„Du darfst nicht gehen", rief Jiyan plötzlich und überraschte sowohl Khamy, als auch Yuuka, die sich beide zu dem Jungen umdrehten. Noch immer befand er sich auf Hajys Rücken, doch je länger die beiden anderen ihn ansahen, desto verschwommener wurden er und die Umgebung. Jiyans blaue Augen starrten ins Nichts, sein sowieso schon helles Haar wurde schneeweiß und um ihn herum waberte heller Nebel. Weniger als eine Sekunde lang sahen Yuuka und Khamy dieses Bild, ehe beide zur gleichen Zeit blinzelten und dann alles wieder war wie vorher, mit dem Unterschied, dass sie sich wieder im Burghof befanden, als hätten sie nie auf dem Weg im Wald gestanden.

„Was ist gerade passiert?", fragte Yuuka verunsichert und wich angstvoll einige Schritte zurück. Khamy achtete nicht auf sie, sondern betrachtete seinen besten Freund. Bisher hatte Jiyan noch nie einen größeren Zauber vollführt, da war eine Transportation, wenn auch eine kleine, eigentlich unmöglich.

„Die Ältesten, sie wollen nicht, dass du gehst, etwas Schlimmes wird sonst passieren. Du darfst nicht gehen", antwortete Jiyan auf Yuukas Frage, doch es wirkte nicht, als würde er mit jemandem reden. Nach seinen Worten schlossen sich seine Augen und er fiel von Pferd. Erst als sein Körper auf dem Boden aufschlug begriff Khamy, was gerade passiert war.

„Ist er in Ordnung? Und was sollte das mit den Ältesten?", hörte Khamy Yuuka fragen, doch wieder einmal ignorierte er sie, was sie nicht sehr glücklich machte, setze sich zu Jiyan und stellte fest, dass er zwar bewusstlos war, dieser Zustand allerdings nicht an seinem Sturz lag. Vor wenigen Minuten noch hatte der weiße Magier mit den Ältesten kommuniziert, sie hatten ihm irgendetwas gezeigt. In hunderten von Jahren war das nicht mehr passiert, die Götter suchten nur Kontakt, wenn bald etwas Großes geschehen würde. Nach dem mortelleanischen Krieg, infolge dessen der Kontinent in die Länder Kiitha und Minyamjy geteilt worden war, hatten sie sich, den Legenden entsprechend, auf die Insel der Ältesten zurückgezogen und hatten sich den Menschen seitdem nicht mehr offenbart.

„Wenn die Ältesten wirklich mit ihm geredet haben, müssen wir zur Königin, jetzt", merkte Yuuka an und sie hatte Recht. Die Königin musste hiervon erfahren, aber für heute war es zu spät. Jiyan brauchte erstmal etwas Ruhe.

„Wir gehen Morgen, ich bringe Jiyan jetzt zur Schmiede, er sollte sich ausruhen. Hilfst du mir mal?", forderte Khamy Yuuka auf, als er versuchte, seinen besten Freund auf die Beine zu bringen, was ohne Hilfe so gut wie unmöglich war. Es behagte der Thronerbin überhaupt nicht, Befehle von anderen zu erhalten und kurz sah es aus, als würde sie ihre neuen Bekanntschaften einfach im Regen stehen lassen und in die Burg zurücklaufen. Als sie dann jedoch an Jiyans andere Seite trat und ihn am Arm nahm, fühlte Khamy das erste Mal eine Art Verbindung zu dem noch fremden Mädchen.

„Warum bringen wir ihn zur Schmiede, wenn er sich ausruhen soll?", fragte Yuuka neugierig und schaute Khamy mit ihren großen, verwirrten und leicht verängstigten Augen an. In diesem Moment war sie nur noch ein kleines Mädchen, nicht mehr die Thronfolgerin, nicht mehr die mutige Kämpferin von hinter dem Gebirge, sie war ein zwölfjähriges Kind, das an einem ihm fremden Ort war und niemanden kannte, an den sie sich wenden konnten, dem sie trauen konnte. Wegen dieses Anblicks fasste Khamy den Entschluss, Yuukas Freund zu werden. Er wusste nicht, weshalb, aber er wollte sie nicht mehr alleine lassen. Vielleicht teilten sie doch eine familiäre Verbindung. Daher lächelte er sie beruhigend an und erklärte:

„Jiyan ist der Sohn des Schmieds, er lebt dort. Wärmer ist es auch und wir können etwas dableiben, um unsere Kleidung zu trocknen."

Nach diesen Worten, als hätten die Götter ihn erhört, ließ der Regen nach. Die Schmiede befand sich auf der anderen Seite der Burg, daher waren sie etwas länger unterwegs, doch schlussendlich hatten sie es ins Trockene geschafft. Sie betraten nicht die Schmiede selbst, sondern ein kleines Häuschen, das sich an die Schmiede schmiegte und in dem Jiyan mit seinem Vater lebte. Es gab nur ein Zimmer, das die beiden sich teilten, eine Küche brauchten sie nicht, da sie mit den Bediensteten aßen. Im Kamin brannte ein Feuer, das sofort wärmend wirkte und im wenigen Flammenlicht konnte Khamy Jiyans Vater erkennen, der schon schlief. Es war nicht ungewöhnlich, der Schmied hatte anstrengende und harte Arbeitstage. Leise, um ihn nicht zu wecken, legten Yuuka und Khamy den Jungen, nachdem sie ihn seiner Stiefel und seines Mantels entledigt hatten, in sein Bett.

„Du kannst noch bleiben, wenn du willst", flüsterte Khamy, der sich ebenfalls auf das Bett setzte und seine verdreckten Stiefel, seinen triefenden Umhang und seine feuchte Veste ablegte. Er betrachtet Yuuka, die zitternd vor Kälte in ihrem nassen und dünnen Hemd da stand. Er erhob sich und nahm eine Wolldecke aus der Kiste, in der sich Jiyans Kleidung befand, und reichte sie dem frierenden Mädchen. Yuuka nahm sie dankbar an und setzte sich dann neben Khamy.

„Warum bist du eigentlich nur im Hemd ausgeritten?", fragte er nach einiger Zeit der Stille, in der man nur das Knistern des nun erlöschenden Feuers hörte. Yuuka zögerte nicht mit der Antwort:

„Ich wollte einfach nur so schnell wie möglich weg."

„Wolltest du nach Hause?", war Khamys nächste Frage und er wusste die Antwort schon, ehe Yuuka zustimmend nickte:

„Meine Mutter und meine Geschwister sind immer noch da. Und all meine Freunde. Meine Familie kommt zwar nach, aber verschiedene Menschen werde ich wohl nie wieder sehen. Ich wollte gar nicht herkommen,  um Thronerbin zu werden. Eigentlich wollte ich ja Jägerin werden."

„Jägerin? Als Tori muss man doch nicht arbeiten", bemerkte Khamy schüttelte seinen Kopf. Daraufhin fing Yuuka an zu lachen, was den Jungen neben ihr vollkommen überraschte.

„Hinter dem Gebirge leben wir ein bisschen anders, als die Toris in den Städten. Wir sind nicht so faul und überheblich wie der Stadtklan", erklärte sie. Khamy fühlte sich kurz beleidigt, musste sich allerdings eingestehen, dass sie Recht hatte. Die Toris, die in den Städten um die Burg herum lebten, glaubten, sie wären besser als jeder andere, und seine Eltern waren die Einzigen Toris des Stadtklans, die arbeiteten, aber das lag daran, dass ihr Teil der Familie in der Vergangenheit für einige Zeit ausgeschlossen worden war.

„Was ist?", fragte Yuuka und sicherte sich Khamys Aufmerksamkeit so wieder.

„Ich bin einer dieser eingebildeten, faulen und überheblichen Toris vom Stadtklan", antwortete er leicht sarkastisch, und Yuuka betrachtete ihn verwirrt, ehe sie erwiderte:

„Wirklich? Ich dachte, du wärst vielleicht ein Minyamjaner, dessen Eltern aus diplomatischen Gründen hier leben."

Viele Menschen glaubten das, jedenfalls die, die nicht in der Nähe der Burg lebten und an Khamy und seine Familie gewöhnt waren. Es lag an der dunklen Hautfarbe. Kiithaner hatten helle Haut, auf Menschen mit wirklich dunkler Haut traf man nur auf den südlichen Inseln Minyamjys.

„Meine Urgroßmutter kommt von der Schlangeninsel. Als mein Urgroßvater sie damals heiratete entstand ein Skandal und unser Teil der Familie wurde ausgestoßen. Sie hatten kein Geld, kein Dach über dem Kopf und verdammtes Glück, als der damalige König ihnen Arbeit in der Burg gab. Wir wurden erst wieder in die Familie aufgenommen, nachdem die schwarze Magie auf mich überging", klärte Khamy Yuuka schließlich auf. Es gab keinen Grund, ihr die Wahrheit nicht zu erzählen.

„Warte mal, du bist der schwarze Magier? Ist Jiyan dann der Weiße? Das würde die Geschichte mit den Ältesten erklären", fragte Yuuka plötzlich ganz aufgeregt. Khamy nickte nur und seine Gesichtszüge  verdunkelten sich, als er wieder an den Vorfall dachte.

„Es bedeutet nichts Gutes, dass sie sich gemeldet haben, oder? Irgendetwas wird passieren, etwas, das wir nicht verhindern können", sagte Yuuka, ohne sich an eine bestimmte Person zu wenden. Khamy antwortete nicht, dachte jedoch das Gleiche. Es würde etwas passieren, vielleicht nicht jetzt, vielleicht nicht Morgen, doch in naher Zukunft. Yuuka würde etwas damit zu tun haben, da war Khamy sich hundertprozentig sicher.

Für den Rest der Nacht redeten sie nicht mehr, sondern saßen einfach nur auf Jiyans Bett und betrachteten den schlafenden Jungen, als würden sie über ihn wachen. Irgendwann schlief Yuuka ein und rollte sich neben ihm zusammen. Als würde Jiyan ihre Nähe spüren, drehte er sich zu ihr und ihre Gesichter berührten sich beinahe, was Khamy einen leichten Stich versetzte, dabei wusste er nicht einmal, was ihn daran störte.

Obwohl er erschöpft war, blieb er die ganze Nacht wach und beobachtete die schlafenden und ihm vertrauten Menschen, lauschte ihrem Atem. Das Feuer erlosch vollkommen und Khamy befand sich bald in völliger Dunkelheit, doch sie machte ihm keine Angst. Im Gegenteil, sie verhalf ihm, seinen Gedanken zu folgen und diese führten ihn wiederholt zu Yuuka, zu Jiyan, zu den Ältesten, zu der Königin, zu den Pferden, die sie einfach draußen im Regen stehen lassen hatten und ehe er sich versah, brach der Morgen an.

„Ich erinnere mich ja nicht einmal daran, was ich gesagt habe", warf Jiyan ein weiteres Mal ein und Khamy blieb entnervt stehen. Seinen besten Freund davon zu überzeugen, der Königin von dem Vorfall zu erzählen, war schwerer, als erwartet. Wenigstens befanden sie sich schon im Flur, der zum Thronsaal führte und nicht immer noch in der Schmiede. Yuuka atmete tief durch, ehe sie nach Jiyans Hand griff und ihn beruhigte:

„Wir erinnern uns daran, du musst überhaupt nichts sagen. Und die Königin wird auch sicher nicht dir die Schuld geben, denn dich trifft keine. Aber wir müssen sie warnen, wir müssen ihr erzählen, dass die Ältesten uns eine Nachricht geschickt haben, sicher ist es wichtig."

Jiyan nickte und Yuuka drückte seine Hand beruhigend, ließ sie jedoch nicht los, was Khamy wieder einen Stich versetzte.

„Wir sollten einen Pakt schließen", behauptete Yuuka dann und weder Khamy, noch Jiyan wussten, was sie damit meinte, also fuhr sie fort:

„Wir schwören, uns gegenseitig zu beschützen und nie im Stich zu lassen. Wir finden zusammen heraus, was die Ältesten uns mitteilen wollen und verhindern das, was auch immer kommen soll. Wir helfen einander und niemand von uns lässt den anderen verletzt oder sterbend zurück, ist das klar?"

Khamy nahm Yuukas freie Hand und drückte sie, mit einem Lächeln auf den Lippen, und fügte hinzu:

„Und wir bleiben Freunde, egal, was kommt!"

Mit neuer Stärke betraten die drei Freunde den Thronsaal, nicht ahnend, was auf sie zukommen würde...

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