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KAPITEL VIERUNDVIERZIG

︵‿︵‿︵

Sie hatten ihren eigenen Waggon im Zug, und Varya saß auf dem Sitz am Fenster und ließ ihren Blick über die sich bewegenden Bäume schweifen, während das Verkehrsmittel durch die Berge raste. Die Fahrt selbst würde mehr als einen Tag dauern und Lestrange hatte ihnen ein Abteil mit Etagenbetten besorgt, in dem sie die Nacht durchschlafen konnten. Tom lag auf dem obersten und seine Beine baumelten von der Kante, während er in seinem Philosophiebuch blätterte.

Er sah besonnen aus, vernünftig, nicht wie ein Mann, der vor weniger als zwölf Stunden eine Frau ermordet hatte, und Varya fragte sich, wie viele sich noch in einem solchen Zustand befanden — makellose Wesen, die den Eindruck eines tadellosen Benehmens erweckten und deren Geist dennoch von einer Teufelei geplagt war, die die Hölle nicht kannte. Tom Riddle war ein Piranha in einem Aquarium voller Goldfische und er labte sich an jeder schwachen Seele um ihn herum mit einem ungeheuerlichen, finsteren Verlangen.

Als hätte er ihren fragenden Blick gespürt, legte er sein Buch zur Seite und beugte sich über das Geländer, um ihr mit einer hochgezogenen Augenbraue entgegenzusehen. „Ja?"

Sie öffnete die Lippen, um zu antworten, aber ihr fehlten die Worte, und stattdessen schüttelte sie nur verzweifelt den Kopf. „Nichts." Ihre Stimme bebte — das ärgerte den Jungen über alle Maßen, und seine Augen wurden unruhig.

„Lüg mich nicht an." Sein Timbre war bissig und kratzte in ihren Ohren. „Geht es um diese Carrow-Frau? Hat es dich verärgert, dass du nicht diejenige warst, die sie getötet hat?"

Varya schnaubte überrascht und ihr Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie den Kopf zu ihm neigte. „Nein! Wie kannst du das überhaupt sagen? Ich verstehe nicht, warum du sie überhaupt getötet hast — Folter, ja, vielleicht war ihr Tod sogar verdient. Aber du hast es auf eine so groteske Weise getan."

„Ich sehe keinen Grund, mich vor dir zu rechtfertigen. Sie hätte nicht an meiner Macht zweifeln dürfen, wenn—"

„Du hast sie also wegen eines Wutanfalls getötet? Merlin, Riddle!"

„Sie hat auch dich bedroht; ich hielt es nur für fair, sie aus ihrer jämmerlichen Dummheit zu befreien. Carrow war eine alte, obszöne Frau, die zu viel von sich hielt — gegen uns beide hatte sie keine Chance und es war nicht sehr intelligent von ihr, so zu reden. Sie hat es verdient."

Varya warf frustriert die Hände in die Luft — er konnte manchmal so ein Kind sein. Ein bösartiges, zerstörerisches Kind, aber dennoch ein Kind. Wenn er jeden abschlachtete, der nicht glaubte, dass er der mächtigste Zauberer auf Erden war, dann war die Unsterblichkeit vielleicht gar keine so schlechte Idee, da er sonst seine Zeit damit verbringen müsste, die Hälfte der Bevölkerung zu töten.

Sie verfielen in angespanntes Schweigen, wobei er ihre Haut mit einem gereizten Blick in Brand setzte, und sie wich seinem Starren aus, indem sie die Kratzer auf dem kleinen Tisch neben dem Fenster zählte. Dann hörte sie, wie er von seinem Bett aufstand und auf den Korridor hinausging und die Tür hinter sich zuschlug.

Sie nutzte diesen Moment der Ruhe, um sich bessere Kleidung anzuziehen, und fuhr sich dann mit einer Bürste durch das Haar. Varya konnte es nicht erwarten, dass sie Albanien erreichten, denn mit Riddle auf so engem Raum zusammenzuwohnen war äußerst erdrückend, und sie zog es vor, ihre Privatsphäre zu haben.

Ein Klopfen ertönte an der Tür und sie bat die Person herein, in der Erwartung, dass es Tom sein würde, nachdem er sich beruhigt hatte. Doch es war jemand ganz anderes.

"Ivy?" prustete Varya und die Blondine betrat das Abteil, bevor sie die Arme verschränkte. „Was machst du denn hier?"

„Ich könnte dich das Gleiche fragen", erklärte Trouche, dann schweifte ihr Blick zu dem männlichen Mantel, der an einem der Etagenbetten hing, „Ich habe dich am Bahnhof gesehen, noch dazu mit Riddle, und ich konnte es nicht glauben! Er hat dir auch eine Gehirnwäsche verpasst, und das ist lächerlich. Hör zu, schnapp dir schnell deine Taschen, und ich bin sicher, wir können an der nächsten Haltestelle aussteigen, und dann werde ich dich von ihm fernhalten — was hat er eigentlich gegen dich in der Hand?"

Varya blinzelte das Mädchen an und stellte fest, dass es ihr schwer fiel, in ihrem Schockzustand Worte zu finden. „Ivy, es tut mir so leid."

Natürlich, wie konnte sie vergessen, dass das Mädchen den Jungen so sehr verachtete? Obwohl sie sich im neuen Halbjahr beruhigt hatte, war Ivy vehement darauf aus gewesen, Riddle zu vernichten, nachdem er versucht hatte, Alphard Black zu rekrutieren, und sie gab ihm wahrscheinlich auch die Schuld an ihrer Trennung.

Ivy warf ihr einen finsteren Blick zu und schüttelte dann wiederholt den Kopf. „Nein — sag mir nicht, dass auch du auf seine Psychospielchen hereingefallen bist, sag mir nicht, dass du dumm genug warst, dich auf ihn einzulassen. Bitte, Varya, sag mir, dass ich mich völlig irre und dass das, was ich gerade in deinen Augen sehe, keine Zuneigung für diese bösartige Schlange ist."

„Ich konnte nicht anders", versuchte sich Varya zu verteidigen, während sie ihre Zimmergenossin davon abhielt, den Wagen wütend zu verlassen, indem sie sich vor die Tür stellte, „Er hat einfach— Es ist passiert, klar? Ich kann mir nicht aussuchen, in wen ich mich verliebe, und wie Rosier sagte—"

„Rosier?" Ivy warf mit einem bissigen Lachen den Kopf zurück und klatschte dann ironisch. „Unglaublich, wirklich. Du hast es nicht nur geschafft, dich in den einen Jungen zu verlieben, den ich an dieser Schule noch mehr hasse als Selwyn, sondern du hängst auch noch mit seinen hirnlosen Anhängern rum. Rosier, wirklich? Dieser betrunkene Narr hat keinen Funken Verstand im Leib, hast du nicht gesehen, wie sie ihn alle ansehen? Selbst Riddle weiß, dass alles, was der Junge sagt, absurd ist!"

Varya spürte, wie sie sich über das Urteil ihrer Freundin ärgerte, und es gefiel ihr nicht, wie Trouche sich von all den Komplimenten und der Bewunderung ihrer Mitschüler hatte beeinflussen lassen — man hatte sie auf ein Podest gestellt und jetzt hatte sie eine Arroganz an sich, die vorher nicht dort gewesen war.

„Da bin ich ganz anderer Meinung. Er ist äußerst aufmerksam und nur weil Ren gerne trinkt, heißt das nicht, dass er nicht nützlich ist. Tom hält ihn für einen wichtigen Teil der Gruppe. Hör auf, so zu reden, als wüsstest du alles über jeden!"

„Oh ja, aber du weißt es natürlich, nicht?" Ivy lächelte ironisch. „Ich bin sicher, Riddle hat dir das alles erzählt, oder? Merlin, Varya! Du solltest doch die Gute sein!"

Und mehr brauchte die Petrov-Hexe nicht, um in Rage zu geraten.

„Um Himmels willen! Wann werden du und alle anderen verstehen, dass ich nie gut sein wollte? Ich bin keine Heldin, zu der ihr alle aufschauen könnt; ich bin nicht hier, um irgendjemandem außer mir selbst zu helfen — hört auf, mir eure Werte zuzuschreiben und mich wie eine Art Marionette zu behandeln, die ihr an der Leine führen könnt." Ihre Stimme war angriffslustig geworden und Ivy zuckte bei ihrem Tonfall zurück, „Varya, tu dies! Varya, tu das! Ich will nicht Teil deines Plans gegen Tom, Elladora oder sonst jemanden sein. Ich habe kein Interesse daran, Riddles Tagebuch zu stehlen und—"

„Du hast kein Interesse daran, mein Tagebuch zu stehlen, Petrov?"

Ihr Körper versteifte sich und selbst Ivy wurde blass, als sie über Varyas Schulter blickte und das stoische Gesicht von Tom Riddle sah. Er schloss die Tür hinter sich und trat dann lässig in das Abteil, doch Varya konnte erkennen, dass er über alle Maßen wütend war. Trotzdem ging er an ihr vorbei und bahnte sich seinen Weg zu Ivy Trouche, die versuchte, trotzig zu ihm aufzublicken, aber unter seinem prüfenden Blick ein wenig in sich zusammensackte.

„Vielleicht wäre Alphard nicht so leicht auf Elladoras Manipulationen hereingefallen, wenn du nicht so darauf versessen gewesen wärst, mich zu Fall zu bringen, Trouche", grinste er bösartig.

„Du miese Schlange! Du warst es also, der sie dazu angestiftet hat. Warum, Riddle? Weil dir der Gedanke nicht gefiel, dass dir jemand das Rampenlicht stiehlt?", tönte Ivy und dann hob sie ihre Hand, um ihn zu schlagen, aber er fing sie schnell ab und drückte sie zusammen, sodass sie zusammenzuckte. Varya versuchte, Riddle zurückzuziehen, aber der Junge rührte sich nicht.

„Das war die geringste meiner Sorgen. Siehst du, jemand wie du kann jemanden wie mich niemals in den Schatten stellen, egal, was du tust, um dich hervorzuheben. Schließlich erreiche ich mühelos das, wonach du strebst, und noch viel mehr." Tom stieß ihre Hand weg und umkreiste sie dann langsam und bedächtig. „Aber eines schätze ich nicht: Dass du Petrov lächerliche Verschwörungen ins Ohr flüsterst."

„Verpiss dich, Riddle."

Er schnalzte ungeduldig mit der Zunge gegen seine Wange. „Betrachte dies als deine letzte Warnung, Trouche. Hör auf, dich in meine Angelegenheiten einzumischen, oder bereite dich darauf vor, die Konsequenzen deines Handelns zu tragen." Er machte sich auf den Weg zur Tür und öffnete sie für sie. Als sie vorbeiging, ergriff er ihren Unterarm und flüsterte ihr ins Ohr: „Es wäre doch schade, wenn du es nicht bis zum nächsten Jahr schaffst, um die Stelle als Kapitän anzunehmen."

Ivy zog ihren Arm aus seinem Griff und höhnte ihm ins Gesicht, dann stürmte sie aus dem Abteil und ließ die Tür mit aller Kraft hinter sich zufallen.

Varya seufzte und presste ihre Hände an die Schläfen, um sich die Kopfschmerzen wegzumassieren — sie war bemerkenswert zwiegespalten. Einerseits wusste sie, dass Ivy sich albern benahm und versuchte, sie zu Dingen zu drängen, die sie nicht tun wollte. Andererseits war das genau das, was Riddle auch tat.

Der Junge verharrte auf seinem Platz und blickte dann zu der Hexe aus dem Osten. „Hast du deshalb mein Tagebuch zerstört?"

Sie hob den Blick und stellte überrascht fest, dass er sich beruhigt hatte. „Nein. Das habe ich getan, weil du versucht hast, mich verdammt nochmal umzubringen."

Er blinzelte sie teilnahmslos an, dann ignorierte er ihren Seitenhieb völlig, während er sich aufrichtete und sich zurück ins Bett legte. Sie hatten noch ein paar Stunden Fahrt vor sich und die Nacht war über Europa hereingebrochen, als der Mond am Himmel aufging.

„Ich schlage vor, du schläfst ein wenig. Wir haben morgen einen langen Tag vor uns", war das Letzte, was er sagte, bevor er das Licht ausschaltete und sie in die Dunkelheit eintauchen ließ.


* * *


Varya Petrov fühlte sich auf dem albanischen Markt wie zu Hause, als sie zwischen den Ständen mit wunderbarem Gemüse, Obst und verschiedenen anderen Kleinigkeiten umherging. Die südöstliche Atmosphäre und der balkanische Charme, der in den Gesichtern der Passanten widerhallte, hatte etwas furchtbar Vertrautes.

Sie sprach die Sprache nicht, aber sie verstand die Körpergesten und die Gesichtsmimik der Menschen viel besser als die in England. Das Mädchen schleppte ihr Gepäck hinter sich her, als sie Tom zu einem Gasthaus am Waldrand folgte, und der Junge klopfte an die Tür.

Varya schaute sich im Zentrum des Dorfes um und bewunderte den rustikalen Charme von Vermosh, Albanien. Es war malerisch, mit kleinen Häusern, die in mehreren Abständen verstreut waren, und das einzige einheitliche Bauwerk war die kleine Kirche, die in der Mitte stand, wo gerade der Frühlingsmarkt stattfand.

Eine Frau öffnete die Tür und Varya versuchte, sie nicht anzustarren, da sie sehr groß war, vielleicht sogar noch größer als Tom. Sie trug eine Schürze um die Taille und winkte sie eifrig herein.

Die Hexe erkannte sofort, dass dies kein Pariser Hotel war, und doch stellte sie fest, dass es ihr besser gefiel. Es war gemütlich, obwohl es nach Eintopf und Alkohol roch, da es auch eine Kneipe  hier gab, und dennoch hatte es eine interessante Ausstrahlung. Die Wirtin führte sie zu ihren Zimmern, die direkt nebeneinander im zweiten Stock lagen, und Tom bedankte sich bei ihr. Die Frau war von seinem Charme überwältigt, als er sich höflich verbeugte, und kümmerte sich dann wieder um die Bar.

„Richte dich ein und triff mich in einer Stunde draußen", sagte er zu ihr, bevor er in seinem eigenen Zimmer verschwand, und Varya seufzte, als sie ihres betrat.

Es war klein und hatte nur ein Bett, einen Schreibtisch und einen Kleiderschrank aus Holz. Varya sah keinen Sinn darin, ihren Koffer auszupacken — das tat sie eigentlich nie —, also stellte sie ihn einfach neben ihrem Bettgestell ab und ging dann wieder hinaus in die Frühlingsluft. Nachdem sie die Gegend durchkämmt und festgestellt hatte, dass Riddle noch nicht da war, machte sich die Hexe auf den Weg zum Markt an der Kirche, um zu sehen, was es dort zu kaufen gab.

Sie blieb an einem Stand stehen, der verschiedene handgefertigte Gegenstände verkaufte, und bewunderte fasziniert die kunstvolle Arbeit. Dann fiel ihr Blick auf etwas Faszinierendes — ein in Leder gebundenes Tagebuch. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, und sie winkte der Besitzerin des Standes zu.

„Wie viel kostet das?", fragte das Mädchen und die Frau hob eine Augenbraue in ihre Richtung. Natürlich, sie sprachen kein Englisch. Also nahm Varya das Tagebuch in die Hand und hielt ihr einen Muggelgeldschein hin, der in der Luft flatterte. Die Frau kommunizierte mit ihren Händen und sagte ihr, dass es zwanzig Leks kostete, und das Mädchen übergab das Geld.

Sie packte das Tagebuch in eine Tüte und steckte sie dann in eine Innentasche ihres Mantels, als sie Tom aus dem Gasthaus kommen sah. Er sah relativ seltsam aus in seiner typischen Kleidung — ein legeres weißes Hemd und eine beigefarbene Hose, wahrscheinlich die Kleidung, die er im Waisenhaus trug. Trotzdem hüpfte ihr Herz, als er sich ihr näherte und dabei noch alltäglicher aussah als sonst. Es kam ihr fast vertraut vor, als wären sie ein Paar im Urlaub. Es ließ sie fast vergessen, dass er vor vierundzwanzig Stunden jemanden ermordet hatte.

Varya ging auf ihn zu und ihre Wangen schmerzten vom Lächeln angesichts seiner Kleidung — es machte sie aus Gründen, die sie nicht verstand, glücklich. Er zog eine Augenbraue hoch, als sie vor ihm stand. „Warum lächelst du?"

„Du siehst bezaubernd aus", strahlte die Hexe.

Tom kniff die Augen zusammen, dann schnaubte er spöttisch und sah an seiner Kleidung hinunter. „Ich wüsste nicht, wie ich jemals... bezaubernd aussehen könnte."

„Ich habe dich noch nie in etwas anderem gesehen als in Hemden und Pullovern, und ich finde es faszinierend — ein schöner Kontrast, der dich tatsächlich so aussehen lässt, als hättest du noch etwas Menschlichkeit in dir."

„Witzig."

„Einer von uns muss es ja sein."

Der Junge verdrehte die Augen, verärgert über ihr kindisches Verhalten, und wies sie an, ihm zu einer Bank im Garten des Gasthauses zu folgen. Sie setzten sich, und der Junge holte eine seiner Karten hervor und sagte dem Mädchen, es solle sich die Markierung genau ansehen.

„Wir sind hier, direkt am Waldrand, und Lestrange hat diese Gegend hier als den Ort markiert, an dem wir es am wahrscheinlichsten finden werden. Wenn Helenas Geschichte stimmt, dann müsste es mitten im Wald sein", erklärte er, während er sich über ihre Schulter beugte, um auf Stellen auf der Karte zu zeigen, und das Mädchen atmete seinen Duft ein, wobei ihr Herz bei seiner Nähe flatterte.

„Ich will ehrlich sein, Riddle. Ich werde heute Abend nirgendwo hingehen. Ich habe im Zug kaum geschlafen und ich möchte nicht unausgeschlafen durch den Wald gehen."

„Wir müssen nachts gehen, sonst erregen wir zu viel Aufmerksamkeit."

„Dann gehen wir morgen, oder du gehst allein."

Er warf die Karte frustriert auf den Boden und drehte sich dann um, um seine Ungeduld zu besänftigen. Sie war unerträglich, und in den letzten Wochen war sie es noch mehr geworden. Es war fast so, als ob das Mädchen glaubte, sie dürfe in seiner Nähe ohne Konsequenzen eine Nervensäge sein. Um Himmels willen, er hatte jemanden ermordet, und sie konzentrierte sich lieber darauf, was er trug.

Tom wandte sich um und blickte auf das Mädchen, das immer noch auf der Bank saß und ziellos auf die Leute starrte, die über den Marktplatz liefen, und in diesem Moment fand er, dass sie so strahlend aussah wie schon lange nicht mehr. Varya hatte viel durchgemacht, das meiste davon durch seine Hand, und so schnaubte er, bevor er seine Gedanken auf die Situation lenkte.

„Gut", knurrte er und sah sich um, „Wir sehen uns morgen."

Varya blinzelte ihm nach, als er im Gasthaus verschwand und sie draußen zurückließ. Sie hatte gedacht, dass sie Zeit miteinander verbringen würden, aber andererseits — so war Tom Riddle. Mit ihm war es nie einfach und wahrscheinlich schloss er sich an freien Tagen in seinem Zimmer ein, zog die Vorhänge zu und zischte Schlangen an.

Trotzdem musste das Mädchen hier etwas zu tun finden und so folgte sie ihm ins Haus, bereit, ihm ausführlich zu erklären, warum sie das Dorf erkunden sollten. Gerade als sie die Treppe hinaufgehen wollte, sah sie eine weinende Frau in der Ecke der Kneipe, um die sich einige der Einheimischen versammelt hatten.

Varya ging vorsichtig auf sie zu; dann drehten sie sich um und warfen ihr einen abschätzigen Blick zu, als sie neugierig vor dem Tisch stehen blieb.

„Was ist passiert?", erkundigte sich das Mädchen und die Einheimischen tauschten ein paar Blicke aus, bevor sie einen Teenager nach vorne schoben. Er konnte nicht älter als sie sein, vielleicht sogar gleich alt, und seine Wangen erröteten sofort, weil er mit dem fremden Mädchen sprechen musste.

„Miss, äh..." Er sah die weinende Frau an, die heftig nickte, „Meine Schwester, die junge Saemira, hat sich letzte Nacht im Wald verirrt und wir haben sie seitdem nicht mehr gesehen. Wir haben gesehen, dass du mit einem jungen Mann gekommen bist, und die meisten unserer Väter sind nach der italienischen Invasion in den Krieg eingezogen worden."

Die Frage wurde nicht gemurmelt und doch hing sie in der statischen Luft, so sehr, dass das Mädchen das Gefühl hatte, ihr Gewicht auf den Schultern zu spüren. „Welcher Wald?"

Der Junge murmelte die Antwort schnell, und Varya eilte zur Treppe und hinauf in die Etage, die sie mit Riddle teilte. Sie klopfte eifrig an seine Tür, und dann schwang sie auf und enthüllte den Slytherin-Erben in seiner ganzen Pracht. Er hatte sich, wie es schien, dunkle Kleidung angezogen, wahrscheinlich verärgert über ihre Bemerkung und ihren Mangel an Respekt.

„Was willst du, Petrov?"

„Schnapp dir einen Rucksack und deinen Zauberstab — im Dorf wird ein Mädchen vermisst, und wenn man die Nachrichten der letzten Zeit betrachtet, vermute ich, dass es etwas mit mindestens einer anderen Kreatur zu tun hat." Sie schob sich an ihm vorbei in den Raum und musterte ihn schnell. Er hatte alle seine Kleider ordentlich in den Schrank gelegt und der Schreibtisch war mit Stapeln von Büchern und Pergamenten bedeckt, ein Federkiel lag neben einem offenen Tintenfass. Sie winkte mit der Hand und schloss es. „Weißt du, viele sagen, dass die Art und Weise, wie wir unsere Zimmer einrichten, unseren Charakter widerspiegelt. Deines ist immer so makellos, so unpersönlich — du hast keine Emotionen in deinem Design. Und dann ist da noch dein Schreibtisch, der immer so unordentlich ist, genau wie dein Verstand."

Der Junge schnappte sich spöttisch schnaubend eine Tasche und stopfte Kleidung zum Wechseln und einige magische Gegenstände hinein. Es war ihm eigentlich egal, ein Mädchen zu retten, aber wenn Varya recht hatte, war dies eine Kreatur, die ein Dorf angriff, und er konnte nicht anders, als neugierig zu sein, wie sich ihre Zaubersprüche gegen sie auswirken würden."

„Und wie sieht deines aus?"

„Unordentlich", sagte sie und neigte den Kopf hin und her, während sie darüber nachdachte, „Ich packe nie aus, weil ich weiß, dass ich bald weggehen werde — das kommt davon, wenn man nie ein Zuhause hat."

Sie beobachtete, wie er nach seinen Schuhen griff und seine Füße mühsam hineinzwängte. Es war seltsam, ihn so normale Dinge tun zu sehen. Riddle sah sie an. „Ich hatte auch nie ein Zuhause und trotzdem packe ich immer noch aus. Du bist einfach ein Faulpelz."

„Du hattest das Waisenhaus, eine Art von Stabilität. Ich wurde von meinem Elternhaus zu Grindelwalds Schloss gebracht, dann nach Scholomance und dann nach Hogwarts. Nun, ich nehme an, du bist jetzt auch heimatlos, seit du beschlossen hast, dein Zuhause niederzubrennen."

Er funkelte sie böse an. „Ich war es nicht."

„Stimmt."

„Ich sage nicht, dass die Neuigkeiten nicht berauschend waren — aber ich war nicht derjenige, der es niederbrannte. Schließlich macht das alles nur noch komplizierter für mich. Jetzt müssen sie mich woanders unterbringen, es sei denn, ich kann einen festen Wohnsitz nachweisen. Wenn wir hier fertig sind, muss ich zu Nott gehen und ihn bitten, ein paar Papiere für mich zu unterschreiben, die besagen, dass seine Familie mich aufnimmt, bis ich achtzehn bin — meinst du, das gefällt mir?"

„Ich weiß nicht; du bist manchmal sehr voreilig und triffst schlechte Entscheidungen aus Wut—"

„Ich mache so gut wie nie Fehler." Sie glaubte ihm immer noch nicht.

Dann erinnerte sich das Mädchen an etwas, griff in ihre Tasche, holte das Päckchen heraus und warf es dem Jungen in den Schoß. „Hier, bitte. Ich habe das gesehen und dachte, es würde dir gefallen."

Tom nahm das eingepackte Geschenk mit einem ungläubigen Blick in die Hand und öffnete es dennoch mit ruhigen Händen und Neugierde. Seine Augen weiteten sich, als er das lederne Tagebuch sah — es war handgefertigt, mit kräftigen Nähten und rauem Papier, das das Kratzen einer Schreibfeder aushielt. Wenn er das so sagen konnte, war es sogar noch schöner als sein altes. Er blickte sie unsicher an, nicht wissend, was er sagen sollte. Varya biss sich auf die Lippe. Vielleicht gefiel es ihm nicht, aber die Stimme des Jungen schüttelte diese Sorge ab.

„Danke", sagte er aufrichtig. Er hatte noch nie ein Geschenk erhalten, zumindest keins, das nicht mit einer Art emotionaler Schuld verbunden war, und obwohl er den Grund dafür nicht verstand, war Tom ein wenig erfreut. Vielleicht war dies die Art der Hexe, sich zu ihrem Fehlverhalten zu bekennen, weil sie sein Tagebuch verbrannt hatte.

Fast so, als hätte Varya seinen Gedanken gespürt, kreuzte sie ihre Hände und sagte höhnisch: „Du hast es trotzdem verdient, dass dein dummes Tagebuch verbrannt ist, weil du mich im wahrsten Sinne des Wortes umbringen wolltest, aber ich habe es gesehen und dachte, du könntest es nützlich finden."

Zum Schreiben würde es nützlich sein, ja, und doch fragte sich der Junge, ob es jemals den Zweck erfüllen könnte, zu dem das Original dienen sollte — ein Horkrux zu werden. Wenn man einen Teil seiner Seele in etwas hineinlegen wollte, musste der Gegenstand von großer Bedeutung sein. Sein altes Tagebuch hatte ihn jahrelang begleitet, während dieses hier neu war und keinerlei Bedeutung hatte.

Tom stand von seinem Bett auf, steckte das Notizbuch in seine Tasche und gab dann ein Zeichen, dass sie losgehen sollten. Petrov ging mit wehendem Haar voraus, als sie die Treppe hinunterging und die Kneipe verließ, und er folgte ihr dicht auf den Fersen.

Varya hatte einen Verdacht, welche Kreatur es sein könnte — ein Ghul schien am wahrscheinlichsten, wenn man die jüngsten Sichtungen bedachte, und doch musste sie für jede Möglichkeit offen bleiben. Manchmal war es beängstigender, nur wenige Details über eine Aufgabe zu wissen, als gar nichts zu wissen.

Der Wald war ruhig, als sie die erste Baumreihe passierten, und schon das war beunruhigend. Die Natur war nie still, es sei denn, sie wurde durch etwas erschreckt und verstummte. Varya wollte weitergehen, aber Tom hielt sie zurück und signalisierte ihr, dass sie vorsichtig vorgehen sollten. Das Mädchen schnaufte und nickte, dann zeigte es in eine bestimmte Richtung. Sie konnte fast einen fernen Bach durch die Vegetation rauschen hören, und ihr Atem stockte, als irgendwo in der Ferne ein Zweig knackte.

Die Hexe versteckte sich hinter einem Baum und schaute sich um, bis sie ein paar Meter entfernt einen Felsvorsprung und in dessen Nähe eine Höhle entdeckte. Wenn etwas im Wald die Kinder terrorisierte, würde es sie mit Sicherheit in den Untergrund führen.

„Wir müssen da runter", sagte sie zu dem Jungen und seine Augen folgten ihrer Geste. Varya konnte nicht umhin, seine Reaktion mit der von Icarus zu vergleichen. Der Lestrange-Junge war während ihrer Begegnung mit einem Dämon gewissenhaft gewesen und hatte versucht, sie zu beschützen, bis er angegriffen wurde. Tom hingegen schien von der Vorstellung, dass eine kannibalische Kreatur Kinder quälte und ermordete, geradezu begeistert zu sein.

Die Höhle schien der Eingang zu einer verlassenen Mine zu sein und Holzpfeiler hielten das instabile Dach aufrecht. Allein der Anblick des Bauwerks verriet Tom, dass es geschlossen worden war, weil es möglicherweise unsicher war. Er zückte seinen Zauberstab und trat dann leise hinein.

Die Mine selbst schien ruhig zu sein, aber das bedeutete nichts, da Geister nie laut waren, es sei denn, sie waren auf der Jagd. Sobald Varya jedoch eintrat, spürte sie die dunkle Präsenz des Todes, die den Untergrund beherrschte.

Sie bewegten sich unhörbar vorwärts und ihr Herz raste vor Angst, während ihre Augen ständig zu Riddle blickten, um sich zu vergewissern, dass er in Sicherheit war. Der Junge schien sich von der Dunkelheit des Tunnels nicht beirren zu lassen und ließ seine Hände über die verlassenen Spitzhacken und Minenkarren gleiten. In seinen Gedanken entdeckte er ein verborgenes Stück Geschichte.

„Was glaubst du, ist hier passiert?" fragte Tom mit einer so leisen Stimme, dass sie fast wie das Flüstern des Windes klang, und Varya spürte, wie er sich über ihre Schulter beugte und ihr ins Ohr sprach. Sie unterdrückte ein Schaudern.

„In Scholomance hat man uns gesagt, dass Orte, an denen Unfälle geschehen sind, eine gewisse Energie haben. Der absolute Schrecken in dieser Höhle, die Art und Weise, wie meine Handflächen grundlos schwitzen — mein Körper reagiert auf die Gegenwart des Todes." Ihre Stimme war ernst und der Junge war völlig fasziniert von ihren Worten, „Es ist fast so, als befänden wir uns auf einem Massengrab."

Ein lauter Schrei hallte durch den Tunnel und ein paar Kieselsteine fielen auf Toms Locken, als die Frequenz den Boden vibrieren ließ. Varya ließ sofort ihre beiden erleuchteten Zauberstäbe erloschen und schob Tom hinter einen Minenwagen, während sie an einem Holzpfeiler in Deckung ging.

Er war es, der es zuerst entdeckte — ein weißes, abscheulich aussehendes Wesen, das an den Wänden entlang kroch und mit hoher Geschwindigkeit rasselte. Es sah aus wie ein ausgehungerter Kadaver und Tom konnte sehen, wie ein Knochen aus seiner Haut ragte, während es an den Wänden hing und den Kopf hin und her schwang. Es hatte sie reden hören, da es trotz seiner Blindheit geräuschempfindlich war, und Varya hielt sich aus Angst den Mund zu.

Es sprang auf allen Vieren zu Boden und richtete sich dann langsam auf seine beiden Hinterfüße auf — es sah jedoch nicht mehr menschlich aus und Varyas Augen tränten, als sie einen kleinen Arm aus seinem Mund baumeln sah. Es schien, dass sie zu spät kamen, um die arme Saemira zu retten. Seine langen Reißzähne waren mit frischem Blut bedeckt und es beugte sich über den Arm des Mädchens, während es eifrig das Fleisch zerriss, so dass das Blut überall hin spritzte und einige Tröpfchen auf Toms Gesicht landeten.

Er schürzte unzufrieden die Lippen und gab einen kleinen Laut der Missbilligung von sich — das genügte, um die Aufmerksamkeit des Ghuls auf sich zu ziehen. Varya verstummte, als sie beobachtete, wie sich der Ghul Riddle näherte und kleine, gefräßige Kreischer aus seinem Mund kamen, während er blind nach dem Jungen griff und versuchte, ihn zu finden. Seine Krallen streiften fast sein Haar und in diesem Moment sprang das Mädchen in Aktion.

„Komm doch, du kleines Miststück", kreischte sie und rannte den Tunnel hinunter, während die Kreatur ein lautes Heulen ausstieß und von Wand zu Wand sprang, um sie zu fangen. Die Beine des Monsters knackten und knirschten unter ihm und es stürzte mit einem wütenden Blick in den Augen hinter ihr her.

Varyas Herz schlug schneller, als sie sich umdrehte, und ihr Knöchel knickte in einem merkwürdigen Winkel um. Sie zuckte zusammen und ignorierte den Schmerz, während sie weiter davonlief. Sie drehte ihren Körper und schickte einen Feuerstrahl auf den Ghul, der ihn gegen die gegenüberliegende Wand schleuderte.

Das verschaffte dem Mädchen genug Zeit, um in einen Minenwagen zu springen und sich die Schienen hinunterzuschieben; dann setzte sie einen Windzauber ein, um ihn schneller fahren zu lassen. Er prallte gegen eine Unebenheit und ihr Körper flog durch die Luft, bevor er vier Meter in die Tiefe fiel und auf einen Felsen aufschlug.


* * *


Tom stand unbeweglich auf seinem Platz und wusste nicht, was er tun sollte. Varya war den Tunnel hinuntergerast und die Kreatur war ihr schnell gefolgt, ihre Schreie hallten durch die Mine, während das Mädchen versuchte, sie von ihm fernzuhalten. Er hatte einen Fehler gemacht, der ihn fast das Leben gekostet hätte.

Er richtete sich langsam auf, wobei er darauf achtete, keine nennenswerten Geräusche zu machen, und ließ seinen Blick durch den dunklen Tunnel schweifen. Es handelte sich um ein Bergwerk, und mehrere Gleise bedeckten den Boden, einige endeten abrupt über einem steilen Abhang zu einer tieferen Ebene.

Seine Pupillen weiteten sich, als er in der Ecke eine kleine Leiche sah, blutverschmiert und verstümmelt. Das Gesicht des kleinen Mädchens war abgekratzt worden, eines der Augen baumelte grotesk aus der Augenhöhle und die Lippen waren völlig abgerissen, als hätte etwas an ihrem Gesicht gekaut. Eines ihrer Glieder war abgetrennt und der Ghul hatte es gegen die Wand geschleudert, als Varya nach ihm gerufen hatte, wobei das Fleisch gegen die Höhle spritzte.

Tom warf einen stoischen Blick auf die Leiche und wollte sie gerade liegen lassen, als er frustriert seufzte. Varya würde wollen, dass das Kind zu seinen Eltern zurückgebracht wurde. Also sprach er einen Zauber, der es über dem Boden schweben ließ, zog eine Grimasse angesichts der Eingeweide, die aus dem offenen Bauch auf den Boden tropften, und ließ es dann zum Höhleneingang schweben. Er würde es später abholen und sehen, ob er es mit einem Illusionszauber belegen konnte, damit die Eltern ihr Kind nicht so zerfetzt sehen mussten.

Wenn Varyas Vermutungen stimmten, dann war der Ghul die Leiche eines Bergarbeiters, der nach dem Einsturz der Wände unter der Erde festgesessen und sich aus Verzweiflung an dem Fleisch seiner Kameraden gelabt hatte. Riddle schnitt eine Grimasse, angewidert von dieser Vorstellung, und starrte dann auf die Stelle, wohin Varya gelaufen war.

Der Zauberer beschleunigte sein Tempo, schritt jedoch vorsichtig umher und versuchte, die Kreatur zu hören, die in der Dunkelheit wandelte. Sie konnten nicht weit gekommen sein, und doch herrschte völlige Stille vor ihm. Er überlegte angestrengt, was er tun sollte — er könnte sofort aufbrechen und nach dem Diadem suchen, da diese Gefahr ein Risiko für die Sache darstellte, oder er konnte nach Varya suchen und versuchen, herauszufinden, ob sie noch am Leben war.

Die Entscheidung fiel ihm leicht, und mit einem Seufzer schwang er seine Füße über einen Felsvorsprung, während er sich in die nächste Ebene hinabließ. Tom achtete darauf, ein Symbol in die Wände zu zeichnen, an denen er vorbeikam, sonst würden sie nie wissen, wohin sie gehen mussten.

„Riddle!"

Sein Kopf schnellte zu dem dunklen Eingang, der in einen anderen Bereich führte, als er das Mädchen hatte laufen sehen, und Tom runzelte die Stirn. Seine Füße bahnten sich ihren Weg und gerade als er den Pfad hinuntergehen wollte, hielt er inne — die Stimme hatte wie Varya geklungen und doch war etwas anders an ihr. Sie war tiefer als die der meisten Mädchen und wenn sie seinen Namen sagte, klang er durch ihren Akzent ganz anders. Außerdem hatte das Mädchen es sich zur Gewohnheit gemacht, ihn Tom zu nennen.

„Riddle, komm und hilf mir!"

Die Stimme war weinerlich, bedürftig — sie gehörte nicht zu dem starken Obscurial. Irgendetwas versuchte, ihn in den Schatten zu locken, indem es ihre Stimme nachahmte, und sein Herz schlug schneller, als ihm klar wurde, dass Varya nirgendwo in der Nähe war. Woher kannte der Ghul überhaupt seinen Namen? Wie lange hatte er sie schon im Wald beobachtet?

Eine Gänsehaut überzog seine Haut und er zog sich langsam zurück, bevor er den entgegengesetzten Weg einschlug. Der Junge entdeckte einen umgedrehten Wagen und ging schneller darauf zu, da er wusste, dass er einen auf den Schienen fahren gehört hatte, nachdem die Kreatur das Mädchen gejagt hatte.

Tatsächlich lag vier Meter weiter unten der Körper von Varya Petrov, und sein Atem stockte, als er die Blutlache um ihren Kopf sah. Verdammt — er hoffte, dass sie noch am Leben war. Tom warf sich zu Boden und zuckte vor Schmerz zusammen, als er mit der Schulter gegen etwas Hartes stieß, und als er sich umdrehte, um nachzusehen, was es war, weiteten sich seine Augen angesichts der Leichen, die den Boden zierten.

Ein Massengrab, hatte das Mädchen sinniert, und es schien sehr zutreffend zu sein. Einige Leichen waren bereits zu Skeletten geworden, und ihre Bergmannskleidung klebte in staubigen Fetzen an ihnen, während andere sich in verschiedenen Stadien der Verwesung befanden, mit abgekauten Körperteilen oder fehlenden Gliedmaßen. Toms Augen tränten angesichts des ranzigen Geruchs, und er eilte zu dem Mädchen, als er einen Schatten an der Wand entlanggleiten sah.

Er packte Varyas Körper und seufzte erleichtert auf, als er den Puls an seiner Handfläche spürte, dann zog er sie in eine Öffnung in der Wand. Riddle nahm an, dass die Kreatur die Leichen, von denen sie sich ernährt hatte, in dieser Grube entsorgt hatte, und dass der Geruch des Todes den metallischen Geruch von Varyas Blut überdecken würde.

Tom legte schnell einen Schweige-Zauber über sie, dann drückte er sie gegen die Wand und packte ihr Gesicht, um sie wachzurütteln. „Petrov! Verdammt noch mal, das ist nicht die Zeit für ein Nickerchen", murmelte er, während sein Blick zu dem Ghul wanderte, der jetzt wachsam an der Wand herumkroch.

Varya stöhnte auf und öffnete dann blinzelnd die Augen, während sie Riddle anstarrte. Ihre Sicht war verschwommen und sie fühlte sich durch den Blutverlust benommen. Ihr Kopf fiel zur Seite und in diesem Moment sah sie die Kreatur. Scheiße, sie waren immer noch in der Höhle.

„Das Mädchen?", brachte sie heraus und Tom riss an seinem dunklen Hemd, dann benutzte er den Stoff, um Druck auf ihre Wunde auszuüben. Varya unterdrückte bei dem Schmerz einen Schrei und sie wusste, dass ihr Schädel zumindest leicht gebrochen sein musste, da sich ihr Knochen bei der Berührung bewegte.

„Tot", sagte er abwesend, da er sich nur darauf konzentrierte, die aktive Blutung zu stillen. Er hätte Lestrange und Avery bitten sollen, ihm mehr Bücher über medizinische Zaubersprüche zu geben. „Ihr Körper ist beim Eingang. Wir müssen hier raus, aber ich habe keine Ahnung, wie wir an diesem Monster vorbeikommen."

„Es fürchtet sich vor Feuer", sagte Varya schwach, dann packte sie Toms Handgelenk, „Hör auf damit, das tut weh."

„Willst du lieber verbluten?"

Das Mädchen kniff die Augen zusammen, sagte aber nichts, während sie zu dem Ghul blickte, der immer noch nach ihnen suchte. Dann bemerkte sie die Leichen. „Wenn wir es zurück in die erste Ebene schaffen, kann ich die Grube in Brand setzen. Die Kleidung, die die Kadaver tragen, sollte ausreichen, um sie anzuzünden, und das wird den Ghul verscheuchen."

„Aber wie können wir ihn töten?"

„Gar nicht — er ist unsterblich. Vielleicht solltest du dich auch an Menschenfleisch laben, wo du doch so verzweifelt danach lechzt."

„Charmant, aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt für deine geschmacklosen Sticheleien. Es muss einen Weg geben, ihn zu töten."

„Vielleicht", überlegte Varya, „Könnte man ihn durch Enthauptung töten, aber bei der Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt, hätten wir keine Zeit, bevor er seine Krallen in unserer Brust versenkt, glaube ich."

Glaubst du?", spottete Riddle. Er band den improvisierten Verband um den Kopf des Mädchens, so wie Elladora es immer tat, wenn einer der Ritter schwere Kopfverletzungen erlitt. „Benutz deinen Obscurus."

„Die ganze Mine wird auf uns herabstürzen, wenn ich das tue", argumentierte Varya, als der Junge sie auf die Beine brachte, „Unsere beste Chance ist, ihn mit Feuer zu erschrecken, und wenn wir dann draußen sind, lassen wir die Mine in sich zusammenfallen. Er wird nicht mehr herauskommen können, zumindest nicht, bis jemand anfängt zu graben."

Tom nickte, und dann traten sie in die Grube hinaus. Sie gingen zu einer der Leitern an der Seite, und der Junge kletterte zuerst hinauf, bevor er dem Mädchen eine Hand reichte und sie nach oben zog. Varya stöhnte auf, als das Hämmern in ihrem Kopf stärker wurde, und sie klammerte sich an Riddle, um sich zu stützen, als sie am Rand hochkamen.

Der Schrei des Ghuls wurde lauter, als er hörte, wie die Kieselsteine durch ihre Bewegung klapperten, und gerade als er in die Luft sprang und auf sie zukam, schickte Tom einen Feuerzauber in seine Richtung, der den Ghul erschreckte, so dass er sich an den Rand kauerte.

„Lauf!"

Sie rannten beide durch die Gänge, Tom hielt ihr Handgelenk fest und führte sie durch das Tunnellabyrinth, das er markiert hatte, während der Ghul weiter an der Decke entlang kroch und sie verfolgte. Varya schnappte nach Luft, als sie sich dem Eingang näherten, und drehte dann ihren Kopf zu dem Ungeheuer, bevor sie einen weiteren Feuerzauber in seine Richtung schickte.

Gerade als sie den Ausgang passierten, gelang es Riddle, die Leiche zu ergreifen, die er dort zurückgelassen hatte, und Varya schickte einen Sprengzauber in Richtung des Eingangs, gerade als der Ghul versuchte, aus den Schatten zu springen, und zerquetschte ihn unter dem Gewicht des Berges.

Beide standen keuchend auf ihren Plätzen, bevor Petrov auf die Knie sank. Sie fühlte sich schwach und schwindlig, und Tom musste sie hochheben und durch den Wald tragen, während der Körper des Kindes hinter ihnen schwebte.

„Was sollen wir den Eltern sagen?" Varyas Stimme überschlug sich, als sie die entstellte Gestalt der Kleinen sah und wusste, dass es keine Erklärung dafür gab, wie schlimm es ihr ergangen war. Ihr Herz schlug für das Mädchen, das zu früh getötet worden war, und doch wusste sie, dass die Situation wenigstens nicht so eskalieren würde wie in der Schweiz.

„Sie ist in die Minen gelaufen und gestürzt. Der Aufprall hat sie getötet." Dann sprach er einen Illusionszauber über die Leiche, und an der Stelle, wo das Bein abgerissen worden war, wuchs ein neues. Die Leiche wies immer noch einige Verletzungsspuren auf, typisch für jemanden, der bei einem Sturz aus großer Höhe gestorben war, aber sie erzählte nicht mehr die makabre Geschichte eines Ghul-Mordes.

Sie machten sich auf den Weg zurück zum Gasthaus, wobei sie darauf achteten, dass niemand ihre Darbietung von Magie sah, dann brachte Tom die Hexe aus dem Osten wieder auf die Beine. „Kannst du gehen?"

„Ja, mir ist nur schwindlig. Das Adrenalin hält mich wach, aber ich muss meine Wunden versorgen, sobald wir wieder drinnen sind. Du wirst mit der Familie reden müssen."

Als sie hereinkamen, Tom mit der kleinen Mira in den Armen, erfüllten die Schreie ihrer Mutter den Raum, und sie warf sich vor den Füßen des Jungen auf den Boden. Varya warf ihm einen Blick zu, bevor sie schnell die Treppe hinaufstieg, in der Hoffnung, dass Tom genug Mitgefühl aufbringen würde, um eine überzeugende Geschichte zu erzählen und die Frau zu trösten, die gerade ein Kind verloren hatte.

Die Hexe schlug die Tür hinter sich zu und zuckte zusammen, als sie spürte, wie der Schmerz mit voller Wucht über sie hereinbrach. Sie setzte sich auf ihr Bett und zog ihren Zauberstab, bevor sie mit ihm leichten Druck ausübte und spürte, wie sich der Knochen unter ihrer Haut bewegte. Mit Tränen in den Augen griff sie nach ihrem Zaubertrank-Beutel und suchte den, der gebrochene Knochen heilte, um ihn eifrig herunterzuschlucken.

Es schmeckte bitter und ihr Kopf pulsierte mit einem tiefen Schmerz, als sich die Knochen wieder an ihren Platz begaben, aber wenigstens würde sie kein ernsthaftes Schädeltrauma haben — Merlin segne die Magie. Varya zerrte an ihrer schmutzigen Kleidung und warf sie zur Seite, bevor sie ins Bad ging und die Dusche einschaltete. Sie schrubbte sich die verdreckte Haut und wusch sich dann eifrig die Haare, bevor sie aus dem Bad trat und ihr Nachtgewand anzog.

Ihre Haut war mit blauen Flecken übersät, und sie nahm die Salbe, die sie mitgebracht hatte, und begann, sie vor dem Spiegel neben ihrem Kleiderschrank aufzutragen. Ihre Hände beugten sich unbeholfen, als sie versuchte, die auf ihrem Rücken zu erreichen, doch es gelang ihr nicht.

Ein Klopfen ertönte an ihrer Tür, und sie ließ ihr Kleid zurückfallen. „Ja?"

Tom stieß die Tür auf und seine Augen weiteten sich angesichts ihrer unpassenden Kleidung, bevor er schnell ins Zimmer trat und die Tür hinter sich schloss. „Was machst du da?"

„Ich versuche, meine Prellungen zu behandeln, damit ich morgen noch laufen kann", seufzte sie und blickte auf ihre lila Beine, „Kannst du mir helfen?"

Der Junge stand einen Moment lang still, unsicher, was er tun sollte, bevor er spürte, wie sich seine Füße über den Boden bewegten. Tom stand hinter ihr, und sie reichte ihm die Salbe, bevor sie sich auf den Rand des Bettes setzte. Er folgte ihr zügig und strich ihr Haar beiseite, um die Salbe auf ihren Nacken zu tupfen.

Seine Finger waren sanft, und Varya spürte, wie sich eine Gänsehaut über ihre Haut legte, als er sich ihr näherte. Sie unterdrückte einen leisen Seufzer, der ihr fast über die Lippen kam, dann schloss sie die Augen und genoss die Art und Weise, wie er sie berührte — sanft, behutsam, fast so, als wäre sie etwas, das er nicht zerbrechen wollte.

„Du hast mich vor dieser Bestie gerettet", sagte Riddle schließlich, als er sich zu den Armen des Mädchens bewegte. Er schob die Ärmel ihres kurzen Nachthemdes hoch, so dass ihre Schultern frei lagen, und drückte dann mit zarten Fingern auf die milchige Haut, die mit violetten Punkten und Flecken übersät war.

„Du hättest das Gleiche getan", bemühte sich Varya, dann begegnete sie seinem Blick im Spiegel und sah das Zögern, „...oder auch nicht."

„Wann wirst du es verstehen?" Tom lehnte sich zu ihr und raunte ihr ins Ohr, während er mit seiner Hand über ihren Arm strich. „Du bist mir egal. Ich kümmere mich um niemanden außer um mich selbst und um das, wofür ich stehe."

Er fuhr mit seinen Lippen ihren Hals hinunter und drückte ihr dann einen sanften Kuss auf die Schulter, und ihre Hände griffen nach seinem Oberschenkel, während sie sich ein Stöhnen verkniff. Varyas Augen rollten zurück und seine Hände hoben ihr Nachthemd den Rücken hinauf, bevor Riddle die Salbe weiter auftrug und in ihre Haut einmassierte.

Tom war sich nicht sicher, was er von dem Mädchen halten sollte — er wusste nur, dass sein Körper auf eine Weise auf sie reagierte, wie er es bei anderen Frauen nicht getan hatte, und dass es ihm ein wildes Vergnügen bereitete, sie zu berühren. Also machte er damit weiter, wenn auch egoistisch, und kümmerte sich nicht darum, dass ihr Herz schneller schlug, als seine samtenen Lippen die kaschmirhafte Haut berührten. Er war gierig nach mehr; er wollte darin ertrinken, wie er sich elektrisiert fühlte, wenn sie in der Nähe war.

Doch das Herz des Jungen war immer noch aus Stein, und abgesehen von der natürlichen menschlichen Reaktion auf sexuelles Verlangen war Tom Riddles Verstand weiterhin von einer dunkleren Note, in der jede Rose, die wuchs, im kalten Sturm von Trauma und Verzweiflung verkümmerte.

Schließlich hatte er jeden Zentimeter von ihr mit seinen Lippen und ihrer medizinischen Salbe bedeckt und erhob sich von seinem Platz. Tom wollte Dinge, Dinge, die nur zwischen Menschen geteilt werden sollten, die etwas füreinander empfanden, und obwohl sein frei von Schuldgefühlen lebender Verstand ihm sagte, er solle sie nehmen, trat er zurück. Nein, er brauchte ihren Verstand, um auf das vorbereitet zu sein, was er morgen vorhatte.

„Ich sehe dich beim Frühstück."

Jedes Mal, wenn er sie verließ, tat es ein bisschen mehr weh.

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