𝔨𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 𝔰𝔦𝔢𝔟𝔢𝔫𝔲𝔫𝔡𝔳𝔦𝔢𝔯𝔷𝔦𝔤
HINWEIS: Ihr könnt das Lied spielen, das ich für den zweiten Teil des Kapitels beigefügt habe. Ihr werdet wissen, wann.
KAPITEL SIEBENUNDVIERZIG
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In der Küche duftete es nach gebratenen Eiern und gebackenen Bohnen, als Varya Petrov später als sonst hereinspazierte. Sie hatte an diesem Tag ausgeschlafen, damit sich ihr Körper von der anstrengenden Reise erholen konnte, und sie lächelte prompt, als sie sah, wie Icarus Lestrange sich bemühte, das Essen nicht anbrennen zu lassen. Abraxas Malfoy stand an der Bar, mixte sich etwas und sah seinem Freund mit teilnahmslosem Blick zu.
„Scheiße", schrie Icarus auf, als ihm ein bisschen Öl auf die Hand spritzte, und er zog seine Hand von der Pfanne zurück, dann funkelte er sie böse an. Varyas hohes Lachen erfüllte den Raum und seine mandelfarbigen Iriden wanderten sofort zu ihr, ein fahles Lächeln auf seinem Gesicht. „Guten Tag, Prinzessin. Wie ich sehe, habt Ihr Euch viel Zeit gelassen."
Varya stieß ihn mit dem Ellbogen zur Seite und griff nach der Pfanne, wohl wissend, dass kein Reinblut in diesem Haus irgendwelche Überlebenstechniken besaß. Sie waren ihr ganzes Leben lang verwöhnt worden, und der einzige Grund, warum Icarus für sich selbst kochte, war, dass er Malfoy beweisen wollte, dass er dazu in der Lage war. Die Hexe warf die angebrannten Eier weg, schlug dann eine neue Ladung auf und ließ sie brutzeln.
„Ich bin kaum ausgeschlafen, gönnt mir mal eine Pause", schnaufte sie, bevor sie die Eier umdrehte. Das Verhältnis zu Icarus war immer noch etwas angespannt, aber sie bemühte sich, alles in Ordnung zu bringen. Trotz allem war er ein wichtiger Mensch in ihrem Leben und sie wusste, dass es unfair war, von ihm zu verlangen, sich gegen Riddle zu stellen.
Lestrange lächelte strahlend, erfreut darüber, dass das Mädchen endlich wieder mit ihm sprach, dann schmiss er sich auf einen der Barhocker und sah ihr zu, wie sie ihr Frühstück zubereitete. Malfoy schüttete das Glas in die Spüle und stöhnte: „Gott, ich hasse es, wenn ich zu viel Whiskey in meinen Kaffee tue, jetzt bin ich beschwipst."
„Solange du nicht das Gleiche machst wie in Prag."
„Halt die Klappe, Lestrange."
Varya lächelte vor sich hin, während sie das Essen anrichtete. Es war leicht zu vergessen, dass die beiden Jungen zusammen aufgewachsen waren und die Welt gemeinsam gesehen hatten. Obwohl Riddle sie unter einem Namen zusammengeführt hatte, waren die meisten seit Jahren befreundet und hatten tiefere Bindungen zueinander. Sie fand es lustig, wie einige tuschelten, es gäbe keine Freundschaft zwischen ihnen allen, obwohl es doch so offensichtlich war, dass sie alle füreinander sterben und kämpfen würden.
„Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?", fragte die Hexe, als sie die Teller vor ihnen abstellte, und sie stürzten sich sofort auf das Essen, schnitten und aßen eifrig. Lestrange stöhnte über den Geschmack und warf Malfoy einen kühnen Blick zu.
„Das Schicksal hat uns zusammengeführt", verkündete er dramatisch und beugte sich dann mit einem Kussmund vor. Abraxas schnaubte spöttisch und stieß ihn zurück. „Unsere Familien planen immer Ehen untereinander; es war vermutlich eine Hochzeit. Um fair zu sein, die meisten von uns kennen sich seit ihrer Kindheit. Selwyn und ich sind in derselben Nachbarschaft aufgewachsen — unsere Eltern dachten immer, wir würden heiraten."
Varya lächelte daraufhin. „Das kann ich mir vorstellen."
„Auf keinen Fall", warf der Junge lachend den Kopf zurück, „Ich hab sie gesehen, als sie noch unbeholfen und dürr war und sich ihr Haar beim geringsten Anflug von Feuchtigkeit kräuselte. Ich erinnere mich, dass wir einmal in London waren und in dieses Restaurant gingen und sie sich an irgendeinem Dessert verschluckte. Witzig, wirklich."
„Na ja, sie ist nicht mehr unbeholfen und schlaksig. Ich würde sogar sagen, dass sie das hübscheste Mädchen in Slytherin ist", sagte Varya, als sie ihre Eier fertig aß, und Icarus erstarrte daraufhin.
„Na ja, ich meine — sie ist hübsch, aber...", murmelte er, und Varya konnte den Kampf in seinen Augen sehen, fast so, als hätte er nie in Betracht gezogen, dass Elladora nicht mehr die Zwölfjährige war, die sie einst gewesen war.
Malfoy kaute langsam auf seinem Essen herum, während er seinem Freund bei seinem Nervenzusammenbruch zusah. "So blind", murmelte er vor sich hin, dann stand er auf und stellte das Geschirr in die Spüle. Mit einem dankbaren Blick in Richtung Varya strich er seinen schwarzen Anzug ab und eilte nach draußen, wo Avery und Rosier an Rens Auto arbeiteten.
Icarus verstummte und Schweigen legte sich über die beiden ehemaligen Liebenden. Der Junge räusperte sich und rutschte in seinem Sitz hin und her, in dem quälenden Bewusstsein, dass sie zum ersten Mal seit ihrer Trennung allein waren. Er vermisste sie zutiefst, so sehr, dass sein Herz pochte, wann immer sie lächelte, und er hätte alles getan, um sie wiederzuhaben. Am meisten schmerzte es ihn, Varya mit Tom zu sehen, wohl wissend, dass sie nie das bekommen würde, was sie von ihm verdiente.
„Ich wollte mit dir reden", platzte Lestrange heraus, und Varya schnitt eine Grimasse. Sie hatte keine Lust auf ein rührseliges Gespräch mit dem Jungen, und ihr Atem stockte, als er näher an sie herantrat.
„Worüber?", fragte sie und richtete ihren Blick auf ihr Essen.
„Tom", sagte Icarus offen, dann sah er sich im Salon nach ihrem Anführer um. Doch der Junge war immer noch in seinem Zimmer und würde erst später wieder herauskommen. Er blieb immer für sich, wenn sie irgendwo hingingen.
„Was ist mit ihm?"
„Er manipuliert dich", gestand der Junge und Varya hob eine Augenbraue.
„Das ist nichts Neues", spottete sie, nahm ihre Teller und Gläser und ging zur Spüle. Icarus folgte ihr, blieb dann an ihrer Seite stehen und überragte sie, während sie alles abwusch.
„Die Aufführung, erinnerst du dich daran?"
„Ja, ich erinnere mich. Soweit ich weiß, hat er mich dort sogar gerettet."
„Er hat es so aussehen lassen, als ob er das getan hätte", murmelte Icarus, dann senkte er seine Lippen auf ihr Ohr, und sie fühlten sich beide durch den engen Kontakt elektrisiert, „Aber hast du dich gefragt, warum Elladora überhaupt mit Black geflirtet hat? Warum Riddle sich überhaupt die Mühe gemacht hat, zu einer Aufführung zu kommen, wo er doch sonst nie unter Leute geht?"
Varya ließ das Glas in die Spüle fallen. Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie versuchte, sich an diesen Abend zu erinnern. Es war ziemlich seltsam, dass Selwyn einfach anfing, Ivyss ehemaligem Freund Zuneigung zu zeigen, vor allem, da sie den Jungen nach dem Theaterstück um jeden Preis gemieden hatte. Und ja, Tom hätte niemals an so einer Veranstaltung teilgenommen, ohne einen Plan zu haben.
Merlin, sie war so blind.
„Icarus." Ihr Timbre war bedrohlich und sie drehte sich zu dem Jungen um, ihre Gesichter nahe beieinander, und Lestranges Unterleib füllte sich bei dieser Nähe mit Schmetterlingen, „Worauf willst du hinaus?"
„Er hat alles arrangiert, damit du ihm vertraust und mit ihm nach Albanien kommst. Tom wollte, dass du glaubst, die Dinge hätten sich geändert, dass er dir in gewissem Maße vertraute.. Aber alles war eine Fata Morgana." Die Worte stolperten wie ein Wasserfall aus seinem Mund, und Varyas Herz füllte sich mit Grauen. „Er hat Selwyn dazu gebracht, Ivy eine Reaktion zu entlocken, um eine Szene zu machen, weil er wusste, dass sie eine Aschwinderin einsetzen würden. Keiner von uns hat mit der Explosion gerechnet, aber dann hat er Malfoy befohlen, deine Füße an die Bühne zu kleben, damit er dich retten kann. Ich meine, um Himmels willen, wann hat Tom jemals etwas unternommen, um jemanden zu retten?"
Er hatte es für sie getan, mehrere Male, und doch schien das Mädchen immer zu vergessen, dass Riddle ihre Kräfte über alles begehrte und dass er sie allein aus diesem Grund beschützen würde. Sie schürzte verärgert die Lippen und eine Welle des Unmuts durchfuhr sie wie eine mitternächtliche Flut, die sie in völligen Hass tauchte.
Varya öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann öffnete sich die Tür, und der kleine Dämon kam herein, die Hörner versteckt zwischen Locken wie belgische Schokolade und Bösartigkeit umrahmt von azurblauen Iriden. Tom schritt zum Frühstückstisch, schnappte sich eine Orange aus dem Korb und begann sie zu schälen.
Er warf einen Blick auf Varya und hob eine Augenbraue über ihre widerspenstige Haltung, als die Hexe ihm einen Todesblick zuwarf. „Kann ich dir helfen?"
Das Mädchen spürte, wie sich Icarus neben ihr versteifte, und sie wusste, dass sie nichts sagen konnte, weil sie fürchtete, der Junge würde sonst gefoltert. In der Nähe von Riddle mussten sie immer auf der Hut sein, denn er war so labil, dass man nicht wusste, wie er reagieren würde. Tom schob sich eine Orangenscheibe zwischen die Lippen, leckte über den Saft, der an seinem Mund heruntertropfte, und legte den Kopf schief, um sie aufzufordern, etwas zu sagen.
„Nichts", murmelte sie und drehte sich um, um den Abwasch zu machen, ein Versuch, sich vor seinem hinterhältigen Grinsen zu verstecken, vor der Art und Weise, wie sich sein Kiefer vor Belustigung über ihr Unbehagen verzogen hatte. Er war so verdammt zerstörerisch, und er verriet jeden, weil ihm nichts wichtiger war als Macht.
Im Moment hatte Petrov ihm nichts zu sagen, und sie konnte nur die abgefallenen Blütenblätter der Rose, die ihre Vitalität symbolisierte, in den Arm nehmen, während er sie mit jedem Handgriff weiter ausrupfte und die Hoffnung des Mädchens zu einem verschwommenen Bild aus Nichts und Allem verblasste. Die Stacheln stachen in ihr Inneres und brachten so leicht Blut hervor. So ruinierte er sie — von innen heraus, während er gleichzeitig das Aussehen einer kräftigen Hexe aufrechterhielt.
„Duellierst du dich heute, Lestrange?" erkundigte sich Riddle, als er auf seinen Gefolgsmann zuschritt, der einen Blick auf die gesenkte Miene des Mädchens warf, bevor er sich von der Theke abstieß.
„Duellieren?", fragte Varya, obwohl ihr Gesicht immer noch abgewandt war.
„Mein Lieblingszeitvertreib — sich gegenseitig fast umbringen, ohne es tatsächlich zu tun", verriet Icarus, packte sie am Handgelenk und zog sie nach draußen, wo der Rest der Ritter bereits an einem Tisch im Freien saß.
Tom verweilte hinter den beiden und aß langsam, während er alle seine Gefolgsleute analysierte. Er hatte sich mit allen mehrfach duelliert, aber keiner war auch nur annähernd in der Lage gewesen, ihn zu entwaffnen oder zum Aufgeben zu bringen. Doch nun war Varya eine ganz andere Herausforderung und er spürte, wie seine Erregung bei der Vorstellung, gegen das Mädchen zu kämpfen, stieg.
Rosier jubelte, als er sie herankommen sah, und zog dann einen Notizblock hervor. „Also, Nott wird wie immer den Stand der Dinge festhalten, da wir alle wissen, dass er sowieso als Erster raus wäre. Nichts für ungut, Kumpel", kicherte der Franzose, bevor er seinem stirnrunzelnden Freund Federkiel und Papier reichte. Dann klopfte er sich auf seine Weste und strich sich schnell die Ärmel hoch. „Wie machen wir's?"
„Zufallsziehung?", empfahl Elladora und schob ihre Sonnenbrille auf dem Nasenrücken nach oben. Sie hielt eine zarte Teetasse in den Händen und wirbelte den Inhalt umher, während sie im Schneidersitz auf einem Stuhl saß.
Rosier nickte, nahm Nicholas den Hut vom Kopf und verzauberte ihn, um all ihre Namen zu losen. Seine Hand tauchte sofort hinein und zog ein Stück Papier heraus. „Elladora, und—" Seine Hand wanderte wieder hinein. „Nicholas. Oh, das möchte ich unbedingt sehen!"
Selwyn blickte den Schlächter über ihre Teetasse hinweg an und stellte sie dann höflich auf den Tisch. Sie bewegte sich mit Anmut über den Hof, ihr Haar trug die Farbe von tausend brennenden Apollos, und ihre genialen eichelfarbenen Augen blitzten von verführerischer Kälte. Die Hexe stand in der Mitte des Hofes, ihre Lippen waren zu einem fadenscheinigen Grinsen verzogen, und sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken, um eine eindeutige Botschaft zu senden: Ich fürchte dich nicht.
Das war alles, was Nicholas brauchte, um seine Messer aus dem Gürtel zu ziehen, sie um die schlanken Finger zu drehen und dann die Griffe fest zu packen. „Wie ist dein Ohrläppchen verheilt?"
Elladora schnaubte spöttisch, dann schürzte sie unzufrieden die Lippen, während ihr weißes Kleid im Wind flatterte. „Wie ist deine Kopfverletzung verheilt, nachdem ich dir das Leben gerettet habe, Avery?"
Varya rutschte auf ihrem Sitz hin und her, weil die Spannung zwischen den beiden offensichtlich zu groß war — sie mochten sich nicht, nicht im Geringsten, und obwohl sie vielleicht gemeinsam für ein bestimmtes Ziel kämpften, stand am Ende des Tages ihre Wut über allem. Das Mädchen konnte nicht anders, als sich zu fragen, warum, also warf sie Nott einen Blick zu, der über den fragenden Ausdruck lächelte.
„Sie sind nicht die besten Freunde", sinnierte er, während er sich zu ihr hinüberbeugte, „Avery hat sich immer über sie lustig gemacht, als wir noch klein waren, und Selwyn hat eine starke Abneigung gegen ihn entwickelt. Ich glaube, er sieht sie tatsächlich als eine Art kleine Schwester, aber Merlin, sie sind unausstehlich."
Der Wind zerzauste ihre Locken, und die Szenerie erstarrte, als die beiden Zauberer einander mit Falkenaugen ansahen. Es war das Aufeinanderprallen zweier Magnete, ein Gegensatz von Lösungen, die nie gut zusammenpassen, und Selwyn rümpfte ihre Stupsnase angesichts des abweisenden Blicks von Nicholas. Varya dachte an ihre Worte vom Vortag zurück, wie sie angedeutet hatte, dass Männer sie nie ernst nehmen würden, und sie fragte sich, wie ihre Strategie aussehen würde, da sie so verstohlen wie Leviathan war.
Es war Nicholas, der den ersten Schritt machte, immer flüchtig, immer dynamisch, und doch bewegte er sich mit der Verstohlenheit eines Attentäters, als er ein Messer drehte und es nach dem Mädchen warf, um sie zum Ausweichen zu bewegen. Elladora hob eine flinke Handfläche in die Luft, stoppte die Spitze, als sie fast ihre Stirn berührte, und starrte mit angesäuerten Zügen zurück.
„Impedimenta!", dröhnte ihre Stimme durch den Wald, und Avery merkte, wie seine Bewegungen langsamer wurden, als das Mädchen nach ihm ausholte, die Augenbraue frustriert hochgezogen, als er versuchte, ihrem nächsten Schlag auszuweichen. Er wurde drei Meter nach hinten geschleudert, und dann warf Elladora ihre einzigartigen Pfeile nach ihm.
Sie hätten den Jungen fast getroffen, aber er lenkte sie schnell ab. „Gift? Wirklich?" Spöttisch stieß er sich mit einer geschickten Drehung vom Boden ab und wirbelte seinen Körper herum, als er ein weiteres Messer in ihre Richtung schickte, das diesmal mit einem Vereisungszauber versehen war. Das Mädchen schrie auf, als es ihre Schulter traf und erstarrte, so dass sie die Hand, die über ihrem Zaubertrankbeutel schwebte, nicht mehr benutzen konnte.
„Warum benutzen sie nicht einfach Magie?", fragte Varya, erstaunt über die Taktik der beiden.
Es war Riddle, der antwortete, als er sich neben sie setzte, seine liebevollen Augen auf ihren neugierigen Blick gerichtet, und sein Kinn in die Hand stützte. „Um einen Gegner zu überraschen, muss man blasphemische Taktiken anwenden. Wenn man gegen einen Zauberer kämpft, wird er zu sehr auf die Hand konzentriert sein, die den Zauberstab hält, um die zu bemerken, die ihm das Messer in die Brust stößt."
„Eine makabre Art des Duellierens."
„Aber sehr effizient", sinnierte der Anführer, während er seine Gefolgsleute beim Duell beobachtete. Elladora hatte es geschafft, das Eis zu brechen, und schleuderte nun Nebelgeschosse durch den Hof, so dass Nicholas aufstöhnte, als seine Augen tränten und seine Sehkraft schwand. „Das ist es, was sie so außergewöhnlich macht, ihre Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen. Magie ist im Lehrplan von Hogwarts eingeschränkt, und niemand von uns wird in echten Verteidigungsstrategien unterrichtet, also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, zu üben und militärische Führer zu werden."
Varya konnte nur anerkennend nicken und als ihr Blick wieder auf das Duell fiel, sank ihr das Herz, als sie sah, dass es beendet war. Selwyn hatte ihren Rauch mit einer Art Psychedelikum versetzt, und Avery krampfte nun auf dem Boden, den Dolch am Hals, während das Mädchen bösartig grinste.
„Gibst du auf?"
Avery starrte sie finster an, während sein Körper zuckte. „J-Ja."
Elladora öffnete ihren Beutel und nahm eine Phiole, die sie ihm in die Kehle zwang, und innerhalb von Sekunden war er wieder normal und stöhnte vor Frustration über seine Niederlage. Es war immer ein ausgeglichenes Duell zwischen ihnen beiden gewesen, und sie war eine der wenigen, die es schaffte, ihn zu schlagen. Der Junge stand auf und lief hinter der strahlenden Siegerin her, die den Männern ein Lächeln zuwarf, das ihre Überlegenheit verriet.
„Die Nächsten!", rief Rosier und holte zwei Namen hervor, die er genüsslich auf ein Papier gekritzelt hatte, „Seht euch das an! Los geht's, Malfoy. Ich hab schon lange darauf gewartet, dein platinfarbenes Haar zu zerzausen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass dein schwarzer Anzug ein wenig staubig wird..."
Malfoy schleuderte ihn zur Seite und der Körper des Jungen rollte über das saftige Gras, bevor er an einem Baumstamm zum Stillstand kam. Ren stöhnte auf, als er sich den Bauch hielt, und drehte sich dann zu Abraxas um, der am Horizont stand, eine Vogelscheuche aus Stolz und Bosheit, die rechte Hand des Teufels selbst.
Satan war Zorn, aber Luzifer war Stolz, und Malfoy hielt seine Haltung mit köstlicher Entschlossenheit. Sein nächster Schritt war genauso axtscharf wie sein erster — sauber, grob —, aber Rosier ließ sich nicht zum Narren halten. Unabhängig von seiner Position hatte der Junge etwas, was den anderen fehlte — er lachte der Gefahr ins Gesicht, er umarmte den Tod mit der Vernunft eines Wahnsinnigen.
Rosier war völlig durchgeknallt, und so gackerte er, bevor er Malfoys Fluch abwehrte. „Oh, nicht sehr freundlich." Dann stürmte er vor, und sein Zauberstab schickte eine Kaskade von Feuer herab, und der Hunger in seinen Augen war überdeutlich — verfluchter Beelzebub, immer hungrig nach Chaos.
Malfoy schnalzte mit der Zunge und umgab sich mit einer Wand aus Wasser, die zischend die dämonischen Flammen löschte, die ihn einhüllten. Er ließ Rosier keine Zeit, sich wieder aufzurappeln, bevor er mit dem Finger schnippte und ein Baum auf den Jungen fiel.
Varya erhob sich, hielt sich die Hand vor den Mund, und als sie Toms amüsiertes Schnauben hörte, richtete sie ihren bösartigen Blick auf den Jungen. Er zog eine Augenbraue hoch und schüttelte leicht den Kopf. „Malfoy mag ein ruhiger Mensch sein, aber glaub mir, er ist nicht ohne Grund mein Stellvertreter. Diejenigen, die ihre wahre Macht nie offen zeigen, sind die tödlichsten."
Selwyn rannte über das Grundstück zu der Stelle, an der der Junge niedergefallen war, und schnippte den Baumstamm sofort weg. Als sie ihn lachend am Boden liegen sah, rollte sie mit den Augen und schickte der Gruppe einen Daumen nach oben, bevor sie ihm eine Phiole mit einem Trank zur Wiederherstellung der Knochen gab.
Dann humpelte Ren mit ihrer Hilfe zu ihnen zurück, setzte sich mit einem Stöhnen auf einen Stuhl und wandte sich Malfoy zu, der wie immer stoisch blieb. „Das war gemein."
„Ich mach dir einen Irish Coffee, halt die Klappe." Dann schritt er in die Küche und schnappte sich die Whiskeyflasche.
Rosier gab einen zufriedenen Laut von sich, umklammerte dann wieder den Hut und blickte auf die drei verbliebenen Tribute. Er verkniff sich ein Lachen angesichts der Situation, da er nicht wusste, welcher Kampf amüsanter zu beobachten wäre — das ehemalige Liebespaar, das versuchte, sich gegenseitig auszuschalten, während es von Schuldgefühlen zerfressen wurde, die beiden Befehlshaber in der Schlacht oder die beiden absoluten Soziopathen, die sich ihrer Gefühle nicht bewusst waren?
Er zog den ersten Namen hervor und grinste. „Varya, deine Zeit zum Scheinen."
Das Mädchen hatte halb erwartet, dass sie es sein würde. Schließlich hatte sie das größte Pech von allen. Sie stieß sich vom Stuhl ab, dann blickte sie zwischen den beiden verbliebenen Männern hin und her, und sie wusste nicht, welchen Kampf sie mehr fürchtete.
Rosier steckte seine Hand in den Hut und als er begann, das Papier herauszuziehen, sah er ein "L" darauf stehen und runzelte die Stirn. Nein, er wollte heute etwas Dramatischeres. Also steckte er den Namen von Icarus wieder hinein und schnappte sich den von Tom. „Ah, was für ein Zufall! Riddle!"
Tom legte den Kopf schief und grinste das Mädchen mit einem schlangenhaften Charme an, dann erhob er sich mit einer anmutigen Bewegung von seinem Platz und schritt zur offenen Stelle hinüber. Seine Gedanken schwirrten vor Begeisterung und er fragte sich, ob dies der richtige Zeitpunkt war, sich an ihr zu rächen, weil sie ihn fast umgebracht hatte.
Varya hingegen hatte nicht die Absicht, den Jungen zu schonen. Zu lange hatte sie sich von ihm manipulieren lassen; zu lange hatte sie versucht, ihn bei ihren Auseinandersetzungen nicht zu verletzen, aber Icarus' Worte waren der letzte Nagel zu seinem Sarg gewesen, und was auch immer an der Front passierte, würde sie nachts nicht wachhalten.
„In Ordnung, jetzt versucht, euch nicht gegenseitig umzubringen", schrie Nicholas von der Veranda aus und zwinkerte Icarus zu, dessen Gesicht ganz blass geworden war.
Sie schaute Tom an und beobachtete, wie seine azurblauen Augen sie mit reiner Boshaftigkeit anblickten und sich seine Lippen zu einem Strahl der Grobheit verzogen. Er verbeugte sich spöttisch, fast respektlos vor ihr, nur um das Mädchen noch mehr zu ärgern, und dennoch behielt er die Fassung — er wusste zwar, dass er die Hexe nicht unterschätzen durfte, aber die Trotzreaktion würde sie aus der Fassung bringen.
Es war die Art und Weise, wie er ihr mit jedem kalkulierten Zucken seiner Augenbrauen den Kopf verdrehte, die Art und Weise, wie er sie mit teilnahmsloser Miene verärgerte — seine wirksamste Waffe. Tom Riddle war unvorstellbar gerissen, und er wechselte so oft die Rollen, dass sogar er selbst manchmal verwirrt war. Doch nichts konnte ihn so sehr aus der Fassung bringen wie die Hexe aus dem Osten.
Varya machte den ersten Schritt. Sie sprengte den Boden unter seinen Füßen komplett weg, und ihre Augen wurden unscharf, als der Junge ganz woanders hin apparierte. „Du kannst apparieren?"
„Natürlich kann ich das", schmunzelte er über seinen eigenen Trick, wohl wissend, dass er damit ein Ass aus dem Ärmel verloren hatte. Dann fragte er sich, warum er sich so viel Mühe für ein bloßes Duell gab.
Vielleicht, um sie zu beeindrucken.
Er brauchte keinen Zauberstab und mit einer leichten Bewegung des Handgelenks schickte er einen Feuerstrudel los, der sich gackernd gegen den magnetischen Himmel abzeichnete und sich dann in einer Schlangenform auf sie stürzte, das Maul aufgerissen mit einem unersättlichen Mordbedürfnis. Varya blockte ihn ab und schnaufte dann verärgert über sein magisches Schauspiel.
Die Hexe holte ihr Messer heraus, und wenn der Junge eine Überraschung wollte, dann sollte er genau das bekommen. Sie schnitt sich in die Hand und ließ die blutige Flüssigkeit langsam herabtropfen, dann machte sie weiter, während sie ihren Zauberspruch rezitierte, was Riddle einen beeindruckten Blick einbrachte. Die Sigille brannte auf dem Boden, und Varya ließ sich darauf nieder, die Augen geschlossen, während ihre Lippen der Natur, der Dunkelheit, etwas zuflüsterten, und ihre blutige Hand schabte über den Schmutz, während ihr zartes Kleid um ihre Beine schlotterte und ihre geflochtenen mitternächtlichen Locken im Wind schwankten.
Der Himmel verdunkelte sich, als wäre das Armageddon endlich gekommen, um sie von ihrer Mutlosigkeit und ihrem Frevel zu erlösen, und der Schlag der Natur wimmerte über den Aufruhr der dunklen Magie, die durch die Ritzen des Bodens glitt, und Schatten tanzten ihren Weg zu Tom Riddle, als die Hexe den Ruf des Hexenzirkels sang. Es gab keine Gnade, und sie hatte dem Jungen noch einige Lektionen zu erteilen.
Riddle spürte, wie die Flüssigkeit seine Nase hinuntertropfte und der beißende Geschmack von ätzendem Blut in seine Kehle eindrang. Es sammelte sich auf seinen Händen und in seinen Augen schwamm das rote Pigment der Sterblichkeit, eine Nuance von Rouge und Katastrophe, und wie er es in solcher Verzweiflung wegwischte, als die quecksilberhaltigen Spuren in seinem Blut von dem Zauber aufstiegen und er sich mit seinem eigenen Gift vergiftete — ein tragisches Schicksal für eine Schlange.
In seinem Blickfeld schwirrten Punkte, und der Klang der Vögel drang dumpf an seine Ohren, während er versuchte, zu begreifen, was mit ihm geschah. Es gab keine Explosion, keine Wut, nur geflüsterte Worte mit uralten Bedeutungen und dunkler Magie, die er selbst kaum kannte, und die alten Wege triumphierten.
Aber er war ein dunkler Zauberer und er hatte sich ungeheure Zaubersprüche beigebracht, von denen er einige nach der Begegnung mit der Hexe aus osteuropäischen Schriften zusammengestellt hatte. Und so murmelte Tom die Beschwörungsformel schnell, immer einen Schritt voraus, und Varya keuchte auf, als ihre magischen Kanäle die Blockade spürten, und ihre Skorpionsaugen blickten zu den seinen, mit dem geringsten Flackern von Weiß.
„Du hast die Magie des Hexenzirkels gelernt, du hast meinen Zauber blockiert!"
Natürlich hatte er das. Er war Tom Riddle, und war es nicht normal, dass ein so brillanter Geist ihre eigene Hexenkunst erforschte, nachdem er ihr ausgesetzt war? Er hatte schon eine Weile gelernt und versucht, mit den Talenten des Mädchens gleichzuziehen. Er lächelte schelmisch, und als sich seine Lippen öffneten, sah sie das Blut, das seine Zähne befleckt hatte, und doch schritt er anmutig heran, als wäre er nicht vor wenigen Sekunden fast umgekommen.
Was für eine Naturgewalt er doch war, und sie hob den Kopf, um ihm zu begegnen, als er sie überragte und auf die milchige Haut hinunterblickte, die sich von ihrem schwarzen Kleid abhob. Sie sah aus wie eine richtige Hexe aus Salem. „Ich bin dran."
Varya hatte ihn noch nie dunkle Magie wirken sehen, nur die Zaubersprüche, die in Hogwarts gelehrt wurden, und als seine Lippen Lateinisch sprachen, wirbelte ihr Herz vor Freude herum, und ungeachtet der Spinnen, die auf seinen Ruf hin wie verrückt auf sie zustürzten, lächelte sie.
Die Spinnen kamen näher, und erst als sie spürte, wie ein paar von ihnen ihr Bein hinaufkrabbelten, stieß sie einen Schrei aus, der ihr über die Lippen kam, und schlug sie weg, als sie versuchten, ihren Körper zu bedecken. Sie drehte sich auf den Füßen, umkreiste sich selbst mit Feuer und sah zu, wie sie in den Flammen verbrannten, bevor sie Riddle erneut mit einem furchterregenden Grinsen ansah.
„Ist das alles, was deine zierlichen Bücher dir beigebracht haben? Du hättest mich auch einfach um Privatunterricht bitten können." Sie wirbelte herum und ihre nächste Bewegung überraschte ihn, als sie ihn an der Kehle packte und in einem Windstoß mit sich zog. Sein Haar flog herum, als das Mädchen ihn näher an sich heranzog, und dennoch bogen sich seine Lippen nach oben, als sich ihre Nasen trafen. „Gefällt dir, was du siehst?"
„Ich sollte lügen", gestand er, und ihre Augen funkelten.
„Dann tu es."
„Ich kann nicht." Und dann gruben sich ihre Nägel in seine Haut und zerrten an der Epidermis, krallten sich in seine Kehle. Tom grinste wahnsinnig, bevor er sie von sich wegschleuderte, und sie wälzte sich im Gras.
Nicholas Avery pfiff vor sich hin, dann warf er Nott einen belustigten Blick zu. „Glaubst du, die bringen sich gegenseitig um?" Maxwell zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Kaffee.
Tom ging schnell zu ihr, dann beugte er sich hinunter, wobei seine Knöchel sein Gewicht trugen, und drückte das Mädchen auf den Rücken, wobei er lächelte, als er die offene Wunde auf ihrer Wange sah, und er legte einen Finger auf die offene Wunde und drückte zu, wobei sich die Haare auf seinen Armen aufstellten, als sie schrie und nach ihm trat.
„Verdammte Scheiße, Riddle", hauchte sie und strich sich über das Gesicht, wobei ihre Wunde schnell heilte. Der Junge biss sich auf die Innenseite seiner Wange und sah zu, wie das Blut auf ihrem Gesicht trocknete.
Er drückte seinen Finger gegen den verbleibenden Streifen und rieb darüber, genoss die Art, wie das Karmesin auf ihrer Haut tanzte. Sein Daumen wanderte über ihre Lippen, und Riddle wünschte sich nichts sehnlicher, als sie wieder zu schmecken.
Die Abenddämmerung brach an, und der Rost der Dämmerung klirrte durch die Nacht, als sich die letzten Spuren Mandarinenorange in exquisites Amethyst verwandelten. Die Krähen krächzten durch den wilden Fliederwald und ihre krächzenden Laute brachten dem Mädchen Frieden. Irgendwo in der Ferne hallte die Turmglocke einer Kirche silbern wider. Der Duft der Mondblume schwebte durch die Luft und umgab die beiden Liebenden, die sich anschauten — makaber und doch heiter.
Ihre Augen rollten nach hinten, als sich ihre Lippen energisch bewegten, um Tom zu verfluchen, und der Junge fiel auf die Seite, als sie die Kontrolle über sein Nervensystem übernahm, Krämpfe auslöste und ihn zucken ließ, während er gegen das fremde Gefühl ankämpfte. „Jetzt weißt du, wie es sich anfühlt, wenn du den Obscurus dazu bringst, meinen Körper zu übernehmen."
Riddle stöhnte, dann blockte er sie wieder ab, und Ärger blitzte in ihren Augen auf, als sie aufstand und Abstand zwischen sie brachte. Trotzdem beschwor der Junge das Gras und es verflocht sich zu einer langen Peitsche, die er gegen ihre Füße schlug, ihren Knöchel erwischte und sie zu Boden zog. Varya schlug frustriert mit der Faust auf den Boden, dann spürte sie, wie er sie umdrehte und sie angrinste. Er hockte sich rittlings über sie, und als er auf sie herabblickte, fiel eine Locke nach vorne und kitzelte ihre Stirn.
„Irgendwelche letzten Worte?", sagte er arrogant, und das Mädchen starrte ihn zornig an.
„Ja, eigentlich schon", antwortete Varya, ihr Tonfall war bissig und triefte gleichzeitig vor betrügerischer Fügsamkeit. Sie hob ihr Gesicht, bis sie nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren und seine Lippen verlockend über den ihren schwebten.
Toms Kehle schnürte sich zusammen, als er ihren zitronigen Duft einatmete, und seine Gedanken wirbelten herum, als er sich daran erinnerte, wie sie sich in der vergangenen Nacht gefühlt hatte. Er sah auf ihre zarten Züge hinunter, die so widerspenstig und arrogant waren, und dann drehte sich ihm der Magen um, weil seine Gedanken ständig von ihr geplagt wurden. Er senkte den Kopf: „Welche?"
Er spürte die spitze Klinge an seiner Kehle — ihren Dolch.
„Schachmatt."
Varyas Augen funkelten vor Zufriedenheit, als sie ihm den Dolch an die Kehle drückte, und sie lachte in hohen Tönen über seinen genervten Gesichtsausdruck. Wieder einmal war ihr Messer das Ende ihrer Geschichte gewesen, und es war komisch, wie er es immer wieder vergaß, obwohl sie es so oft benutzte.
Rosier pfiff von der Seite und applaudierte, als die Ritter ihren König fallen sahen, und doch schien es niemanden zu stören, als Varya und Tom sich auf den Rückweg zum Herrenhaus machten. „Das war wunderbar!"
„Ich habe Riddle noch nie bluten sehen", sagte Malfoy ohne jede Emotion in der Stimme, während er seinem Anführer ein nasses Handtuch reichte. Erstaunlicherweise hatte Riddle die Niederlage ziemlich gut weggesteckt, und trotz seiner offensichtlichen Frustration schien er sich mehr darauf zu konzentrieren, das Blut von seinem zerzausten Hemd und seiner Weste zu bekommen.
Nicholas drehte seinen Kopf zu ihm, dann sprach er einen schnellen "Tergeo"-Zauber, um die Flüssigkeit herauszusaugen, und erntete ein anerkennendes Nicken des Anführers. Dann starrte er Varya an. "Jetzt bring mir diese Zaubersprüche bei oder ich erwürge dich im Schlaf."
„Ich würde gerne sehen, wie du das versuchst."
„Wir werden übermütig, nicht wahr?", scherzte er und beugte sich vor, um die Schuhe aufzuheben, die er so anmutig ausgezogen hatte. Er schob seine Füße hinein und setzte sich dann aufrecht hin. „Ich glaube, es ist Zeit für's Abendessen."
* * *
Varya löffelte ihr Gelato, während sie und Tom draußen auf der Veranda standen und in den Himmel blickten, der sich in nächtliche Glückseligkeit verwandelt hatte, eine Schicht aus Edelsteinen von unzähligen Proportionen und Farbtönen, die sich zu Galaxien und Kosmen verwirbelten. Der Mondschein glitt über ihre durchsichtigen Gesichter wie die Wellen einer Meeresflut und verband die Herzen in der Stille und Dunkelheit enger miteinander.
Es gab nur die Schweigsamkeit des knochenweißen Mondes und die stille Szenerie der Nacht, in der die einzige Melodie die von The Ink Spot's Maybe und Elladora Selwyns kristallklarem Lachen war, als Icarus sie im Wohnzimmer sanft im Takt drehte, und Varya fragte sich sehr, ob die Hexe Geigen mochte.
„Muggelmusik", bemerkte Tom bitter, und doch wippte sein Fuß zu der langsamen Melodie, und sein Herzschlag beruhigte sich, als er sich einen ruhigen Moment gönnte. Er war kein Freund von Musik, er fand sie lächerlich, und doch rührte sich etwas, als er die Frau an seiner Seite ansah.
„In der Tat", seufzte Varya, und sie leckte eifrig an ihrem Löffel, während sie das Gefühl von Kälte und Frost genoss, das ihre aufgewühlte Haut in der Gegenwart des Jungen beruhigte.
Sie war sich nicht sicher, wer von beiden zuerst nach draußen gekommen war, vielleicht auch keiner von beiden, und doch befanden sie sich in der Nähe des jeweils anderen. Vor langer Zeit hatte Varya geglaubt, dass es einen Schicksalsfaden gab, der sie mit Riddle verband, und dass er an ihrem Wesen zog, ihm zu folgen, wohin er auch ging.
Vielleicht zog er jetzt auch an ihm.
„Langsam mit dem Wein", erklang Notts gedämpfte Stimme hinter der Glastür und Varya drehte sich um, um Rosier auf der Küchenmarmorplatte zu sehen, den Körper sanft schwingend, die ausgestreckte Hand in der Luft und die Augen geschlossen, während er sich sanft zur Melodie bewegte. Ren hatte ein seliges Lächeln auf dem Gesicht, und mit der Flasche in der Hand sah er friedlicher aus als je zuvor. Sie fragte sich, wovor — oder vor wem — der Junge davonlief.
Malfoy war auf der Couch eingeschlafen und Avery malte ihm mit seinem Zauberstab einen Schnurrbart ins Gesicht. Seine Nase rümpfte sich und Nicholas' Augen weiteten sich, dann drehte sich Abraxas zur Seite, legte seinen Arm um den anderen Jungen und zog ihn in eine Umarmung, die ihn geradezu versteinerte.
Die sanfte Melodie ertönte weiter, und sie alle fielen in eine Art Ruhe, während sie die Schmerzen in ihrem Körper und in ihrem Geist linderten und sich erlaubten, Normalität zu kosten, und sie sahen alle lebendig aus vor Freude und der ihrem Alter innewohnenden Sorglosigkeit. Einen Moment lang fragte sich das Mädchen, was aus ihnen geworden wäre, wenn die Welt sich nicht von ihren Problemen abgewendet hätte.
Sie stellte sich eine Realität vor, in der Tom Riddle ein geistig gesunder Mann war, ein Aristokrat, der sich mit Eitelkeit und überflüssiger Anmut durch die Ballsäle bewegte und die Herzen junger Frauen mit genau der richtigen Mischung aus Unfug eroberte — immer in Reichweite und doch unerreichbar. Er war der Erbe der Gaunt-Linie und sie die einzige Namensträgerin der Petrov-Linie, und sie würden sich auf einem Ball treffen, den keiner von ihnen besuchen wollte, und kokette Blicke über Champagnerflöten austauschen. Wenn der Moment des Abenteuers ihre Seelen streichelte, würde Tom über den Boden schreiten, sich an den sich bewegenden Paaren vorbeidrängen und fragen—
„Willst du spazieren gehen?"
Varyas Mund stand offen, als der Löffel zwischen ihren Lippen baumelte, und sie drehte sich um, um den Jungen anzusehen, um sich zu vergewissern, dass er diese Worte wirklich gesagt hatte, und als seine weltmüden Augen ihr einen frustrierten Blick zuwarfen, wusste die Hexe, dass er sie tatsächlich gebeten hatte, auf dem Anwesen der Notts spazieren zu gehen.
Sie stellte den Becher zur Seite, wischte sich die cremige Substanz von den Lippen und erhob sich erwartungsvoll auf die Beine. Tom runzelte die Stirn, dann ging er mit ihr an seiner Seite weiter, die Hände in den Taschen und den Blick auf den Horizont gerichtet.
Es war die Art und Weise, wie ihre Schritte aufeinander abgestimmt waren, die Art und Weise, wie das Schweigen nie ins Gewicht fiel, und wie sie ihre Hand kribbeln spürte, als sie an seiner Seite hin und her schwang. Varya liebte ihn, wie sie nicht einmal sich selbst liebte, und ihr Verstand kämpfte einen verlorenen Kampf gegen seine Manipulation.
Er wollte seine Ruhe haben, weit weg von den anderen Rittern, und sie schritten die gepflasterten Gartenwege entlang — er, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, das Mädchen neugierig beobachtend; sie, mit einer Röte auf den zarten Wangen, unruhig unter seinem Blick.
„Hast du Nott dazu gebracht, die Papiere zu unterschreiben, die du brauchst?", fragte sie plötzlich, und Tom nickte.
„Ja, ich werde den Sommer über bei ihm wohnen." Sein Blick verweilte auf ihr. „Wohin wirst du gehen?"
„Ich bin mir nicht ganz sicher", gab Varya zu, „Jetzt, wo Grindelwald frei herumläuft, gibt es eigentlich keinen sicheren Ort mehr für mich. Vielleicht könnte ich Dumbledore bitten, mich in Hogwarts bleiben zu lassen. Ich weiß nicht — es wird seltsam sein."
„Warum solltest du Dumbledore brauchen, um dich zu beschützen?", spottete Tom, und er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. Wollte sie damit andeuten, dass er nicht genug war? Dass seine Kräfte nicht ausreichten, damit der dunkle Zauberer sich von ihr fernhielt? Irritiert wandte er den Kopf ab, und es gefiel ihm nicht, wie sich seine Eingeweide vor Unmut verdrehten.
Dann fragte er sich, was er tun würde, wenn das Mädchen in Gefahr wäre, wenn er wirklich apathisch wäre. Sie war ein so wertvolles Gut, das er an seiner Seite hatte — stark an Körper und Geist, und Petrov brachte etwas in ihm zum Vorschein, das er nicht verstand. Die ganze Zeit hatte er gedacht, sie sei nur eine Waffe, und das stimmte auch, doch ihre Berührungen waren ein Universum für sich, und er war besessen von ihrem Geschmack.
Das Lächeln auf ihrem Gesicht war wütend, so elektrisierend, so fatalistisch, und Tom spürte, wie sein Atem stockte, als ihre dunklen Wimpern ihn anfunkelten und ihre rissigen, zinnoberroten Lippen sich spannten. Sie hatte katastrophale Ausmaße, ein von Satan gesandter Teufel oder ein von Gott gesandter Engel — er war sich nicht ganz sicher, doch alle diese Vorstellungen brachten ihn zur Verzweiflung. Die Brise der Dunkelheit strich durch ihre zerzausten obsidianfarbenen Locken, und sie war ein Phantom der Möglichkeit vor einem Himmel des Realismus.
Und dann überkam ihn das Entsetzen, als er sie spürte.
Seine Pupillen weiteten sich, als Varya ihn ansah, und Unbehagen breitete sich in seinen Sinnen aus, die sich alle auf sie richteten — er konnte nur noch ihren zitronigen Duft riechen, er konnte nur noch ihr verzückendes Gesicht betrachten, er konnte nur noch ihre leisen Atemzüge hören, er konnte nur noch ihre blasse Haut berühren.
Plötzlich blieb der Junge stehen, blickte sie unsicher und zweifelnd an, und dann presste er seine Faust gegen die Brust und drückte auf sein Herz, das sich basiliszierend bewegte. Es trommelte mit sprudelndem Gift, und Tom dachte über die Möglichkeit einer Vergiftung nach, weil er nicht verstehen konnte, wie seine Hände zitterten und sein Atem in Schüben kam.
Varya Petrov war die Frau, aus der er nie schlau werden würde, ein Wirrwarr von Gegenüberstellungen in seinem Vokabular — sie war von makabrer Seele und doch so großzügig, dass es an Fabeln erinnerte, sie war der stärkste Mensch, den er je getroffen hatte, und doch erlag sie ihrer Dunkelheit. Wenn Perlen des Kummers aus ihren Augen fielen und in einem Fluss der Qualen daherkamen, ärgerte ihn das. Wenn sie dagegen mitreißende Zärtlichkeit ausstrahlte, verabscheute er es.
Er drückte fester gegen seine Brust, und Riddle spürte, dass seine Lungen ihm nachgaben. Varya bewegte sich an seine Seite, und ihre Hände fuhren zu seinem Körper, doch sie brannten wie das Feuer der Hölle, oder wie Weihwasser. Wieder einmal war er sich nicht sicher. Er spürte — er wusste es nicht. Sein Gehirn vernebelte sich und er wich vor ihr zurück.
„Ist alles in Ordnung, Tom?"
Ihre Stimme ließ seine Ohren schrillen. Nein, es war die schönste Melodie des Frühlings. Nein! Seine Ohren bluteten. Er hasste sie. Er hasste sie. Tat er das? Riddles Hände flogen zu seinen Ohren, seine Augen schlossen sich vor Schmerz, und er stöhnte, als sein Gehirn in sich selbst zu implodieren schien.
Tom. Tom. Tom. Tom.
Er wollte sich das Herz aus der Brust reißen; er wollte es auf den Asphalt schlagen, damit es aufhörte, so unberechenbar zu schlagen. Riddles Seele verschob sich und etwas brach durch sie hindurch, dann schien alles aus Licht zu bestehen und ihr, ihr, ihr.
Tom sollte sie töten. Sie auslöschen. Sie ermorden. Ihr die Kehle herausreißen. Ihr die Augen ausstechen. Ihren Kopf gegen die Bäume schlagen. Mach, dass es aufhört. Tu es! Tu es!
Er schnappte nach Luft, als er auf die Knie fiel, und Varya kniete neben ihm und bemerkte, wie seine Kleidung von kaltem Schweiß durchnässt war und er im Mondlicht glitzerte, als er sie mit verlorenen Augen ansah. Und wie schön er war — eine gebrochene Seele, ein Herz, das zu zerbrechen drohte.
Der Junge geriet in Panik, wie er es noch nie zuvor getan hatte, und jahrelang war er völlig leer gewesen, doch jetzt blühte etwas auf, und als es sich in seiner Kehle kräuselte, erstickte es ihn mit zarten Berührungen und dem Duft von Orangen.
Was bedeutete es, dass er sich nicht dazu durchringen konnte, sie zu töten?
Das Mädchen griff nach seinem Gesicht und versuchte ihm zu helfen, seine Augen zu fokussieren, die sich wie in Trance bewegten, und dann fiel seine Stirn gegen ihre Schulter. Varya schlang besorgt die Arme um ihn und zog ihn an sich, während er nach Luft rang. Er war am Zusammenbrechen.
Töte sie. Töte sie. Töte sie.
Er griff nach ihrem Gesicht und presste seine Lippen auf ihre, versuchte das, was sie Anziehung genannt hatte, auszulöschen, versuchte, seinen Körper dazu zu bringen, sie nicht mehr zu brauchen, wie er es schon so oft getan hatte. Aber es reichte nicht aus; dieses Mal war mehr da: Sein Puls raste, sein Herz klopfte, sein Atem ging stoßweise.
Aber warum? Er verstand nicht, warum sein Inneres schmolz oder warum es sich anfühlte, als hätte er einen Herzinfarkt. Ein so fremdes Gefühl, und war es das? Würde er sterben?
Tom küsste sie mit Verlangen, mit Feuer, und Varyas Verstand drehte sich, als sie ihre Arme um seinen Hals schlang und ihre Beine über den Jungen spreizte, als er aufrecht im Gras saß. Das Mondlicht flocht ihr Haar, als seine Finger darin tanzten, und der Gesang der Eulen überdeckte seinen rauen Atem und ihr leises Seufzen, als sie sich küssten. Und es fühlte sich endgültig an; es fühlte sich wie ein Ende an.
War es das?
Seine Lippen waren die Flutwelle des Morgens im Augustmonat und er besänftigte das absolute Brennen in ihr, er dämpfte die Natur und die Menschlichkeit mit Verlangen, und sein Körper war nie nah genug an ihrem. Tom war die Kälte gegen ihre brennende Gestalt, während die Sonne sie entflammte. Aber er war auch die Sonne, und das machte keinen Sinn, weder jetzt noch jemals.
Tom hatte nie etwas gebraucht.
Varya wimmerte in seinem Griff und die Kraft, die durch seine Adern pulsierte, brachte alles an seinen Platz und belebte ihn, als wäre sie die Antwort auf alles. Und er dachte zurück an das erste Mal, als er sie gesehen hatte, an die Gleichgültigkeit, die er empfunden hatte. Das hier fühlte sich nicht so an, es fühlte sich nicht so an, als könnte sie verschwinden und er würde derselbe bleiben.
Brauchte er sie?
Sie drückte ihre weichen Lippen auf seinen Hals und sein Hals dehnte sich nach hinten, als er bei ihrem Anblick aufstöhnte. Toms Hände zogen ihr fußschwarzes Kleid nach oben, seine flinken Finger zeichneten die Konturen ihrer Spitzenstrümpfe nach, und dann griff er fester zu.
Oh nein!
„Tom." Ihr Wimmern ließ alles in Vergessenheit geraten, und seine Augen schweiften zum Himmel, während er sich fragte, ob eine Gottheit oder eine Monstrosität die Erde beehrt hatte. Die Sterne standen in einer Reihe, die Sternbilder fühlten sich lebendig an und tanzten inmitten des schwarzen Meeres, ihre Lippen auf seiner Haut. Vielleicht, möglicherweise, irgendwie, war sein Name nicht ekelhaft, wenn sie ihn so hauchte.
Schmetterlinge mit Flügeln wie Rasierklingen.
* * *
Also ja, das ist die Interpretation davon, wie Toms Körper auf Varya reagiert und wie er sich weigert, zu akzeptieren, dass er ihr verfällt.
Es sind noch etwa zehn Kapitel übrig und es wird eine Fortsetzung geben, weil es, na ja, noch so viel zu sagen gibt. Wie auch immer! Ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen.
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