𝔨𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 𝔞𝔠𝔥𝔱𝔲𝔫𝔡𝔡𝔯𝔢𝔦𝔰𝔰𝔦𝔤
D I E A N A T O M I E
V O N V A R Y A P E T R O V
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KAPITEL ACHTUNDDREISSIG
︵‿︵‿︵
Ivan tupfte ihre brennende Haut mit einem kalten Handtuch ab, das er aus Lawrence' Tasche gestohlen hatte, und tauchte es dann in das Wasser, das langsam aus den Rohren des Gebäudes tropfte. Sie hatte die ganze Nacht über Schmerzen gehabt, und er musste sie mehrmals festhalten, um zu verhindern, dass sie vor lauter Magie, die so lange unterdrückt worden war, explodierte.
„Er frisst mich bei lebendigem Leibe auf", hauchte Varya und spürte, wie sich die Schatten im Raum mit jedem Wort, das sie murmelte, bewegten. „Du weißt, dass ich sterben werde. Dalibor hat es selbst gesagt: Ich werde nicht älter als vierzehn Jahre, nicht in dem Tempo, in dem er mich verzehrt."
„Doch, das wirst du", erklang die Stimme von Ecaterina, als sie sich in ihrem Bett bewegte. Sie war von allen am kürzesten dort gewesen, und doch war sie die Schwächste. „Sie müssen nur deine Erinnerungen wieder löschen. Wenn du dich nicht daran erinnerst, was sie dir angetan haben, kann er sich nicht an deine Gefühle klammern."
„Aber er bricht immer wieder durch", keuchte Varya, als Ivan versuchte, sie an die Wand zu lehnen, „Alle paar Jahre bricht er wieder durch. Und sobald ich mich erinnere, entfesselt er sich. Sie sagten, ich hätte beim letzten Mal die Hälfte des Personals im Schloss getötet und ich—"
„Du wirst nicht sterben", hallte Ivans raue Stimme durchs Zimmer. Er war wach geblieben, um sich um seine beiden Freundinnen zu kümmern, die beide durch die ständigen Untersuchungen krank geworden waren. „Keiner von uns wird sterben. Wir werden den Sonnenaufgang wiedersehen, wir werden unsere Familien wiedersehen."
„Ich habe keine Familie", meinte Varya verbittert. „Ich dachte, ich hätte eine Pflegemutter gehabt. Sie war nur eine Fiktion, eine Art Bild, das sie mir in den Kopf gesetzt haben, um die Jahre der Folter zu verbergen."
„Dann wirst du den Sonnenaufgang sehen."
„Ich denke gern an solche Dinge, weißt du", antwortete Ecaterina, bevor sie einen Hustenanfall bekam. Varya versuchte, positiv zu denken, sich eine Welt vorzustellen, in der das Mädchen überleben konnte, aber sie würde die Woche nicht überstehen. Sie hatte höchstens ein paar Tage. „Bevor ich hierhergebracht wurde, hat mir meine Mutter zum Geburtstag immer Kirschkuchen gebacken. Ich mochte ihn nicht, aber ich glaube, jetzt würde ich ihn gerne essen. Aber jetzt denken sie, ich sei tot, und wie soll ich da wieder zurückkommen?"
„Meine Eltern denken immer noch, dass ich hier eine gute Ausbildung bekomme", murmelte Ivan, während er zu dem anderen Mädchen ging und einen Fetzen aus den Laken riss. Er band damit das Haar des Mädchens zusammen, damit sie sich besser fühlte, wenn sie — nein, sie durfte nicht sterben. Sie war zu jung. Er schüttelte diesen Gedanken ab. „Ich meine, warum sollten sie etwas anderes denken? Dalibor hält uns monatelang hier fest und schickt uns dann mit ausgelöschtem Gedächtnis hinaus. Dann kommen wir hierher zurück, und er macht alles durch Folter kaputt. Ich glaube, er spielt dieses Spiel gerne. Ich vermute, dass er seine Experimente längst aufgegeben hat; jetzt macht er es zum Spaß. Aber wenn ich in den Ferien nach Hause fahre, kann ich meinen Eltern nicht sagen, was vor sich geht. Ich habe angefangen, mir selbst kleine Nachrichten zu hinterlassen, Dinge, die mein Gedächtnis auffrischen sollen, wenn ich wieder nach oben gehe. Meine Freundin Lydia, glaube ich, behält alles im Auge. Und wenn sie alles herausgefunden hat, wird sie es uns wissen lassen."
„Ich verstehe das nicht", krächzte Vargas Stimme, und sie streckte ihre Zunge heraus, um zu spüren, wie trocken sie war. „Warum bin ich anders? Sie haben mich nur hier drin, wenn meine Schutzbarrieren brechen."
„Weil sie wissen, dass du alles zerstören würdest, was dir in die Quere kommt, wenn sie dich zu wütend machen. Sie können es nicht riskieren, dich völlig zu brechen, schon gar nicht, wenn Grindelwald ein Auge auf sie wirft", erklärte Ivan, bevor er sich in sein eigenes zerwühltes Bett warf, zur Decke hinaufschaute und die toten Fliegen in den Spinnweben zählte. Das war das Spiel, das sie jeden Abend vor dem Schlafengehen spielten, und wer verlor, musste sich am nächsten Tag um die Gruppe kümmern.
„Ich wünschte, sie würden damit aufhören, dass wir uns gegenseitig vergessen. Ich habe immer das Gefühl, dass mir etwas fehlt, wenn ich zurück nach oben gehe", bemühte sich Ecaterina. In Gedanken versuchte sie, die beiden aufzumuntern, aber die Tragik ihrer Situation ließ den Schmerz nur noch stärker pochen.
„Woran erinnert ihr euch eigentlich, was echt war?"
Varya dachte kurz nach und spielte mit den Fäden, die sich von ihrem Oberteil lösten. „Ich erinnere mich, wie ich meine Eltern sterben sah. Ich erinnere mich, dass Grindelwald mich jahrelang in diesem blöden Schloss einsperrte und mir sagte, ich solle meine Magie nicht benutzen, weil ich sonst Ärger bekäme. Und dann hat er mich hierher geschickt, und sie haben mich eine Weile festgehalten, bis ich zur Schule gehen sollte. Ich glaube, da haben sie angefangen, an meinen Erinnerungen herumzupfuschen, und jetzt bin ich mir nicht mehr sicher."
„Ich verstehe immer noch nicht, wie das funktioniert."
„Ich auch nicht", seufzte Varya, „Ich weiß nur, dass ich den Schmerz nicht fühlen kann, solange ich nicht an ihn denken kann. Und wenn ich nicht fühlen kann, erwacht er auch nicht."
Zwischen den dreien herrschte Schweigen, und sie zählten die Fliegen. Varya gewann, und Ecaterina war die Letzte, aber sie wussten alle, dass sie nicht in der Lage war, irgendetwas zu tun. Also tauschte Ivan mit ihr und sagte, dass sie nächste Woche für ihn einspringen würde. Sie würde es nicht bis zur nächsten Woche schaffen.
„Ivan, Varya?" sagte Ecaterina in die Nacht hinein.
„Ja?" fragte Varya, obwohl sie an dem Zittern in der Stimme des Mädchens erkennen konnte, dass ihr nicht gefallen würde, was sie zu sagen hatte.
„Wenn ich sterbe..."
„Das wirst du nicht."
„Aber wenn ich es doch tue", sagte die Hexe, „Erinnert euch an mich, ja? Vielleicht nicht in den nächsten paar Jahren, aber irgendwann, wenn ihr hier rauskommt. Geht und sagt meinen Eltern, dass ich sie geliebt habe und dass ich wünschte, dass es nicht so geendet hätte. Kämpft gegen die Barrieren in euren Köpfen, Varya ist der Beweis, dass man sie aufheben kann. Und dann, wenn die Zeit gekommen ist, brennt diese Schule nieder."
* * *
Mit jeder Erinnerung, die Varya aufdeckte, hatte sie das Gefühl, sich mehr und mehr zu verlieren. Ihre Persönlichkeit, ihre Überzeugungen und ihre Erfahrungen hatten ihr Gefühlsspektrum bestimmt, und realistisch betrachtet hatte immer ein Teil von ihr gefehlt.
Sie sah die Welt durch eine Brille, die durch etwas Mysteriöses beschlagen war, und hatte keine wirkliche Vorstellung davon, was andere Menschen fühlten. Als sie Scholomance verlassen hatte, war Varya Petrov nur noch eine Hülle, ein Fass voller negativer Emotionen, das unter Druck zu brodeln begann, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie in Feuer und Chaos aufgegangen wäre.
Jetzt brauchte sie nur noch einen Katalysator, und Tom Riddle würde dafür sorgen, dass er genau das war.
Das Mädchen war zum Ravenclaw-Salon gekommen und hatte ihre Lehrbücher mitgebracht, in der Hoffnung, für ihre Prüfungen lernen zu können. Der März war schon fast vorbei, und bald würden sie in die Frühlingsferien aufbrechen. Wenn sie zurückkamen, würden sie jedoch ihre ZAGs ablegen, und das Mädchen wollte sicherstellen, dass ihre Noten tadellos blieben.
Icarus war gekommen, um mit ihr zu lernen, obwohl sie ihn ständig abwies. Sie war der Meinung, sie bräuchten eine Auszeit voneinander, während der Junge glaubte, dass ihre Anwesenheit ihm helfen würde, über sie hinwegzukommen. Es machte keinen Sinn, und doch konnte Varya sich nicht dazu durchringen, ihm zu widersprechen, da sie sich schon schuldig genug fühlte für das, was sie getan hatte.
Um die Sache zu erleichtern, hatten sie Abraxas Malfoy zu sich geholt, obwohl der Junge jetzt seinen Federkiel auf der Nase balancierte, anstatt seine Hausaufgaben zu machen. Es herrschte eine leichte Unbehaglichkeit im Raum, da die drei nicht gerade die engsten Vertrauten waren, und sie verstärkte sich noch, als Tom Riddle in den Raum stürmte.
Tom kam mit souveränem Gesichtsausdruck auf sie zu. „Ich muss mit dir sprechen." Das Mädchen nickte, und als sie keine Anstalten machte, sich zu bewegen, verengte er angewidert die Augen und blickte dann zu Icarus. „Unter vier Augen."
Mit einem tiefen Seufzer hievte sie ihren Körper von der Chaiselongue und folgte dem Slytherin-Vertrauensschüler aus dem Raum und in die Eulerei. Obwohl der März eine wärmere Brise gebracht hatte, war es im Westturm immer noch kühl, und Varya spürte eine Gänsehaut auf ihren Beinen. Mit Schrecken stellte sie fest, dass sie wieder einmal vergessen hatte, ihre Strümpfe hochzuziehen, und sie errötete, als Tom sie dabei beobachtete, wie sie krampfhaft versuchte, ihr Outfit zu korrigieren. Wenn er sich etwas dabei dachte, ließ er es sich nicht anmerken.
„Du musst mit mir in den Verbotenen Wald kommen", kam er gleich zur Sache und ignorierte, wie sich die Augen des Mädchens bei dieser Vorstellung weiteten. Er wusste, dass sie den Wald seit der Ermordung des Thestrals nicht mehr besucht hatte, aber er wollte etwas testen, und die einzige Möglichkeit, das zu tun, war, sie dorthin zurückzubringen, wo alles begonnen hatte.
„Du bist verrückt, wenn du glaubst, dass ich dich dorthin begleite", schnaubte das Mädchen und versuchte, sich einen Weg an ihm vorbei zu bahnen, aber Riddle packte ihren Arm und zog sie mit sich, schob sie am Rücken vorwärts und ließ sie dann los.
„Das war ein Befehl", sagte er, und sein Kiefer verzog sich ärgerlich, als sie bei seinen Worten nur mit den Augen rollte und sich nicht viel aus seiner Autorität machte.
„Und ich kann mir nicht erklären, wie du darauf kommst, dass du mich herumkommandieren kannst", spie Varya sauer und ärgerte sich darüber, dass sie sich wieder grundlos stritten. Er machte sie so wütend, dass sie nicht wusste, ob sie ihm ins Gesicht schlagen wollte oder— „Und überhaupt, ich kann dir nicht helfen. Ich weiß, dass du dich nur für eine Sache interessierst, aber ich muss eigentlich für meine Prüfungen lernen, und Icarus wartet auf mich."
Das war eine Lüge, aber sie war zu schamlos, um zuzugeben, dass die Vorstellung, mit Icarus zusammen zu sein, ihr nicht so viel Freude bereitete, wie sie es hätte tun sollen, zumal sich die Schuldgefühle in ihrem Körper auszubreiten begannen wie Rost auf einer Maschine, doch Varya wollte Riddle eine Reaktion entlocken.
Der Junge jedoch warf ihr nur einen finsteren Blick zu, der zwischen Ärger und Verwirrung schwankte. „Du bist eine solche Enttäuschung. Ich dachte, wenn ich dich in meine Pläne einweihe, würdest du dein Potenzial erkennen und zu der Hexe werden, die du sein sollst, aber du bist genau wie der Rest dieser hirnlosen Possenreißer."
„Oh, bitte. Schieb dir deine Meinung über mich in den Arsch, Riddle."
Furchtbare Idee.
„Levicorpus!"
Varya schrie auf, als sie spürte, wie ihre Beine unter ihr nachgaben, dann waren sie plötzlich in der Luft, und sie fluchte über die unsichtbare Kraft, die sie kopfüber hochhob, wobei ihr rabenschwarzer Pferdeschwanz über den Boden der Eulerei glitt.
„Du Mistkerl!"
„Hüte deine Zunge, Petrov", seufzte Riddle und beobachtete mit einem amüsierten Grinsen, wie sie weiter in der Luft baumelte und mit den Händen herumfuchtelte, um ihn zu kratzen. Um sie noch mehr zu ärgern, näherte sich der Junge ihr vorsichtig und stellte sich direkt außerhalb ihrer Reichweite, so dass sie ihn nicht greifen konnte, egal wie sehr sie es versuchte.
„Lass mich runter!"
„Nein."
„Ich werde dir den Kopf abhacken und ihn an die Trolle verfüttern, du widerliche Schlange. Merlin, mir dreht sich der Kopf — lass mich runter, Riddle."
Er legte den Kopf schief und blinzelte sie langsam an, dann stieß er gegen ihre Stirn und ließ sie hin und her schaukeln. Varya keuchte frustriert auf, als sie spürte, wie das Schwindelgefühl mit jeder Sekunde stärker wurde, und sie verfluchte sich dafür, dass sie den Gegenzauber des Fluchs nicht kannte.
Sie schrie ihm hinterher, als er sich umdrehte und die Treppe hinunterging und sie dort für die nächste Person hängen ließ, die beschloss, einen Brief an ihre Eltern zu schicken, oder für Icarus, der sie retten wollte, als er merkte, dass das Mädchen zu lange weg war.
Ironischerweise war es tatsächlich Malfoy, der hinausging, um sie zu suchen, und als er sie mit einem finsteren Gesichtsausdruck dort hängen sah, warf er den Kopf zurück und lachte herzhaft. „Er hätte Schlimmeres tun können."
„Ich hänge buchstäblich kopfüber, Malfoy. Noch ein paar Minuten und mir würde ein Gefäß im Gehirn platzen", merkte Varya an, als sie spürte, wie das Blut in ihren Kopf floss, dann packte sie ihn an den Schultern, als er ihr herunterhalf und den Gegenzauber murmelte.
Varya bedankte sich schnell bei dem Jungen und rannte dann die Treppe hinunter, um Riddle zu finden. Sie war fest entschlossen, ihn zur Rede zu stellen und ihm die Nase wegzuhexen, doch als sie um die Ecke bog und den Korridor im vierten Stock betrat, sah sie Riddle, der mit verschränkten Armen an einer Wand lehnte und vorbeiziehende Schüler beobachtete.
Sie blieb stehen, und als er ihr ein zufriedenes Grinsen schenkte und eine Augenbraue hochzog, wurde Varya klar, dass dies seine Art war, sie dazu zu bringen, ihm zu folgen. Ihr verdammtes Herz pochte bei diesem Anblick, und sie ignorierte die Hitze unter ihrem Kragen, als sie auf seine arrogante Erscheinung zuging.
„Hat ja auch lange genug gedauert." Seine Stimme war so neutral wie immer, und dann gab er ihr ein Zeichen, ihm eine der Treppen hinunter zu folgen. Varya blieb einen Moment lang stehen, dachte an den Abend, den sie Lestrange versprochen hatte, und dann drängte sie etwas dazu, vorwärts zu gehen und dem Vertrauensschüler in den Hof zu folgen.
Vom Westturm aus konnte man den Verbotenen Wald überblicken, weil er so hoch in den Wolken lag, dass man den Rand der Bäume überfliegen und einen Blick auf Kreaturen erhaschen konnte, die ihre Köpfe herausstreckten. Der Himmel war an diesem Abend klar, und als die Dämmerung sich über die felsigen Ränder legte, auf denen Hogwarts stand, atmete Icarus schwer, als er das Mädchen, das er liebte, wieder einmal mit Tom Riddle in den Wald schlendern sah; sein Herz verkrampfte sich, und er blinzelte das abstoßende Stechen in seinen Augen weg.
Es tat zutiefst weh, und er wollte den Himmel dafür verfluchen, dass er sich in jemanden wie sie verliebt hatte, der trotz all seiner Bemühungen nur Augen für einen anderen Menschen hatte. Und doch konnte Lestrange es nicht über sich bringen, sie zu vergessen. Ein Teil von ihm glaubte immer noch, dass es eine Chance gab, dass Varya eines Tages seine Wertschätzung teilen würde. Bis dahin jedoch lebte er mit der Qual, sie kaum zu haben.
Varya hingegen entschuldigte ihr Verhalten, indem sie sich einredete, dass sie bei Einbruch der Dunkelheit zurück sein würde und die beiden dann zu Ende lernen und ihre dysfunktionale Freundschaft, die sie einmal gehabt hatten, wieder aufleben lassen könnten. Die Beziehung war sehr seltsam, da sie durch ihre Trennung belastet worden war, und das Mädchen wünschte sich nur, dass sie sich wieder platonisch nahe sein könnten.
Sie hatte die Küsse, die Zuneigung genossen, aber als es darum ging, die tiefen Gefühle zu erwidern, konnte sie nicht anders, als einen Schritt von Icarus wegzugehen.
Tom führte sie in den tieferen Teil des Waldes, und Varya erkannte, dass die Mavka in dieser Gegend zu ihr gekommen war, und sie erschauderte bei der Erinnerung daran. Sie war der Antwort darauf, was so viele Kreaturen an die Westküste Europas gelockt hatte, keinen Schritt näher gekommen, aber ehrlich gesagt war so viel passiert, dass sie nicht wusste, worauf sie sich zuerst konzentrieren sollte.
„Warum hast du mich hierher gebracht, Tom?" fragte Varya, als der Junge vor einem Baum stehen blieb. Er drehte sich um und sah sie an, seine Augen analysierten jedes Zucken ihres Körpers, jedes Verziehen ihrer Lippen, bevor er antwortete.
„Ich möchte, dass du dich den Rittern anschließt."
Der Boden unter ihr schien zu beben und Varya hielt den Atem an, während sie darauf wartete, dass der andere Teil seiner Worte folgte, und als dieser nicht kam, erlaubte sie sich, auszuatmen. Ihre Gedanken wirbelten mit hoher Geschwindigkeit herum, und sie spürte, wie dieser entscheidende Moment in der Geschichte sie fast an die Grenzen brachte. Tom ging langsam auf sie zu, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, und blieb direkt vor ihrem Körper stehen, den Kopf leicht gebeugt, während er sie überragte.
„Warum?", fragte sie leise und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Die Hexe wusste, dass dies ein weiterer Teil seines Plans sein könnte, ein Weg, sie dazu zu bringen, ihre Wachsamkeit endgültig aufzugeben, und dennoch kribbelte ihre Haut bei dem Gedanken.
Tom leckte sich über die Lippen, dann wandte er den Kopf von ihr ab und sah sich vorsichtig im Wald um, um sicherzugehen, dass ihnen niemand gefolgt war. Er überlegte eine Sekunde lang, wie er ihre Frage beantworten sollte, da er wusste, dass das Mädchen die Einladung nicht annehmen würde, wenn sie den wahren Grund dafür wüsste. Er musste sie täuschen, sie glauben lassen, sie gehöre zu seiner Gruppe, und sie dazu bringen, die Tore ihrer Macht zu öffnen. Dann konnte er sie sich zunutze machen, und mit ihr an seiner Seite würde nichts die Ritter von Walpurgis aufhalten können.
„Du bist weiser als die meisten", begann er, und es war keine Lüge — das Mädchen hatte einen Verstand, der fast so scharf war wie seiner, und wenn sie sich jemals erlauben würde, rational zu denken und ihre Emotionen in ein fest verschlossenes Kästchen zu stecken, wie er es getan hatte, könnte Varya zu einer Kraft von katastrophalem Ausmaß werden.
„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich darauf hereinfalle", spottete sie und zog die Augenbrauen höhnisch in die Höhe, während in ihren Augen ein adlerartiger Ausdruck lag, „Viele sind weise, Tom. Nur wenige schließen sich dir an."
„Nur wenige haben den Mut, sich gegen die Unmoral zu stellen, Petrov. Es gibt nur wenige Männer und Frauen, die bereit sind, sich für eine Sache zu opfern, an die sie glauben, vor allem für eine so anstrengende Sache wie die meine", sagte er aggressiv, während er sich langsam um sie herum bewegte, den Kopf schräg gelegt und mit einem Ausdruck voller Zorn. „Die Zaubererwelt wurde von feigen und kleinmütigen Zauberern korrumpiert, und Männer wie Dumbledore verleugnen ihre Fähigkeiten zugunsten ihres eigenen Komforts. Ich will Größe, und ich biete dir die Chance, an meiner Seite zu stehen, wenn ich Länder erobere, die bisher keinen Herrn hatten, und wenn ich die Hölle über diejenigen bringe, die sich mir widersetzen."
„Du hast immer noch nicht erklärt, warum du willst, dass ich mich dir anschließe", schnaubte Varya und ließ ihren Blick mit der für sie typischen Widerspenstigkeit über seinen Körper gleiten. „Mir scheint, du versteckst dich hinter Notlügen, Riddle."
Er knurrte, bevor er auf sie zuging, und verabscheute die Art und Weise, wie ihre Weigerung seinen Stolz verletzte. Konnte sie die Ehre nicht erkennen, die ihr zuteil wurde? Tom verspürte das Bedürfnis, sie an der Kehle zu packen und die Akzeptanz aus ihr herauszuquetschen, bis ihr vor lauter Luftmangel schwindelig wurde und sie sich nur noch vor ihm verneigen wollte.
„Wer sagt denn, dass ich in deinem Schatten stehen will, Riddle?", höhnte sie, während sie sich ihm langsam näherte und ihre Hüften hin und her schwang, um ihn lächerlich zu machen. „Wenn ich so weise und mutig bin, warum mache ich es dann... nicht einfach selbst?"
„Du kannst doch nicht wirklich glauben, dass du jemals eine Herausforderung sein könntest, Petrov. Ich würde dich zerquetschen wie eine dreckige kleine Kakerlake", knurrte er und ging ein paar Schritte zurück, um Abstand zwischen sie zu bringen.
Der Wind heulte, als die Spannung stieg, und Varya spürte, wie ihr Blut schneller durch ihren Körper pumpte, als sie die unbändige Wut über seine Worte erfasste. Dieser arrogante, unverschämte Zauberer, der sich immer für unantastbar und über jeden Schaden erhaben hielt, forderte sie jetzt auf eine Weise heraus, wie es noch niemand getan hatte.
„Willst du das nicht auf die Probe stellen, Halbblut?"
Und damit sprach Tom seinen ersten Fluch gegen sie aus, und Varya warf sich zu Boden, gerade als der Zauber an ihrem Ohr vorbeizischte, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass er vor Wut explodieren würde. Sie rollte sich auf die Seite, als der Junge einen weiteren Zauber in ihre Richtung schickte, die Stirn zornig angespannt, während er weiter auf sie zuging, ganz so, wie es der General einer Armee tun würde.
Varya rappelte sich auf und rannte hinter einen Baum, als der Junge den Boden unter ihr sprengte, und in ihrer Eile, seinem wütenden Zorn zu entkommen, brachen die bösartigsten Verwünschungen und Verhexungen aus ihr heraus.
„Versteckst du dich schon, Petrov?" spie er von der Lichtung aus, und Varya spürte, wie ihr Körper zitterte, als ihr klar wurde, dass sie zu voreilig gehandelt hatte. Sie sah sich schnell um und nahm ihre Umgebung zur Kenntnis. Es gab nicht viel, womit sie arbeiten konnte, aber als ihre Augen den Boden absuchten, fielen ihr die vielen geschliffenen Steine auf. Tom Riddle mochte in westlicher Kampfmagie eine Bestie sein, aber Varya hatte ihre östlichen Tricks im Ärmel. „Komm raus und spiel mit mir, enttäusch mich nicht so, Liebes."
Mit einer flinken Drehung eilte das Mädchen hinter dem Baum hervor und schleuderte die Steine in einem Tsunami von Dolchen auf den Jungen, und Tom schrie vor Wut auf, als ein Kieselstein auf seine Haut prallte, bevor er seinen Schild erzeugen konnte. Sie war die erste gewesen, die Blut vergossen hatte, und das würde nicht ohne Strafe bleiben.
Riddle war der nächste, der handelte, und er sandte einen weiteren Sprengzauber in ihre Richtung, dieses Mal auf den Baum hinter ihr, und ein riesiger Ast fiel über dem Mädchen hinab und ließ sie in Sekundenschnelle zu Boden fallen. Varya hatte sich nach hinten geworfen, um dem Ast auszuweichen, und dennoch hatte er ihr Bein erwischt und gequetscht.
„Verdammt", schrie sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen angesichts des Schmerzes; der Zauberer war wahnsinnig, ihr war nicht klar, dass sie sich in diesem Ausmaß duellieren würden und sich tatsächlich gegenseitig verletzten. Varya schaffte es gerade noch, einen Gegenzauber zu sprechen, als der Junge ihr einen weiteren vernichtenden Fluch hinterherschickte.
„Gott, bist du ein Feigling", höhnte er, und dann kam er zu ihr und drückte seinen Fuß auf den Ast, um ihn fester gegen das verletzte Bein zu pressen, und Varya schrie gequält auf, als sie spürte, wie der Knochen durch ihre Haut brach. „Wo ist jetzt dein mächtiger Stolz, Petrov? Du nennst mich ein Halbblut, als ob du es wagen würdest, auf mich herabzusehen. Vielleicht war ich zu nett zu dir, zu freundlich, und es ist an der Zeit, dass ich dir zeige, was—"
Er wurde weggeschleudert und prallte mit dem Rücken gegen einen massiven Felsen in der Nähe, wobei sein Kopf auf die harte Oberfläche prallte, und er spürte, wie die Welt für eine Sekunde aus den Fugen geriet und er vor Schmerz aufstöhnte. Ihre Umgebung hatte sich verdunkelt, der Himmel war mit düsteren Wolken bedeckt, und der Wind hatte begonnen, die Bäume zu bewegen, als wären sie Gras in einer sanften Brise.
Tom öffnete gerade noch rechtzeitig die Augen, um zu sehen, wie ein ganzer Baumstamm auf ihn geschleudert wurde, und er rollte sich von dem Felsen ab und fiel zur Seite, wobei er sich mit den Händen am Gras festhielt, während er versuchte, sich zu halten und wieder auf die Beine zu kommen. Varya hatte sich wieder aufgerappelt, und obwohl sie noch immer auf dem Boden saß und Knochen durch das Fleisch geknackt waren, stand in ihren Augen das unbändige Verlangen nach Vergeltung.
Sie bewegte die Hand rasch über das Bein, und Tom grinste schmunzelnd, als ihre Wunde schnell heilte, der Knochen mit einem lauten Knack wieder an seinen Platz sprang und die Haut sich selbst zusammennähte. Da war sie, die kleine, erfinderische Hexe. Jetzt musste er nur noch ein wenig mehr Druck machen, und er würde sie genau da haben, wo er sie haben wollte.
Er drückte seine Hand auf den Boden und spürte, wie er unter seinem Körper nachgab und dann entzweibrach, während die Wurzeln der Bäume scharf und schwer durch die Luft wirbelten, und Riddle bewegte sein Handgelenk, damit sie sich auf das slawische Mädchen zubewegten, das immer noch versuchte, aufzustehen.
Varya knurrte frustriert, als sie es gerade noch schaffte, seinen mentalen Halt an den Wurzeln zu überwältigen, und die beiden starrten sich an, während sie um die Vorherrschaft über das Holz kämpften, während ihre Gedanken kollidierten und sie die Hände in die Luft erhoben.
„Das ist genug, Riddle!", kreischte das Mädchen und wollte die Sache beenden, bevor einer von ihnen ernsthaft verletzt wurde. Der Junge schenkte ihr jedoch nur ein böses Lächeln, bevor er seinen Halt an den Bäumen aufgab und einen weiteren Fluch in ihre Richtung schickte, der sie mit voller Wucht traf, und sie spürte, wie ihr Körper über die Lichtung flog, bevor er am Rande des Flusses aufschlug.
Die plätschernde Strömung trieb ihr das Wasser ins Gesicht, und sie stöhnte auf, als ihr Körper schmerzte. Sie würde sich sicher blaue Flecken holen und Icarus um Hilfe bitten müssen, sie alle zu heilen. Das Geräusch des Wasserstroms erfüllte ihre Ohren und kollidierte mit dem Klingeln ihrer Gehörschnecke, und die Hexe erhob sich langsam von dem kiesigen Ufer.
Riddle bahnte sich schnell einen Weg durch die Bäume und lächelte, als er sah, wie das Mädchen sich qualvoll krümmte, erfreut darüber, einer so mächtigen Hexe Schmerzen bereitet zu haben. Letztendlich war er immer noch derjenige, der die Oberhand hatte, da das Mädchen sehr untrainiert war oder von etwas zurückgehalten wurde. Er musste mehr Druck machen.
„Riddle", knurrte Varya, „Um Himmels willen, hör auf, mich wie eine Stoffpuppe herumzuschleudern!"
Sie wollte dem Jungen nicht wehtun, sie konnte den Gedanken nicht ertragen, ihm Schmerzen zuzufügen, und so versuchte sie, ihn zur Vernunft zu bringen, wobei ihr der Sieg nicht so wichtig war wie sein Wohlergehen. Tom hingegen hob nur wieder seinen Zauberstab gegen sie, und noch bevor Varya etwas erwidern konnte, spürte sie, wie sie auf dem Wasser aufschlug.
Ihre Hände und Beine wehrten sich verzweifelt gegen die Strömung, aber es war hoffnungslos, denn Riddle hielt sie mit seinem Zauber unter der Wasseroberfläche. Sie kämpfte gegen das Gefühl, dass das Wasser in ihre Lungen eindrang, und griff sich panisch an die Kehle, während sich ihr Verstand mit Gefahr und Schrecken vernebelte. Er war dabei, sie zu ertränken; er versuchte tatsächlich, so nahe wie möglich an ihren Tod heranzukommen.
Sie taumelte ziellos umher, zu Tode verängstigt — sie hatte gelogen, Varya wollte nicht sterben, schon gar nicht durch seine Hand, und sie unterdrückte das Bedürfnis, um Hilfe zu schreien. Ihr Körper sank langsam, gezogen von der unsichtbaren Kraft seines Fluchs, und ihre Hände klammerten sich an die letzten Strahlen, die den Grund des Flusses erreichten. Sie schloss die Augen.
Tom stand am Flussufer und blickte über das rauschende Wasser, den Zauberstab immer noch auf das Gewässer gerichtet, und seine Augen suchten den Rand ab, um zu sehen, wo das Mädchen wieder auftauchen würde. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und sein Herz schlug schneller, als er feststellte, dass Varya nirgendwo in Sicht war, und dann erwog er fast, den Plan ganz fallen zu lassen und ins Wasser zu springen, um sie zu finden.
„Verdammte Scheiße", murmelte er, als er merkte, dass sie nicht auftauchte. Hatte er es vermasselt? Er warf seinen Zauberstab zu Boden und beeilte sich, seinen Umhang auszuziehen, bevor er sich in den Fluss stürzte. Schnell sprach er einen Blasenzauber um seinen Kopf und schwamm weiter hinunter.
Seine Augen brannten, als die Intensität der Wellen sie traf, und seine Haare schwammen um ihn herum, als er tiefer tauchte und den Grund nach einem Zeichen von dem Mädchen absuchte. Es gab keinen Hinweis auf sie, und er wirbelte wie wild herum und versuchte, ihr wallendes Haar zu entdecken.
Und in diesem Moment griff etwas nach seinem Bein, und er wurde tiefer gezogen. Er kämpfte gegen die Kreatur, die sich an seinem Fuß festhielt, und versuchte, sie wegzutreten, doch dann griff sie nach seinem Hemd und zog ihn näher heran.
Weiße Augen.
Varyas Gesicht hatte sich in etwas so Unheimliches verwandelt wie die Leichen, die auf dem Grund des Flusses verstreut lagen, Seelen, die in den vergangenen Jahren ertrunken waren, und deren Skelette den schlammigen Sand schmückten. Ihr onyxfarbenes Haar wirbelte um sie herum, und sie schenkte ihm ein makabres Lächeln, bevor er mit dem Kopf gegen die Felsen schlug, die die Senke zierten.
Riddle griff nach ihrer Kehle, aber sie schlug ihm nur erneut gegen den Kopf und kicherte wahnsinnig über das Rot, das sie zu umgeben begonnen hatte, und sie streckte ihre Zunge heraus und spürte den süßen, verdünnten Geschmack auf ihren Geschmacksknospen. Dann fuchtelte sie wütend mit der Hand und schickte seinen Körper in einem Tsunami nach oben, und sein Körper schlug mit einem lauten Geräusch auf dem Boden auf.
Tom hustete und ignorierte die roten Spuren, die seine Sicht zu trüben begannen, und beherrschte schnell seine zitternden Hände, als sie die Stelle berührten, wo sein Blut herabgetropft war. Er hatte noch nie geblutet, und es erfüllte sein ganzes Inneres mit Abscheu — ein Eingeständnis seiner Sterblichkeit.
Das Gewitter war mit voller Wucht über die Erde hereingebrochen und er hob den Kopf zum Himmel, als der strömende Regen in Eimern von Kälte herabfiel und der Donner durch den Wald heulte. Ein Blitz schlug in einen Baum in der Nähe ein und Raben verstreuten sich im Orkan und bedeckten den Himmel mit einer Welle dunkler Federn — ein Omen für Tod und Folter.
Riddle schluckte hart, verdrängte den Gedanken und drehte seinen Kopf gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich der Körper des Mädchens langsam und unheimlich aus dem Wasser erhob, den Kopf kaum über der Oberfläche schwebend, nur ihre weißen Augen starrten in seine Richtung. Ihr Haar fiel ihr ins Gesicht und Schatten tanzten auf ihrer Silhouette, und sie hob eine zittrige Hand in seine Richtung. Ihre Haut war aschgrau und ähnelte einer Leiche.
Er spürte, wie ihn der Schmerz überkam, und er stöhnte unter ihrem Griff, als jeder Nerv in seinem Körper kribbelte und sich verdrehte, genau wie bei Billy Stubbs Kaninchen vor all den Monaten. Schwärze breitete sich von ihr aus wie der Rauch eines brennenden Gebäudes und schlug wie eine Peitsche auf den Boden. So sehr der Junge auch versuchte, dagegen anzukämpfen, die Hexe ließ einfach nicht von ihm ab, und er unterdrückte jeden Schrei, während er sie mit pochenden Adern auf seiner Haut anstarrte und sich weigerte, vor ihr zu kauern.
Varyas Umriss näherte sich ihm, aber ihr zuckendes Gesicht verriet ihm, dass das Mädchen längst hinter einem Schirm aus Dunkelheit verschwunden war, und dass es keine Möglichkeit gab, ihre Seele zu erreichen. Er hatte es selbst getan; er hatte die Risiken gekannt.
Und jetzt würde sie ihn umbringen.
Ein roter Lichtblitz schoss auf das Mädchen zu und schleuderte es in die Luft, woraufhin Nicholas Avery mit gezücktem Zauberstab aus dem Dickicht der Bäume auftauchte und in ihre Richtung zeigte. Seine Augen waren geweitet und dunkles Haar fiel ihm ins Gesicht, als der Wind noch heftiger wehte und eine apokalyptische Szenerie über Hogwarts hereinbrach. Maxwell Nott stolperte direkt hinter ihm her und rannte, um Riddle vom Boden aufzuheben, während der Junge langsam das Bewusstsein verlor.
„Verdammte Scheiße", fluchte Avery, als seine Augen auf die leeren von Varya trafen, die sich auf dem Boden krümmte, bevor sie wieder aufstand, wobei die Halsvenen auf ihrer Haut pulsierten und ihr Mund sich öffnete, um Dunkelheit herauszulassen. „Du musstest es einfach versuchen, Riddle, nicht wahr?"
Der Boden brach auf und die Bäume fielen haufenweise auf die Köpfe der Jungen und versuchten, sie wie Ameisen zu zerquetschen. Avery schickte einen weiteren Zauber los, aber er wurde sofort von der verschwundenen Hexe geblockt, und sie lachte böse über seinen kläglichen Versuch: „Willst du mich umbringen, Avery?"
Dann schleuderte sie ihn mit einer einfachen Handbewegung zur Seite, und er wurde über den Boden geschleudert, bis sein Körper aufhörte zu rollen. Nicholas Avery bewegte sich nicht mehr.
Varyas Stimme war so kehlig geworden, dass sie in den Ohren schmerzte, und Nott zog eine Grimasse und hielt sie sich zu, um die hohe Tonlage aus seinem Gehirn zu bekommen. Es war, als hätten Würmer begonnen, seine grauen Zellen zu zerfressen, und er spürte ein Rauschen in seinem Schädel, das von Minute zu Minute schlimmer wurde. Er schlug sich gegen den Kopf und fiel dann auf die Knie, während er nach Luft schnappte und mit den Händen an den Ansätzen zerrte, bis er sich fast die eigenen Haare ausgerissen hatte. Riddle, der zu diesem Zeitpunkt kaum noch bei Bewusstsein war, griff nach seinen Händen. „Hör auf, Nott! Du wirst dir noch die Augen auskratzen, wenn du sie reinlässt."
Doch es war zu spät und Maxwells Schrei erfüllte den ganzen Wald, so markerschütternd, dass die Dorfbewohner von Hogsmeade ihre Köpfe zum Schloss wandten und erschrocken in den verdunkelten Himmel blickten. Die Raben flogen weiter über ihnen her, ihr schrecklicher Gesang harmonierte mit dem wütenden Schrei der Natur. Nott wurde wahnsinnig und sein ganzer Körper zitterte vor Schmerz, während sich in seinem Kopf grausige Szenen von zerstückelten Organen und brennendem Fleisch abspielten. Ein Mann war bei lebendigem Leib gehäutet worden; er hing an einem Baum. Eine Frau war an eine Wand genagelt worden, ihre Tochter weinte. Seine Eltern, seine jüngere Schwester. Alle tot, bis zur Unkenntlichkeit abgeschlachtet.
Varyas irres Lachen hallte im Sturm wider, und sie hob ihre Hände in einer sanften Bewegung in die Luft, während sie zu den Schreien des Jungen herumwirbelte und tanzte, wobei sie den Kopf drehte. „Nott wird verrückt! Nott wird verrückt!" Ihr Körper bewegte sich langsam, zart, und doch war so viel Aufruhr in ihm.
Tom sah sich an, was er getan hatte, wie er den Geist der Hexe über den Punkt der Kontrolle hinaus gedrängt hatte und der Kraft in ihr erlaubt hatte, ihr ganzes Dasein zu übernehmen. Am erschreckendsten war, dass dies nicht einmal ihr schlimmster Zustand war, denn sie war immer noch in ihrem Körper, und obwohl Schatten und Rauch um sie herum tanzten, war er noch nicht vollständig befreit worden.
Er kramte nach seinem Zauberstab, weil er wusste, dass seine Magie stärker war, wenn er ihn benutzte, und kroch zu der Stelle, an die er ihn zuvor hatte fallen lassen. Er spürte, wie ein Fuß auf seine Handfläche stieß, und er unterdrückte einen gequälten Schrei, um dem Mädchen nicht die Genugtuung über seinen Schmerz zu gönnen.
Varya packte ihn am Rücken seines Hemdes und warf ihn wieder zu Boden, dann setzte sie ihren Fuß gegen seine Kehle und drückte fester zu, wobei sie sich fragte, wie es sich wohl anfühlen würde, ihm genau dort das Genick zu brechen.
Sie beugte sich über Tom Riddle, der sie mit äußerster Abscheu ansah, und flüsterte ihm ins Ohr: „Irgendwelche letzten Worte?"
„Fahr zur Hölle", stieß er aus, obwohl diese Worte nicht an das Mädchen selbst gerichtet waren, sondern an den Parasiten, der seit Jahren an ihrer Seele nagte, an Grindelwald, der sie zu einer bloßen Hülle für eine Maschine erzogen hatte, und an ihn selbst, der ihren Fluch zu seinem eigenen Vorteil nutzen wollte.
Und dann rammte sie ihm einen Dolch in die Brust.
Und ihr Obscurus entfesselte sich.
* * *
Hach, Liebe ist, wenn sie sich umbringen wollen 🥰
Nächsten Samstag kommt wie immer das nächste Kapitel und ihr werdet Antworten auf eure Fragen bekommen ;)
Ich wollte das Kapitel gestern hochladen, aber habe es irgendwie vergessen, tut mir leid für alle, die drauf gewartet haben 🫣
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