Diskussionen
„Lee! Hey Lee! Kann ich noch so ein Jäger dings bekommen", rief sie ihrer neuen Bekanntschaft zu.
„Schätzchen, na klar. Was ist los du schaust als wärst du dem Teufel begegnet", lächelte sie, als sie den shoot vor Leia abstellte.
„Das trifft es wohl ziemlich genau", murmelte Leia und goss sich den strengen Alkohol in den Mund.
„Männer sind es nicht Wert. Schon garnicht jene, die hier verkehren", ertönte eine glockenhelle Stimme neben Leia.
Sie wandte sich der Stimme zu. Ein Mädchen mit schwarzen kurzen Haaren, großen grünen Augen und ebensoviele Tattoos und Piercings wie Lee, lächelte sie an.
„Ich bin Lil und glaube mir, ich weiß wovon ich rede", nickte sie freundlich.
Leia war etwas perplex, denn dieses Mädchen umgab ein glimmen. Jenes glimmen, was sie bisher erst dreimal erblickt hatte.
War dies nun dem Alkohol zuzuordnen? Oder was war an diesem Mädchen anders?
„Leia. Das sagt meine Mom auch immer", fiepte Leia und konnte ihre Augen nicht mehr von diesem Mädchen lassen.
„Freut mich. Du bist neu hier, oder? Zumindest habe ich dich noch nie hier gesehen und ich kenne sie alle", lachte Lil zwinkernd.
„Ebenso. Ja ich wohne erst seit kurzem hier in London", nickte Leia und spürte wie der Alkohol seine Wirkung weiter entfaltete.
Das glimmen, die Aura wirbelte plötzlich schneller. Genau in diesem Moment spürte Leia die Ameisen. Wie sie aufgeregt auseinander stoben. Dann stieg ihr der bekannte Duft in die Nase, jener Duft der ihre Sinne jedes Mal auf's Neue benebelte. Sie wusste wer unmittelbar hinter ihr stand. Leia konnte seinen warmen Atem in ihrem Nacken spüren. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper.
„Das solltest du lieber nicht trinken kleines. Es ist zu hart für dich", hauchte Ash ihr rau ins Ohr.
„Woher willst du wissen, was zu hart für mich ist", schnauzte sie zurück ohne sich zu ihm umzudrehen.
„Ihr kennt euch wohl schon. Ashmo was willst du", gab Lil erstaunt von sich.
„Ja, leider", blaffte Leia und rollte genervt mit ihren Augen.
Aber warum nannte Lil ihn Ashmo? War das sein Spitzname? Leia war etwas verwirrt.
„Nicht's von dir Lil. So kaltschnäuzig kleines Biest. Heute wieder auf Krawall gebürstet", lachte er rau und schloß den letzten Abstand zwischen sich und Leia.
Ihr wurde es zunehmend unangenehmer. Denn Leia konnte seinen Körper spüren. Sie versuchte sich wegzudrehen, doch Ash ließ dies nicht zu. Das kribbeln bahnte sich seinen Weg.
„Würdest du mir bitte nicht so auf die Pelle rücken? Ich glaube deiner Freundin gefällt das sicher auch nicht", zischte Leia ihm über die Schulter zu.
„Ha! Ashmo und ne Freundin! Nicht in diesem Leben oder in irgendeinem anderen. Gespielin trifft's da eher", lachte Lil gespielt.
Ruckartig wandte Ash Leia um und warf Lil einen kurzen bösen Blick zu, die daraufhin umgehend verstummte.
Seine linke Hand ruhte auf Leia's Taille, seine rechte Hand umfasste sanft ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen. Seine blauen Tiefen waberten aufgeregt umher. Leia blinzelte. Ihr Herz beschleunigte um ein vielfaches. Ash umgab ein glimmen. Werde ich jetzt verrückt?
Schrie sie in ihre Gedanken hinein.
„Lass mich los Ash", zischte sie erneut.
„Du solltest wirklich nicht so viel trinken kleines. Ich werde dich nicht los lassen. Beruhige dich. Hier ist es gefährlich, nicht jeder ist das, was er vorgibt zu sein", flüsterte er nun leise in ihr Ohr und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
Unter seiner Berührung erschauderte Leia. Umgehend war ihre sämtliche Wut wie weg geblasen. Obwohl sie lieber sauer auf ihn sein wollte. Doch ihr Herz wollte etwas anderes. Es wollte Ash. Doch was war es, was er ihr damit vermitteln wollte? Wie genau meinte er das.
„Was", fiepte Leia atemlos.
Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Hände Ash's Oberkörper erforschten. Sie spürte seine starken Muskeln, was ihr ein erneuter Schauer abjagte.
„Ich hatte dich bereits vor dem Blue gewarnt. Solange du in meiner Nähe bist, bist du in Sicherheit. Es wird wohl Zeit, dass wir reden", raunte er weiter.
„Ashmo, was genau bezweckst du damit", zischte Lil ihn von der Seite an.
„Du weißt, dass wir beobachtet werden", fügte sie leise hinzu.
Leia verstand nur noch Bahnhof. Was wurde hier gespielt? Allmählich stieg die Angst in ihr auf. War dies wieder einer seiner dummen Maschen? Scherzte er? Und war diese Lil eingeweiht?
„Schweig Lilith, das hier geht nur mich was an. Du hällst dich raus, dann geschieht dir auch nichts", knurrte Ash gefährlich.
„Du machst mir Angst Ash, was läuft hier", wisperte Leia und spürte wie ihre Knie weich wurden.
Direkt neben ihnen an der Bar stand ein Hüne dessen glimmen so dunkel und wild um ihn herumwirbelte, dass Leia schwindlig von diesem Anblick wurde. Seine Haut war leichenblass und übersät mit tausenden Narben. Rote Augen stierten interessiert zu Leia rüber. Das kribbeln erreichte damit seinen Höhepunkt. Ungläubig starrte sie zurück. Schlug mehrfach die Augen auf und wieder zu. Doch es änderte sich nichts an der Gestalt dieses gruseligen Mannes.
„Sieh zu mir, sieh nicht ihn an. Er kann dich lesen. Du bist ein offenes Buch", gab Ash rau von sich und drängte sich zwischen Leia und den finsteren Kerl um den Augenkontakt zu unterbrechen.
„Wir sollten gehen Ashmo, zu viele Beobachter", gab Lil nervös von sich. Während sie sich umsah.
„Ja und Leia wird mitkommen", nickte Ash und hielt Leia am Arm fest.
Jetzt spinnt er total. Ich gehe doch nicht mit ihm irgendwo hin! Waren ihre Gedanken lauter als die Musik, welche hier gespielt wurde.
„Lass mich los Ash. Ich werde nirgendwo mit euch hingehen", gab sie hysterisch von sich und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Erfolglos.
„Doch das wirst du kleines. Du hast keine andere Wahl", grinste er nun schief und deutete an, Leia hochzuheben.
„Schon gut", zischte Leia.
„Aber wehe, ihr wollt mir was. Ich warne euch ich bin auch nicht die, für die mich viele halten", presste sich angespannt heraus.
Allerdings wunderte sich Leia, warum sie sich nicht längst gewandelt hatte. Hing dies wirklich mit ihrem Geburtstag zusammen? War dies der ausschlaggebende Punkt?
Denn das kribbeln war so stark, das sie innerlich vibrierte. Nur der Gedanke schien dies zu verhindern.
„Oh sie ist es wahrhaftig", kicherte Lil und hielt sich die Hand vor den Mund.
„Los jetzt. Bevor es hier unschön wird", knurrte Ash und formte seine freie Hand zu einer Faust.
Generell wirkte er äußerst angespannt. Sein Rücken war versteift und sein Blick ging aufmerksam durch den Raum, während er Leia hinter sich herzog. Sie hörte Julie rufen, sah, wie sie ihnen folgte. Das war nicht gut, garnicht gut.
„Mensch bleibt doch mal stehen! Wo zum Teufel wollt ihr denn hin", gab sie abgehetzt von sich.
„Geh zurück zu deinen Freunden, ich werde Leia unversehrt zurück bringen, versprochen", wandte er sich kurz zu Julie um.
„Am Arsch! Entweder ich komme mit, oder ich mach hier nen Aufstand. Du entscheidest", zischte Julie mit dem Blick des Todes.
Leia lachte innerlich auf. Einmal mehr war sie froh, Julie ihre Freundin nennen zu dürfen. Auch wenn es Ash nicht in den Kragen passte, er musste nachgeben.
„Dann komm halt mit", knurrte Ash genervt und führte die Mädchen in eines der Restaurants im Blue.
Leia war immer noch sauer. Sie wusste nicht wo ihr der Kopf stand. Erst bezirzte er sie, dann machte er mit einem anderen Mädchen rum. Sie würde nun definitiv kälter als die Antarktis sein. Zumindest wollte sie es versuchen.
„Setzt euch", blaffte Ash im Befehlston.
„Würde mir mal einer erklären, was hier los ist?", fragte Julie in die kleine Runde.
Dies würde Leia auch gerne wissen. Lil schwieg. Sie wusste offenbar, wann es genug war und wann Ash der Kragen platzte.
Jener stand stocksteif an der Theke mit geballten Fäusten und kam mit einem Tablett voller Wasser zurück.
„Hier, trinkt", herrschte er die Mädchen an und ließ sich genervt auf den freien Stuhl fallen.
„Also, du wolltest reden", brach nun Leia schroff das Schweigen.
„Nicht jetzt", knurrte er gefährlich.
Leia wurde daraus nicht schlau. Erst sagte er er wolle reden, plötzlich änderte er seine Meinung erneut. Lag es an Julie. Offensichtlich war das so.
„Pass mal auf Mister Miesepeter. Ich habe keine, wirklich KEINE Geheimnisse vor Julie. Also sag einfach, was dir auf der Seele brennt", zischte Leia. Sie hatte genug von seinen Launen.
„Ach ich feiere dich. Sie ist wirklich lustig. Du hast nie erwähnt wie witzig sie ist", lachte Lil so sehr, dass sie sich ihren Bauch festhielt.
Das glimmen umgab sie noch immer und wirbelte nun wie ein Strudel auf und ab.
Julie sah Leia entgeistert an. Wahrscheinlich dachte auch sie, dass dieses Mädchen alles war, aber nicht normal. Ash warf ihr einen finstern Blick zu, woraufhin ihr Gelächter umgehend verstummte.
„Alles, hmm? Wirklich alles", intensivierte er nun seinen Blick und sah kurz zu Leia's Händen.
Ehe Ash ihr wieder in die Augen sah. Das blau seiner Augen war völlig anders als sonst. Dunkler, gefährlicher. Sein Atem ging um einiges schneller.
„Ja, alles", antwortete Leia und hielt seinem Blick stand.
Ash rieb sich sein Gesicht und raufte sich die Haare.
„Das ist alles nicht gut", murmelte er rau vor sich hin.
„Ashmo entweder du sagst jetzt was du zu sagen hast, oder wir gehen. Dies ist ein heißes Pflaster für jemanden wie uns", flüsterte Lil leise und sah sich um.
„Du weißt wir stehen unter Beobachtung", fügte das schwarzhaarige Mädchen hinzu.
„Ein letztes Mal, Schweig Lil. Ich muss nachdenken", kamen die Worte dunkel und rau aus seinem Mund.
„Also mir wird das hier zu bunt. Erst willst du reden, dann wieder nicht. Entweder du fängst jetzt an, oder Julie und ich gehen zurück zu den anderen und genießen den restlichen Abend. Wenn das überhaupt noch möglich ist", zischte Leia aufgebracht.
Sie hatte nun endgültig die Schnauze voll. Das erste mal in ihrem Leben war sie aus. Und dann sowas? Erneut bewies diese Tat von Ash, dass er Leia das Leben schwer machen wollte.
„Kleines Biest", knurrte er leise mit geschlossenen Augen.
„Dein Geheimnis", setzte er an und blickte zu Leia auf.
Julie hob ihre Brauen und Leia sah zu ihr.
„Was weißt du darüber", führte er knurrend fort. Da er offensichtlich nun wusste, das Julie eingeweiht war.
„Nichts. Nur das...das ich anders bin", stockte Leia und ihr Blick ging gegen Boden.
Die Hitze stieg ihr in die Wangen. War das eine gute Idee? Gerade mit Ash darüber zu reden. Aber er hatte keine Angst gehabt, als er es gesehen hatte. Im Gegenteil, er wirkte eher fasziniert.
„Leia", zog Julie ihren Namen flehend in die Länge. Offenbar empfand sie dies ebenfalls als schlechte Idee.
„Nichts?! Kein Wunder das", begann Lil, wurde aber umgehend von Ash unterbrochen.
„Dann sollten wir wirklich schnellstmöglich darüber reden. Aber nicht hier", flüsterte Ash beinahe tonlos.
„Wir fahren zu dir, deine Mutter ist nicht Zuhause", führte er seinen Satz fort und stand auf.
Woher wusste er das? Leia's Herz raste davon. Irgendwie geriet hier gerade alles außer Kontrolle.
„Woher wissen wir, dass wir dir vertrauen können hmm? Du hast von Anfang an versucht, Leia das Leben schwer zu machen. Hast sie provoziert", zischte Julie mit zusammengekniffenen Augen.
„Weil ich nur das kleinere übel bin. Glaub mir. Kommt ihr jetzt endlich", knurrte Ash wartend mit geballten Fäusten.
Mit pochendem Herzen nickte Leia Julie zu. Ash wusste etwas. Etwas, das Leia vielleicht helfen konnte. Und wenn sie etwas über die vielen Jahre hinweg immer wollte, dann waren es Antworten. Antworten auf all ihre Fragen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro