Das Ding im Park
Freitag Nacht ging Leia erst sehr spät ins Bett. Immer wieder atmete sie ihre Verwandlung weg und ließ sie erneut geschehen. Seltsam war, dass Leia sich auf Kommando verwandeln konnte. Es jedoch verhindern, oder kontrolliert Atmen funktionierte nicht wirklich gut. Bevor sie einschlief, dachte sie an die nächste Woche. Genauer gesagt an den 27.05., denn dann hatte sie Geburtstag. Es war dieses Jahr ein Donnerstag und dann würde sie endlich siebzehn Jahre alt sein. Ob sich dann wirklich viel verändern würde, glaubte sie zwar nicht. Aber sie war dann ein Jahr näher dran an der achtzehn.
Gerade als sie ihre Augen schloß, fiel ihr die Nachricht wieder ein. Müde schnappte sie sich ihr Smartphone und öffnete sie erneut.
Leia war hin und hergerissen. Sollte sie ihm schreiben? Zwei mal tippte sie eine Nachricht ein und löschte sie wieder. Dann schrieb sie doch.
Woher hast du meine Nummer Ash?
War alles was sie tippte und betätigte den senden Button. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Und der Takt geriet erst recht aus seinem Gleichgewicht, als ihr Display aufleuchtete.
Er hatte ihr zurückgeschrieben.
Ich habe Mittel und Wege kleines Biest. Mich wirst du so schnell nicht los.
Waren seine Worte und dahinter setzte er prompt einen lachenden und einen zwinkernden Smiley. Seltsamerweise musste Leia Lächeln. Als sie diese Worte mehrmals gelesen hatte.
Irgendwas an ihm war äußerst anziehend. Obwohl er so ein Arsch war. Außerdem sah er unwiderstehlich gut aus. Leia schüttelte ihren Kopf. Sie wollte diese Gedanken vertreiben. Die Ameisen hatten es sich in ihrem Bauch bequem gemacht. Wie immer wenn sie an Ash dachte, oder in seiner Nähe war. Als sie endlich einschlief, war es bereits am dämmern.
Sehr lange war ihre Nacht nicht gewesen. Müde streckte Leia sich und hob sich schwerfällig aus ihrem warmen Bett. Leia entschied sich erst mal duschen zu gehen, danach ging sie in ihren schlabberklamotten hinunter in die Küche und wärmte sich die Suppe auf. Gewärmt schmeckte diese noch besser als am Vortag. Dann begann sie mit ihren Übungen. Leia machte keine Pause, sie quälte sich den gesamten Samstag hindurch. Gegen sieben Uhr entschied sie sich in den Park zu gehen. Die Übungen waren ganz okay verlaufen. Leia hatte das Gefühl, dass es ihr minimal leichter fiel als zuvor. Draußen an der frischen Luft war es herrlich. Obwohl es leicht nieselte. Sie bog auf den mit Schotter angelegten Weg ein und begann zu joggen. Leia mochte die Natur, zumindest wenn es wie jetzt, ruhig und friedlich war. Sie mochte die Bäume und Sträucher die hoch über sie hinauswuchsen. Das zwitschern der Vögel und das summen von Bienen und Hummeln. Wobei letztere noch nicht erwacht waren. Auch die Vögel verstummten bereits, denn es begann schon zu dunkeln.
Leia hatte schon die vierte Runde durch den schönen kleinen Park hinter sich, als sie stehen blieb um kurz zu verschnaufen und etwas Wasser zu trinken. Als sie unweit von sich ein Geräusch vernahm. Mit der Flasche am Mund sah sie sich um. Wandte sich in alle Richtungen, als ihr Blick an einer der alten Trauerweiden an der Bank darunter hängen blieb. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie in die Dunkelheit. Erneut sah sie einen schwarzen Schemen. Direkt neben der Bank an der Mülltonne. War das ein Obdachloser? Oder gar ein Tier? Röchelnde Geräusche drangen nun zu ihr rüber, gefolgt von schmatzenden, knatschenden lauten. Ihr Herz erhöhte seinen Takt. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Trotz ihrer Angst, schritt sie auf diesen Schatten zu. Leia wollte wissen, was da vor sich ging. Obwohl alles in ihr schrie, sie solle umkehren. Sie war nur noch wenige Meter von diesem seltsamen Ding entfernt. Die Umrisse wurden von schritt zu schritt klarer. Leia traute ihren Augen nicht. Ein äußerst dicker, schlabbriger Körper wurde sichtbar. Ein Körper der die selben Runen trug, wie sie nur waren sie giftgrün. Der Gestank von faulen Eiern kroch ihr in die Nase und ließ ihr keine Luft zum Atmen über. Je genauer sie hinsah, um so deutlicher wurde ein roter Schleier. Welcher sich um diese eigenartige Kreatur bewegte. Es war ein schwaches glimmen, als könnte Leia die Aura dieses Monsters sehen. Ihr Herz überschlug sich, als dieses hässliche etwas seinen Kopf hob und sie mit rot leuchteten Augen ansah. Stinkender Sabber tropfte aus seinem Maul, welches mit etlichen faulen spitzen Zähnen besetzt war und dort wo der Sabber aufkam, zischte es dampfend. Als sei sein Sabber pure Säure.
Völlig entsetzt blieb Leia stehen. Solch eine Kreatur hatte sie noch nie zuvor gesehen, geschweige denn je davon gehört. War dies ein Alien? Oder das Resultat eines misslungenem Experimentes? Ein grauenhaftes Geräusch stieg den Schlund dieses Wesens empor. Es ließ Leia das Blut in ihren Adern gefrieren. Die Angst hatte den alleinigen Besitz ihres Körpers eingenommen. Das kribbeln verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch ihren Körper hindurch. Mehr denn je, fühlte sie die Hitze. Leia schien innerlich zu brennen. Vorsichtig schritt sie rücklings, ohne jedoch dieses Ding aus den Augen zu lassen. Es verzog seine Fratze zu einem gehässigen Grinsen. Seltsame laute drangen aus seinem Mund und das glimmen, welches es umgab wurde noch stärker. Das hässliche Monster ließ von der Mülltonne ab und leckte sich über sein fauliges Maul. Schwerfällig setzte es sich in Bewegung. Bei jedem Schritt, den es auf Leia zutrat, bebte sein schwabbeliger schwarz grüner Körper.
Plötzlich wurde Leia umher gewirbelt. Ihr Haar flog ihr ins Gesicht und versperrte ihr die Sicht. Schnell befreite sie ihre Augen und wandte sich um. Blitzschnell schoss ein schwarzer Schatten auf dieses Monstrum zu. Wirbelte um seinen fetten Körper und übersäte es mit Tritten und Hieben. Leia rieb sich ungläubig ihre Augen. Ihr Herz hämmerte so laut, dass sie das pochen in ihren Ohren wahrnahm. Sie stand unter Schockstarre. Das Monster brüllte auf und ging auf seinen Angreifer los. Jedoch war dieser viel zu schnell und wendig für das fette Ding. Was es jedoch nur noch wütender machte. Erst als Leia merkte, dass die Monstrosität erneut auf sie zulief, löste sich ihre starre.
Jetzt fühlte Leia die Stärke. Offensichtlich hatte sie sich verwandelt. Als sie auf ihre Hände blickte, sah sie die Runen und Zeichen, welche ihren gesamten Körper bedeckten.
Ehe das hässliche etwas sie erreichen konnte, schlug der schwarze Blitz erneut zu. Dieses Mal so heftig, dass der schwabbelnde Körper mehrere Meter durch die Luft flog und mit voller Wucht gegen einen der alten Bäume krachte. Ehe er unsanft auf dem Boden aufschlug. Das dunkle laute Grollen, welches aus seiner Kehle kam, war ohrenbetäubend. Erneut ertönten diese seltsamen laute. Sie waren an den schwarzen Schemen gerichtet.
Leia stand nur unweit von ihm entfernt. Verstohlen sah sie ihn sich genauer an. Ihre Gedanken waren ein Wirrwarr aus Freude und Unverständnis. Er sah genau aus wie sie selbst. Nur eben das seine Haut schwarz wie die Nacht war und seine Runen und Zeichen hoben sich deutlich mehr von seiner Haut ab als es bei ihr der Fall war. Denn sie waren feuerrot. Seltsamerweise kam er ihr sehr bekannt vor, obwohl sie zuvor niemanden kannte oder je gesehen hatte, der wie sie selbst war. Für einen Moment wandte er ihr sein Gesicht zu. Seine Augen leuchteten so türkis wie das Wasser der schönsten Buchten der Welt. Ihr Herz überschlug sich beinahe. Für einen Moment huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er schien genauso von ihr angetan zu sein, wie sie von ihm. Dann wandte er sich wieder zu dieser Bestie um. Auch Leia sah mit pochendem Herzen zu der Grässlichkeit. Welche sich nun unter großer Mühe vom Boden erhob. Seine Fratze verzog sich zu einem irren Grinsen, während sein Blick an Leia hängen blieb. Röchelnd drangen laute aus seinem Maul, dann schien es so als würde es lachen. Rauchschwaden stiegen empor und hüllten den fettleibigen Körper ein. Das letzte was Leia sah, war wie das Monster seine Klaue auf sie richtete, ehe die Rauchschwaden es vollständig verschluckten. Urplötzlich war der Spuk vorbei und da wo das Ding eine Sekunde zuvor noch gestanden hatte, herrschte nun gähnende leere. Leia verstand nichts von dem, was sie hier gerade erlebt hatte. Es war als hätte sich das Monster in die Luft aufgelöst. Der Takt ihres Herzens war immer noch viel zu schnell. Ungläubig rieb sie sich ihre Augen.
War das wirklich gerade geschehen? Habe ich Fieber?
Etliche Fragen schossen ihr durch den Kopf.
„Geh! Na los, lauf Nachhause!", riss eine dunkle raue Stimme sie ins Jenseits zurück.
Wie in Trance wandte sie ihm ihren Kopf zu. Leia hatte tausende Fragen. Doch würde er ihr überhaupt auch nur eine beantworten? War er ihr freundlich gestimmt? Immerhin hatte er ihr geholfen. Doch Leia wollte einfach nur hier weg. Nachhause in ihren schützenden Kokon. Sie sah ihn noch einmal an. Auch ihn umgab ein glimmen. Jedoch war es um einiges heller, zwar rötlich aber nicht so dreckig wie das des Monsters.
„Danke", presste sie mit heller Stimme heraus und er nickte ihr zu.
Dann wandte sich Leia um und lief so schnell sie ihre Füße trugen. Kurz bevor sie den Ausgang des Parks erreicht hatte, blieb sie stehen. Es trennten sie nur wenige Meter von ihrem Zuhause. Doch es brannte Licht in der Küche. Leia war noch immer sie selbst. So konnte sie nicht ihrer Mutter vor die Augen treten. Susen würde sich sorgen und ihrer Tochter Löcher in den Bauch fragen. Wie sollte Leia ihr das erklären, was sie gerade erlebt hatte. Sie verstand es ja selbst nicht. Also verschwand sie hinter die Büsche und begann zu atmen. Während sie sich versuchte zu konzentrieren, dachte sie über das gerade erlebte nach. Was ein Glück das der Park menschenleer war. Das niemand spazieren war. Was dieses Ding wohl gewesen war und wo war es so plötzlich hin? Hatte sie sich das ganze nur eingebildet? Träumte sie?
Nein, das war gerade wirklich geschehen. Es war real. Und es gab noch andere die waren Leia selbst. Eine Hoffnung an die sie sich nun klammerte. Vielleicht würde sie ihm ein weiteres Mal begegnen. Und dann würde sie ihn darauf ansprechen. Dies hatte sie sich fest vorgenommen. Es verging eine halbe Stunde, bis Leia sich endlich beruhigt hatte. Bis sie endlich in ihr warmes Zuhause konnte.
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