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Vom Singen und Todesschweigen

Acarion war froh, als Rons gebrüllter Befehl kam, das Nachtlager aufzuschlagen. Nur eine kurze Strecke östlich von Tavagar führte der Weg durch ein felsiges Hügelgebiet. Hier hatte eine der letzten Schlachten des Großen Krieges stattgefunden, eine der letzten Versuche der Armeen Tavagariens, Lavókans und Namériens, die Verox daran zu hindern, nach Tavagar vorzudringen.

Sie hatten versagt.

Die Gründe waren nun, anderthalb Jahre später, noch allzu gut zu erkennen. In geringen Abständen durchzogen erdige Kuhlen die natürliche Landschaft, wenige Handbreit bis mehrere Manneslängen tief. Sie erzählten von explodierenden Gesteinen und Bruchstücken, die tiefe Wunden in die Reihen der Verteidiger rissen.

In dieser Schlacht hatten die drei Armeen beinahe ein Drittel ihrer Streitkräfte verloren. Als sie durch die kriegszerfressene Gegend fuhren, glaubte Acarion manchmal, noch die Schreie der Sterbenden hören zu können, als wären die Grauen, welche die Menschen an diesem Tag erfahren hatten, in den Felsspalten, den Gruben und den spärlichen Grashalmen hängengeblieben und mit ihnen verwachsen. Ein Schauder nach dem anderen lief ihm über den Rücken.

Zwei der Gruben hatte Ron ungeachtet ihrer Geschichte als Nachtlager auserkoren. Sie lagen einigermaßen geschützt zwischen zwei Hügeln und waren aus der Entfernung kaum zu sehen. Am Rand dieser Gruben stand Acarion nun, missgelaunt und damit beschäftigt, den Latrinengraben für diese Nacht auszuheben, nachdem Ron ihm und Alena kommentarlos eine Schaufel in die Hand gedrückt hatte.

In der größeren Grube flackerte bereits ein Feuer und fröhliche Stimmen sowie Musik drangen zu ihnen herauf. Es brachte durchaus Vorteile mit sich, eine Gruppe Schausteller zu den Reisegefährten zu zählen.

Doch die fröhliche Stimmung prallte von Acarion ab. Jeder Schaufelstich rief ihm in Erinnerung, was ihn den ganzen Tag schon beschäftigte. Das Leid, das sich hier an diesem Ort abgespielt hatte, alles wegen machthungrigen Menschen, die sämtliche Selbstkontrolle verloren hatten. Sie hatten den einfachen Weg gewählt und waren zu Monstern geworden. Sie waren schwach. Sie waren verabscheuenswert. Eine alte, lange geschürte Flamme der Wut wärmte Acarion die Glieder, während er den Graben auf die Tiefe und Länge aushob, die der Schreihals erwartete.

Schneller als er befürchtet hatte, stand Acarion wieder neben Alena und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.

„Geschafft", brummte die kurzhaarige junge Frau. „Morgen dürfen wir alles wieder zuschaufeln."

Acarion zuckte nur unverbindlich mit den Schultern. Gemeinsam kehrten sie zurück zum Feuer, um das sich kleine Grüppchen gebildet hatten.

Acarion konnte Syra übermütig zur Musik auf und ab springen sehen, Kilias leistete ihr Gesellschaft und ließ sich von dem Mädchen gutmütig in die eine und andere Richtung ziehen. Lina schaute ihrer Tochter zu und wippte im Takt der Musik mit dem Fuß. Die braunhaarige Lavókanerin mit den verschiedenfarbigen Augen saß in ihrer Nähe und klatschte ausgelassen in die Hände. Lehrion - Alenas was eigentlich? Vater? Großvater? - sah den Tanzenden ebenfalls zu, erhob sich aber sofort, als er sah, dass Acarion und Alena sich näherten.

Sie stöhnte leise. „Ich hatte gehofft, dass ich heute Abend darum herumkommen würde."

Bevor Acarion etwas erwidern konnte, hatte Lehrion sie erreicht. Strenge Falten zogen sich um seinen Mund. „Bist du soweit?", fragte er.

Die junge Frau nickte. Der missmutige Ausdruck in ihren Augen war im flackernden Licht kaum zu erkennen.

„Worum geht es?", wollte Acarion wissen. Alena warf ihm einen kurzen Blick zu. War da so etwas wie Scham in ihren Augen?

„Lehrion... versucht, mir die Anwendung der Veralenergie beizubringen", sagte sie schließlich. Ach was, schoss es Acarion durch den Kopf. Du bist deutlich älter als fünfzehn, Akkron wird dich nicht mehr aufnehmen.

„Wozu?"

„Das geht Euch nichts an", sagte Lehrion kühl, eine Hand schwer auf die Schulter seines Schützlings gelegt. Alena warf Acarion einen entschuldigenden Blick zu, als sie sich von ihrem Ausbilder wegführen ließ.

Bevor Acarion etwas erwidern konnte, stand Syra plötzlich vor ihm, die Augen glänzend vor Begeisterung und die Wangen gerötet. „Komm mit tanzen", forderte sie Acarion auf, eine Hand zu ihm ausgestreckt. „Du siehst traurig aus."

Die Lavókanerin ein Stück entfernt prustete und murmelte etwas, das üblicher Gesichtsausdruck enthielt.

„Kommt nicht in Frage. Geh zu jemand anderem."

„Hast du Angst, dass du wieder hinfällst?", fragte Syra mit unschuldig aufgerissenen Augen. Vion, das älteste Mitglied der Schausteller, prustete, während er einen regelmäßigen Rhythmus auf eine Art hölzerne Box unter sich klopfte. Acarion verzichtete darauf, einen scharfen Blick in die entsprechende Richtung zu werfen.

„Ich habe Angst, dass ich dich versehentlich in die Flammen stoße, weil du mir vor die Füße läufst."

„Sei nicht so unfreundlich, Caron", schaltete sich die Lavókanerin ein, die offensichtlich gelauscht hatte. Sie erhob sich, der weite Stoff ihrer Korba umfloss ihre Beine. Im Licht des tanzenden Feuers waren ihre unterschiedlichen Augenfarben kaum noch zu erkennen.

„Ich tanze mit dir." Acarion gegenüber deutete sie eine ironische Verbeugung an. „Ich heiße übrigens Yona. Dann haben wir dieses Namensding hinter uns."

Er nickte knapp und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Freut mich."

Syra jubelte, während sie ihre neue Freundin mit sich zog.

Acarion indes ließ argwöhnisch seinen Blick zu Lehrion und Alena hinüberwandern, die sich gerade noch so in Sichtweite befanden. Die kurzhaarige junge Frau hatte die Hand auf den grasbewachsenen Boden gepresst, ihren Körper steif vor Anspannung. Lehrion redete auf sie ein, doch Acarion konnte die Worte nicht verstehen. Irgendetwas an dem Bild machte ihn misstrauisch. Er zählte die meisten von Tavagars Magiern zu seinem weiteren Bekanntenkreis. Konnte es sein, dass sie sich noch nie irgendwo über den Weg gelaufen waren, wenn Lehrion so gut war, dass er jemand anderem die Anwendung von Veralenergie beibringen wollte?

Um das Feuer hatten sich nun vier Tänzer zusammengefunden. Offenbar war es Kilias gelungen, Lina davon zu überzeugen, sich zu ihrer Tochter zu gesellen. Syra drehte lachend Pirouetten unter dem Arm ihrer Mutter, während Kilias versuchte, gemeinsam mit Yona zu tanzen.

Doch obwohl Kilias kein schlechter Tänzer war, wirkte er dennoch langsam und ungelenk gegen seine Partnerin. Die junge Lavókanerin schien nicht zu der Musik zu tanzen, sondern die Musik selbst zu sein. Sie bewegte sich mit einer Anmut, die Acarion selten gesehen hatte, das Lagerfeuer schien ihre Bewegungen zu umschmeicheln und der rockartige Teil ihrer Korba akzentuierte sie wie eine eigene Melodie. Yonas braune Haare leuchteten feuerrot, der Funkenflug der Flammen umspielte sie.

Es dauerte nicht lange, und Kilias hielt inne und blieb stehen, um die junge Frau stattdessen anzufeuern. Auch Syra und Lina hatten angehalten, und selbst von den zurückhaltenden namérischen Schmuckhändlern kam Applaus.

Acarion brach nicht in Jubel aus, doch auch er war beeindruckt. Yona hatte ohne Zweifel eine Menge Talent, doch nicht nur. Diese Kontrolle über den eigenen Körper lernte man ausschließlich durch Übung, Stunden davon. Er wusste, wovon er sprach. Wo hatte sie gelernt und warum war sie jetzt nicht dort und ließ sich feiern, sondern war mit einer abgerissenen Reisegruppe unterwegs?

Als das Lied mit einem Trommelwirbel endete, kam Yona ein wenig atemlos zum Stehen, verbeugte sich mit einer großen Geste und einem breiten Grinsen im Gesicht, dann ließ sie sich wieder auf ihren Platz neben dem Feuer fallen.

Sogar Acarion musste zugeben, dass seine Stimmung sich gebessert hatte. Musik hatte ihm schon immer gutgetan.

„Noch eins, noch eins", jauchzte Syra, stürmte herüber und überschüttete Yona mit einem Wortschwall, den sie lachend über sich ergehen ließ. Das schien dennoch das Signal für Lina gewesen zu sein, ein Machtwort zu sprechen. Sie pflückte ihre Tochter vom Boden und erinnerte sie mit entschiedenen Worten an die fortgeschrittene Uhrzeit.

In diesem Moment ließ Alena sich neben Acarion auf den Boden fallen. „Ich glaube, da habe ich etwas verpasst", sagte sie.

„Es war durchaus beeindruckend", erwiderte er.

„Durchaus beeindruckend?" Alena lachte, während Vion anzählte und ein neues Lied begann. „Die Begeisterung dafür kaufe ich Euch nicht ab."

„Und ich kaufe dir nicht ab, dass du Freude daran hast, die Anwendung von Veralenergie zu erlernen."

„Und es hätte so ein angenehmes Gespräch werden können", sagte sie kühl. „Warum interessiert Euch das so? Rekrutiert Ihr für Akkron?"

Acarion warf ihr einen Blick zu. In der letzten Frage hatte deutlich zu viel Hoffnung durchgeschimmert. „Nein, da muss ich dich enttäuschen. Aber du bist ohnehin über das Alter der Aufnahmeprüfung heraus."

Wieder lächelte Alena, aber dieses Mal wirkte es gequält. „Mein Interesse für die Magie ist spät geweckt worden. Zu spät. Ich weiß nicht, ob ich die Aufnahmeprüfung in Akkron geschafft hätte. Ich bin nie angetreten."

„Warum dann jetzt anfangen?"

Mit einer Art Trommelwirbel beendete die Schaustellergruppe ihre Darbietung und die gesamte Reisegruppe spendete begeisterten Applaus.

Das Ende der Vorstellung schien als allgemeines Signal dafür gewertet zu werden, sich für die Nacht bereitzumachen. Vion räumte seine Box zur Seite, Malia und Niva verstauten ebenfalls ihre Instrumente. Auch Alena erhob sich. „Ein andermal vielleicht, Caron. Ich denke, gelegentlich sollte ich auf Lehrion hören, wenn er warnt, nicht jedem direkt alles zu erzählen." Aber sie lächelte. „Gute Nacht."

Bald erstarben die Gespräche und die Feuer brannten herunter. In einer gewissen Entfernung nieste jemand, der die erste Wachschicht übernommen hatte.

Als Acarion in der Nähe des Kimorans das Fell über sich zog, das Ron ihm gnädigerweise überlassen hatte, hörte er jedoch einen unerwarteten Laut. Das Schluchzen eines Kindes. Er wollte sich gerade umdrehen und sich aus den möglichen Albträumen einer Sechsjährigen heraushalten, da drang das Wort ‚Papa' an seine Ohren und ihm wurde bewusst, wie traurig Lina bei dem Versuch klang, ihre Tochter zu beruhigen.

Mit einem Schlag waren die Gefühle wieder da, die Acarion schon beim Ausheben des Latrinengrabens und beim Anblick des ehemaligen Schlachtfelds beschäftigt hatten. Er hatte sich einlullen lassen. Er unternahm diese Reise nicht zum Spaß, es ging nicht darum, gemeinschaftlich am Lagerfeuer zu sitzen, zu singen und zu tanzen. Es ging darum, eine weitere Situation zu verhindern, die dazu führte, dass sich nachts Kinder in den Schlaf weinen mussten, weil ihre Väter und Mütter nie wiederkamen.

Es dauerte lange, bis Acarion einschlief, Syras leises Schluchzen noch in den Ohren, nur gelegentlich unterbrochen von einem leisen Zischen der Rak'ysch.

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