HERR FALK
Ein lautes Klopfen an der Tür riss den Präsidenten aus dem Schlaf. Gerade war er in seinem Traum noch in einem wunderschönen Skigebiet und stieß mit seinen Freunden auf seine Kandidatur an, doch nun starrte er an die Decke seines neuen luxuriösen Apartments, während er den beiden Stimmen an der Tür lauschte. „Guten Morgen Herr Gonosz, ich hoffe, ich habe sie beide nicht bei einer wichtigen Unterredung gestört." „Nein keineswegs, wie kann ich Ihnen helfen?" Die Stimme des Bodyguards klang noch ganz verschlafen und hatte noch den tiefen Basston, den Herr Falk so mochte. Er drehte sich auf die andere Bettseite, um ein Blick auf seinen Wecker zu erhaschen. 7 Uhr. Ich habe noch mehr als genug Zeit. Das Bett fing an sich zu bewegen und so drehte er sich wieder herum. Lächelnd sah ihm Björn gegenüberliegend entgegen, welcher mit seinen Fingern anfing auf seiner Brust zu malen und mit den Brusthaaren zu spielen. Er weiß ganz genau, dass ich davon Gänsehaut bekomme. „Was wollte die Dame vom Sekretariat denn so früh?" Er drehte sich noch einmal auf den Rücken und streckte sich ausgiebig, während sein Bodyguard ihn informierte. „Sie wollte uns an das Fest in der Tiermenschen-Schule in ein paar Stunden erinnern. Da sie nicht wusste, ob wir hingehen, hat sie sicherheitshalber trotzdem alle Termine erst in den Mittag und Nachmittag gelegt." Björn rutschte näher an den Präsidenten heran und legte seinen Kopf auf dessen ausgestreckten Arme, ohne dabei seine Finger von der Brust zu lassen. „Meiner Meinung nach können wir dieses alberne Fest getrost ausfallen lassen und haben so einen ganzen Vormittag Zeit, um im Bett zu liegen, Frühstück zu bestellen und zu reden." Herr Falk verdrehte die Augen, nahm energisch die Hand von seiner Brust und setzte sich auf die Bettkante. „Deine Meinung interessiert nicht. Ich bin der Präsident und muss meinen Pflichten nachgeben."
Breit stellte er sich vor das Bett und schaute den traurig blickenden Björn mit einem verschmitzten Lächeln an, welches diesen sofort ansteckte. „Und außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Göttinnen oder Tiermenschen bei diesem Fest einen Fehler erlauben, am größten. Ich bin ja nicht Präsident geworden, um diese Hexen weiterhin in unserer Welt zu dulden." Er winkte ab, als er sah, dass nun sein Bodyguard auf dem Rücken lag und an die Decke starrte. Also beschloss er in das Badezimmer zu gehen, sicher, dass Björn ihm spätestens beim Rauschen der Dusche folgen würde, doch dieser kam nicht. Die Augen verdrehend ging er nackt an die Tür des Badezimmers, welche man vom Bett aus gut einsehen konnte und sprach laut, um das Geplätscher des Wassers zu übertönen. „Aber nicht nur ich habe Pflichten, sondern auch du als mein Bodyguard. Und die erste am heutigen Morgen, ist mich unter der Dusche zu verwöhnen." Mit einem siegessicheren Lächeln drehte er sich zurück und ging zur Tür, denn der Mann in seinem Bett hatte bei seinen Worten den Blick nicht von seiner Morgenlatte lösen können. Na bitte, ich höre, wie er hastig aus dem Bett steigt. Wird aber auch Zeit.
Während die beiden fertig angezogen am Frühstückstisch saßen, erzählte Björn ausgiebig von schönen Urlaubszielen und Plänen für den Sommer. Doch der in seine Zeitung vertiefte Präsident überhörte jedes seiner Worte. Erst auf Nachfrage des Bodyguards, ob er ihm denn überhaupt zuhöre, reagierte er in einem herablassenden Tonfall. „Nein ich höre dir nicht zu, denn ich habe mich über wichtige Geschehnisse in der Welt zu informieren und will mir nicht, wie so oft morgens, deinen Monolog über eine Asienreise anhören." Er sieht immer so traurig aus, wenn ich meine Meinung sage. Vielleicht wäre es lustiger, noch eine Schippe draufzusetzen. „Außerdem plant meine geliebte Frau unsere Reisen und verbindet diese, nicht so wie du, direkt mit Geschäftsterminen." Zufrieden grinste er seinen Bodyguard an, denn die Erwähnung seiner Frau ließ ihn immer zusammenzucken. Kenne deinen Platz, mein Liebster. Einen Blick auf seine Uhr verriet ihm bald aufbrechen zu müssen, also stand er auf, gab seinem Frühstückspartner einen ausgiebigen Kuss und suchte seine Sachen zusammen. Nach weinigen Minuten waren beide fertig, um in das vor dem Haus bereits vorgefahrene Auto zu steigen.
Die Limousine kam vor dem großen Haupteingang der Schule zum stehen und wurde sogleich von Reportern umgeben. Der Präsident signalisierte mit einem Nicken zum Fahrer, das dieser ihm nun die Tür öffnen könne. Zuerst steig der Bodyguard aus dem Fahrzeug und während er immer noch schützend vor der Tür stand, durchsuchte sein Blick die Menge der Journalisten nach möglichen Gefahrenquellen. Erst als er sich sicher war, trat er einen Schritt beiseite um den Präsidenten aus der Limousine steigen zu lassen. Lächelnd wandte dieser sich sofort den Reportern zu. Das ist ja mal wieder die perfekte PR-Aktion. Durcheinander stellten alle ihre Fragen, hielten ihre Mikrofone vor sein Gesicht und bedrängten ihn, doch Herr Falk blieb ganz ruhig und ging auf keine spezielle Frage ein, sondern sagte zu der Menge seine vorher zusammengelegten Sätze. „Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr heute hier sein zu dürfen. Es gibt doch für keinen von uns einen schöneren Einstieg in das kommende Wochenende: Ein großes Fest, um die wirklich besondere und einzigartige Schule der Erde zu feiern und noch bekannter zu machen." Er breitete seine Arme aus, um mit dieser Geste die Schönheit und Größe des Gebäudes hervorzurufen. „Ich bin wirklich voller Vorfreude, auf alles, was mir hier heute geboten wird und freue mich auf eine spannende Show." Er sah in seinem Blickwinkel wie sein Bodyguard ein Lachen unterdrücken musste, denn dieser wusste auch, dass es sich bei der erwähnten „spannenden Show" um einen erhofften Fehler handelte.
Dankend verabschiedeten sich Reporter und der Präsident voneinander und so schritten sie weiter auf das Gebäude zu, aus dem gerade Karma laut rufend angerannt kam. „Herr Falk, unser Präsident." Tief schnaufend kam sie vor den beiden zum Stehen. Die Alte ist doch auch eine Wahnsinnige, die in einer Psychiatrie besser aufgehoben wäre. „Karma", begrüßte er sie lächelnd und küsste sie freundlich links und rechts auf die Wange. „Ich freue mich so sehr Sie endlich persönlich kennenzulernen. Seit ich von dem Fest vor ein paar Tagen erfahren habe, bin ich ganz gespannt die Tiermenschen-Schule endlich einmal von innen zu sehen." Die Frau strahlte über beide Ohren und das vom Rennen rot gefärbte Gesicht begann langsam wieder eine normale Farbe anzunehmen. „Dann lassen Sie uns keine Zeit verlieren. Ich führe Sie beide erst zu Myriam und danach starten wir alle zusammen unseren Rundgang durch die Schule. Danach gibt es eine Vorführung der Künste einiger unserer besten Schüler auf dem Gelände hinter der Schule." Ohne eine Antwort abzuwarten war Karma schon wieder auf dem Weg Richtung Eingangstor, doch Herr Falk und Björn folgten ihr nicht direkt. „Ich weiß nicht, wie du es schaffst mit diesen Menschen normal zu reden", sprach sein Bodyguard, den Blick nicht von der Frau abwendend. „Ich auch nicht. Ich muss wirklich aufpassen, was ich denke und was ich laut sagen kann." Die beiden schauten sich an und lachten herzlich, dann folgten sie der aufgeregt winkenden Karma in das Gebäude hinein.
In der großen Eingangshalle blieb der Präsident stehen und schaute sich um. Eine riesige Treppe führte in den zweiten und dritten Stock, welche man problemlos sehen konnte. Es gab keine Decken in der Mitte des Gebäudes, sondern man sah bis zur bunt schimmernden Glaskuppel nach oben. Alle Klassenzimmer waren zu den Fenstern der Außenwände gerichtet und so war jede Etage von unten nur als Flur mit einem hohen Geländer von unten aus zu erkennen. „Nicht schlecht", staunte der Präsident. Durch die Steinwände sah das Gebäude hunderte von Jahre alt aus und verlieh ihm einen Charm der damaligen Zeiten, trotzdem war das gesamte Gebäude ähnlichen Bauten weit voraus. Monitoren, die normalerweise die Stundenpläne der Schüler oder wichtige Mitteilungen streamten, zeigten nun den Zeitplan des heutigen Tages. „Wenn Sie schon durch ein paar Monitore beeindruckt werden, dann bin ich zu gespannt, was Sie zu den Robotern in der Cafeteria sagen werden." Herr Falk wurde durch Myriams Worte aus seinem Staunen gerissen. Auch sein Bodyguard hatte sie aufgrund der großen Menschenmasse hier drin nicht kommen gesehen. Na wie wunderbar, natürlich darf bei einem Tag mit den anderen Hexen die Oberhexe nicht fehlen. Er zwang sich ein Augendrehen zu unterlassen und wandte seinen Blick zu Karma, welche die drei zufrieden anlächelte. „Da wir nun vollzählig sind, bitte ich euch mir für einen kleinen Rundgang zu folgen. Die Informationsstände können Sie sich später gerne noch in Ruhe ansehen, falls Sie das möchten." Sie schritt voran und die Gruppe folgte ihr, doch Myriam blieb abrupt wieder stehen, schaute auf den Boden hinter sich und dann mit zusammengekniffenen Augen den Präsidenten an. „Gehen Sie sofort von meinem langen Kleid herunter und unterstehen Sie sich, das noch einmal zu machen." Er grinste Björn an und trat einen Schritt bei Seite. „Keine gute Kleiderwahl bei so einem Menschen Ansturm, oder dachten sie etwa, es würde sich keiner hierher verirren." Myriam schnaubte über seine herablassenden Worte. „Einer von uns beiden muss sich ja von der Masse abheben und eine gebürtige Herrscherin sein." Sie warf ihre Haare schwungvoll nach hinten, welche den Präsidenten peitschend im Gesicht trafen. Dann wandte sie sich zu Björn, streichelte über seinen Oberarm und flüsterte ihm etwas ins Ohr, während sie ihre Augen nicht von Herr Falk löste. Lachend lief sie Karma hinterher und der Bodyguard wollte der Gruppe auch folgen, als er zurückgehalten wird. „Was hat diese dumme Schlampe zu dir gesagt?" flüsterte der Präsident ihm ins Ohr. „Ach, nichts Wichtiges Chef." Björn löste sich schnell von dem Präsidenten und schob ihn leicht vor sich um ihm zu signalisieren, den beiden nun endlich zu folgen.
Nachdem die vier die wichtigsten Räume der Schule von Karma ausführlich gezeigt bekommen hatten, trat die Gruppe nun nach draußen, wo sich schon eine große Menschenmasse um eine größere freie Fläche versammelt hatte. Karma wies den dreien ihre Plätze auf einer sonst sehr vollen Tribüne zu, von wo aus sie einen ausgezeichneten Blick auf das Spektakel hatten. Einige Reporter kamen nun schnell vor die Tribüne geeilt, um ein paar Fotos des Präsidenten und der Göttin zu schießen. Dieses mit dieser bescheuerten Frau neben mir wird morgen auf allen Titelseiten erscheinen. Zum Kotzen. Seine Gedanken ignorierend wandte er sich zu Myriam und fing herzlich an zu Lachen, in welches die Göttin sofort miteinfiel, denn auch sie wusste, welche Bilder einen Eindruck von Harmonie und Zusammenarbeit hinterließen. Die Reporter verschwanden wieder so schnell wie sie gekommen waren, als Karma ihre Ansprache an die Menge begann. „Meine sehr verehrten Gäste, ich freue mich wirklich sehr, dass sie alle so zahlreich erschienen sind. Sie konnten an den vielen Informationsständen bereits einiges über den Unterricht hier erfahren, doch nun möchten Ihnen unsere drei besten Schüler und Schülerinnen Damian, Lara und Kaitlynn, sowie die jüngste My-Schwester, unsere Göttin Mynja, bei einer interaktiven Show die von uns sogenannte „Königsdisziplin" präsentieren: Das verbinden der eigenen Seele mit der des Tieres, welches die Tiermenschen zum lebenslangen und treuen Partner haben." Sie drehte sich um zu Mynja, welche auf ihrer Eule reiten durch die Luft flog und nun hinter ihr gelandet war. Das Mädchen war wie ihre große Schwester sehr elegant gekleidet und wollte wohl gerade mit ihrer Vorführung beginnen, als eine vor Wut schreiende Frau sich ihren Weg durch die Menge bahnte und ein großer schwarzer Panther mit gefletschten Zähnen auf die Eule zusprang. Die Menge fing an zu schreien und Myriam sprang neben dem Präsidenten von ihrem Sitzplatz auf. Na endlich kommt die erhoffte Aktion. Er lehnte sich nach vorne und genoss breit grinsend das Chaos, welches sich zu einem Blutbad zu entwickeln drohte.
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