BJÖRN
„Mein lieber Herr Falk, Herr Präsident, als Sie uns vor ihrer Wahl versprachen, die Göttinnen und all diese verrückten Tiermenschen ein für alle Mal zu beseitigen, waren wir alle sehr skeptisch. Doch ich denke ich spreche im Namen aller Parteimitglieder, wenn ich sage, dass sich unser Vertrauen in Sie, früher als gedacht, bewahrheitet hat." Der kleine, etwas dickere Mann schüttelte dem Präsidenten die Hand. „Ich habe vollstes Vertrauen, dass Sie während Ihrer Amtszeit noch einiges Großartiges leisten werden. Die Partei steht nun voll und ganz hinter Ihnen." Er drehte sich um, schaute kurz zu Björn und an dessen riesigen Körper auf und ab, dann nickte diesem zu. Auch der Bodyguard verabschiedete sich freundlich mit einem Nicken, doch der kleine Mann hatte sich noch einmal zu dem Präsidenten gedreht, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Björn konnte die gesprochenen Worte sehr gut verstehen, doch er verzog keine Miene, da Herr Falk ihn anschaute um zu sehen, ob er lauschen konnte. „Sollten Sie einmal Gelder, Hilfen oder sonstige Gefallen, und darunter fallen auch hübsche Damen, brauchen, die nicht über den Staat laufen dürfen, dann wenden Sie sich doch bitte ab sofort an mich. Ich stehe zu Ihrer Verfügung und Diskretion wird bei mir großgeschrieben." Noch einmal gaben sich die beiden die Hand, bevor Björn ihm die Tür öffnete und ihm noch ein paar Meter hinterherschaute, bevor er die Tür wieder schloss.
Der Präsident hatte sich sofort wieder hinter den Schreibtisch gesetzt, während Björn aus der Bar zwei Flaschen Bier holte, eine öffnete und sie ihm hinhielt. Dieser blickte mit gerunzelter Stirn auf die Flasche und wandte sich ohne Kommentar wieder seinen Papieren zu. „Ich dachte, wir beide stoßen auf den Erfolg an. Schließlich ist das ein großer Erfolg für uns. Und der Tag war wirklich anstrengend." Der Präsident lachte verächtlich und schüttelte dabei den Kopf. Als sich ihre Blicke trafen, wurde Björn klar, etwas Falsches gesagt zu haben. „In welchem Dorf bist du eigentlich aufgewachsen? Bier ist ein Getränk für das einfache Volk, damit stößt man auf keinen Fall auf so eine große Sache an." Mit einem Beben in der Stimme stand er auf, seine Hände zu Fäusten geballt und stütze sich auf dem Tisch ab. „Zweitens, das ist kein großer Erfolg für uns, sondern für mich, für mich ganz allein. Die Verbannung konnte nur zustande kommen, weil ich auf das Fest wollte und den richtigen Moment abgepasst habe. Darf ich dich daran erinnern, dass du es warst, der hier bleiben wollte um einen „schönen Tag" zu haben." Wütend schlug er mit der Faust auf den Tisch und blickte Björn mit bebenden Nasenflügeln in die Augen. „Und außerdem gehe ich wahrscheinlich mit meiner geliebten Frau schön Essen." Verletzt brachte Björn die Flaschen zurück, denn er wollte nicht das hämische Grinsen des Präsidenten sehen, wurde aber am Arm gepackt und somit festgehalten. Noch bevor er merkte wie ihm geschah spürte er einen Bart an seinem Hals kitzeln und Küsse auf seiner Haut. Der Präsident ging zwei Schritte rückwärts von ihm weg, ließ dabei seine Hand aber nicht los und machte mit seinem Finger eine lockende Bewegung, während er fragend die Augenbraue hob. Björn gab direkt nach, denn er war so verliebt, dass er süchtig nach jeder Zärtlichkeit seines Chefs war und so folgte er ihm ins Schlafzimmer.
Am Abend saß Björn allein im Apartment des Präsidenten, denn dieser war bei seiner Frau zu Hause. Er versuchte sich abzulenken und schaute auf seine Aufgabenliste, die er bekommen hatte. Stirnrunzelnd ging er die Liste auf und ab und überlegte, wem der anderen Mitarbeiter er Stichpunkte davon abgeben konnte. Doch zwei Punkte fielen ihm auf, die er auf keinen Fall einem anderen auftragen wollte. Wenn ich die gut mache, ist Herr Falk bestimmt sehr zufrieden von mir und wird mich loben. Voller Vorfreude las er noch einmal gründlich über das Aufgabenblatt:
Vier Schüler sollten an der Show teilnehmen;
Kaitlynn (Ur-Enkelin von Karma, Familie bekannt)
Mynja (Schwester von Myriam, Familie bekannt)
Damian (?)
Lara (?)
Aufgabe: Familien von Damian und Lara finden und herausfinden, was zu dem Angriff geführt hat, mit Eltern reden; nicht mit Kindern reden – macht Polizei.
Björn lehnte sich entspannt zurück, öffnete dabei Laras Mappe, die er von der Schule bekommen hatte und las sich alles durch. Perfekte Schülerin, reiches Elternhaus. Das wird leicht. Er schloss die Mappe und ließ den Blick über seinen Schreibtisch schweifen, um sein Handy zu finden. Es lag unter einem Brief, den die Präsidentenfrau an ihren Mann geschrieben hatte. Wahrscheinlich wieder so ein kitschiger Liebesbrief. Anstatt den Brief auf den Schreibtisch des Präsidenten zu legen, ließ er ihn langsam in den Papierkorb neben ihn fallen, indem er ihn mit dem Handy über die Tischkante schob. Na hoppla. Langsam scrollte er durch seine Kontaktliste und fand sie - die Nummer von Neffex. Durch seine regelmäßigen Besuche der Bars in der anderen Welt war er durch Damian auf das Trainingslager von dessen großen Bruder aufmerksam geworden und war seitdem schon einige Male dort zum Trainieren gewesen. Beruhigt, dass er die Nummer noch immer hatte, stand er auf, um sich auf den Weg zu Laras Elternhaus zu machen.
Begleitet von zwei Polizisten, welche mehr zum Schein, als zum Sein bei ihm waren, stand Björn vor der Eingangstür der Villa. Familie Mensah. Er drehte sich noch einmal zu den Männern um, erinnerte sie daran, dass sie in ihrer Uniform nur da sind, um der Familie ein sicheres Gefühl zu geben, sie aber Björn alles machen lassen sollten, ohne einzugreifen. Dann betätigte er die Klingel und versuchte sein Gesicht nicht ganz so furchteinflößend wirken zu lassen. Ein großer, hellhäutiger Mann öffnete die Tür, an dem sich der große Bodyguard ohne ein Wort der Begrüßung vorbeidrängte. Die Polizeibeamten hinter ihm folgten ihm nicht und er hörte sie mit dem verdutzten Mann reden. „Guten Tag Herr Mensah, wir sind hier..." „Seid ihr komplett bescheuert, habt ihr in eurer Ausbildung jemals etwas gelernt?" Die Polizeibeamten sahen sich fragend an, ahnungslos, warum Björn sie so anschrie. „Mensah ist ein gängiger Name in Togo oder Ganah, außerdem ist Lara dunkelhäutig. Was schließen wir daraus?" Beide standen immer noch wie vom Blitz getroffen da, nur der hellhäutige Mann, den der Bodyguard sofort als Angestellten ausgemacht hatte, schien es zu verstehen, schloss die Tür und ging kichernd wieder ins Hausinnere. „Die Eltern sind dunkelhäutig! Wieso sind Polizisten nicht in der Lage, sich ihres Gehirns zu bedienen." Wütend öffnete Björn die Eingangstür wieder, schob die beiden wehrlosen Polizisten nach draußen und verschloss die Tür wieder von Innen.
Er hörte ein lautes Lachen hinter sich, drehte sich um, und stand vor Herr Mensah. Dieser deutete mit seiner Hand in einen Raum, in den Björn wortlos ging. Der Hausherr schloss die Tür, setzte sich an den Schreibtisch seines Arbeitszimmers und bat seinen Gast Platz zu nehmen. „Jetzt bin ich gespannt, wer Sie sind und was ich für Sie tun kann." Björn war etwas verwundert über den lockeren Ton des Mannes, schließlich war seine Tochter in die andere Welt verbannt worden. Irgendetwas stimmt hier nicht. Doch er ließ sich nichts anmerken. „Mein Name ist Björn Gonosz, ich bin der persönliche Leibwächter und die rechte Hand des Präsidenten, Herr Falk. Herr Mensah, ich wurde beauftragt mit Ihnen heute über das Verhalten Ihrer Tochter bei dem Schulfest zu sprechen." Herr Mensah hob dem Finger, um so um einen Moment Geduld zu bitten. Er ging zur Tür, öffnete diese und bat seine Frau auch an diesem Gespräch teilzuhaben. Sie stellte sich kurz vor und beide setzten sich Björn gegenüber.
Der Bodyguard stellte einige Fragen über das Verhalten der Tochter, ihre Beziehungen, Freundschaften und hörte den Eltern aufmerksam zu. Er erfuhr von der Beziehung zu Damian und dass sie alle einen Heiratsantrag seinerseits an dem Fest erwarteten. Ein eifersüchtiges Teeanger-Gör. Der klassische Wutausbruch. Aus Höflichkeit hörte er den Geschichten der beiden aus Laras Jugend zu, bis sie etwas erwähnten, was seine Aufmerksamkeit verlangte. „Sie sagen ihre Tochter hat sich nach dem Umzug hierher schnell eingelebt. Können Sie mir den Grund für ihren Umzug nennen und wo Sie vorher beheimatet waren?" Die Eltern schauten sich kurz an, bis der Vater vorsichtig antwortete. Björn beobachtete die Mutter, welche nicht aufhörte, nervös auf ihrer Unterlippe zu kauen. „Wir sind in dieses Land gezogen, um unsere Tochter die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten weiter auszubauen. Wir haben vorher in Tschechien gelebt, dort gab es keine Tiermenschen." Da stimmt doch etwas nicht. Björn bat um einen Moment und zog die Mappe der Schule über Lara aus seiner Tasche. Auf der Kopie der Geburtsurkunde fand er dann den Grund für seine Stutzigkeit. Langsam schob er das Dokument über den Schreibtisch und tippte immer wieder auf das eingetragene Geburtsland. „Ihre Tochter hat unsere Staatsbürgerschaft. Sie ist nicht in Tschechien geboren." „Theoretisch schon...", begann die Mutter, schloss aber sofort mit ihrer Hand den Mund und blickte ihren Mann mit großen Augen an. Björn wurde wütend, stand auf und haute auf den Tisch. Wenn er eins hasste, dann Leute die ihm etwas vormachen wollten. Die Frau begann direkt zu weinen, so erschrocken war sie von Björns Bewegungen, eine weitere Bestätigung für ihn, dass hier etwas nicht stimmte. Ihr Ehemann stand auf, stellte sich hinter sie und legte seine Hände beruhigend auf ihre Schultern. „Gut, ich erzählte Ihnen alles, jetzt, da unsere Tochter in Sicherheit ist." Björn setzte sich zufrieden in den Sessel und lehnte sich entspannt zurück, um sich in Ruhe die Geschichte von Herr Mensah anzuhören.
Der Vater erzählte davon, wie sie eines bei einem Spaziergang an einem Fluss Schreie eines Kindes vernahmen. Sofort machten sich die beiden auf den Weg, um das Kind zu suchen und fanden zu ihrem Erstaunen ein frisch geborenes Baby, welches von einem schwarzen Panther umkreist wurde. „Meine Frau war viele Jahre als Tierärztin in Afrika tätig und kennt sich sehr gut mit großen Raubkatzen aus. Sie war geistesgegenwärtig genug, um sofort zu sehen, dass das Tier keine Bedrohung ist, sondern viel mehr das Baby beschützt." Dem Bodyguard wurde so langsam einiges klar und er stellte, die für ihn wichtigste Frage. „Wie war der Name des Flusses, an dem sie das frischgeborene Baby gefunden haben." Die Eltern sahen sich an, die Frau senkte den Kopf und gab flüsternd „Myjava" als Antwort. Björn zog überrascht die Augenbraue nach oben, doch bevor er seine Schlussfolgerung laut aussprechen konnte, redete der Mann weiter. „Wir haben sowohl Kind als auch Panther bei uns aufgenommen und als wir im Kleinkindalter ihren Umgang mit dem Tier erlebt haben, sind wir stutzig geworden. Die beiden verstanden sich blind, waren unzertrennlich, wie durch Zauberhand verbunden und wie es der Zufall wollte, war an einem Abend ein Fernsehinterview mit Karma, die über die Tiermenschen-Schule sprachen. Wir haben sie noch in derselben Minute angerufen." Björn unterbrach den Mann an dieser Stelle. „Wenn Karma seit 20 Jahren von Lara weiß, wieso wird das, was sie ist dann verschwiegen."
Der Mann atmete tief ein, doch seine Frau antwortete nun für ihn. „Karma will Lara beschützen. Bis zu unserem jetzigen Gespräch, wussten nur wir drei, dass Lara die dritte My-Schwester, eine Göttin und die zukünftige Herrscherin über die andere Welt ist. Karma wollte, dass sie als Mensch aufwächst, um sie zu schützen und um sie nicht so werden zu lassen wie sie..." Ihre Stimme versagte, als schiene ihr etwas klar zu werden. „Um ihre Tochter vor wem zu schützen? Und damit sie nicht zu wem wird?" Björn wurde ungeduldig, er stand ruckartig auf, lehnte sich weit über den Schreibtisch und schaute den beiden abwechselnd in die Augen. Die Frau wich seinem Blick aus, doch ihr Mann beantwortete die Frage und Entschlossenheit lag in seiner Stimme. „Myriam. Karma wollte sie vor Myriam beschützen, denn sie soll auf keinen Fall so werden wie sie."
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