4.Kapitel
„Hätten wir heute nicht ein bisschen weniger trainieren können, Savio? Immerhin ist heute das Turnier", maulte ich. Inzwischen trafen wir uns immer beim Essen, damit ich mich nicht über die Uhrzeit beschweren konnte, was ich trotzdem tat. „Wenn du dich ausruhst, schaffst du es nicht in die zweite Runde", belehrte er mich. Ich richtete mich keuchend auf. „Das ist mein erstes Turnier. Sei nicht so streng mit mir", jammerte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ich nahm mir ein Handtuch und rieb mir den Schweiß trocken. Dann gingen wir zum Mittagessen. „Ich finde, wir hätten die Zeit noch zum trainieren nutzen sollen", teilte Savio mir mit und drückte seufzend auf den Knopf mit der Ziffer 2. „Mit leerem Magen stehe ich den Abend nicht durch und schon gar nicht die Nacht", widersprach ich. „Mach es wie ich und hol dir etwas Vorrat", meinte Savio schulterzuckend. Die Aufzugtüren öffneten sich und wir liefen durch den Gang. „Werde ich auch, aber ich will jetzt trotzdem etwas essen", sagte ich. Wir betraten den Speisesaal und holten uns etwas zu essen. Mel war unterwegs zu einem Auftrag und Tika saß alleine mit ein paar Jungs am Tisch. Keno war ebenfalls auf einer Mission und somit standen die Chancen für mich zumindest schon einmal besser. „Du bist doch nur aufgeregt, weil heute den erstes Turnier ist und du bald einen Auftrag bekommen könntest", riss Savio mich aus meinen Gedanken, während wir zu unserem Tisch gingen. „Wage es ja nicht, bei der ersten Runde zu versagen", sagte er und richtete seine Gabel auf mich. Ich nickte seufzend. „Ich sagte doch, dass du nicht zu streng sein sollst. Ich bin erst seit einem Monat hier und das ist mein erstes Turnier. Ich habe noch gegen keinen Menschen gekämpft", murmelte ich und verschränkte die Arme. Er aß einfach weiter. „Du hast gegen mich gekämpft", widersprach er. „Das zählt nicht", meinte ich. „Außerdem habe ich die ganze Zeit verloren." „Es wäre erschreckend gewesen, wenn du gewonnen hättest", stellte Savio fest. Ich seufzte und aß meinen Teller leer. „Warum bist du eigentlich hier? Ich dachte, dass die Sieger immer auf einem Auftrag sind", fragte ich und legte mein Besteck weg. „Nicht unbedingt. Sie müssen bloß nicht mitmachen. Jedes Turnier hat sechs Runden. Ein paar von denen, die das letzte mal in der ersten Runde verloren haben, nehmen diesen Monat nicht teil, sondern trainieren", erklärte er mir und wir brachten unser dreckiges Geschirr weg.
„Ich weiß nicht, ob ich das kann", meinte ich nervös, während wir mit dem Fahrstuhl nach oben fuhren. „Dann hättest du von Anfang an streiken sollen", erwiderte Savio nüchtern. Ich sah ihn sauer an. „Du hast mir nicht gesagt, dass ich kämpfen muss", maulte ich und verschränkte die Arme. „Glaub mir. Aufträge sind viel spannender, als die Arbeit hier im Gebäude", versprach er mir. Plötzlich ging die Tür auf und ein Erwachsener trat zu uns. Er hatte ein paar Kleidungsstücke unter dem Arm. „Und gefährlicher", fügte er hinzu. Ich schluckte. „Das macht mir nicht gerade Mut", murmelte ich kleinlaut. Er fing an zu lachen und streckte mir die Hand hin. „Ich bin Rob. Ich kam ungefähr zur selben Zeit hier an, wie Savio", stellte er sich vor und ich schüttelte seine Hand. „Du bist heute das erste mal im Turnier oder? Am Anfang ist es aufregend und du fürchtest dich, aber in ein paar Monaten ist das schon Routine", versprach er mir. Ich nickte langsam. Dann gingen die Türen auf und wir stiegen im zehnten Stock aus. Genau wie letzten Monat standen bereits ein paar vor der Tür. Wir stellten uns etwas abseits, während Rob sich unter die Menge mischte. „Denkst du echt, dass ich eine Chance habe?", fragte ich nervös und spielte mit meinen Fingern herum. Ich trug wieder die kurze Hose und das Sporttop. Inzwischen hatte ich mir davon Wechselkleidung besorgt und Savio hatte mir verraten, dass im fünfzehnten Stock die Waschküche war. Ein mal in der Woche ließ ich dort meine Sachen reinigen. Eigentlich müsste ich das öfter tun, weil ich jeden Tag so viel schwitzte. Unheilvoll öffneten sich die Türen und wir folgten der Menge in den Raum. Wieder war der Boxring beleuchtet, doch dieses mal war mein Name auf der Tafel zu sehen. Ich hatte mich an den Namen Jenny gewöhnt, auch wenn Savio der einzige war, der ihn aussprach. Ich war im vierten Kampf dran. „Ich schaffe das", sprach ich mir leise Mut zu, als wir uns setzten. Savio rutschte ein wenig zurück und holte unser Essen hervor. Ich nahm meine Tüte entgegen und stellte sie unter meinen Stuhl. Wir hatten gerade erst Mittag gegessen, doch Savio packte bereits wieder sein Essen aus. „Du bist heute nicht dran, oder?", versicherte ich mich und er nickte. Dann ertönte die Glocke und der erste Kampf begann. Als ich mich umsah, entdeckte ich Tika unter der Menge. Sie knetete ihre Hände und sah zu Boden. „Ist sie heute nicht dran?", fragte ich Savio. Er sah ebenfalls zu dem Mädchen. „In der ersten Runde sind es genau vierundsechzig Schüler, die sich in jeder Runde halbieren. Bei den Erwachsenen sind es nur fünf Runden mit zweiunddreißig Kämpfern. Die meisten sind auf schwierigen Aufträgen und deswegen abwesend", erklärte er mir und wir wandten uns wieder den Kämpfenden zu, doch der Kampf war bereits zu Ende.
Der dritte Kampf war zu Ende und die beiden Kontrahenten stiegen aus dem Ring. Mein Herz pochte wie wild und ich biss mir auf die Lippe. „Ich kann das nicht", murmelte ich Savio zu. Er zog mich hoch und schob mich in Richtung Boxplatz. „Du schaffst das", versicherte er mir und lächelte aufmunternd. Mit unsicheren Schritten lief ich nach vorne. Mein Gegner war ein Mädchen. Sie war vielleicht ein Jahr älter als ich und grinste über meine Unsicherheit. Anscheinend war sie bereits öfter angetreten. Ich kletterte in den Ring und atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Ich stellte vor, vor mir stünde Savio. Genau, das hier ist nicht mehr, als Training., redete ich mir ein und augenblicklich wurde ich ruhiger. Gegen Savio hatte ich bereits öfter gekämpft. Das Mädchen war sicher nicht besser als er, also konnte ich sie besiegen. Zwar hatte ich meinen Lehrer noch nicht besiegen können, aber ich kam inzwischen ganz gut mit seinen Attacken mit. Die Glocke ertönte wieder und ich ging ein wenig in die Knie, damit ich schnell genug reagieren konnte. Sie stürmte auf mich zu und ich wich aus. Mit der flachen Hand schlug ich ihr auf den Rücken und sie stolperte gegen die Seile. Ich wich ein wenig zurück, um sie gut im Blick zu haben. Sie richtete sich wieder auf und holte aus. Ich parierte ihren Schlag und traf sie mit dem Fuß im Magen. Sie keuchte und ging in die Knie. Die Glocke ertönte und ich half dem Mädchen auf. Sie lächelte mich an. „Du bist ziemlich gut", meinte sie und dann kletterten wir aus dem Ring. Ich lief zu Savio und ließ mich neben ihn auf meinen Stuhl sinken. Erleichtert holte ich mein Essen hervor und biss in das Brot hinein. „Das hast du gut gemacht", lobte Savio mich und ich lächelte leicht. „Ich habe mir einfach vorgestellt, wir wären im Training", gestand ich und er lächelte. „Das war eine gute Idee. Noch neunundzwanzig Kämpfe, bevor du wieder dran bist", meinte er dann und wandte sich dem nächsten Kampf zu. „Die Kämpfe in der ersten Runde gehen meist ziemlich schnell vorbei, oder?", vergewisserte ich mich. Er nickte und erklärte: „Die guten kämpfen gegen die nicht so guten und dadurch geht es schneller. Pro Runde werden die Kämpfe länger." Das war mir auch bereits aufgefallen. Vor allem bei den Erwachsenen. „Muss ich das wirklich noch einmal machen?", jammerte ich leise, während wir den nächsten Kämpfen zusahen. „Sind vierundsechzig nicht ein wenig zu viel?", meinte ich zweifelnd. Savio schüttelte den Kopf.
Die zweite Runde begann. Ich spürte, wie ich wieder nervös wurde. „Ganz ruhig. Mach es einfach wie in er ersten Runde, dann kann nichts schief gehen", versuchte Savio mich zu beruhigen. Das Essen lag wieder unter meinem Stuhl und ich atmete tief ein und aus. „Aber dieses mal kämpfe ich gegen einen, der bereits gewonnen hat", widersprach ich nervös. „Das Mädchen aus der ersten Runde hat es Vorletzten Monat bis in die dritte Runde geschafft", teilte Savio mir mit und ich sah ihn erstaunt an. „Die meisten hier haben schon einmal an dem Turnier teilgenommen und die erste Runde überstanden. Sie haben alle schon mal gewonnen." Ich nickte langsam und wandte mich wieder nach vorne. Einer der beiden bekam einen Schlag ins Gesicht und fiel über die Seil nach hinten. Damit war der Kampf entschieden. Ich schloss kurz die Augen, ehe ich aufstand. „Du schaffst das", ermutigte Savio mich und ich ging nach vorne. Mein Gegner wartete bereits im Ring und als ich drinnen stand, ertönte die Glocke. Wieder ging ich leicht in die Knie. Ich wich seiner Faust aus, doch seine andere Hand traf mich in die Seite. Ich taumelte ein wenig zurück und fixierte ihn. Ich musste besser aufpassen. Savio ist viel schneller als er., schoss es mir durch den Kopf. Ich stürmte los und schlug zu. Er parierte und holte ebenfalls aus. Bevor er zuschlagen konnte, trat ich ihm in den Bauch. Er keuchte und hielt sich den Magen, während er ein wenig zurückwich. Ich setzte nach und schlug ihm ins Gesicht.Er fiel gegen die Seile und sank nach unten. Die Glocke ertönte und er rappelte sich vorsichtig wieder auf. Ohne ein Wort zu sagen, verließ er den Ring und ich lief zurück zu Savio. „Das war gut, abgesehen davon, dass er einen Treffer landen konnte. Der nächste Kampf wird noch härter, also sei vorsichtig", begrüßte er mich. „Noch vierzehn Kämpfe, oder?", fragte ich ihn. „Genau. In der nächsten Runde bist du als erstes dran", antwortete er mit einem Nicken. Ich sank ein wenig tiefer in meinen Sitz. „Noch vier Runden, bis es einen Sieger gibt", murmelte ich und aß ein wenig weiter. Ich sah mir die Tafel genauer an. Als nächstes würde ich gegen einen Jungen kämpfen. Wenn ich ihn besiegte, wäre ich in der vierten Runde im ersten Kampf an der Reihe. „Alle waren ziemlich überrascht, dass du so gut bist", teilte mir Savio zufrieden seine Beobachtungen mit. Ich lächelte leicht. „Ich habe einfach einen guten Lehrer", meinte ich und lehnte mich ein wenig zurück. „Ich kriege ja jetzt bald einen Auftrag, oder? Immerhin habe ich es bis in die dritte Runde geschafft", fragte ich und sah in seine grauen Augen. Er nickte und biss ein Stück von seinem Brot ab. „So kriegst du einen mittleren bis leichten Auftrag. Ab der fünften Runde bist du für die schweren geeignet. Selbst wenn du in der fünften verlierst, darfst du einen schweren nehmen. Also das wird unser nächstes Ziel sein. Das erste hast du ja bereits bestanden. Noch zwei Runden, dann hast du unser Ziel erreicht", meinte er grinsend. Ich sah ihn sauer an. „Rede nicht so, als wäre das leicht geschafft. Die anderen Kinder hier sind gut", murmelte ich. Savio nickte und wandte sich wieder nach vorne. „Oh, du bist gleich dran", sagte er. Schnell folgte ich seinem Blick. Das war der letzte Kampf der zweiten Runde. Die Glocke ertönte und ich stand seufzend auf. „Viel Glück", sagte Savio. Dann ging ich nach vorne und kletterte in den Ring. Mein Gegner kam dazu und wir musterten uns gegenseitig. Er sieht stark aus, aber er setzt mehr auf Schnelligkeit. Das konnte ich bei seinen Kämpfen beobachten. Wenn ich schnell genug bin und fest zuschlage, habe ich eine Chance., dachte ich. Ich darf nur nicht getroffen werden. In seinen Fäusten steckt sicher auch Kraft, sonst bringt es ihm nichts. Ich ging leicht in die Knie und die Glocke verkündete den Anfang des Kampfes. Er stürmte los und ich konnte gerade so seiner Faust ausweichen. Er ist schneller, als ich dachte., fluchte ich in Gedanken. Er holte aus, doch ich parierte seinen Schlag. Er sprang einen Schritt zurück und schlug mit seinen Fäusten nach mir. Ich wich aus und parierte, doch er schlug immer weiter zu. Sein Bauch ist nicht geschützt., erkannte ich und trat nach ihm. Er wich aus und griff sofort wieder an. Ich sprang ein paar Schritte von ihm weg. So würde ich nichts erreichen. Ich federte meine Füße leicht, ehe ich los sprintete und ihm meine Faust in den Magen rammte. Er keuchte auf und schlug mir ins Gesicht. Ich sah Sternchen und wich taumelnd zurück. Er hielt sich kurz an den Seilen fest, ehe er wieder fest auf dem Boden stand. Ich atmete gleichmäßig ein und aus, um das Schwindelgefühl loszuwerden. Dann konzentrierte ich mich wieder auf ihn, doch er stand nicht mehr vor mir. Ich fuhr herum und holte aus. Meine Faust landete in seiner offenen Hand und er warf mich über seine Schulter. Als ich aufschlug, biss ich mir auf die Lippe und schmeckte Blut. Ich schluckte und verzog angeekelt das Gesicht. Ich stützte mich mit den Händen am Boden ab und trat nach meinem Gegner. Er flog zurück in die Seile und ich stand auf. Er hielt sich den Bauch. Das war mein zweiter Treffer an dieser Stelle. Er ging in die Knie und die Glocke beendete den Kampf. Noch sieben Kämpfe, dann musste ich erneut in den Ring. Ich half meinem Gegner auf und dann lief ich zurück zu Savio. „Ich hab mir auf die Lippe gebissen", murrte ich. „Blut schmeckt eklig." Savio lachte leise. „Du hast dich gut geschlagen, aber du musst mehr aufpassen und du darfst deine Gegner nicht unterschätzen. Es kann öfter vorkommen, dass sie sofort zurückschlagen, wenn du sie triffst. Dann bist du nämlich in ihrer Reichweite. Du musst das auch noch lernen", meinte er. Der nächste Kampf hatte bereits angefangen. Ich tastete mit der Zunge meine Lippe ab. „Ich sollte bei Kämpfen den Mund geschlossen halten", schloss ich und trank etwas Wasser. Angeekelt verzog ich das Gesicht. „Ich werde damit in Zukunft öfter rechnen müssen, oder?", murmelte ich. „Vor allem wenn ich auf Missionen gehe." Savio nickte. „Ich bin froh, dass du da alleine drauf gekommen bist", meinte er grinsend. Ich sah ihn sauer an. Dann rümpfte ich die Nase und wandte mich den Kämpfen zu. Er lachte leise und sah ebenfalls nach vorne. „Die vierte Runde wird noch schwieriger werden, oder?", fragte ich ängstlich und Savio nickte. „Du hast dich gut geschlagen", sagte jemand hinter mir. Ich drehte mich um. Rob setzte sich neben uns und beobachtete die Kämpfer. „Es hat keiner damit gerechnet, dass du es bei deinem ersten Turnier schon in die vierte Runde schaffen würdest", meinte er und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Seine schwarzen Haare waren so kurz, dass sie den Stacheln eines Igels glichen und die blauen Augen waren auf das Turnier gerichtet. „Dann bist du gleich wieder dran", meinte er und drehte sich zu mir. „Ich wünsche dir viel Glück, dass du es auch in die fünfte Runde schaffst. Alle haben große Erwartungen, immerhin bist du Savios Schülerin", er lächelte mir zu. Ich musterte ihn schweigend. Etwas kam mir seltsam vor. War es sein Lächeln? Es sah nicht echt aus. Ich schluckte und erwiderte gespielt ungezwungen: „Danke. Ich werde mir Mühe geben."Auch Savio musterte den Erwachsenen misstrauisch. Die Glocke ertönte. „Du bist dran, Jenny", sagte er und ich stand schnell auf und lief nach vorne. Ohne Rob hätte ich vielleicht meinen Kampf verpasst. Warum kam es mir dann so falsch vor? Ich schauderte, als ich an seine Worte zurückdachte. „Alle haben große Erwartungen, immerhin bist du Savios Schülerin." Was hatte das zu bedeuten? Ich schüttelte leicht den Kopf und konzentrierte mich auf meinen vierten Kampf. Mein Gegner war ein Mädchen. Sie musterte mich neugierig und unvoreingenommen. Die Glocke ertönte und sie rannte auf mich zu. Ich musste es noch in die nächste Runde schaffen, damit Savio stolz sein konnte. Ich wich ihr aus und schlug ihr gegen die Schulter. Sie war so schnell ausgewichen, dass ich nicht ihr Gesicht hatte treffen können. Ich sah ihre Faust auf mich zukommen und ließ mich nach unten fallen. Sie traf mich an der Stirn und ich taumelte nach hinten. Das machen die jeden Monat?, staunte ich entgeistert. Ich machte aus dem Stand einen Salto, um nicht nach hinten zu fallen. Das hatte mir Savio beigebracht. „Wenn du einmal nicht zur Seite ausweichen kannst, musst du dich nach unten fallen lassen. Aber dazu musst du einen Salto können, damit du wieder stehst, sonst bist du deinem Gegner ausgeliefert. Vom Boden her kann man nicht gut kämpfen, aber wenn es sein muss, ist es möglich.", tönten seine Worte in meinem Inneren wieder. Ich trat nach dem Mädchen und traf sie in der Seite. Ohne lange zu überlegen, setzte ich nach und schlug ihr in den Bauch. Sie ging zu Boden und hielt sich den Bauch. Keuchend rappelte sie sich auf. Ich holte aus und traf sie an der Wange. Sie wankte nach hinten und stützte sich an den Seilen. Als sie keine Anstalten machte, noch einmal anzugreifen, tönte die Glocke durch den Raum. Ich kletterte aus dem Boxring und lief zurück zu Savio. Er hob die Hand und ich klatschte ein. „Ich bin in der fünften Runde", meinte ich stolz und lächelte. Ich freute mich darüber. „Du bist gut genug, für die schweren Aufträge", meinte Savio zufrieden. „Streng dich aber weiterhin an. Freiwillig aufgeben zählt nicht." Rob lächelte mir zu. „Das war gut. Dein Lehrer hat dir in einem Monat ziemlich viel beigebracht", lobte er. „Dafür musste ich auch mehr als einmal das Mittagessen ausfallen lassen", meinte ich mit einem Seitenblick zu Savio. Rob fing an zu lachen und klopfte sich auf das Knie. „Das ist Savio, wie ich ihn kenne", rief er aus und ich sah eine Lachträne in seinem Auge. „Krieg dich wieder ein", meinte mein Lehrer sauer und verschränkte die Arme. „Dieses Mal habe ich nur drei Kämpfe Pause", sagte ich und sah aufmerksam den Kämpfen zu. Ich war wieder als erstes dran und ich durfte es nicht verpassen. „Ihr werdet mich doch anfeuern, oder?", fragte Rob auf einmal und grinste uns an. „Ich kann nichts versprechen", meinte Savio leicht genervt. „Sei doch nicht so kalt. Wenn du nicht mitmachst, werde ich garantiert siegen!", meinte Rob selbstsicher und strich sich über die kurzen schwarzen Haare. Die Glocke ertönte wieder und ich stand auf. „Ich bin wieder dran", meinte ich und lief nach vorne. Mein Gegner war wieder ein Junge. Er grinste und winkte den anderen Kindern, die ein wenig genervt aussahen. Dabei fielen ihm ständig ein paar blonde Strähnen ins Gesicht. Mit seinen grünen Augen zwinkerte ein paar Mädchen zu, was sie genervt aufstöhnen ließ. Doch dem Jungen machte das nichts aus, denn er winkte und lachte einfach weiter. Dann wandte er sich mir zu. „Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Tamaro. Du bist ziemlich weit gekommen, aber hier endet dein Weg", sagte er mit seinem Lächeln. Ich schwieg erstaunt. Das war eine interessante Ansage. Die Glocke ertönte und plötzlich stand er hinter mir. Ich riss die Augen auf und fuhr herum. „Wie bist du so schnell dahin gekommen?" fragte ich entsetzt. Er lächelte einfach weiter und rammte mir seine Faust in den Magen. Ich keuchte und taumelte ein wenig zurück. Plötzlich veränderte sich sein Lächeln. Es nicht länger nett. „Du hast mich wohl unterschätzt, was?", fragte er und auf einmal bekam ich Angst. Er sah unheimlich aus. Ich richtete mich auf und trat nach ihm. Doch er war schon gar nicht mehr da. Wie kann er so schnell sein?, dachte ich panisch und wirbelte herum. Seine Faust traf mich an der Wange und er trat mir in die Seite. Ich flog ein wenig zurück und hielt mich an den Seilen fest. Atemlos wischte ich mir über den Mund. Er war kräftemäßig in einer ganz anderen Liga, als ich. Ich konzentrierte mich und wich seinem nächsten Schlag aus. „Wie konntest du den sehen?", fragte er erstaunt. Dann grinste er wieder. „Du bist das Mädchen, das Savio als Lehrer hat", stellte er fest. Auf einmal spürte ich einen Schmerz im Nacken und ich wurde zu Boden geschleudert. Die Glocke ertönte und ich richtete mich langsam auf. Er war im letzten Moment noch schneller gewesen als vorher. Nachdenklich kletterte ich aus dem Ring und ging zu meinem Platz zurück. „Schade, dass du verloren hast", meinte Rob, doch ich hörte ihm nicht richtig zu. „Wieso ist er so schnell?", fragte ich mich und sah zu, wie er zurück zu seinem Platz ging. Vielleicht ist er sogar schneller als Savio. Ist das überhaupt möglich?
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