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3.Kapitel

Ein Klopfen riss mich aus meinem Schlaf. Ich rieb mir die Augen und tapste zur Tür. Der Schlafanzug, den wir gestern ausgesucht hatten, war mir ein wenig zu groß, sodass das Hosenende unter meine Ferse fiel und meine Zehen bedeckte. Die Ärmel hatte ich einmal umgekrempelt, damit meine Hände frei waren. Ohne groß zu überlegen, öffnete ich die Tür. Davor stand Savio. Verschlafen gähnte ich. „Was willst du?", fragte ich. Er war bereits angezogen. Er hat genauso wenig geschlafen, wie ich. Wieso sieht er so ausgeruht aus?, dachte ich neidisch. „Frühstück und danach zeige ich dir, wo der Unterricht stattfindet", sagte er und verschränkte die Arme. „Zieh dich um und komm dann mit." Ich schloss die Tür und ging zum Schrank. Ich holte mir eine blaue Dreiviertelhose raus und dazu ein schwarzes T-Shirt. Ich machte mich noch schnell im Bad fertig, ehe ich zu ihm auf den Gang trat. Schweigend fuhren wir mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock. Wir mussten noch einen kurzen Gang entlang, wo uns bereits ein paar andere Kinder entgegenkamen. Im Speisesaal war es nicht so voll, wie ich angenommen hatte. Es standen viele Tische herum und links war eine Essensausgabe. Ein paar Jungen und Mädchen saßen an einem Tisch und unterhielten sich. Sie waren ungefähr in meinem Alter, höchstens ein, zwei Jahre älter. Eines der Mädchen stand auf und ging in Richtung Essensausgabe, wohin wir auch unterwegs waren. Sie hatte lange blonde Haare und ihre Augen waren von einem ähnlichen grün, wie meine. „Ist das dein neuer Rekrut, Savio?", grinste sie und musterte mich genauer. Der schnaubte nur genervt. „Ich habe gehört, du hast die Jungs gestern wieder fertig gemacht", lachte sie und nahm sich etwas Brot. „Einer hat heute ein blaues Auge gehabt. Anscheinend können sie es immer noch nicht mit dir aufnehmen. Aber bei deinen Fähigkeiten ist das auch kein Wunder." „Lass es einfach gut sein", murrte Savio und wir nahmen uns etwas zu essen. Das Mädchen ging lachend zu ihrem Tisch zurück. Savio ging einfach an ihnen vorbei und ich folgte ihm. „Du scheinst ja ziemlich berühmt zu sein", meinte ich und sah mich nach dem Mädchen um. Sie redete bereits wieder mit ihren Freunden. Er schwieg nur und nach dem Essen gingen wir wieder zum Fahrstuhl. „Zeit für den Unterricht", meinte er und wir fuhren in den zehnten Stock. Wir betraten einen leicht gebogenen Gang. Links und rechts gingen immer abwechselnd Türen ab. „Wieso braucht ihr so viele Unterrichtsräume?", fragte ich erstaunt. Savio runzelte die Stirn. „Wollen die alle zu spät kommen?", fragte er irritiert. „Vielleicht sind sie schon im entsprechenden Zimmer oder so", schlug ich vor, doch er schüttelte entschieden den Kopf. „Der Lehrer schließt den Raum auf. Sie haben keine Möglichkeit in die Zimmer zu kommen", widersprach er und ging weiter den Gang nach hinten. Dort war auch niemand. Savio setzte sich neben einer Tür auf den Boden und wartete. „Woran könnte es liegen, dass niemand hier ist?", fragte ich ihn und lehnte mich an die Wand. „Vielleicht ein großes Event, oder so?" Savio schien zu überlegen „Es könnte sein, dass heute das Turnier ist, das für diesen Monat angesetzt war. Da treten alle Schüler gegeneinander an und vergleichen somit ihre Fähigkeiten. Deswegen wurde es allen freigestellt noch einmal zu üben, oder ihre Kräfte zu sparen", murmelte er und kramte in seiner Tasche. „Muss ich da auch mitmachen?", fragte ich ihn ängstlich. „Ich glaube nicht. Immerhin bist du gestern erst angekommen", erwiderte er. „Wo bleibt denn dein Lehrer?" Ich sah mich um. „Müssen die Erwachsenen auch gegeneinander antreten?", fragte ich neugierig. Savio nickte nachdenklich. Er holte sein Handy heraus und wählte eine Nummer. „Wo bleibt denn Jennys Lehrer? Ihr Unterricht beginnt heute", sprach er hinein und lauschte auf die Antwort. „Das kann nicht euer Ernst sein!", rief er sauer. „Warum muss ich das alles machen? Ich bin doch kein Babysitter." Die Antwort darauf schien ihn nicht sonderlich zufriedenzustellen. Dann steckte er das Handy seufzend wieder weg. „Ich werde dich wohl im Kämpfen unterrichten", meinte er und schloss die Tür auf. Darin waren viele Geräte. Ein Laufband, Gewichte, ein Boxring und noch viele andere Sachen, deren Namen ich nicht kannte, mir aber vorstellen konnte, wofür es da war. „Hiermit beginnt mein Unterricht. Ich werde einen Plan zusammenstellen und ihn dir dann morgen geben", verkündete er und ging zu einem Sack, der von der Decke ging. „Wir fangen mit den Grundlagen an."

Meine Arme taten weh und langsam wurden meine Beine schwer. Endlich ließ Savio mich von dem Laufband runter. „Das war es für heute. Das Turnier findet in der ersten Tür links statt, falls du es dir anschauen willst", erklärte er mir. Ich nickte und wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Wann fängt es an?", fragte ich, während wir nach draußen auf den Gang gingen. Mir war heiß und ich bereute es, dass ich diese Hose angezogen hatte. Durch den Schweiß klebte sie an meiner Haut und verhinderte schnelle Bewegungen. Wir stellten uns in den Fahrstuhl. „Im fünften Stock waren doch die Klamotten, oder?", fragte ich nach und Savio nickte. Ich drückte den Knopf, während er auf die sechzehn drückte. „Das Turnier beginnt um zwei", sagte er noch, bevor er wieder ausstieg. Dann fuhr der Aufzug nach unten. Ich suchte nach einer kurzen Sporthose und nach einem Sporttop. Ich fand es schließlich weiter hinten. Ich suchte gerade nach der richtigen Größe, als ich zwei Mädchen reden hörte. Sie kamen genau in meine Richtung. „Wer denkst du wird gewinnen?", fragte die eine. Sie war mit dem Mädchen unterwegs, das heute früh mit Savio gesprochen hatte. „Definitiv ich, Tika", lachte die. „Ich werde aber dieses mal nicht letzte werden, Mel", meinte Tika. Sie hatte braune Haare und Augen in derselben Farbe. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich verstecken, oder einfach stehenbleiben sollte. Die Mädchen bemerkten mich nicht und sprachen einfach weiter. „Und von den Erwachsenen? Savio oder?", fragte Tika weiter. Sie sah sich ein paar T-Shirts genauer an. „Savio ist schon ziemlich stark, aber ich habe gehört, dass einige der Achtzehn-jährigen ziemlich gut sein sollen", überlegte Mel und spielte mit einer blonden Strähne. „Savio ist jetzt Lehrer, wusstest du das?", plapperte Tika aufgeregt weiter. „Echt? Wen trainiert er? Ein paar von den Jungs?", fragte Mel ungläubig und drehte sich zu ihrer Freundin um. „Nein", widersprach Tika und schüttelte den Kopf. „Angeblich soll es dieses Mädchen sein, dass heute früh bei ihm war. Er hat sie wohl auch hergeholt." Mel nickte nachdenklich. „Das ergibt Sinn, aber bisher hat er sich doch immer geweigert, jemanden zu trainieren", murmelte sie. Ich wandte mich wieder den Klamotten zu. Das Savio mich sofort hatte loswerden wollen, hatte ich auch gemerkt. Er ließ sie also dem Tod entkommen und holte sie her, aber mehr nicht? Aber sein Training ist wirklich gut, auch wenn es anstrengend ist., dachte ich. Ich hätte beinahe gekichert. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und suchte mir das richtige Sporttop raus. Dann lief ich an den Kleiderständern entlang und zum Aufzug, ohne von den beiden Mädchen gesehen zu werden. Ich sah auf die Uhr im Fahrstuhl. Es war bald zwei. Ich brachte noch schnell meine neuen Sachen in mein Zimmer und fuhr dann in den zehnten Stock. Vor der ersten Tür drängelten sich bereits viele Kinder. Ein paar Erwachsene standen ganz lässig am Rand und warteten darauf, dass jemand aufschloss. Savio saß etwas weiter abseits und ich ging schnell zu ihm. „Viel Glück", wünschte ich und lächelte ihn an. Er grinste und stand auf. „Die mache ich doch mit links fertig", meinte er. Mel und Tika traten aus dem Aufzug und Tika deutete auf mich. Mel nickte und stellte sich zu ein paar Jungs, die heute bei ihr am Tisch gesessen hatten. „Du solltest vielleicht langsam mal mit ein paar Kindern in deinem Alter reden, damit du hier etwas Anschluss findest", schlug Savio vor. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Noch nicht jetzt. Ich bin erst seit gestern da und ich will mich erst ein mal zurechtfinden", meinte ich unsicher. Savio schüttelte tadelnd den Kopf. „Je eher du Anschluss findest, desto besser", widersprach er. „Hast du Anschluss?", entgegnete ich. „Immerhin stehst du hier abseits." Er stemmte die Hände in die Hüften und sah mich herausfordernd an. „Die Kinder vergöttern mich", meinte er überzeugt. Ich lachte. „Deshalb wollen sie dich auch verprügeln", meinte ich grinsend. Er schnaubte. „Was weißt du schon", murmelte er. Dann ging die Tür auf und alle stürmten in den Raum dahinter. Der Raum war abgedunkelt und nur der Boxring in der Mitte war beleuchtet. Daneben stand eine Tafel, auf der die Kämpfe eingetragen waren. Immer zwei gegeneinander. Der, der gewann, würde gegen den Gewinner des nächsten Kampfes kämpfen, bis dann die letzten zwei Sieger gegeneinander antreten würden. Es würde lange dauern, bis alle dran waren und dann kamen noch die Erwachsenen. „Wann ist das planmäßige Ende?", fragte ich Savio, der neben mir stand. „Das ist nicht festgelegt. Wir hoffen alle, dass wir rechtzeitig zum Abendessen kommen", antwortete er und setzte sich auf einen der Stühle, die um den Ring herumstanden. Savio rutschte auf seinem Stuhl ein wenig tiefer und machte es sich gemütlich. Er hatte sich etwas zu Essen mitgebracht, das er während den Kämpfen essen konnte. „So wie ich diese Veranstaltung kenne, kommt heute keiner von uns mehr zum Abendessen", erklärte er mir und trank etwas aus einer Flasche. Dann begann der erste Kampf. „Warum lernen wir eigentlich kämpfen?", fragte ich meinen Lehrer durch die Jubelschreie hindurch. „Ihr werdet auf Einsätze geschickt und deswegen findet dieses Turnier statt. Damit werden die Schwierigkeitsgrade festgestellt. Manche bekommen Spionageeinsätze, andere müssen Geld eintreiben oder so. Das kommt immer auf die Stärke des Gegners an", erwiderte er und fluchte, als ein Junge, einen Schlag in den Magen bekam. „Warum werden wir vom Tod zurückgeholt?", fragte ich weiter und beobachtete gleichzeitig den Kampf. „Das musst du selbst herausfinden, Jenny", murmelte er und aß weiter. Kurz war ich verwirrt. Wer ist Jenny?, fragte ich, doch dann fiel es mir wieder ein. Ich bin nicht mehr Lucy, das Mädchen mit den langweiligen Haaren und den stumpfen Augen. Ich bin jetzt Jenny. Meine Haare sind von einem glänzenden schwarz und ich habe zwei unterschiedliche Augenfarben. Savio nickte gedankenverloren. Der zweite Kampf ging zu Ende und die nächsten zwei Kontrahenten traten in den Ring. „Aber warum Kinder?", fragte ich neugierig. „Es gibt Aufträge, die Erwachsene nicht erledigen können. Außerdem ... können wir nur Kinder mit einem starken Willen wieder ins Leben zurückholen. Sie müssen unbedingt leben wollen. Bei manchen Erwachsenen ist dieser Wille nicht mehr ganz so ausgeprägt. Sie haben schon viel vom Leben gesehen. Auch die schlechten Dinge. Kinder wollen noch so viel erleben", erklärte er, ohne mich anzusehen. „Wolltest du auch unbedingt leben?", fragte ich Savio. Er nickte langsam: „Sonst wäre ich nicht hier." „In dem Moment, als ich beinahe gestorben bin. Ich war mir nicht sicher, ob dieser Traum einfach ein Streich meiner Fantasie war, weil ich dachte, wenn ich nur fest daran glaube, kann ich überleben. Ich war skeptisch und ich war mir nicht sicher, ob mir meine Eltern verzeihen könnten, dass ich immer so zickig war. Und dann wollte ich sie einfach nur wiedersehen und mich entschuldigen, doch das wissen sie nicht mehr", ich schluckte und Tränen stiegen in mir auf. Hektisch blinzelte ich sie weg. „In meinen ersten Tagen hier", fing Savio an. „Da habe ich einmal geweint. Ich musste immer wieder an den Ausdruck im Gesicht meines Vaters denken. Ich dachte auch daran, wie glücklich meine Stiefmutter gewesen war und dass sie nicht wusste, dass sie jemals so glücklich darüber gewesen wäre." Ich nickte. „Ich kann dich gut verstehen", murmelte ich. Dann lächelte ich ihn an. „Ich werde mein Bestes geben", meinte ich. Er grinste. „Dafür musst du erst einmal eine gute Kämpferin werden", er lachte leise. Ich werde es allen zeigen!, dachte ich entschlossen. Plötzlich wurde ein Mädchen gegen den Rand des Ringes geschleudert und sank zu Boden. Aber vielleicht noch nicht jetzt., ich schluckte. Keuchend stand sie auf und wischte sich kurz über den Mund. Es war Tika, die Freundin von Mel. „Ich werde aber dieses mal nicht letzte werden, Mel!", hatte sie gesagt. Unwillkürlich drückte ich ihr die Daumen. „Bald ist die erste Runde um", meinte Savio und sah auf seine Uhr. Ich sah mich um. Die Verlierer sahen ziemlich niedergeschlagen aus. Die Sieger fieberten bereits dem nächsten Kampf entgegen. „Nächsten Monat bist du auch dran", riss Savio mich aus meinen Gedanken. Ich sah ihn erschrocken an. „Was?", fragte ich entsetzte. Er lächelte leicht. „Keine Sorge, ich werde dich trainieren, also solltest du zumindest in der ersten Runde siegen", meinte er. Mein Blick verfinsterte sich. „Du hast ja großes Vertrauen in mich", meinte ich beleidigt. Er lachte leise und sah wieder den Kämpfenden zu. „Die, die in der ersten Runde raus fliegen, kriegen keine Aufträge, damit sie sich auf den Unterricht konzentrieren können. Im nächsten Monat haben sie dann die Chance in die zweite Runde zu kommen. Der Gewinner und der zweite Platz sind dann meistens zu der Zeit auf einem Auftrag, damit auch andere weiterkommen können", erklärte er mir das Prinzip. „Und bei den Erwachsenen?", fragte ich neugierig. „Da geht es nur um den Schwierigkeitsgrad der Mission", meinte er, ohne große Erklärungen. Ich nickte nachdenklich. Bei uns Kindern geht es also darum, ob man überhaupt Aufträge annehmen darf. Dann musste Tika den letzten Monat trainieren. Bei den Erwachsenen hingegen geht es nur darum, wer die schwierigen Aufträge übernehmen darf. Oder muss?, fasste ich in Gedanken zusammen. Tika ging zu Boden und der Kampf war entschieden. „Dieses mal sind aber nicht nur die ersten zwei Plätze vom letzten Mal nicht da. Auch ein paar andere sind noch auf Mission", meinte Savio. Tika ging ziemlich geknickt zu ihrem Platz. Mel strich ihr tröstend über den Rücken. Mel hatte ihren Kampf bereits für sich entschieden und würde in der zweiten Runde noch einmal kämpfen. „Das ist der letzte Kampf für die erste Runde", informierte Savio mich. „Übrigens müssen wir morgen noch woanders hin. Ich hole dich wieder ab und gebe dir bei der Gelegenheit auch gleich deinen Trainingsplan." Ich nickte.

Endlich begann die letzte Runde. Mel hatte sich ganz gut geschlagen, war aber in der Vorletzten Runde besiegt worden. Die beiden Kontrahenten stiegen in den Ring und taxierten sich. Eine Glocke ertönte und sie griffen an. „Muss ich wirklich schon nächsten Monat antreten?", fragte ich kleinlaut. „Daran führt kein Weg dran vorbei. Wenn du eine Woche früher gekommen wärst, dann hättest du heute auch kämpfen müssen. Es wird dir niemand einen Vorwurf machen, oder dich auslachen, wenn du in der ersten Runde verlierst. Das Mädchen von der ersten Runde ist auch schon länger hier. Sie hat sich verbessert, aber die anderen eben auch. Ihr Lehrer trainiert sie nicht so hart, wie es eigentlich nötig wäre. So holt sie den Abstand der Kräfte nicht auf", erklärte er mir. „Gibt es auch Kinder, die gar keine Aufträge wollen?", fragte ich Savio. Er sah mich an. „Wenn man von Anfang an sagt, dass man nicht kämpfen will, wird einem ein Job hier zugeteilt. Zum Beispiel Yuri. Sie hatte so viel Angst, dass man daran nichts ändern konnte. Deswegen kümmert sie sich um das Aussehen der Neuankömmlinge", antwortete er. Ich nickte nachdenklich. Ich hätte gar nicht kämpfen müssen., wiederholte ich in Gedanken. Aber daran lässt sich jetzt auch nichts mehr ändern. „Die einzige Möglichkeit ist es, wenn du bis zu deinem Achtzehnten Geburtstag immer in der ersten Runde verlierst. Dann können sie dir auch keine leichten Aufträge geben und du bekommst hier eine Arbeit", fügte Savio hinzu. „Das Turnier ist entschieden! Der Sieger ist Keno", rief einer und der Junge im Ring hob grinsend die Faust. Seine dunkelblauen Haare hingen ihm ins Gesicht und die grauen Augen blitzten triumphierend. Eine neue Tafel wurde geholt und Savio sah sie sich an. „Ich komme im ersten Kampf dran", meinte er und erhob sich. Die beiden Jungen waren inzwischen aus dem Ring geklettert und hatten sich auf ihren Platz gesetzt. Savios Gegner war ein stämmiger Mann. Ich konnte seine Muskeln sogar von hier sehen und er grinste selbstsicher. Die Kinder um mich herum begannen aufgeregt zu tuscheln. Ich sah mich neugierig um, doch sie saßen zu weit weg, als das ich sie hören könnte. Savio lockerte seine Schultern ein bisschen und die beiden gingen umeinander herum. Die Glocke ertönte und Savio wich dem ersten Schlag aus. Sein Gegner tänzelte um ihn herum und trat und schlug nach ihm, doch kein einziger Tritt oder Hieb traf sein Ziel. Savio war zu schnell für ihn. Dann hob Savio sein Bein an und trat seinem Gegner in den Bauch. Der flog gegen das Netz und stützte sich am Boden ab. Anscheinend hielten Erwachsene mehr aus, als wir Kinder. Stöhnend rappelte er sich wieder auf und griff erneut an, doch sein Gleichgewicht war durcheinander und er taumelte einfach an Savio vorbei, der ihm mit der Handkante in den Nacken schlug. Der Mann sank zu Boden und Savio stieg aus dem Ring. Sein Gegner setzte sich ebenfalls hin und er sah genauso geknickt aus, wie Tika. „Das ging schnell", meinte ich, als Savio sich auf seinen Stuhl fallen ließ. Schon kletterten die nächsten in den Ring. „Du musst gegen den Sieger dieses Kampfes kämpfen, oder?", fragte ich ihn. „Ja, aber erst in der nächsten Runde, nachdem alle einmal dran waren", erwiderte er und holte den Rest an Essen heraus.

Savio besiegte auch seine nächsten Gegner, doch von Runde zu Runde dauerten alle Kämpfe länger. In der vorletzten Runde hätte er beinahe verloren. Im nächsten Kampf siegte ein achtzehn-jähriger Junge. Dann gab es eine Pause, damit sich beide ausruhen konnten. „Du warst ziemlich gut", gratulierte ich Savio. „Marco war schon bei den Kindern immer auf dem ersten Platz", teilte Savio mir mit. „Dann muss er ziemlich stark sein", staunte ich und musterte ihn. Marco hatte rote Haare und seine Augen waren dunkelbraun. „Hast du ihn auch vom Tod zurückgeholt, oder war das jemand anderes?", fragte ich. In dem Moment sah Marco zu uns und winkte seinem Gegner zu. Savio ignorierte ihn und redete einfach weiter: „Das war jemand anderes, aber ich habe seinen Bruder geholt. Keno. Marco hatte es zuerst erwischt und er schien wirklich froh zu sein, dass sein Bruder noch lebt." Die Glocke ertönte und Savio stieg wieder in den Ring. Ich sah neugierig zu. Savio wird sicher gewinnen, oder?, fragte ich mich still. Dann begann der Kampf. Beide griffen immer wieder an und wichen aus. Die ersten Minuten traf niemand und es ging alleine um die Ausdauer. Marco fing an zu schwitzen, doch Savio blieb ganz ruhig. Gespannt beobachteten alle den Kampf. Ob der Sieger vom letzten Monat gerade auf Mission war? Oder hatte Savio letzten Monat gesiegt? Kurz sah ich, wie sich Marcos Mund bewegte. Redet er mit Savio?, fragte ich mich und kniff leicht die Augen zusammen. Auf einmal wich Savio ein wenig zurück und wich dem nächsten Schlag aus. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Was hat Marco gesagt? Hatte es etwas mit seinem Bruder zu tun?, die Fragen beschäftigten mich. Vielleicht sollte ich später Savio fragen. Er holte aus und trat nach Marco, der nach oben sprang. Doch er war zu spät dran und Savio schlug ihm mitten in der Luft die Beine weg. Dann drückte er ihn zu Boden und ich sah Zorn in Savios Blick aufblitzen. Die Glocke ertönte und mein Lehrer stand auf. Marco ebenfalls und die beiden schüttelten sich die Hand. Sie stiegen aus dem Ring und Savio kam zu mir. Ich sah, wie Keno seinem Bruder auf die Schulter klopfte. „Was hat er zu dir gesagt?", fragte ich ernst und sah ihm direkt in die Augen. Er schüttelte leicht den Kopf. „Das hast du mitbekommen?", fragte er und grinste. Dann stand er auf und wir folgten den anderen aus dem Raum. „Nächsten Monat muss ich das auch durchmachen", murmelte ich niedergeschlagen. Savio lachte leise und legte mir die Hand auf die Schulter. Er war wieder ganz er selbst. „Das ist also deine neue Schülerin?", hörte ich hinter uns eine Stimme. Wir drehten uns um. Dort stand Marco. „Alles gute zum Sieg", gratulierte er Savio noch einmal, ehe er sich an mich wandte. „Du hast einen guten Lehrer. Da wirst du nächsten Monat garantiert gut abschneiden." Damit ging er an uns vorbei. „Hat sich wohl schon herumgesprochen, dass ich jetzt Lehrer bin", meinte Savio schulterzuckend. Ich nickte. „Wo gehen wir morgen dann eigentlich noch hin?", fragte ich. Auf einmal knurrte mein Bauch und ich wurde rot. „Ist es schon zu spät fürs Abendessen?", murmelte ich. Savio sah auf die Uhr und nickte. „Du kannst ja morgen beim Frühstück mehr essen", schlug er vor. „Aber das dauert noch so lange und ich hatte kein Mittagessen", jammerte ich, während wir darauf warteten, dass wir mit dem Fahrstuhl fahren konnten. Die Kinder fuhren in den sechzehnten Stock. „Wo wohnen eigentlich die Erwachsenen?", fragte ich Savio. Wir stellten uns vor den Fahrstuhl und er antwortete: „Im siebzehnten Stock. Da kommst du auch hin, wenn du achtzehn bist." Ich nickte und der Fahrstuhl kam wieder. Wir stiegen ein und drückten die zwei entsprechenden Knöpfe.

Müde schleppte ich mich zur Tür. „Kannst du mich nicht in Ruhe ausschlafen lassen, Savio?", murmelte ich und rieb mir die Augen. „Wir haben heute viel vor", tadelte er mich. „Also beeile dich, damit wir frühstücken können, Jenny." Ich schloss die Tür wieder und zog mich um. Ich nahm die kurz Hose und das Sporttop, die ich mir gestern geholt hatte.

„Wie ich sehe, warst du noch einmal im fünften Stock", stellte Savio fest, als ich aus der Tür trat. Mein Bauch knurrte laut. „Kriegen wir heute dann bitte Mittagessen?", flehte ich, während wir nach unten fuhren. Im zweiten Stock stiegen wir aus und liefen durch den Gang zum Speisesaal. Obwohl ich erst seit Vorgestern Abend da war, kam es mir schon normal vor. „Wohin gehen wir denn, bevor wir trainieren?", fragte ich neugierig, während wir unser Essen holten. Mel und Tika saßen wieder am selben Tisch. Tika sah richtig niedergeschlagen aus. „Wenn ich weg bin wirst du ganz viel trainieren und dann bestehst du die erste Runde ganz sicher", ermutigte Mel ihre Freundin. „Wir werden uns um deine Stimme kümmern", verriet Savio mir, als wir saßen. „Ein bisschen höher oder tiefer, damit man dich damit nicht mehr identifizieren kann." Ich nickte. Dann ist gar nichts mehr von mir übrig., schoss es mir durch den Kopf.

Nach dem Essen räumten wir unsere Sachen weg und fuhren in den ersten Stock. „Gibt es hier eigentlich auch Treppen?", fragte ich plötzlich. „Ja. Wenn einmal der Strom ausfällt, zeige ich sie dir", meinte er und führte mich in einen weißen Gang. „Warum ist das mit der Stimme nicht auch im dritten Stock?", fragte ich neugierig, während wir auf die erste Tür zugingen. „Weil das hier ein wenig länger dauert. Danach können wir dann gleich Essen gehen", meinte er und ging in den Raum. Ich folgte ihm. Da stand ein Stuhl und auf dem Tisch daneben lag ein Helm. Er war über Schläuche mit dem Stuhl und ein paar Geräten verbunden. „Bitte anschnallen", meinte er und ich setzte mich hin. Er nahm den Helm und ich setzte ihn mir langsam auf den Kopf. Er ging mir bis zum Kinn. „Bleib einfach ganz ruhig, egal was passiert", Savios Stimme klang dumpf und ich drehte leicht den Kopf. „Was wird denn passieren?", fragte ich ängstlich. Er antwortete nicht und plötzlich hörte ich ein leises Surren an meinen Ohren. Es kam vom Helm. Ergeben schloss ich die Augen und atmete tief ein und aus. Ein merkwürdiges Gefühl legte sich an meine Kehle. Ich schluckte und spürte, wie die Panik in mir hochstieg. Ich machte den Mund auf, doch es kam kein Ton heraus. Was ist mit meiner Stimme los?, dachte ich panisch und griff nach dem Helm. Ich wollte ihn so schnell wie möglich loswerden. Doch bevor ich das Metall berührte, spürte ich raue Hände an meinen Handgelenken. „Beruhige dich, Jenny", Savios Stimme klang leise und dumpf. Ich schluckte und versuchte gegen meine Panik anzukommen. „Kann ich weitermachen?", fragte Savio und nahm langsam seine Hände weg. Ich ließ meine Arme sinken und atmete ruhig ein und aus. Ein Piepsen ertönte und ich spürte, wie sich der Druck auf meinem Hals verstärkte. Erneut spürte ich die Panik, doch ich versuchte, sie zurückzuhalten. Ich presste meine Lippen aufeinander und wartete darauf, dass der Druck nachließ. „Gleich hast du es geschafft", verkündete Savio und ein zweites Piepsen ertönte. Das Gefühl verließ meinen Hals und er nahm mir den Helm ab. Ich atmete erleichtert auf und fasste mir an den Hals. „Gibt es keine bessere Methode?", jammerte ich. Dann sah ich erstaunt an. Meine Stimme war etwas höher und klang Mädchenhafter. Sie klang auch ein wenig, wie eine helle Glocke. Ich lächelte leicht. Mir gefiel meine neue Stimme, aber es fühlte sich merkwürdig an. „Daran gewöhnst du dich", beruhigte Savio mich und ich stand auf. „Hoffentlich", murmelte ich und wir verließen den ersten Stock. „Jetzt gehen wir trainieren", verkündete er. „Immerhin müssen wir dich für nächsten Monat fit kriegen." Wir stiegen in den Fahrstuhl und fuhren in den zehnten Stock.

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