2.Kapitel
Ich saß neben meinem Bruder auf der Coach. Wir aßen Chips, während im Fernsehen ein Film lief. Mama und Papa waren unterwegs, weshalb wir ganz alleine zu Hause waren. Ich gähnte und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „Was ist das eigentlich für ein Film?", murmelte ich und versuchte meine Augen offenzuhalten. „Der ist so langweilig." Er lachte und nahm die Fernbedienung in die Hand. „Das ist eine Doku", antwortete er grinsend. „Wieso tust du mir das an?", maulte ich und legte mir ein Kissen aufs Gesicht. Er nahm es herunter und schaltete um. „Weil ich sehen wollte, wie lange du brauchst", meinte er und fing wieder an zu lachen. Ich lachte mit und wir rangelten ein wenig um die Fernbedienung. Plötzlich flog die Tür auf und der Mann kam ins Wohnzimmer. Wir fuhren herum und ich schluckte. Es ist so weit. „Was machen Sie hier?", fragte mein Bruder und schaltete den Fernseher aus. „Ich komme, um deine Schwester abzuholen", sagte der Mann und sah mich direkt an. Ich senkte den Blick und stand auf. „Ist schon in Ordnung", murmelte ich. „Warum?", fragte mein Bruder ungläubig. Ich stellte mich neben den Mann und lächelte traurig. „Vergiss mich nicht, Lukas", flüsterte ich. Dann schwebte ein silberner Faden aus der Hand des Mannes direkt auf meinen Bruder zu und er brach zusammen. Es tut mir so Leid!, dachte ich und blinzelte die Tränen weg, die sich in meinen Augen ansammelten. Eine silberne Kugel kam aus der Hand des Mannes und verharrte in der Luft. Daraus brachen mehrere von diesen silbernen Fäden hervor und flogen davon. Ich sah ihnen sehnsüchtig hinterher. Der Mann drehte sich um und ging zur Haustür. Ich strich meinem Bruder sanft über die Stirn, ehe ich ihm folgte.
Draußen stand ein roter Wagen. Sind die in Büchern nicht immer schwarz?, dachte ich und setzte mich auf den Beifahrersitz. Nachdem ich mich angeschnallt hatte, fuhr der Mann los. „Wie heißen Sie eigentlich?", unterbrach ich nach einer Weile die Stille. „Wieso willst du das wissen?", fragte er, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Plötzlich machte er eine Vollbremsung und ich wurde im Gurt nach vorne gerissen. Wo hat der denn seinen Führerschein gemacht?, schoss es mir durch den Kopf. „Ich heiße Lucy", entgegnete ich, ohne auf seine Frage einzugehen. Er lachte leise. „Nicht mehr lange. Du kriegst eine völlig neue Identität. Auch dein Aussehen wird verändert", meinte er und ich fasste mir geschockt an die Haare. Das brachte ihn nur noch mehr zum Lachen. Dann fuhr er wieder los und ich wurde in den Sitz gedrückt. „Ich heiße Savio", grummelte er schließlich. Ich nickte und dann herrschte wieder Schweigen.
Wir fuhren aus der Stadt heraus. Savio benutzte eine alte Landstraße und um uns herum waren nur Wiesen. Es wurde immer dunkler und er schaltete die Scheinwerfer an. Ich spürte die Erschütterungen, wenn wir über ein Schlagloch fuhren. Manchmal verhinderte nur der Gurt, dass ich nicht gegen das Wagendach stieß. Ich klammerte mich an der Tür fest und betete, dass ich den nächsten Tag noch erleben würde. Ab und zu standen Bäume am Wegesrand. Und dann tauchte etwas auf, was ich hier draußen am wenigstens erwartet hätte. Am Ende dieser Landstraße stand ein hell beleuchtetes Hochhaus. Mir fiel die Kinnlade runter und ich beugte mich ein wenig vor. Savio hielt vor dem Gebäude und stieg aus. Ich folgte ihm und wir gingen hinein in das Hochhaus. Die Eingangshalle war sauer und geräumig. Am Ende waren vier Fahrstühle und daneben eine Theke, an der eine Frau saß. In jeder Ecke stand eine Zimmerpflanze und daneben ein paar Sessel. Hinten neben den Fahrstühlen saßen ein paar Jungen in meinem Alter. Einer spielte an der Pflanze herum, während die anderen beiden sich stritten. Der Mann ignorierte sie und ging zur Theke. Ich sah noch einmal zu den Jungen, ehe ich ihm schnell folgte. Die Jungen unterbrachen kurz ihren Streit und sahen neugierig zu uns herüber, doch Savio sah sie finster an und sie redeten schnell weiter. Ich hielt ein Lachen zurück und stellte mich neben ihn an die Theke. Die Frau sah von ihrem Computer auf und musterte mich. „Sie braucht eine neue Identität", erklärte Savio. „Ein neues Aussehen wäre ebenfalls nicht schlecht und dann noch ihr Zimmer. Kannst du dich bitte darum kümmern?" Die Frau schob ihre Brille nach oben und tippte etwas auf den Computer ein. „Das musst du schon selbst machen, Savio. Ich bin für den Tresen zuständig", sagte sie und ich konnte eine gewisse Genugtuung aus ihrer Stimme heraushören. Savio murrte etwas unverständliches und schob mich dann zum Aufzug. Ungeduldig drückte er auf den Knopf und die Jungs kamen zu uns herüber. „Ist ja selten, dass du das selbst übernimmst", meinte einer grinsend. Savio reagierte nicht. Er drückte lediglich härter auf den Knopf und ich sah, wie er sauer die Zähne zusammenbiss. Die Jungs fingen an zu lachen. „Dieses mal kannst du uns nicht zusammenschlagen. Wir haben in der letzten Zeit viel trainiert", mischte sich einer ein. Ich schluckte und rückte ein wenig von Savio und den Jungen weg. Der Mann ließ den Aufzugknopf in Ruhe und wandte sich den Jungen zu. Auf der Anzeige war eine 8 zu sehen. Die Zahl ging wie ein Countdown immer weiter runter. Die Jungen hoben ihre Fäusten und grinsten ihn an. Ich hoffte, dass der Aufzug rechtzeitig da war. Savio ballte eine Hand zur Faust und schlug dem ersten ins Gesicht. Die anderen stürzten sich auf den Mann und der Kampf begann. Savio trat einen zur Seite. Dann kam der Aufzug an und die Türen öffneten sich. Die drei Jungs lagen am Boden und Savio trat in die Kabine, als sei nichts gewesen. Ich schluckte und stelle mich vorsichtig neben ihn. „Hast du jetzt Angst vor mir?", fragte er und sah mich an. Ich nickte ängstlich und er fing an zu lachen. „Gut. Dann hast du hoffentlich Respekt vor mir", meinte er und drückte auf einen Knopf mit der Ziffer 3. „Wieso muss ich mein Aussehen verändern?", fragte ich und sah zu Savio. „Ich möchte so bleiben. Ich weiß auch nicht, ob ich mir einen neuen Namen merken kann." Er blickte mich mit seinen grauen Augen an. „Das muss jeder. Ich musste das auch", sagte er. „Wie sahen Sie vorher aus?", fragte ich neugierig. Er grinste und stieg aus dem Fahrstuhl. „Das wüsstest du wohl gerne", murmelte er. Ich sah mich staunend um. Wir standen in einem langen Gang. Links ging eine Tür ab, auf der Friseur stand. Das Glas war durchsichtig und ich sah, wie sich zwei Frauen unterhielten. Rechts ging eine Tür ab, auf der Kontaktlinsen stand. Ich schauderte bei der Vorstellung, welche tragen zu müssen. Savio schob mich zu der linken Tür und öffnete sie. „Hier habt ihr ein Mädchen. Kümmert ihr euch um den Rest?", fragte er. Eine der Frauen kam zu mir und musterte mich. „Das machst du schön selbst, Savio", meinte sie und schob mich auf einen Stuhl. Der murrte etwas und setzte sich an den Rand. „Irgendwelche Farbwünsche?", fragte die andere Frau mich. „Ich würde meine Haarfarbe gerne behalten", bat ich. Die Frau seufzte. „Aber braun ist so eine langweilige Farbe", maulte sie. „Hey!", protestierte Savio und sah die beiden sauer an. Sie fingen an zu lachen und suchten bereits nach einer Farbe. „Rot würde schön aussehen", meinte die eine. „Aber schwarz betont ihr Gesicht", widersprach die andere. Schließlich nahmen sie schwarz. „Ich hoffe, die Mädels von den Kontaktlinsen nehmen eine passende Farbe", seufzte die eine und dann begann sie damit, meine Haare zu färben. Die beiden machten eine Kleinstarbeit daraus. „Keiner darf sehen, dass es gefärbt ist", erklärte die eine und zwinkerte mir zu. Ich hörte Savio gähnen. Die Frauen rümpften die Nase und ignorierten ihn. Er lachte leise. „Sie still, Savio", murrte ich, doch er lachte nur lauter. Endlich durfte ich aufstehen und die Frauen führten mich zu einem Spiegel. Sie hatten mir die Haare etwas geschnitten, sodass sie mir jetzt bis knapp über die Schulter gingen. Es sah aus, als wäre ich von Natur aus Schwarzhaarig. Irgendwie gefiel mir die Farbe. Ich lächelte leicht und bedankte mich bei den Friseurinnen. Savio stand auf und streckte sich ausführlich. „Na dann wollen wir dir doch mal eine hübsche Augenfarbe aussuchen", murmelte er und es klang, als sei er gerade erst aufgewacht. „Hast du zu wenig Schlaf gekriegt?", fragte ich misstrauisch. Sein Blick verfinsterte sich und er sah zu mir herab. „Warum duzt du mich auf einmal?", erwiderte er und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Ich kicherte und folgte ihm durch die Tür auf der rechten Seite. „Wofür sind all die anderen Türen?", fragte ich, während wir darauf warteten, dass jemand kam. „Wirst du vielleicht irgendwann herausfinden", meinte er nur. „Wo seid ihr denn?", rief er laut und lief im Raum herum. „Ich komme gleich", hörte ich eine helle Stimme und aus einer Tür an der anderen Wand kam ein Mädchen von vielleicht dreizehn Jahren. Sie musterte mich prüfend. „Deine Haare haben sie gut hinbekommen", stellte sie zufrieden fest. „Das wird leicht, für dich eine Augenfarbe zu finden." Sie wühlte in einer Schublade. „Du solltest die nicht einfach irgendwo rein schmeißen", meinte Savio, der ihr misstrauisch über die Schulter sah. „Beleidige Yuri nicht! Ich weiß genau, was ich tue", maulte sie. Spricht sie von sich selbst in der dritten Person?, fragte ich mich verwirrt.Sie summte ein wenig, während sie die richtige Farbe suchte. "Zu schwarz passen mehrere Farben gut. Blau und grün wären eine gute Wahl", murmelte Yuri auf einmal. Sie schien ganz in Gedanken versunken, während sie die Schublade durchsuchte. Dann zog sie zwei kleine Tüten heraus und hielt sie mir vor die Nase. „Welche Farbe möchtest du?", fragte sie mich fröhlich. Ich sah mir die Kontaktlinsen genau an. Die eine war von einem hellen blau. Sie sahen aus, wie das Meer, wenn es absolut windstill war. Die anderen waren von einem kräftigen grün. Das Grün erinnerte mich an die Farbe der Blätter. Diese Farbe hatte der Baum in unserem Garten in einem guten Sommer gehabt. Ich biss mir auf die Lippe. „Ich weiß nicht genau", murmelte ich und sah zwischen den beiden hin und her. „Vielleicht können wir sie ja mischen", überlegte Yuri und hielt die Tüten nebeneinander. „Was meinst du, Savio? Würde das gut aussehen?", fragte sie den Mann, der an der Wand lehnte. „Du bist hier der Spezialist", meinte er trocken. Ärgert es ihn, dass ihn alle duzen?, dachte ich kichernd. Yuri sah es sich noch einmal an. Dann rief sie: „Yuri hat sich entschieden." Sie nahm jeweils eine Kontaktlinse aus der Tüte und kam damit auf mich zu. „Ich muss dir jetzt etwas dazu erklären. Du wirst die Kontaktlinsen nicht herausnehmen! Am Anfang wird es ein wenig unangenehm sein, aber daran gewöhnst du dich. Diese Kontaktlinsen sind Spezialanfertigungen. Sie verschmelzen immer mehr mit deinem Auge, bis jeder denkt, dass das deine echte Augenfarbe ist. Ab da kannst du sie gar nicht mehr herausnehmen", erklärte sie mir. „Augen aufhalten", befahl sie plötzlich und begann die Kontaktlinsen auf meine Augen zu legen. Ich riss die Augen auf und versuchte krampfhaft, nicht zu blinzeln. Sie trat einen Schritt zurück und ich atmete erleichtert auf. Ich schauderte. Beim Blinzeln fühlte es sich an, als würden die Kontaktlinsen jeden Moment aus meinen Augen fallen. „Morgen wird es sich schon ganz natürlich anfühlen", versprach Yuri und holte einen Spiegel hervor. Die schwarzen Haare fielen mir in sanften Locken auf die Schultern und mir blinzelten zwei unterschiedliche Augenfarben zu. Das linke war von dem Grün der Blätter und das rechte sah aus, wie ein windstilles Meer. Es kam mir vor, als hätte ich von Anfang an so ausgesehen. „Danke, Yuri", wandte ich mich an das Mädchen und sie fing an breit zu grinsen. „War mir ein Vergnügen! Komm doch einfach mal her, wenn du mit jemandem reden willst", meinte sie und winkte, als Savio und ich den Raum verließen. „Wohin jetzt?", fragte ich den Mann. „Zum Fahrstuhl. Wir suchen dir ein Zimmer", sagte er und drückte auf den Knopf. „Wer waren eigentlich diese Jungs in der Eingangshalle?", fragte ich schließlich. „Sie sind wegen demselben Grund hier, wie wir alle. Auch sie sind nur knapp dem Tod entronnen, der sie eigentlich ereilt hätte", meinte er und wir stiegen in die kleine Kabine. „Warum könnt ihr sie nicht einfach zurückholen und bei ihren Familien lassen?", fragte ich traurig. „Das geht nicht. Warum wirst du vielleicht irgendwann noch verstehen. Sie fordern mich immer wieder heraus, weil ich es war, der sie von ihren Familien fortgerissen hat. Das ist ihre Art, mit der Situation klarzukommen", erwiderte er und drückte auf den Knopf mit der Ziffer 16. Genau mein Alter., dachte ich unwillkürlich. „Auf dem Bahnsteig", murmelte ich und sah zu Boden. „Vor meinem Tod." Ich schluckte und atmete tief ein und aus, ehe ich weitersprach: „Jemand hat mich geschubst. Alles lief wie in Zeitlupe ab und ich dachte an all die Dinge, die ich hätte besser machen sollen. Und als ich dann meine Familie im Krankenhaus gesehen habe, da war ich so erleichtert, dass es doch noch nicht vorbei war. Ich war so froh, dass ich deine Wahl angenommen habe. Aber für meine Familie wird es dasselbe sein, als wenn ich direkt vor dem Zug gestorben wäre. Nur ich weiß, was wir danach noch alles gemacht haben. Diese Erinnerungen. Sie sind für immer fort. Nur ich kann sie noch bewahren." Savio schwieg. „Ging es dir auch so, als du vom Tod zurückgeholt wurdest?", fragte ich leise und sah zu dem Mann. Er blinzelte und kurz sah es aus, als hätte er Tränen in den Augen. „Damals", seine Stimme klang brüchig. „habe ich mich furchtbar hilflos und verloren gefühlt. Ich hatte nicht sterben wollen und als mir dann diese Möglichkeit geboten wurde, habe ich sie sofort ergriffen. Meine Mutter hat vor Glück geweint, doch mein Vater. Er sah aus, als hätte ich ihn geschlagen. Er war es, der mich auf die Kreuzung gestoßen hatte. Er dachte, dass meine Mutter mich mehr lieben würde, als einen Sohn. Sie war nicht meine richtige Mutter, deshalb hielt er es wohl für möglich. Ich dachte mir, dass er sich freuen würde, wenn ich einfach verschwände." Er räusperte sich und trat in den Gang hinaus. Die Wände waren Orange gestrichen und ab und zu standen ein paar Zimmerpflanzen herum. Auf dem Boden lag ein Teppich und ich erkannte sofort, dass hier die Zimmer waren. „Ich habe zu viel gesagt", meinte Savio und ging voraus. Ich folgte ihm. „Ich hoffe, du erzählst mir irgendwann, wie es weitergeht", sagte ich dann und lächelte ihm zu. Er zuckte nur mit den Schultern. Der Arzt hat gesagt, dass nur Kinder überleben., dachte ich. Dann muss Savio schon sehr lange hier sein. Links gingen immer wieder Türen ab. Daneben waren Schilder an der Wand angebracht, auf denen Namen standen. Jungen- und Mädchennamen wechselten sich immer mal wieder ab, aber es schien insgesamt mehr Jungen hier zu geben. Die freien Zimmer lagen ganz hinten im Gang. Die Türschilder waren leer. „Du kannst dir die Zimmer anschauen und dann eines aussuchen. Es werden im vierten Stockwerk Möbel und Tapeten und all das angeboten. Da kannst du ja später mal vorbeischauen", sagte er und öffnete die erste Tür. Dahinter war ein großer Raum. Rechts ging eine weitere Tür ab. Der Raum war komplett leer. An der gegenüberliegenden Wand war ein Fenster. Wahrscheinlich bot sich in jedem Zimmer fast derselbe Blick. Ein paar Bäume auf der Wiese und daneben der Parkplatz für die Autos. Dort standen sogar ein paar. Ein grünes und drei schwarze. Da haben wir die schwarzen Autos., schmunzelte ich. Savio führte mich zu den nächsten Räumen. Sie sahen eigentlich alle gleich aus, nur dass sich der Ort der Tür und die Größe des Raums veränderten. Der letzte Raum im Gang hatte zwei Fenster. Von hier aus konnte ich Savios rotes Auto sehen. Es war etwas kleiner als die anderen und die Tür befand sich links und nicht rechts. „Ich nehme das Zimmer hier", entschied ich und drehte mich zu Savio um. Er nickte und wir gingen wieder nach draußen. „Jetzt müssen wir in den zwanzigsten Stock und dir einen neuen Namen aussuchen", erklärte er mir und wir liefen wieder zum Aufzug.
Im zwanzigsten Stock gab es nur ein Zimmer. Dort saß eine Frau an einem Computer. „Welches Zimmer hat sie sich ausgesucht?", fragte sie desinteressiert. „Das ganz hinten im Gang", antwortete Savio und die Frau sah auf. „Savio! Du warst ja lange nicht mehr hier. Ich habe dich vermisst", schmollte sie und wollte aufstehen. „Ich dich aber nicht", murmelte er und sie blieb beleidigt sitzen. „Na, Mädchen, wie willst du heißen?", wandte sie sich an mich und hielt ihre Finger über der Tastatur bereit. Wie will ich heißen?, überlegte ich. „Schlag ihr doch einfach etwas vor", meinte Savio. „Sonst dauert das noch den ganzen Tag." Die Frau seufzte und begann, ein paar Namen aufzuzählen. Bei einem horchte ich auf und unterbrach sie: „Ich nehme Jenny." Die Frau nickte und tippte es ein. Sie nahm ein Papier und schrieb meinen neuen Namen darauf. Dann reichte sie es mir und erklärte: „Das gehörte in das Türschild neben deinem Raum. Damit weiß jeder, dass der Raum dir gehört. Möbel findest du im vierten Stockwerk. Den Rest wird dir Savio erklären." Die Fahrstuhltür ging wieder auf und sie schickte uns weg. Wir machten einen Halt im sechzehnten Stock, um das Schild anzubringen und dann fuhren wir in den vierten Stock. „Im zweiten Stock gibt es Frühstück, Mittag- und Abendessen. Du kannst zu einer beliebigen Zeit kommen, aber wenn du zu spät kommst, gibt es eben Mittagessen, anstatt Frühstück. Die Esszeiten gehen fließend ineinander über, sodass du nicht zu einer Zeit kommen kannst, in der es gar kein Essen gibt. Falls dir ein Möbel nicht gefällt, oder du einfach etwas neues haben willst, kommst du einfach in den vierten Stock. Du suchst es aus und es wird später hochgebracht. Morgen komme ich dich abholen und dann zeige ich dir, wo du unterrichtet wirst. Da gibt es festgelegte Zeiten, aber sie sind von Tag zu Tag unterschiedlich, weswegen du den Plan irgendwo in deinem Zimmer aufhängen solltest, damit du noch zum Essen kommst. Irgendwelche Fragen?", erklärte Savio, während wir durch einen Gang gingen, an dem links und rechts verschiedene Betten standen. Ich setzte mich auf eines und versank erst mal ein paar Zentimeter in der Matratze. Ich legte mich auf den Rücken und seufzte zufrieden. „Das nehme ich", meinte ich und stand wieder auf. Savio stellte die Anzeige auf Jenny um und dann gingen wir zu den Sofas.
Schließlich hatten wir genug Möbel für mein Zimmer gefunden und wir sahen den Männern zu, die sie hoch in mein Zimmer transportierten. „Kleider bekommen wir im fünften Stock", murmelte Savio und gähnte. „Bist du müde?", fragte ich erstaunt, während wir mit dem Fahrstuhl nach oben fuhren. Er sah mich finster an. „Falls es dir nicht aufgefallen ist, aber es ist mitten in der Nacht!", murrte er und ich nickte. „Das dauert sicher nicht lange", meinte ich, als sich die Fahrstuhltür öffnete. Dahinter standen lauter Kleiderständer. Überall sah ich Hosen, kurze Hosen, Pullover, Tops, T-Shirts und Jacken. „Bei so einer großen Auswahl wundert es mich, dass ihr keine Kleider habt", meinte ich und ging aus dem Fahrstuhl heraus. „Kleider sind unpraktisch fürs Kämpfen", sagte Savio und wir suchten erst einmal nach der richtigen Größe. Kämpfen?
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