Vor zehn Wochen bin ich 16 geworden. Zu meinem Geburtstag hat mir mein Freund Peter ein romantisches Candle-light -Dinner geschenkt. Ich war sehr aufgeregt an diesem Abend, denn ich wollte Peter an diesem Abend einen ganz besonderen Nachtisch servieren. 

Es war alles so wunderschön. Peter hatte überall Kerzen aufgestellt, die Kuschelrock CD in den CD Player geschoben und ein 4-Gänge-Menü zubereitet. Er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. 

Nach dem Essen sind wir in mein Zimmer. Es haute mich fast um. Das ganze Bett war mit Rosenblättern bestreut, um das Bett herum standen zahlreiche Teelichter. Zum ersten Mal seit wir zusammen sind kamen wir uns ganz nah. 

Im krassen Gegensatz zu diesem wundervollem Abend sollten die folgenden Wochen werden. Mir war ständig übel, ich war unkonzentriert, launisch und hatte Kreislaufprobleme. Mutter schickte mich dann zum Arzt, weil sie dachte ich hätte die Grippe, doch dem war nicht so! Ich hatte schon die Befürchtung, dass ich schwanger bin, denn wir waren nicht sehr vorsichtig gewesen und meine tage waren längst überfällig. Doctor Martin bestätigte mir dann auch meinen Verdacht. 

Das ist jetzt sechs Wochen her. Jetzt habe ich noch ungefähr zwei Wochen mich zu entscheiden. Lasse ich den Fötus abtreiben oder lieber nicht? Zwei winzige Wochen um so eine große Entscheidung zu treffen. Eigentlich bin ich noch nicht bereit Mutter zu sein. Ich habe doch noch alles vor mir: mein Leben, Diskotheken, Partys, Abitur, Reisen nach Norwegen, Schweden und Co, Kirmes, Kino...ich könnte endlos so fortfahren. Mir ist klar, dass ich das alles gewaltig einschränken müsste, wenn ich mich für das Kind entscheide. Und was, wenn ich mein Kind später dafür verantwortlich machen würde, dass ich nicht das von meinem Leben gehabt habe, was ich mir erträumt habe? Das wäre nicht fair. 

Außerdem! Was ist mit Peter? Wenn ich meiner Mutter glauben schenken mag, dann werden wir nicht auf Ewig zusammenbleiben. Und was wird dann  mit ihm und dem Kind? Behält er den Kontakt bei? Wird er dem Kind ein Vater sein? Kann er das überhaupt? Kann ich dem Kind überhaupt eine Mutter sein? Ich bin doch selbst noch ein Kind! Was soll ich tun, wenn das Baby schreit? Wie merke ich was das Baby will? Wie merke ich was ich will? Ich habe doch noch gar keine Mutterinstinkte, oder bekommt man die automatisch mit der Geburt? Gibt es "sowas" überhaupt? Ich habe solche Angst davor etwas falsch zu machen. Außerdem, kann ich dem kInd überhaupt eine Zukunft bieten?  Arbeitslosigkeit, Umweltprobleme, Gewalt, Sexualverbrechen, die Menschheit an sich... Kann man es wirklich wagen ein Kind in eine Welt zu setzen, die immer schlimmer statt besser wird?

Doch andererseits, darf ich dieses kleine Wesen, das da in mir wächst überhaupt vernichten? Habe ich das Recht dazu? Ich habe einen Fehler gemacht, soll das Kind dafür bezahlen? Man soll doch zu seinen Fehlern stehen, oder? Wie würde ich überhaupt mit dem Gedanken fertig werden einen Menschen getötet zu haben?  

Wenn ich an diesen süßen kleinen Fratz denke, der da in mir heranwächst mit diesen Kulleraugen... da verspüre ich ein Kribbeln im Bauch und im ganzen Körper. So viel Glück.

Und doch... was ist mit den ganzen anderen Gründen? Wie soll ich nur die richtige Entscheidung treffen? Ich fühl mich so hilflos! Ich fühl mich so allein! Was soll ich bloß tun?