Reue
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~Toms Sicht~
Müde schlug ich meine Augen auf. Ich wollte noch nicht aufstehen, die Nacht kam mir viel zu kurz vor. Trotz allem quälte ich mich aus meinem Bett. Was so ein paar Tage in einer neuen Zeit mit meinem Ehrgeiz anstellen war schon verwunderlich. Ich riss mich zusammen und machte mich für den Tag fertig. Kurz darauf verließ ich den Gemeinschaftsraum und machte mich auf den Weg zur Großen Halle. Wie es der Zufall wollte, begegnete ich niemand anderem als Blondie.
Den dunklen Ringen unter seinen Augen und seinem fast schon leer wirkenden Blick nach zu urteilen, hatte er eine kurze Nacht hinter sich. Etwas beschäftigte ihn und ich würde herausfinden was es war. „Morgen Blondie.", begrüßte ich ihn und meine Laune hob sich schlagartig bei dem Gedanken ihm so früh am Morgen schon auf den Nerv gehen zu können. Als dann aber lediglich ein tonloses „Morgen" von ihm kam, war ich für einen kurzem Moment ehrlich verwirrt. Keine bissige Entgegnung? Kein wütender Blick? Einfach nur nichts? Ok, sein kleines Problem musste definitiv ein Großes sein.
~Hermines Sicht~
Ich saß mit meinen Freunden am Gryffindortisch, als er die Große Halle betrat. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich starrte ihn an. Als er sich an seinen Tisch setzte, beruhigte ich mich wieder und versuchte mich auf Ron und Harry zu konzentrieren. Wann würde das eigentlich aufhören? Wann würde ich ihn einfach ignorieren können? „Alles gut bei dir Hermine?", fragte mich Harry besorgt. Ich schluckte und zwang mich zu einem Lächeln. „Ja alles gut." Ich war bemüht überzeugend zu klingen, trotzdem sah man ihm an, dass er mir nicht glaubte. Zum Glück hakte er nicht weiter nach. Manchmal kam ich mir echt dämlich vor. Ich hatte panische Angst vor diesem Monster, doch Harry, der von uns allen den triftigsten Grund hatte vor ihm Angst zu haben, war einfach nur hasserfüllt und wütend.
Ich schob meinen Teller von mir weg. Der Appetit war mir vergangen. Mein Blick wanderte abermals zum Slytherintisch. Ich konnte ein verächtliches Schnauben kaum unterdrücken. Dort saß er also auf seinem Platz neben Malfoy, umringt von einer Traube aus Mädchen. Selbst Pansy schien förmlich an seinen Lippen zu kleben. Er musste wohl einen besonders lustigen Witz erzählt haben, denn um ihn herum brachen die Mädchen in verträumtes Kichern aus.
Er grinste frech zu mir herüber. Grimmig erwiderte ich seinen Blick. Wie zu erwarten, dachte ich und zuckte kaum merklich mit den Schultern. Sollte er doch seinen Spaß haben, solange es nur beim Witzereißen blieb, kam niemand zu Schaden, also brauchte ich mich auch nicht dafür zu interessieren.
„Unglaublich ist das! Seht ihn euch nur an!", zischte Ron fassungslos. „Er ist keine zwei Tage offizielle an dieser Schule und schon liegen ihm sämtliche weibliche Slytherins zu Füßen. Sogar die Mädchen der anderen Häuser gaffen ihm nach.", fuhr er fort.
„Wenn das so weiter geht, dann wird er sicher Ärger mit Malfoy bekommen, immerhin ist sein Ruf als Frauenschwarm in Gefahr.", ich grinste böse. Ich musste zugeben, der Gedanke gefiel mir. Es konnte ja nicht schaden Malfoy einmal zurück auf den Boden zu holen, schließlich war er nicht der einzige halbwegs gutaussehende Junge in Hogwarts.
„Naja, so wie der neuerdings aussieht, würde ich mir auch lieber Riddle angeln.", murmelte Ron gehässig. Ich warf einen Blick auf Malfoy. Bei Merlin, er sah echt schlimm aus. Dunkle Augenringe, zerzauste Haare und sein Hemd hatte er auch schon bestimmt seit zwei Tagen hintereinander an. Das alles sah ihm wirklich nicht ähnlich. Was musste geschehen das ein Malfoy sich so gehen ließ?
Als hätte er meine Gedanken gelesen, sah er plötzlich auf. Mir stockte der Atem. Sein Blick war ausdruckslos, fast schon leer. Doch je länger ich ihn ansah, desto mehr wurde ich mir der Angst in seinem Blick bewusst. Aber wovor sollte er nur Angst haben? Wusste er etwa etwas von all dem hier?
~Toms Sicht~
Ich war umgeben von Mädchen. Mädchen, die ziemlich offensichtlich etwas von mir wollten und doch konnte ich mich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder warf ich verstohlene Blicke zum Gryffindortisch, nur um fest zustellen, dass sie mich keines Blickes würdigte.
„Hi, ich bin Pansy.", stellte sich eines der Mädchen lächelnd vor. „Tom Riddle. Nett dich kennenzulernen.", entgegnete ich knapp. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und schlagartig wurde mir bewusst, dass sie soeben den unausgesprochenen Kampf um meine Aufmerksamkeit gewonnen hatte.
Die würde ich wohl oder übel so schnell nicht wieder los. Dabei war alles was ich wollte, dass Hermine eifersüchtig wurde. Weit gefehlt. Sie hatte mich ein einziges Mal angesehen und da hatte sie keinesfalls eifersüchtig, wohl eher genervt gewirkt.
Im Grunde wusste ich ja selbst wie kindisch diese Aktion war und doch hoffte ein kleiner Teil meines Hirns, das es Wirkung zeigen würde. Vielleicht, wenn ich noch eine Schippe obendrauf setzte...
Ich lehnte mich leicht zu dem schwarzhaarigen Mädchen vor und raunte ihr ins Ohr: „Wie wärs, wenn du mit mir kommst und wir uns besser kennenlernen Pansy?" Ihre Augen weiteren sich ein Stück und sie nickte. Ich stand auf und reichte ihr meine Hand. Grinsend legte sie ihre Hand in meine und stand elegant auf. Dabei konnte sie sich einen hämischen Blick auf die anderen nicht verkneifen. Mit ihr an meiner Seite verließ ich die Große Halle.
~Hermines Sicht~
Eine halbe Ewigkeit starrte ich stumm auf die geschlossene Tür der Großen Halle und versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Während ich ihn in Gedanken mit sämtlichen mir bekannten Schimpfwörter betitelte, bemühte ich mich um einen teilnahmslosen Blick.
Nach guten zehn Minuten gab ich den inneren Kampf mit mir selbst dann jedoch auf und stand auf. Es war mehr die Tatsache, das mir klar war, dass er es nicht ernst mit ihr meinte, die mich so rasend vor Wut machte und für einen Moment war meine komplette Angst vor ihm völlig vergessen.
Ich spürte die verwirrten Blicke der anderen auf mir, als ich wütend aus der Großen Halle lief. Mit energischen Schritten lief ich nach draußen. Meine Schuhe berührten Schnee und der kalte Wind zerzauste meine Haare. Verdammt was war bloß los mit mir?
„Ist es nicht ein bisschen kalt hier draußen?", riss mich eine tiefe Stimme aus meinen Gedanken. Ruckartig fuhr ich herum. „Was willst du hier?", fuhr ich ihn unfreundlicher als beabsichtigt an. Er grinste leicht. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich bei dir nicht rechtfertigen muss, aber wenn du es genau wissen willst, ich bin vor jemandem geflüchtet."
Überrascht starrte ich ihn an. Ich hätte mit allem gerechnet, doch dass er mir tatsächlich eine ehrliche Antwort gab, kam unerwartet. „Ach. Sind dir deine...Fans etwa zu aufdringlich geworden?", gab ich bissig zur Antwort. Einen Moment musterte er mich interessiert, dann entgegnete er: „Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man fast meinen du wärst eifersüchtig." Wieder dieses Grinsen. Seit wann grinste er so viel?
Früher wenn Harry von ihm erzählt hat, hat er ihn immer als kalt, berechnen und arrogant beschrieben, aber mit keiner Silbe hatte er jemals erwähnt das er so viel grinste. „Über was denkst du nach?" Meine Augen ruhten auf ihm. „Nichts, ich denke über gar nichts nach." Entschlossen hielt ich seinem Blick stand.
„Du bist nicht sehr überzeugend, das weißt du, oder?" Ich schnaubte. „Und wenn schon, dann denke ich eben über etwas nach. Du bist die letzte Person, mit der ich über meine Gedanken reden will!" Ich spuckte ihm diese Worte förmlich vor die Füße.
Erstaunt stockte er. „Was habe ich dir getan, dass du mich so verabscheust?", murmelte er nach einer ganzen Weile nachdenklich. Ein Schauder durchfuhr mich und ich bekam eine Gänsehaut. „Du frierst.", stellte er fest. Langsam zog er seinen Umhang aus. Er wollte sich einige Schritte nähern, doch ich wich stolpern zurück. „Komm mir nicht zu nahe. Ich meine es ernst!" Zu meiner Überraschung blieb er tatsächlich stehen und musterte mich abermals.
Ich brauchte seine verdammte Hilfe nicht! Im Grunde wusste ich das das eine Lüge war und trotzdem, ich würde mir lieber die Kehle aufschlitzen als mir von ihm helfen zu lassen. Er zuckte mit den Schultern. „Wie du willst. Aber du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet."
Ich schluckte. „Du solltest jetzt gehen.", wich ich seiner Frage weiterhin aus. Plötzlich überwand er den Abstand zwischen uns und bevor ich mich dagegen wehren konnte, spürte ich die kalte Schlossmauer in meinem Rücken.
Angst machte sich in mir breit. Es war niemand hier. Ich war ihm schutzlos ausgeliefert. Wieso war ich nur so dumm gewesen und hatte ihn in solch einer Situation gereizt? „Hermine, du solltest ein paar Dinge über mich wissen. Zum einen, mag ich es nicht belogen zu werden und zum anderen, hasse ich es, wen man meinen Fragen ausweicht."
Ein leises Wimmern verließ meine Lippen und schlagartig presse ich sie noch ein Stückchen fester zusammen. „Du tust mir weh.", hauchte ich. Wie aufs Stichwort verstärkte er seinen Griff um meine Schultern. „Antworte mir." Seine Stimme klang mit einem Mal so bedrohlich, wie nie zuvor. Eine Gänsehaut zog sich über meine Arme.
Plötzlich flog irgendwo im hintersten Teil meines Bewusstseins der Schalter um. Ich hörte auf darüber nach zu denken was er mit mir machen würde, würde ich ihn nur genug reizen. Ich dachte nicht länger darüber nach was die Konzequenzen waren, alles worauf ich mich konzentrierte war der Hass und die Wut.
Mit einem Mal war meine komplette Angst vergessen.
Langsam brachte ich mein Gesicht vor seines, so nah, das ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. „Du willst wissen, warum ich dich so verabscheue? Dann hör ganz genau zu. Du bist ein Mörder! Du hast die Eltern meines besten Freundes umgebracht und unzählige mehr, einfach aus dem simplen Grund, weil sie dir nicht helfen wollten. Du hast die Muggel – und Zaubererwelt viele Jahre in Angst und Schrecken versetzt. Du bist nichts als ein herzloses Monster." Ich starrte ihm einen Moment noch mit einer Mischung aus Abscheu und Provokation entgegen, dann ließ ich mich zurück gegen die Mauer fallen.
Ich sah ihn nicht an, hoffte einfach nur, das er es schnell hinter sich bringen würde. Quälend lang starrte er mich einfach nur stumm an, dann ließ er mich langsam los. Verwirrt sah ich ihn an. Er schien nicht vorzuhaben etwas zu sagen, alles was er tat , war mich wieder mit diesem Blick zu mustern.
Ich rannte los. Ich hatte es einfach im Gefühl, das er mir nicht folgen würde. Ich rannte so lange, bis ich im Gryffindorgemeinschaftsraum ankam. Das würde ich bereuen, soviel stand fest.
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