Orkratte (Angband)
Gorgwaths Blick schwelte vor Zorn, als sie durch die dunkeln Gänge der Festung marschierte, und es war nicht einmal die alleinige Schuld des flammenden Jammerlappens, der sich wohl entschlossen hatte, sich an ihre Fersen zu heften. Urlithtin war ein Alptraum, und zwar auf ganz andere Weise, als ein Balrog das sein sollte.
"Ich muss schon sagen, Euer Aufzug ist einer Wächterin der Erben des Mächtigsten einmal wieder grauenkaft unangemssen. Allein was Ihr mit Euren Haaren gemacht habt! Sie sind nicht vorschriftsmäßig zurückgebunden. Im Falle eines Kampfes könntet Ihr Euch darin verheddern und so das Leben unserer Schutzbefohlenen riskieren. Und über Euren Mangel an Rüstung muss ich wohl gar nicht anfangen zu reden!" "Wie wäre es, wenn du es dann nicht tun würdest?", fauchte Gorgwath, bevor ihr übereifriger Waffenbruder erneut zu sprechen beginnen konnte.
Für einen kurzen Moment warf das Urlithtin aus der Bahn, dann fing er sich wieder. "Wenn ich was nicht tun würde, Meisterin Balrog?", haakte er trotzig nach. "Mich über meine Rüstung zu belehren, Urlithtin. Außerdem sehe ich keinen Grund hier formelle Anreden zu benutzen. Wir sind gerade nicht im Dienst.", schnappte die Tochter des Fürsten der Balrogs. Ein würdeloses Geräusch entwich der flammenden Kehle des Anderen. "Entschuldigt, aber ich hoffe doch mich gerade verhört zu haben, Meisterin Gorgwath, denn als die Leibwache der dunklesten Erben sind wir wohl immer im Dienst! Was uns zurück zum Thema der Rüstung bringt."
"Wir sind in Angband, sie sind hier sicher!", fiel sie ihm nun schon zum zweiten Male ins Wort. "Das könnt Ihr nicht wissen! Verräter gibt es überall! Und wenn Ihr dann auch einmal an die Geschehnisse in den Mienen denkt, dann versteht Ihr es. Wer weiß wie viele bleiche Alpträume da noch ihr Unwesen treiben. Diese wahnsinnige Teil hat einen mächtigen, in der Schlacht geübten Balrog verletzt, der schon den Kampf gegen Feanor überlebte! Denkt doch nur einmal nach was so etwas mit Deldu hätte anstellen können. Wir wissen doch beide, dass er sich den Kampfübungen entzieht, als können sie ihn beißen.", hielt Urlithtin wütend dagegen.
Gorgwath knurrte und fletschte ihre langen Fangzähne. "Hör dir mal zu, Urlithtin! Das war in den Mienen! Bei den Gefangenen! Was soll Deldu den bitte da unten machen! Und seit diesem Noldorprinzen ist niemand mehr aus der Gefangenschaft entwischt! Ich habe die halbe Nacht damit verbracht eine Wunde, so groß wie mein Arm, auf Anggils Rücken zuzunähen. Ich bin müde und meine Finger tun weh und du gehst mir auf den Geist! Wenn du dich in Zukunft um die Verletzungen der Erbin kümmerst, kannst du über meine Kleidung klagen! Wieso kann Anggil eigentlich nicht besser auf sich aufpassen!"
"Sie war verletzt?" Urlithtin klang schockiert. "Ja, natürlich war sie das! Sie ist immer verletzt, wenn sie von einem Feldzug zurückkommt!", brüllte Gorgwath ihn an. Flammen tanzten durch ihre Haare. "Jedes mal? Wieso schickt unser Meister sie überhaupt noch in die Schlacht?", stammelte der Balrog. Die Flammen in seinen Augen verschwanden hinter Dunkelheit. Gorgwath stöhnte. "Das könnte daran liegen, dass sie fast jeden Feldzug siegreich beendet!"
Ein Klirren hallte durch den Gang. Augenblicklich schnellten die beiden Balrogwachen zu dem Geräusch herum. Flammen hüllten ihre Gestalten ein. In einer Biegung stand ein Ork, der wohl gerade sein Schwert hatte fallen lassen. "Was machst du hier, Orkratte! Dieser Bereich ist dem Adel vorbehalten!", grollte Urlithtin und baute sich bedrohlich vor dem Soldaten auf. Schatten und Flammen tanzten um den Balrog herum, wie monströse Flügel.
Der Soldat fiel zitternd auf den Boden und presste sein Gesicht in den Stein. "Ich wusste es nicht, Meister Balrog! Ich wusste das nicht! Ich, ich bin nicht oft hier oben. Ich bin Wächter, unten, in den Mienen. Ich suche diese Zelle, in die die den bleichen Alptraum geworfen haben. Man... in den Mienen sagt man, dass man die Soldaten zu ihr lässt." Gorgwath legte den Kopf schief. Tatsächlich war der Zugang zu den Hungerzellen und den Zellen der Gefangenen von hoher Wichtigkeit, gar nicht so weit weg.
"Du willst also diese Elbin vögeln, hm? Da bist du hier falsch. Den Gang da runter und dann zwei mal nach links. Große Eisentür. Dahinter findest du die Hungerzellen. Frage den Wächter am Eingang nach den Schlüsseln. Aber mach dir keine zu großen Hoffnungen. Der letzte Soldat, der das versucht hat, ist laut ein paar höchst interessanten Gerüchten, bei lebendigem Leibe gefressen geworden.", antwortete Gorgwath und verdrehte ihre falmmenden Augen. Hoffentlich verzog sich diese Orkratte schnell. Sie war müde und wollte sich ausruhen. Am besten mit Alkohol.
Der Soldat rappelte sich rasch wieder auf. "Danke, danke, Meisterin Balrog!" Mit diesen Worten wollte er davon eilen. "Ai, endlich.", murmelte die Wächterin der Erben und bereitete sich darauf vor, weiter zu gehen. Das Quatier der Kinder Melkors war nicht mehr weit. "Halt! Orkratte, bleib stehen!", brüllte Urlithtin und zog seine Axt, "Was ist dein Name, du Made!"
"Draufrum*, Meister Balrog", winselte der Ork und warf sich erneut auf den Boden. "Das ist kein sehr orkischer Name, Sklave! Willst du dich dem Licht, dem Feind anschließen? Wer hat ihn dir gegeben? Bist du etwa hier her gekommen, um die eiserne Erbin und ihren Bruder zu meucheln?", zischte Urlithtin. Mit erhobener Axt und Falmmen und Schatten, die hinter ihm herwallten, kam er auf die kleine Gestalt auf dem Boden zu.
"Meine Mutter! Meine Mutter gab ihn mir. Sie war eine der frühen Orks! Ihr Vater war noch einer der ersten, die von Elben zu Orks wurden, sagte sie mir. Sie vermisste die Sterne, sagte sie! Ich kann nichts dafür!", winselte der Ork. Tränen rannen über sein gräuliches Gesicht. Gorgwath brummte wütend. "Jetzt lass ihn doch Urlithtin. Was will die kleine Orkratte schon machen. Jeder in diesem Flügel könnte ihn ohne Mühe vernichten."
Schnaubend steckte Urlithtin seine Axt wieder weg. "Von mir aus. Aber halte dich in Zukunft an die Vorschriften, Orkratte!", meckerte er und wedelde mit seiner schwelenden Hand in den Gang, der zu den Zellen führte. Panisch wuselte der Ork davon.
Abwesend bewegte Gorgwath die rießigen Fledermausflügel auf ihrem Rücken. "Oh meine Dunkelheit, was war das denn?", zischte sich ihren Waffenbruder an und marschierte weiter. "Er hätte eine Bedrohung sein können, Gorgwath. Ihr müsst diesen Krieg endlich ernst nehmen. Die Sicherheit...", begann Urlithtin nur um direkt wieder unterbrochen zu werden.
"Ich nehme ihre diesen Krieg ernst. Ich nehme Anggils Verletzungen ernst. Die "zweite Nacht" ist in Sicherheit. Und ich werde den Dunklen Herrscher sicher auch dann nicht entteuschen, wenn ich dabei keine perfekte Rüstung trage!" Der strenge Ausdruck auf dem Gesicht des Balrogs verrutschte einen für einen Wimpernschlag. Un ein Haar hätte Gorgwath gelacht.
"Die zweite Nacht? Hier geht es um mehr als den Plan des dunkelsten Meisters! Anggil und Deldu sind unsere Freunde!", rief er. Die Tochter Gothmogs drehte sich langsam zu ihm um. Ihre flammenden Augen brannten sich in die Seinen. "Wir sind hier in Angband. Hier gibt es keine Freunde. Nur Verbündete, Aufträge und Wettstreit. Du verbringst zu viel Zeit mit Deldu, Urlithtin, du wirst weich.", zischte sie. Dann schritt sie durch die Tür der Gemächer der eisernen Erbin.
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* Draufrum (Schwarze Sprache) = Lichtgeist
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So, ein weiteres Kapitel, diesen mal ist es schneller gegangen! Ich hoffe ihr mögt es. Was haltet ihr von Gorgwath und Urlithtin? Und was denkt ihr wird aus Draufrum?
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