Freunde wo Feind nur drohn (Angband)
Funken wirbelten auf, als Deldu, Morgoths jüngerer Sohn, den Hammer auf sein neustes Werkstück niederfahren ließ. Die Flammen der Schmiede folgten gehorsam den Händen des vergleichsweise jungen Maiar. Langsam nahm die Arbeit, an der Deldu nun schon seit Stunden stand, Form an. Er war zufrieden mit seinem Design, sicher würde es seinen Zweck ganz wunderbar erfüllen.
Auf dem Amboss lag eines der letzten Teile einer sorgsam gearbeiteten Handprothese, die man mit Leichtigkeit in unauffällige Einzelteile zerlegen konnte. Sie war für einen der Gefangenen, unten in den Kerkern, bestimmt, der bei der Folter seine rechte Hand verloren hatte, und nun nur mit großen Schwierigkeiten essen konnte. Deldu hatte versprochen ihm zu helfen und, anders als sein Vater, hielt Deldu seine Versprechen.
Der große Maiar, mit den langen, pechschwarzen Haaren, sah seinem Vater, dem dunkeln Valar Melkor, zum verwchseln ähnlich, doch hatte er weder seine unglaubliche Macht, noch seine Grausamkeit geerbt. Deldu war ein liebenswertes, sanftmütiges Wesen, das Streit mied und Ungerechtigkeit nicht leiden mochte. Er war im Charakter seinem Onkel Manwe sehr ähnlich, hatte seine Schwester, die den König der Luft selbst nie getroffen hatte, einst behauptet. Seine Macht glich aber eher der der Balrogs, oder Sauron, was ihn zu einer Schmach für seinen Vater machte.
Außer seiner Schwester wusste niemand in Angband von Deldus guten Taten, und hätten sie es gewusst, wäre er wohl nicht alt geworden. Doch, als Sohn des dunklen Feindes der Welt, wie die Noldor Melkor nannten, konnt Deldu hervorragend lügen, sodass es ihm stehts gelang seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Gerade hatte der Maiar das Eisen zum abkühlen in ein Wasserfass getaucht und rieb es mit einem Tuch trocken, als die Türe zur Schmiede aufflog. Hastig wischte Deldu die Stücke der Prothese auf den Boden und kickte sie unter seine Werkbank. Er durfte sich auf keinen Fall dabei erwischen lassen, wie er den Gefangenen half!
Keine Sekunde zu früh: im Türrahmen wurde ein rot leuchtender Haarschopf sichtbar. Eine von Saurons Zwillingstöchtern also, Sauron selbst war schließlich gerade nicht in Angband. Nur welche? Nervös lehnte sich Deldu auf seinen Amboss und tat so, als sei er sehr beschäftigt damit diesen zu säubern. "Wusste ich doch, dass ich dich hier finde, Del. Wie immer fleisig am Arbeiten, sehr löblich! Welch eine Freude mit dir plaudern zu können, das habe ich vermisst, als ich in Vaters Festung stationiert war.", erklang Daemirs hochnäsige Stimme.
Na wudervoll! Die hatte Deldu jetzt gar nicht gebrauchen können! Daemir war besessen davon ihren Vater Sauron, und dessen Meister Melkor, stolz zu machen und wäre wohl die erste gewesen, die Deldus Projekt an seinen Vater verpfiffen hätte. "Hallo, Mir, die Freude ist ganz meinerseits.", log Deldu und grinste die rothaarige Maiar in dem kunstvoll verzierten Kleid an, die sich nun auf seiner Werkbank niederließ.
"Hast du es mitbekommen?", haakte die Maiar nun neugierig nach und lehnte sich verschwörerisch zu dem Prinzen von Angband herüber. "Was meinst du?", fragte dieser und begann das Tuch zusammenzufalten. "Na, das was unten in den Mienen passiert ist, vor ein paar Wochen! Das mit dieser wahnsinnigen Elbin... dem bleichen Albtraum!", rief Saurons Lieblingskind aufgeregt und rutschte noch näher an Deldu heran.
Der nickte langsam. "Ach das. Ja, ich habe davon gehört. Sie hat wohl eine ganze Einheit mit einer rostigen Spitzhacke vernichtet, was? Vielleicht sollten wir die Armee auch mit rostigen Spitzhacken ausrüsten..." Daemir lachte schrill auf und klammerte sich an Deldus Schultern fest, um dabei nicht von der Werkbank zu fallen. "Oh, Del! Du bist so lustig!", rief sie und drückte ihr bleiches Gesicht in die Lederschürze des Prinzen.
Vorsichtig manövrierte Deldu die andere Schmiedin zurück auf die Werkbank, sodass diese die Prothesestücke darunter nicht entdecken konnte. "Weißt du was mit ihr passiert ist?", fragte er vorsichtig nach. Daemir nickte begeistert. "Wir wollten sie ja eigentlich töten, aber der Balrog, Gothmog glaube ich, oder Herufuiin*, den sie abgestochen hat, ja, sie hat einem Balrog ein Messer ins Kinn gestochen, wollte dass sie langsam verreckt. Wir haben sie in eine Hungerzelle geschmissen. Darin soll sie leiden, das kleine Biest. Bekommt auch kein Essen, oder zumindest fast keines. Und die Soldaten dürfen rein und mit ihr machen was sie wollen... du verstehst ja, was ich meine."
Daemir grinste breit und wickelte sich eine ihrer roten Locken, um die Finger. Es brauchte Deldus ganze Willenskraft, um sein eigenes Lächeln aufrecht zu erhalten. Man hatte den bleichen Albtraum also den Soldaten vorgeworfen. Die wenigsten Elben konnten das auch nur ein paar Wochen überleben. Vergewaltigungen rissen buchstäblich ihre Fea* von ihrer Hroa* los! Er würde der Ärmsten nicht mehr helfen können. "Natürlich verstehe ich was du meinst, Mir. Lange her, dass die Soldaten eine Elbin bekommen haben. Sie stehen wahrscheinlich schon Schlange.", meinte er statdessen und kicherte leise. Daemir kaufte es ihm ab.
"Ja, vermutlich, aber ich mag keine Mädchen, ich habe nicht nachgesehen... du hast doch nicht etwa vor hinzugehen, oder Del?", fragte die Schmiedin, plötzlich scheinbar verunsichert. "Nein, bestimmt nicht. Ich gebe mich doch nicht mit einer einfachen Elbin ab. Einer Avari noch dazu.", schnaubte Deldu und schnipste sich eine schwarze Sträne aus dem Gesicht. "Ach, Deldu, ich liebe es mit dir zu plaudern!", hauchte Daemir, wieder ganz selbstbewusst, und schmiegte sich enger an den Maiar, "Willst du dich heute Abend, beim essen, nicht zu mir setzen? Dann können wir mehr reden."
Am liebsten hätte Deldu Saurons Tochter von sich geschoben, aber dann wären Daemirs normalerwise sehr aufmerksamen Augen, vielleicht die Teile unter der Werkbank aufgefallen. Verzweifelt versuchte er einen Grund zu ersinnen, aus dem er nicht mit der rothaarigen Schmeichlerin essen konnte, aber es wollte ihm einfach keiner einfallen. "Also wirst du heute Abend mit mir essen, Deldu?", haakte Daemir aufdringlich nach und klammerte sich am Arm des großen Maiar fest.
"Nein, wird er nicht.", erklang plötzlich eine erlösende Stimme von der Tür. Deldu erkannte die Stimme sofort und wäre vor Freude am liebsten in Jubelschreie ausgebrochen. Sie gehörte seiner großen Schwester Anggil, die die letzten Wochen auf einem Feldzug verbracht hatte. Sofort schnappte Daemirs Kopf wütend in richtung Türe, wo die sogenannt eiserne Erbin am Rahmen lehnte.
"Seine große Schwester ist gerade aus einer erfolgreichen Schlacht zurückgekehrt. Da wäre es doch nur angebracht, wenn er nicht neben dir, sondern neben mir sitzen würde. Wie würde es denn aussehen, wenn Deldu nicht neben seiner Schwester speißen würde. Vielleicht ein anderes mal, Daemir.", säuselte Morgoths Erstgeborene und betrat die Schmiede mit einem schadenfrohen Grinsen.
Daemir murmelte etwas Unverständliches, das vermutlich eine üble Beleidigung war, dann rutschte sie von der Werkbank, verbeugte sich überschwänglich vor Deldu und Anggil und stürmte mit flammendem Haar aus der Schmiede.
Deldu begann zu lachen und sammelte seine Prothesenstücke vom Boden auf. "Vielen Dank, werte Schwester, vielen Dank. Das war wahrlich Rettung im letzten Moment! Ich freue mich aber natürlich auch so dich wieder zu sehen." Anggil lachte ebenfalls. "Die kleine Schleimerin hat also beschlossen sich an deinen Hintern zu klammern, ja?" Der Prinz nickte betrübt. "Sieht so aus... auch wenn du wohl kaum von 'klein' sprechen kannst, wehrte Schwester.", hängte er dan hinterlistig grinsend an.
Die eisernen Erbin schlug ihrem Bruder spielerisch in die Seite, höher kam sie nicht, und schnaubte: "Wirklich, wir machen immer noch Witze über meine Größe? Ich dacht aus dem Alter wärst du drußen, Babybruder. Wenn wir schon über deine unwürdigen Macken reden, was ist das, was du da vom Boden sammelst? Doch nicht schon wieder etwas für deine kleinen Freunde in den Kerkern unten, oder?"
Betreten blickte Deldu zu Boden und wog die Werkstücke langsam in der Hand. "Doch.", murmelte er. Wütend schüttelte Anggil den Kopf und ihre stahlgrauen Haare flogen um sie her, wie eine Sturmwolke. "Nein! Auf keinen Fall, Deldu! Das lasse ich nicht zu! Du kannst ihnen Essen bringen, dazu sage ich nichts, sogar bei den Decken letzten Winter habe ich dich nicht aufgehalten, wenn es dich glücklich macht, nur zu! Aber du wirst ihnen unter gar keinen Umständen etwas geben, das man direckt auf dich zurückführen kann!"
Ein genervtes Knurren entwich der Kehle des jüngeren Bruders. "Er hat seine Hände verloren, auf Befehl unseres Vaters!" Die eiserne Erbin zuckte mit den Schultern. "Klingt stark, als sei das sein Problem, nicht deines." Flammen begannen in Deldus Augen zu tanzen. "Er. Kann. Nicht. Essen." Anggil kletterte auf die Werkbank, um einigermaßen auf der Höhe ihres Bruders zu sein, und starrte ihm direckt in die Augen. Lodernde Flammen und kaltes, starres Eis schienen in ihren Iriden brutal um die Vorherrschaft zu kämpfen. Ihr Blick war voll kalter Berechnung und heißem Zorn. Die tiefe Schwärze ihrer Pupillen schien direckt in die Leere oder den Tod zu führen.
"Hör mir zu, Bruder. Es mag deinem weichen Herz noch nicht aufgefallen sein, aber die Gefangenen sind mir völlig egal. Ich lege einzig darauf Wert, dass du am Leben bleibst. Wenn man diese.... Prothese, vermute ich einmal, bei den Gefangenen findet, dann wird man anfangen sich Fragen zu stellen. Man wird nicht mehr denken, dass ein Paar Orks dem Mitleid verfallen sind. Keine zehn Leute in dieser Festung könnten so eine Prothese entwerfen, geschweigedenn anfertigen. Wer wird seinen Kopf für dich hinhalten, Bruder? Ich? Bestimmt nicht! Daemir? Wenn du das ernsthaft glaubst, dann bist du noch naiver, als ich angenommen hatte. Wenn du dieses Ding in die Kerker bringst, bist du auf dich allen gestellt."
Des grausigen Spektakels in den Augen seiner älteren Schwester völlig ungerührt, sah Deldu auf Anggil herab. "Ich habe nie um deine Hilfe gebeten, Anggil. Dann ist es eben so. Ich werde diesen Gefangenen helfen und wenn es das letzte ist, was ich tue.", zischte er. Dann verwandelte sich der Maiar in eine Krähe und flog, die Prothesestücke in den Klauen, empört krächzend aus der Schmiede. Flammen fuhren aus den Haaren und Augen der eisernen Erbin. "Das wird es sein, Deldu!", brüllte sie ihrem Bruder nach, "Es wird das Letzte sein, das du tust! Vater wird dich dafür zerschmettern, und du weißt es! Komm zu Vernunft, bei allen Feuern Utumnos noch mal!"
---------------------------------------------------------------------------------------------------------
Herufuiin= Herr des Dunklen
Fea= Seele / Geist
Hroa= Körper
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Mit Deldus Geschichte tauchen wir nun in den Angband-Plot ein. Was haltet ihr von Morgoths Kindern, und Daemir natürlich. Glaubt ihr Deldu wird in Schwierigkeiten kommen? Und was ist wirklich mit Celebfindi, Plottstrang nummer drei, passiert? Glaubt ihr sie wird es überleben?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro