Kapitel 1 "Wo ist Schattenpfote?"
Es war kalt im Bau. Regen prasselte leise auf das Schilfdach und durch das Mondlicht sah es aus wie flüssiges Silber.
Ihre Lieblingsfarbe! Silber, wie die Wellen im Licht, silbern wie das Licht des Mondes, oder die Flechten des Götterbaums der auf der Versammlungsinsel stand. Silbern wie die Perle der Austern, die Haiauge aus ihrer Heimat hierhergebracht hatte.
Doch irgendwie fehlte etwas. Libellenpfote wusste nicht genau, was es war, aber dennoch fehlte es. Sie versuchte das Gefühl loszuwerden, doch es wollte nicht gehen. Vielleicht musste sie nur an was Schönes denken, dachte sie optimistisch.
Also stellte sie sich vor mit Schwarzjunges und Schneeherz, ihrer Mutter auf der großen Wiese zu spielen. Sie waren oft dort gewesen, auch beim Unfall, weswegen sie die Wiese nicht gern betrat.
Alle behaupteten es war ein Fuchs, doch sie war groß genug gewesen, um zu wissen was passiert war.
Schneeherz fiel einfach um! Libellenpfote und Schwarzjunges waren ängstlich nach Hause gelaufen. Sie waren noch zu klein gewesen, um was zu tun, aber dennoch hatte Libellenpfote das Gefühl sie im Stich gelassen zu haben!
Kurz vor ihrem Tod meinte sie noch: "Wenn du in die Schatten siehst, dann frag dich, wem dein Vertrauen gilt!" Frostfluss, die sie gefunden hatte meinte das sie in den letzten Augenblicken den Verstand verloren habe, und dass sie es wenn schon zu ihr gesagt habe, da sie ja vor ihr stand, aber Libellenpfote wusste genau das dem nicht so war!
Die Augen ihrer Mutter waren klar gewesen, gefüllt mit Angst, Trauer und Tränen, aber dennoch so klar! Aus diesen Augen hatte sie an Frostlicht vorbei und mich angeschaut.
War sie dort schon halb beim großen Reich gewesen? Sie wusste es nicht. Genauso wenig wie sie wusste wo Schwarzpfote in diesem Moment gewesen war.
In diesem einem Augenblick gab es nur noch sie und ihre Mutter. Alles andere war nicht wichtig gewesen! Das Einzige, was in diesem Moment wichtig war, war ihre letzte Zeit zusammen. Libellenpfote hatte es gespürt, wollte es aber nicht wahrhaben. Sie hatte gefleht, geschimpft, geheult, gewimmert, doch nichts hatte geholfen.
Früher hatte sie gedacht, dass ihre Mutter sie verlassen hatten. Doch das stimmte nicht! Sie hatte ihre Mutter allein gelassen und mit Schwarzjunges davongerannt. Wäre sie nur geblieben..., doch jetzt war es zu spät!
Das Gefühl allein zu sein breitete sich immer weiter in ihr aus. Obwohl sie natürlich alles andere als allein war. Hinter ihr schnaufte Blätterpfote, ihr Partner im Schlaf. Wie konnte man nur so laut schnarchen? Auch Johannisbeerpfote war nicht gerade leise.
Doch wieder fehlte etwas. Irgendwas Wichtiges! Was war schon wichtig seit Schneeherz tot war? Was war schon wichtig?
Sie hatte sich seit dem Tod nie wieder an irgendetwas gebunden. An irgendwen. Alles ist vergänglich, alles geht kaputt. Sie wollte nicht mehr verlieren! Wenn man nichts verlieren konnte, konnte man nicht traurig sein, oder?
Wäre da nur nicht die Einsamkeit.
Vielleicht wäre es anders, wenn Schwarzpfote eine Kätzin wäre. So könnte sie ihn mögen, ihn lieben, ganz offiziell! Doch so konnten sie sich nur heimlich die Zungen geben, sich nur heimlich trösten.
Sie hatte nichts zu verlieren... bis auf Schwarzpfote.
Sie hatte niemanden... außer Schwarzpfote.
Niemand kannte sie wirklich... bis auf Schwarzpfote.
Niemand war ihr wichtig... außer Schwarzpfote.
Er war ihre einzige Schwäche und ihr größtes Vergehen, aber auch ihre größte Stärke und das einzige, was sie jemals richtig getan hatte! Was sollte sie tun?
Schwarzpfote!, fiel es ihr plötzlich auf und sofort war Libellenpfote hellwach.
Wo war er nur? Sonst spürte sie sein Fell an ihrer Seite, seinen Schweif an ihrem, sein leises Atmen, während er schlief, doch jetzt? Leere!
Leere... ein seltsames Wort. Es ist ja nichts, die Leere, doch wenn die Leere nichts war, warum tat sie dann so verdammt weh?
Libellenpfote rappelte mich so schnell es ging auf, was da sie noch sehr müde war, nicht sehr schnell war. Wo ist Schwarzpfote nur? An nichts anderes konnte ich mehr denken.
Schwarzpfote verletzt, tot im Wasser treiben, doch ein Bild kam mir immer wieder in den Kopf. Es war die Lichtung wo Mama... auch Frostfluss war da, aber sie beugte sich nicht über Mama, sondern über Schwarzpfote, der vor Schmerzen schrie. Mit klaren Augen. Mit so großen Augen voller Tränen. Dann war es wieder Mama, die schrie: "Wenn du in die Schatten blickst, dann frag dich, wem dein Vertrauen gilt!"
Sie schüttelte den Kopf, doch die Szene begann nur wieder von Neuem. Libellenpfote hielt es nicht mehr aus, doch das auf der ganzen Insel keine Spur von Schwarzpfote war half ihr dabei ebenfalls nicht wirklich.
Sie fühlte sich so einsam wie noch nie zuvor. Selbst als Schneeherz starb, hatte sie noch Schwarzpfote gehabt. Sie hatten sich geschworen sich niemals allein zu lassen und immer füreinander da zu sein! Warum war er also weg?
Aus der Unruhe wurde Angst. Große Angst! Was war nur mit ihm passiert?
Wie von selbst trugen sie ihre Pfoten zu der verfluchten Wiese. Warum sollte ihr Bruder dort sein? Es ist der einzige Ort, den du bei deiner Suche gemieden hattest, ermannte Libellenpfote sich und ging tapfer weiter, dennoch wurden ihre Schritte immer langsamer...
Ich hoffe die Geschichte gefällt euch! Ich schreib schon am 2. Teil, hier wird es keinen Prolog geben, da dieser zu viel spoilert!
LG eure Ozeanpfote
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro