Eine weitere Sicht der Dinge
Eren
Nachdem Reiner mich wieder los ließ verschwand ich im hinteren Teil der Bar. Es hätte alles passieren können, wirklich alles, aber das Alina hier auftauchte, war etwas womit ich nicht gerechnet hatte. Seit dem Tag der Gerichtsverhandlung vor fast 5 Jahren hatte ich sie nicht mehr gesehen. Sie hatte immer noch den selben Gesichtsausdruck wie früher, sogar vielleicht noch ein bisschen ernster. Ich wollte sie im Gefängnis besuchen, aber ich konnte es nicht, ich konnte nicht über meinen Schatten springen um dorthin zu fahren. Es tat mir so leid, aber ich schloss damals diese Tür und wollte nie wieder dadurch gehen. Wie die Dinge nun standen wusste ich nicht. Kam die Vergangenheit etwa wieder zurück? Denn nach der Inhaftierung von ihr brach das System, in dem wir so viele Jahre gelebt hatten, in sich zusammen.
Wir hatten zwar alle immer nur so gesagt sie sei der Mittelpunkt dieser Gruppe, obwohl Jess unser Anführer war. Aber die Realität kam schneller als einen lieb war, Jess kam nicht damit klar das seine Partnerin im Gefängnis saß. Es hörte sich immer nach einem schmieren kack Drama Film an, aber es war weitaus schlimmer. Jess hatte schon vorher Probleme mit Drogen und seiner Psyche gehabt, nur Alina konnte all das eindämmen. Tja, nachdem sie weg war lief alles schief. Die anderen Gangs nahmen diese Chance wahr und somit drängten sie uns zurück. Paar wechselten die Seite, paar andere sind abgehauen und unter getaucht, so wie ich. Manch einer ließ sein Leben bei den Angriffen. Bestimmte Leute hatten sich am Anfang noch bei Alina gemeldet, aber nach diesem großen Chaos nahm jeder Abstand.
Die Schuldgefühle ihr gegenüber ließen selbst nach 4 Jahren nicht nach, sie waren stets präsent. Niemand der Anwesenden hier, auch mein Freund, Levi Ackermann, wusste nichts über meine Vergangenheit. Alina war für mich wie eine große Schwester gewesen und ich hatte sie verraten, sie geleugnet, nur damit ich in der Nacht besser schlafen konnte. Es war meine Schuld, ich war der Grund wieso sie in Haft war. Unsere gemeinsame Vergangenheit hatte ich ausgelöscht, all die Bilder hatte ich verbrannt.
Mein Herz pochte wie wild, mein Kopf kam mit dieser Situation nicht klar. Ging es Alina gut? Was war mit ihr? Diese Fragen hätten ich und die anderen uns wohl vorher stellen sollen. Paar der alten Truppe traf ich hin und wieder. Damit sie auch bescheid wussten, schrieb ich ihnen das Alina nun seit einer längeren Zeit wieder frei war.
Um meine Nerven zu beruhigen trank ich eine komplette Flasche Bier auf Ex während ich ganz hinten, am letzten Tisch der Bar, saß. Dann hörte ich wie jemand näher kam und somit schaute ich nun in Alinas Gesicht. Ihr schwarze Haare waren genau lang wie damals, vielleicht sogar noch länger. „Hey." Mehr brachte ich nicht über meine Lippen. Sie setzte sich gegenüber von mir hin. „Ich bin dir nicht böse Eren. Du wolltest nach vorne schauen und dein Leben anders leben. Ich kann das verstehen. Ich weiß mittlerweile was alles passiert ist, die Tode trafen mich sehr, aber mit diesen Konsequenzen hatte ich schon fast gerechnet. Jess ist höchstwahrlich tot oder lebt als Drogensüchtiger irgendwo anders. Hätte ich die Kraft dazu, würde ich nach ihm suchen, aber diese Kraft habe ich nicht mehr." Sie schlug noch einmal sanft auf den Tisch und stand dann wieder auf. „Das wollte ich nur sagen. Keine Sorge, der Himmel wird nicht noch einmal über dich zusammenbrechen, denn ich halte mich aus deinem Leben raus."
Grad als sie mir den Rücken zuwandte konnte ich was sagen. „Wie kannst du so locker damit umgehen?" „Locker? Das tu ich nicht, aber ich habe einfach akzeptiert das es so ist. Du bist noch am leben und das ist gut so. Alles andere ist nebensächlich...lebe dein Leben mit deinem Freund und dieser Bar. Es hatte mich selbst überrascht dich hier zu sehen, aber die anderen werden nichts davon erfahren. Dein Geheimnis ist sicher bei mir." Mit diesen Worte ging sie wieder nach vorne.
Über diese Eigenschaft von ihr war ich auch schon früher verblüfft gewesen. Sie machte sich immer mehr Gedanken darüber wie andere lebten, ob die Menschen die sie sehr mochte, gut lebten. Ihr eignes Wohlbefinden stand immer an anderer Stelle. Plötzlich ertönte mein Handy und sah das mich Levi anrief. „Hey Schatz. Was ist?" Ich versuchte normal zu klingen. „Hey ich wollte fragen ob ich abholen soll und wir noch zusammen was essen." „Sehr gerne. Es sind nicht mehr viele Gäste und wir sind schon dran alles sauber zu machen. Also kannst dich schon bald auf den Weg machen oder du kommst noch für ein Drink vorbei." „Ey ich mach mich jetzt fertig und komm noch für ein Bier rüber."
Sofort danach legten wir auf und ich kehrte zu den anderen zurück. Wie immer war Levi unglaublich schnell hier. Vorsichtig sah ich zu Alina rüber, auch sie schaute unauffällig zu mir und Levi. „Hey Levi. Lass mich raten wenn du hier bist, ist die Chance groß das Eren früher gehen wird." „Wenn ihr ihn lässt Reiner." „Kein Problem." Dann wurde eine Flasche aufgemacht und an Levis Platz gestellt. „Du hast was vergessen Kleiner." „Du vergisst das ich größer bin als du." „Alter geht vor Größe, dass habe ich dir schon mal erklärt." Levi zwang mich schon fast mit seinem Blick und daher diskutierte ich nicht länger und küsste ihn.
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