Ein Schritt näher zur Wahrheit
Eren
Ich ordnete alle Kisten um, um zu wissen was wir alles nachbestellen mussten, dabei musste ich an Alinas Gesichtsausdruck denken. Es zeigte eine Erleichterung, ihr fiel dieses Versteckspiel schwer. Es war töricht von mir zu denken es wäre ihr egal oder ihr würde es leicht fielen. Von außen hin könnte man meinen es wäre wie in einer Dramaserie, als könnte man die Situation nur durch Worte entschärfen. Die Realität sah da ein bisschen anders aus, ich hatte Alina vermisst. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, kam ich immer wieder zu dem Schluss, dass ich sie in meinem Leben brauchte. Ich wollte das sie meinen Freund kennenlernte, mein neues Leben sah. Gleichzeitig hatte ich Angst, dass uns die Vergangenheit einholte. Die Schatten klebten an Alina fest, die Gespräche über sie wurden wieder lauter und viele wussten die Wahrheit, sie wussten das eigentlich ich Schuld war. Trotzdem war ich so froh, dass sie endlich aus dem Gefängnis war und ihre Freiheit wieder hatte und per Zufall in diese Bar kam. Klar hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie sich mit Reiner so gut verstand, sowas konnte man nicht vorhersehen. Freuen tat es mich trotzdem sehr. Bei meinen restlichen Freunden hatte ich weniger Angst vor der Reaktion, aber Levi wäre sehr enttäuscht von mir und das wollte ich nicht. Die Wahrheit kam dennoch immer irgendwann raus und ich hoffte darauf, dass ich den Schaden beheben könne und das Levi sich nicht von mir trennte.
Als hätte er gewusst, dass ich grad an ihn dachte. Rief er mich an. „Hallo Schatz. Ist irgendwas?" Meist rief nicht während meiner Arbeitszeit an, außer es war irgendwas. „Tatsächlich diesmal nur was belangloses. Ich habe heute früher frei gemacht und wollte fragen ob ich vorbei kommen soll." Mein Herz setzte für eine Millisekunde aus. „Sehr gerne. Würde mich sehr drüber freuen." „Super. Ich mach mich dann gleich auf den Weg. Bis gleich." „Bis dann." Dann legte ich auf. Mehrere Sekunden lang starrte ich auf das gemeinsame Bild von uns, was ich als Hintergrundbild hatte. Ich ließ es einfach zu, denn irgendwie musste Alina meinen Freund ja kennenlernen.
Mit diesem Gedanken ging ich zu Alina und Reiner zurück. Meine andere Freunde waren anderweitig beschäftigt. „Levi kommt gleich hier her." Meldete ich mich zurück. Meine zwei Freunden sahen mich gleichzeitig an, über Alinas Gesicht huschte ein zartes Lächeln. "Wie lange seit ihr nun schon zusammen?" Es war klar, dass sie Fragen stellen würde. "Bisschen mehr als zwei Jahre und vor paar Monaten sind wir zusammen gezogen." Ihr Lächeln wurde breiter. „Behandelt er dich gut?" „Ja tut er. Er kann zwar ein Arschloch sein und ist ab und zu arrogant, aber nicht zu mir. Er würde alles für mich machen und ich für ihn." Daraufhin sah mich Alina länger an und ich sah Erleichterung in ihren Augen. Sie freute sich für mich. Ich wünschte mir großes Glück für sie, die Beziehung mit Jess war anstrengend gewesen und es war selbstzerstörerisch gewesen.
Nach mehreren Sekunden schweigen, sagte ich noch was. „Ich hoffe, dass du es auch finden wirst." Alina setzte ihr Bier ab und biss sich auf die Lippe. „Ich hoffe es auch. Ich habe das kämpfen leid." Dann schaute sie für eine Millisekunde zu Reiner, der grad Cocktails am machen war. Ein Grinsen glitt mir über mein Gesicht, natürlich hob Alina daraufhin eine Augenbraue. „Was grinst du denn plötzlich so?" Während dieser Frage drehte sich Reiner zu uns und schaute uns fragend an. „Ach dein Blick hat dich nur verraten Alina. Blond ist das neue schwarz." Lachend machte ich mir ein Bier auf, meine beste Freundin riss die Augen weit auf und ihre Wangen färbten sich leicht rot. Es war ein Bild für die Götter. Reiner verstand absolut nicht was grad abging. „Ich hätte nie gedacht dich mal beschämt zu sehen. Es musste erst 16 Jahre vergehen, damit ich sowas bei dir sehe." Da kam auch schon der Untersetzer geflogen, geschickt wich ich aus.
"Wer greift da denn meinen Freund an?" Alina wandte sich zur Tür und erblickte Levi. "Hey Schatz." Freudig trat ich an ihn heran und gab ihm einen Kuss. "Ich habe dir ja gestern erzählt, dass ich ein altes Gesicht wieder gesehen hatte. Damit habe ich Alina gemeint." Leicht nervös ging zusammen mit meinem Freund zu Alina. Beide musterten sich, bis meine beste Freundin die Hand ausstreckte. "Hallo. Ich bin Alina und schön dich kennenzulernen." Levi erwiderte die Geste und sie schüttelten sich die Hände. "Mein Name ist Levi. Ich bin eigentlich erstaunt das Eren noch nie von dir erzählt hat." Alles spannte sich bei mir an, denn ich hatte keine Ahnung was ich dazu sagen sollte, aber Alina hatte schon eine Antwort parat. "Naja wir haben uns fast fünf Jahre nicht mehr gesehen, es war nicht ganz klar, ob ich jemals wieder in die Stadt zurückkehre. Da kann man nicht verdenken, dass er nicht von mir gesprochen hat. Es freut mich umso mehr zu sehen, dass es ihm gut geht." Dankend schaute ich sie an.
"Ich mach noch paar Sachen fertig und dann komme ich wieder rüber zu euch." Levi gab mir noch einen Kuss und setzte sich an die Theke. Sofort bekam er etwas zu trinken, während ich nach hinten verschwand. Diese Situation war nötig, aber es strengte dennoch an. Gedankenverloren griff ich nach dem Klemmbrett und dem Stift. Bevor ich weiterarbeiten konnte, starrte ich nur die Kisten an. Wieder mal wandelte sich etwas in meinem Leben. Ob es sich positiv oder negativ auswirkte, wusste ich noch nicht.
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