Kapitel 25 - Träume zerrinnen wie Sand
Ich folgte Chase über eine flache, breite Treppe aus Terrakottaplatten, die ein kreativer Gartenbauingenieur effektvoll in einen gepflegten englischen Rasen integriert hatte.
Mit einem fast kindlichen Lächeln öffnete er die wuchtige Aluminiumhaustüre und ließ mich eintreten.
Ich hielt den Atem an.
Der Eingangsbereich beeindruckte durch edlen Purismus - luxuriöser Marmor war mit blank poliertem Stahl kombiniert. Durch eine in das Dach integrierte Glaskuppel fiel genügend Tageslicht, um mühelos den gesamten Raum zu erhellen. Über zwei Stufen erreichte man das Wohnzimmer, dessen Vorderseite aus einer einzigen, riesigen Fensterfront bestand.
„Heilige Scheiße", flüsterte ich anerkennend, „aber ist das nicht illegal?"
Er lachte. „Nein, eigentlich nicht. Das Haus steht zum Verkauf und unsere Firma vermittelt es. Für heute sind keine Besichtigungstermine vorgesehen.
„Das beruhigt mich ungemein", erwiderte ich.
„Links ist der Schlafbereich", sagte Chase nicht ohne Stolz.
Anders als das Wohnzimmer wirkte dieser Raum emotionaler, malerischer, ja geradezu romantisch. Die Fenster reichten auch hier bis zum Boden, waren aber schmaler und mit ausladenden Vorhängen dekoriert.
Eine antike Kommode mit zierlichen Intarsien aus Palisander vereinnahmte fast die Hälfte der in Pastell gestrichenen Wand. Den Boden bedeckte ein vermutlich sündhaft teurer Orientteppich.
In der Mitte des Raums stand das einzige andere Möbelstück - ein wunderschönes viktorianisches Bett im Tudorstil.
„Und deine Intention war, mich in dieses Luxusbett zu kriegen?"
„Ich gebe zu, dass ich diese Vorstellung in den letzten Tagen ziemlich oft hatte", erwiderte er mit einem schrägen Grinsen.
Ich sollte mich wohl umdrehen und auf dem schnellsten Weg das Anwesen verlassen. Aber ich konnte nicht. Wobei - hatte er mir nicht gerade bestätigt, dass er seinem Ruf als Aufreißer und Herzensbrecher mehr als gerecht wurde?
Es war mir tatsächlich egal. In diesem Augenblick wollte ich darüber nicht nachdenken.
Wir sahen uns in die Augen und loteten aus, wie weit der jeweils andere bereit war zu gehen.
„Chase", flüsterte ich, und nahm ein wenig erschrocken den wehmütigen Unterton in meiner Stimme wahr.
Er machte einen einzigen Schritt auf mich zu, und dann zog er mich so heftig an sich, dass meine Stirn gegen seinen Wangenknochen stieß. Ich realisierte es kaum. Meine Hände umfassten sein Gesicht, während er seinen Mund auf meinen presste - fordernd und besitzergreifend. Ich hielt dem Druck nicht lange stand und öffnete meine Lippen, überließ mich ganz den Empfindungen, die die plötzliche Berührung seiner Zungenspitze in mir auslöste. Meine Nervenfasern vibrierten regelrecht, während meine Beine anfingen zu zittern.
Chase schob ungeduldig eine Hand unter mein Shirt. Ich schnappte nach Luft, als seine Fingerkuppen meine Brust berührten und er zärtlich mit dem Daumen über den Stoff des BHs rieb. Bestätigt von dem wilden Klopfen meines Herzens, zog er mir kurzerhand das Shirt über den Kopf und ließ es achtlos auf den dicken, weichen Teppichboden fallen.
Ich nestelte hektisch an den Knöpfen seiner Jeans, während Chase bedauerlicherweise aufgehört hatte, mich zu küssen, und stattdessen quälend langsam und genussvoll den Ansatz meiner Brust mit der Zunge liebkoste.
„Bitte!", flüsterte ich, als er mit geschickten Fingern den Verschluss meines BHs öffnete.
Das kann er gut! Viel zu gut.
Der BH war das nächste Kleidungsstück, das zu Boden glitt. Gleich darauf folgte meine Jeans, während ich noch immer keinen Erfolg bei der von Chase hatte. Schließlich ging er mir zur Hand, öffnete die kleinen metallenen Knöpfe selbst und streifte sich achtlos die Hose von den Hüften. Ich schmiegte meinen Körper an seinen, fühlte deutlich, wie sehr er auf mich reagierte.
Er umfasste mit beiden Händen meinen Po und hob mich so hoch, dass ich die Beine um seine Hüften schlingen konnte.
Chase trug mich die wenigen Schritte zu dem riesigen Himmelbett, dessen geschnitzte Bettpfosten aus dunklem Mahagoni fast bis an die Decke reichten. Sanft ließ er mich auf die Matratze gleiten.
Das Nichts von einem Slip hatte er binnen weniger Sekunden über meine Hüften gezogen. Ich tat das Gleiche mit seiner Shorts. Jetzt war nichts mehr zwischen uns, was mich vor diesem folgenschweren Schritt bewahren konnte. Er kniete vor mir, beugte sich herunter und berührte mit seinen Lippen die empfindliche Haut an meiner Leiste. Seine Hand legte er auf meinen Bauch, mit der Fingerkuppe seines Daumens streichelte er zärtlich meinen Bauchnabel. Mein ganzer Körper vibrierte. Ich hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen, und das war mir in dem Maße noch nie zuvor passiert.
Ungeduldig grub ich die Finger in seine dichten, dunkelblonden Haare, packte zu und zog ihn über mich. Er kam meiner Bitte sofort nach, hielt dann aber kurz inne, und sah mich mit leicht schief gelegtem Kopf eindringlich an. „Sicher, dass du das willst?", fragte er leise. Seine Augen hatten die Farbe eines klaren, blauen Gletschersees, manchmal wirkten sie kühl, gerade eben jedoch nicht, da strahlten sie Wärme aus. Ich verlor mich darin.
Wollte ich? Hatte ich eine Wahl? Theoretisch bestimmt! Praktisch? Auf keinen Fall.
„Ich will nicht", keuchte ich, schlang den Arm um seine Taille und zog ihn zwischen meine Beine.
„Du bist etwas missverständlich", flüsterte er in mein Ohr, während er seine Hüften gegen mich presste.
Ich kann mit nichts diesen Augenblick der Vereinigung beschreiben, mein Zögern vorher, diesen intimen Moment zuzulassen, das Loslassen von Zweifel und Angst, was nahezu einem Gefühl der Hingabe gleichkam. Und trotzdem fanden sich keine Worte, die wirklich wiedergeben konnten, was ich in dem Moment empfand, als ich ihn endlich in mir spürte.
Dieses erste Erlebnis war heftig, zutiefst emotional und sehr kurz. Die weiteren Male, die folgten, in den Stunden eines langen Nachmittages, die wir verbotenerweise in einem fremden Haus verbrachten, waren besonnener, aber auch weniger gehemmt. Wir nahmen uns Zeit füreinander, erstaunt darüber, wie selbstverständlich unsere Körper zueinander fanden. Wir konnten nicht voneinander lassen, erst später, als die Erschöpfung uns nebeneinander einschlafen ließ.
Als die Sonne langsam über dem gewaltigen Pazifik unterging, lagen wir noch immer in dem riesigen Himmelbett, halb eingehüllt in die dünnen, seidenen Laken, und redeten. Darüber, dass Chase seine Ausbildung zum Immobilienmakler anfangs nur begonnen hatte, um in das Unternehmen seines Vaters einzusteigen, dass es ihm mittlerweile aber wirklich Spaß machte, und zwar nicht nur, weil er dadurch Zugang zu solchen Luxusanwesen bekam und ein Mädchen wie mich damit beeindrucken konnte. Darüber, dass Jeremiah schon seit der Elementary School sein bester Buddy war, dass er sich nichtsdestotrotz oftmals über ihn ärgerte und seine Ansichten nicht immer teilte. Er fragte mich, seit wann ich reiten würde, und ob ich genauso wenig ohne diesen Sport leben könnte wie er ohne Football. Er erkundigte sich nach meinen Wünschen für die Zukunft und verurteilte nicht, dass ich eigentlich noch keine klaren Vorstellungen hatte.
Ich genoss das Gefühl an seiner Seite zu sein mit allen Sinnen. Bis zu dem Moment als Chase mich ernst ansah und mit einem fordernden Ton in der Stimme fragte:
„Wirst du es ihm jetzt endlich sagen?"
Was sollte ich ihm darauf antworten? Dass ich Angst hatte, Levi zu verletzen, ihn zu enttäuschen, ihn meiner Wohnung zu verweisen, für die er ja sogar regulär Miete zahlte? Dass ich außerdem Angst hatte, Chase würde es sich anders überlegen und genau das tun, was man immer von ihm erwartete, nämlich losziehen und die Nächste klarmachen, während er noch überlegte, wie er mich am elegantesten abservierte?
„Warum vertraust du mir so wenig, Ave?", fragte er leise, als er mein Zögern bemerkte.
„Ich weiß nicht - vertraust du dir denn?"
„Naja, auch nicht immer", gab er zu.
Ein unangenehmes Gefühl der Kälte überflutete meinen Magen. Ernüchterung überkam mich, überlagerte das heftige Glücksgefühl von eben, das sich auch sogleich einschüchtern und schließlich ganz vertreiben ließ. Nagende Verunsicherung machte sich breit.
Weshalb hatte er gesagt, dass er sich auch nicht immer vertraute? War das schon eine Vorwarnung an mich?
„Komm, lass uns nochmal am Strand spazieren gehen, bevor wir hier endgültig raus müssen", schlug er vor.
Ich machte mich aus seinen Armen frei, angelte nach meiner Unterwäsche und zog sie an. Chase stand ebenfalls auf, lief durch den Raum und suchte sich seine einzelnen Kleidungsstücke zusammen. Beklommen beobachtete ich, wie sich die Muskeln seiner Oberschenkel leicht anspannten, bei jedem Schritt, den er tat. Man sah ihm an, dass er ein leidenschaftlicher Sportler war, das jahrelange Football-Spielen hatte seine Schultern kantig und die Beine muskulös werden lassen.
Mir schoss die Röte ins Gesicht, als ich daran dachte, was ich gerade noch rittlings sitzend auf diesen Oberschenkeln veranstaltet hatte.
Ich schlüpfte in meine Levi's-Jeans und streifte mir zögernd das Shirt über. Das hier hatte etwas Endgültiges. Als wäre es vorbei, in dem Moment, in dem wir dieses herrliche Haus verlassen würden.
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