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Kapitel 19 - Mit den Augen der Liebe

Vic war noch immer da, als ich kurz vor Mitternacht nach Hause kam. Der Druck eines furchtbar schlechten Gewissens lastete auf meinen Schultern und stand im krassen Gegensatz zu meinem aufgeregt hüpfenden Herzen.

Jedes Mal, wenn ich den Kuss von vorhin in meinem romantischen Kopfkino abspielte - und das war in der letzten halben Stunde etwa acht Mal passiert - rieselte ein Schauer über meine Wirbelsäule.

Ich machte mir nicht die Mühe, den beiden Herrschaften in Levys Büro eine gute Nacht zu wünschen und verschwand, nachdem ich im Bad das Kurzwaschprogramm durchgezogen hatte, sofort in unserem Schlafzimmer. Wie lange Levy und Vic sich noch damit beschäftigen, als Herrscher neue Welten zu erschaffen, bekam ich nicht mehr mit, denn ich fiel fast augenblicklich in einen tiefen, und erstaunlicherweise völlig traumlosen Schlaf.

***

Levy überraschte mich am nächsten Morgen mit Walnut Cinnamon Rolls und einem Iced Mocha aus meiner Lieblingsbäckerei.

Verwundert setzte ich mich zu ihm an den gedeckten Küchentisch. Es kam wirklich nicht oft vor, dass ich mit einem Frühstück empfangen wurde, weshalb ich ihm insgeheim unterstellte, dass die Leckereien als Bestechungsversuch dienen sollten. Ich hatte auch schon eine leise Ahnung für was.

Prüfend musterte ich ihn, wie er mit übereineinandergeschlagenen Beinen auf dem Küchenstuhl saß und dabei mit dem rechten Fuß auf und ab wippte. Im Takt. Wie ein Metronom. An der strengen Linie seines Kinns und der Art und Weise, mit der er die Lippen aufeinander presste, erkannte ich, dass ich Recht haben musste.

„Wann fährst du ins Büro?", fragte ich, zwischen einem Bissen von dem Zimtbrötchen und einem Schluck Kaffee.

Verblüfft sah er mich an.

Ja, du dachtest wieder mal, ich durchschaue dich nicht, was?

„So in 'ner halben Stunde. Ich hoffe, es dauert nicht so lang, vielleicht könnten wir heute Abend mal einen Strandspaziergang einplanen, was hältst du davon?"

Ich betrachtete ihn noch eine Weile, ohne zu antworten.Wie schon so oft, bewunderte ich seine ebenmäßigen Gesichtszüge und die makellose Haut. Doch sofort und ganz gegen meinen Willen wanderten meine Gedanken zu Chase.

Stopp! Aufhören. Es wäre doch eigentlich schön, wenn es zwischen Levy und mir wieder besser funktionieren würde. Wenn das Knistern aus den Anfangszeiten sich wiederbeleben ließe. Und ich Chase aus meinem Kopf verbannen könnte.

„Ava? Strandspaziergang? Oder hast du keine Lust?"

„Wenn du früh genug zurück bist, gerne."

„Ich beeile mich, ok?", versprach er, aber an seinen Gesichtsausdruck bemerkte ich, dass er mit den Gedanken schon halb im Büro war. Er schob den Stuhl ordentlich an den Küchentisch und wandte sich zum Gehen. Doch dann zögerte er und fragte: „Was hast du denn eigentlich für heute geplant?"

Ich hob die Augenbrauen. „Noch nichts."

Levy zog die Stirn kraus. „Gehst du nicht gleich reiten?"

„Nein, gestern wurden die Pferde geimpft, ich habe meinen Reittag verschoben."

„Aha." Unschlüssig stand er in der Küchentür und machte plötzlich keine Anstalten mehr, die Wohnung zu verlassen. Stattdessen spielte er mit dem Schlüsselbund. Das metallische Geräusch, das dabei entstand, ging mir auf die Nerven.

„Das Arbeitszimmer gleicht im Moment einer Müllhalde, am besten lässt du da echt die Tür zu", sagte er plötzlich.

Ich horchte auf. Ein unangenehmes Kribbeln machte sich in meiner Magengegend breit. Unterschwellig und nicht besonders stark. Aber dennoch präsent, so wie das leichte Unwohlsein, nachdem man zu viel Kaffee getrunken hatte. Wieso erzählte er mir von der Unordnung in seinem Zimmer? Wollte er verhindern, dass ich es betrat?

Langsam durchquerte Levy den kleinen Flur, umfasste den Türgriff, hielt dann jedoch inne und blickte sich noch einmal um, als sei er unsicher, ob er wirklich gehen sollte. Schließlich nickte er mir knapp zu und ließ die Wohnungstür leise hinter sich ins Schloss fallen.

Ich betrachtete meine ineinander verschränkten Finger. Die merkwürdige Ansage fuhr in meinem Kopf Karussell. Ich hätte die Äußerung einfach auf sich beruhen lassen sollen, doch stattdessen trugen mich meine Beine wie von selbst zu seinem Arbeitszimmer. Die Tür war tatsächlich geschlossen. Resolut drückte ich die Klinke herunter und trat in den kleinen Raum.

Mit der Unordnung hatte er Recht.

Auf den ersten Blick entdeckte ich nichts Ungewöhnliches. Wie immer lagen Ordner und Fachbücher auf dem Schreibtisch und dem Fußboden gleichermaßen verteilt. Ich las Titel wie: Code Complete, a practical Handbook of Software Constructions, oder The C Programming Language.

Der kleine Aschenbecher in der Fensterbank quoll über. Entsprechend hing der Geruch nach abgestandenem Rauch in der Luft. Aber ansonsten...

Ich konnte es nicht lassen, den Raum näher ins Visier zu nehmen. Wie ein Spion auf unbekannter Mission ließ ich meinen Blick über die Möbel und die Elektrogeräte gleiten. Ich wollte etwas finden.

Ich hob lose DIN A 4 Blätter an, schob einen Timeplanner und leere Zigarettenschachteln beiseite. Unter einem grauen Ordner wurde ich fündig. Ich entdeckte einen Geldschein, der sich an den Enden nach oben bog, und Rückstände eines weißen Pulvers. Grimmig betrachtete ich das unschöne Stillleben. Ertappt. Obwohl ich ja von Levys Drogenkonsum wusste. Dies hier war im Grunde nur eine Bestätigung, die mich abstieß, aber nicht sonderlich aus der Bahn warf.

Dem kleinen Schlüssel, der neben dem Dollarschein gelegen hatte, maß ich hingegen keine größere Bedeutung bei.
Ich schob den Ordner zurück an seinen Ursprungsort, sah mich noch einmal kurz um, und verließ den Raum, nicht ohne die Tür sorgfältig hinter mir zu schließen.

***

Im Wohnzimmer ließ ich mich auf das breite Sofa sinken und zog den rechten Fuß unter meinen Po. Meine Mutter würde jetzt wahrscheinlich wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und mich darauf hinweisen, dass ich mir so sämtliche Blutgefäße abklemmte.

Levy hatte eindeutig eine dunkle Seite. Ich konnte nur nicht einschätzen, wie dunkel sie wirklich war. Und was bedeutete das für unsere Beziehung? Was bedeutete das für mich?

Fast wie von selbst schweiften meine Gedanken erneut zu Chase.

Mit der Erinnerung an gestern Abend fiel mir auch mein Vorhaben, ihn zu zeichnen, wieder ein. Es war schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte Mal den Bleistift in die Hand genommen hatte. Aber es half mir, meine rotierenden Überlegungen zu kontrollieren. Wenn ich mich nur auf mein Motiv fokussierte, blieb kein Raum mehr für Grübeleien.

Entschlossen kramte ich meinen Zeichenblock aus der untersten Schublade der Wohnzimmerkommode hervor, und bewaffnete mich mit Bleistift und Radiergummi. Das Tageslicht nutzend, kniete ich mich auf den Fußboden und missbrauchte die Sitzfläche des Sofas als Unterlage.

Ich hatte kein Foto von Chase. Normalerweise brauchte ich für mein Motiv immer eine Vorlage. Leider besaß ich nicht die Begabung, Bilder ausschließlich in meiner Fantasie zu erschaffen, um diese dann auf Papier zu bannen. Aber diesmal musste es eben so gehen. Und ich sah Chase Gesicht doch recht gut vor mir.

Eine Weile kreiste die Spitze der Mine orientierungslos über das Papier. Womit fing ich am besten an? Augen? Mund?

Ich zeichnete die Umrisse eines schmalen Gesichtes und skizzierte den Ansatz der Haare. Die Nasenflügel deutete ich zunächst nur an. Nachdem ich die Grundelemente geschaffen hatte, wagte ich mich an die Feinheiten.

Wie sahen seine Augen aus? Das bedeutete zugleich, wie wirkten sie auf mich? Intensiv, ein kleines bisschen überheblich. Aber auch fordernd. Die Farbe der Iris ein helles Blau, wie ein Bergsee, die Pupille wie eine Insel aus dunklem Granit.

Als ich die Form des Mundes zeichnete, lief mir ein weiterer Schauer über den Rücken.

Der zarte Schwung des Amorbogens und die unverschämt volle Unterlippe. Meine Güte! Vollkommen nachvollziehbar, dass man ihn am liebsten ständig küssen wollte.

Mit der Fingerkuppe verwischte ich die feinen Konturen und arbeitete mit dunklen und hellen Schattierungen, um die markante Linie des Kinns und den Nasenrücken darzustellen.

Zuletzt die Haare, was mir immer am schwersten fiel. Wie bekam man es hin, dass die einzelnen Strähnen nicht aussahen wie harte Striche? Weniger ist mehr lautete da der Trick! Hier und da noch ein paar Lichtreflexe - fertig.

Ein gelungenes Bild.


Dazu schoss mir ein Satz durch den Kopf, den ich irgendwo mal gelesen hatte:

Es ist all das schön, was wir mit den Augen der Liebe betrachten.

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