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Kapitel 1 - Teil 6 - Wahnsinn?

„...Feinaar!"

Er wusste nicht genau der Wievielte es war. Nicht, dass es von Bedeutung wäre, dachte er grinsend.

„Hör... Feinaar!"

Rief ihn da etwa jemand? Wohl eher nicht, er musste sich verhört haben, dachte Feinaar und trennte dem Menschen Stück für Stück die Gliedmaßen ab. Der Mensch lebte noch und schrie unter Qualen auf. Oh großes Licht, diese süßen Schreie! Feinaar lächelte erfreut und machte sich daran dem Menschen ganz behutsam den Bauch aufzuschneiden. Sein altes Kurzschwert war natürlich nicht gerade dazu ausgelegt und sorgte keineswegs für eine schnelle Prozedur. Aber das wahnsinnige Gekreische, das sein Gefangener daraufhin von sich gab, entlohnte ihn reichlich. Ja, es war es wirklich wert, sich Mühe beim Zerschneiden zu geben. So lebten...

„Hör... auf... Feinaar!"

Nanu? War da was? Hörte er jetzt schon Stimmen? Ach, als ob er verrückt werden würde, bei dem absurden Gedanken musste er grinsen.

Also, wo war er stehen geblieben? Ah ja, genau, so lebten sie länger und er konnte länger die süßen Laute des Todes vernehmen. Natürlich würde dieses verstümmelte Ding bald verbluten. Es war schon schade, dass er nichts zum Abbinden der Wunden hatte. Aber irgendwo lag da doch auch der Reiz nicht war? Wie viele der süßen Laute würde dieses Ding wohl noch von sich geben? Er konnte es kaum erwarten, es heraus zu finden!

„Bitte... Feinaar!"

„Bitte! Hör auf!"

„Feinaar!"

Ein wütendes Grollen löste sich aus seiner Kehle. Da rief tatsächlich jemand. Sah die entsprechende Person nicht, dass er gerade am Arbeiten war?

„Feinaar! Bitte hör auf! Du... darfst das nicht tun! Es ist genug... du... hast uns beschützt! Du... musst... nicht mehr kämpfen!", hörte er eine schluchzende Stimme.

Also wirklich, eigentlich sollte er zutiefst genervt sein. Aber irgendwie kam ihm die Stimme seltsam vertraut vor...

Das verstümmelte Etwas zu seinen Füßen, gab noch ein letztes Röcheln von sich und verstummte schließlich. Na toll, dachte er. Jetzt hatte er nicht aufgepasst und prompt war der Spaß vorüber.

Er sah sich nach dem nächsten um und musste enttäuscht feststellen, dass kein weiteres Vergnügen in Sicht war.

„Feinaar! Hörst... du mich nicht? Bitte... Feinaar... hör auf damit...! So... bist du nicht...", schluchzte die Stimme erneut.

Na gut, da ihm momentan eh die Vergnügungsobjekte ausgegangen waren, konnte er sich genauso gut um die Quelle der Stimme kümmern. Wer oder was auch immer etwas von ihm wollte.

Mit einem Seufzen drehte er sich um und suchte nach dem Ursprung.

„Feinaar, bitte!", da war die Stimme wieder!

„Hör auf Ajanelle. Er ist völlig durchgedreht! Siehst du das nicht?!", das war jemand anders. Die Stimme klang viel tiefer und... männlich?

Also suchte er nach einer Frau. Eine große Menschentraube hatte sich in recht großer Entfernung von ihm gebildet. Die Menschen blickten jedoch eher verschüchtert zu ihm hinüber und regten sich nicht. Etwa auf halber Strecke entdeckte er jedoch eine Menschenfrau, die sich eines Menschenmannes zu erwehren versuchte.

„Feinaar!", schrie sie verzweifelt.

Sie war es! Es war ihre Stimme die er gehört hatte!

Sein Blick glitt von ihren Füßen empor nach oben. Über die Beine, den Unterleib, Oberkörper, hin zum Gesicht und plötzlich sah er Gold.

Gold hinter Braun.

Gold in Braun.

Ein warmes, goldenes Leuchten funkelte in ihren Augen, drang in ihn hinein und durchflutete sein Innerstes. Er keuchte überrascht auf und taumelte zurück. Seine Sicht verschwamm für einen Moment und klärte sich kurz darauf wieder.

Jetzt erkannte er auch Anton, wie er krampfhaft versuchte Ajanelle zu bändigen, die ohne Unterlass versuchte sich los zu reißen. Ab und an blickte er, ebenso wie die restlichen Dorfbewohner, ängstlich zu ihm hinüber. Wovor fürchteten sie sich?

Der Regen trieb ihm eine Haarsträhne ins Gesicht und Feinaar wollte sie sich gerade zurückstreichen, als er das Blut an seinen Händen bemerkte. Geschockt schaute er dem Regen dabei zu, wie er in unendlicher Langsamkeit das Blut von seinen Händen spülte.

Irgendwann wurde er sich bewusst, dass Ajanelles Schreie inzwischen ausblieben. Er wollte zu ihr gehen, als sein Fuß gegen etwas Weiches stieß. Feinaar blickte hinab, zog entsetzt die Luft ein und sprang reflexartig zurück.

Vor ihm zog sich eine blutige Spur aus körperlichen Einzelteilen bis hin zu Ajanelle und Anton. Es dauerte etwas, bis ihm klar wurde, dass es sich um die Menschen handelte, die das Dorf angegriffen hatten.

Wie konnte so etwas geschehen? Wer hatte das getan?

Fragte er sich verwirrt, bis plötzlich ein scheußlicher Verdacht in ihm reifte. War... es etwa... er selbst gewesen?

Er blickte auf und erkannte die Angst in den Augen der Dorfbewohner als das, was sie wirklich war. Sie fürchteten sich... vor ihm!

Er blickte erneut auf die Leichen zu seinen Füßen, unterdrückte ein Schaudern und plötzlich strömten die Erinnerungen auf ihn ein. Er sah sich selbst vor seinem inneren Auge... Wie er sie tötete... Wie er sie abschlachtete...

Ein Schluchzen entrang sich seiner Kehle, während er sich innerlich verkrampfte.

Was hatte er für entsetzliche Dinge getan?!

Doch das Schlimmste an allem... Das Furchtbarste war, sein eigenes Lachen zu hören. Die kranke Freude noch einmal zu fühlen, die er empfunden hatte als er ihre Leben auf qualvolle Art und Weise beendet hatte.

Tränen liefen im die Wangen runter und vermischten sich mit dem Regen. Seine Kehle war wie ausgetrocknet und ließ ihn schlucken. Wie hatte er so etwas tun können?!

„Feinaar?", hörte er Ajanelle vorsichtig fragen.

Er hatte Angst aufzublicken. Was würde er in ihren Augen finden? Feinaar rang mit sich und tat es schließlich doch. Sie wehrte sich nicht mehr gegen ihren Bruder, der sie noch immer festhielt und ihn wie gebannt anstarrte.

Am ganzen Körper zitternd, blickte er sie an und blieb an ihren Augen hängen. Kummer spiegelte sich darin und etwas anderes... Mitleid? Für ihn?

Feinaar schluchzte erneut und machte unsicher einen Schritt auf sie zu.

„Ajan...", setzte er an. Doch seine Stimme brach als er ein Aufflackern der Angst in ihrem Blick entdeckte.

Es war nur für einen winzigen Augenblick gewesen. Aber er hatte die Panik gesehen. Ajanelle hatte Angst vor ihm! Sogar sie... Aber was hatte er auch erwartet?

Feinaar konnte nicht mehr. Er drehte sich um und rannte davon. Eine Zeit lang hörte er noch Ajanelles Rufe. Doch irgendwann verklangen auch diese. Er rannte nach Osten durch den Wald. Immer weiter und weiter.

Vollkommen erschöpft brach er schließlich verloren an einem Baumstamm zusammen und weinte sich die Seele aus dem Leib. Sein Schluchzen hallte durch den Wald und vermischte sich nach und nach mit den Geräuschen des Regens. Doch es sollte lange dauern, bis seine Trauer hinfort gespült worden war.

Feinaar legte die letzten großen Holzbündel an das zukünftige Lagerfeuer und atmete erschöpft auf. Es waren fast zwei Wochen seit dem Überfall vergangen. Seither flüchtete er sich in Arbeit und schuftete härter als alle anderen Dorfbewohner. Er stand früher auf und legte sich später schlafen. Seinen Schlafplatz hatte er auch gewechselt und war in einen Stall gezogen. Die Tiere drängten sich noch immer panisch nach hinten in ihre Boxen, sobald er das Gebäude betrat und ihre Reaktionen verletzen ihn stets auf ein Neues. Doch es war gut so, sagte er sich. Zumindest würde er dadurch nicht vergessen, welche Taten er begangen hatte.

Die Menschen hielten sich zum größten Teil von ihm fern. Einzig Daton und Anton sprachen ab und an mit ihm. Allerdings auch nur um ihm mitzuteilen, wo er sich als nächstes nützlich machen konnte.

Ajanelle hatte er seit dem Vorfall nicht mehr zu Gesicht bekommen. Vermutlich hatte Daton ihr untersagt, ihm zu nahe zu kommen. Nicht das Feinaar es ihm verübeln konnte.

Die Hände in die Hüfte stemmend, streckte er sich nach hinten und schloss für einen Moment seufzend die Augen. Es war ein überraschend angenehmer Herbsttag, nicht zu warm oder zu kalt. Der Himmel war locker bewölkt und ließ ab und an die Sonne durch die Wolken scheinen. Heute war der zweite Zulnar im Oktomas und damit der Erntedankfeiertag des Landes. Dafür hatte er auch den ganzen Morgen geschuftet und das Feuerholz herangetragen.

Die Festlichkeiten würden abends beginnen und bis spät in die Nacht reichen. Feinaar war froh darüber, dass die Dorfbewohner beschlossen hatten, die Feier zu halten. Offensichtlich waren sie bemüht wieder Normalität einkehren zu lassen.

„Feinaar, kann ich kurz mit dir sprechen?", fragte ihn Daton. Er war bis auf zwei Schritte an ihn heran getreten, während in einigem Abstand noch andere Männer des Dorfes warteten.

„Sicher doch. Was gibt es, Daton?"

„Ich bin hier in meiner Funktion als Dorfsprecher, Feinaar. Wir haben uns lange beraten und sind letzten Endes zu dem Schluss gekommen, dass wir dich wieder in unserem Dorf willkommen heißen wollen", sagte Daton ruhig.

Feinaar war sprachlos. Die Worte hatten ihn völlig überrumpelt, doch Daton sprach bereits weiter: „Du hast uns alle gerettet. Wir hätten uns niemals gegen einen Raubzug aus Wulvenien erfolgreich zur Wehr setzen können. Und auch wenn du dabei in eine Art Blutrausch gefallen bist... und... Dinge getan hast, die wir nicht gut heißen können, bleibt die Tatsache bestehen, dass ohne dich niemand von uns mehr am Leben wäre", sagte Daton ernst und schaute ihm dabei in die Augen. „Wir haben dich fast zwei Wochen beobachtet und gesehen, wie du dich jeden Tag zu Tode geschuftet hast. In den letzten Tagen ist auch den letzten Zweiflern klar geworden, dass du für gewisse Zeit nicht Herr deiner selbst warst und dich die Geschehnisse selbst am Meisten quälen. Deshalb würden wir den heutigen Tag gerne nutzen und dich heute Abend zum Fest einladen."

Tränen rannen ihm über die Wagen und er brachte nur ein Wort heraus: „Danke."

Und er meinte es auch so. Erleichterung machte sich in ihm breit und vertrieb die stumme Hoffnungslosigkeit, die ihn nun schon Tage im Griff gehabt hatte.

Daton nickte stumm und winkte Tarlas heran. Tarlas trug ein verschnürtes Bündel und hielt es Feinaar hin, als er angekommen war.

„Du wirst kaum in diesen Fetzen von Arbeitskleidung heute Abend zum Fest erscheinen können", meinte er schlicht, was Feinaar dazu veranlasste ihn mit offenen Mund anzustarren.

„Wir hatten zu Zweit oder zu Dritt Probleme auch nur mit Einen von ihnen fertig zu werden. Ich mache mir keine Illusionen, was passiert wäre, wenn du nicht hier bei uns gewesen wärst", erklärte er sich. „Keine Ahnung was dir widerfahren ist, ich werde auch nicht fragen. Aber wenn ich dran denke, was diese Bastarde Midra angetan hätten... Du warst da und hast für uns gekämpft und letzten Endes ist das alles was zählt. Es hat nur etwas gedauert bis die Feiglinge im Dorf das erkannt haben", dabei klopfte er Feinaar auf die Schulter und drehte sich zum Gehen. Doch Feinaar hielt ihn zurück, blickte ihm in die Augen und sagte: „Danke Tarlas, das bedeutet mir viel."

Tarlas drehte sich noch einmal um und grinste ihn an: „Tu mir nur einen Gefallen, ja?"

„Alles was du willst", antwortete Feinaar.

„Hör auf zu Heulen, ja? Das steht dir nicht."

Zum ersten Mal seit Tagen konnte Feinaar aus tiefster Seele lachen und Tarlas ging mit einem grinsenden Kopfschütteln davon.

„Überraschenderweise haben sich die Jägers am Stärksten für deine Wiederaufnahme im Dorf eingesetzt. Letzten Endes hast du es also eher ihnen und nicht mir und Anton zu verdanken, dass ich jetzt hier stehe", teilte ihm Daton nachdenklich mit.

„Ganz egal, wer sich für mich eingesetzt hat, ich bin wieder im Dorf willkommen und das ist alles, was für mich zählt, Daton."

„Die Mehrheit heißt dich im Dorf wieder willkommen, Feinaar. Nicht alle. Vergiss das nicht", erklärte ihm Daton nachdrücklich. „Anka und ich, möchten dich wieder bei uns willkommen heißen. Du musst nicht mehr in der Scheune schlafen und kannst wieder in unser Gästezimmer ziehen. Wir haben jedoch nicht vergessen, was du getan hast. Auch Ajanelles Blicke sind mir nicht entgangen, dass solltest du im Gedächtnis behalten", sagte Daton und schaute ihm dabei tief in die Augen. Anschließend drehte er sich um und verschwand in Richtung seines Hauses.

Feinaar musste grinsen. Er wusste nicht recht, ob er gerade von einem Dorfsprecher oder einem aufgebrachten Menschenvater gewarnt worden war. Vermutlich war beides der Fall.

Lächelnd schaute Feinaar gen Himmel. Der Tag versprach immer schöner zu werden.

Bis kurz vor der Dämmerung hatte er an verschiedenen Stellen weiter gearbeitet und war froh, als sich die Dorfbewohner zurückzogen, um sich für die Festlichkeiten des Abends vorzubereiten.

Feinaar ließ sich beim Waschen Zeit und schlüpfte schließlich in die Kleider, die ihm Tarlas vermacht hatte. Das Hemd war beige und die Hose in einem dunklen Braunton gehalten. Beide Kleidungsstücke waren aus einfachem Material, jedoch sorgsam verarbeitet und im guten Zustand. Während die Hose sogar breitere Schlaufen für einen Gürtel bereit hielt und nicht nur die üblichen Schlupflöcher für eine Kordel, wies das Hemd einen V-Ausschnitt auf, den man mit einer Schnur, die in Zickzack-Form verlief, enger schnüren konnte.

Sogar ein Paar Schuhe und einen passenden Gürtel, hatte Tarlas ihm gegeben. Die Schuhe waren ein Bisschen zu groß und den Gürtel musste Feinaar im engsten Loch tragen, doch die Dankbarkeit, die er der Leihgabe gegenüber empfand, ließ ihn die kleinen Mängel schnell vergessen. Fertig angezogen überprüfte er noch einmal, ob alles richtig saß und machte sich im letzten Tageslicht auf den Weg zu den Feierlichkeiten.

Von Weitem hörte er bereits das fröhliche Gelächter der Menschen und wenig später sah er, dass das Fest bereits in vollem Gange war. Einige der Dorfbewohner musizierten etwas Abseits auf Trommeln, Flöten, Fideln und Lauten, während die Mehrzahl der Menschen um das große und inzwischen entzündete Lagerfeuer tanzte. Ein paar der Älteren saßen außerhalb des Tumults auf einfachen Holzbänken oder kümmerten sich um Speisen, die teilweise noch über einem separaten Feuer zubereitet wurden.

Feinaar näherte sich gemächlich den tanzenden Menschen und setzte sich zu den älteren Dorfbewohnern. Irgendwann setzte die Musik aus und Tarlas und einige der jungen Frauen zerrten ihn auf die Tanzfläche. Er hatte zunächst verneinen wollen, weil er insgeheim nach Ajanelle Ausschau hielt, als er sie jedoch nicht fand, hatte er nachgegeben.

So verbrachte er zunächst seine Zeit damit, beim Tanzen von einer Frau an die Nächste weitergereicht zu werden und musste zu seiner Überraschung feststellen, dass es ihm irgendwann tatsächlich Spaß machte. Die fröhliche Atmosphäre sprang auf ihn über und erlaubte ihm die Geschehnisse der vergangenen Tage hinter sich zu lassen.

Der Abend war schon weit fortgeschritten, als sich die eingenommenen Flüssigkeiten bemerkbar machten und Feinaar beschloss, das Fest kurz zu verlassen, um sich hinter ein paar abgelegenen Bäumen zu erleichtern. Er wollte gerade hinter den Bäumen hervortreten und zurückkehren, als er einen geflüsterten Befehl vernahm: „Stehen bleiben!"

Gleichzeitig bohrte sich eine harte Spitze in seinen Rücken und verlieh den Worten Nachdruck. Instinktiv versteifte sich Feinaar, während er versuchte zu erahnen, mit welcher Waffe er es in seinem Rücken zu tun hatte.

Man ließ ihm jedoch keine Zeit zu reagieren, denn die Stimme ertönte schon unmittelbar an seinem rechten Ohr: „Ich schätze mal, du hattest nie vor nach mir zu suchen. Ich sollte dich hier sofort abstechen, mich einfach zu ignorieren!"

Anfangs ergaben die Worte keinen Sinn, bis Feinaar der weibliche Unterton in dem Flüstern auffiel.

„Ajanelle?!" rief er erregt und sprang mit einem Satz herum.

„Zu ihren Diensten, Herr Frauenschwarm und Schürzenjäger!", sagte Ajanelle mit grimmigem Blick und vollführte, ein paar Schritte zurückweichend, dabei einen ziemlich unstimmigen Salut mit dem kleinen Stöckchen, das sie in der Hand hielt.

„Du hast mich zu Tode erschreckt, Ajanelle!", entrüstete Feinaar sich. „Ich hätte dir etwas antun können!"

„Ach, hättest du das?"

„Natürlich, was soll die Fr...", wollte Feinaar erwidern, brach jedoch ab als er Ajanelles Blick auffing.

„Ich habe alles gesehen, Feinaar", sagte sie ruhig. „Nie habe ich weg geschaut. Du hast diese Mörder getötet, ja. Aber wie du sie umgebracht... abgeschlachtet hast... Und dabei wie wahnsinnig gekichert und gelacht hast..."

Feinaars Kehle war mit einem Male wie ausgetrocknet, doch es war wahr. Er hatte schreckliche Dinge getan.

„Gerade das sollte dir zu denken geben", meinte er traurig. „Es ist besser, wenn du mir nicht mehr zu nahe kommst."

„Glaubst du das wirklich?", fragte sie und schaute ihm unbeirrt in die Augen.

„Es ist das Beste...", rang sich Feinaar mehr schlecht als recht zu den Worten, die er nicht aussprechen wollte.

„Das glaube ich aber nicht, Feinaar", sprach Ajanelle ruhig aber bestimmt und machte dabei einen Schritt auf ihn zu. „Denn ich habe auch gesehen, wie du auf meine Rufe reagiert hast. Ich habe gesehen, wie dein Blick wieder klar wurde. Wie entsetzt du warst und wie dich diese Dinge quälen."

Sie machte noch einen Schritt.

„Und ich habe auch gesehen, wie du eine Entscheidung trafst. Als mein Tod und der vieler anderer Dorfbewohner bevor stand, hast du mir in die Augen gesehen und dich entschieden. Entschieden mich zu retten. All die Anderen zu retten. Du magst nicht mehr du selbst sein, wenn du dich deiner Kräfte bedienst, doch du hast es zum Guten getan", sprach sie ruhig und machte einen letzten Schritt. Nun stand sie unmittelbar vor ihm und fixierte mit ihren braunen Augen sein Gesicht. „Du würdest dich dieser Kräfte niemals gegen mich bedienen. Du hörst auf mich, vielleicht nicht sofort, doch du nimmst mich wahr. Anders als die restlichen Dorfbewohner. Ich frage mich, wieso das so ist?"

„Ich...", Feinaar stockte der Atem als er in diese braunen Augen sah und das goldene Funkeln erblickte, dass sich in seltenen Momenten in ihre Augen stahl.

„Du kannst diesem Dorf mit deinen Kräften Schutz gewähren und ich... ich werde dich beschützen. Hier und hier...", sagte Ajanelle und legte dabei ihre Hände auf seine Brust und seine Stirn.

Ein wohliger Schauer lief ihm, bei ihren Berührungen, über den Rücken. Und ein Seufzer entriss sich ihm, als sie plötzlich ihre Hände entfernte und sich ein Stück zurückzog.

„Zumindest... na ja, wenn du das überhaupt willst, Feinaar."

Wie vom Donner gerührt stand er da und beobachtete die junge Menschenfrau, die doch jetzt tatsächlich verlegen den Kopf gesenkt hatte und abwartete.

Er wollte sie!

Und wie er sie wollte... Aber durfte er es wirklich wagen, auf sein Glück zu hoffen? Er wusste, dass Ajanelle ihn nicht zurück halten würde. Doch gerade deswegen musste er standhaft bleiben! Irgendetwas Böses verfolgte ihn und mit jedem Moment seiner Gegenwart brachte er Ajanelle vermutlich in Gefahr. Und dennoch... er konnte schon lange nicht mehr ohne sie...

Hin und her gerissen flehte er, um ein Zeichen des großen Lichts und blieb doch mit seiner Entscheidung allein. Er hob seine rechte Hand, führte sie an Ajanelles Kinn und hielt sich wenige Fingerbreit vor der Berührung erneut zurück.

Nein! Er wollte nicht riskieren, dass ihr etwas zustoßen könnte.

Feinaar war gerade im Begriff einen Schritt Abstand zu nehmen als die kleine Flöte, die er stets um den Hals trug, plötzlich an Gewicht zu gewinnen schien und ihn seines Gleichgewichts beraubte. Überrascht machte er stattdessen einen Schritt nach vorn und die unerwartete Bewegung, ließ Ajanelles Kinn in seine Hand gleiten, ehe er sich anders besinnen konnte. Ajanelle zog scharf die Luft ein, hielt den Blick jedoch immer noch gesenkt.

Feinaar rauschte derweil das Blut in den Ohren als er fassungslos versuchte die Situation zu verarbeiten. Er hatte das große Licht, um einen Hinweis gebeten und er war ihm gewährt worden. Er hielt ihre weiche Haut in der Hand und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich so richtig an. Und ab diesem Moment war ihm alles egal. Nur eines zählte, er liebte sie! Er würde keine weitere Sekunde mehr vergeuden.

Langsam hob er ihren Kopf und schob sich dicht an sie heran. Ihre Blicke trafen sich und als er diesmal zum Sprechen ansetzte, klang seine Stimme tief und fest: „Und ob ich es will, Ajanelle. Ich will dich und ich werde nicht länger zögern mir zu nehmen was ich will."

Ajanelle öffnete geschockt den Mund, doch Feinaar bedeckte ihre Lippen bereits mit den Seinen und zog sie an sich, dass ihr nur noch ein heiseres Japsen entwich.

Der Kuss dauerte eine Unendlichkeit, ehe sie sich von einander lösten und keuchend nach Luft rangen.

Ajanelles Augen leuchteten als sie Feinaars Hand nahm. „Komm mit mir", forderte sie ihn auf.

Sie schnappte sich eine Fackel, die ein paar Zort entfernt, hinter einem Baum im Boden gesteckt hatte und zog ihn fort vom Dorf in den Wald hinein. Es dauerte eine Weile bis sie schließlich auf eine Furt des kleinen Flusses südwestlich des Dorfes trafen. Die Bäume ragten hier bis zum Wasser heran, auf der anderen Seite aber grenzte eine kleine Wiese den Wald vom Fluss ab.

Ajanelle hatte sich umgedreht und schaute ihn mit Schalk in den Augen an: „Na, was meinst du? Kannst du mich da hinüber tragen?"

Feinaar grinste nur und hievte sie ohne Worte auf seine Arme, was ihr einen spitzen Schrei entlockte, ehe sie fröhlich zu kichern begann. Dann watete er mit ihr durch das kalte Wasser und legte sie, drüben angekommen, sanft auf der Wiese ab. Ajanelle zog ihn zu sich hinunter und diesmal war sie es, die ihn küsste.

Feinaar schwirrte der Kopf als sie sich ein Wenig von einander lösten und er bewunderte dieses zerbrechliche und wunderschöne Geschöpf in seinen Armen.

„Na, Herr Feinaar Zottar? Was wolltet ihr euch denn nun holen?", sagte Ajanelle und bemühte sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck.

„Oh, das wirst du gleich erfahren, gilane ejhanae."

„Was heißt das?", fragte Ajanelle.

„Meine Liebe...", erklärte er ihr lächelnd und hatte das Vergnügen zu sehen, wie sie bei seinen Worten rot anlief.

Wie war noch gleich die Redewendung der Menschen? Er war doch kein... Unmensch. Ja, dass war es. Er konnte sie sich ja nicht ewig in ihrer Verlegenheit winden lassen.

Also zog er sie wieder an sich und küsste ihren Hals, wanderte zu ihrem Ohrläppchen und zog dann eine Spur heißer Küsse hinunter zu ihrem Schlüsselbein. Und er wurde für seine Bemühungen belohnt als Ajanelle immer wieder keuchend und japsend nach Atem rang.

Irgendwann wanderten seine Hände schließlich unter ihre Kleidung und sein Bewusstsein war nur von der jungen Menschenfrau erfüllt.

„Ajanelle..."

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