Twenty-four
Twenty-four:
Pizza
Ich schluckte als ich zitternd mit dem Handtuch so viel wie möglich von mir zu verdecken versuchte.
„Vika, entspann dich", seufzte Clint und ich presste die Lippen zusammen als ich den Flur entlangblickte.
„Wohnst du wirklich hier?", fragte ich ihn murmelnd.
„Ja?", entgegnete er selbst fragend.
„Es ist ni-icht heimisch", stotterte ich. „So... kahl", sah ich zu ihm hoch.
Seine Mundwinkel zuckten, ehe er an mir mit seiner noch immer nassen Unterhose vorbeilief.
„Ich brauch's nicht heimisch", erwiderte er daraufhin und verschwand in einem Zimmer links den Flur entlang. „Komm endlich", lachte er.
Ich besah mir nochmal den weißen Flur, ehe ich ihm mit tapsenden Geräuschen in sein Schlafzimmer folgte. Klar, er brauchte es nicht „heimisch". Im Gegensatz zu seinem Flur war sein Zimmer ein... Paradies. Es war mit hellbraunen Wänden beschmückt. Ein richtig schön warmer Ton, bei dem mir gefühlt gleich noch wärmer wurde.
Wenn man das Zimmer betrat blickte man geradeaus direkt auf sein Bett, das nicht gemacht war. Ich musste aber sagen, dass ich mein Bett auch nie machte. Rechts daneben gab es eine Tür, die offenbarte, dass es in ein kleineres Badezimmer ging. Wir waren also im großen Badezimmer gewesen. Links neben dem Bett war eine Schranktür, die einen Kleiderschrank offenbarte, da er ihn öffnete, sich hineinstellte.
„Voll schön", seufzte ich leise, hielt mir das Handtuch vorne fest zu.
„Setz dich ruhig", gab er von sich, ohne sich umzudrehen und ich sah ruckartig auf seinen muskulösen Rücken.
„Clint?", schluckte ich nochmal leicht, betrachtete seine linke Schulter.
„Ja?"
„Wieso hast du so viele Tattoos?", fragte ich ihn, legte den Kopf schief und setzte mich auf sein Bett.
Er hielt inne, ehe er auf seinen linken Arm blickte. „Hm", machte er. „Ich... wollte sie einfach", zuckte er dann leicht mit seinen Schultern. „Es gab keinen besonderen Anlass."
„Nun", schlug ich den Blick in meinen Schoß nieder, „Ich finde sie wunderschön", lief ich leicht rot an.
Er lachte leicht, ehe er sich umdrehte. Ich zuckte zusammen als seine Finger mein Kinn anhoben. Er legte den Kopf schief, strich mit dem Daumen über mein Kinn. Danach öffnete er leicht den Mund, setzte sich aber wortlos in Bewegung und verschwand im Badezimmer. Das nächste Mal als er wieder hervorkam, hatte er eine trockene Boxershorts an.
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„Danke", murmelte ich leise als er mir einen dicken Pulli, eine Boxershorts und eine Jogginghose von sich gab.
Seine Mundwinkel zuckten. „Du kannst dich auch im Klo umziehen", schlug er mir vor.
Ich spürte, wie schnell mein Herz schon seit Minuten schlug, aber was ich mir bei meinem nächsten Spruch dachte, wusste ich nicht. Nur, dass es mein Herz noch schneller schlagen ließ. „Hast du mich schon mal nackt gesehen?"
„Nein", schmunzelte er.
„Du lügst", gab ich ruhig von mir, sah zu ihm hoch. „Oder?"
Er zog leicht eine Braue hoch. „Wieso sollte ich lügen?"
„Weil du zu schnell geantwortet hast", erklärte ich mich, stand vom Bett auf.
Er verdrehte leicht die Augen, ehe er sich konsequent umdrehte. „Mach kein Drama draus", kommentierte er.
Ich legte den Kopf schief, ehe ich mir den Pulli über meinen Kopf und mein Handtuch zog. Danach schlüpfte ich umständlich in die Boxershorts, die mir bestimmt zwei Nummern zu groß war. „Du kannst dich auch wieder umdrehen", sagte ich nebenbei, zog das Handtuch unter dem Shirt hervor und er seufzte, atmete tief ein, ehe er sich wieder umdrehte und ich in die übergroße Jogginghose schlüpfte.
„Für eine Frau bist du eigentlich recht normalgroß", haute er nachdenklich raus. „Aber ich habe nie darüber nachgedacht, wie klein du in meinen Klamotten wirkst."
Ich hob beide Augenbrauen, legte leicht den Kopf schief.
„Du, ehm... musst dir auch noch was anziehen", erklärte ich ihm.
„Darf ich dir eine Frage stellen, die ich ehrlich beantwortet haben möchte?", überging er mich. Ich spürte, rot zu werden, nickte aber einfach drauflos. „Hast du Angst vor mir?"
Ich nickte erst, doch schüttelte dann gleich den Kopf und zog die Brauen zusammen. „Ich weiß es nicht", antwortete ich. „Manchmal, wenn... du mich so laut anbrüllst und mir Vorwürfe machst."
Er seufzte. „Okay", gab er ruhig von sich, sah mich noch ein paar Sekunden an – mir nur nicht in die Augen, worauf ich wartete –, ehe er sich danach wieder auf den Weg zu seinem Kleiderschrank machte und sich selbst Klamotten heraussuchte.
„Wunderschön", murmelte ich nochmal als seine Tattoos hinter einem anderen Pullover verschwanden.
„Was ist wunderschön?"
Ich lief rot an, sah sofort weg als er über seine Schulter blickte und in eine kurze Hose stieg.
„Ach, nichts", fiel mir keine bessere Aussage ein. „Der Kleiderschrank ist schön ordentlich", flunkerte ich, sah zu seiner breiten Kommode auf der anderen Wand. Ich runzelte die Stirn. „Hä?", machte ich, ging einen Schritt darauf zu. „Bin ich-", ich schrie auf – klang nur heiserer als am Abend zuvor –, ehe ich den Boden unter meinen Füßen verlor.
Erschrocken sah ich Clint an, der mich in seine Arme wuchtete. „Du bist leicht, ja", vollendete er meinen Satz, der garantiert nicht so enden sollte.
„A-aber, Clint, ich-", ich zeigte zur Kommode als er sich auf den Weg aus seinem Zimmer machte.
„Ja, ja", winkte er ab. „Vika, das ist ein altes Bild von dir und Charlie." Ich wusste instinktiv, dass er log. Nur wieso log er mich jetzt noch an? Ich zog die Brauen zusammen, sah erst zu ihm auf, dann auf die weißen Wände des Flurs, ehe ich noch mehr die Augenbrauen zusammenzog. Ich hatte mich vorhin wohl verguckt. Der Flur war zwar weißgehalten, doch hier und da hing ein Foto – nur mehr halt nicht. Doch Flecken an der Wand, die heller erschienen und quadratisch waren, wiesen wohl darauf hin, dass da mal noch mehr Fotos gehangen hatten. Das Wohnzimmer war hellgrün gehalten. Die Wand woran die Couch anlehnte war hell grün. Die Couch war eine weiße Ledercouch, die eigentlich relativ ungemütlich wirkte. Davor stand ein dunkelfarbener Holztisch mit einer Fernbedienung darauf. Vor der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Glaskommode, auf der ein Fernseher stand. Seufzend setzte Clint mich auf der Couch ab. Ich schnaubte, sah zu ihm hoch und folgte seinen Bewegungen als er mir eine kuschelige Decke reichte. „Siehst du die Tür?" Er zeigte auf eine Tür, die an einer schräggelegenen Wand angebracht war.
Diese war nur angelehnt. „Ja", antwortete ich ihm leise, wickelte mich in die Decke ein.
„Das ist die Küche, wo ich schnell was zu essen mache, okay?"
Ich nickte, aber als er sich aufrichtete folgte ich ihm sofort, was ihn nur wieder seufzen ließ.
Ich umklammerte seine Decke fest, damit sie nicht vom Boden dreckig wurde – auch wenn er mir sehr sauber erschien. Fliesen und helles Laminat waren eine gute Wahl gewesen
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In der Küche, die mit einem ebenso hellen Teint wie der Fußboden in Clints Wohnzimmer ausgestattet war, setzte ich mich vors Fenster, weil es dort einen hellen Holztisch mit Stühlen gab.
„Hast du einen Wunsch, was du essen möchtest?", fragte er und machte den Kühlschrank auf. Ich schüttelte meinen Kopf. Er begann leicht zu lächeln. „Ich schieb uns einfach eine Tiefkühlpizza in den Ofen." Danach hantierte er auch schon in der Küche etwas rum, nahm sich nebenbei noch zwei Tassen. Und dann machte er komischerweise den Herd an, obwohl er vom Ofen gesprochen hatte. Ich war verwirrter denn je. „Möchtest du mir erzählen, warum du abgehauen bist?", fragte er irgendwann mit dem Rücken zu mir gewandt und ich seufzte.
„Mhmmm", schüttelte ich dann meinen Kopf.
„In Ordnung", antwortete er. „Solltest du es aber möchten, dann kannst du mich jederzeit aufsuchen." Ich zog leicht eine Augenbraue hoch. „Immerhin weißt du nun schon, wo ich wohne." Ich schmunzelte leicht – mehr aber auch nicht. Dann kippte er etwas in zwei neben sich stehende Tassen und stellte sie mir vor die Nase. „Könntest du die schon einmal rübertragen?", fragte er und ich schluckte leicht, ehe ich nickte. „Aber Vorsicht, heiß."
<Es ist nicht das einzige, was heiß ist.
Vorsichtig umgriff ich die Henkel der Tassen und brachte beide dann ins Wohnzimmer, wo ich sie auf dem Tisch abstellte. Dann fand ich Untersetzer und korrigierte mich gleich.
Letztendlich drehte ich mich um, ehe Clint auch schon aus der Küche kam, mit der Decke im Arm und einem großen Teller auf der Hand, von dem ein unglaublich köstlicher Duft ausging.
„Ich hoffe, dir schmeckt es", murmelte er leise, ehe er sich die Fernbedienung nahm und den Fernseher anschaltete. Auf diesem lief gerade ein roter Blitz über den Bildschirm. „Hast du inzwischen mal Fernsehen gesehen und guckst etwas gerne?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf.
Entspannt reichte er mir die Decke und ich fragte mich, ob er gerade Gedanken lesen konnte. Ich wollte sie nämlich haben – da sie wunderbar roch.
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„Hast du keinen Hunger, Victoria?", fragte er und schaltete die Lautstärke des Fernsehers etwas herunter, sodass ich ihn besser verstehen konnte. Ich zuckte nur nichtssagend mit den Schultern. „Es ist Pizza, das muss dir doch schmecken", schmunzelte er leise, doch ich zuckte nur wieder mit meinen Schultern.
„Es riecht auch echt lecker", nuschelte ich nach einigen Minuten und er seufzte, ehe er mit der Hand an mir vorbei zum Tisch griff und sich ein Stück der Pizza nahm.
Dieses Stück hielt er mir hin. „Iss, sonst kippst du mir noch um."
Meine Wangen wurden etwas warm, ehe ich nickte und langsam meine Hand ausstreckte.
„Danke", murmelte ich, während ich es entgegennahm und danach anstarrte, als sei das Stück Pizza ein Alien vom Mars.
Vorsichtig näherte ich mich mit meinem Mund dem Stück Pizza, ehe ich hineinbiss und ein Stück mit den Zähnen abriss. Einige Sekunden kaute ich, ehe ich aufseufzte. Es schmeckte köstlicher als alles, was ich je bisher gegessen hatte. Und das war auch eher wenig und eintönig. Immerhin aß ich jeden Morgen sechs Brötchen, die nicht belegt waren. Das war alles eintönig.
Nachdem ich mit dem ersten Stück fertig war, sah ich auf, weil es mir so vorkam, als wenn ich beobachtet werden würde – und dies war so. Clint sah mich unentwegt an und zeigte einmal mehr keine Regung in seinem Gesicht. Als war er ein Roboter, der nicht lieben, keine Sympathie entwickeln oder Spaß haben konnte.
„Wieso isst du nicht mehr?", fragte er leise und ich schluckte.
„Wieso isst du nichts?", hakte ich genauso leise nach und sah auf den Teller auf dem Tisch.
Es waren noch sieben gleichgroße Stücke übrig. Da war doch für jeden was dabei.
„Weil ich möchte, dass du sattwirst", erklärte er sich und ich seufzte.
„Aber du musst doch auch was essen", beharrte ich darauf.
„Zur Not mach ich mir ein Brot, Vika", lächelte er sanft. „Ich werde schon nicht verhungern."
Ich seufzte erneut, ehe ich mir diesmal alleine ein Stück nahm und es ihm dann hinhielt. „Bitte, iss", bat ich und meine Wangen wurden etwas rot.
Er sah mich an, während er seine Hand ausstreckte. Doch anders wie nun erwartet, griff er an mir vorbei und hielt an meinem Gesicht. Langsam strich sein Daumen über meinen Mundwinkel, was mich vollkommen irritierte.
„Du hattest dort Tomatensoße hängen", erklärte er und nahm sich danach das Stück Pizza, ehe er es zu seinem Mund führte und hineinbiss. Ich blieb feuerrot im Gesicht vor ihm sitzen und sah ihn lediglich an. „Alles wieder gut?", fragte er leise nach und ich seufzte, ehe ich merkte, wie meine Augen schon wieder zu brennen anfingen. Diese... „alles gut?"-Frage...
„Ich wurde beinahe heute Nacht vergewaltigt, Clint", meinte ich. „Wie sollte es mir da gut gehen?"
Er zuckte mit den Schultern. „Weil du stark genug bist, um alles zu schaffen, was du dir in den Kopf setzt."
Er hatte Recht, das konnte ich. Aber auch nur, wenn ich es wirklich unbedingt wollte.
„Danke, fürs Leben retten", bedankte ich mich endlich bei ihm und er steckte sich das letzte Stück seiner Pizza in den Mund.
„Gerne, Vika." Ich lächelte leicht, ehe ich mir das nächste Stück Pizza nahm. „Nach dem Essen solltest du aber schlafen. Es ist spät."
„Bleibst du bei mir?", fragte ich nach einigen Minuten leise und plötzlich legte er einen Arm um mich, zog mich an sich.
„Immer. Versprochen", nuschelte er und vergrub sein Gesicht in meinem Haar. „Im Übrigen stehen dir meine Klamotten", haute er dann leise nach einigen stillen Sekunden zwischen uns raus.
Ich wurde rot, nickte aber und biss dann nochmal in mein Stück Pizza. Ja, ich konnte mir gut vorstellen, dass dies hier mein Lieblingsessen war. „Danke für das Kompliment", nuschelte ich leise.
Er schmunzelte. „Das war eine Feststellung, kein Kompliment", stellte er klar. „Wenn ich dir ein Kompliment machen würde, würdest du es eindeutig als solches erkennen."
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Datum der Veröffentlichung: 23.03.2020 17:58 Uhr
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