Nineteen
Nineteen:
Tabletten
„Okay, aber Sie wissen nun, wie viele Sie nur schlucken dürfen?", sah Dr. Cho mich nochmal streng und intensiv an, weswegen ich brav nickte.
„Zwei Pillen, nicht mehr", sagte ich. „Und erst zehn Minuten vorm Schlafengehen."
„Gut, dann wissen Sie ja wirklich bescheid und haben mir zugehört, Miss Romanoff." Ihre Mundwinkel zuckten, während sie auf den Monitor sah. „Und Sie sollten bitte mehr Magnesium zu sich nehmen. Ihre Blutwerte sind nicht mehr ganz in Ordnung."
„Wieso sollte man Ihnen nicht zuhören?", fragte ich sie und runzelte die Stirn als ich zur Tür lief, während sie noch was an ihrer viereckigen Bildschirmblechdose eintippte. Ich glaubte, es hieß Computer oder so.
„Nicht so wichtig." Sie seufzte. „Aber Sie sollten mehr essen und trinken, Victoria."
„Warum?"
„Weil Ihre Werte nicht gerade im grünen Bereich stehen, wie schon gesagt."
„Okay", antwortete ich langgezogen und öffnete die Tür.
„Aber darüber reden wir morgen, es ist spät", sagte sie, strich sich ihr schwarzes Haar zurück. „Ich mag nach Hause."
„Ja", nickte ich. „Ist es wirklich." Ich seufzte. „Gute Nacht."
Sie lächelte. „Nacht."
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„Wie war es bei Cho?", fragte Natasha auf der Couch sitzend.
Ich lief zur Einbauküche und nahm mir aus dem Kühlschrank Saft, ehe ich es in ein Glas kippte, was ich mir aus einem Hängeregal herausnahm.
„Keine Antwort ist auch 'ne Antwort", sang Pietro leise und Natasha schnaubte.
„Magst du mich jetzt für den Rest deines Lebens ignorieren? Weil ich dir verbiete, mit Clint in Kontakt zu treten?", haute sie raus.
Ich nahm das Glas, stellte den Saft wieder in den Kühlschrank und trank einen Schluck aus dem Glas. „Pietro?", fragte ich und dieser sah von der Zeitschrift auf.
„Ja, Victoria?"
„Kann ich nachher nochmal mit dir raus?", fragte ich. „Ich weiß, es ist spät, allerdings könnte ich frische Luft gut gebrauchen."
„Er hat nachher Training", bestimmte Natasha für ihn. „Aber ich kann. Wir könnten doch-"
„Gut, ich gucke einen Film", entschloss ich mich. „Denn ich habe entdeckt, einen Fernglotzer in meinem Zimmer zu haben", sah ich Pietro an.
„Das heißt Fernseher", korrigierte mich Mr. Rogers, der hereinkam. „Ach, Charlie ist wieder da."
„Toll, wenigstens eine im Haus, die mich nur anlügen muss, weil andere es ihr befehlen", sagte ich glattheraus und lief danach die Treppen hoch.
Ich hätte ja auch noch provozierend gepfiffen, wenn ich gekonnt hätte. Aber ich konnte es nicht, weil man es mir nicht beigebracht hatte – bisher.
„Was hast du denn jetzt wieder angestellt?", fragte Mr. Rogers an jemanden gewandt.
„Sie hat ihr gesagt, sie hätte später Zeit, um sie nach draußen zu begleiten", hörte ich Pietro sagen. „Und mir hat sie nun Training aufgedrückt."
„Ja, aber das hattest du heute früh und das hast du geschwänzt."
„Ja, entschuldige, kam noch an einem Starbucks vorbei und dann war der Laden viel spannender als die Versuchung, hier um den Block zu rennen und im Wald nach Ketten zu suchen, die an Bäumen hängen."
Danach schloss ich meine Tür hinter mir und drehte mich um.
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Seufzend lehnte ich mich gegen meine Tür und ließ mich daran heruntersinken.
Am liebsten würde ich hier weg. Aber ich kannte keinen außerhalb dieses Grundstücks und hätte niemals in der Welt da draußen alleine überlebt.
Das war... beschissen.
Ja, es war beschissen. So richtig beschissen!
Ich hatte meine Träume nicht mehr. Ich wollte wieder diese Träume haben, die mir Angst machten. Ich fand sie einerseits interessant, andererseits fand ich sie verstörend und gruselig. Recht einschüchternd. Doch es zeigte mir andere Seiten an mir. Seiten, die ich viel lieber an mir sehen würde. Selbstbewusstere Seiten.
<Sie zeigen Vergangenheit, Victoria.
>Sie zeigen gute Seiten von ihnen, die ich nicht kenne.
<Du könntest sie kennen, wenn du wollen würdest.
>Und was willst du damit sagen?
<Psychogene Amnesie bedeutet nicht das, was sie dir gesagt haben.
Da war dieses Ding aber sehr optimistisch. Ich hatte keine Chance, nachzusehen.
Vor einer Woche fand Nathan mich mit – als er fragte, ob ich was essen wollen würde – meinem Spielzeug von Charlie vor und hatte es mir abgenommen – mit der Begründung, es könne mir wehtun.
Dabei hatte ich mich nur etwas mit Friday unterhalten und sie besser kennenlernen wollen, weil Dr. Banner doch gemeint hatte, ich solle mich mit den Leuten hier unterhalten.
Klar konnte ich mir natürlich denken, dass Friday nicht echt war. Nichts an ihr klang echt und ich konnte sie auch nicht sehen. Aber zum Reden war sie dagewesen.
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„Zwei Tabletten, huh?", holte ich die kleine Packung hervor, ehe ich aufstand, zu meinem Nachttisch lief und sowohl die Packung als auch das Glas dort abstellte. „Hoffentlich wirken sie."
Bevor ich sie nahm, ging ich aber duschen. Nach dem duschen ging ich wieder in mein Zimmer und seufzte mehrmals beim Anziehen der Klamotten.
Wanda nannte dies, was ich anzog, klassisch. Ich nannte es, bequem und nicht so modebewusst.
Gott, ich war krank. Ich hatte mein Gedächtnis irgendwo verloren und auch noch vergessen, wo ich es verloren hatte. Was erwartete sie also von mir? Das ich auf dem neusten Modestand war?
Als ich unter meine Decke eingekuschelt dalag, nahm ich mir zwei Tabletten aus der Packung und sah sie mir an, wie sie, wenn ich die Hand etwas vor und zurückwiegte, hin- und herrollten. Sie waren echt klein. Nur wusste ich mittlerweile, auf Ärzte sollte man hören. Also beließ ich es bei zwei Tabletten, schluckte diese mit dem Saft hinunter und legte mich richtig hin.
Und endlich hatte ich nach einiger Zeit wieder traumlose, ruhige und entspannende Schläfchen.
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Datum der Veröffentlichung: 23.03.2020 17:42 Uhr
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