Five
Five:
Frühstück
In dieser Nacht schlief ich, seit ich auf dieser Krankenhausstation aufgewacht war, gut.
Ich träumte etwas Schönes. Ich befand mich auf einer Lichtung und las ein gutes Buch. Es war Sommer und um mich herum graste ein Pferd. Ich trug ein schönes Kleid und alles war ruhig – die Atmosphäre war wundervoll.
Ich war ausgeruht und hatte die ganze Zeit über den Geruch von Flieder, Lavendel und köstlicher Pfefferminz in der Nase – und auch auf der Zunge.
Doch am nächsten Morgen konnte ich mich nicht einmal mehr an die genausten Einzelheiten meines Traumes erinnern.
Nur noch an einen Namen. Den Namen des Pferdes. Giselle.
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Clints Perspektive:
Ich murrte, zog die Augenbrauen zusammen. „Fuck", gab ich von mir, hob den Arm und verdreckte damit meine Augen. Ich hatte die kurzen Gardinen nicht zugezogen, verflucht. Ich zuckte zusammen als der Grund, der mich geweckt hatte, erneut ertönte. Meine Klingel. Ich könnte kotzen. Seufzend nahm ich mir meine Jeans, zog sie mir auf dem Weg zur Haustür an. „Was?!", öffnete ich müde die Tür, verzog bei meiner Stimme die Miene. Ich hatte eindeutig zu viel getrunken. „Was ist jetzt?", murrte ich, rieb mir übers Kinn.
„Ich wusste nicht, dass Sie noch mehr Tattoos als vor drei Monaten haben könnten, Barton."
Ich zog eine Augenbraue hoch, sah auf meine Schulter. „War das der Grund, weswegen Sie mich in dieser Früh wecken?"
„Nun ja", legte sie den Kopf schief, betrachtete meinen Bauch. „Ihr Wecker hat nicht aufgehört zu klingeln und da dachte ich, ich gehe Mal nach Ihnen schauen."
Ich schüttelte den Kopf, war im Inbegriff die Tür zu schließen. „Wenn das alles i-", ich zog meine Augenbraue wieder hoch als ich mich umwandte und auf ihre Hand starrte, die sie gegen meine Haustür drückte. „Okay, was ist noch?", sagte ich. „Ich bin nämlich nicht gerade erpicht darauf-"
„Wie wäre es mit Ihnen und mir? Heute Abend? Ich könnte im Restaurant etwas reservieren lassen und wir-"
„Wie oft soll ich Ihnen noch einen Korb erteilen?", lehnte ich mich gegen meinen Türrahmen. „Ich bin nicht an Ihnen interessiert, Miss Warring."
„Nur gebe ich nicht auf, bis Sie nachgeben", lächelte sie breit. „Ich kriege immer, was ich möchte."
Ich verdrehte meine Augen. „Schönen Tag noch", schloss ich die Haustür vor ihrer Nase, ehe ich kurz innehielt und mich dann einmal schüttelte.
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Victorias Perspektive:
Als ich aufwachte blinzelte ich gegen das Tageslicht und grummelte.
Danach kuschelte ich mich weiter in die Bettdecke, die so weich war. „Nur noch fünf Minuten, Tag", bat ich. Doch als mir die Sonne nach einigen Minuten direkt ins Gesicht schien, ergab ich mich seufzend, atmete einmal tief ein. Dann roch ich es. Lavendel und Pfefferminze.
Irritiert hob ich meinen Kopf und bemerkte dann, dass ich nicht in meinem Zimmer lag.
Und da wurde mir bewusst, was ich gestern angestellt hatte.
>Ach, Menno.
Ich ließ mich zurück in die Kissen sinken und starrte wieder seufzend an die Decke.
Einige Zeit blieb ich noch unter der schön duftenden Decke, kuschelte mit dem Kopfkissen und genoss doch noch die Sonne. Aber dann stand ich auf.
>Ich sollte meine Zähne putzen.
Dies fiel mir ein, nachdem ich meine Blase entleert hatte. Doch meine Zahnbürste war in meinem Zimmer. Und so hätte ich nach draußen gemusst, einen Flur lang. Mir hätte sonst wer begegnen können. Nur nach gestern wollte ich Menschen mit anderen Hautfarben, die so bunt waren, nicht nochmal begegnen.
Als es klopfte wurde ich aus meinen Grübeleien gerissen. „Guten Morgen", lächelte Dr. Banner und steckte seinen Kopf herein nachdem er die Tür einen spaltbreit geöffnet hatte. „Können wir reinkommen?" Er deutete auf sich und Dr. Bolyn. Ich nickte und so betrat er den Raum und ich setzte mich wieder aufs ungemachte Bett. „Okay, wir haben heute mal kein Frühstück parat, falls es in Ordnung ist."
„Warum?", fragte ich leise und spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Ich verspürte bereits einen Bärenhunger.
„Weil wir uns dachten, Sie könnten heute mit Dr. Banner und ein paar anderen frühstücken", schlug Dr. Bolyn vor. „Einen weiteren Punkt in Richtung Selbstheilung und Selbstverwirklichung schaffen. Ihre Schwerpunkte der Therapie, Victoria."
>Lieber verhungere ich.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich mag nicht, entschuldigen Sie, Dr. Bolyn, Dr. Banner", sah ich beide nacheinander an.
Dr. Bolyn seufzte, noch immer an der Tür stehend. „Victoria, es ist wichtig, dass Sie Vertrauen zu anderen Menschen aufbauen."
„Aber ich habe Angst", flüsterte ich leise.
„Ich weiß", nickte Dr. Banner und ich horchte auf. Er hatte mich verstanden? Obwohl ich geflüstert hatte? „Bitte. Dich beißt wirklich niemand."
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Es dauerte noch gute zwanzig Minuten, ehe er sie mich tatsächlich überredeten und ich beiden nach unten folgen wollte.
Doch an meinem Zimmer hielt ich.
„Ist es in Ordnung, wenn ich mir noch schnell die Zähne putze?", fragte ich und Dr. Banner drehte sich kurz um. Er nickte und so verschwand ich in meinem Zimmer.
„Ich vertraue darauf, dass du nicht abhaust, Victoria", ermahnte er mich noch, sodass meine Wangen rot wurden, ehe ich in meinem Zimmer verschwand.
Sobald ich mit Zähneputzen fertig war, zog ich mir eine Leggings an und einen Pullover, der schön flauschig war.
Danach wollte ich mir meine Haare in einem Zopf zusammenbinden, der in einer Katastrophe endete. So ließ ich es bleiben und trat dann, mit klopfendem Herzschlag, nach draußen vor meine Zimmertür.
Ich hörte von unten Geschnatter, was mein Herzklopfen verstärkte und meinen Atem brüchiger werden ließ.
Am liebsten hätte ich nun aufs Frühstück gepfiffen und wäre wieder in meine Höhle gegangen, hätte mich am liebsten dort unter meine Bettdecke verkrümelt und wäre nicht mehr hervorgekommen. Aber ich lief tapfer hinunter, die Treppe.
Bis ich in diesem Wohnzimmer stand und nach links in die Einbauküche sah. In dieser stand Dr. Banner.
„Wo ist Dr. Bolyn?", fragte ich, legte die Hände aneinander.
„Er hat noch weitere Termine in seiner Praxis", erzählte er mir. „Möchtest du Kaffee?", fragte er leise und ich runzelte meine Stirn.
„Eh... dumme Frage", kratzte ich mich am Nacken. „Aber was ist Kaffee?"
„Ein Getränk", antwortete er ruhig und sah auf. „Möchtest du's?"
Ich nickte einfach mal. „Klar, warum nicht?", lächelte ich leicht. „Probieren geht über Studieren."
Er nickte, lächelte auch etwas, ehe er zu einer Maschine lief und dort eine Kanne hervorholte. „Das sagt deine Schwester auch immer." Ich zuckte unmerklich leicht zusammen.
An einer Tür sah ich etwas über der Wand hängen. „Was ist das?", fragte ich und zeigte auf dieses etwas.
„Eine Uhr", lachte er leicht. „Tonys Tochter hat sie gestaltet."
„Ja", antwortete ich leicht. „Eine Uhr sollte nämlich anders aussehen, nicht wahr?"
Er nickte. „Im Übrigen wollte ich dich mal fragen, ob deine Tests zum Thema rechnen und lesen von Erfolg waren." Er seufzte. „Ich war nur leider die Tage sehr beschäftigt", fügte er hinzu.
Ich überlegte. „Ist es das, wo man Zahlen zusammenzählt und Buchstaben zu einem Wort und dann zu einem Satz verbindet?" Er nickte. Ich nickte schneller. „Kann ich... denke ich."
„Denkst du?", lächelte er und stellte mir plötzlich eine Tasse hin. „Okay, fünf plus sieben?"
„Zwölf", antwortete ich nach einigen Sekunden.
„Okay, wir üben etwas Mathematik und Englisch die Tage, dann solltest du wieder auf den Damm kommen." Ich nickte.
„In Ordnung", fügte ich dann doch lieber mit ran.
„Komm, Essen wartet nicht", lächelte er und winkte mich zu sich, ehe er loslief. Um die Kücheninsel herum und auf einen weiteren Flur zu.
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Ich folgte ihm still, ehe wir in einem großen Essraum ankamen. Fast wie eine Cafeteria. Zwar wusste ich nicht, wie eine Cafeteria aussah, aber ich dachte, so musste sie aussehen.
Und zwei Menschen am Tisch kannte ich bereits, wenn man Dr. Banner ausschloss.
Sunna und diesen Blonden, der am Kopf saß und sein Essen nur so in sich hineinschaufelte.
„Hallo, Victoria", sagte der andere Blonde, mit goldenen Augen – welche mich faszinierten und einzunehmen schienen.
Ich lächelte schüchtern, ehe ich mit meiner Tasse in der Hand schnell weiterlief. Immer schön Dr. Banner nach. Neben ihn setzte ich mich auch.
Danach sah ich ruhig auf meinen Teller und hielt den Mund.
„Möchtest du nichts essen?", fragte Sunna irgendwann und ich wurde rot, ehe ich aufsah.
Danach schüttelte ich – als ich bemerkte, dass mich alle ansahen – den Kopf und senkte ihn schnell wieder.
Und weil ich mir noch immer beobachtet vorkam, wollte ich einen Schluck vom Kaffee probieren. Stattdessen fing ich aber an zu würgen und mich zur Seite zu drehen. Irgendwann ging mein Würgen in ein starkes Husten über, während mir Dr. Banner auf den Rücken klopfte. „Gut, also keinen Kaffee", seufzte er und stellte meine Tasse mit einem lauten Rums beiseite.
„Morgen", antwortete plötzlich jemand und ich schrie auf.
„Woah, ruhig, Victoria", murmelte Dr. Banner und legte mir eine Hand auf die Schulter als ich hustend hochschreckte. Das Mädchen mit den roten Augen war ja mal echt gruselig. Sie war zwar wunderschön, doch ihre Augen verschreckten mich fast so wie die Hautfarbe des Menschen gestern. „Victoria, das ist Wanda. Pietros Schwester." Sie lächelte leicht und winkte mir kurz zu, ehe sie sich neben den einen Blonden, der mich gestern eingeholt hatte, setzte. Diesem verpasste sie einen Wangenkuss.
„Morgen, Pietro."
„Morgen, Wanda." Sie strahlte etwas, ehe ihre Augen plötzlich blaugrün wurden. „Vis schläft noch." Sie fuhr sich durchs Haar, band es oben an ihrem Kopf mit einem Gummi fest. Ungefähr so unordentlich hatte ich heute bei meinem Versuch mit dem Pferdeschwanz ausgesehen. „Er kommt später hinzu." Pietro nickte. Und danach wandte sie sich einfach urplötzlich an mich, sodass ich wie beim Betreten auf meinen Teller blickte und meine Wangen heiß wurden. „Entschuldige, ich war heute früh trainieren und danach sind meine Augen immer etwas... andersfarbig." Ich nickte leicht. „Übrigens gefällt mir die Farbe des Pullis."
„Danke", murmelte ich leise. „Mir auch."
Nach einigen Minuten seufzte Wanda. „Leute, wieso ist es still?", fragte sie. „Ihr quatscht doch sonst immer wie die Vögel und Ratten über alles und jeden im Team."
„Ja, aber Victoria kann mit den Begriffen nichts anfangen", seufzte Pietro und ließ plötzlich den Kopf auf den Tisch krachen, was mich hochfahren ließ.
„Hm?", machte ich und Sunna fing an zu lachen, was mich wieder rot werden ließ. Ich hasste diese Röte langsam.
„Und gerade wäre sie beinahe eingepennt."
Ich schüttelte den Kopf. „Ich war nur in Gedanken." Mein Gähnen verriet mich.
„Na los, iss was", forderte mich der Typ mit den goldenen Augen ruhig auf. „Ist echt lecker."
„Eh-", ich sah geradeaus. Brötchen.
Ich schnappte mir einfach so schnell wie möglich eins und zog es zu mir auf den Schoß, ehe ich es auseinanderriss und Dr. Banner seufzte. „Wie ein Kleinkind", meinte er und umfasste meine Hände mit dem Brötchen, ehe er alles auf den Teller zog. „Ich muss dir wohl jeden Morgen erklären, dass man das Essen auf dem Teller liegen lässt."
„Ja, aber-", fing ich an.
„Ist doch in Ordnung, Bruce", ermahnte Wanda ihn und sah mich lächelnd an. „Lass sie essen, wie sie mag. Sind doch nur unter uns und nicht im Restaurant."
„Ja, lasst uns mal ins Restaurant mit Vika", sagte Pietro plötzlich.
„Nein", antworteten alle synchron und ich zuckte zusammen. Auch das Zusammenzucken fing ich an zu hassen.
„Sie darf das Grundstück nicht verlassen", sagte der Typ mit den goldenen Augen. „Auch wenn es praktisch wäre, sie nicht-", plötzlich vibrierte der Tisch leicht und er verstummte.
„Ich liebe dich auch, Damon", kommentierte Sunna kurz grinsend und schnappte sich die Tasse, ehe sie daraus trank. Als sie meinen forschenden Blick bemerkte hörte sie auf zu trinken. „Möchtest du probieren?", hielt sie mir plötzlich den Becher quer über den Tisch hin, doch ich schüttelte schnell den Kopf und sah dann auf mein Brötchen, welches ich noch immer umklammert hielt.
Langsam begann ich es zu zerrupfen und steckte mir dann immer wieder kleine Stücke davon in den Mund. So verputzte ich drei Brötchen, ehe ich eine neue Tasse vorgeschoben bekam.
„Vielleicht schmeckt dir das", merkte Wanda an und setzte sich einfach zu mir, was mich blass werden ließ. Mein Puls wurde schneller. Was wollte sie von mir? Mir wehtun? „Probier", zeigte sie auf die Tasse als ich das vierte Brötchen gerade am zerrupfen war.
Ich ließ es los, wischte mir die Krümel am Pullover ab und nahm vorsichtig die Tasse. Sie war kalt. Nicht warm, wie beim Kaffee. „Was ist da drin?", fragte ich leise nach.
„Kakao", antwortete sie. „Ist echt lecker."
Ich nickte, hob es dann langsam an die Lippen und dann trank ich vorsichtig einen Schluck daraus, ehe es binnen Sekunden doch leer war.
„Das schmeckt wirklich", lächelte ich sie leicht an und wurde rot. „Danke."
Sie zeigte auf eine Stelle über ihrer Oberlippe. „Du hast einen Kakaobart." Ich wurde noch röter, weil ich nicht wusste was es war. Dennoch wischte ich mir kurz darüber und entfernte etwas Feuchtes. „Bruce?", fragte Wanda plötzlich als sich dieser erhob und er hielt inne. „Kann ich mit Vika nach dem Frühstück etwas nach draußen? Ich verspreche auch, mich mit ihr nicht weit vom Gelände zu entfernen."
Er seufzte, nickte dann aber als ich ihn ansah und er den Blick erwiderte. „Du hörst auf Wanda, verstanden?"
Ich nickte. „Ja, Dr. Banner."
Pietro prustete los, ehe ein Pfiff durch den Raum hallte.
„Hab ich mich verguckt, oder sitzt Romanoff-"
„Tony, wir haben Arbeit", zog Dr. Banner den etwas älteren, braunhaarigen Mann aus dem Raum.
„Hey, halt, ich habe Hunger!", rief er, da schnappte sich Wanda ein Brötchen und warf es aus dem Raum.
„Friss das, Stark!", rief sie herausfordernd.
„Leck mich, Maximoff!", antwortete er und ich seufzte, ehe ich zusammenzuckte als plötzlich ein weiteres Brötchen vom Tisch verschwand und um diesen ein braunhaariges Kind hervorgelaufen kam, dass ihm auch noch ein Brötchen nachschmiss.
„Ja, nimm das, Dad!"
„Morgan H. Stark!"
Das Kind schlug sich die Hände vor den Mund als laute Geräusche ertönte. „Entschuldige, Mummy!", lief sie direkt wieder aus diesem Raum und ich blickte dem Rücken des Mädchens nach. Wer war Morgan?
„Wer war das?", fragte ich nach, deutete ihr nach.
„Morgan", antwortete Wanda ruhig. „Tonys Tochter. Sie ist das hyperaktivste Kind, dass ich kenne."
„Neben Jane, bitte. Die ist hibbeliger", wandte Pietro ein.
Ich senkte den Blick wieder auf meinen Teller.
„Los, du musst doch bereits satt sein", sagte Wanda als ich mein bereits sechstes Brötchen aus dem Korb nahm und umgriff plötzlich meinen Arm, ehe sie mich von der Bank hochzog. „Lass uns spazieren gehen", entschloss sie und ergriff meine Hand. „Wird lustig."
„Wieso?", fragte ich skeptisch als sie mich aus dem Raum zog.
„Weil ich eine coole Idee habe", grinste sie und zog mich die Treppen hinauf. „Du musst dich nur dicker anziehen, da wir es Anfang Herbst haben und es schon echt kühl draußen ist."
„Hab ich bemerkt", murmelte ich mit roten Wangen als sie mich in meinem Zimmer ablieferte.
„Ich hol dich in zwanzig Minuten wieder ab", lächelte sie selbstbewusst und verließ mich dann einfach. Nun war ich wieder einmal allein.
Und das konnte ich nicht leiden. Doch lieber war ich allein, als mit diesen Menschen zusammen.
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Datum der Veröffentlichung: 23.03.2020 15:41 Uhr
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