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Twenty

Twenty:
eine Erklärung

Victorias Perspektive:

Als Natasha mich bat, die Tür aufzumachen, ignorierte ich es. Denn das hier ließ ich mir nicht mehr ausreden. Ich wollte gerade über rein gar nichts nachdenken müssen. Nichts, was passiert war, was womöglich noch passieren würde oder was auch immer passieren könnte. Ich konnte mich nicht mal auf den Songtext in meinem Kopf konzentrieren, den ich mir immer wieder ins Gedächtnis rief, um nur an nichts anderes denken zu müssen.

Als ich endlich fertig war, zog ich mir noch schnell eine frische Jogginghose und ein frisches Oberteil an. Ich fühlte mich in meinen anderen Klamotten nämlich dreckiger als dreckig.

Dann trat ich hinaus in den Flur, in der Hoffnung, niemanden mehr davor zu haben, damit ich direkt bis zum Treppenhaus stürmen konnte. Vergebens hoffte ich jedoch. Denn ich sah Natasha, wie sie gerade zurück ins Wohnzimmer gehen wollte. Und sie hörte mich, sah zu mir zurück.

Kurz lächelte sie – anscheinend erleichtert. Doch dann glitt ihr Blick zu meiner Hand, wo die Tasche baumelte. Mehr als diese Tasche hatte ich zum Packen nämlich im Zimmer nicht gefunden, weswegen ich von ausging, dass irgendjemand mal zwischendurch in der Wohnung von ihr und mir gewesen sein musste, während ich im Koma lag.

„Jarvis, lässt du den Fahrstuhl bitte ins Stockwerk kommen?", murmelte ich.

„Wo willst du hin?", fragte sie mich beinahe misstrauend, zog eine Augenbraue hoch. Sie drehte sich zu mir um.

Einen Moment überlegte ich. „Ich weiß nicht", zuckte ich leicht mit den Schultern. „Vielleicht in unser Apartment zurück... oder so." Meine Stimme klang rau, sehr ruhig. Beinahe seelenruhig. Als ob nicht gerade meine kleine Welt zerstört worden war – oder meine Fantasien.

>Das passiert, wenn man sich in Kerle verliebt.
<Es kommt nur Mist dabei raus.
>Endlich sind wir mal einer Meinung.

„Bitte, geh nicht", sagte sie, schüttelte ihren Kopf und kam näher. „Nicht wegen Clint, sondern deiner Gesundheit, Vika. Du gehst das alles zu schnell an."

Ich seufzte, sah kurz auf meine Tasche und dann zu Boden. „Ich muss aber, Natasha", erwiderte ich, blinzelte als sich Druck in meinen Augen aufbaute. „Ich halte es keine Sekunde länger hier aus. Mit niemandem momentan." Ich sah auf. „Nicht einmal mit dir", log ich. Ich wollte wirklich nur noch allein sein. „Und wenn ich gehe, ist das fördernder für meine Gesundheit als hierzubleiben."

Sie schloss kurz ihre Augen. „Na gut", seufzte sie nach einigen Sekunden Stille zwischen uns, ehe sie in ihre Hosentasche griff und mir etwas hinwarf, was ich ungelenk mit der Hand auffing, die nicht die Tasche umklammerte. „Hier." Ich sah auf die Schlüssel hinab. „Nimm meinen Wagen." Ihre Autoschlüssel? War sie sich da sicher? Ich war mir nämlich nicht sicher, ob ich den heute nicht noch zu Schrott fahren würde.

Ich nickte verblüfft, dennoch auch dankbar.

„Wir sehen uns", sagte ich ihr, ehe ich Tony zuwinkte als der Fahrstuhl sich öffnete und ich mich auf den direkten Weg dorthin machte.

„Geht es-", auf dem Weg zum Fahrstuhl ergriff Clint zwar das Wort, aber wer ihn daran hinderte, weiterzusprechen, wusste ich nicht.

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Seufzend setzte ich mich in den Wagen und stellte die Tasche auf dem Beifahrersitz ab. Wo sollte ich nun hin? Nach Hause? Zur nächsten „legendären" Party? Raus aus New York? Vielleicht irgendwo hin, wo mich keiner bisher kannte? Oder so ähnlich zumindest? Vielleicht sollte ich nach Russland zurück. Obwohl. Es kam mir zu extrem vor, gleich wirklich das Handtuch zu schmeißen und jeden zurückzulassen, nur, weil sich Clint als großes Arschloch entpuppt hatte und mir meine Fantasien mit ihm stahl. Obwohl er auch erst dafür verantwortlich war, dass ich Fantasien mit ihm gehabt hatte. Er war zuvorkommend, charmant gewesen. Er hatte mir etwas vorgespielt... glaubte ich. Ich wusste nicht einmal mehr wirklich, was ich glauben sollte.

Aber ich wollte noch nicht nach Hause. Das war mir klar. Aber wohin, wusste ich nicht. So fuhr ich dennoch los. Und ich fuhr beinahe eine Stunde ziellos durch die Stadt, ohne großen Plan. Irgendwann landete ich aber vor einer Bar. Wo ich eine nette Frau traf. Eine, mit der ich mich unterhalten konnte, ohne groß an Kerle denken zu müssen. Sie hieß Christine. Glaubte ich zumindest.

Nur das was ich an dem Rest des Abends tat, brannte sich mir nicht mehr wirklich ins Gedächtnis. Ich wusste nur, dass ich unverantwortlich betrunken ins Auto stieg und noch zwanzig Minuten so nach Hause fuhr – und dankbar war, nicht angehalten worden zu sein.

Betrunken in meinem und Tashas Apartment angekommen legte ich die Tasche lustlos im Flur ab, ging ins Schlafzimmer und schmiss mich in mein Bett – oder wohl eher Tashas Bett.

Ich seufzte, sah an die Decke. Und das so lange, bis ich die Arme auf den Bauch legte und spürte, dass ich zitterte. Als ich mir dann die Decke überwerfen wollte, wusste ich dann aber auch – als ich Nässe absonderte, die wie kleine Tropfen auf die Decke fielen – dass ich weinte.

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Natashas Perspektive:

Als Victoria weg war, ließ ich mich erschöpft in die Kissen des Sofas zurückfallen und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Denn dieser Abend war nichts als zu einer Katastrophe geworden.

Ich hätte Vika mit mir schleifen sollen und wir hätten grundsätzlich nur Thor aufsuchen sollen. Besser noch, Victoria hätte im Bett bleiben und ich Thor aufsuchen sollen.

Was hatte ich mir dabei gedacht? Ich hatte gewusst, dass Clint mir heute hatte Sarah vorstellen wollen und dennoch hatte ich zugelassen, dass Victoria auch nur in ihre Nähe kam. Was war ich für eine Schwester? Das ich das für nur einen Moment hatte vergessen können?

„Nat?" Ich öffnete die Augen, um nach dem Übeltäter zu sehen, der es wagte, meine Ruhe zu durchbrechen. Es war niemand anderes als Clint. Natürlich war es Clint. Mich störte sonst ja gerade auch keiner.

„Was willst du, Clint?", fragte ich, bemüht um einen ruhigen Ton. Da mir der Gedanke kam, wie sehr er Victoria verletzt haben musste. Das, was ich nur vermindert zu verhindern versucht hatte. Wieso hatte ich diesem Idioten seine Worte eigentlich abgekauft? Ich hatte genug Frauengeschichten von ihm mitbekommen.

„Es tut mir leid." Wow. Mehr kam nicht?

Seufzend schmatzte ich, sah mich um. Und bemerkte nun, das Mark – sein kleinerer Bruder – nicht mehr im Raum war. Anscheinend war er gegangen. Doch schon so schnell?

„Sag das ihr, nicht mir", erwiderte ich schulterzuckend.

„Das habe ich schon versucht", schnaubte er und ich richtete mich wieder etwas auf.

„Du hast scheiße gebaut", stellte ich klar. „Also biege sie auch wieder gerade, Barton." Er sah mich lediglich resigniert an. „Ich habe dir am Anfang gesagt, lass die Finger von meiner kleinen Schwester", wiederholte ich mich nur nochmal. „Aber du wolltest einfach nicht hören."

„Ich dachte, du meintest damit, du würdest mir die Eier abschneiden, wenn ich mich an sie ranwage", lachte er leicht und fuhr sich übers Gesicht. „Du glaubst doch nicht wirklich, ich war nicht ernsthaft an ihr interessiert gewesen?"

Ich zuckte mit meinen Schultern. „Ich habe einmal gedacht, weil sie eben meine kleine Schwester ist, du würdest nicht nur flirten und flachlegen."

„Ich wollte deine Schwester nicht flachlegen."

Ich schnaubte. „Bitte, Clint", bat ich. „Erzähl das dem Osterhasen, nicht mir. Du wusstest was sie von dir erwartet hat als du sie geküsst hast, als du ihr Frühstück gemacht hast und als du so unglaublich charmant zu ihr gewesen warst."

Er verdrehte seine Augen. „Sie wird mich nicht wiedersehen wollen", meinte er. „Egal was ich nun sage, es wird trotzdem nichts wieder gutmachen." Er seufzte. „Natasha, du musst mir glauben, ich war an ihr ernsthaft interessiert."

Ich verdrehte meine Augen. „Und wieso hast du es ihr nicht gesagt?"

„Weil sie sowieso nicht zuhört", streckte er seine Hände von sich und in Richtung Couchtisch. „Sie hört nur das, was sie hören möchte."

Ich lachte leicht, strich mir mein Haar nach hinten. „Weil sie wütend ist", stimmte ich zu. „Immerhin hast du dich ohne ihr Wissen auf eine andere eingelassen", sagte ich. „Und sie dachte, es wäre noch immer alles beim alten." Er zuckte mit den Schultern.

„Jeder muss weiterleben."

„Aber warum hast du dich auf Sarah eingelassen?", wagte ich mich an das Thema heran. „Hattest du kein Bock, zu warten, bis du auch sie flachgelegt hättest?"

„Weil ich-", er murrte, stöhnte entnervt. „Ich habe keine Ahnung", seufzte er letztendlich.

Ich holte kurz Luft, verbarg das leichte Lächeln, dass sich meine Lippen emporschleichen wollte. Sie war zwar meine Schwester, aber er auch mein bester Freund. „Du solltest zu ihr fahren", sagte ich. „Doch nicht mehr heute." Er sah auf. „Lass ihr eine Nacht und dann fahr morgen Vormittag in aller Seelenruhe dorthin und rede dich mit ihr aus. Das wird wieder." Ich seufzte. „Und klär das mit Sarah. Wir brauchen nicht noch eine Furie."

Die Fahrstuhltüren gingen auf, sodass wir beide aufsahen. Und Sarah kam mit ihrem kleinen Bruder heraus. Wenn man halt gerade auch vom Teufel sprach und das Kind beim Namen nannte.

„Clint, wir wollten gehen", lächelte sie leicht und stöckelte auf ihn zu.

Sie war wirklich hübsch. Für natürlich als auch unnatürliche Wege. Und sie war so bemüht, perfekt zu wirken. Oder dass ich sie mochte. Was mich nicht im Geringsten juckte. Sie war bei Clint sowieso nur eine von vielen. Es tat nur weh, zu wissen, dass Vika das wahrscheinlich auch war.

„Hm", machte Clint, stand geistesabwesend auf.

In ihren knalligen Schuhen stöckelte sie auf meinen besten Freund zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange, ehe sie mir die Hand reichte.

„Natasha, hat mich echt gefreut, dich heute endlich mal kennenzulernen."

Ich lächelte matt. „Mich auch, Sarah", ergriff ich ihre Hand kurz, sah dann zu ihrem Bruder. „Toby", meinte ich und nickte ihrem Bruder zu, der die Hand zum Gruß hob.

„Kommst du noch mit, Schatz, oder bleibst du heute?", sah sie zu Clint.

Ich biss mir auf die Zunge, um nicht loszulachen. Clint und ein Schatz? Als Kosename? Verdammt! Das war schlimmer als damals „Honey".

„Ich bleib heute Nacht hier, Sarah." Er sah zu mir und ich zog eine Braue hoch. „Ich hilf beim Aufräumen mit", entschuldigte er sich und sie nickte mit zuckenden Mundwinkeln, ehe sie mit Toby zurück zum Fahrstuhl lief, der noch immer dastand.

„Grüß Victoria von mir, Clint", bat er ihn. „Verdammt, die hätte ich gerne näherkennengelernt", sah er seine Schwester an. „Die war süß. Und heiß."

„Natürlich, mach ich", antwortete er automatisch auf Tobys Bitte hin und die beiden bestiegen den Fahrstuhl, ehe sich der Fahrstuhl schloss.

Aber Sarahs Worte kamen dennoch noch durch zu uns. „Ja, ne. Ist klar, Toby."

Ich schnaubte innerlich, richtete mich dann aber richtig auf. „Er hat recht", merkte Clint ruhig an und ich sah zu ihm, sah zu, wie er die Fahrstuhltüren ansah. „Vika ist heiß."

Ich schmunzelte, klopfte Clint auf die Schulter, ehe ich aufstand. „Du redest hier noch immer von meiner kleinen Schwester, Barton", warnte ich ihn leicht vor. Danach ging ich in den Flur, rüber zu Vikas Zimmer, trat ein und ließ mich erschöpft auf das Bett fallen, wo ich noch kurz gegen die Decke starrte. „Was für ein Abend", nuschelte ich.

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Victorias Perspektive:

Ich wachte mehrmals in der Nacht schreiend auf – durch die Alpträume, die ich hatte. Absurde Alpträume. Beim ersten träumte ich, jemand wie Mogli im Amazonas gewesen zu sein. Nur wollte ich die Schlange austricksen. Sie hatte mir in den Daumen gebissen und hing dort mit den Zähnen fest. Ich hatte geschrien, in der Hoffnung, sie würde abfallen. Und dadurch war ich aufgewacht.

Nachdem ich, glaubte ich, das fünfte Mal wieder schweißgebadet in meinem Bett aufwachte – diesmal war es so gewesen, das sich Natasha vor meinen Augen so heftig geschnitten hatte, dass es nicht aufgehört hatte, zu bluten und sie somit verblutet war –, entschloss ich mich, ein Bad zu nehmen. Denn irgendwie war mir der Schlaf vergönnt. Ausgerechnet in meiner ersten Nacht wieder Zuhause.

Im Bad entledigte ich mich meiner Kleidung und ließ das dampfend heiße Wasser in die Badewanne fließen. Nach dem Baden, fünfundvierzig Minuten später, entschloss ich mich ein kleinwenig, Joggen zu gehen. Obwohl es erst fünf Uhr vierzig war – wie mein Wecker mir mitteilte.

Trotzdem zog ich mir eine blaue Leggings und einen blauen Sport-BH über, über das ich mir auch noch ein dünnes Shirt anzog.

Danach schnallte ich mir noch meine Armtasche fürs Smartphone um den Oberarm und zog mir im Flur die Schuhe an.

Unten angekommen, ich hatte nur meinen Schlüssel und mein Handy mit Kopfhörern in der Hand, stöpselte ich mir die Stöpsel der Kopfhörer in meine Ohren, machte mir meine random Musik auf meinem Handy an, steckte dieses in die Armtasche, umfasste meinen Schlüssel kräftiger und wärmte mich kurz auf, ehe ich losjoggte. Direkt bis zum Central Park. Hier hatte ich einen konkreten Plan, wo ich langjoggen wollte.

Dort rannte ich dann ohne Gnade und ohne Pause weiter, während meine langsame und beruhigende Musik auf den dröhnenden Bass von ACDC wechselte.

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Ich kam völlig verschwitzt und fertig wieder vor meiner Haustür zum Stehen. Dort lehnte ich mich erstmal gegen die Haustür unten an.

Seit Minuten war ich wie eine Irre durch die Straßen gerannt. All die Ereignisse letzter Nacht kamen mir wieder ins Gedächtnis. Die guten und lustigen mit Sam, Steve und anderen als auch die schlechten mit Clint und den anderen. Ich hatte echt ein Riesenchaos veranstaltet, wenn ich so drüber nachdachte. Ich sollte mich bei Gelegenheit für mein schlechtes Verhalten entschuldigen.

>Ich bin so doof. Ich hab mich in einen Agenten verknallt, bei dem mir sogar von Anfang an klar war, ich hätte keine Chance.
<Tja, wir können uns leider nicht aussuchen, in wen wir uns verlieben.
>Das war's, ehrlich. Ich werde einfach Nonne!
<Na dann. Viel Glück, Baby.
>Bedeutet, du wirst keinen Sex haben, ich werde niemals Sex haben.
<Was?! Nein, werde keine Nonne!

Innerlich musste ich für einen Moment sogar lachen. Doch versuchte ich, den Gedanken abzuschütteln und steckte die Schlüssel ins Schloss, ehe ich ihn umdrehte und aufschloss.

Oben angekommen gönnte ich mir gleich eine schöne kalte Dusche und stieg danach in einen mollig wohlfühlenden Pullover und meine Jogginghose von gestern. Und natürlich in Flauschsocken. Durch die Dusche war mir nun kalt. Aber ich war selbst dran schuld.

Mittlerweile war es schon halbelf vormittags – und ich fühlte mich noch immer dreckig und beschissen. Gab es ein Zeitlimit für dieses Gefühl? Würde es je vorübergehen?

Angezogen ging ich in die Küche, schnappte mir einen Apfel vom Obstteller auf dem Esstisch und begann lustlos daran herumzuknabbern. Dabei lehnte ich mich gegen die Anrichte und sah gedankenverloren aus dem Küchenfenster.

>Natasha muss hier wohl wohnen. Sonst wäre ja alles Essen verschimmelt.
<Wie es ihr wohl ging?
>Was sie wohl alle von meinem gestrigen Auftritt hielten war wohl eher die Frage. Ich hab mich ziemlich daneben benommen.
<Ja, hast du.
>Aber ich war so außer mir vor Wut gewesen, darüber, das Clint mich ignoriert hatte und versucht hatte, mich „angeblich" zu vergessen, obwohl ich das kaum glauben konnte. Was hätte es da zu vergessen gegeben? Nichts, er hatte Recht. Rein gar nichts.
<Irgendwo stimme ich dir da schon zu.
>Ich mein, zwischen uns lief nichts. Wir waren nur Freunde. Freunde, die eigentlich mal miteinander ausgehen wollten, mehr nicht.
<Du scheinst dich immer in Schwierigkeiten bringen zu wollen.
>Warum war ich im Koma gewesen, weißt du das? Was war der Anlass gewesen? Hätte ich das nicht alles fragen sollen? Ich hätte Thor aufsuchen und nicht mich ablenken lassen sollen.
<Wahrscheinlich. Aber wir beide haben sowieso nicht mehr alle Tassen am Zaun, weswegen wir dies wohl nicht getan haben.
>Das heißt Tassen im Schrank oder Latten am Zaun.
<Lass mich, ich mixe. Ich schüttle nicht, ich rühre nicht, ich mixe neuerdings.
>Wusste gar nicht, dass du Barkeeperin bist.
<Tja, du weißt vieles nicht von mir.

Ich seufzte lautstark und schmiss die Kerne des Apfels in den Müll, ehe ich mir ein Glas nahm und aus dem Kühlschrank Orangensaft holte, den ich dann ins Glas goss. Danach trank ich ihn leer und machte mich direkt ans Abspülen.

>Oder hätte ich einfach so tun sollen, als schlafe ich? Ich hätte dann zumindest meine Ruhe gehabt vor so eigentlich allem.

Ich wurde aus meinen Gedankenstrom gerissen, noch bevor meine innere Stimme mir antworten konnte. Weil es an der Tür klingelte. Gedankenverloren machte ich auf und ging zurück in die Küche, ehe ich Kaffee aufsetzte. Ich war echt am Arsch – und brauchte nach all diesen Monaten mal etwas Koffein.

Gerade als ich den Kaffee in eine Tasse gießen wollte, hörte ich, wie meine Tür wieder geschlossen wurde.

>Das derjenige solange hier hochgebraucht hat?
<Sind doch nur drei Stockwerke.
>Ja, und ich selbst habe nach dem langen Joggen auch nicht solange gebraucht.
<Vielleicht ist es irgendein Fremder, der im Rollstuhl sitzt. Und er hatte Probleme, die Treppen hochzukommen.
>Ernsthaft?

Ich verdrehte meine Augen.

<Obwohl, was will ein rollstuhlfahrender Fremde hier? Uns überfallen? >Wohl kaum.

Ich schnaubte bei dem Gedanken – ein im rollstuhlsitzender Fremder würde mich überfallen wollen – belustigt und lächelte leicht. Der hätte es ohne Hilfe nicht einmal hier heraufgeschafft.

„Könnten wir bitte jetzt miteinander sprechen?", fragte plötzlich hinter mir Clint und mir fiel vor Schreck die Tasse aus der Hand, ehe sie Bekanntschaft mit dem Boden machte, zersprang und ich den heißen Kaffee abbekam.

„Au! Verdammte scheiße!" Fluchend nahm ich mir bereits schnell ein Geschirrtuch, welches neben der Spüle lag. Dies war wohl mein Reflex. Erst rubbelte ich damit auf meiner Jogginghose und meinem Pullover wie irre herum. Doch ich fing auch sobald ich kniete an, die Scherben aufzusammeln und diese wegzuschmeißen. Und dann machte ich mich daran, den heißen Kaffee vom Boden zu wischen. Armer Kaffee. Er hatte es gar nicht verdient, so verschwendet zu werden.

Die ganze Zeit über behielt ich meinen Blick mit Absicht bedacht nach unten. Ich wollte ihn nicht ansehen. Für das Gespräch war ich noch nicht bereit. Definitiv nicht. Und vielleicht war es feige. Aber ich hatte mehr als nur einen Grund dafür.

„Bitte, lass es mich einfach nur erklär-", fing Clint an, doch unterbrach ich ihn, indem ich die Hand hob und ihm bedeutete, still zu sein.

„Sag nicht, du willst dich erklären", schüttelte ich leicht meinen Kopf. „Du hast dich schon ständig erklärt seit letzter Nacht. Du bist mir nichts schuldig", nuschelte ich und drehte mich um. „Und jetzt verschwinde, bitte. Ich möchte dich nicht in meiner Wohnung haben."

„Victoria, bitte-", flehte er leise und machte Anstalten, sich mir zu nähern, als ich kurz über die Schulter sah. Doch wich ich sogleich einen Schritt Richtung Fenster.

Es durfte nicht noch einmal so weit kommen wie gestern Nacht. „Clint, nein. Bitte, geh einfach", sagte ich leise, wusste jedoch, dass er mich genauestens verstand.

„Ist das alles?", fragte er seufzend. Ich rieb mir über die Arme, zuckte mit meinen Schultern. „Guck mich an, wenn ich mit dir rede." Ich zuckte zusammen. Doch ich sah auf. Und es kostete mich fast den Verstand, nicht in Tränen auszubrechen. Er sah grauenvoll aus – und das war noch milde ausgedrückt. Er war etwas blasser als sonst und hatte Augenringe. Seine Äderchen in den Augen stachen allerdings stark rötlich hervor. Er schien in nur einer Nacht um Jahre gealtert, dünner und kleiner geworden zu sein. Und ich hatte das Gefühl, als wäre all dies nun meine schuld. „Das war's also?", meinte er ohne jegliches Gefühl in der Mimik. Seine Augen durchdrangen meine und ich musste wieder den Blick abwenden, um nicht loszuschreien wie gestern Abend. „Danke, für die Antwort", haute er raus und machte Anstalten, zu gehen.

Aber ich entschied mich doch noch um. Ich wollte mir nur noch mehr Wunden holen. „Warte", brachte ich zähneknirschend hervor.

„Warum?", fragte er schroff und ich wich bei seinem Ton gleich noch einen Schritt zurück.

„Tut mir leid, wegen gestern Abend." Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr, die sich aus meinem Dutt gelöst hatte und setzte mich augenverdrehend in Bewegung. „War halt angepisst", murrte ich und lief an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken als ich mich auf die Couch setzte und danach gegen den Fernseher starrte. Mein Kaffee war hin, wegen ihm. „Wolltest du mir nicht was erklären?", fragte ich nach und zog eine Augenbraue hoch. Er seufzte, setzte sich dann aber mit gebührendem Abstand neben mich.

„Ich hab die ganze Nacht gestanden und bin herumgelaufen."

>Ist doch nicht meine Schuld.

„Weil ich mir überlegt habe, wie ich es dir sagen soll."

>Ich sag ja, nicht meine Schuld.
<Ganz genau, nicht unsere Schuld.

Ich hasste es, dass ich Clints Stimme einfach liebte. Verdammt, ich mochte an diesem Kerl eigentlich alles. Er war perfekt. Dachte ich zumindest bis gestern Abend. Wegen meinen eigenen Gedanken rückte ich etwas weiter von ihm weg.

„Komm schon, bin ich ansteckend?", spottete er.

„So kann ich dich nicht so schnell erreichen, um dich zu schlagen", log ich. „Du wolltest mir was erklären?" Er sah nach den vergangenen Minuten auf. „Also? Los."

„Ach, so, ja", sagte er gedankenverloren und atmete ein paarmal tief ein und aus, ehe er anfing, zu sprechen. „Ich hasse es."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Du hasst es?"

„Ich hasse es, dass du so lange abwesend warst."

Ich zuckte mit den Schultern, zog die Beine an. „Was kann ich dafür?"

„Nichts, ich weiß", zuckte auch er mit den Schultern. „Aber vielleicht war das der Grund, wieso ich nicht warten wollte, Victoria. Ich hab Sarah vor zwei Monaten durch Zufall auf der Straße getroffen. Ich wollte dir damit nicht wehtun. Es war nicht geplant, dass es irgendwie was Festes wurde. Für mich ist es das auch jetzt nicht. Ich bezeichne sie nicht als meine Freundin." Er sah zum Fenster. „Ich empfinde nichts für sie." Er schüttelte den Kopf und ich zog eine Augenbraue hoch. „Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, damit du nicht denkst, ich hätte dich gefragt, ob du mit mir ausgehst, um dich ins Bett zu bekommen", zuckte er wieder mit den Schultern. „Denn ich wollte dich ins Bett kriegen." So offensichtlich? „Nur-", er sah zu mir. „Seien wir mal ehrlich, Victoria." Ich rümpfte die Nase. Waren wir gerade nicht ehrlich? „Wo sollte dies zwischen uns hinführen? Ja, ich mag dich, aber mehr als Sex wäre niemals zwischen uns gelaufen." Er hob beide Augenbrauen. „Mit mir hat man keine Zukunft", schüttelte er den Kopf und ich schnaubte kurz beleidigt. Er schmunzelte und fuhr sich danach seufzend übers Gesicht. „Ich hoffe, ich habe damit jetzt nicht deine Tagträume zerstört. Denn ich weiß, ich hätte mit offenen Karten spielen sollen." Meine Sicht verschwamm.

Er hatte mich echt nur ins Bett kriegen wollen? Nur?! Da war nichts anderes? Nichts mehr? Noch so ein Kerl, der nichts anderes als Sex wollte?

Ich schnaubte erneut, eher für mich selbst. „Geh", sagte ich leise und er sah auf.

„Heulst-"

„Verlasse sofort diese Wohnung", meinte ich und biss mir auf die Unterlippe.

Er jedoch lehnte sich zurück. „Bitte sag mir nicht, du hättest-"

„Nein", durchschnitt ich ihm das Wort. „Es war, wie du sagtest." Ich schloss kurz die Augen. „Wir hätten nichts Verbindliches gehabt. Nur Sex. Doch das nächste Mal solltest du darauf achten, mit offenen Karten zu spielen, da gebe ich dir Recht."

Nach einigen Sekunden stand er auf, während mir die erste Träne über die Wange kullerte, doch wischte ich sie mir schnell weg. Diese Genugtuung wollte ich ihm jetzt nicht geben. Die Blöße, vor ihm in Tränen auszubrechen – nochmal.

Er sah mir nur nochmal kurz in die Augen, während ich tapfer, jedoch mit zusammengepressten Lippen, zurücksah. Danach drehte er sich zur Seite und lief in den Flur, ehe ich die Haustür auf- und zugehen hörte. Ab da brach ich vollkommen in Tränen aus.

Ich war also nur zum Vögeln gut. Das hob ich mir wohl besser für den nächsten Kerl auf, wenn ich ihm gegenüberstand.

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Datum der Veröffentlichung: 25.09.2019 19:21 Uhr

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