Six
Six:
Genesung
„Sie haben ehrlich keine Ahnung mehr, was passiert ist?", fragte mich der Doktor jetzt schon zum gefühlten zwanzigsten Male.
„Nein", seufzte ich abermals.
>Verstand er die Sprache nicht, die ich sprach?
„Ich sollte Sie vielleicht mal zum Röntgen schicken und zum MRT", überlegte er, kratzte sich kurz am Kinn. Ich seufzte, sah auf die Bettdecke.
„Ich litt als Kind unter Amnesieanfälle durch eine posttraumatisches Belastungsstörung und einer schwerwiegenden Kopfverletzung bei einem Autounfall", erzählte ich, sah grummelnd auf. „Das ich wahrscheinlich wieder einen solchen Anfall hatte, kann also gut möglich sein", legte ich den Kopf schief. „Aber dafür brauche ich kein MRT", sagte ich bissig. „Kann mich endlich jemand aufklären, wie ich hierhergekommen bin?", fragte ich, hob beide Augenbrauen an.
Nate seufzte, sah Charlie an, die auf ihr Handy blickte. Was zum Teufel tat sie denn da die ganze Zeit?
„Barton und du hattet durch eine defekte Gasleitung einen Unfall auf der Krankenstation Shields", erklärte Nate, während er noch immer Charlie mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah. „Du hattest verdammtes Glück, keine Rauchvergiftung zu haben, sondern nur Brandblasen und ein paar Kratzer."
„Da muss ich Sie korrigieren, Mr. Orlow", seufzte der Arzt. „Miss Romanoff hat eine leichte Rauchvergiftung." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Daher kommen Ihre Schmerzen und Probleme beim Atmen", wandte er sich mir zu. „Und wenn es schlimmer wird, rufen Sie bitte eine Schwester."
Ich verdrehte meine Augen, sah wieder zu meinen Freunden. „Und weiter?", bat ich. „Wie geht es allen anderen, die auf der Krankenstation waren?", fragte ich. „Jemand tot?"
„Gott sei Dank nicht, nein", schüttelte Nate den Kopf. „Barton und drei weitere hat's übler erwischt, aber ansonsten..." Unter meinem Blick hörte er zu sprechen auf.
„Ich muss noch zu Mr. Barton", erhob sich der Arzt seufzend. „Ruhen Sie sich aus", befahl er mir ruhig als ich ruckartig zu ihm aufsah. „Und wenn Sie irgendwelche Schmerzen haben-"
„Werde ich meine kleinen Handlanger hier schicken", vollendete ich den Satz des Doktors, der daraufhin schmunzelte.
„Handlanger mit Vorlieben", scherzte Nate.
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Ich verzog die Miene und drehte meinen Kopf weg. „Komm, iss endlich was, Vic."
„Mhmmhmm", schüttelte ich den Kopf.
„Ich würde mich auch weigern, wenn du mich zu füttern versuchen würdest", haute Charlie vom Tisch aus raus. „Sie ist kein Kleinkind mehr, Nate." Sie seufzte. „Lass sie doch selbst essen."
„Sie soll sich aber doch schonen."
Ich hob meine zerschundenen Handgelenke an, die gerade an den Handballen noch große Pflaster kleben hatten. „Ich lasse mich füttern", sah ich Nate wieder zögernd an. „Aber nur, wenn du aufhörst ‚hier kommt das Flugzeug' zu sagen", zog ich eine Augenbraue hoch.
„Okay, einverstanden", nickte er, sah zur Schüssel mit dem Grießbrei hinab. „Aber ‚der Affe klettert den Baum hinauf' ist doch okay, oder?", hob er fragend den Blick und ich blinzelte ein paarmal direkt hintereinander.
„Das wird ein langer Abend", seufzte Charlie hinten in der Ecke. „Ein laaaanger Abend", wiederholte sie.
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„Hm?", murmelte ich, sah die Schwester an. „Nein", jammerte ich als ich das kleine Tragegerät an ihrem Arm entdeckte.
„Miss Romanoff, Sie wissen, dass wir Ihnen alle zwei Tage Blut abnehmen sollen."
„Aber mein Arm ist bereits zerstochener als der von Christiane F", verteidigte ich mich.
„Miss Romanoff, da irren Sie sich", schmunzelte sie, legte das Tragegerät mit Nadeln und Röhrchen, sowie Band auf meinem Tisch ab. „Je eher wir es machen, desto eher haben Sie wieder Ihre Ruhe und können zu Mittag essen."
„Ich habe keinen Appetit mehr", schob ich meine Unterlippe vor. Sie verdrehte ihre Augen. „Wissen Sie, wenn Sie's gegen meinen Willen tun, dann ist es Körperverletzung."
„Und Sie haben dem Behandlungsplan zugestimmt und waren bereit, Kompromisse einzugehen."
„Aber nicht, mir jeden verflixten zweiten Tag Blut abnehmen zu lassen."
„Miss Romanoff, das sind keine zehn Milliliter", lachte sie, zog das Band hervor und drehte sich zu mir um. „Sie können sich auch aussuchen, welcher Arm und ob Sie Hand oder Armbeuge möchten."
„Wow", verdrehte ich meine Augen. „Ich darf mir aussuchen, wo mir mein Blut geklaut wird als ob's Dracula persönlich anfordern würde."
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Als ich die Augen nach meinem Schlaf öffnete, bemerkte ich zwei Sachen auf einmal. Erstens war ich nicht alleine. Und zweitens hatte ich nasse Augen. Ich wusste nicht mehr, was ich geträumt hatte, aber ich grummelte als ich Agent Stanley am Tisch sitzen sah. Er sah auf sein Tablet, schien konzentriert.
„Gut geschlafen, Agent Romanoff?"
Ich zog meine Brauen zusammen, richtete mich auf. „Was wollen Sie hier, Stanley?", fragte ich, wischte mir einmal schnell über die Augen. „Sie kamen bestimmt nicht her, nur um mir beim Schlafen zuzusehen."
„Dabei sahen Sie wirklich beinahe süß aus", hob er kurz beide Augenbrauen. „Bis auf das bisschen Sabber, das Ihren Mund verließ", deutete er auf seinen Mundwinkel und stand vom Stuhl auf, ehe er seufzte. „Nein, ich bin auf Anweisung vom Teamleiter des Strike-Teams hier", sagte er, tippte auf dem Weg hierher etwas auf seinem Tablet ein. „Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen, Agent Romanoff."
Ich runzelte die Stirn, richtete mich noch etwas mehr auf. „Okay", sagte ich irritiert. „Worüber?", hakte ich nach.
„Diese Person", erklärte er und drehte mir das Tablet zu. „Kenn Sie ihn?"
Ich zog bei der Person die Augenbrauen noch mehr zusammen, ehe er mir das Tablet in die Hände legte. Es war eindeutig ein Mann. Nur er hatte nur schwarze Klamotten an, sein Gesicht war verhüllt und seine Hände durch Handschuhe nicht zu erkennen.
„Nein", schüttelte ich den Kopf, sah auf. „Sollte ich das?", fragte ich nach.
Agent Stanley seufzte, strich sich sein ergrautes Haar an den Seiten zurück.
„Nun, immerhin ist er hierfür verantwortlich", stellte er klar und wischte nach rechts, ehe ein Video angezeigt wurde, das darauf wartete abgespielt zu werden. Ich klickte auf „Abspielen".
Es zeigte Aufnahmen von der Krankenstation, das erkannte ich sofort. Ich sah Clint und mich nach ein paar Sekunden, wie wir den Gang entlangliefen und ich vor ihm lief. Ich blieb einmal kurz stehen, sprach mit ihm. Und meine Mimik zeigte deutlich, dass ich anscheinend angefressen gewesen war.
Wir verschwanden in einem Zimmer und nur kurze Zeit später kam Clint mit Directori Fury hinaus. „Wessen Zimmer war das?", hakte ich nach.
„Das von der irren Mary", antwortete er mir direkt.
„Wow, hat sie nun überall diesen Spitznamen oder wie?", sah ich kurz hoch, ehe ich zurück aufs Tablet blickte. Fury verabschiedete sich von Clint, indem er ihm die Hand sogar tatsächlich hinstreckte.
„Wissen Sie, was dies zu bedeuten hat?" Ich schüttelte den Kopf.
„Nein", zog ich meine Brauen zusammen, ehe ich zusah, wie Clint wieder hineinging. Danach dachte ich, das wär's gewesen und hob ihm das Tablet entgegen, dass er sofort hinunterdrückte.
„Es geht noch weiter, Romanoff", zog er eine Braue hoch.
Ich runzelte die Stirn, sah sofort drauf und stellte fest, dass ich nun wieder aus dem Zimmer kam, Clint mir auf den Fersen. Er hielt mich am Arm fest als ich gehen wollte und schien auf mich einzureden, doch ich sagte irgendwas, was anscheinend ziemlich unhöflich war, ehe ich mich losriss und davonlief. Es schien, als hätten wir gestritten – oder heftig diskutiert.
Er blieb noch ungefähr zehn Sekunden da stehen, sah mir hinterher, ehe er den Gang entlang nach links blickte und sich dann umdrehte, den Kopf schüttelte und wieder hineinging.
„War's das nun?" Ich erhielt keine Antwort, denn nur ein paar Sekunden später explodierte es und die Tür krachte gegen die gegenüberliegende Wand, womit ich zusammenzuckte, ehe es dunkel wurde und der Bildschirm schwarz. „Ich gehe mal davon aus, das war's", murmelte ich, hob das Tablet nun an. „Was ist jetzt?", fragte ich als er es entgegennahm. „Es war eine Gasexplosion, sagte man mir", runzelte ich die Stirn als seine Mundwinkel zuckten. „Das war ein Unfall."
„Eben nicht, Agent", widersprach er mir, stellte sich aufrechter hin. „Romanoff, der Mann auf dem Bild davor ist in den letzten Tagen häufiger gesichtet worden und wurde auf Aufnahmen erwischt, wie er etwas hochwarf, was klein, handlich und schwarz war."
„Eine Granate?", zog ich eine Augenbraue hoch. „Dann wäre das versuchter Mord."
„Ein Attentat trifft's wohl eher", stellte er klar, verschränkte die Arme mit dem Tablett hinter seinem Rücken. „Agent Romanoff, haben Sie eine Ahnung, wer Ihnen etwas antun wollen würde?"
„Wieso ist es plötzlich meine Schuld?", fragte ich, zog meine Brauen zusammen als meine Alarmglocken klingelten. „Da waren mindestens fünfzig Menschen auf dieser Station."
„Ja, nur Sie, Mary, Director Fury, Agent Barton und eine Schwester und Doctor Ryder haben dieses Zimmer betreten und von dort ging die Explosion aus."
„Ich habe jede Menge Feinde, Stanley", schnaubte ich. „Ich könnte versuchen, Ihnen eine Liste zu erstellen, aber dafür reicht meine Zeit bis ich arbeiten muss, nicht aus."
Seine Mundwinkel zuckten. „Und haben Sie eine Ahnung, was Fury und Barton besprochen haben könnten?" Ich zog die Brauen noch mehr zusammen, verschränkte die Arme vor der Brust und überlegte.
„Nicht das ich wüsste", schüttelte ich den Kopf. „Ich kenne Barton nicht gut genug, um irgendwas zu vermuten und Fury hat sogar Geheimnisse vor sich selber", verdrehte ich meine Augen.
„Das ist äußerst ernst, Agent Romanoff. Da läuft ein Attentäter draußen rum und versucht, Ihnen etwas anzutun."
„Oh, dann fragen Sie mal den Rest der Leute, die mich schon haben umbringen wollen, was mit Ihnen passiert ist."
Er zog seine Brauen leicht zusammen. „Agent Romanoff, solange Ihre vollkommene Sicherheit in diesem Krankenhaus nicht gewährleistet werden kann, während Ihrer Genesung, müssen wir Sie verlegen."
„Aber ich liege gerade äußerst bequem", legte ich den Kopf schief.
„Sie werden in zehn Minuten abgeholt und entlassen, Agent. Wir verlegen Sie."
Ich richtete mich noch mehr auf als er sich einfach umdrehte. „Agent Stanley, ich habe einen dickköpfigen und eigenen Willen. Sie können mich nicht zwingen."
„Das werden wir sehen, Romanoff."
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Ich murrte, sah zur Schwester auf. „Hier unterschreiben bitte", bat sie mich und ich zog eine Braue hoch.
„Sie wissen schon", hielt ich meine Hände hoch, „Dass das gerade äußerst schwierig ist."
Sie seufzte. „Ich hinterlasse Ihnen das hier und gebe Ihnen ein paar Minuten, um sich anzuziehen."
Ich verdrehte meine Augen, sah mir die Klamotten an. In welchem Universum sollte ich da mit meinen schmerzenden Händen rankommen? Ich brauchte noch ein paar Tage, bis die verheilt waren – mindestens.
Immer wieder grummelnd und jammern und die Miene verziehend zog ich mir die Hose an, schlüpfte in die nicht verschlossenen Schuhe hinein, die keine Schnürsenkel besaßen und war gerade dabei, mir das Oberteil anzuziehen, als ich die Tür aufgehen hörte.
„Sie wissen schon, man sollte immer klopfen, bevor man ein Zimmer betritt, oder?" Ich seufzte, sah kurz zu Boden, ehe ich mich doch umdrehte, weil ich keine Antwort erhielt.
>Holy motherfucking shit.
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Datum der Veröffentlichung: 25.09.2019 18:57 Uhr
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