Five
Five:
nichts läuft nach Plan
Ich war gerademal am Fahrstuhl angekommen, als ich hinter mir eine Explosion vernahm. Und noch ehe ich mich umdrehen konnte erwischte mich die Druckwelle. Ich wurde volle Wucht gegen die Fahrstuhltüren geschleudert.
>Toll, mit der Nase voran.
„Au", murmelte ich mit einer schniefenden Stimme und vor Schmerz verzogener Miene.
Ich rieb mir die Nase und richtete mich danach langsam auf, ehe ich die Hand von meiner Nase nahm und bemerkte, dass ich blutete.
Als ich meinen Blick, trotz blutendender Nase, durch den Gang schweifen ließ, bemerkte ich, dass die Explosion aus einem der hinteren Zimmer gekommen sein musste. Denn dort war auch der ganze Rauch auszumachen. Nur gingen die Zimmer nur bis achtzehn, was bedeuten musste, das sämtliche Leute auf den Zimmern gerade in Lebensgefahr steckten.
Ich ächzte, rappelte mich auf, sodass ich nicht mehr in kniender Position hockte. Und durch das Adrenalin, das nun durch meine Adern pumpte, lief ich einfach blind auf die Gefahr los, ohne nachzudenken. Wen ich dabei erwischen wollte, wusste ich noch nicht, aber zu helfen, war mein erster Gedanke. Anstatt mich in Sicherheit zu bringen. Denn ich plus Gefahr ergab gleich nochmal keine so gute Mischung.
Als ich also so vorsichtig durch den ganzen Rauch schlenderte, als ob ich nichts Besseres zu tun hatte – und als ob ich es jeden Tag machen würde –, rempelte mich plötzlich jemand an.
Dieser jemand hustete mich dann auch noch schrecklich an, sodass ich mithustete, und war definitiv kleiner als ich.
„Hilfe", krächzte Mary, krallte sich in meine Jeans. „Das war-", sie hustete noch immer. „Ich kann nicht-", und das war's an ihrer Verständigung, ehe sie auch schon zusammenbrach.
Ich versuchte, in dieser lächerlich verdrehten Märchenversion, die Augen zu verdrehen. Klappte nicht. Tat nämlich zu sehr weh. Meine Augen brannten vor Schmerz, tränten mittlerweile richtig stark. Ich hustete noch kurz weiter, ehe ich sie hochhob, trotz schmerzender Nase und Gelenke, sie zum Fahrstuhl trug. Ich versuchte, einzuatmen, was spärlich klappte, ehe ich sie hineinlegte. Und dann tat ich etwas wirklich Verantwortungsloses. Ich drückte auf die Laborantenetage und ließ den Fahrstuhl hochfahren, in der Hoffnung, dass jemand sich um sie kümmern würde und uns anderen bemerken würde.
>Noch irgendwelche bescheuerten Ideen?
<Wie wär's danach mit 'nem Eis?
>Ja, klar, das wäre danach genau das richtige für meinen Hals.
„Moment." Ich hustete, hielt mir die Hand vor den Mund. „Wenn sie-", ich deutete auf den Fahrstuhl, ehe ich selbst in Richtung Feuer deutete. Wenn sie von dort kam... wo war dann Clint bitteschön?
Als er mir als nächstes einfiel, kamen schon mehrere Agenten aus dieser Etage und flüchtete ins Treppenhaus, während einer den Alarm betätigte. Ich jedoch bahnte mir einen Weg ohne Vorsicht durch die Agenten und Schwestern sowie Ärzte hindurch und lief diesmal auch ohne zu zögern auf die halbzerstörte Station zu. Wie hatte ich ihn vergessen können?
>Wehe du hast dich wieder in Schwierigkeiten gebracht, Barton! Dann Gnade dir Gott.
<Der hilft ihm dann auch nicht weiter.
Dadurch das ich nichts sehen konnte – und mir auch die Luft ausging –, musste ich ständig husten und konnte mich nur auf meinen Tastsinn verlassen. Obwohl der eigentlich nun auch im Arsch war, so heiß, wie es mittlerweile wurde. Egal was ich berührte, es war heiß. Wenn's so weiter ging senkte ich mir noch die Fingerkuppen an.
Ich tapste durch die Gegend, bis ich irgendwann auf etwas stieß, was ich ganz genau zu betasten versuchte. Ich verbrannte mich mehrfach daran, aber stellte letzten Endes trotzdem fest, dass es ein Bett war. Das durch die Wand und Tür gekracht war. Höchstwahrscheinlich Marys Bett.
>Was ist nur passiert?
<Sie haben Scharade gespielt? Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Ich tu immer nur so, als sei ich die schlauere Version von uns beiden.
Jetzt sah ich auch ein wenig Licht, was sich jedoch nach ein paar Sekunden als das Feuer herausstellte.
>Bitte sag, dass ich da nicht herein muss.
<Doch.
----------
>Wenn mir die Haare wegbrennen, bring ich ihn um. Oder sonst auch noch irgendein Teil meines Körpers!
<Ich helfe dir dann dabei.
Ich hörte es knistern, versuchte mich von den größten Flammen fernzuhalten.
>Ich glaub das wird eine Rauchvergiftung geben.
Ich hörte ein Rumsen, ich hörte krachende Geräusche und Holz und Stoff, das verbrannte. Das wuchs mir über den Kopf. Ich hätte mich wohl eher früher dafür entscheiden sollen, umzukehren.
Trotzdem suchte ich immer weiter nach Clint. Denn ich war mir sicher, er hätte mich auch nicht einfach da liegen lassen, wo er sich vermutlich gerade befand.
>Komm schon!
<Du klingst verzweifelt. Brauchst du Hilfe?
>Leck mich doch.
Ich schüttelte mich, strich mir meine Haare aus dem Gesicht, dessen Strähnen sich schweißgebadet an meine Stirn schmiegten.
In diesem Moment wo ich aufsah, stieg eine Stichflamme an der Wand auf, wo ein Rohr herausschaute.
Ich schüttelte den Kopf und hielt mir mein Haar von der Flamme weg.
Ich fing an – oder versuchte es zumindet – die Sekunden zu zählen. Ich gab mir noch fünf Minuten, ehe ich versuchen wollte, den Rückzug anzutreten. Und Barton hatte heute seinen Glückstag. Abgesehen von dem Feuer. Ich fand ihn nach ewiglangen fast drei geschlagenen Minuten. Ich sah einen Klumpen, zusammengesunken vor der Wand unter den zerbrochenen Fenstern. Mir blieb vor Schreck das Herz kurz stehen.
>Nein.
Ich stolperte drauf zu und erkannte dann, dass es sich um den Klumpen bei Clint handelte.
Ich seufzte, drehte Clint zu mir herum. Danach überprüfte ich kurz, ob er noch atmete, was er tat. „Tu mir das nicht an, Arschloch", sagte ich, als ich seinen Puls erfühlte und bemerkte, dass er unregelmäßig schlug.
Da gab das Rohr eine noch größere Flamme in den Raum frei und ich zuckte zusammen, ehe ich Clint an den Armen packte und ihn vom Fenster wegzog.
>Boah! Für mich heißt es demnächst mehr Gewichte stemmen und für dich, mein Freund, heißt es Diät!
Er war ziemlich schwer, aber irgendwie, obwohl es mir selbst unerklärlich war, schaffte ich es ihn dann nach einigen Minuten zum Fahrstuhl zu schleppen. Was echt zu anstrengend war.
-------------
Ich lachte leicht, ehe ich meinen Kopf zur Seit drehte, mir die Sauerstoffmaske vom Mund nehmen wollte.
„Nein, lass sie drauf", seufzte Natasha und legte ihre Hände auf meine. Ich verdrehte meine Augen. „Geht's?", hakte sie nach und ich hustete.
„Hm", nuschelte ich unter der Maske. „Nur ist es hier echt verdammt kalt, wenn ich das mal sagen dürfte."
Mir ging's überhaupt nicht gut.
„Hör mal, ich bin hier, okay." Ich zuckte zusammen als sie meine verbundene Hand ergriff. „Ruh dich aus, ich bleib hier, Vika."
„Versprochen?", murmelte ich und seufzte.
„Versprochen", nickte sie.
----------
Als ich das nächste Mal langsam zu Bewusstsein kam, wusste ich sofort, dass ich in irgendeinem Krankenzimmer lag – und mir das Atmen schwerfiel. Und irgendwas steckte in meiner Nase. Es war unangenehm.
Ich hörte außerdem, wie eine Tür sich öffnete und wieder geschlossen wurde.
„Wie geht es ihr?", fragte eine weibliche Stimme, die ich als die von Charlie fast sofort identifizierte.
„Besser als Barton", schnaubte Nathan. „Den hat's erwischt, sag ich dir."
>Was hat ihn erwischt? Eine Erkältung?
Ich war total verwirrt. Wieso lag ich in einem Krankenzimmer?
Ich wusste noch, dass ich gestern Abend mit Barton in einer Bar gewesen war und wir ein Bier zusammen getrunken hatten oder so. Und das er mich im Tanga und Shirt beim Tanzen durch die Wohnung erwischt hatte. Und dass er es beinahe beim Essen mit meiner Schwester und meinen Freunden ausgeplaudert hätte. Volldepplischer Idiot.
Ich versuchte meine Augen zu öffnen – und nach mehreren Fehlversuchen schaffte ich es endlich. Doch musste ich sie gleich wieder schließen als ich sie öffnete.
Mein Gesicht war zur Seite gelegt und so starrte ich auf die hellerleuchteten Fenster. Nicht geil.
Argh! War das hell!
Als sich meine Augen dann jedoch endlich an das Licht, nach mehrfachem blinzeln, gewöhnt hatten – und ich bemerkte, was mir in der Nase steckte –, wurde ich nur noch viel verwirrter als ohnehin schon.
>Was hab ich jetzt wieder angestellt?
Ich hatte ein Beatmungsgerät in der Nase stecken und so fiel es mir dann auch erstmal schwer, mich auf etwas anderes zu konzentrieren als darauf.
>Alkoholvergiftung vielleicht?
<Gut möglich, doch das denke ich eher weniger. Wir hatten noch nie eine. Und wir sind hart im Nehmen.
Als ich wieder die Stimme von Charlie hörte, zuckte ich unwillkürlich zusammen und ein Piepen ertönte.
„Ich hab ihn noch nicht besucht", hatte sie lediglich gesagt.
„Was war das?", fragte Nate erschrocken und ich bewegte meinen Kopf in seine Richtung, um ihm zu zeigen, dass ich wach war. „Charlie, hol einen Arzt", kommentierte Nate und seufzte, streckte sofort seine Hand hinaus und strich mir Haare aus dem Gesicht, ehe Charlie leise und wortlos hinausging. „Wie fühlst du dich?", war seine erste Frage an mich.
„Verwirrt", krächzte ich, da sich meine Kehle trockener als die Sahara anfühlte.
-------------
Der Arzt kotzte mich an. Er schaute sich meine Werte an, fragte mich, wie es mir ging und empfahl mir viel Ruhe. Nur mehr tat er nicht. Mussten nicht Untersuchungen stattfinden oder so?
Als er wieder weg war, konnte ich endlich meine Fragen an die anderen stellen und musste auch nicht darüber nachdenken, wie sinnlos dieser Doktor eben gewesen war. „Wie lange war ich weg?"
„Fast zwei ganze Tage", sagte Charlie besorgt und mit gerunzelter Stirn. Sie hatte Augenringe. Wahrscheinlich hatte sie in den letzten Tagen wenig geschlafen.
„Was ist denn überhaupt passiert?", meinte ich danach sogar noch irritierter.
„Wie meinst du das?", fragte nun Nathan verwirrt.
„Ich meine, was passiert ist, dass ich hier gelandet bin?", erklärte ich fragend.
----------
Datum der Veröffentlichung: 25.09.2019 18:54 Uhr
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro