Three
Three:
Abendmahl
Ein Klopfen an der Tür weckte mich. Ich musste aus Erschöpfung wohl eingeschlafen sein.
„Hm?", machte ich laut, zog schnell die Decke über meinen Körper.
Ich war vorhin baden gewesen, lag im Badegewand auf dem Bett, halb in die Decke geschlungen. Wie ich vermutet hatte, hatten Lyrellia und Fyda mir ein Bad zurechtgemacht.
„Es gibt Abendessen, Victoria", sagte Tyr, steckte seinen Kopf durch die Tür, wobei ich die Decke noch etwas höher zog und ein Lächeln seine Lippen umspielte. „Das Mahl ist angerichtet und ihre Majestät wünscht deine Anwesenheit." Ich seufzte.
„Sicher?"
„Ganz sicher", nickte er. „Du kannst dich später ausruhen."
Ich seufzte erneut, nickte dann aber und sah ihn an. „Wo sind Lyrellia und Fyda?", fragte ich.
„Noch unten. Soll ich sie rufen lassen?" Ich schüttelte den Kopf, ehe er nickte und die Tür hinter sich wieder ins Schloss zog. „Ich werde warten."
Erst gähnte ich als ich saß und mich streckte.
Danach lief ich seufzend zu meinem Trug, öffnete sie und zog das Abendkleid hervor, in welches ich mich quälte. Es war ein samtgrünes bodenlanges Kleid, welches wie die Brandung Wellen schlug. Es endete darin, dass sich Perlen entlang der Taille schlängelten, den Rücken in einem Muster hinauf. Die Lücken der Schlingen waren freigelegt, was es umso schöner machte, als ich mich im Spiegel im Bad betrachtete. Am Dekolleté waren ebenfalls Perlen angebracht, was mir sehr gefiel. Nur es zu schließen ohne Hilfe war schwieriger als gedacht – doch ich hatte Erfolg.
Schnell durchkämmte ich meine Haare, band sie ordentlich und Salonbereit zusammen. Es ergab zwar keine solch schöne Flechtfrisur wie Lyrellia sie mir meistens band, aber ich sah ordentlich frisiert aus. Ich frischte mich etwas auf, da ich meiner Meinung nach etwas zu blass aussah, schlüpfte in weiße Sandalen und lief hinaus vor die Tür, wo überraschenderweise nicht nur Tyr dann stand. Sondern auch die Königin selbst.
„Guten Abend", fing ich vollkommen verwirrt an, „Eure Majestät." Ich machten einen tiefen Knicks vor ihr, wie es sich gehörte.
„Ach, nicht doch, Victoria", schmunzelte sie abwinkend. „Wie oft noch?" Ich runzelte meine Stirn. „Du musst dich vor mir nicht verneigen." Sie winkte Tyr kurz, der nickte und dann einige Meter Abstand hielt, während sie mich anwies, ihr zu folgen.
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„Welchen Grund, wenn ich fragen darf", ich hob den Finger, „Gibt es, dass Sie mich begleiten?", fragte ich nach wenigen Minuten Schweigen und sah einmal zurück zu Tyr, der noch immer einige Meter hinter uns lief.
Er zwinkerte mir kurz zu, lächelte matt und sah aus einem Fenster, an dem wir vorbeiliefen. Er sah... ernst aus. Oder so. Zumindest hatte er einen Ausdruck im Gesicht, den ich nicht von ihm kannte – oder bei ihm deuten konnte.
„Ich möchte dich um etwas bitten, Victoria", seufzte sie und blieb mitten im Gang stehen, weshalb auch ich stehenblieb und mich vollkommen zu ihr hindrehte. „Ich möchte, dass du ab sofort alle Pflichten gegenüber Asgards nach hinten legst." Ich blinzelte perplex. „Auch das Training mit Thor."
„Welchen Anlass gäbe es?", hakte ich nach, verschränkte meine Hände hinterm Rücken.
Sie seufzte, ehe sie kurz zu Tyr sah. „Du kannst vorgehen, Tyr." Er sah ruckartig zu uns. „Wir regeln dies."
„Wie Ihr wünscht." Er verbeugte sich, lief danach schnurstracks an uns vorbei – wobei er mir einen warnenden Blick zuwarf. Also hatte ihm jemand von meinem Verhalten am Tage Bericht erstattet.
Ich musste heute Nachmittag alle erschreckt haben, mit meinem Auftreten. Irgendwie tat mir das leid. Aber irgendwie auch nicht. Denn es war lange überfällig gewesen, mal so richtig loszubrüllen und jeden anzuscheißen.
„Thor muss sich seinen Bestimmungen als Kronprinz nun endlich stellen", erklärte sie mir und ich nickte gehorsam, da dies eigentlich nun genug Information war. „Es tut mir leid."
„Was denn?", fragte ich irritiert. „Ihr habt Recht", nickte ich. „Thor muss als Kronprinz seinen Pflichten nachgehen", stimmte ich zu. „Das hat er lange genug vernachlässigt."
Sie lächelte. „Oh, Victoria", schmunzelte sie. „Du hast keine Ahnung, was ich dir gerade mitteile", sagte sie. „Nicht wahr?"
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Nein, tut mir leid", schüttelte ich nach einigen Sekunden des Nachdenkens meinen Kopf. „Ich weiß es nicht."
Ich zuckte zusammen als sie ihre Hand an meine Wange legte, lächelte und darüberstrich. „Victoria, ich habe mit dem Allvater gesprochen", teilte sie mir mit. „Ich bin der Ansicht, dass du nun in die Welt hinausgeschickt werden kannst und nicht mehr versteckt werden musst."
„A-aber-", ich blinzelte perplex, zog meine Brauen wieder zusammen. „Versteckt?", fragte ich nach. „Habe ich mich gerade verhört?"
„Wir hielten es für das Beste", schmunzelte sie. „Nachdem wir von jemandem hörten, der nach dem letzten Totenkind in der Galaxie Ausschau hielt."
„Nein", schüttelte ich meinen Kopf als ich ihre Haltung und ihren Gesichtsausdruck deutete und musterte. „Ihr denkt nicht, dass ich schon soweit bin", meinte ich. „Nur müsst Ihr mich hier wegschicken, bevor noch jemand aufkreuzt, der einem was tun könnte."
„Victoria", lachte sie. „Ich glaube fest an dich", versicherte sie mir. „Und du hast die vollste Unterstützung unseres Volkes", fügte sie hinzu. „Nur denke ich, dass du es noch immer nicht akzeptiert hast." Ich zog eine Braue hoch. „Dein wahres Ich."
„Aber das bin ich!", zeigte ich auf mich. „Mehr ich als ich kann ich nicht sein." Ich schaute perplex. „Wow, so oft habe ich noch nie ‚ich' in einem Satz erwähnt." Das wollte ich mal angemerkt haben. „Ich weiß doch noch nicht mal, was Ihr meint, Euer Majestät", lachte ich. „Ich weiß nicht, wie mein wahres Ich aussieht."
„Du weißt es, Victoria", schüttelte sie ihren Kopf. „Du hast es nur noch immer nicht akzeptiert."
Ich nickte nur, um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Es war doch sinnlos. Ich seufzte, strich mir kurz über meinen Zopf.
Nach einigen Sekunden bewegte die Königin lächelnd ihren Kopf Richtung Treppe und wies mir somit an, ihr erneut zu folgen.
„Und wohin werdet Ihr und der König mich als erstes schicken?", fragte ich nach.
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Im Garten hielten wir. Wo... die Fee draußen auf einer Bank saß. Vor einem Apfelbaum.
„Rede mit ihr", bat mich Frigga. „Bitte." Ich nickte seufzend.
>Muss ich wirklich?
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„Ich hätte eigentlich gerade gehen müssen", sagte sie als ich nähertrat. „Aber du scheinst etwas auf dem Herzen zu haben."
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Eigentlich-"
„Ein ansehnlicher Baum, nicht wahr?", fragte sie mit ihrer hohen und piepsigen Stimme.
„Ja", stimmte ich irritiert zu. Sie klopfte neben sich auf die Bank. Ich sah kurz in den dunklen Himmel, betrachtete die Sterne, ehe ich meine Augen verdrehte und mich letztendlich neben ihr fallenließ.
„Hör zu, Victoria." Ach, jetzt sollte ich zuhören? „Ich bin einfach nicht aus dem Apfel gekommen." Es war ein Apfel! Wie schwer konnte das denn schon sein? „Seit Jahren habe ich es versucht, aber... ich hab's nicht geschafft, die Wände durchzukriegen." Sie seufzte – was unglaublich scheiße klang, wenn man ihre Stimme mit einem Seufzer kreuzte. „Ich habe auch versucht, mich durchzubeißen." Gut, denn das wollte ich gerade fragen. „Sonst wäre ich schon viel früher bei dir gewesen, glaub mir", versicherte sie mir. „Ich hätte diese", ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah zum Apfelbaum hinauf, „Menschen davon abgehalten, dir Schaden zuzufügen." Ich seufzte, zuckte dann aber mit den Schultern. Waren die Äpfel golden? Wann war denn das passiert?
„Jetzt ist es eh zu spät", murmelte ich leise.
„Dürfte ich dir einen Handel vorschlagen?", haute sie raus.
Ich blickte zu den Blüten des blaufarbigen Baums hinauf. So selten waren hier blaue Pflanzen nicht wirklich. „Einen Handel?" Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie nickte. „Dann schieß mal los", sagte ich und sie nickte erneut, was ich ebenfalls nur aus dem Augenwinkel bemerkte.
„Also." Sie räusperte sich – was auch scheiße klang. „Ich bleibe in deiner Nähe." Jetzt war ich aber so gar nicht schockiert. „Ich halte mich jedoch aus allem zurück", merkte sie an. „Ich greife nicht ein, ich werde nicht mit dir reden." Und was war ihr Vorteil dabei? „Du wirst mich nicht einmal bemerken." Das war kein fairer Handel, den sie da zu verhandeln suchte. „Jedoch lass mich bitte einfach nur in deiner Nähe sein." War sie ein Stalker? „Um zu sehen, dass es dir gut geht. Sonst wird es mir nicht gut gehen."
<Und das nennt sie einen fairen Handel? Schwachsinn. Sie muss wie die Mafia verhandeln.
>Pookie, sie möchte doch nur-
<Ich würde sie auf den Mond schießen, wenn sie mir mit solch einem Handel kommt. Der nervt jetzt schon.
„Nein", schüttelte ich meinen Kopf als ich dank Pookie auf eine Idee kam. Allerdings ließ ihn die Fee sofort sinken. Ich seufzte, wandte ihr meinen Kopf zu. „Ich habe einen fairen Deal", stellte ich klar. „Ich möchte, dass du lebst", sagte ich ihr. „Ich hatte bisher ein Leben", sah ich den Baum an. „Du hast deines gar nicht leben können", zuckte ich mit meinen Schultern. „Und du hättest es nicht leben können, wenn du mir von Anfang an den Arsch abgewischt hättest", schmunzelte ich. „Also zeig dich anderen. Rede mit ihnen. Integriere dich." Sie hob ihren Kopf.
„Aber-"
„Du bist der Zauberkunst kundig?" Sie nickte schnell. „Dann lass dich größer werden", schlug ich vor. „Bleib in meiner Nähe, wenn du es für richtig hältst." Ich konnte nicht glauben, dass ich das gerade meiner „Stalkerin" erlaubte. „Rede mit den anderen, wenn du es möchtest", zeigte ich beispielsweise in Richtung Palast. „Tu, was immer du willst", zuckte ich mit meinen Schultern. „Regeln sind doch sowieso nur da, um gebrochen zu werden."
„Aber ich war noch nie so groß", sagte sie mir zögerlich. „Das erfordert eine Menge an Kraft und Magie." Ich zog eine Augenbraue hoch.
Gut, für so ein kleines Wesen konnte es wirklich viel Kraftaufwand sein. „Du lebst wahrscheinlich erst seit wenigen Stunden, so schwer wird es schon nicht sein." Was laberte ich da eigentlich? Wenige Stunden und dann nicht so schwer? Ich war kein gutes Vorbild.
<Nein, nein warst du nicht.
>Schnauze.
<Geht das wieder los?
>Sie ist schuld.
<Such die Schuld bei dir selber, du Hornochse.
Ein Flimmern um sie herum riss mich aus den Gedanken, ehe sie anfing, nach einigen Minuten größer zu werden. Als ob sie anschwellte.
Perplex stand ich auf und lief einige Schritte von der Bank weg. „Was machst du da?", hakte ich nach. Es sah aus, als würde sie von einer Spermie aus heranwachsen zu... oh, wow. Ich verzog meine Miene als sie plötzlich eine Schleimhaut umgab und die platzte, sie komplett nassmachte. Und es sah nicht gerade besser aus, nachdem sie noch immer weiterwuchs.
„Ich kann nicht", seufzte sie, schüttelte sofort ihren Kopf. „Das klappt nicht!"
Ich sah sie mit großen Augen ungläubig an. War das ihr Ernst? „Du bist ein Kind", meinte ich respektlos. „Das ist verdammt", ich verzog angesichts des Schleims auf ihrem Körper nochmal die Miene, „Cool."
Sie sah verblüfft sofort an sich hinunter. „Wie habe ich das gemacht?", sprang sie auf, drehte sich im Kreis und zupfte an ihrer Haut. „Ich sehe ja aus, wie ein menschenähnliches Wesen."
Ich lachte, zeigte auf sie. „Nein, du siehst aus wie ein Mensch", stellte ich klar.
„Naja", sie hob ihr Handgelenk, drehte mir die untere Seite davon hin, „Vielleicht kann ich es mit der Zeit perfektionieren." Oh, ihre Adern traten leicht lila hervor. „Aber-"
„Victoria?" Ich hielt sogar mitten bei meinem Atmen inne. Nicht gerade anders sah auch die Fee aus. „Ach, hier bist du."
Ich sah hinter mich. „Fandral, dreh dich um!", rief ich.
Alarmiert fuhr er herum, nahm eine Verteidigungspose ein. „Was? Wo?"
„Nicht umdrehen!", bat ich hektisch. „Scheiße!", entfuhr es mir als ich die Fee musterte. „Du bist nackt", klärte ich sie auf.
„Ehm, und was macht man da?" War das jetzt ehrlich ihre einzige Frage?
„Sich etwas anziehen, natürlich!", schimpfte ich.
„Mit wem redest du?", hakte Fandral nach.
„Nicht umdrehen!", befahl ich nochmal.
„Ja, doch!", entgegnete er. „Boah, Frauen sind manchmal echt grausam." Ich schaute ihn kurz böse an, löste dann aber meinen Umhang und hielt ihn der Fee vor die Nase.
Sie nahm ihn entgegen, starrte ihn an. Und dann legte sie ihn vor sich auf den Boden und stellte sich da drauf. „Fertig", nickte sie mir zu und deutete auf Fandral. „Er kann sich umdrehen."
Ich schlug mir stöhnend gegen die Stirn. „Mädel", schüttelte ich den Kopf und schubste sie mehr in Richtung Baum, ehe ich mich vorbeugte und meinen Umhang aufhob. „Nein, so zieht man sich nicht an", stellte ich klar.
„Hast du Verbotenes in diesem Garten getrieben?"
„Fandral!", rief ich schockiert.
„Verzeih, das ich frage." Ich rollte mit den Augen, ehe ich vortrat und meinen Umhang dem Kind umband. Ich deutete auf die Stelle, an dem ich ihn zusammenhielt.
„Du musst ihn dort festhalten", meinte ich. „Die ganze Zeit", fiel mir nichts Besseres ein, noch hinzuzufügen. Ich wandte mich an den Krieger hinter uns. „Und nun kannst du dich umdrehen."
„Ein Kind?", lachte Fandral und zeigte auf die Fee. „Du machst so einen riesigen Aufstand wegen eines Kinds?" Ich zog eine Augenbraue hoch. „Und vor allem ist sie ein Kind, was ich hier noch nie gesehen habe", stellte er klar, verschränkte die Arme vor der Brust. „Wer bist du, Kind?", fragte er sie.
„Sie heißt Sunna", entfuhr es mir. Sie sah genauso stirnrunzelnd zu mir wie Fandral.
„Tu ich das?", fragte sie mich.
Ich seufzte, verfluchte diese Fee tief in meinem Innern und sah gen Nachthimmel. „Ja", quetschte ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Das bedeutet, Licht der Sonne", erklärte ich.
„Ich, eh-", Fandral zeigte nach drin. „Ist das Geschenk angekommen?", kratzte er sich am Hinterkopf. „Eh", er zeigte auf Sunna, „Ist sie nackt?", fragte er. „Oder kommt es mir nur so vor, dass sie nur deinen Umhang trägt?" Sunna sah genauso wie ich an ihr herunter.
„Ich gehe sie noch schnell einkleiden", stellte ich klar. „Sie ist mein Mädchen." Es war komisch, das auszusprechen. „Allerdings brauche ich sofort Fyda und Lyrellia in meinem Gemach dafür."
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„Du kannst hier auch schlafen", seufzte ich. Denn hatte sie überhaupt ein Zimmer? „Und-"
„Wir Feen schlafen nicht", unterbrach sie mich, entschuldigte sich aber sofort für die Unterbrechung.
„Nein, das ist gut", nickte ich. „Unterbrich mich ruhig." Wie dumm war ich eigentlich? „Nur bei Respektspersonen solltest du niemanden unterbrechen." Ich war sowas von keine Respektperson. Sie nickte. „Ich glaube, das wird schwierig", meinte ich, als ich nachsah, was ihr passen könnte.
„Mylady?" Lyrellia klopfte gegen meine Zimmertür. „Ihr habt gerufen?"
„Ladies, ich benötige Hilfe", zeigte ich auf Sunna. „Ich habe eine Idee", meinte ich einige Sekunden später und zog einen Rock hervor, den ich ab und an beim Training trug. „Wir müssen Sunna Kleidung besorgen." Sie saß auf meinem Bett und ich bewarf sie mit dem Rock. „Anziehen", klärte ich sie auf als sie das Kleidungsstück irritiert betrachtete. „Ich möcht mal sehen, wie lang der ist." Ich sah meine Zofen an. „Morgen muss Sunna definitiv mehr Kleidung als meinen Rock besitzen, sonst hat sie bald nichts zum Anziehen."
Die Mädchen nickten. „Wir werden in der Schneiderei sofort Bescheid geben", sagte Fyda und drehte sich um.
Lyrellia legte ihren Kopf schief.
„Der Rock passt, aber ich zweifle, dass etwas weiteres von Euch ihr passen wird", sagte sie, ehe sie zu mir lief, in meinen Trug hineingriff. „Vielleicht Eure Erdenkleidung?" Ich zuckte zusammen als sie das bauchfreie Oberteil hochzog. „Ich könnte es auf die Schnelle kürzen und ihr anpassen. Mit Nadel und Faden."
Ich wurde rot, sah auf das Shirt. Es war das letzte, was mich noch an... Clint erinnerte.
„Tu es", sah ich ihr in ihre braunen Augen. „Mach damit, was immer du möchtest", sprach ich aus, bemüht um einen ruhigen Ton.
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„Weißt du." Ich sah zu ihr hinunter. „Ich sollte durch Wände gehen können, mich teleportieren können."
„Ah", machte ich. „Okay."
„Ich sollte mehrere Sprachen der Galaxie sprechen", erzählte sie mir auch. „Ich sollte mich meiner Umgebung eigentlich schnell anpassen können." Sie seufzte. „Doch kann ich nur eins."
„Ach, ehrlich?"
„Durch Wände", grinste sie und schwebte im nächsten Moment durch die Wand neben einer Tür im Gang, ehe sie auch wieder durch die Wand zurückkam.
„Vielleicht erlernst du den Rest einfach noch", zuckte ich mit meinen Schultern. „Und wenn nicht, ist auch nicht schlimm."
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Im Festsaal angekommen wurde ich sogleich von Sif belagert, der ich versuchte, zu erklären, was los war. Ich versuchte auch, mich zu entschuldigen, und zu sagen, dass mein Verhalten nicht richtig war.
„Nein, schon in Ordnung", winkte sie es aber direkt ab. „Wirklich." Sie beugte sich zu Sunna hinunter.
„Sunna, könntest du kurz mal eben zu Thor gehen?" Ich hob überrascht beide Augenbrauen. „Ich müsste mit Victoria unter vier Augen sprechen." Sie nickte still, ließ meine Hand los und ging zum Donnergott, durch die Menschenmenge.
„Woher-"
„Fandral hat getratscht", schnitt sie mir mit zuckenden Mundwinkeln das Wort ab.
Ich hielt mir schockiert eine Hand vor den Mund. „Nein", sagte ich und machte große Augen. „Hat er nicht."
Sie lachte, schmiss ihren Zopf zurück auf ihren Rücken. „Die Tage müssen wir für sie Gewänder erwerben gehen", sagte sie mir. „So kann sie nicht ewig rumlaufen."
„Ich musste improvisieren", erklärte ich mich. „Was hätte ich machen sollen? Sie nackt herumlaufen lassen?" Sie schüttelte ihren Kopf.
„Wieso ist sie ein Kind, Victoria?", fragte sie mich. „Du hast ihr erlaubt, größer zu werden."
„Was sollte ich tun?", hob ich beide Hände, gestikulierte. „Sie freigeben?"
„Geht nicht", entgegnete sie.
„Ich weiß, Sif", erwiderte ich und rollte mit den Augen. Natürlich wusste ich das. Durch Bücher in der Bibliothek.
„Ist es, weil du keine-", sie druckste herum. „Du weißt schon." Sie wusste es – Heimdall und Thor aber auch. Ich fragte mich bis heute, wie Thor es hatten herausfinden können, dass ich keine Gebärmutter mehr besaß. Denn Heimdall wusste es durch eine einfache Erklärung. Und Sif hatte ich es verraten, nachdem sie gefragt hatte, wieso ich mit dem Verlauf meiner Volljährigkeit keine Kinder in die Welt gesetzt hatte.
„Nein, ich habe ihr Auslauf gegeben", wiederholte ich mich. „Und sie ist nur eine Miniversion geworden." Ich zuckte wieder mit meinen Schultern.
„Feen sind schnell aufmüpfig, pass also bitte auf." Ich nickte. „Also." Sie schlug mir gegen die Schultern. „Los." Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Ich muss noch ein paar ernste Wörtchen mit dir reden, bevor wir trainieren."
„Ja, Captain", sagte ich und salutierte sofort, weswegen Thor ruckartig den Kopf hob. Ich schaute irritiert als ich sah, dass er Sunna auf dem Arm hatte. Sif schaute nur verwirrt drein.
Sie schüttelte auch kurz darauf ihren schwarzhaarigen Schopf und führte mich zu einem Platz, der neben ihrem noch frei war. Daneben saß zwar wiederrum Tyr, doch der war mit seinem Essen beschäftigt.
Thor setzte sich mir gegenüber, neben Fandral. Und neben ihm, auf Thors anderer Seite also, saß Sunna, die das Essen kritisch beäugte. „Greif zu, es vergiftet dich nicht", kommentierte ich.
„Ich bin veganer", haute sie raus.
>Auch das noch.
Ich schüttelte meinen Gedanken ab, nahm mir danach ein wenig Essen und etwas zum Trinken. Als dies erledigt war, sah ich, wie auch Heimdall sich ans Ende des Tischs setzte und mir kurz zunickte. Am Abend aß er immer mit und begann danach seine Nachtruhe für vier Stunden. Mehr Schlaf brauchte er seit über dreitausend Jahren schon nicht mehr – meinte er jedenfalls. Ich empfand es als unglaublich ungesund.
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„Also, du wolltest mit mir reden?", fragte ich nach, nachdem ich etwas Essen zu mir genommen hatte. Okay, die Hälfte meines Tellers war bereits leer.
„Ja", sagte sie und trank schnell einen Schluck ihres Schnaps. „Erzähl mir von dir und deinem Leben auf Midgard", forderte sie mich plötzlich auf. Ich verschluckte mich an der Ziegenmilch. „Du hast noch nicht viel darüber verlauten lassen."
>Fuck.
„Wieso?", fragte ich hustend.
„Wenn ich mit dir und Thor auf Reisen gehe, dann muss ich mich auf dich verlassen können", erklärte sie mir. „Und ich weiß kaum etwas über dein Leben auf Midgard", zuckte sie mit ihren Schultern.
„Also, ich weiß nicht", hustete ich, „Ob dies so eine gute Idee wäre, Sif."
„Ich möchte aber mehr wissen", verlangte sie und ich sah kurz zu Thor, der mir nicht mal einen Blick schenkte.
„Na, schön", seufzte ich und strich mir eine kurze Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus meiner Frisur gelöst hatte. „Als ich sechs war-", ich verzog meine Miene. „Meine Eltern kamen bei einem Unfall ums Leben." Mein Blick fiel auf Sunna, die von irgendeinem Gebäck aufblickte, welches anscheinend ohne tierischen Einfluss war. „Ich wurde damals von meiner Schwester getrennt beim KGB ausgebildet."
„Was ist ein KGB?", fragte sie nach.
„Eine Organisation Russlands. Ist ein Land auf unserem Planeten", erklärte ich ihr. „Dort lernte ich dann meine, bis heute, besten Freunde kennen." Als ich wieder zu Sif blickte, nickte diese mit fast schon auflodernden Augen. „Vor drei Jahren wurde ich entführt, von Shield."
„Shield ist nett", stimmte sie mir nickend zu.
Ich hatte in solch einer Hinsicht nichts gesagt, aber egal. „Ich lernte so meine Schwester Natasha kennen", erklärte ich ihr. „Und kurze Zeit später lernte ich alle Avengers kennen. Und Thor."
„Das hab ich gehört", zeigte dieser kurz auf mich.
„Ich wurde kurzdarauf von Loki entführt, unter Bann gezogen, und blieb bei ihm einige Wochen, ehe ich mich erinnerte und ausbrach." Ich zog meinen Krug zu mir heran. „Es gab einen Kampf in New York, bei dem ich bemerkte, dass ich anders bin als andere Menschen." Thor sah auch mal zu uns. „Ich tötete Loki", sah ich Thor an. „Mit nur einem Schlag." Er sah wieder weg. „Und so fing ich danach bei Shield an." Ich wollte nicht weiter erzählen, doch Sifs Blick sagte mir, dass sie mit mir einfach weiter diskutieren würde, bis ich es täte. „Einige Monate später konnte ich meine Kräfte kaum noch kontrollieren", erklärte ich ihr. „Und so landete ich letztendlich hier", würgte ich es ab.
Sif lachte, um alles zu überspielen wie es schien. Denn Sunna sah schuldig auf ihren Teller und schob das Essen von sich, welches sich Volstagg dann nahm. Und Thor kratzte sich am Hinterkopf, ehe er aufstand.
„Entschuldigt mich", kommentierte er.
Sif lachte noch immer, presste aber ihre Lippen zusammen, um Anstand zu zeigen. „Tut mir leid", raunte sie mir zu. „Eigentlich sollte ich nicht lachen", sagte sie und ich nickte. „Doch es klingt, als sei dein Leben ein reinstes chaosgleiches Abenteuer."
„Allerdings", stimmte ich schmunzelnd zu und trank einen Schluck meines Bahnenswhiskeys. So lautete der Name des Whiskeys in Asgard – der um einiges stärker war als üblicher Whiskey. Wir wussten ja alle noch, was mit mir nach dem ersten Abend mit solch einer Art Alkohol passiert war. Oder zumindest Thor und Tyr, vor denen ich mich hatte ausziehen wollen. Mit meinem Umhang eingewickelt war ich am nächsten Morgen in Thors Gemach erwacht.
„Wie sind deine besten Freunde so?", fragte Sif nach einigen schweigsamen Minuten und ich ließ von meinem kleinen Obstteller ab, den ich neben mir stehen hatte. Sowohl Früchte die ich kannte, als auch unbekannte Früchte, deren Namen ich immer vergaß, waren dort drauf.
Nachdenklich sah ich auf den Obstteller. „Charlie und Nathan sind unfassbar", lächelte ich und pikte mit dem spitzen Messer eine blaue Weintraube oder so auf. „Sie sind ein Paar", erzählte ich ihr. „Was auch mich glücklich macht", fügte ich hinzu. „Nathan ist sehr... lebhaft", sah ich sie kurz an. „Und auch sehr... aufmüpfig." Meine Mundwinkel zuckten. „Oft vergisst er manche Sachen und erkennt den Ernst der Lage nicht."
„Nathan gefällt mir jetzt schon sehr", mischte sich Tyr neben mir ein. „Ein sehr sympathischer Kerl, Victoria." Meine Mundwinkel zuckten wieder gefährlich, ehe ich zu der Weintraube roten Käse aufspießte und es aß. Der Käse hier war einfach rot. Man wusste nicht, wieso. Aber er war rot – und schmeckte wie ganz normaler Gouda. Mehr Sorten gab's leider nicht in Asgard.
„Und wie ist Charlie?", hakte Sunna leise nach und sah aus blonden Wimpern zu mir herauf. Mir war ihre Augenfarbe noch nicht aufgefallen. Lila. Wie eigentlich so vieles an ihrem Körper.
<Das gibt noch Probleme.
>Na, und? Lila Augen sind schön.
<Genauso gruselig wie deine grünen Augen.
>Ich liebe dich auch.
<Ich hasse dich.
„Charlie ist sehr klug, eine echte Naturschönheit... mit ihren dichten Wimpern und dunklen Locken." Ich lächelte und spießte eine pinkfarbene Frucht auf, die eine Ähnlichkeit mit einer Drachenfrucht aufwies. Ich probierte heute auch wieder neue Speisen, da es ein Festessen war. Das war meine Regel. Bei jedem Festessen probierte ich mal etwas Neues. „Sie weiß immer, wie ich mich fühle", erklärte ich. „Wir brauchen uns nicht einmal fragen." Ich blinzelte als meine Augen drohten, feucht zu werden. Ich aß die Frucht. Sie war scharf, scheiße auch.
Hinterher trank ich gleich etwas Milch, was Tyr zum Lachen brachte – und ihm von mir einen Boxer in die Rippen einbrachte.
„Ich weiß, was du meinst", schmunzelte Sif plötzlich und ich sah wieder zu ihr, da ich sie völlig vergessen hatte. „So war das bei mir und meiner Schwester auch." Sie nahm einen Schluck aus ihrem Kelch, während Tyr sich jedoch anspannte.
„Wieso war?", fragte ich verwirrt und runzelte meine Stirn. Ich konnte es mir schon denken, immerhin hatte ich Sifs Schwester nie kennengelernt.
„Weil sie nicht mehr am Leben ist", bestätigte Sif mir meinen Gedanken.
„Das tut mir leid", sagte ich und klopfte ihr kurz auf die Schulter.
„Ist schon über tausend Jahre her." Oh, na dann! „Nicht der Rede wert", winkte sie es ab und zog kurz die Augenbrauen zusammen, während Tyr verächtlich schnaubte.
„Ich hab mal gehört, alte Wunden rosten, aber verheilen nicht, Sif", murrte er.
„Wie hieß sie denn?", meinte ich irritiert und runzelte die Stirn als Sif mit einer Weintraube in den Fingern rumspielte und sie missmutig wieder auf ihren Teller warf.
Sif überlegte danach kurz, beugte sich dann jedoch zu mir vor und flüsterte mir ihren Namen ins Ohr, damit kein anderer ihn mitbekam. „Shiva."
Mir gefror das Blut in den Adern. Sif sollte mit Shiva verwandt sein? Einem Monster, welches ihre Eltern tötete? Welches die Galaxie in Dunkelheit versenken wollte? Welches... wie konnte Sif mit ihr verwandt sein? Wie?
<Also da gibt es ein weibliches und ein männliches Wesen. Die machen-
>Ich weiß, wie man sich fortpflanzt, du Idiotin!
„Das tut mir ehrlich leid", gab ich von mir. Aber Sif war ja nicht Sif, wenn sie nicht mit ihren Schultern gezuckt hätte und ihren Blick ein paarmal über den Tisch hätte wandern lassen.
„Iss lieber." Lenkte sie gerade ab? „Volstagg sieht so aus, als ob er es dir gleich stibitzen möchte." Da ich nicht mehr so großen Hunger hatte, wie vor der Sache mit Shiva, nahm ich mir nur noch ein Brötchen hinunter, schob es Volstagg zu.
„Bitte sehr, mein Großer, viel Spaß", lächelte ich und er grinste mich an.
„Hogun?", rief Thor als er wieder hereinkam und Hogun erhob sich einige Plätze weiter etwas.
„Ja, mein Freund?", entgegnete er laut über das Geschnatter der Anwesenden.
„Nachher noch in die Stadt?"
„In Ordnung!", erwiderte er und Fandral sowie Volstagg grollten sofort herum.
„Muss ich da mit?", fragte Sunna nach und beugte sich etwas zu mir vor.
„Nein. Musst du nicht", schüttelte ich den Kopf. „Du kannst gerne-", ich kratzte mich im Nacken. „Egal wohin, dir steht es frei."
„Ich werde in deinem Zimmer warten", nickte sie.
„Okay", konnte ich dazu nur sagen. Sie runzelte die Stirn. Ehe ich jedoch den Mund aufmachte, erklärte Tyr ihr mein Wort – welches ich von der Erde kannte.
„Ich werde mir, um dich besser zu verstehen, die Erdlingssprache aneignen", nickte sie, sprang auf und lief aus dem Saal.
„Was? Jetzt?", rief ich ihr nach. „Wieso jetzt?" Ich erhielt keine Antwort.
„Wissensgierig", murmelte Tyr und trank erneut einen Whiskey.
„Eher versucht sie, alle entgangenen Jahre wieder gutzumachen. Ihr gefällt es nicht, wie dein Leben verlaufen ist", schnaubte Sif und ich seufzte. „So erging es der Fee meiner Schwester auch häufig." Über die Fee Shivas hatte ich noch nie etwas gelesen. Selten wurde über Feen geschrieben. Sie wurden nur als lästige Diener und Sklaven der Totenkinder beschrieben, die starben sobald auch ihr Schützling verstarb.
„Lasst uns jetzt nicht darüber sprechen, sondern gleich los", erhob ich mich. „Die Schenke wartet nicht ewig."
„Die Schenke steht doch nur noch, weil ihr dort immer so viel herumhängt", entgegnete Heimdall, der an uns vorbeilief.
„Mit Vergnügen!", rief Thor ihm nach.
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Wir kamen nach fast einer Stunde erst aus dem Knick, ehe Heimdall auch noch meinte, uns zu begleiten. Auf Kerle zu warten war scheiße.
In der Schenke soffen sich die Jungs dann die Birne förmlich zu. Bis auf Heimdall und Tyr. Tyr musste wegen Iduna dann um einiges früher gehen. Heimdall begleitete ihn, weil er seine Schicht wieder antreten musste. Doch als seine Augen etwas rot wurden, wusste ich, dass etwas anderes dahintersteckte.
Als mir die Jungs dann doch etwas zu betrunken waren, entschieden wir – die die noch klar denken konnten – sie zum Palast zu schleifen.
Sif, Hogun und ich waren leider diejenigen, die sie zum Palast schleifen mussten. Ich übernahm Fandral, Hogun Thor und Sif den großen Volstagg.
„Die Jungs schulden mir morgen etwas", murrte ich angestrengt und schleifte Fandral die letzten Meter die steinerne Treppe hinauf.
Er war leider der einzige unter den dreien, der schon eingepennt war. Arschloch! Ich schleppte gerade einen tonnenschweren Asen eine Steintreppe irgendwo im Weltall hinauf.
<Jetzt hab dich nicht so, Thor ist schwerer.
>Ich hab Thor aber auch noch nie tragen müssen!
<Da ist was dran.
Als ich Fandral endlich in seinem Zimmer abgelegt hatte, traf ich Hogun und Sif wieder in der Eingangshalle. Hogun lehnte sich gegen die Wand neben den Toren.
„Thor hat gerade gesagt, ihm würden kurze Haare stehen." Ich zuckte mit meinem Kopf perplex zurück, während ich meine Augenbrauen zusammenzog.
„Ihr solltet ihn mal zum Arzt schicken", merkte ich an.
„Was zum Teufel ist ein Arzt?", haute Sif raus und Hogun seufzte, verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Heiler", korrigierte ich mich.
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„Also, ich geh jetzt noch schnell in die Bibliothek. Ihr?", fragte Sif und lief mit uns los, weswegen ich schnell nickte.
Ihr Zimmer war neben dem Volstaggs.
„Schlafen", sagten Hogun und ich gleichzeitig und liefen die Treppen hinauf.
Gerade als wir oben an der Treppe ankamen, fing ich dann allerdings an, diese Stimme zu hören. Dieses Gekicher. Schon wieder.
„Was war das?", fragte ich in die Stille der Gänge. Ich fuhr herum, sah die gesamte Eingangshalle mit meinen Augen ab. Dort war niemand um diese Uhrzeit.
<Vielleicht erlaubt sich deine Fee einen Streich?
>Bist du eifersüchtig?
<Ach, was! Nein, ich mag sie lediglich nicht.
>Du kennst sie gar nicht.
<Und du genauso wenig. Also pass lieber auf. Mir kannst du immerhin vertrauen. Ich kenne dich schon dein Leben lang.
>Ja, ja.
„Was war, was?", riss mich Hogun verwirrt aus den Gedanken und blieb einige Meter vor mir stehen. Ebenso wie Sif, die mich irritiert ansah, während ich mich weiter umsah, dann jedoch mit Blick auf die Treppen, also rückwärts, zu den beiden lief.
„Ich glaub, ich bin einfach nur erschöpft", meinte ich. „Oder doch angetrunken."
„Das muss es sein", lachte Hogun.
Ich wollte weiterlaufen als ich mich umdrehte. Doch dann sah ich nach vorne und blieb in Starre stehen. Vor mir, durchsichtig wie ein Geist, stand... sie. Meine Mutter.
Ich keuchte erschrocken, zuckte heftig zusammen, als sie ihren Mund öffnete und Wind ihre Haare durchblies. Doch mir fröstelte es hier im Palast nicht. Und einen Lufthauch spürte ich auch nicht.
„Victoria?", tippte mich Sif an und ich zuckte erneut zusammen.
„Mein Kind, Shiva ist frei." Das war das einzige, was sie mir erst mitteilte.
„Was ist denn los?" Ich zuckte erneut zusammen als auch Hogun mich berührte – und ich keuchte.
„Du darfst das nicht zulassen!", rief sie.
Ich sah noch, wie sie ein Schwert zückte und nach etwas schlug. Da verschwand sie dann auch schon und meine schreckgeweiteten Augen sahen zu der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte.
„Victoria?", fragte Hogun nochmal leise nach.
Ich atmete schneller, hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Mein Puls raste, mein Blut kochte. Was war das?
„Victoria, deine Hände, bitte, pass auf", haute Sif raus, ehe ich röchelte als mir die Luftzufuhr genommen wurde. Wieso konnte ich nicht mehr atmen? „Victoria?"
Ich hob meine Hände, strich mir über den Hals.
„Ich... kriege keine... Luft."
Und egal was ich danach noch hatte sagen wollen. Ich wurde ohnmächtig.
Ich merkte noch, dass ich aufgefangen wurde. Aber ich wusste nicht, von wem ich aufgefangen wurde.
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Datum der Veröffentlichung: 31.10.2019 17:06 Uhr
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