Five
Five:
die Auferstehung
Lokis Perspektive:
„Verdammt!", rief sie. „Wie viele Viecher kommen denn noch, um durch das Tor zu rennen?!" Arabella wirkte wütend – und man hörte es knallen.
„Woher soll ich das wissen?", keifte ich, ließ ein Trugbild erscheinen, in der Nähe von Ragnaröks Fluss. Das Bild verschwand, sobald eine Menge Tiere, die missgebildet aussahen, es versuchten zu bekämpfen. Stattdessen fielen sie in den giftigen Fluss hinein und ließen gedämpfte Schreie von sich hören, die allerdings bald darauf verklangen.
Ich sah über den kleinen Anhang, konnte jedoch nichts außer dem Fluss sehen, der sich durch ganz Avalon immer wieder hindurch zog. Seine türkise Farbe, die offensichtliche Dickflüssigkeit des Flusses. Mir wurde übel, wenn ich den Fluss nur ansah. Und immerhin war es ein Fluss. Doch wer da hineinfiel, war fürs erste weg. Wohin, das wusste keiner.
Als ich einen kleinen Aufschrei hörte, fuhr mein Körper automatisch zur Quelle. Zu Arabella.
Als ich zu ihr sah, erkannte ich jedoch, dass sie nur mal wieder ein Schwert im Körper stecken hatte. Nichts Schlimmes oder Wichtiges.
„Auch wenn ich schon tot bin", rief sie resigniert, „Es nervt, immer wieder eine Klinge durch den Körper gestochen zu bekommen", beschwerte sie sich und warf es einer rothaarigen Dame zu, die gerade mit einem Rückwärtssalto von einer Klippe gesprungen kam. Es war Anastasia Romanoff. Natashas und Victorias Mutter. Und ich zog eine Augenbraue demonstrativ hoch.
„Oh, auch mal da?", hakte ich nach. „Was haben Sie gemacht?", murrte ich und stach mit meinem Dolch einen neuen anrennenden Werwolf nieder. „Teestunde gehalten?", spottete ich.
„Jemanden gewarnt", sagte sie lediglich nur und zog sich ihr Schwert aus der Schneide. „Jemand muss die Menschen doch davor warnen."
„Die Menschen?", lachte ich. „Sie haben nichts weiter zu tun, als umher zu rennen und um Hilfe zu schr-"
„Wen?", unterbrach Dimitri mich.
>Nicht witzig.
„Eine unserer Töchter ist in Asgard", stellte sie klar. Ich hob beide Augenbrauen an. Wann hätte Odin es denn zugelassen, jemals solch ein Wesen in Asgard zu dulden, nachdem was das letzte Mal geschah? „Ich habe sie gewarnt, was Shiva angeht", erklärte sie kurz angebunden und schlug einem weiteren Werwolf, genauso wie ich, den Kopf ab.
Hier in Avalon war alles anders gewesen, als ich damals dazu stieß. Nun kämpfte man darum, die Hölle so beizubehalten, wie man sie beibehalten wollte. Nun ja. Ich glaubte nicht, dass dies hier die Hölle war – doch momentan nahm sie Gestalt dessen an.
Es war nie meine Absicht gewesen, auf den Seiten derer zu stehen, die meinen Tod wollten. Allerdings war Shiva ein noch viel größeres Miststück als ich anfangs dachte.
Durch Fehler begannen eben Kriege. Und durch Entscheidungen mussten Kriege auch wieder beendet werden.
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So in meine Gedanken versunken, übersah ich eins der Monster – und sah dadurch auf einmal die Welt senkrecht.
„Hat mir gerade jemand ernsthaft den Kopf abgeschnitten?", rief ich genervt, verdrehte meine Augen.
„Weil du mit deinen Gedanken woanders bist!", brüllte Arabella wütend und schlug irgendetwas nieder, was ich nicht sehen, aber hören konnte.
Ein Schatten bildete sich über meinem Kopf.
„Oh, bitte nicht", grummelte ich, doch im nächsten Moment wurde mein Schädel von einem Felsen beinahe zerquetscht. Tja, beinahe. Denn in diesem Moment merkte ich, wie er sich mit meinem Körper wieder zusammensetzte.
So war dies nun mal in Avalon. Man konnte nicht sterben, da man schon tot war. Und wenn man verletzt wurde, dann setzte es sich durch den Zauber des toten Gebotes wieder zusammen.
„Arabella, wo sind die Verlorenen?", fragte Anna nach, kam in mein Blickfeld sobald ich mich aufsetzte.
Sie köpfte einen von Shivas Anhängern. Sie war erst wenige Stunden wieder in Avalon und doch hatten sich schon so viele entschieden. Okay, es gab vorher schon so einige Konflikte hier. Aber es gab hier keinen Krieg. Weil sowieso keiner hier – die Werwölfe ausgenommen – sterben konnte. Denn alle waren ja bereits tot. Oh, und es gab noch Wächter. Diese zeigten sich jedoch nur bei Nacht. Und die griffen einfach jeden an. Ich hatte diese Erfahrung schon öfters machen dürfen.
„Bei der Gruft." Ich fuhr herum. „Sie versuchen Shiva aufzuhalten", rief sie und Dimitri wurde von Klauen niedergehauen, ehe ich vorschnellte und den Werwolf von ihm herunterriss.
„Eher versuchen sie, sie wieder einzusperren", lachte Dimitri, am Boden liegend. „Was nicht klappt." Anastasia half ihrem Mann auf.
„Wie oft soll ich noch sagen, dass es nichts bringt, nur Shiva aufzuhalten?!", keifte ich, schlitzte dem Ungeheuer vor mir die Kehle auf und schubste es von mir, ehe ich aufsprang. „Das nächste Mal erwecket Ragnarök", rollte ich mit den Augen. „Dann haben wir weniger Probleme."
„Ja, bitte macht das", antwortete Dimitri ironisch lächelnd, warf mir einen ebenso ironisch gemeinten Luftkuss zu und sprang in die Luft, ehe unter ihm ein Löwe mit grüner Haut und Schlangenschwanz durchrutschte.
Als ich nach vorne sah, wollte ich gerade losdreschen, da ich eine der Verlorenen am Boden liegen sah. Doch da wollte mir mein Körper nach einem Schuss, der ertönte, nicht mehr gehorchen.
Allerdings kam es noch eigenartiger. Als Toter konnte man für gewöhnlich keine Schmerzen verspüren – und auch nicht bluten. Aber auf einmal spürte ich dieses kräftige Ziehen in meiner Magengegend, welches sich hoch zu meinem Herzen bahnte. Man spürte es ganz deutlich. Kein Vergnügen.
„Eh, Loki?", hakte Arabella nach und landete im Katzensprung neben mir, ehe sie auf meinen Magen deutete und ich ihrem Zeigefinger hinter ihrem Handschuh folgte.
>Ich, ähm, das ist neu.
„Loki?", fragte Arabella, stellte sich vor mich.
„Ich-", ich keuchte, blinzelte irritiert und schrie auf als mein Nacken knackte. „Bricht mir gerade jemand das Genick?" Ich hob angestrengt meinen Arm als ich mir in den Nacken fassen wollte.
„Oh, Gott", schüttelte sie den Kopf. „Loki, es erweckt dich jemand zum Leben." Sie fuhr sich hektisch durchs Haar, sah hoch. „Es gibt ein noch lebendes Totenkind."
„Oh, nein", verdrehte ich meine Augen. „Verdammt."
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Victorias Perspektive:
„Ist dies", ich zog meine Augenbrauen zusammen, „Verzeiht bitte meine Wortwahl", fügte ich hinzu, „Euer Ernst, Euer Majestät?", fragte ich schockiert und verwirrt zugleich, während ich an ihm vorbeilief, anfing, auf- und abzugehen. Ich verschränkte meine Arme dabei vor der Brust, während niemand etwas sagte. Selbst Thor hielt den Rand, beschwerte sich nicht über seine nun gekürzten Haare. Und ich konnte mich nicht einmal mehr mit der Frage ablenken, wer sie ihm geschnitten hatte.
„Vollkommener." Ich fuhr mir seufzend übers Gesicht, schüttelte meinen Kopf.
„Nur er weiß, wie es hinter den feindlichen Linien aussieht", warf Frigga ein. „Niemand anderes ist noch im Zustand, erweckt zu werden."
Vorsichtshalber sah ich zu Sif, die ebenso wenig begeistert aussah. Thor schien auch nicht begeistert zu sein, als ich zu ihm blickte. Wer war überhaupt begeistert?! Niemand in ganz Asgard, vermutete ich.
„Es gibt ein großes Problem", fiel es Sunna dann anscheinend ein, die ihre kleine Stimme erhob.
„Das da wäre?", hakte Fandral irritiert nach. Mein Hirn ratterte, wog die Optionen und Möglichkeiten ab.
Ich wollte ihn nicht zurückholen. Eigentlich unter keinerlei Umständen.
„Ich brauche den Körper des Toten dazu", sagte ich triumphierend, zeigte es aber nicht.
Ich hatte nie erfahren, wo man seinen Leichnam hingebracht hatte – und dies war mir nur allzu recht.
„Thor wird dich mit einer Handvoll Wachen zum Grab bringen." Ich versuchte, ein Jammern zu vermeiden, konnte es aber nicht rechtzeitig. Dies brachte mir allerdings doch tatsächlich einen Blick von Thor ein. „Ihr werdet ihn zurückholen können. Ohne große Schwierigkeiten." Meine innere Euphorie sank wieder auf den Nullpunkt.
>Verdammt!
„Na, schön, ich tu's", stimmte ich murrend zu und Sunna stellte sich stirnrunzelnd neben mich.
„Victoria-"
„Nein", unterbrach ich sie. „Ich tu's." Ich seufzte. „Auch wenn's der absolute Wahnsinn ist."
„Ich lasse dich nicht alleine gehen", sagte sie und ergriff meine Hand. Sie war eindeutig kein Kind, man merkte es.
„Du solltest lernen, größer zu werden", fiel mir nichts anderes ein als ich ihr meine Hand wieder entzog.
„Denn auf der Erde würdest du mit diesem Verhalten auffallen", haute Thor meinen anderen Gedanken heraus, weswegen ich ihn unter anderem spitz ansah.
„Es ist egal, wie sie sich verhält, Thor", warf Sif beruhigend ein und klopfte mir auf die Schulter.
„Dann los." Ich sah auf. „Es sollte keine Zeit verloren werden."
Ich sah kurz zu meinen Füßen. „Wer weiß, wie viel uns davon noch bleibt", sagte Volstagg, schulterte seine Axt und lief aus dem Thronsaal.
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Er sah genauso aus, wie ich ihn in Erinnerungen gehabt hatte. Schwarze, bis zu den Schultern lange Haare. Und blasse Haut. Dazu hatte er seine asische Kleidung an.
„Ihr habt ihm die letzte Ehre erwiesen", stellte ich verblüfft fest, weil ich das nicht gerade erwartet hätte. Nachdem, was er alles angerichtet hatte.
„Er war in erster Hinsicht noch immer der Prinz Asgards gewesen", stellte die Königin klar. „Und ein Familienmitglied." Sie strich ihm liebevoll übers Gesicht.
„Ich zweifle bis heute daran", verschränkte Thor seine Arme vor der Brust.
„Sei nicht so streng mit ihm", bat sie. „Er hatte es nicht leicht."
>Nicht leicht? Daran zweifle ich.
Ich seufzte in dem Moment, in dem Odin mit den großen drei das Zimmer betrat. Thor hinter mir, neben ihm Sunna, zu der ich kurz sah – und die mich besorgt musterte. Ich verdrehte meine Augen, drehte mich wieder nach vorne.
„Na, los", haute Sif raus. „Dann fang mal an." Sie zog ihr Schwert und kam hinterm König zum Vorschein.
„Ihr solltet ein Stück zurück", warnte ich alle vor.
Und sie stellten sich zu Thor und Sunna nach hinten. Sunna beugte sich leicht vor.
>Genau deswegen wollte ich nie einen Beschützer.
<Man wird bevormundet.
>Ganz genau.
Ich atmete einige Sekunden tief ein, konzentrierte mich aufs äußerste. Ich ließ meine kitzelnden Handflächen nicht mehr aus den Augen. Sie fingen an, zu zittern, färbten sich. Allerdings gab es nun noch immer eine Sache, der ich mir absolut nicht bewusst war. Ich wusste nämlich nicht, ob ich dazu in der Lage war, eine Art Gott zum Leben zu erwecken. Und ich fand, dass es einen Versuch nicht wert war.
Mein Kopf war bestimmt schon blau, weil ich nicht mehr einatmete. Ich wusste nicht, wann der richtige Zeitpunkt kam, die Energie auf meinen Händen loszufeuern und auf den Leichnam vor mir zu richten. Allerdings hielt ich es für einen guten Moment, als meine Hände pechschwarz wurden und das Lila in ihnen versiegte. Denn so dunkel waren sie noch nie gewesen.
Die Energie auf meinen Handflächen strömte zur kältesten Signatur, die es in diesem Raum gab – dem Leichnam.
Man sah den Rauch, die kleinen aufzuckenden Blitze, die in seinen Magen strömten. Seine Haut brachte es zum Leuchten, ehe meine Kräfte weiterzuziehen schienen. In Richtung seines Herzens.
„Komm schon", murmelte ich, legte meine Hände zusätzlich auf seine Brust. Ursprünglich hatte ich eine Herzmassage einleiten wollen. Es gab aber ein kurzes grelles Leuchten, als meine Fingerspitzen seine Haut am Hals streiften, wobei ich aufschrie und die Hände zurückzog. Die Wachen traten mit den Speeren vor. „Alles gut!", hob ich meine Hände zur Beschwichtigung.
Und leider war das Leuchten meiner Hände und der Energie, die ich der Leiche hinzugefügt hatte, schon alles. Mehr passiert nicht.
<Kannste knicken, funktioniert, Gott sei Dank, nicht.
>Wieso so missmutig?
<Er wollte dich umbringen, da würde ich ihm nicht vertrauen.
>Du bist komisch.
<Du bist doch auch komisch.
>Ja, aber du bist komischer als sonst, Pookie.
<Nein, bin ich nicht. Ich zähle nur Tatsachen auf.
>Okay.
Ich dachte, Pookie würde irgendetwas Verletzendes noch sagen – doch es kam nichts.
Also gab ich es kurzerhand auf, sah zu Odin und schüttelte den Kopf, ehe ich Loki über die Wange strich. „Ich glaube, einen Gott zurückzuholen, ist eine Nummer zu groß, mein Allvater."
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„Sind die Steine sicher?", fragte er.
„Ja", nickte die Wache.
„Gut", nickte auch Odin. „Thanos bekommt sie und das Totenkind unter keinen Umständen in die Hände."
>Hallo? Ich bin noch hier!
<Und eine Leiche auch.
Ich seufzte, betrachtete Loki. Er sah nicht einen Schritt dem Zerfall näher aus. Als hätte er dies absorbiert und sich junggehalten.
„Wie viel Jahre alt war Loki?", fragte ich.
„Knapp tausendfünfhundert", entgegnete Thor. „Wieso fragst du?"
Ich legte meinen Kopf schief. „Ich glaube", sah ich auf, „Ich brauche mehr Energie." Ich strich mir durchs Haar. „Vielleicht eine lebende Energiequelle", schlug ich vor. „Oder etwas, was ich anvisieren kann und damit-"
„Der Tesseract", haute Thor raus.
„Genau!", zeigte ich auf den Kronprinzen. „Ist er denn in erreichbarer Nähe?"
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„Victoria!" Ich zuckte zusammen als mein Gleichgewicht nachgab und Thor vorging, mich aufhielt, bevor ich fallen konnte.
„Alles gut", schüttelte ich meinen Kopf, fasste mir an die Schläfen, während ich die Augenbrauen zusammenzog. „Mir geht's-", ich schaute irritiert auf meine Hand als diese nass wurde. „Blut", kommentierte ich es irritiert. Wieso blutete ich?
„Ich halte es für keine gute Einfindung, wenn sie dies weitermacht", teilte er den anderen mit.
Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich krieg das hin."
„Victoria, manche Totenkinder sind nun mal nicht stark genug", seufzte er als ich mich wieder richtig hinstellte.
„Ich krieg das hin", wiederholte ich – als wäre es mein Mantra gewesen.
„Nein, er hat Recht", mischte sich der Allvater ein und trat vor. „Du bekommst das nicht hin, Kind." Ich presste meine Lippen zusammen. „Manche Gegebenheiten sollen nicht sein."
Ruckartig, als ein starker Atemzug zu hören war, zuckten alle im Raum zusammen und sahen mit ihren Köpfen zum Tisch vor uns.
„Oder aber", ein heiseres Lachen ertönte und ich schrie auf, „Er hat einfach keine Lust, die Augen zu öffnen."
Ich hielt mich am Tisch fest, versuchte meine Atmung und mein schnellschlagendes Herz zu beruhigen.
„Ha, ha, Loki", entgegnete ich schweratmend. „Echt guter Witz." Ich sah auf seine geschlossenen Augen, ehe er diese öffnete und seine Pupillen mich ruckartig erfassten. Seine leuchtend grünen Augen.
Blitzschnell saß er plötzlich aufrecht, wobei ein Knacken durch den Raum hallte und Sunna plötzlich bei mir war und sich vor mich stellte, weswegen ich die Augen verdrehte. Thor war doch auch hier. Er hätte mich notfalls genauso gut beschützt.
„Oh, bitte", verdrehte Loki seine Augen, ehe er seine Hände strecken wollte – und mit der rechten seine Probleme bekam. „Handschellen." Er sah resigniert zu Thor. „Echt?" Er sah wieder zu Sunna. „Weißt du, die letzte Fee, die ich getroffen habe, habe ich im Fluss Ragnaröks ertränkt."
„Wie bitte?", entfuhr es mir empört, ehe ich zu Sunna sah, die ein Wimmern von sich gab, während ihre Lippen bebten. „Loki, es reicht", merkte ich an. Er wandte sich mir wieder zu.
„Tatsächlich?", legte er den Kopf schief, ehe er sich über Sunnas Kopf hinweg zu mir vorbeugte und ich den Atem anhielt.
„Ja." Wieso war ich ihm gegenüber mit der Stimme nicht standhaft genug? „Du bist aus nur einem einzigen Grund am Leben." Ich befeuchtete meine Lippen. „Und ich habe nicht vor, dich in den nächsten zehn Jahren nochmal wiederzubeleben, falls ich dich in nächster Zeit nochmal töten sollte", sagte ich. „Oder in den nächsten paar Minuten", fügte ich nuschelnd hinzu und schob Sunna trotz ihrer leichten Abwehr beiseite. Ich glaubte nicht, dass sie für ihre eben gewählte Aktion bereit gewesen war. Denn man merkte ihr ihre Angst an. „Woran erinnerst du dich?", fragte ich ihn als ich ihm wieder ins Gesicht sah.
Seine Mundwinkel zuckten, während er wiederrum auf seine rechte Hand sah. „Daran, dass du mir das Genick gebrochen hast, mein Herzchen", kommentierte er. „Und ich dir dafür am liebsten dasselbe Geschenk bereiten würde."
„Es war mehr als berechtigt", schnaubte Fandral im Hintergrund und leise in sich hineinlachend richtete Loki seinen Kopf auf.
„Muss gerade derjenige sagen, der überall in der weiten Galaxie seine Frauen verstreut hat und sie-"
„Es geht hier nicht um ihn", unterbrach ich Loki und sein Blick schwang wieder zu mir. „Denn du hast nicht auch nur ein Recht, hier irgendwem ein Geschenk zu bereiten", stellte ich klar. „Es sei denn, du möchtest demnächst mit einem Schlangenbiss irgendwo wieder im Garten begraben werden."
„Natürlich nicht", schmunzelte er. „Es geht nicht um Fandral", verdrehte er die Augen, strich sich sein Haar nach hinten. „Es geht um meine Zeit in Avalon." Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Meine Abenteuer, die ich dort erlebt habe." Während er es sagte, schwang er sich über den Tisch, drehte sich zu mir um und lehnte sich darauf ab. „Aber weißt du, was?" Ich zog eine Augenbraue hoch, ehe ich ihn abwertend ansah. „Es geht nicht ein bisschen darum, was ich in Avalon getan habe." Wie bitte? „Denn es geht dich einen Scheiß an."
„Ziemlich mutig für jemanden, erdengleichen Wörter anzuwenden, der Midgard noch vor einigen Jahren unterwerfen wollte", merkte Sif an.
„Nur mal kurz zur Verständnis", mischte sich Volstagg plötzlich ein. „Was sind Handschellen? Das frage ich mich schon seit einigen Minuten." Ich schlug mir gegen die Stirn.
„Handfesseln", antwortete Thor schnell und Loki sah zu ihm.
„Ich hoffe doch sehr, dass der Captain an seinem Morgenkaffee erstickt ist."
„Zweimal fast", antwortete ich ihm mit kurz schiefgelegtem Kopf und sah wieder zu Loki, ehe ich um den Tisch herumlief. Langsam und lieber auf Abstand haltend. „Aber du lenkst vom Thema ab, Loki", stellte ich klar. „Das konntest du schon immer gut. Ablenken", sagte ich und seine Mundwinkel zuckten. „Aber du bist nicht der einzige im Raum, der ablenken kann." Er runzelte seine Stirn. „Es sind immer die einfachsten Fragen, die einen sofort aus dem Konzept bringen, nicht wahr?", hakte ich nach und kam vor ihm letztendlich doch zum Stehen. „Aber ich möchte nun sofort und ohne Umschweife wissen, was in Avalon passiert ist", forderte ich.
„Und wieso sollte ich es euch erzählen?", hakte er nach. „Damit ich danach in einer Zelle verrotten kann? Da würde ich doch lieber wählen, sofort wieder zu sterben", verdrehte er die Augen und beugte sich von der Seite her zu meinem Gesicht vor.
„Du bist nicht hier, Loki, weil du deine weitere Strafe in Asgard absitzen sollst", meinte Thor und näherte sich ebenfalls wieder.
„Anna hat dich gewarnt", nuschelte er und ich warf Thor einen Blick zu, der gegenüber am Tisch vor uns stehenblieb.
„Wer ist Anna?", fragte ich verwirrt und mit einer Spur Misstrauen im Ton.
„Ehrlich?", lachte er los und ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Da bin ich ja mehr-", ich runzelte meine Stirn. „Wie heißt das Wort doch gleich? Up to date?"
„Verarsch mich nicht, Loki", knurrte ich drohend und erneut lachend hob er seine linke Hand.
„Schön." Er presste seine Lippen kurz fest aufeinander, ehe er mit der Zunge schnalzte und zu mir heruntersah, so wie er sich vorbeugte. „Anna ist der Spitzname deiner Mutter", erklärte er mir.
„Meine Mum?", entgegnete ich.
Er nickte, mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht. „Übrigens sehr nette Frau", merkte er an und hob einen Finger zwischen seinem und meinem Gesicht. „Wenn sie einem nicht gerade den Kopf abschneiden möchte", sagte er abwinkend.
„Du kennst meine Mutter?", fragte ich total von den Socken gehauen – und aus meinem Konzept, den bösen Cop zu spielen.
Ich wollte unbedingt in diesem Moment wissen, woher er bitte meine Mutter kannte.
„Ja, auch deinen Vater", nickte er und Odin trat vor. „Ihn mag ich allerdings weniger. Denn er ist so wie du und deine Schwester, Victoria." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Sehr... voreilig", sprach er aus. „Aber sag mal", zuckten seine Mundwinkel. „Hast du mit ihr gesprochen? Oder war es doch deine Schwester?", fragte er und grinste, ehe er an mir heruntersah. „Im Übrigen, ein Kompliment", merkte er an. „Du siehst gut aus, hast dich gut gehalten." Ich blinzelte perplex. „Und du hast mich zurückgeholt."
„Und?", verschränkte ich schroff meine Arme vor der Brust.
„Die Frage, wer wohl das lebende Totenkind ist, wäre damit erledigt. Nicht wahr?" Er sah zum Allvater. „Du bist unverbesserlich."
„Loki, weißt du Shivas Plan?", fragte er eindringlich und kam an seiner anderen Seite zum Stehen.
„Nur das wenigste", antwortete er endlich mal. „Die verlorenen Totenkinder versuchen, sie aufzuhalten", zuckte er mit den Schultern. „Doch diese widerlichen Werwölfe versuchen, sich einen Weg zu einem Tor zu bahnen, welches den Untergang des Totenreiches angeblich besiegeln soll."
>Das klingt nicht gut.
<Ganz und gar nicht gut.
„Niemand, der je dort durch ist, kam wieder zurück", erklärte er und sah für ein paar Sekunden zu mir, ehe er doch wieder auf den Tisch vor sich sah. „Bei Tage verteidigen Arabella, Anastasia und Dimitri, sowie einige andere Wesen, auf unserer Seite stehend, das Tor", seufzte er. „Ich denke, ihr wisst noch, wer Arabella ist?"
>Nein.
<Das war das erste Totenkind in der Galaxie, Vika.
>Oh, okay. Erstes Totenkind, gecheckt.
„Wir hoffen, dass die Sonne wieder für uns scheinen wird." Sah man gerade wirklich den Ernst in seinen Augen aufblitzen?
„Du bist wirklich auf-"
„Was ist ihr Plan, habe ich gefragt", schnitt Odin mir das Wort ab. „Nicht, wer sie versucht, aufzuhalten." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Sie will Rache nehmen, keine Frage", erwiderte Loki und ich legte meine Hand auf seine rechte, ehe er ruckartig nach unten sah, als die Handfessel ein „klick" von sich gab.
„Victoria-", drohte Thor los als Loki sich sein Handgelenk rieb und ich die Hand hob.
„Ich gebe dir eine einzige Chance, Loki", stellte ich klar. „Missbrauchst du mein Vertrauen, wirst du es bitter bereuen", versprach ich ihm.
„Oh, ich bitte darum", feixte er, ehe er einmal kurz den Kopf neigte, danach wieder zu Odin sah. „Sie möchte, glaube ich, mit Thanos die Galaxie unterjochen", sagte er. „Von meinen Erlebnissen mit ihm wusste ich nur, dass er ständig von einer Macht sprach, einem Kind, das ihm ein glückliches Universum schenken wird." Er seufzte. „Es wird immer nur vom noch letzten lebenden Titan gesprochen in Avalon", erklärte er. „Das kann nur Thanos sein."
„Thanos?", hakte ich nach. „Das musst du mir erklären."
„Er war derjenige, der mir die Chitauri zum Angriff auf New York zur Verfügung stellte."
„Ah, natürlich", hob ich beide Arme. „Ausgerechnet der?", sah ich Thor flehend an. „Hätte es nicht ein Kaninchen sein können, dass nur seinen Bau nicht wiederfindet?"
„Was ist-"
„Ein Tier!", unterbrach ich Volstagg.
„Er wollte von mir im Gegenzug-"
„Den Tesseract", schnitt Thor ihm das Wort ab. „Er hat es wirklich auf die Infinity Steine abgesehen", sah er gegen die gegenüberliegende Wand.
„Es soll alles in Dunkelheit gestürzt werden, wie früher", endete Loki. Doch irgendetwas stimmte nicht.
„Da ist noch etwas anderes", merkte ich an. „Was ist es, Loki?"
„Ich weiß es nicht", zog er seine Augenbrauen zusammen. „Ich kann nicht alles wissen."
„Wir müssen die restliche Galaxie warnen", sagte Frigga und näherte sich nun auch wie der Rest.
„Und wie stellen wir das an? Wir sind zu wenige Rekruten in Asgard, um dies zu bewerkstelligen", seufzte ich.
„Tote können mit ihren Liebenden im Traum kommunizieren", warf Loki ein.
„Sag nicht, du bist verliebt", spottete Fandral und der Gott neben mir zog die Augenbrauen zusammen.
„Nein", schüttelte er den Kopf. „Ich kann nicht lieben", lachte er und strich sich kurz über die Unterlippe. „Ist nur etwas für Primaten", sah er mich an. Ich verdrehte meine Augen. „Aber Arabella hat das Talent, sich oft in Träume anderer zu schleichen und diese zu beeinflussen", zuckte er mit den Schultern. „Eine Art Hobby von ihr."
„Also steht sie auf der Seite Shiv-", fing Sif an.
„Nein", schüttelte er den Kopf. „Ihr wisst genauso wie ich, vielleicht noch besser, dass Arabella immer nur das Beste für die Galaxie wollte." Ich runzelte meine Stirn. Naja, laut Büchern war Arabella wirklich ein vorzeighaftmäßiges Totenkind gewesen.
„Aber sie könnte uns von Vorteil sein." Loki nickte mir seitlich kurz zu.
„Wenn ich Arabella in meinen Träumen mitteile, den anderen Toten zu sagen, sie sollen ihre Liebenden warnen, haben wir mehr Zeit, um uns vorzubereiten", meinte er und ich bekam ein Mundzucken vom leichten.
„An was denkst du, Victoria?", fragte Thor mit gerunzelter Stirn, ehe ich meine verschränkten Arme löste und mich am Tisch abstützte.
„Ich habe gedacht", lachte ich. „Für einen lächerlichen Moment", schüttelte ich den Kopf. „Dass wir unser Team warnen könnten, Thor." Ich seufzte. „Doch das ist nicht ihr Krieg."
„Das stimmt nicht", widersprach mir Loki allerdings. „Ich habe sie mit dem Angriff auf New York hineingezogen."
Thor lachte. „Was ist so lustig?", fragte Sif nach einigen Sekunden als er sich nicht beruhigte.
„Du bist wahrlich ein Scharlatan vom Feinsten", schüttelte er den Kopf. „Und unverbesserlich." Er sah zu mir. „Es wäre keine schlechte Idee, die Avengers einzuweihen."
„Vergiss es", lachte ich kopfschüttelnd. „Niemand wird von ihnen erfahren, was geschieht", stellte ich klar und mein Lachen verebbte. „Es wird ein Selbstmordattentat. Und ich werde nicht zulassen, dass einer von ihnen sich in den Tod stürzt wegen Lokis Fehlern", widersprach ich ihm scharf.
„Victoria, du hast selbst gesagt, je mehr wir auf unserer Seite wissen, desto besser sind wir vorbereitet." Er seufzte. „Und Vision besitzt den Gedankenstein."
>Ach, fuck.
„Bitte, was?!", haute der Allvater scharfsprechend raus. „Wo ist der Gedankenstein?!"
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„Du musst dich ihnen stellen", meinte Thor und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ob du willst oder nicht. Es wird irgendwann Zeit."
„Wem stellen?", lachte Loki und richtete sich auf. „Barton? Rogers? Stark?"
„Nein", schüttelte ich vehement meinen Kopf und sah zur Tischplatte.
„Entweder, du gehst freiwillig, Victoria, oder ich schleif dich dorthin", stellte er klar.
„Das will ich sehen", grinste Fandral und ich schaute ihn böse an.
„Ich kann nicht", schüttelte ich den Kopf. „Es wird den Untergang der Avengers bedeuten."
„Und den Untergang der Galaxie, wenn wir nicht genug Krieger ranschaffen können", stellte er mir klar.
„Es ist zu lange her", widersprach ich kopfschüttelnd. „Ich gehöre nicht mehr zu ihnen."
„Du gehörst dahin, wo du hingehören möchtest, Victoria." Ich atmete tief ein. „Du musst dich nur akzeptieren", meinte Sunna und sah mich besorgt an.
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„Zum einem nimm ich Sif mit", sagte ich dem Allvater. „Sie könnte mich weiter trainieren, mich in Form bringen." Odin nickte, ehe er Sif ansah.
„Es wäre mir eine Ehre, mein Allvater", nickte Sif zustimmend und lächelte mich einige Augenblicke später leicht an, was ich erwiderte.
„Sif, du wirst-"
„Sie mit meinem Leben beschützen", kniete sie sich nieder. „Es ist mir eine Ehre."
Ich sah den König Asgards an. „Ich brauche niemanden, der-"
„Es ist zu deinem Schutz, Kind." War heute der Tag der Unterbrechungen?
„Mir wird man im Übrigen nichts ausreden können", hob das Kind unter uns plötzlich eine Hand in die Höhe. „Ich begleite sie. So oder so." Ich verdrehte meine Augen.
„Ist gut, Fee", sagte Odin abwinkend und sie nickte – sichtlich erleichtert.
„Also?", fragte Thor nach und löste seine Arme, ehe ich kurz auf den Tisch vor mir sah – erneut. „Wen schicken wir denn noch zur Erde? Ich bin nämlich raus", hob er beide Hände.
„Loki", sprach ich laut aus.
„Niemals", erwiderte er trocken und sah hoch.
„Was?", grinste ich und sah zu ihm auf. „Du sagtest selbst, sie seien Witzfigürchen."
„Dann kann es ja nicht so schlimm sein", warf Volstagg lachend ein und hielt sich den Bauch.
„Wann brechen wir allerdings auf?", fragte ich an Odin gewandt und sah zu ihm, an Loki vorbei. „Wir wissen immerhin nicht, wie viel Zeit bleibt."
„Am besten gleich morgen früh", antwortete er und seufzte. „Trefft alle Vorbereitungen", rief er uns noch zu, ehe er aus dem Heilerraum gerauscht war.
„Ist es nicht ‚hirnlos'", ich sah Fandral an, „Thanos ohne eine Waffe entgegenzutreten, die ihn töten könnte? Dein Hammer ist im Eimer." Loki sah ruckartig Thor an, sprach aber seine Gedanken nicht aus.
Ich seufzte. „Vermutlich", stimmte ich zu. „Doch wenn wir es nicht tun", meinte ich, „Könnte sich die Galaxie in einem Ausmaß verändern, welches wir nicht kennen."
„Dann los", nickte Thor mir zu und lief los. „Retten wir mal wieder die Welt."
Loki verdrehte seine Augen. „Bin ich der einzige, der diesen Plan als total bescheuert ansieht?"
Ich schüttelte meinen Kopf. „Da stimme ich Loki zu", merkte ich an. „Ich bin auch nicht begeistert."
„Du bist nur nicht begeistert, weil du diejenige bist, die nach Midgard reisen soll."
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„Du fliegst besser schneller", riet ich Sunna. „Ich möchte, dass Loki noch so viel wie möglich Schlaf bekommt, um sie zu warnen." Sie nickte, ehe sie zu Loki aufsah.
„Tust du ihr weh, Gott des Unheils, tu ich dir weh", warnte sie ihn ernst vor, ehe sie blitzschnell klein war und wegflog. Man sah lediglich noch ihren lilafarbenen Schimmer an der Ecke des Ganges zu den Treppen verschwinden.
„Du hast ja eine tolle Beschützerin."
„Sie nervt mich", entgegnete ich und lief um die Ecke des Gangs. „Wo war dein Gemach?", hakte ich nach und lief mit ihm Richtung Treppen.
„Normalerweise führ ich eine Dame erst aus, bevor ich mit ihr im Bett lande."
„Warum so sarkastisch?", fragte ich von der Seite, ehe Fandral ihm seitlich auf die Schulter schlug.
„Verletzt du sie, oder tust ihr in irgendeiner Weise weh, bist du toter als tot, Loki", warnte er ihn, zwinkerte mir zu und lief schnell weiter.
Ich hob meine Arme an. „Ich kann mich selbst verteidigen, klar?!", rief ich dem Krieger nach.
„Ich mein nur", erwiderte dieser laut und bog Richtung Eingangshalle ab.
„Hoher Rang?", hakte Loki nach. „Ich dachte eher, du wärst hier eine Gefangene."
„Es ist ein hübscher Käfig", seufzte ich. „Und ich fühl mich hier wohl." Ich strich mir kurz über die Unterlippe. „Los, wo ist es?", forderte ich ihn auf.
„In der Nähe von Thors Gemach war es einst", antwortete er mir endlich.
„Also im selben Stockwerk wie meinem", vermutete ich. „Und das erklärt, wieso es so ruhig ist. Denn außer Thors Schnarchen höre ich nachts nichts." Meine Mundwinkel zuckten als ich hinter uns jemanden anlaufen hörte. Ich wandte leicht meinen Blick, während meine Mundwinkel stärker zuckten. „So", blieb ich an der Treppe stehen. „Schlafenzeit, Gott des Unfugs", meinte ich.
„Wie bitte?", hakte er nach und ich zuckte mit meinen Schultern. In der nächsten Sekunde schwang eine Keule vor, die ihn umhaute.
„Danke, Volstagg", lachte ich. „Ich schulde dir was."
„Lass gut sein", winkte er's ab. „Habe ich mit Vergnügen gemacht!", rief er mir nach als ich loslief und ich lachte kopfschüttelnd.
>Auf ins Abenteuer!
<Warum so sarkastisch?
>Weil es ein Selbstmordattentat sein wird, Pookie.
<Wie süß, ich schick dir dann 'ne Postkarte von den Bahamas.
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Datum der Veröffentlichung: 31.10.2019 17:09 Uhr
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