Fourty-three
Fourty-three:
der getarnte Delfin
Charlies Perspektive:
„Ey, nein, das wird großartig", nickte ich, beugte mich leicht über die Serviette vor.
Clint seufzte, strich sich durchs Haar. „Ich hab nicht mal eine Ahnung, was ich sagen soll, wie kann das großartig werden?"
Marks Mundwinkel zuckten und er kritzelte einen kleinen Kreis in die obere Ecke der Serviette. „Du sagst einfach das, was du ihr in Berlin sagen wolltest."
„Das es cool ist, mit ihr so entspannt in der Weltgeschichte rumzureisen und sie die beste Partnerin ist, die ich bisher hatte?"
Ich seufzte, schüttelte den Kopf und streichelte mir über meinen Bauch als ich einen Tritt spürte. Das Kind in mir bewegte sich manchmal so fleißig, das ich sah, wie sich mein Bauch an einigen Stellen bewegte. Das war faszinierend – ließ mich manchmal allerdings auch nicht schlafen.
„Okay, weißt du, was, du Grummelliese?", zog ich meine Augenbrauen zusammen. „Ich werde dir was Schönes vorschreiben und du lernst es einfach auswendig, Punkt."
„Nein", hob Mark den Stift vor meine Linse. „Ich finde schon, dass er das selbst auf die Reihe kriegen muss", seufzte er. „Niemand kennt sich mit seinen komischen Gefühlen so gut aus, wie er selbst", deutete er mit Stift auf seinen Bruder.
„Was für komische Gefühle, Mark?", gab Clint von sich. „Ich liebe sie, punkt. Was gibt es da noch großartig zu sagen?"
„Ehm", ich räusperte mich, „Vielleicht wie sehr du sie liebst?", schlug ich vor. „Was du an ihr liebst? Vielleicht auch etwas Negatives aufzählen, was du aber auch liebst. Zum Beispiel ihre Angewohnheit, sich selbst zu geißeln, wenn etwas passiert, wofür sie nichts kann?"
„Ich, ehm... mag ihren Hintern?", zuckte Clint ratlos mit seinen Schultern und ich seufzte resigniert, sah gegen die Decke.
„Das wird ein langer Nachmittag", stellte Mark klar und griff nach seinem Handy. „Ich schreib Jen."
„Clint?", hakte ich nach als Mark sich aus der Nische kämpfte und aufstand. „Du liebst doch nicht nur ihren Hintern", sagte ich. „Oder?", fügte ich mit ran.
Er seufzte, fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und schlug kurz die Stirn auf dem Tisch auf. „Nein, natürlich nicht", murrte er. „Ich bin nur nicht so der Typ Mensch, der seine Gefühle in Worte fasst, klar?"
„Glaub mir", grinste ich ihn mehr als nur mit Sarkasmus an. „Ich weiß das."
Er murrte nochmal. „Kann ich ihr nicht einfach den Ring hinschmeißen und dann können wir nach Hause?"
Ich öffnete für einige Sekunden sprachlos meinen Mund. „Nein, auf gar keinen Fall", erwiderte ich danach sofort auf diese dumme Frage. Ich seufzte, tippte auf die Serviette und er hob seinen Kopf. „Überlegen wir weiter, was wir heute Abend zur Party beitragen möchten. Sie wird immerhin nur einmal achtundzwanzig, Barton."
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Victorias Perspektive:
„Nein, ich denke nicht, dass ich es ihr nun noch sagen würde." Ich zog die Brauen zusammen. „Schließlich ist es echt eine Kleinigkeit gewesen."
„Dieses Miststück hat dich geküsst und du hältst es für eine Kleinigkeit, welche du Vika verschweigen möchtest?", hörte ich Charlie ruhig sagen und stoppte.
>Kommt schon, ehrlich jetzt?! Wollt ihr mich eigentlich verarschen, Leute? Muss es immer der Wohnbereich sein, wo ihr solche Sachen bespricht?
„Ich weiß nicht, was die sich davon erhofft hat." Ich hörte ihn seufzen. „Aber ich habe ihn nicht erwidert und sie abgewiesen. Nur war sie am Abend dann so wütend als sie diesen Slip fand und-", er brach von selbst ab, stöhnte gequält. „Ich wollte es nicht schon wieder versauen, vor allem, weil ich es ja nicht wollte und-"
„Und die anderen Male wolltest du ihr wehtun, oder wie?", schnaubte Char.
„Nein", schüttelte er den Kopf als ich leicht um die Kule sah, die der Flur ergab um zu unseren Sitzgelegenheiten schauen zu können. „Nur die anderen Male habe ich die anderen Frauen vögeln wollen." Er seufzte, fuhr sich durchs Haar. „Es war ein langer Weg, bis ich bemerkt habe, dass ich nur sie liebe, okay?"
„Man sollte in einer Beziehung, Clint, egal was vorfällt, immer ehrlich mit dem anderen sein."
Er seufzte nochmal und vergrub das Gesicht in seinen Händen. „Ich weiß."
„Und es wird ihr definitiv mehr wehtun, wenn sie es wieder aus zweiter Hand erfährt oder viel zu spät."
„Aber erst einmal sollten wir an die Feier denken."
„Sich zu besaufen hilft dir nicht weiter."
„Ich mag mich nicht besaufen."
>Ich schon.
„Ich mag mir nur überlegen, was ich oder wie ich es ihr sagen werde."
„Tu's am besten bald."
>Nicht nötig, ich weiß es ja schon.
Vorsichtig und langsam zog ich mich zurück, ehe ich mit – ich war sehr leise – geschlossener Tür in meinem Zimmer landete, welches eigentlich nur noch leerstand, nachdem Stark nun noch ein drittes und viertes Gästestockwerk erbaut hatte beziehungsweise zwei seiner Galeriestockwerke geopfert hatte.
Mit einem leichten Hüpfer setzte ich mich auf mein Bett, schnappte mir mein großes Kopfkissen, kuschelte mich an es und atmete tief durch. Okay. Er hatte mich schon wieder betrogen. Irgendwie war es schon normal, so enttäuscht zu werden und sich so dämlich zu fühlen.
Und ich war nicht einmal überrascht, als ich nicht weinte. Als wären nach all den Jahren meinen Tränen nicht mehr da. Als hätte ich für ihn keine mehr übrig.
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„Friday, Urlaubsfotos anschalten."
Hatte es einen Vorteil, wenn Friday mit all unseren Handys durch Tony verbunden war, wenn er wirklich immer alles und jeden sofort hackte?
Stumm wurden die Fenster schwarz, ehe sie hell wurden und einige Fotos angezeigt wurden.
Lachend, kuschelnd, Grimassen schneidend, süßschauend. Auf dem einen küsste ich seine Wange, hatte sein Kinn stark umklammert und er zog eine Grimasse. Es gab so viele Fotos. Sogar eins, was ich von mir entdeckte, wo ich schlief. Es schien die Bettwäsche aus Sydney zu sein, die rote Bettwäsche im Hotel.
„Komm schon, du schaffst das!", rief Clint als ich ein Video anschalten ließ.
„Ich hasse dich", schrie ich und die Kamera zog sich nach oben, ehe ich gezeigt wurde. Im Bikini, am Klettern.
„Vika, da ist ein Hai", kommentierte Clint trocken raus und ich murrte laut.
„Soll ich mich mit dem prügeln, damit du dein Filmmaterial hast?"
„Ich hatte auch nicht gesagt, du sollst klettern."
„Ansonsten wäre es aber doch total langweilig gewesen!"
„Du hast doch einen an der Klatschte, Fräulein."
„Wie ich dieses Wort hasse", stöhnte ich wütend und fing an nach unten zu klettern. Da wurde der Bildschirm dann schwarz.
Ja, an den Hai hatte ich mich erinnern können. Es war ein Delfin gewesen, kein Hai. Und mit dem Delfin war ich spontan dann sogar noch geschwommen.
Vielleicht wäre es toll gewesen, auch noch ein Bild aus Berlin gehabt zu haben, aber das war uns wohl verwehrt. Und vielleicht war es besser so.
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„Klopf, klopf", ertönte es und ich starrte zur geöffneten Tür, in der Clint stand und mich anlächelte, ehe sein Gesichtsausdruck von fröhlich zu besorgt wechselte. „Was ist los?", fragte er, lief zum Bett und setzte sich neben mich.
„Nichts", nuschelte ich und entschied, dass ich es von ihm hören wollte. Persönlich. Diesmal kam ich nicht damit.
„Aber wegen nichts weint man nicht, Victoria", meinte er und strich mir plötzlich die Tränen vom Gesicht, ehe er mir das Kissen wegnahm und mich in den Arm nahm, was ich einfach zuließ, weil ich perplex war. Also hatte ich doch noch weinen können. Toll – nicht.
„Ich mache mir nur um meine Mutter Sorgen", seufzte ich und kuschelte mich an seine Brust, vergrub das Gesicht darin.
„Ach, das macht dir zu schaffen", murmelte er leise und streichelte meinen Rücken auf und ab.
>Ja, aber nicht nur das, Barton, nicht nur das.
„Ich möchte nicht mehr kämpfen müssen", sagte ich leise. „Kann man es nicht akzeptieren, dass ich meine Ruhe haben möchte?"
„Anscheinend nicht, Vika", meinte Clint leise und strich mir übers Haar. „Aber ich hätte eine Idee, dich aufzumuntern." Vorsichtig löste ich mich und wollte mir dann einen Kuss holen. Ich brauchte die Bestätigung seiner Worte – dass er mich wirklich liebte. Doch es tat weh als er den Kuss abblockte. „Victoria?", fragte er als ich mich leise vorgebeugt hatte und ich machte vor seinen Lippen halt, ehe ich meine Augen öffnete und eine Augenbraue hochzog. „Ich meinte nicht, knutschen, sondern etwas anderes an Ablenkung."
>Willst du mich eigentlich verarschen?
„Okay", meinte ich und lehnte mich zurück. „Ich bin nur eben im Bad und mach mich frisch."
„Klar." Er nickte.
Er hatte nicht einmal etwas zu der neuen Frisur gesagt. War das normal? Mittlerweile?
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„Fertig", sagte ich und seufzte, ehe er aufstand, mich etwas anlächelte und zu mir lief, ehe er mir danach einen Kuss gab. Auf die Stirn.
„Na los." Er schnappte sich meine Hand und zog mich mit sich, ehe wir im Wohnbereich landeten, wo er sich seine Jacke schnappte und meine auch auf der Rückenlehne lag, die er mitnahm.
„Wohin gehen wir?", fragte ich leise als er mir meine Jacke reichte.
„Wir gehen Kanufahren", nickte er lächelnd und zog mich mit sich in den Fahrstuhl.
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Irritiert ließ ich mich aus dem Tower fahren.
„Sicher?", fragte ich als wir im Wagen saßen. „Ich denke nicht, das richtige dafür anzuhaben."
„Du siehst gut aus, Baby, keine Sorge", lächelte er, warf meinem Outfit kurz einen Blick zu und schnappte sich meine Hand, die daraufhin mit seiner verschränkt auf meinem Knie ruhte.
„Ich möchte nicht im Tower schlafen", beschloss ich plötzlich und er runzelte seine Stirn.
„Warum?"
„Weil es mir zu voll ist", nahm ich als Ausrede. „Ich kann doch auch bei Natasha in der Wohnung schlafen."
„Und wenn dir etwas passiert?"
„Dann kommst du mit", widersprach ich ihm.
„Aber wir können nicht einfach so vom Tower weg."
„Doch, können wir", nickte ich. „Niemand hat uns gezwungen, wiederzukommen."
Er seufzte, ehe er mit seinem Daumen kreisende Bewegungen auf meinen Handrücken malte. „Könnten wir erst einmal den Tag überstehen, im Tower noch eine Nacht schlafen und dann darüber reden?"
Ich seufzte. „Du wirst sowieso nein sagen."
„Weil es vollkommen unnötig ist, auszuziehen, wo man dort doch am sichersten ist, Victoria."
„Aber ich möchte nicht gefangen im Käfig sein."
„Die Vorstellung finde ich genau wie du nicht prickelnd." Er hielt an einer Ampel. „Aber ich kann es auch nicht nachvollziehen, wieso du dich immer unnötig in Gefahr begeben möchtest."
„Unnötig?", spottete ich.
„Victoria, ich-"
„Du möchtest nur nicht jeden Tag hin- und herfahren müssen."
„Ich möchte mit dir da sein, wo es für dich am sichersten ist", widersprach er mir. „Und das ist momentan der Tower oder die Basis, entschuldige."
Er wandte sein Gesicht wieder von mir ab, doch zog ich es, nachdem ich meine Hand aus seiner gelöst hatte, zu mir, um ihn zu küssen. „Bit-", er entzog sich meinen Händen einfach.
„Ich muss Autofahren, Victoria, und so kann ich mich nicht konzentrieren."
Statt einem Kuss auf den Mund prallten meine Lippen nur kurz gegen seine Wange, die mich wegen den leichten Bartstoppeln etwas kratzte und kitzelte.
„In Ordnung", sagte ich leise, ließ mich zurücksinken und sah daraufhin nur noch eisern aus dem Fenster. Die gesamte Dreiviertelstundefahrt, die wir noch vor uns hatten, bis zum Hudson River, war gefüllt mit unangenehmem Schweigen.
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Er wollte allem Anschein nach wirklich Kanufahren gehen. Was für ein Scheiß. Ein Date, auf dem späten Nachmittag, bei einer scheiß Kälte. Wozu?
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Datum der Veröffentlichung: 25.01.2020 19:51 Uhr
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