Fourty
Fourty:
ihre Finger in seinem Mund
Clints Perspektive:
Mein Lauf zielte auf die Stirn der Rothaarigen, die mich beinahe schon schmollend und feindselig anstarrte, als war ich der Teufel.
„Na los", sprach sie mit starkem Akzent aus. „Worauf wartest du noch?" Egal wie lange ich ihr in die Augen blickte, ich wusste im Endeffekt, ich würde nicht schießen können. Sie war ein Kind. Ich konnte kein Kind umbringen. Nach einigen Minuten ließ ich die Waffe deswegen sinken. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie mich an. „Was soll der Scheiß?", fragte sie und richtete sich auf, während ich sah, dass ihr roter Pullover am Ellenbogen angekokelt war.
„Ich-", wieso konnte sie Englisch?
„Du?", zog sie eine Augenbraue hoch. „Wird das heute noch was?"
„Ich kann nicht", meinte ich und trat einen Schritt zurück.
„Dann tut's mir leid", entgegnete sie und im nächsten Moment trat sie mir meine Knarre aus der Hand, schwang sich hoch und es klickte, ehe sie mir ihren Lauf an die Stirn hielt. „Ich schon", stellte sie klar.
Ich seufzte. „Романов, в штаб", ertönte es aus den Lautsprechern. (Romanoff, in die Zentrale) Das einzige, das ich verstand, war der Name, der ausgesprochen wurde.
Ihr Blick schwang nach oben.
„Romanoff, richtig?", sagte ich nach einigen Sekunden zögerlich und sie sah mich an. Entschlossen, zu schießen. „Hör mal, du möchtest nicht schießen, da bin ich mir sicher."
„Du hast den Auftrag bekommen, mich zu töten", meinte sie grimmig. „Wieso sollte ich dir dann nicht zuvorkommen?"
„Ja", nickte ich. „Aber das muss nicht heißen, dass ich dich töten werde."
„Und warum nicht?"
„Weil ich keine Kinder töte", antwortete ich. „Du musst nicht abdrücken", redete ich weiter auf sie ein. „Du kannst es auch lassen und ich-", ein Knall ertönte, ehe ich zusammenzuckte.
Sie keuchte, ehe wir beide nach unten sahen.
Ein Schuss. Es war nur ein Schuss. Doch leider musste der treffen.
Mit einem Mal schnellte ich vor, fing sie auf.
„Geh", keuchte sie angestrengt. „Er wird schießen."
„Wo?", fragte ich und sie sah nach oben, ehe ich ihrem Blick folgte und schluckte. Ich hasste russische Agenten. Die waren selten kooperativ. Und dann ertönte ein Schlag... den ich jedoch von ihr abbekam. Sie schlug mich einfach, obwohl ich ihr doch nur helfen wollte. „Au!", gab ich von mir und hielt mir mein Auge, ehe ein Rumps ertönte und der Kerl vor ihr landete.
Oh... der hätte mich erschlagen.
Ich hob meine Knarre an, da drehte der sich und trat sie mir aus der Hand.
Also würde es Nahkampf werden... wie gut, dass ich nicht gedehnt und aus der Ferne besser war.
Ein Tritt in die Magengrube und ich hing dem am Nacken, wobei ich versuchte, ihm diesen zu brechen. Wir krachten gegen die Wand des Raumes, ehe er meinen Hals umklammerte.
Er säuselte etwas auf Russisch, das ich nicht verstand und ich röchelte nach Luft. Der war vielleicht ein Brocken.
Als schwarze Punkte anfingen vor meinen Augenrändern zu tanzen, ertönte ein weiterer Schuss und der Kerl ließ mich los, rutschte erst auf seine Knie, ehe er doch wegkippte.
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Victorias Perspektive:
Mit einem Mal keuchte ich und schrie danach auf, weil meine Wange schmerzte.
„Geht's noch?!", schrie ich und Clint fuhr hoch.
„Nicht schießen!", rief er und ich schlug zu, ehe ich ihm eine verpasste.
„Au!", rief er und sah mich erschrocken an. „Warum schlägst du mich im Schlaf?!"
„Du hast angefangen!", meinte ich beleidigt, strampelte die Decke von mir und stand auf.
„Alles-"
„Halt bloß", zischte ich, „Die Fresse, Barton."
Ich trat die Tür zum Bad auf und schlug sie hinter mir zu. „Nicht mal im Schlaf kannst du aufpassen, mich nicht zu verletzen!", rief ich aufgebracht, trat gegen die Kloschüssel und stützte mich danach am Waschbecken ab, ehe ich den Kopf hob und mir meine Wange ansah.
Ja, ein fetter roter Abdruck seiner Faust. Mitten auf meiner Wange. Geil – nicht.
Es klopfte als ich dabei war, einen Waschlappen zu befeuchten. Um meine Wange etwas zu kühlen.
Das Klopfen hörte nicht auf, bis ich seufzte, zur Tür lief und sie öffnete.
Mit gesenktem Kopf klopfte Clint kurz gegen die Luft und seufzte auch. „Tut mir leid, ich habe schlecht geträumt und nicht bemerkt, dir eine verpasst zu haben", sagte er reuevoll.
„Aber du hast mir eine verpasst", grummelte ich und er stieß sich vom Türrahmen ab, ehe er mich vorsichtig in den Arm nahm.
„Kommt nie wieder vor, versprochen", sagte er. „Tut mir leid", entschuldigte er sich nochmal. „Verflucht, es tut mir so leid." Er seufzte nochmal, ergriff mein Kinn als er sich leicht von mir löste und schob mein Gesicht Richtung Licht. „Scheiße", kommentierte er, strich mit dem Zeigefinger über meine Wange. „Scheiße", wiederholte er nur.
„Es war eine lange Woche", seufzte ich. „Vielleicht sollten wir wieder ins Bett."
„Warte." Er murmelte etwas leise vor sich hin, lief zum Waschbecken und machte den Waschlappen nochmal extra kalt, ehe er ihn mir reichte. „Leg dich ruhig wieder hin, ich komme gleich nach."
Irritiert nickte ich, nahm den Waschlappen an mich und lief ins Schlafzimmer zurück, ehe ich mich hinlegte.
Ich schlummerte nach nur wenigen Minuten wieder ein, doch die Körperwärme Clints vermisste ich die restliche Nacht über.
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„Natasha, bist du mir noch immer böse?", murmelte ich, schob ihr ein Erdnussbuttermarmeladentoast zu. Ohne zu reagieren nahm sie sich das Stück Brot und verließ die Küche. Ich presste meine Lippen aufeinander, sah ihr nach. „Ja, bist du", nuschelte ich, ehe ich mir müde mein Haar zurückstrich und zur Kaffeemaschine lief. Wie lange wollte meine Schwester mich noch ignorieren?
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„Carolina?", klopfte ich später im Verlauf des Morgens gegen die Küchentür und lachend stoppte sie. Mit ihrem Finger in Sams Mund? Was ging denn hier schief? „Eh-", brachte ich hervor und schnell nahm sie die Finger wieder aus seinem Mund.
„Okay, so schlecht schmeckt das wirklich nicht", meinte er und ich machte eine verstörende Miene, ehe er mir seine Zunge herausstreckte.
Ah... ein Brausebonbon. „Wonka Süßigkeiten", grinste sie. „Hat mir Mary mitgebracht, weil ich noch nicht nach draußen darf."
„Ja", meinte ich knapp. „Jetzt, wo du es ansprichst." Ich strich mir mein Haar beiseite und sie stoppte in der Bewegung. „Carolina, der Stylist ist da."
„Nein", erwiderte sie schnell, ging automatisch einen Schritt rückwärts. „Ich mag meine Farbe und Haare so, wie sie sind."
Ich seufzte und fasste mir an die Nasenwurzel. „Wir haben doch schon darüber gesprochen, Carolina", bemerkte Sam zustimmend.
„Aber ich mag das nicht machen", sah sie zwischen uns hin und her.
„Und wenn ich dabei bin?", fragte ich nach. Sie schüttelte ihren Kopf.
Ich seufzte erneut. „Carolina, wir können es auf die sanfte oder auch harte Tour machen."
„Wie endet die harte Tour?", fragte sie argwöhnisch.
„Ich kette dich an einen Stuhl und halte deinen Kopf fest."
Sie schüttelte mit ihren hellblonden schulterlangen Haaren den Kopf. „Okay, ich mach's. Nur keine harte Tour."
Sie hatte es die letzten Tage nicht leicht gehabt. Sie fühlte sich zwar wohl, war aber immer noch sehr schüchtern in der Gegenwart mancher Menschen.
Wanda, meine Schwester, Steve, Bruce, Clint... so einige andere noch. Die einzigen, mit denen sie sich wirklich prima verstand waren Toby, Sam, Mary, Peter und komischerweise Arabella und Loki.
Klar, mit mir kam sie klar, aber ich war in den letzten Tagen beschäftigt gewesen, mich mit Natasha zu versöhnen. Oder es eher zu versuchen. Denn sie machte es mir echt verdammt schwierig und spielte die Unantastbare.
Mithilfe eines einfachen Algorithmus' suchten Steve, Bruce, Tony und ich nach dem Schattenmonster beziehungsweise meinem Exfreund. Austin. Es tat mir leid, welches Ende er hatte nehmen müssen. Das wollte ich nicht.
Nachts suchte ich in meinen Träumen in Avalon nach ihm – doch noch hatte ich keinen Erfolg. Und niemand – wirklich niemand – konnte mir Informationen zu Freya nennen. Als hatte sie jeder vergessen...
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„Miss Lehmann?", fragte der Stylist und sie lief bei alldem Mist, der in ihrem Zimmer bereitgestellt wurde, rot an.
„Das ist zu viel."
„Du schaffst das", umfasste ich ihre Schultern und drückte diese sanft, ehe ich sie vorwärtsstupste.
Sie stolperte leicht, fing sich noch ab, ehe sie seufzte und zum Stuhl lief.
Hinter mir betrat Sam den Raum. „Tony meint, die Brille müsste noch abgeholt werden", raunte er mir zu. „Und die Kontaktlinsen."
„Gehst du?", fragte ich. „Oder soll ich Wanda bitten?"
„Warum schicken wir nicht Speedy?"
„Weil er beim Training mit Cap ist", meinte ich leise als der Stylist erst ihre Haare zu bürsten begann und versuchte, mit ihr Small Talk zu betreiben.
„Okay, ich geh", stimmte er zu. „Aber pass auf, dass der ihr nicht wehtut. Ich trau dem nicht."
„Du traust neuerdings niemandem mehr", gab ich bissig von mir.
„Und du hast 'ne blaue Wange, trotz Makeup." Ich fuhr mit meiner Hand zu meiner Wange und bedeckte sie. „Hat er dich geschlagen?"
„Das war nachts ein Unfall", quetschte ich hervor. „Er hatte einen Alptraum, nichts schlimmes."
„Sollte es was anderes sein", warf er ein bevor er ging, „Und ich finde es heraus, Victoria, töte ich ihn. Mir egal, was du sagst."
Danach verließ er den Tower um Carolinas Sachen zu holen. „Welche Augenfarbe bekommt sie nochmal durch die Linsen?", fragte mich der Stylist.
„Braun", antwortete ich zerstreut. „Warum?"
„Ich hätte eine Idee, wie wir ihre Haare gestalten könnten."
„Dann legen Sie los", nickte ich und Caro wimmerte, ehe ich seufzte, vorlief, ihre Hand nahm, drückte und ihr die Augen danach mit einem Tuch abdeckte, welches ich auf der Kommode fand.
„Das ist mein Schal", meinte sie.
„Aber so ist es erträglicher, den Schmerz zu ertragen", sagte ich leicht daher und der Stylist nahm sich die Wasserflasche. „Keine Sorge, so schlimm wird es nicht. Und ich bleibe jederzeit bei dir"
„Wenn du meinst", seufzte sie schwermütig. „Aber ich bin nicht umsonst seit acht Jahren nicht mehr zum Friseur gegangen."
„Warum hast du dann-"
„Meine Haare wachsen so unnormal langsam, das ich die Krise kriege."
„Ah", gab ich von mir und sah, wie der Stylist die Schere ansetzte.
Zu meinem – und später auch ihrem – Bedauern weit oben. Er sah mich nochmal an, bevor ich nickte und er loslegte.
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Datum der Veröffentlichung: 25.01.2020 19:47 Uhr
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