Five
Five:
„Scheiße!"
Ehe mich Clint hatte küssen können, umfasste ich sein Gesicht und hielt ihn davon ab, drückte mit meinen Fingern gegen sein Kinn.
Ich besaß also noch etwas wie Selbstachtung. „Ich meine es völlig ernst, Barton", merkte ich wütend an. „Ich bin drüber hinweg." Er zog die Brauen zusammen. „Ich habe eingesehen, dass zwar nicht alles mit dir ein Fehler war, im Großen und Ganzen allerdings schon."
Er umfasste mein Gesicht, streichelte mir so sanft darüber, dass ich irritiert meine Hände von seinem Gesicht nahm. Was sollte das hier werden? „Du bist nicht drüber hinweg." Er seufzte, starrte nach vorne – auf meinen Hals.
„Doch", nickte ich.
„Wieso hast mich dann auf der Party im Tower geschlagen?", fragte er nach, noch immer auf meinen Hals starrend. Fixierte er etwa etwas nicht Existentes an meinem Hals?
„Weil keine einzige Frau auf Erden dir sagen würde, sie fände es toll, wenn ein Kerl sagt, sie sei nur zum Ficken gut, Barton."
Er seufzte. „Ich habe schneller geredet, als nachgedacht", gab er zu. „Gut, das gebe ich zu."
„Doch dabei verplappert man sich nicht nur oft, sondern sagt auch noch die Wahrheit, Barton", entgegnete ich. „Das weißt du."
Er sah mit einem etwas flimmernden Blick wieder auf.
Austin hatte braune Augen. Doch Clint hatte so ein schönes blaugrau, welches mich an stürmische Seen und Nächte erinnerte, in denen er mir beigestanden hatte.
<Hör auf, beide miteinander zu vergleichen und komm endlich drüber weg. Clint ist und bleibt ein Arschloch, wird niemals erwachsen und wird auch niemals eine normale Beziehung mit dir führen können.
>Ich kann aber-
<Austin hingegen ist charmant, liebevoll, liest dir jeden Wunsch von den Augen ab, mag dich tatsächlich. Und der Sex ist gut. Ich mein, du kommst jedes Mal mit einem Lächeln nach Hause. Meint Sam zumindest.
>Ich kann nicht anders, als sie zu vergleichen, weil Clint noch immer-
<Das stimmt nicht! Das war Schwärmerei, Victoria! Und jetzt schmeiß den Kerl hier vor dir aus deiner Wohnung, dalli!
„Es ist mir egal, ob du darüber hinweg bist oder nicht", murmelte er leise, trat noch einen Schritt näher. „Ich weiß, irgendwo da drinnen", er strich mir übers Dekolleté und automatisch hielt ich die Luft an, „Wirst du niemals drüber hinwegkommen."
„Verletzt zu sein, ist etwas anderes, als jemanden zu lieben."
Sein Lächeln wirkte traurig, aber ehrlich. Er ließ von meinem Dekolleté ab und ich atmete aus. „Du bist verletzt, das versteh ich", nickte er. „Aber ich weiß, dass ich, egal wie oft ich gehe, nur einmal in deine Augen sehen muss und du spürst dasselbe wie früher." Er sah zur Seite.
Ich lachte leise. „Verpiss dich und such das Mädchen da draußen, das so fühlt." Er sah ruckartig wieder zu mir. „Denn ich kann es nicht gewesen sein. Immerhin bin ich nur zum Ficken gut."
Er seufzte nochmal. „Tut mir leid."
„Sagst du jedes scheiß Mal!", zischte ich zornig. „Und ich bin es ehrlich gesagt leid." Er sah wieder aus dem Fenster. „Muss ich erst nach Avalon flüchten, damit du mir nicht folgen kannst?"
„Selbst da würde ich einen Weg hinfinden."
Nun seufzte ich, schüttelte leicht meinen Kopf. „Du wirst es niemals kapieren", sagte ich leise. „Warum bist du wirklich hier?", hakte ich nach. „Und sag mir nicht, jemand würde Natasha drohen. Die meisten wissen nicht, wo ich wohne!"
„Wer war Justin?", hakte er nach.
„Mein Freund nach dir. Hat Schlussgemacht, weil ich nicht gesagt habe, dass ich ihn ebenfalls liebe", erzählte ich schnippisch. „Waren dir das genug Infos?"
„Liebst du Austin?", hakte er wie bei einem Verhör nach.
„Das geht dich nichts an."
„Ich muss es dennoch wissen", erwiderte er.
„Dann halt mit Nat Kontakt oder Sarah oder auch Char, denen erzähl ich doch vieles." Ich rollte mit meinen Augen.
„Aber nicht alles."
„Weil sie auch nicht alles anzugehen hat", sagte ich. „Und dich hat mein Leben noch weniger anzugehen als Loki." Sein Kiefer spannte sich an. „Dich hat mein Leben nämlich so wenig anzugehen." Ich zeigte ihm, wie viel es ihn anging, indem ich ihm keine Lücke zwischen meinem Zeigefinger und Daumen zeigte, weil ich sie aneinanderlegte. „Und nun schwing deinen Arsch endlich aus meinem Apartment, Barton."
„Ich kann nicht." Er schüttelte den Kopf.
„Warum kannst du nicht?", hakte ich kühl nach.
„Weißt du noch, wie ich einmal meinte, als du nach zwei Jahren aus Asgard wiederkamst, du seist die Droge, von der ich mich niemals herholen kann, aber von der ich auch niemals loskommen würde?" Ich nickte. „Es ist wirklich so."
Meine Miene glättete sich. „Andersrum ist es aber nicht so, Clint."
Sein nächstes Lächeln wirkte noch trauriger und es schien, als würden seine Masken fallen. Nur er war wohl ein besserer Schauspieler als ich je gedacht hatte.
„Egal, wie viel Zeit auch vergeht, Romanoff. Ich brauch dich nur einmal zu sehen und-"
„Du willst mich flachlegen, so wie immer", zuckte ich gleichgültig mit meinen Schultern. „Danke, aber ich weiß, ich bin eine verfluchte Granate im Bett", scherzte ich. „Trotzdem wird das zwischen uns nichts ändern, dass du meinen Körper noch immer willst."
„Nein", schüttelte er seinen Kopf. „Ich frage mich jedes Mal, warum ich dich gehen ließ oder gegangen bin."
„Ich hab dich darum gebeten, zu gehen."
„Ich hätte aber niemals auf dich hören sollen, weil du querschnittsgelähmt in einem Zimmer lagst, alleine."
„Lyane war gedanklich auch noch da", zuckte ich erneut mit meinen Schultern. „Also war ich nicht allein."
„Aber nicht so, wie du es in diesem Moment gebraucht hast", widersprach er mir und ich zuckte nochmal mit meinen Schultern.
„Wie meine Schwester sagte, Liebe vergeht. Und das zwischen uns war nichts anderes als eine ziemlich hitzige Affäre", stellte ich klar, zog leicht eine Augenbraue die Stirn hinauf. „Wie du es damals wolltest", merkte ich an. „Nichts weiter als Freundschaft plus. Etwas Flirten, etwas Sex, keine Verbindlichkeiten."
„Wenn man eine Affäre hat, möchte man die Person sich gegenüber nicht heiraten."
„Du wolltest mich ja auch nicht heiraten", wies ich ihn schnell drauf hin.
„Weil ich deinem Anblick entfliehen wollte." Wollte er mich verarschen? Bevor ich nachdenken konnte, schnellte meine Hand erneut vor. Doch wieder fing er sie ab. „Du hast mich wochenlang angeschaut als würde dich unglücklich machen. Und das warst du", erklärte er sich. „Ich wollte, dass du glücklich wirst." Ach, deswegen hatte er, der mich als einziges damals noch glücklich stimmte, mich verlassen? „Nun würde ich es am liebsten wieder rückgängig machen. Alles", murmelte er.
„Dafür ist es aber zu spät", sagte ich scharf. „Du kannst nicht einfach nach drei Jahren auf einmal aufkreuzen und denken, ich würde dich zurücknehmen oder auch nur daran denken, noch einen Gedanken an dich zu verschwenden." Ich schnaubte. „Mein Leben ist gerade für mich wie ein wahrgewordener Traum, Barton!" Er schloss seinen Mund wieder. „Ich habe einen Traumjob, lebe gut und mit einem meiner besten Freunde zusammen." Ich schmunzelte. „Und zuletzt habe ich auch noch einen verständnisvollen und tollen Freund, den ich-", ich stoppte von selbst. Ganz plötzlich und unaufhaltsam, während mein Herzschlag so hoch ging. Wieso rechtfertigte ich mich eigentlich vor ihm? Er hatte mir nichts mehr zu bieten oder zu sagen.
„Den du, was?", hakte Clint nach. Ich sah auf sein Shirt hinab, überlegte fieberhaft, was ich eben über Austin hatte sagen wollen.
Und nach einigen Sekunden entschied ich mich, einfach das zu sagen, was mir in den Sinn kam. Denn vielleicht stimmte es. „Den ich liebe." Ich seufzte, sah hoch. „Clint, ich-", ich blinzelte als ich in seine Augen sah. „Ich liebe ihn." Ich seufzte leicht.
Es brauchte einige Sekunden für ihn, ehe er mich losließ und einen Schritt wohl Sicherheitsabstand nun anstelle von mir nahm. Ich schaute ihn irritiert an als er sich übers Gesicht fuhr. „War sowas von klar", sog er seine Unterlippe in seinen Mund, weswegen mein Blick auf seine Lippen fiel. „Du bist glücklich", lachte er, strich sich durchs Haar. „Und ich störe das Glück." Endlich hatte er's kapiert. „Wie lang komm ich zu spät?"
Ich hob beide Augenbrauen, ehe ich die Arme vor der Brust verschränkte. „Willst du dir das ehrlich antun?" Er zog eine Augenbraue hoch. „Drei Jahre", stellte ich ehrlich klar. „Denn du hättest gar nicht erst gehen dürfen, trotz dessen, dass ich dich darum bat."
Er seufzte, schüttelte seinen Kopf. „Scheiße", fluchte er.
Ich legte den Kopf schief. „Würdest du jetzt bitte gehen?", fragte ich nach. Er hielt in der Bewegung inne, ehe er mich ansah. Er tat erst nichts, außer mich anzusehen. Und ich tat nichts, außer ihn anzusehen.
Doch in den nächsten Sekunden wusste ich nicht mehr, was mich da geritten hatte – aber ein Pferd war es nicht gewesen.
Ich verstand nicht, wieso ich unüberlegt vortrat und einfach meine Lippen gegen Clints zusammengepresste Lippen drückte. Ich verstand mich wirklich nicht. Aber ich mochte es, sofort diesen Geschmack von einem Hauch von Minze auf meinem Mund zu schmecken, sobald er leicht die Lippen öffnete, etwas schwer und überrascht ausatmete.
Sein Geruch, der Geschmack seiner Lippen nach Pfefferminz... es war elektrisierend. Austin schmeckte an den Lippen immer nach Blaubeerkaugummi, weil er so viele davon auf Arbeit aß. Ich hasste Blaubeeren, schon immer.
Vorsichtig fuhr er die Umrandung meiner Lippen mit seiner Zunge nach und ich seufzte, ehe ich meine Arme einfach um ihn schlang und ihn an mich drückte, wobei wir gegen die Wand hinter mir krachten als er seine Hände gegen meine Hüfte drückte und mich vorwärtsdrängte.
„Ich glaube nicht", nuschelte Clint und löste sich, „Dass du ihn liebst, wenn du mit mir rummachst."
„Bleibt eine einmalige Sache", sagte ich schnell, ohne nachzudenken, und zog ihn einfach wieder zu mir. Ich brauchte ihn. Das war gerade meine einzige Erklärung.
Seine Lippen auf meinen war so, wie sich ein Tattoo stechen zu lassen. Schmerzhaft und dennoch wollte man es unbedingt und um jeden Preis.
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Ich hing auf halb acht an seinen Beinen und er drehte sich, ehe sich sein Körper hörbar gegen die Wand drückte und meine Beine flach gegen die Wand gedrückt wurden. Das Ziehen zwischen meinen Beinen wurde zu einem unerträglichen Pochen, das ich sofort gestillt haben musste.
Meine Hände verschwanden in seinen Haaren, zogen leicht an ihnen, sodass ihm ein Stöhnen entwich, was für mich wie Musik klang. Wie lang hatte ich ihn nicht mehr stöhnen gehört? Mein Rücken durchfuhr dieses unglaubliche Kribbeln, diese Gänsehaut, die ich liebte, wenn ich so mit jemandem zusammen war wie nun.
Als er mit seinen Händen von meinen Oberschenkeln zu meinem Hintern wanderte und fest zupackte, stöhnte ich auf. „Fester", bat ich ihn, als ich leicht lachen musste, weil er lockerließ und ich beinahe an ihm abrutschte. Dabei war ich doch diejenige, die sich gerade wie flüssiger Honig fühlte. Oder?
Er seufzte gegen meine Lippen. „Wenn du es nochmal so aussprichst, treib ich's mit dir gleich hier und auf der Stelle, Romanoff."
Mein Herz hämmerte so unglaublich laut und heftig gegen meine Rippen, das ich es wie ein Poltern an der Tür vernahm, während mir ein Keuchen entfuhr, ich ihn noch enger zu mir heranzog.
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Mein Arsch fand einen Untergrund, den ich erstmal nicht zuordnen konnte. Obwohl es Sams und mein Apartment war – aber das war im ersten Moment auch egal.
Ich löste meine Hände aus seinen Haaren, wanderte seinen Rücken mit ihnen hinunter, ehe ich unter sein Shirt fuhr und es hochschob, mit meinen Händen über seinen Bauch fuhr.
Er umfasste meine Beine, zog mich noch enger zu ihm, wobei mein Hintern auf der Unterlage unter mir quietschende Geräusche veranstaltete als mein Kleid hochrutschte.
„Wollen wir wetten", murmelte er, „Dass es keine einmalige", er wanderte von meinem Mund hinunter zu meinem Hals, „Sache bleibt?"
„Dann verlierst du", keuchte ich. Ich zog meine Hände unter seinem Shirt hervor, ehe ich sein Gesicht umfasste und von meinem Hals wegzog.
„Was ist?", hakte er irritiert nach.
„Keine Knutschflecke."
„W-was?", lachte er und ich zog meine Nase kraus.
„Austin mag keine Knutschflecke und wenn ich einen habe, weiß er, das-", seine Lippen drückten sich schmerzhaft gegen meine. Er drückte mich die Theke nach hinten, bis mein Rücken die Gewürze umstieß und sie auf dem Boden zersprangen. Scheiße auch.
„Hör auf, über andere Kerle zu sprechen, das hasse ich", teilte er mir nahe meiner Lippen mit und biss mir in die Unterlippe, ehe er etwas daran mit seinen Zähnen zog. „Oder ich fick dich, bis du keinen Namen weiterer Kerle mehr außer meinem kennst."
<Victoria Romanoff!
Mit einem Ruck entzog ich ihm meine Unterlippe indem ich mich mit dem Kopf nach hinten sacken ließ.
„Scheiße!", fluchte ich und er runzelte seine Stirn. „Ich habe einen Freund!", rief ich aus.
<Kann ich dich nicht einmal zwei Minuten allein lassen?!
Er fing nach einigen Sekunden an zu grinsen, zuckte dann auch noch mit den Schultern.
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„Ist ja jetzt nicht meine Schuld", kommentierte er und ich schubste ihn von mir, ehe ich mich aufrichtete und mir mein Haar beiseite strich.
„Fuck, das ist schlecht."
„Und warum?", fragte er noch immer grinsend und ich funkelte ihn aufs übelste an.
„Weil ich Austin wirklich mag!", verteidigte ich mich entrüstet. „Er ist nett, humorvoll und ein toller Mann."
„Wow, voll toll", spottete er nun wesentlich weniger belustigt.
„Kacke!", fluchte ich erneut und sprang von der Theke. „Ich hasse dich!"
„Du bist echt süß, wenn du wütend bist", schmunzelte er und ich fuhr herum.
„Raus!", meinte ich scharf und zeigte nach draußen.
„Nein", antwortete er ruhig, lehnte sich gegen die Theke und verschränkte seine Arme vorm Brustkorb.
„Doch!", widersprach ich ihm und hüpfte kurz auf der Stelle herum.
„Nein", schüttelte er seinen Kopf. „Ich meinte es ernst, als es hieß, jemand soll auf dich aufpassen, weil jemand Natasha Drohungen geschickt hat."
„Und wer war es dann?!", spottete ich und er zuckte mit seinen Schultern.
„Sind noch am Analysieren."
„Ich hasse dich einfach so unglaublich", fluchte ich als meine Sicht verschwamm.
Man, ich wollte Austin nicht hintergehen! Ich mochte ihn doch wirklich. Und das sehr sogar! Ob ich ihn wirklich liebte, wusste ich nicht, aber ich mochte ihn sehr. Dessen war ich mir bewusst.
„Mach dich mal nicht fertig", lachte er. „Wäre nicht das erste Mal."
„Ich habe aber einen Freund!", schrie ich ihn an. „Und ich gehe nicht fremd!"
„Bist du aber gerade", haute er trocken raus.
„Weil du nie weißt, wann Schluss ist, Barton!", stänkerte ich und hüpfte erneut auf der Stelle herum.
„Doch", entgegnete er überrascht und seine Mundwinkel zuckten. „Nur ignoriere ich es lieber", sagte er. „Und, ehm, du hast mich geküsst." Er deutete auf seine Mundpartie. „Schon vergessen?"
„Und da liegt dein Problem", sagte ich angepisst und drehte mich einfach um. „Halt jetzt bloß die Fresse", kommentierte ich als ich in den Flur lief und meine Zimmertür zuschlug. Ich drehte mich um, trat gegen meine hellgrüne Kommode und fuhr mir durchs Haar. „Scheiße!"
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Datum der Veröffentlichung: 25.01.2020 16:29 Uhr
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