Eleven
Eleven:
Die Bürde einer Ballerina
„Wie war dein Tag?" Ich seufzte, hängte meine Jacke an den Haken und stellte meine Schuhe darunter, ehe ich an Barton vorbei in mein Zimmer lief. „Ich kriege also heute nicht einmal mehr ein hallo?"
Ich seufzte als ich feststellte, dass mein Schlafzimmer abgeschlossen war.
War das jetzt sein Ernst?
„Wo ist der Schlüssel?", fragte ich als ich aus dem Flur gelaufen kam. Er drehte sich trinkend zu mir um, ehe er beide Augenbrauen hob.
„Oh, sprichst du mit mir?", legte er den Kopf schief und lehnte sich an die Spüle hinter ihm an.
„Barton, ich bin die Spiele leid", seufzte ich.
„Welche Spiele?", zog er seine Augenbrauen zusammen. „Kannst du dich nicht wenigstens erwachsen genug verhalten und dich normal mit mir unterhalten?"
Ich schnaubte, schüttelte den Kopf, ehe ich zurück zu meiner Jacke und meinen Schuhen lief. „Okay", nickte ich, schlüpfte in meine Schuhe und zog mir auf dem Weg zur Haustür die Jacke wieder an. „Rechne heute nicht mehr mit mir."
„Warte-", ergriff er das Wort, bevor ich die Haustür ins Schloss fallen ließ. Kurz nachdem ich die Tür erst geschlossen hatte, öffnete sie sich wieder. „Victoria, warte." Ich verdrehte meine Augen, blieb stehen und drückte auf den Fahrstuhlknopf. „Victoria, du würdest sonst gar nicht mit mir reden", blieb er neben mir stehen und ich sah auf die Anzeige des Fahrstuhls, um zu erfahren, wie lang er noch brauchte. Er war im neunten Stock – also nicht mehr lange. „Bitte, hau nicht ab", murmelte er, seufzte. „Du warst schon den ganzen Tag nicht da und ich-", der Fahrstuhl öffnete sich und ich wollte eintreten, ehe er sich einfach zwischen mir und die Türen stellte. „Victoria, bitte", legte er den Kopf schief.
Ich hob beide Augenbrauen. „Wenn ich heute Abend mit Austin diese Wohnung betrete", deutete ich hinter mich, „Bist du verschwunden", stellte ich klar. „Ich brauch kein Publikum oder lauschende Ohren, wenn ich's mit ihm treibe."
„Victoria-"
Ich schnaubte, schüttelte den Kopf und drehte mich um, auf dem Weg zum Treppenhaus. „Ich sagte dir doch, meine Antwort wird nein bleiben", murmelte ich, ließ ihn im Hausflur zurück.
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Ich drehte mich erneut herum, zog meinen Oberkörper nach unten, ehe ich mein linkes Bein in die Luft streckte. Allerdings klappte es nicht so sehr, wie ich heute wollte. Es ziepte in meinem Oberschenkel so stark, dass ich spürte, wie ich langsam aus dem Gleichgewicht fiel.
„Wundervoll, Miss Romanoff", klatschte eine der kleinen Mädchen, die mich nie in Ruhe ließen, in ihre Hände.
„Danke, Kleine."
Ich hatte ihren Namen vergessen. Die Mädchen waren extrem anstrengend. Nie konnte ich in Ruhe trainieren, wenn ich spontan vorbeikam. Deswegen hatte ich zweimal in der Woche geplant dieses Studio drei Stunden nur für mich. Um ungestört zu trainieren. Nur war mir nach Training gewesen. Weil ich's die letzten Tage so vernachlässigt hatte.
„Warum können Sie das so toll?", fragte sie und ich drehte mich mit einer Drehung wieder in die Gerade.
„Weil ich das schon mein Leben lang tue", seufzte ich, wischte mir eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus dem Dutt gelöst hatte. Sofort wickelte ich sie mir um den Finger und stopfte sie zurück in mein unordentliches Haar.
Sie kicherte und ich seufzte.
Ich sprang mit gespreizten Beinen in die Luft, ehe ich umknickte und mein Fuß knackte. Das war unbeabsichtigt und so aber auch irgendwie vorhersehbar gewesen. Ich hatte mich einfach nicht richtig drauf vorbereitet. „Ach, Shit", fluchte ich vor dem Kind los und dieses sprang auf.
„Warten Sie, ich hole Ihnen ein Kühlakku."
Prompt war ich sie los. Das ging so schnell?
>Warum habe ich das nicht direkt am Anfang vorgetäuscht?
<Warum hast du eine Karriere als Ballerina eingeschlagen?
>Weil's cool ist.
<Nein, nein, ist es ganz und gar nicht.
>Ach, was weißt du schon.
<Vieles, Baby.
>Fick dich.
<Ich liebe dich auch.
>Bah.
„Hey, alles okay?", hakte plötzlich Austin nach und kam die letzten Treppenstufen sehr schnell nach oben.
„Schatz, was machst du hier?", hakte ich irritiert nach als er sich zu mir hinabbeugte und meinen Knöchel zu sich zog, den ich mir gerade rieb.
„Ich wollte dich abholen, zum Abendessen. Wie abgesprochen eigentlich." Er seufzte.
„Oh", machte ich. „Verzeih, habe ich völlig vergessen."
„Wann beginnt die Tour?" Er tastete meinen Knöchel ab und ich verzog bei der Rötung das Gesicht. Nun, zumindest war er weder überdehnt, noch gezerrt, gestaucht oder gebrochen. Also tat er einfach nur weh. Oder ich musste es nun beobachten.
„Mein Manager meinte, in knapp drei Wochen", seufzte ich, zog meinen Fuß langsam wieder zurück, zog das eine Knie an und öffnete meine Spitzenschuhe an der Schleife. „Ich hör auf für heute", schüttelte ich enttäuscht von mir selbst meinen Kopf. „Ich kann mich sowieso nicht richtig konzentrieren", nuschelte ich hinterher.
„Kind, Kind, Kind, Kind." Ich zuckte zusammen als die Stimme meines Managers ertönte. „Ich bin nur eine Stunde im Büro, dann höre ich du trainierst hier? Und hast dich auch schon verletzt?" Er seufzte übertrieben. „Was hast du jetzt wieder angestellt?"
Er hob meinen Knöchel, bei mir angekommen, abfällig an. Gut, er war etwas geschwollen, aber das würde doch in ein paar Stunden wieder gehen.
„Entschuldigung, ich bin ihm über-", fing die Kleine an, kam herein.
„Jacky, geh, sofort." Die Kleine flitzte aus dem Raum. Wieso ging das bei allen so schnell, aber wenn ich fragte, wurde das einfach überhört? „Also, wo war ich? Ach, ja." Der Typ war nicht gerade der beste Manager. Ich hätte mich vorher besser umhören sollen. „Erstens, du hast hier nichts verloren." Er zeigte auf Austin und ich öffnete empört meinen Mund, zog mich an meinem Freund hoch. „Du, Schätzchen, solltest dich besser auf deine Karriere konzentrieren und alles andere ausblenden."
„Muss man nicht das Mittelmaß finden?", hakte Austin nach und Max – mein Manager – machte wegscheuchende Bewegungen in seine Richtung.
„Weg, weg, geh weg!", rief er. „Das ist eine Lüge!", stellte er dramatisch klar. „Es geht nicht ums Mittelmaß", schüttelte er den Kopf. „Will man erfolgreich sein, muss man sich voll und ganz auf die Karriere konzentrieren."
„Ich mag mich aber nicht nur auf die Karriere konzentrieren", meinte ich. „Immerhin war ich Superheldin und habe gleichzeitig ein Privatleben gehabt, Max", stellte ich klar. „Und ich habe dir schon mehrfach gesagt, dass ich nicht auf der Ebene von früher tanzen kann."
„Ja, aber nun hast du keins mehr, wenn du berühmt bist, Kleines."
„Ach, und das war sie vorher nicht?", spottete Austin und meine Mundwinkel zuckten als er die Arme verschränkte.
„Ja, das ist aber etwas völlig anderes!", winkte er es schnell ab. „Also, verabschiede dich, Schatz, du siehst ihn nicht wieder."
Ich öffnete noch empörter meinen Mund. „Ist das dein Ernst?!", lachte ich. „Willst du mir gerade vorschreiben, dass ich mit meinem Freund schlussmachen soll?!", schrie ich wütend.
„Ja, natürlich", nickte er zustimmend und Austin seufzte.
„Idiot", nuschelte er. „Sie sind echt einer der größten Idioten, die ich jemals kennenlernen durfte", strich er sich durchs Haar.
„Ich kündige", haute ich raus, humpelte zu meiner Jacke und meiner Tasche los.
„Du kannst nicht kündigen", rief Max. „Die Show muss stattfinden."
„Nimm doch Jacky!", spottete ich und schnappte mir meine Sachen, ehe ich zu Austin lief, seine Hand nahm und ihn bis zur Treppe zog.
„Gehst du jetzt, Victoria, wird dass das Ende deiner Karriere sein, ich schwör's."
„Ach, ja?! Mir doch egal, ich habe besseres zu tun!" Ich lief mit Austin an der Hand bis zum Treppenanfang. „Ach so, viel Spaß bei der Show!", rief ich ihm dann noch provokativ zu.
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Unten an Austins Auto angekommen, verfielen wir in Gelächter, wobei uns einige komisch anschauten.
„Du bist doch wohl bescheuert", lachte er, wischte sich die Lachtränen weg, ehe ich vorschnellte und ihm meine Lippen aufdrückte.
„Das nimm ich als Kompliment."
Er lächelte als er mir eine Haarsträhne beiseite strich und von einem auf den nächsten Moment stolperte ich zurück, weil ich ein Dejá-Vú hatte. Eine Blitzerinnerung. Clint... wie er mir eine Haarsträhne zur Seite strich.
„Alles in Ordnung?" Er zog leicht die Brauen zusammen. „Du siehst so bedrückt aus."
„Ja", nickte ich und lächelte leicht, ehe ich meine Sachen anhob. „Ich muss mich Zuhause aber erst umziehen."
Er grinste breit, nickte dann. „Ich kann dir ja beim Umziehen helfen", raunte er mir zu als er mir die Autotür aufhielt und ich wurde rot, ehe er mich gegen die Wange küsste.
„Wenn du es denn kannst", forderte ich.
„Oh, ich kann", rief er lachend und joggte dann ums Auto herum. „Nur kannst du?"
„Immer", scherzte ich mit und er verschränkte seine Hand mit meiner.
Ein komisches Gefühl machte sich in meinem Magen breit.
Ich glaubte, Austin wirklich zu lieben. Doch ich wusste, dass ich Clint liebte.
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Datum der Veröffentlichung: 25.01.2020 16:43 Uhr
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