Six
Six:
ein Moment, in dem ich zu Wackelpudding wurde
Als er die Tür öffnete, sahen natürlich alle Anwesenden zu uns herüber. Und ich war irritiert. Denn eigentlich hatte ich gedacht, Natasha hier nicht anzutreffen. Und auch nicht noch eine andere Agentin. Ich hatte lediglich mit Fury und Tony Stark gerechnet – die sich auch hier befanden.
„Ich denke, das ist alles, Hill." Die braunhaarige Agentin nickte, drehte sich zu uns um und lief auf uns zu, ehe sie an uns vorbeilief.
„Barton", gab sie kurz von sich und dieser holte kurz Luft.
Dann zog Fury eine Augenbraue hoch, sah uns an, während ich mich am Arm kratzte, meine Hand darauf beließ.
„Nein, sie hatte von nichts eine Ahnung." Ich sah Barton an. „Und ich gehe mal von Missbrauch aus, ja", nickte er plötzlich. „Da ich aber kein Psychiater bin, kann ich das nicht ganz beantworten."
„Danke, Clint." Ich sah Natasha überrascht an.
„Das ist sie also, huh?", fragte Stark, dessen Mundwinkel zuckten. Natasha nickte kurzangebunden.
„Wo sind Charlie und Nathan?", fragte ich auf Russisch an meine Schwester gewandt.
„Sie werden noch immer den Tests unterzogen", meinte sie. „Da wir in deine Vergangenheit schon einen Einblick hatten, brauchten wir nicht mehr allzu viel Zeit."
„Ich wurde auch diesem Verfahrendings unterzogen?", fragte ich wieder auf Russisch.
„Meine Idee war's nicht", schüttelte sie ihren Karottenkopf, sah kurz Fury an.
Ich seufzte und wandte mich dann an Stark, der mit Fury leise flüsterte.
„Fürs Protokoll", hob Barton die Hand als ich an ihm vorbeilaufen wollte und ich hielt inne. „Meine Idee war's erst recht nicht."
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Ich ging auf beide zu, streckte ihm meine Hand entgegen.
„Victoria Romanoff", stellte ich mich vor.
Und dann, noch bevor Stark mir die Hand schüttelte, sah er Natasha und mich an, betrachtete uns. Also so ähnlich, fand ich, sahen wir uns nicht. Wir hatten dieselbe Augenfarbe und dieselbe Haarfarbe vielleicht, Ende der Geschichte. Und vielleicht dieselben Ohren.
„Du hast sie also doch nicht umgebracht", hörte ich Natasha gedämpft sagen.
„War Barton nett zu Ihnen? Er kann nämlich manchmal unausstehlich sein", meinte Stark, streckte endlich seine Hand vor.
„Naja, wenn man ihn ein wenig zurechtweist, geht es eigentlich", erklärte ich kurz angebunden.
„Sie sehen hübscher als Romanoff aus", meinte er plötzlich und Natasha verdrehte die Augen, weswegen ich skeptisch eine Augenbraue hob und die Nase krauszog.
„Könnten wir uns jetzt auf das Wesentliche beschränken?", fragte Fury, der sich bis jetzt aus dem Smalltalk herausgehalten hatte. Alle sahen zum Director hinüber. „Ich habe Stark hergerufen, weil ich möchte, dass die drei, Miss Romanoff und ihre Freunde, vorübergehend zu Stark in den Tower ziehen." Er seufzte. „Es hat das beste Sicherheitssystem, bis wir wissen, wie wir weiter handeln", erklärte er sich und Natasha nickte, stellte sich neben mich. Ich richtete mich etwas gerade, atmete durch die Nase kurz tief ein. „Und Sie, Agent Barton, werden auf die drei aufpassen", erläuterte Fury.
Und Barton fiel aus allen Wolken. „Und warum ausgerechnet ich?", fragte er. „Kann Stark das nicht übernehmen?", beschwerte er sich.
„Ich hab auch noch Verpflichtungen", sagte dieser und hob seine Hände einmal abwehrend, während Barton schnaubte.
„Als ob."
„Schluss jetzt", seufzte Natasha, ließ kurz den Kopf hängen. „Denkst du, ich würde Victoria nicht viel lieber bei mir aufnehmen, damit sie nicht gleich das Gefühl hat, herumgeschubst zu werden wie so ein Scheidungskind?" Ich hob beide Augenbrauen.
„Herumgeschubst?", fragte ich leise nach.
„Es ist mit Stark bereits abgesprochen und so wird es auch sein." Während sie mich überhört hatte, nahm sie mich am Ende ihres nächsten Satzes einfach an der Hand, ehe sie mich mithinauszog.
>Wird das jetzt zur Gewohnheit, mich wie ein kleines Kind überall mit hinzuziehen?
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„Pass bei Stark lieber auf, was du sagst." Ich zuckte zusammen als sie kurz an einer meiner Haarsträhnen zog.
„Natasha, lass das bitte sein", kommentierte ich ruhig und sie nahm sofort ihre Hand von mir.
„'Tschuldige, du hattest nur was im Haar", erklärte sie. „Und der Typ ist nicht gerade sehr erwachsen", sagte sie leise zu mir, während ein paar Agenten den Gang entlangliefen, mich kurz anblickten und dann Natasha.
War was? Gab's stress?
„Keine Sorge", entgegnete ich gleichgültig. „Ich komme damit schon klar", zuckte ich mit den Schultern. „Ich bin anpassungsfähig."
Sie zog ihre Stirn in Falten, legte den Kopf schief. „Wär es zu viel verlangt", sie legte den Kopf schief, „Ich weiß nicht... dich zu umarmen?" Ich zog eine Braue hoch.
>Ja, wäre es.
„Ich glaube, für diesen Schritt sollten wir mehr Zeit miteinander verbringen, als mich in den Stark Tower abzuschieben." Sie schaute erst total schockiert, überrascht. Bis meine Mundwinkel zuckten und ich leicht schmunzelte. „Du solltest mir ein paar Tage geben", bat ich hinterher. „Ich bin nicht an so viel Aufmerksamkeit gewöhnt und kenne dich hinzu auch gerade mal vielleicht einen Tag, wenn's hochkommt."
„Wovon du ihr einige Stunden vorgeworfen hast, sie sei eine Mörderin", trat Barton seufzend auf den Gang, tippte etwas auf seinem Handy ein. „Natasha, du musst ein paar Sachen für Victoria bereitstellen. Sie hat immerhin keinen Koffer bei sich."
„Ehrlich gesagt, doch", erläuterte ich und er sah auf, zog eine Augenbraue hoch. „Ich hab ihn dir nur in den Arsch gestopft. Das erklärt, wieso du so stocksteif dastehst."
Natasha schmunzelte, ehe sie doch leise lachte. „Eins zu null für meine kleine Schwester." Ich runzelte die Stirn als sie mir ihre Hand hinhielt. „Ich möchte ein High Five." Irritiert schlug ich ein, sah danach Barton an, der seine Augenbraue nur noch höher zog.
„Ich habe noch etwas Zeit", sah Natasha auf eine Uhr hier im Gang. „Möchtest du dir selbst Klamotten aussuchen gehen?"
Ich hob beide Augenbrauen. „Meinst du... shoppen?"
Sie nickte. „Ich kann mir vorstellen, dass du noch nie shoppen warst."
„Doch", sagte ich. „Einmal in Polen", erklärte ich hinterher, sah auch Barton an. „Ich bin nicht annähernd so ahnungslos in solchen Alltagssachen, wie ihr beide vermutlich denkt, okay?"
Ich war ja kein Einsiedler oder so.
Während Stark in die Hände klatschend nach draußen kam, seufzte Barton. „Shoppen, ohne mich", sagte er ruhig.
„Mit dir", erwiderten Natasha und Stark gleichzeitig.
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„Das hier ist alles so teuer", sah ich mich um, sah auch gegen die verspiegelte Decke.
„Eigentlich nicht", sagte Natasha, suchte auf einem Ständer ein paar Größen von ein und derselben Hose heraus. „Zweiunddreißig oder vierunddreißig?"
Ich hob beide Augenbrauen. „Ehrlich gesagt sechsunddreißig", gestand ich und sie hob beide Augenbrauen an. „Ich habe eine breitere Hüfte", deutete ich darauf.
„Gut", zog sie noch eine Jeans aus dem Stapel hervor und legte die anderen zurück. „Gefällt sie dir?"
„Wie viel kostet sie?", entgegnete ich als ich die helle Jeans betrachtete.
„Gefällt sie dir?", wiederholte sie nur. Ich presste meine Lippen zusammen, nickte letztendlich einmal kurz. „Dann kaufen wir sie", legte sie sie um ihren Arm.
„Aber-", widersprach ich.
„Wir kaufen sie", sang sie, unterbrach mich. „Such dir doch auch noch ein paar Sachen heraus." Sie seufzte. „Sonst macht das ganze keinen Spaß."
„Aber ich habe kein Geld und wenn du alles bezahlst, dann komm ich mir vor, wie-"
„Ich verdiene gut genug", unterbrach sie mich erneut. „Ich zahle", deutete sie auf sich. „Du suchst dir aus, was du willst", meinte sie lächelnd. „Und für deine Freunde finden wir bestimmt auch noch was", überlegte sie dann. „Die können ja auch nicht ewig in ein und denselben Klamotten herumlaufen."
„Und wenn etwas über tausend Dollar kostet?" fragte ich, sah ein paar Turnschuhe in rosa an. Ob mir die Farbe stand? Außerhalb eines Ballettsaals?
„So teuer nun bitte auch wieder nicht", lachte sie mit der Hand abwinkend und ließ den Stoff einer Lederhose durch ihre Finger gleiten. „Die ist schön. Die solltest du wenigstens anprobieren", meinte sie und ich nickte seufzend, ehe ich mir mein Haar aus dem Gesicht strich. „Na los", haute sie raus. Als ich meinen Blick zu Seite wandte sah ich, dass Barton neben Stark stand und dieser auf ihn einredete, während er jedoch den Blick zu Natasha und mir gewandt hatte. „Geh und such dir was aus."
Ich zuckte zusammen als sie mich leicht in Bartons und Starks Richtung schob, ich sie dann ansah.
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Ich zog die Augenbrauen zusammen und bewegte meinen Kopf einmal hin und her, betrachtete das Oberteil.
„Darf ich ehrlich sein?" Ich zuckte zusammen, fuhr herum und sah mich Barton gegenüber. „Das wird dir nicht stehen."
„Wie bitte?", fragte ich nach.
„Es ist zu kurz und zeigt nicht mal Dekolleté", haute er raus.
„Ehm", ich zog meine Augenbrauen noch kräftiger zusammen, „Vielleicht möchte ich das auch nicht?" Er zuckte mit den Schultern. „Aber wieso kommst du aufs Dekolleté zu sprechen?", hakte ich nach, ließ das schwarze Oberteil los. „Ich dachte, dir wäre ein Hintern lieber als die Oberweite."
Er grinste, sah kurz nach unten. Sah er mir auf meine Titten?
„Hm", legte er den Kopf schief, sah wieder hoch. „Ich finde, du hast beides." Wow, was für ein Kompliment...
„Was willst du eigentlich?", fragte ich nach, seufzte und drehte mich dann dem nächsten Oberteil zu, dass ich entdeckt hatte.
„Du solltest es hiermit versuchen, wenn du was bauchfreies haben möchtest", deutete er auf ein hellblaues Oberteil neben dem, dass ich eben festhielt. „Es zeigt kein Dekolleté, es ist bauchfrei und trotzdem ist es sexy."
„Ich will aber nicht sexy sein", gab ich bissig von mir, nahm das Oberteil, dass ich eben angeschaut hatte und hängte es mir in meiner Größe um den Arm, an dem schon eine Hose und ein paar Schuhe baumelten.
„Ich habe nur versucht, zu helfen, Romanoff."
„Ich brauch deine Hilfe nicht", wandte ich ihm kurz nochmal den Kopf zu, sah, dass er mir nachlief. „Okay, was willst du?", blieb ich seufzend stehen, sah zu ihm nach oben als er an mich wieder herantrat.
„Sei netter zu Natasha", haute er raus.
„Ich bin nett", erwiderte ich angepisst.
„Sie gibt sich hierbei echt viel Mühe und du ziehst eine Miene wie sieben Tage Regenwetter, Victoria."
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„Victoria, guck mal!" Ich zuckte zusammen und schreckte etwas zurück. Ich zog meine Augenbrauen zusammen als Natasha mir ein hellblaues bauchfreies Oberteil vor die Linse hielt. War es nicht das, was Barton vorhin entdeckt hatte?
„Was ist damit?", fragte ich skeptisch.
„Ist das nicht hübsch?", drehte sie es zu sich herum. „Das hat Clint entdeckt."
„Ach, hat er das, ja?", sah ich an ihr vorbei zu Barton, dessen Mundwinkel zuckten, während er auf sein Handy sah und sich gegen die Kasse lehnte.
„Das würde so hübsch an dir aussehen."
„Würde es das, ja?", gab ich von mir. „Natasha, ich glaube nicht, dass ich das tragen würde", erklärte ich ihr. „Ich bin nicht so der Typ Mädchen, der hübsche Sachen trägt. Ein paar Jeans, ein paar Turnschuhe und ein paar einfach Shirts reichen aus."
Sie sah sich nochmal das Oberteil an, zuckte dann mit ihren Schultern. „Ich hol's dir trotzdem."
„Was?", gab ich von mir. „Aber wieso?"
„Weil ich glaube, dass du es doch irgendwann mal tragen wirst", nickte sie bekräftigend und Barton fing im Hintergrund zu lachen an, ehe ich ihn mit meinen Blicken erdolchte, sah, dass er nur auf sein Handy schaute und etwas eintippte.
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„Du kommst doch zu Besuch, oder?", fragte ich als alle Tüten endlich im Wagen verstaut waren, Natasha ihre Autoschlüssel hervorkramte.
„Natürlich", sagte sie lächelnd, ehe sie sich an Barton wandte. „Clint, du musst noch in deine Wohnung, deine Sachen holen."
„Danke, das hätte ich jetzt glatt vergessen", schnaubte er sarkastisch.
„Gut dass Sie Romanoff dran erinnert hat", fügte Stark noch hinzu und erntete einen bösen Blick seitens Barton, während meine Mundwinkel gefährlich zuckten und ich ein Kichern in einem Husten tarnen musste.
„Können wir los?", fragte er einige Sekunden später und ich nickte, sah Natasha an.
„Dann... sehen wir uns?" Ich streckte meine Hand vor und sie sah auf die Hand, ehe ihre Mundwinkel zuckten und sie meine Hand ergriff, sie schüttelte.
„Wir sehen uns", nickte sie mir zu.
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Die Fahrt war relativ ruhig, bis auf das Stark mir ständig Fragen stellte.
„Wie viel Jahre alt sind Sie?"
„Einundzwanzig", seufzte ich, sah auf die Straßen hinaus.
„Als was arbeiten Sie und wo?"
„Ich habe beim KGB als Agentin gearbeitet."
„Haben Sie also schon mal getötet?" Er zog theatralisch scherzend die Luft ein. Ich zog eine Augenbraue hoch. Natürlich hatte ich schon gemordet. „Was machen Sie sonst noch so?"
„Ich bin Tänzerin." Da wurden seine Augen groß – und ein süffisantes Grinsen umspielte im nächsten Moment seine Lippen, was ich aus dem Augenwinkel mitbekam.
„Das heißt, Sie strippen?", haute er raus, sodass ich ihm meinen Kopf zuwandte. Barton fing dabei an zu lachen.
„Ja", antwortete ich aus Provokation und Bartons Lachen erstarb ruckartig. „Männer stehen wohl auf meine Titten und meinen Arsch." Ich wandte mich Barton zu. „Vor allem wenn ich diese eine Sache mit meinem Hintern tue." Ich drehte meinen Zeigerfinger in einer kreisförmigen Bewegung, was deuten sollte, wenn ich meinen Arsch bewegte.
„Sie ist Ballerina", erklärte er Stark, der anfing sich am Nacken zu kratzen. „Und keine Stripperin", sah er mich an. „Und das hab ich nie gesagt", raunte er mir zu.
„Woher willst du das wissen?", wandte ich ihm den Kopf zu. „Ich hätte auch lügen können als ich sagte, ich wäre Ballerina."
„Also tanzen Sie wie die Schwanendings?", unterbrach uns Stark und ich sah ihn mir gegenüber wieder an.
„Das heißt Schwanenprinzessin", korrigierte ich ihn. „Und ich tanze auch noch andere Stücke als nur dieses", sah ich Barton wieder an, betrachtete ihn.
„Ja, aber ich kenne nur dieses." War bestimmt gelogen. Heimlich war er ein Fan, wetten? „Wie sind Ihre Freunde so?"
„Ebenfalls Agenten beim KGB gewesen und sie sind noch schlagfertiger als Sie, Mr. Stark." Barton zog eine Braue hoch.
„Das glaube ich nicht", kommentierte Barton es. „Solange sie nur nicht so nervig wie du sind." Ich legte den Kopf schief.
„Wer hat zu nerven angefangen?"
„Bitte nennen Sie mich Tony, Kleines."
„Ich bin nicht klein, Tony", kommentierte ich es. „Und du wirst Nathan wohl lieben, wenn ich ihn mit seinem Fandom Pokémon auf dich loslasse."
„Sie sind jünger als ich, richtig, Victoria?"
„Ja?", erwiderte ich fragend und zog die Augenbrauen die Stirn hinauf, ehe ich endlich den Blick von Barton abwandte und den Milliardär ansah.
„Dann sind Sie für mich klein. Ergo, Kleines." Es ertönte ein Schnauben seitens Barton.
„Boss, wir sind da", merkte der Chauffier an, ehe Barton sich abschnallte und die Tür öffnete. Die Tür krachte regelrecht wieder zu.
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„Können wir bitte weiterfahren?", bat ich. „Er nervt."
„Nein, können wir leider nicht", merkte Stark an. „Sonst kriege ich später ärger." Ich seufzte. „Was ist das zwischen Ihnen und Agent Barton, Victoria?", kratzte er sich an der Nase.
„Da ist nichts", widersprach ich. „Er ist einfach nur nervtötend. Und... er hat... keine Ahnung."
Stark schmunzelte. „Keine Ahnung?", wiederholte er. „Sie stehen auf ihn." Ich schüttelte den Kopf. „Oh, ich weiß das, noch bevor Sie es wissen", erläuterte er. „Für Frauen habe ich ein Gespür."
Ich schnaubte. „Ja, davon hörte ich", murmelte ich leise.
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„Beeindruckend, was?", fragte Tony schelmisch grinsend.
„Ich hab schon besseres gesehen", neckte ich ihn – was funktionierte.
„Glauben Sie mir, das haben Sie nicht." Er seufzte. „Im Übrigen kann ich Sie duzen?"
„Klar, wenn ich Sie duzen darf, Tony", zuckte ich mit den Schultern. „Und Sie mich nicht mehr Kleines nennen."
„Ich bitte drum, ich fühle mich sonst immer so alt... und nein", antwortete er schnippisch.
„Sie sind alt, Stark", sagte Barton und ging vorbei an uns, hinein ins Gebäude.
„Was hat den denn gestochen?"
„Fury?", gab ich ruckartig von mir.
Er lachte, klopfte mir auf die Schulter. „Pepper wird dich sicher mögen, so wie auch die anderen."
„Anderen?", fragte ich verwirrt nach und blinzelte überrascht, ehe jemand mit den Klamotten an uns vorbeilief.
„Ja", nickte er. „Dr. Bruce Banner und Steve Rogers wohnen hier im Tower. Rogers nur vorübergehend", winkte er gleich wieder ab. „Steve Rogers ist-"
„Captain America, ich weiß", unterbrach ich ihn seufzend und er schmollte kurz. „Und Dr. Banner wurde durch eine erhöhte Gammasignatur zum Hulk."
„Du scheinst ja ein richtiger Insider zu sein", stellte er fest und führte mich nach drinnen.
„Nein, ich weiß nur, wie man Berichte liest." In der Empfangshalle waren, wie in vielen Bürogebäuden auch, ein Empfangstresen. Dahinter saß eine streng aussehende Empfangsdame, die angesichts ihres Bosses freundlich lächelte, mich aber anfunkelte, als ob ich ein Parasit wäre, der schnellstens entfernt werden musste.
„Mr. Stark, war Ihr Tag angenehm?", fragte sie mit einer zu tiefen Stimme – meiner Meinung nach.
>Ihre Stimmte ist ja schon fast zu tief. War sie mal ein Mann?
„Danke, Isabella, ja. Der Tag war angenehm." Er lächelte, drehte sich zu mir um. „Victoria? Komm, wir müssen nach oben", meinte Stark und ich folgte ihm zu einem Fahrstuhl, abgeschnitten von der Eingangshalle. „Das sind meine Privatfahrstühle", wies er auf zwei Fahrstühle. „Du musst einen Code eingegeben, wenn du ihn benutzen möchtest." Er seufzte. „Der Code lautet", sagte er, flüsterte den Rest, „neunzehnsiebzig."
„Dein Geburtsdatum?", fragte ich verwirrt – weil ich das als letztes erwartet hätte. Nicht bei solch einem angeblichen Genie.
„Ich sag doch, du bist ein Insider."
„Bin ich nicht", widersprach ich wieder. „Ich weiß nur, wie man liest", verteidigte ich mich.
„Wie auch immer", erwiderte er und es ertönte das berühmte Pling, ehe wir den Fahrstuhl betraten. Ich seufzte, sah Barton neben mir an. „Jarvis, nach oben, in den vierundsiebzigsten Stock, bitte", sagte er und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
„Was ist im vierundsiebzigsten Stockwerk?", fragte ich verwirrt.
„Das Stockwerk ist das Gästestockwerk. Dort gibt es sechs Zimmer. Drei sind für dich und deine Freunde. Die anderen drei sind die Zimmer von Barton, Banner und Rogers", erzählte er schulterzuckend und ich nickte. „Im siebzigsten Stockwerk ist die Lounge, wo ihr abhängen könnt. Aber ihr könnt natürlich auch in eurem Wohnbereich abhängen." Ich nickte erneut. „Im fünfundsiebzigsten Stock ist der Trainingsraum. Im fünfundsechzigsten ist mein und Peppers Penthouse und das war's auch schon an Wissenswertem." Er seufzte. „Ab dem vierundsechzigsten Stockwerk beginnen halt die Privaträume. Also weißt du, ich glaube nicht, dass du unbedingt wissen willst, was im neununddreißigsten Stock oder so ist."
„Und wenn doch?", fragte ich neugierig nach.
„Dann siehst du es dir einfach an. Ich hab ja keine Geheimnisse", meinte er und es kam wieder das Pling. „Barton, haben Sie eigentlich eine Freundin?"
Barton seufzte. „Wieso sollte ich Ihnen diese Frage beantworten, Stark?"
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Als sich die Türen öffneten, war ich vollkommen überwältigt.
Der Wohnbereich war riesig. Und nebenan war eine ebenso riesige Küche, die mit schwarzen Fliesen ausgelegt und in einem schönen Kaffeebraun gestrichen war. Ein großer Flur fehlte auch nicht, denn der führte weiter zu unseren Zimmern. Er war dunkelrot gestrichen, während die Decke verspiegelt war. Überall hingen kleine Gemälde, die aber nicht wirklich interessant aussahen, außer, dass die Rahmen vergoldet waren.
<Wie im Puff.
>Ich steck dich gleich in den Puff. Das nennt man Kunst.
<Die Mona Lisa ist ein Kunstwerk, dies hier ist... gewöhnungsbedürftig.
Auf jeder Seite des Flurs gab es drei Türen, die in einem satten Beige waren. Das Beste jedoch war die riesige Fensterfront im Wohnbereich, die die Skyline von Manhattan zeigte.
>Bei Nacht sieht das bestimmt noch besser aus.
<Wenn man nebenbei Sex hat.
>Du denkst auch nur an das eine, wie ein Kerl.
<Ich bin dein Gewissen, ich muss bescheuert denken. Weil du es nicht tust.
„Der hammer, oder?", fragte Nathan als ich wieder vom Flur in den Wohnbereich lief und er gerade aus der Küche kam... mit einem Eisbecher in der Hand, womit er mich somit aus den Gedanken riss. Und ich hob beide Augenbrauen als ich ihn erblickte.
Ich nahm an, er wäre noch bei Shield. Mit Charlie.
„Das beschreibt es nicht ansatzweise", verdrehte Charlie die Augen und kam mit zwei Eisbechern zu mir, ehe sie mich umarmte und mir den einen Eisbecher gab, den ich sofort zu essen verschlang.
„Ihr seid schon hier?", fragte ich mit vollem Mund als Barton an uns vorbei ins Treppenhaus lief.
„Da hat wohl jemand Hunger", stellte Stark fest.
„Du hascht keine Ahnung, wie schehr", nuschelte ich mit vollem Mund und bewegte mich zu einem der drei Sofas, wo ich mich niederließ.
Sie standen in U-Form, während der Plasmafernseher an der Wand gegenüber eingebaut war und in der Mitte des Us ein Tisch stand. Die Sofas waren in einem dunklen Orange, die Lehnen aus schwarzem Leder, sowie die Kissen darauf. Auf allen drei Sofas lag eine Decke. Rechts lag eine gelbe, links eine grüne und eine blaue am Kopf des Sofas. Der Tisch war aus beigefarbenem Holz mit unterer Ablage, wo jedoch keinerlei Fernbedienungen lagen, was darauf schließen ließ, dass der Fernseher sprachgesteuert war – oder Nathan bereits die Fernbedienungen versteckt hatte. Der Plasma war eigentlich aus Glas, doch da er an, nur halt auf Stumm geschaltet war, sah man ihn.
„Also ich würde ja gerne noch bleiben, aber Pepper wartet", klatschte Tony in die Hände. „Victoria, also, Leute, wir sehen uns." Er betrat wieder den Fahrstuhl. „Oh, und Nathan?" Dieser sah auf. „Sie hat nach der Fernbedienung gesucht." Nathan zeigte lächelnd mit dem Finger auf ihn.
„Was hab ich Ihnen gesagt, Stark? Sie sucht immer danach!"
Er lachte noch kurz, bis sich die Türen schlossen.
„Wer war das?", fragte Charlie, runzelte die Stirn. „Das wolltest du mir vorhin noch erzählen."
„Du solltest öfters Fernsehen oder Lesen, Char", meinte Nathan.
„Das war Tony Stark", erklärte ich ihr jedoch mit gerunzelter Stirn. Sie hatte ihn doch schon mindestens ein dutzend Mal im Fernsehen gesehen.
„Wo ist Barton?", fragte ich, nachdem ich fertig war, die Schüssel auch noch auszulecken. Auf Barton hatte ich jetzt nicht mehr geachtet.
>Lecker, Eis.
„Jarvis, wo ist Barton?", fragte Nate an die Decke gewandt. Und ich dachte kurz, er würde den Verstand verlieren. Bis tatsächlich jemand antwortete und ich zusammenzuckte.
„Mr. Barton ist im Trainingsraum, Mr. Orlow."
„Keine Sorge, wir haben auch so reagiert, als wir Jarvis das erste Mal gehört haben", winkte Charlie meine Reaktion mit der Hand ab und stapelte meinen Eisbecher über ihrem auf, während Nate noch am Futtern war.
„Na, schön", zog ich die Braue hoch. „Jarvis, ist Barton immer noch wütend?", fragte ich gegen die Decke – und fühlte mich dabei ziemlich dämlich. Dämlicher ging's wohl kaum.
>Wer redet schon gegen eine Decke? Ach, ja, ich.
Es war erstaunlich, dass mein Gewissen mal nichts zu melden hatte.
„Er scheint sich ein wenig abreagiert zu haben, Miss."
„Danke", meinte ich, stand auf, strich meinen Langarmshirt glatt und ging Richtung Fahrstuhl.
„Hast du keine Angst, dass er dich vielleicht beim Training erwischt?", fragte Charlie zog die Beine an ihren Körper.
„Ich habe gute Reflexe", antwortete ich schulterzuckend und entschied mich dann doch für das Treppenhaus neben dem Fahrstuhl.
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Ich lief schnell die Stufen hinauf und dann in das Trainingsstockwerk, das aus mehreren, am Boden liegenden Matten, Boxsäcken – die an der Wand mit einem Ständer angebohrt waren – und einem Ring in der Mitte bestand. Und ein paar Fitnessgeräten, wie einem Laufband oder einem elektronischen Fahrrad.
>Ob ich hier mal gegen Nathan kämpfen könnte? Der meint ja immer, er sei stärker als ich.
<Er ist ein Kerl, die sind im manchen Sachen echt besser, zum Beispiel-
>Nein, jetzt halt den Rand.
<Ich meinte eigentlich, beim Arbeiten in einer Holzwerkstatt, du Pappnase.
Ich sah mich kurz bei den Geräuschen um, lief um die Ecke, die das Trainingsstockwerk hatte, ehe ich den großen Schießstand entdeckte, der abgekoppelt von allem war. Dort entdeckte ich Barton dann letztendlich, wo er mit Pfeil und Bogen auf die Ziele schoss.
Und das schien ziemlich aggressiv vonstatten zu gehen.
„Was haben dir denn die armen Zielscheiben getan?", fragte ich laut. Nur um im nächsten Moment aus dem Weg zu springen – da Barton den Bogen auf mich richtete und den Pfeil losließ, der dann am Ende in einem Boxsack steckenblieb. Weit hinten im Trainingsstockwerk.
„Entschuldigung", erwiderte er nur seufzend, ließ den Bogen kurz sinken, während ich mich wieder aufrappelte.
„Ich habe gute Reflexe", wiederholte ich mich, ehe er sich umdrehte und weitermachte. Ich seufzte auch, ehe ich mich neben ihn stellte und auf den Stand vor mir hinabsah, mir die Knarren besah.
Und er hielt kurz inne als ich mir zögerlich eine nahm.
„Was machst du da?", fragte er nach.
Ich zuckte leicht mit meinen Schultern. „Weiß nicht", nuschelte ich, ehe ich tief einatmete und die Hände hob, auf die Zielscheibe zielte. „Schießtraining?", sah ich ihn an und drückte ab.
Er zuckte beim lauten Knall kurz zusammen, sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wie lange hast du sowas geübt?"
Ich sah auf die Zielscheibe, erkannte, dass ich so fast die Mitte getroffen hatte. „Ich übe noch immer", gestand ich. „Das ist nicht so leicht, wie es aussieht."
Seine Mundwinkel zuckten. „Es sieht nicht leicht aus", schüttelte er leicht seinen Kopf.
„Möchtest du mir erzählen, woher die schlechte Laune plötzlich kommt?", fragte ich als er gerade seinen Bogen wieder spannte.
„Das hat nix mit dir zu tun, glaub mir", meinte er nachdem er einen Pfeil eingelegt und abgeschossen hatte – und er hatte die Mitte getroffen.
„Du bist aber schon seit heute Mittag so mies drauf", gab ich zu bedenken. „War's das im Klamottenladen? Das ich mich nicht in eine Person verwandeln möchte, die du anschmachten kannst?", haute ich plump raus und er seufzte erneut, ließ den Bogen wieder sinken und sah auf den Stand vor uns hinab. „Streit mit deiner Freundin oder wie?"
„Ich bin Single", seufzte er.
<Schnapp ihn dir, Tiger!
>Bei dir kein Wunder, wenn du immer so drauf bist. Und nein, ich schnapp ihn mir nicht.
„Schon mal daran gedacht, vielleicht netter zu deinen Mitmenschen zu sein?", fragte ich, ließ die Waffe auch wieder sinken und ließ sie los als er auf meine Hände blickte. Traute er mir etwa nicht zu, eine Waffe zu halten?
„Ich bin nett", nickte er. „Nur nicht, wenn gewisse Idioten ihr Mundwerk nicht halten können."
„Bitte?", zuckte ich mit dem Kopf zurück. „Oh, jetzt bin ich also ein Idiot, ja?", zog ich meine Augenbrauen zusammen.
„Was?", schüttelte er den Kopf. „Nein, ich meinte Stark, verflucht nochmal."
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Fluchen hilft dir da nicht viel weiter."
„Und was dann?"
„Keine Ahnung", zuckte ich mit meinen Schultern. „Rauchen? Trinken? Knutschen? Sex?", gab ich plumpe Vorschläge von mir.
„War das 'ne Einladung?", zog auch er eine Augenbraue hoch und ich schnaubte, ehe meine Mundwinkel gegen meinen Willen zuckten und ich ihm gegen den Oberarm haute, er leise in sich hineinlachte. „Nein, keine Sorge", zog er die Nase kraus als ich zu ihm hochsah. „Ich steh nicht auf kleine Schwestern meiner besten Freunde."
„Du hast mehr Freunde als Natasha?", scherzte ich trocken und er lachte.
„Ja, ich bin auch überrascht", nickte er, sah zu mir hinab. „Aber wir könnten auch Freunde sein." Er streckte mir seine Hand entgegen. „Solange du nicht versuchst, mich umzubringen."
Ich verdrehte die Augen. „Komm", sagte ich leise. „Im Jet hättest du mich locker schlagen können", meinte ich. „Ich habe mich nur wie eine Zicke aufgeführt, als ich auf dich los bin." Er kniff leicht die Augen zusammen, lief ein paar Schritte mit dem Bogen fort vom Schießstand, ehe ich mich umdrehte und dann hochhüpfte, mich dann auf den Stand setzte.
Aus Gewohnheit lehnte ich mich vor, stützte meine Ellenbogen auf den Knien ab und machte dafür – damit's bequemer war – die Beine etwas weiter auseinander.
„Ich habe gelernt, wenn Frauen so reagieren", seufzte er, lehnte den Bogen an der Wand an und drehte sich wieder um, „Sie einfach machen zu lassen."
Ich zog leicht meine Augenbrauen zusammen. „Du bist also häufig mit Frauen zusammen?", fragte ich ihn.
„Wie meinst?", fragte er auf den Weg zurück zum Schießstand und mir.
„Naja", ich wurde rot, „Mit Frauen halt. Mädchen." Ich zuckte mit den Schultern, ehe ich erschrocken aufschrie als er stolperte und plötzlich gegen mich krachte, ich mich geraderichtete und er die Arme ausbreitete, seinen Kopf aus Versehen durch die Abfederung und Abstützung an der Seite an meinem Brustkorb kurz vergrub.
„Entschuldige", zog er sich sofort von meinen Brüsten zurück und ich atmete laut ein, sah auf selber Augenhöhe zu ihm und spürte, noch röter zu werden als ich... dieses Gefühl spürte. War ich etwa... war ich gerade echt erregt? Von so einem peinlichen Zusammenspiel?! Wie ging das? Und vor allem wieso er?!
„Keine... Ursache?", sagte ich leise, spürte, dass ich gleich, wenn ich keine gesunde Gesichtsfarbe mehr annahm, explodierte.
„Wenigstens weiß ich jetzt, dass deine Brüste gemütlich sind", scherzte er ruhig.
„Ja, ehm, lässt sich gut drauf schlafen", nickte ich, betrachtete kurz unsere Konstellation. „Möchtest du dich nicht mal wieder aufrichten?", fragte ich nach.
Er zog leicht seine Augenbrauen zusammen. „Sollte ich, ja", nickte er. Er hielt zwar dann noch kurz inne, aber als er tief Luft holte, stieß er sich auch ab und richtete sich somit wieder auf.
Ich schluckte kurz, betrachtete ihn und legte den Kopf schief, ehe ich die Stirn runzelte. „Clint, ich-"
„Ich glaube nicht, dass-", wollte er anfangen, zu sprechen – doch das ging unter.
Denn der Himmel draußen fing mächtig zu donnern und zu blitzen an, ehe auf einmal ein riesiger Strahl bunten Lichtes auf die Erde traf, ich heftig zusammenschreckte und zurückwich, den Schießstand hinunter und hinter die Absperrung. Ich seufzte, stand dann schnell wieder auf.
„Was war das?", fragte ich Barton hektisch, der nach draußen starrte.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein", murrte er als ich über den Stand sprang, zu ihm lief.
„Clint, was war das?", fragte ich nochmal nach, ehe er meine Hand nahm, ich zusammenzuckte, er mich mit sich zum Fahrstuhl zog. Als er meine Hand aber berührte, schlug mein Herz ein paar Takte höher durch das, was da eben auch war.
>Ich hasse Hormone.
<Ich sag ja, du bist bereit für Sex.
>Und ich sag ja, dass du hormongesteuert bist.
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Datum der Veröffentlichung: 02.09.2019 15:53 Uhr
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