Prolog
Charlotte Mia Lafayette
Müde klappe ich das Drehbuch zu. Das wird morgen ein langer Tag. Die Szenen morgen werden ganz schön anspruchsvoll, aber dafür sind es die letzten für diesen Film. Erschöpft schaue ich auf die Uhr und erschrecke, als ich sehe, dass es kurz vor Mitternacht ist.
Verdammt, es ist schon wieder viel zu spät geworden. Warum auch, kann ich am Filmset meinen Text viel besser lernen als zu Hause. Ach ja, ich vergaß, zu Hause lasse ich mich viel zu leicht ablenken.
Seufzend stehe ich auf. Meine steifen Muskeln ächzen, nach den paar Stunden. Ich ziehe mir meinen Mantel über und schnappe mir meine Tasche.
Nachdem ich alle Lichter in meinem Trailer gelöscht habe, verlasse ich diesen. Das gesamte Filmset liegt verlassen vor mir. Alle wissen von meiner Vorliebe, abends den Text für den Folgetag nochmal zu lernen. Die Hände in den Taschen vergraben, beeile ich mich das Set zu verlassen.
Gerade biege ich um eine Ecke, als ich abrupt stehen bleibe. Ich brauche einige Sekunden, bis ich die Szene, welche sich hundert Meter vor meinen Augen abspielt, realisiere. Unser Filmproduzent kniet vor drei Männern.
"Bitte, ich beschaffe euch euer Geld. Versprochen. Der Film dreht morgen seine letzten Szenen und dann dauert es nicht mehr lange, bis ich das Geld wieder bekomme." fleht der Produzent. "Das sagst du schon seit Wochen. Dein letzter Aufschub, war dein Letzter! Heute ist Zahltag und es ist mir inzwischen ziemlich egal, womit du zahlst, sei es nun das Geld oder dein Leben. Wegen deinen ganzen Aufschüben gelte ich schon als barmherzig und das kann ich nicht zulassen. Also, hast du jetzt mein Geld oder nicht?" spricht der Mann in der Mitte kalt.
Der Produzent zittert vor Angst. Einer der Bodyguards, jedenfalls nehme ich das an, zieht seinen Kopf zurück und fordert "Antworte ihm." Flüsternd sagt der Produzent etwas, doch ich bin zu weit entfernt, um etwas zu hören. Doch die haben es scheinbar verstanden, denn plötzlich zieht der Mann in der Mitte ein Messer und schneidet ihm die Kehle durch.
Ich muss wohl einen erschrockenen Laut gemacht haben, denn alle drei drehen sich zu mir um. Ertappt zucke ich zusammen. "Schnappt Sie, sie darf nicht entkommen." Mit großen Augen sehe ich, wie die Bodyguards auf mich zu kommen. Etwas macht in mir Klick, sodass ich mich endlich umdrehen kann und loslaufe. Die Anderen höre ich hinter mir herlaufen.
Panisch laufe ich durch die noch aufgebauten Szenen und versuche ihnen zu entkommen. Mein Glück ist, dass ich mich hier auskenne und dadurch kann ich mich in einem kleinen Zwischenraum von den Sets verstecken, ohne dass die Männer es bemerken.
Die Hand vor meinem Mund, versuche ich kein Geräusch zu machen. Die Männer bleiben vor meinem Versteck stehen. "Wo ist sie hin? Sie muss ja irgendwo sein. Los suchen wir sie!" Panisch bete ich, dass sie mich nicht entdecken.
Einige Minuten höre ich nichts mehr und wage mich aus meinem Versteck heraus.
Als ich auch nichts sehe, wage ich mich weiter durch die Szene. Geduckt schleiche ich um die Kurve, als mir plötzlich eine Hand auf den Mund gelegt wird. "Habe ich dich Püppchen." Flüstert er mir ins Ohr. Ängstlich weiten sich meine Augen und huschen umher.
Am Kerzenständer bleiben sie schließlich hängen. Zum Glück hält er meine Hände nicht fest. Also schnappe ich den Kerzenständer und schlage mit ihm blind hinter mich. "Du Miststück." flucht der Mann und lässt mich tatsächlich los. Mit dem Kerzenständer hole ich erneut aus und lasse ihn auf den Mann niedersausen. Mit einem Stöhnen sinkt er zu Boden.
Schwer atmend blicke ich auf den Mann vor mir. Oh mein Gott, oh Gott oh Gott oh Gott. Habe ich, war ich? Das... schnell lasse ich den Kerzenständer fallen.
Der Krach lässt mich zusammenfahren und ich blicke auf. Schnell laufe ich wieder los. Gerade als ich das Set für meinen Film verlasse, höre ich den Anführer brüllen "Was seid ihr für Idioten. Sie ist nur eine dumme Frau. Sucht sie verdammt, sie darf nicht entkommen!"
Selbst als ich das Filmgelände über ein paar Schleichwege endlich verlasse, höre ich nicht auf zu rennen.
Erst als ich die Tür einer Polizeistation öffne, bleibe ich stehen und versuche wieder Luft zu bekommen. Fahrig fahre ich mir durch meine zerzausten Haare.
"Geht es ihnen gut, Miss?" Zusammenzuckend wende ich mich der beruhigenden Stimme zu. Ein mittvierzigjähriger Polizist kommt auf mich zu und sieht mich fragend an. Ich schüttle meinen Kopf, nicht fähig jetzt ein Wort zu sagen.
"Sie, sie sind doch Charlotte Lafayette. Was ist passiert?" erkennt er mich. Zitternd bringe ich meine ersten Wörter heraus. "Filmset... Produzent tot... jagen... Flucht..." "Ganz ruhig. Kommen Sie mit und Jack wird Ihnen etwas zu trinken bringen."
Knappe zehn Minuten später, sitze ich im Büro des Captains mit einer Decke um die Schultern und einer heißen Schokolade in der Hand. So langsam beginne ich das Geschehene zu verarbeiten.
Als tatsächlich der Captain wieder kommt, beginnt er mich auszufragen. Zögernd beginne ich ihm zu erzählen, was mir heute passiert ist. Er macht sich Notizen und hört mir aufmerksam zu. Als ich ihm beschreibe, wie die Männer aussahen, hält er inne. "Warten Sie kurz. Ich muss etwas holen."
Wenig später kommt er wieder und reicht mir einige Fotos. "Erkennen sie einige der Männer?" Genau schaue ich mir die Bilder an, bis ich zu einem Bild komme, wo ich stocke. "Das... das ist der Mann, der die Befehle gegeben hatte und... die Kehle.... er hat" zitternd laufen mir endlich die Tränen aus den Augen, die ich schon die ganze Zeit gespürt habe. "Alles gut, das müssen sie nicht wiederholen. Aber das ist ein Problem. Der Mann, den sie wiedererkannt haben, ist Carlos. Er ist einer der Anführer der Mafia hier in Los Angeles. Ich verständige am besten sofort die US-Marshalls. Sie müssen sofort ins Zeugenschutzprogramm."
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