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Nachrichten vom Feind

Mit aller Kraft drängte ich die Präsenz des Eindringlings in meinem Geist zurück. Nun kam der Teil, den ich auf keinen Fall verraten wollte. Es war nicht wichtig, wo ich den Ring herhatte, doch nun würde sie vielleicht wirklich sensible Informationen bekommen, die schwere Folgen für das Waldlandreich haben könnten.
„Ich konnte dich schon damals verdrängen und ich werde es wieder tun! Es genügt!", rief ich wütend und riss meine Arme aus den Händen der Wachen. Sofort hörte ich das metallische Rasseln, als sie ihre Schwerter zogen. Ich trat ein paar Schritte nach vorne und drehte mich um, sodass ich ihnen entgegenblicken konnte. Doch ich hatte keine Waffen und mein Körper war zu müde, um sich richtig wehren zu können.
„Mach keine Dummheiten", brummte die alte Bekannte neben mir und verschränkte unbeeindruckt ihre Arme. Ich sah mich etwas hilflos nach etwaigen Waffen um, doch natürlich war nichts Nützliches zu erkennen. Eine der Wachen sprang einen Schritt vor und stach mit dem Schwert nach mir. Ich konnte gerade noch ausweichen und drehte mich zur Seite. Ich wollte im Schwung meinen Gegner mitreißen, doch der zweite brach die Drehung abrupt ab, indem er mir einen Fuß in den Weg stellte. Ich war zu schnell gewesen, als dass ich mich hätte richtig abfangen können, wodurch ich hart auf dem Boden aufkam.
„Siehst du?", lächelte sie und trat näher zu mir. „Das wird dir nichts bringen. Ich werde dich nicht mehr hineinlassen", knurrte ich entschlossen zurück. Die Person hatte sich über mich gebeugt und musterte mich. „Das glaube ich dir. Deswegen lässt du mir wohl keine andere Wahl." Ich sah sie überrascht an und verstand nicht, wovon sie sprach. Doch das wurde mir sogleich erklärt, indem sie ihren Ring abstreifte und ihn mir auf meinen Finger setzen wollte. Ich riss meine Augen auf und wollte mich wehren, doch schon hatte ich wieder kaltes Metall an meiner Kehle. Nun hatte ich keine Chance mehr. Meine Faust wurde aufgedrückt und das glatte, kalte Material auf meinen Zeigefinger geschoben.

~

Sobald auch Meril aufwachte, tat ich so, als hätte ich tief geschlafen und stand gähnend auf. Ich war mir nicht sicher, ob sie es mir abkaufte, doch den ganzen Morgen über ließ ich meine Fassade nicht fallen. Zu allem Überfluss war heute auch noch Schwertkampf an der Reihe. Ich versuchte weiterhin meine Seite zu schonen und auch mein Gegenüber wusste sich zu beherrschen. Es war wie eine stille Abmachung welche Abläufe wir als nächstes machten, sodass wir beide nicht wirklich darüber nachdenken mussten. Es tat mir ein wenig leid, dass sie sich zurückhalten musste, doch wir hatten noch ein paar Wochen Training und in wenigen Tagen würde ich ihr schon noch den Kampf ihres Lebens liefern.
Der Gedanke daran ließ mich kurz zögern, was einen schweren Schlag mit dem Heft ihres Schwertes gegen meinen Kopf zur Folge hatte. Sofort ging ich zu Boden. Ich war darauf nicht vorbereitet gewesen. Kurz sah ich Schwarz, doch fühlte die unterstützenden Hände meiner Freundin auf mir, welche mich wieder zurückbrachten. „Es tut mir leid, geht's dir gut?", fragte sie besorgt und ich nickte schnell. Im Augenwinkel konnte ich Bruinen herlaufen sehen, doch der sorgenvolle Ausdruck auf seinem Gesicht galt nicht nur mir. „Alle wieder zurück zur Burg!", rief er und wir beide sahen uns überrascht an. Die Burg war ein kleines steinernes Häuschen, welches von Schülern benutzt wurde, um Schutz vor etwas zu suchen. Die Orks waren aber ziemlich hartnäckig.
Ich wollte mich gerade zum Gehen wenden, doch erblickte plötzlich eine schlanke Figur zwischen den Bäumen. Es war ein Elb, welcher auf den ersten Blick nicht zu unserem Volk zu gehören schien. Er hatte keine Waffen bei sich, weshalb ich ihn noch eine Sekunde länger musterte und dann beschloss dem nachzugehen. Ich wusste selbst nicht so genau, warum ich nicht dem Trainer Bescheid sagte, doch es fühlte sich einfach besser an alleine zu gehen. Überraschenderweise interessierte es auch die anderen gar nicht, dass ich mich von ihnen trennte, selbst Meril wandte sich einfach ab und lief davon.
Als ich mich näherte drehte er sich um und ging anmutig etwas tiefer in den Wald. Ich folgte ihm und holte ihn schnell ein. „Wer seid Ihr und was tut Ihr hier?", rief ich schon von Weitem und hielt einen gesunden Abstand, als er endlich stehenblieb. Er war nur etwas älter als ich und sah aus wie ein junger König. Seine Haut war rein, ohne jedwede Verletzungen oder Dreck. Seine Kleidung war zwar nicht wie die des Königs, doch auch wunderschön und von einem cremigen Weiß. Vielleicht hätte ich mich etwas länger fragen sollen, wie er durch den Wald gehen konnte und trotzdem kein Staubkorn abbekommen hatte, doch ich tat es nicht. Ich war viel mehr damit beschäftigt, seine Bewegungen zu lesen. Er hatte blonde, fast weiße Haare, welche etwas länger als die von Legolas waren. Er trug sie offen mit einem kleinen Zopf oben, welcher keinen Scheitel erlaubte. Im Ganzen sah er aus, als ob er nicht hier hingehörte, doch das machte mich nur noch neugieriger.
„Ich bin nur ein Botschafter", erklärte er und seine Stimme war wie erwartet weich und angenehm in meinen Ohren. „Und was wäre die Nachricht?", fragte ich, als er eine dramatische Pause einlegte. „Die Familie hat ein starkes Band, egal wie zerrissen sie doch ist. Wir sind bereit die deinige wieder zusammenzuführen, wenn du uns im Ausgleich etwas bringst", erklärte er und hob seinen Kopf ein wenig, sodass er erhaben auf mich herabblicken konnte. Mein Blick wurde sofort ernster und auch wütender. „Der Ring", knurrte ich leise und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Der Elb lächelte bloß ein böses Lächeln und neigte langsam seinen Kopf. „Warum würden Elben etwas damit zu tun haben?" „Ach, Arien, du glaubst immer noch ich wäre echt? Auch, wenn ich es nicht bin, so ist es diese Nachricht sehr wohl. Deinen Ziehvater hat es bereits erwischt, wie viele mehr werden es werden, wenn du unsere Forderungen nicht erfüllst?", lachte er schelmisch und kam näher. Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Ich konnte mir kaum ausmalen, was alles passieren könnte, wenn ich das tat. Doch er schien alles zu wissen, was im Königreich passierte, also konnte ich auch nicht jemandem davon erzählen.
„Ich schätze es ist Zeit, dass du zurückkehrst. Mach keine Dummheiten", sagte er wieder mit seiner viel zu netten Stimme und trat einen Schritt zurück, womit er langsam verblasste.
Ich atmete tief die frische Luft ein und riss meine Augen auf. Meril saß über mir und sah mich besorgt an. „Alles in Ordnung?", fragte sie und strich die Haare über meiner Kopfverletzung weg, welche immer noch pochte. Ich brummte kurz: „Ja, ich habe einfach nicht aufgepasst.", und setzte mich auf. Bruinen kam auf uns zu und sah mich fragend an. „Alles in Ordnung", sagte ich schnell und winkte ab. Er blieb noch einige Meter von uns entfernt stehen und beobachtete mich beim Aufstehen. Ich war kurz etwas wackelig auf den Beinen, doch hatte mich schnell gefangen. „Okay, weiter", murmelte ich und hob mein Schwert vor meine Brust. Meril sah etwas unsicher aus, doch griff diesmal mit weniger Kraft an. Meine Gedanken kreisten um den Traum. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass es kein wirklicher Traum gewesen war, sondern eine Vision. Aber wie sollte ich überhaupt an den Ring herankommen? Legolas hatte ihn sicher irgendwo versteckt.

Der restliche Tag verging wie die anderen mit keinen besonderen Vorkommnissen. Wie erwartet fiel ich am Nachmittag erschöpft in mein Bett. Ich hatte weiterhin besorgte Blicke auch von dem Rest meiner Gruppe geerntet, doch hatte sie gekonnt ignoriert. Währenddessen hatte ich einen Plan erstellt, der sogar funktionieren könnte. Ich würde erst einmal den Ring besorgen, dann konnte ich immer noch entscheiden, ob ich ihn ausliefern würde oder nicht. Ich glaubte immerhin nicht, dass sie mich wirklich beeinflussen konnten. Sonst hätte Legolas wohl noch ein bisschen ernster reagiert. Wie hatten sie mich eigentlich erreicht, wenn er doch diese Krankheit entfernt hatte? War es vielleicht doch nur ein Traum gewesen?
Nachdenklich betrachtete ich meine Handinnenfläche, wo gestern noch der Schnitt gewesen war. Inzwischen war noch ein leichter rosa Strich zu sehen. Meril war mal wieder mit ihrer Mutter unterwegs und soweit ich wusste, war diesmal auch ihre kleine Schwester dabei. Sie war noch jünger als wir, doch dafür um einiges motivierter, als wir es damals waren. Ich mochte es mit ihr Zeit zu verbringen, sie war wie Meril zu einem Teil meiner Familie geworden und damit wie meine eigene Schwester. Doch ich konnte auch verstehen, wenn sie Familienzeit für sich brauchten, und außerdem musste ich meine Mitbewohnerin für meinen Plan auch loswerden. Vor ein paar Jahren hatte mein Vater mir mal einen von den berühmten Umhängen aus Lothlórien mitgebracht, welche einen vor fremden Blicken schützten. Ich hatte ihn nie benutzt, aus Angst ihn zu verlieren oder kaputt zu machen. Doch heute sollte er mal seinen Einsatz bekommen.
Schummriges blau-pinkes Licht strömte durch die Gänge vom beginnenden Sonnenuntergang, welcher jeden Tag etwas früher kam. Noch hatte ich den Mantel wie einen normalen Umhang an meinen Schultern befestigt. Unter ihm hatte ich ein paar kleine Werkzeuge in einem Tuch eingewickelt. Wenn man sich in der Nacht aus den Türen in den Wald hinaus und wieder hineinschleichen konnte, dann konnte man auch in die Gemächer des Königs eindringen. Schließlich hatte ich keine Möglichkeit gesehen wieder so nah an den Prinzen heranzukommen, dass ich ihm den Schlüssel stehlen konnte. Außerdem war das wahrscheinlich sowieso ein noch viel schlimmeres Vergehen. Auch, wenn es jetzt vermutlich nicht mehr viel Unterschied machte. Ich stockte kurz. Was tat ich hier? War ich gerade wirklich dabei in die königlichen Gemächer einzubrechen? Nun war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob unsere Feinde nicht doch zu einem kleinen Teil mein Denken beeinflussen konnten, doch tief in mir wusste ich, dass das alleine meine Entscheidung gewesen war. Ich stellte hier einfach so die (vermutlich unrealistische) Möglichkeit meine Eltern zu retten über das Wohl des ganzen Königreichs! Waren sie nicht sowieso schon längst tot? Würde ich nun diese eine Person sein, die das Schicksal eines ganzen Volkes riskierte, für die eigenen engstirnigen Bedürfnisse?
Ich redete mir hier ein, dass ich den drohenden Krieg zwischen dem Düsterwald und den Orks unterbinden wollte, doch wenn ich ehrlich war, hatte ich doch keine Ahnung, was dieser Ring in den falschen Händen anrichten würde! Sie würden schließlich auch nicht danach fragen, wenn er nicht von großer Wichtigkeit wäre. Schon alleine Legolas' Reaktion hätte mir zeigen müssen, dass ich auf diesen Deal niemals eingehen durfte!
Doch genauso wusste ich nicht, was passieren würde, wenn ich es nicht tat. Vielleicht hatten sie noch einige Armeen mehr in Reserve?
Mein ursprünglicher Plan, den Ring einfach einmal zu holen, kam mir gar nicht mehr so dumm vor. Ich konnte selbst nicht sagen, was plötzlich mit mir los war, doch ich verdrängte meine Zweifel und erkannte, dass ich an der Tür von gestern angekommen war.
Ich warf ich den Umhang um mich und machte mich daran das Schloss zu knacken. Jedes Mal, wenn ich Schritte hörte, verharrte ich für einige Sekunden in Angst, doch ich wurde immer ignoriert. Der Mantel hielt für die paar Minuten seinen Zauber bei und als es endlich Klick machte, schaute ich mich noch einmal verstohlen um, bis ich hineinhuschte. Der Raum selbst hatte sich nicht verändert, doch leuchtete nun wunderschön in dem Abendrot auf, welches durch die großen Fenster eingelassen wurde.
Mein Herz pochte mir bis zum Hals hinauf. Ich hatte das Gefühl, als würde ich nicht mehr hierher gehören von dem Moment an, als Legolas mir die Wahrheit erzählt hatte. Ich gehörte zu meinen echten Eltern, welche seit wie lange auch immer, schon gefangen gehalten wurden und ich würde alles für sie tun.
Ich hielt mich nicht zu lange mit dem wunderschönen Anblick auf, sondern lief mit entschlossenen Schritten auf die andere Tür zu, welche zu dem kellerartigen Raum führte. Dies war der Ort, an dem ich am Ehesten den Ring vermutet hatte. Neben der roten Flüssigkeit zum Beispiel. Doch als ich die Schränke öffnete, konnte ich das Döschen nicht finden. Da waren noch viel mehr Objekte, welche ich mich nicht einmal wirklich ansehen traute, so mystisch sahen sie aus, doch kein schwarzer Ring.
Ich suchte lange und hatte wohl nicht wirklich darüber nachgedacht, dass der Raum, der direkt hinter der Tür lag, wohl oft genutzt wurde. Denn irgendwann hörte ich daraus Stimmen und einige Schritte, als mehrere Elben ihn betraten. Ein kalter Schauer durchzog meinen Körper. Ich durfte unter keinen Umständen entdeckt werden! Sofort lief ich auf die Treppe zu und versuchte so leise wie möglich hinunterzutappen. Unten war es noch mal um einiges kälter und ich war froh um meinen Mantel.
Langsam legte ich meine Hand auf die kalte, metallene Klinke und drückte sie hinunter. Die Tür war zu meinem Glück nicht verschlossen und ohne groß zu Zögern betrat ich den komplett schwarzen Gang vor mir. Was hatte ich schon für eine Wahl? Ich musste flüchten und so ein dunkler Gang würde mich schon nicht umbringen. Eine Fackel wäre sicher von Vorteil gewesen, doch diesen Luxus konnte ich mir im Moment nicht leisten.
Voraussehend hielt ich bei meinem hohen Tempo eine Hand vor mich, um nicht gegen Wände zu laufen. Es war ein überraschend weiter Weg, den ich geradeaus durch die Stille zurücklegte. Das einzige Geräusch war das leise Tappen meiner Füße auf dem steinernen Boden. Eigentlich war es ganz beruhigend, doch sobald ich wieder daran dachte, wo ich mich gerade befand, wurde mir wieder fast schlecht vor Angst und Unwohlsein.
Ich wollte gerade umdrehen, als meine Finger endlich gegen etwas stießen. Es war eine Wand. Aus einem Gefühl heraus bog ich nach rechts ab und ging nur wenige Schritte weiter, bis ich abermals anstieß, doch diesmal an etwas Hölzernem.

Eine Tür!

Sofort suchte ich hastig nach der Türklinke, bismeine Finger etwas zu fassen bekamen. Bevor ich Druck ausübte, warf ich nocheinen Blick nach unten, um zu erkennen, ob Licht unter der Tür hervorschien.Wenn, dann war es zu wenig, um es zu erkennen, also öffnete ich sie langsam undschaute mich vorsichtig um. Es war ein Weinkeller, welcher nur von wenigenFackeln erhellt wurden. Wer auf die Fackeln aufpasste, war mir zwar ein Rätsel,doch vielleicht waren sie einfach verzaubert. Ich achtete nicht weiter daraufund nahm mir einfach eine davon. Da es keine andere Tür gab, ging ich wiederhinaus und mit dem Licht weiter durch den schmalen Gang. Es schien mir, alswürde ich mich langsam daran gewöhnen. Es waren nur noch zwei Abzweigungen vormir, bis ich an einer weiteren Tür ankam. Sie war ebenfalls aus Holz, doch vonbesserer Qualität. Die Latten waren kleiner und enger beisammen. Außerdemschauten kleine Stoffstücke an den Seiten hervor, welche zeigten, dass sievermutlich eine Geheimtür war. Etwas gespannt drückte ich an ihr und langsamschob sie sich auf. Ich bildete mir ein leises Geräusch in dem Raum vor mirein, welcher schon etwas mehr erhellt war als der Weinkeller, doch vermutete,dass es eine Tür war, welche schon ein wenig verstaubt war und knarrte.
Ich zuckte kurz zurück, als sich plötzlich eine scharfe Klinge in meinSichtfeld schob. Schon hatte ich wieder diesen Kloß im Hals. „Keine Bewegung",befahl eine grobe, entschlossene Stimme, welche keinen Widerspruch duldete.Verzweifelt zögerte ich eine Sekunde, doch sah keine andere Möglichkeit. Ichkonnte nicht erwischt werden, es ging einfach nicht!
Aus einem Instinkt heraus neigte ich die Fackel so, dass sie die Hand, welchedas Schwert hielt, verbrannte, ließ sie los und rannte in das Dunkel zurück.Das Letzte, was ich hörte, war ein leiser Aufschrei, als der Prinz mir folgte.Ich wusste, dass er weit besser in Form und auch generell viel trainierter war,weshalb der Vorsprung meine einzige Hoffnung war, doch ich kam nicht weit, bisich die schnellen Schritte immer näherkommen hörte und eine starke Hand mich ander Schulter packte und zurückzog. Ich war kurz vor der Abzweigung mit demWeinkeller. Die Chance bestand, dass er sich nicht auskannte und ich dorthinflüchten konnte.
Doch zunächst einmal musste ich mich gegen den schweren Fall zu Boden wappnen.Gerade so konnte ich meinen Kopf schützen. Fallen war etwas, was wir als erstesim Unterricht gelernt hatten. Doch auch im Dunkeln war mir Legolas weitüberlegen und schon hatte ich kaltes Metall an meiner Kehle und eine Hand aufmeinem rechten Arm, welche ihn zu Boden drückte. Zu allem Überfluss hatte erauch noch ein Bein mit seinem ganzen Gewicht auf meinem Oberkörper aufgesetzt.Er musste denken, dass ich erwachsen war und so etwas aushielt, doch unter demDruck musste ich mit so gut wie keiner Luft auskommen.
„Seid Ihr alleine?", knurrte er, was mir nur bestätigte, dass er keine Ahnunghatte über wem er da gerade hockte. Ich entspannte mich leicht, was nicht nuran meiner aussichtslosen Situation lag, sondern auch an dem Mangel anSauerstoff. Doch so leicht würde ich nicht aufgeben. Mit meiner freien Handpackte ich einfach die Klinge, was mir zwar in meine Hand schnitt, doch besserals die andere Option war, und zog sie weg. Legolas bemerkte das noch rechtzeitigund verstärkte seinen Druck. Doch ich hatte es so schnell wegbewegt, dass ernicht mehr meinen Hals erwischte, sondern tief in meine Schulter einschnitt.Ich knurrte laut, doch nutzte den plötzlichen Schmerz bloß, um ihn mit allerKraft von mir zu werfen und weiter zu rennen. Er hatte die Wehr, die ich ihmentgegensetzte, wohl auch nicht erwartet, sonst wäre er nicht so leicht zumAbschütteln gewesen.
Mir war etwas schwindelig von dem Luftmangel, doch schaffte es noch vor ihm zuder Tür und schloss sie so leise wie möglich. Hinter ihr versteckte ich michwieder unter meinem Mantel. Er hatte zum Glück gerade so nichts von dem Schwertabbekommen. Ich zitterte. Wie konnte ich denken, dass er sich hier nichtauskannte? Das war sein Zuhause, das waren die Königlichen Gemächer, oderzumindest ein Teil davon.
Er öffnete vorsichtig die Tür und sah sich prüfend um. Kurz sah ich das Zögernin seinen Augen, als er merkte, dass ich nicht da war, doch sah dann zu Boden.Auch mein Blick richtete sich zu den blutverschmierten Steinen. Ich bekam eineGänsehaut auf meinem ganzen Körper, als er die Blutspur langsam bis zu mirverfolgte. „Wenn Ihr jetzt kooperiert, dann wird Euch nichts geschehen",versprach er mit tiefer Stimme und richtete sein Schwert auf mich. EinigeSekunden rang ich mit mir selbst. Er war jemand, der sein Wort hielt, dochwürde sich die Situation nicht ändern, wenn herauskam, dass ich eine Schülerinvon seinem eigenen Reich war?
Schließlich streckte ich doch langsam meinen Kopf hervor und beobachtete genaujeden einzelnen Muskel seines Körpers. „Du?", fragte er bloß verwirrt, dochsenkte nicht gänzlich seine Waffe. Ich wusste, dass es nicht viel bringen würdeum Vergebung zu bitten, weshalb ich einfach schwieg und an der Wand hinter mirnach oben rutschte. Ich hatte Angst, dass ich schwanken würde, wenn ich normalaufstand. Mein Atem ging immer noch schnell und ich merkte, wie auch meine alteWunde wieder schmerzte, ganz abgesehen von der neuen in meiner Schulter.
„Was tust du hier?", fragte er, als er sich sichtlich wieder gefangen hatte. Erhatte sein strenges, befehlshaberisches Gesicht wieder aufgesetzt, was michetwas entmutigte. Er konnte mir nicht alles durchgehen lassen und wenn ich erwäre, würde ich auch Konsequenzen walten lassen.
„Ich... wollte bloß etwas mehr über meine Eltern herausfinden", sagte ich undbemühte mich selbstsicher zu klingen. Ich wusste, dass ihm klar war, dass ichlog, der Sinn lag darin, wie ich es sagte. „In einem Weinkeller." „Ich mussteflüchten", antwortete ich sofort und spürte wie meine Kraft wuchs. Nun, da mirklar war, dass ich nicht ungestraft davonkommen würde, konnte ich mir auch einmaletwas leisten.
Legolas' Augen erhellten sich kurz ein wenig. Er hatte wohl begriffen wonachich wirklich auf der Suche war und ließ sein Schwert ganz sinken. „Du wirst mirnicht erzählen wollen, warum du den Ring suchst, oder?", fragte er eher zu sichselbst, da er sich kurz abwandte und offensichtlich keine Antwort erwartete. „Nungut. Du kennst die Geschichte um die Entstehung von Arda. Dir sagt Morgothetwas. Sauron war sein höchster Diener, doch er hatte mehr Maiar, welche seinemWillen Folge leisteten. Eine von ihnen war Úmea. Sie hatte Sauron als großesVorbild und schmiedete ebenfalls Ringe, doch konnte sie lange keine so Mächtigenwie Sauron selbst erschaffen. Auch bestehen ihre Ringe nur aus einer Art vonStein. Sie hatte drei angefertigt zu jeder Zeit", begann er zu erzählen und gabseine Abwehr bereite Haltung auf. Ich versuchte meine Schulter so gut wiemöglich zu ignorieren und schnallte meinen Mantel wieder richtig um. Ich war ihmdankbar, dass er endlich mit der Geschichte herausrückte. Damit konnte ich auchbesser beurteilen, ob ich den Ring aushändigen sollte, falls ich ihn jetzt nochüberhaupt in meine Finger bekam.
Er machte eine Pause und sah mich an. Vermutlich hatte er den Anfang seinerGeschichte erzählt und wollte nun die meine hören. „Was kann der Ring alles?",fragte ich jedoch. Ich war noch nicht ganz bereit ihm alles zu offenbaren. Erzögerte kurz, doch gab dann nach. „Sobald er aktiviert wird, wird ein Signal andie anderen Ringe gesendet. Damit wissen die anderen Träger wo du dichbefindest und können sogar in telepathischen Kontakt mit dir treten. Aber erüberträgt keine Macht oder Ähnliches", erklärte er und verschränkte so gut esmit dem Schwert ging, seine Arme vor seiner Brust. „Und er kann nur durch dasAufsetzen aktiviert werden?", fragte ich noch einmal nach, worauf sich einekleine Falte auf Legolas' Stirn bildete. „Was ist passiert?", fragte erplötzlich nochmal um einiges ernster und trat einen Schritt näher. Ich presstemich verunsichert stärker gegen die Wand. „Ich... ich weiß nicht, ich habe mitjemandem gesprochen", sagte ich schnell. Meine Augen zuckten verängstigt herumund fixierten sich nur kurz auf einen Punkt. „Gesprochen? Über was?" Er warnoch einmal einen Schritt nähergekommen und stand für meinen Geschmack bereitsetwas zu nah. „Über den Ring. Ich soll ihn ihm bringen", stotterte ich etwashastig. Ich hatte Angst er würde noch einmal näherkommen, schon von diesemPunkt aus, sah er überlegen genug aus. Auch hatte er seine Arme wieder nebenseinem Körper hängen und die Hand mit dem Schwert fest angespannt.
„Deine Eltern", stellte er fest und musterte mich von oben bis unten. Ich mussteschwer schlucken. Ich hatte nicht wirklich vor gehabt ihm gleich alles zuerzählen. „Hast du ihm etwas erzählt? Irgendwas?" Ich zögerte kurz und dachtenach. „Nein. Warum sollte ich?" Die Augen des Prinzen verengten sich kurz undwechselten dann zu einem eher nachdenklichen Ausdruck.
„Mit welcher Gestalt hast du gesprochen?" „Ein Elb. Nur etwas älter als ich."Er zögerte eine Weile und ließ dann das Schwert wieder locker hinabhängen. „Ichkann dir nicht versprechen, dass es deinen Eltern gut geht und ich will dirauch nicht befehlen, dass du sie einfach gehen lässt und die Warnungignorierst. Wenn du willst, wäre ich bereit dir unter meiner Aufsicht den Ringzu geben und du unterhältst dich nochmal mit diesem Elben. Doch du darfst keineInformationen weitergeben." „Aber er wird doch wissen, dass ich alles erfahrenhabe und wird vielleicht mit etwas Schlimmerem drohen?", antwortete ich. Inmeiner Brust hatte sich ein unguter Druck ausgedehnt. Ich wollte schon nocheinmal mit ihm reden, doch hatte genauso Angst davor nach all dem, was ichgerade gehört hatte.
„Vielleicht sollte ich wie beim letzten Mal mit ihm reden. So weiß er nicht, obich an den Ring rangekommen bin", schlug ich also vor, worüber der Prinz kurznachdachte. „Und wie willst du das erreichen?" Ich zögerte. Warum hatte ich dasgerade vorgeschlagen? Er wusste es vielleicht noch nicht, aber ich würde nichteinfach spontan in einem Weinkeller neben einem Prinzen selig einschlafenkönnen. Also würde es wie beim Training passieren müssen. Doch für Legolas kames wahrscheinlich noch nicht mal in Frage eine Schülerin zu verletzen.
Mein Blick glitt zu meiner Schulter, welche munter vor sich hin blutete.Inzwischen hatte ich eine ganz gute Ansammlung von Verletzungen, würden diesenicht reichen, um einzuschlafen?
„Ich müsste einschlafen", sagte ich nachdenklich und schaute wieder zu ihm. Aufseiner Stirn hatten sich Falten gebildet, welche ich im ersten Moment nichtdeuten konnte. Er antwortete nicht und erwartete wohl einen Vorschlag wie dasfunktionieren sollte. „Was erwartest du? Willst du ein Glas Wein, oder was?",lächelte er etwas belustigt, als ich einige Sekunden nicht weitersprach. Auchich musste kurz lachen. Es war selten, dass er mal einen Witz machte, zumindestbei jemandem wie mir. „Nein, danke", winkte ich ab und ließ meinen Körperwieder die Wand hinunterrutschen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dassich gar nicht müde war. Natürlich war ich erschöpft von all dem, doch werkonnte schon auf Kommando einschlafen?
Ich warf dem Prinzen noch einen Blick zu, bevor ich mein Gesicht in meinenArmen vergrub. Die Dunkelheit war erholsamer, als ich sie mir vorgestellthatte. Es fühlte sich komisch an zu wissen, dass da immer noch jemand mit einemSchwert vor mir stand und dann auch noch ein Prinz, doch ich versuchte eseinfach auszublenden. Ich verlor schnell mein Zeitgefühl und bemerkteirgendwann, dass Nässe durch meine Kleidung, meinen Rücken und die Rückseitemeiner Beine benetzte. Etwas verwirrt öffnete ich meine Augen und drehte michzur Seite. Ich war auf einer großen Lichtung, welche mit wunderschönen Blumenübersät war, wie ich sie selten gesehen hatte. Auf der anderen Seite, einigeMeter entfernt, stand wieder der Elb vom letzten Mal. Im selben Moment bekam ichAngst und mein Herz begann zu rasen. Ich war nicht wirklich gut im Lügen undhier stand ziemlich viel auf dem Spiel. So viel, dass es nicht meine Aufgabesein sollte, mir darüber Gedanken zu machen, ich war bloß eine Schülerin!
Nachdem ich kurz gezögert hatte, setzte ich mich doch auf und beobachtete diein weiß gekleidete Person, wie sie näherkam. Sein Äußeres hatte sich zwar nichtverändert, doch seine Ausstrahlung war eine andere. Er musste nicht mehr denGuten spielen. Uns beiden war klar auf welcher Seite wir standen.
Während ich mich erhob, wurde mir klar, dass ich in diesem Traum keine Wundenhatte. Ich hatte wenig Zeit, um das Gefühl zu genießen, bevor er bei mir ankamund ich mich ein wenig versteifte.
„Also?", war das Einzige, was von ihm kam. „Ich weiß nicht, wie ich an den Ringrankommen soll. Der Prinz hat ihn und das ist weit aus meiner Reichweite",antwortete ich so neutral ich konnte und sah ihn fest an. Sein Gesichtsausdruckveränderte sich kein Stück. Fast schon teilnahmslos starrte er kühl in meineAugen zurück. „Du hast keine andere Wahl. Finde einen Weg." „Ich weiß nochnicht einmal, ob meine Eltern wirklich gefangen gehalten werden", antworteteich schnell, bevor er wieder verschwinden konnte. Wenn ich mich schon in dieseSituation begab, so wollte ich auch etwas herausfinden.
„Willst du das Risiko eingehen?" „Will ich das Risiko verbannt zu werdeneingehen?", fragte ich zurück und merkte, wie ich endlich an Sicherheit gewann.Ich glaubte ihm immer weniger, dass sie wirklich meine Eltern hatten. "Wiesoll ich dir denn beweisen, dass wir sie haben?", antwortete er immer nochgleichgültig. „Ich weiß nicht, ihr wollt schließlich den Ring haben. Ich sehenoch keinen Grund, der gut genug wäre, um das zu riskieren." Der Elb kniffendlich etwas genervt seine Augen zusammen. Er schien bemerkt zu haben, dass erdabei war mich zu verlieren. „Dann nehme ich das mal als Aufforderung fürstärkere Drohungen. Der Ring war auf dem Weg Richtung Angmar, also werden wireinfach großräumig alles zerstören und umbringen, was auf diesem Weg liegt undda du eine Elbin bist wäre das Lórien und der Düsterwald. Und glaub mir, wirhaben die Macht dazu", knurrte er und schaute mich ununterbrochen an. „Tja, bisjetzt bist du das Einzige, was ich gesehen habe. Wohin soll ich denn überhauptden Ring bringen, wenn ich ihn habe?", fragte ich und hoffte auf einen Fehlerseinerseits. Er machte mir lange keine so große Angst mehr.
„Das werde ich dir sagen, wenn du ihn hast", antwortete er mürrisch und wardamit dem ersten Teil meiner Frage perfekt ausgewichen. „Wenn du den Ring nichtauslieferst, dann werde ich einfach Kontrolle über deinen Körper übernehmen",sprach er plötzlich weiter und streckte eine Hand vor, mit der er mich anmeinem Arm packte. Sofort durchfuhr mich ein kalter, schmerzvoller Stich,welcher durch meinen ganzen Körper zu gehen schien und sich dann im Kopffokussierte. Ich konnte einen kurzen Schrei nicht zurückhalten und schlossmeine Augen, da meine Sicht schwarz geworden war. Legolas hatte doch gesagt,dass sie nur sprechen konnten, mehr nicht? Ich verlor die Welt um mich herum,war wie gefangen in einer anderen Ebene, die kein Traum und keine Wirklichkeitwar. Ich konnte nicht denken, mich nicht bewegen, doch meinen Körper konnte ichnoch fühlen. Er zitterte und krümmte sich, doch ich konnte nichts dagegen tun.
„Lass... mich... los!", fing ich einfach an zu schreien und während ich meineWut rausließ, spürte ich plötzlich, wie ein Teil meiner Umwelt zurückkehrte.Das Rauschen der Blätter im Wind und das Duften der Blumen umhüllten mich kurz,bis ich meine Augen wieder öffnen konnte und ich vor mir die vor Überraschungweit aufgerissenen Augen meines Gegenübers sehen konnte. Doch sie waren nur füreinen Moment da, bis er wieder verblasste und ich einfach rücklings zurück aufden Boden fiel. Es tat nicht weh, war mehr wie ein Aufwachen nach einem Albtraum.
„Arien?", hörte ich dumpf über mir und bewegte meinen Kopf kurz. Ich wusste,dass es Legolas war, doch ich war noch nicht bereit vollkommen zurückzukehren.Ich war ausgelaugt und hätte gerne noch ein wenig weitergeschlafen, doch nunhatte ich fast Angst davor. Gerade war ich irgendwo zwischen Schlaf undWachsein und bereits nach ein paar Sekunden merkte ich bereits, dass ich ganzaufwachte. Ich brummte und hob eine Hand mühevoll zu meinem Kopf. Als ich meineAugen öffnete, blickte ich tatsächlich in das Blau von Legolas.
„Wie... ist das möglich?", keuchte ich und drehte mich ganz zur Seite, sodassich mich besser aufsetzen konnte. „Was ist passiert?", fragte er bloß ruhig.Ich stockte kurz und sah ihn an. Er war viel zu ruhig, als dass er das nichterwartet hätte. Als ich verletzt war, hatte er sich immer Sorgen gemacht, warumjetzt nicht?
Sofort schwand mein Vertrauen in ihn ein wenig. „Ich... Er hat nichtsBesonderes gesagt", antwortete ich nach langem Zögern und fuhr mir noch malüber mein Gesicht. Adrenalin wurde noch immer viel zu schnell von meinem Herzendurch meine Venen gepumpt. Legolas schaute mich bloß etwas verwirrt an. „Was?" Erschien ehrlich ratlos zu sein, doch er hatte diese Karte bereits verspielt. „Ihrkönnt den Ring behalten. Ich—", antwortete ich ein wenig zerstreut, sprangetwas zu schnell auf, sodass mir kurz schwarz vor Augen wurde und lief zur Tür.Mein Kreislauf war zwar etwas überfordert von der schnellen Bewegung, doch ichkonnte das gerade noch so ausgleichen, indem ich die Türklinke umklammerte undsie hinunterdrückte.
Legolas war so perplex, dass ich es leicht hatte, wieder in Richtung seinesZimmers zu flüchten. Diesmal lief ich allerdings daran vorbei. Irgendwo musstees noch einen anderen Ausgang geben. Doch gab es auch einen, der nicht bewachtoder versperrt war? Eher fragwürdig. Irgendwann kam ich endlich wieder in einenGang, der von dem klaren Licht des Mondes erhellt war. Es waren bloß zweiFenster, welche es ihm ermöglichten, mir den Weg zu zeigen. Als ich mich aneines von ihnen stellte, merkte ich, dass es leicht nieselte. Es war sicherkein Zufall, dass genau zu dem Zeitpunkt ein Loch in den Wolken entstanden war,sodass ich den potenziellen Ausgang überhaupt bemerken hatte können.
Ich öffnete es und lehnte mich hinaus. Erlöst atmete ich tief die frischeNachtluft ein. Das leichte Rauschen vertrieb mein Kopfweh, doch erlaubte es mirnicht die Wand hinunterzuklettern. Der Mond war schnell wieder verschwunden unddamit auch die Möglichkeit zu sehen, wo der Boden unter mir war. Doch was hatteich schon groß für eine Wahl? Ich würde nie aus diesem Trakt hinauskommen. DerEingang war vermutlich immer noch vom König und seinen Gästen versperrt. Alsostützte ich mich am Fensterbrett ab und schwang meine Beine nach draußen.Eigentlich hatte ich vorgehabt mich kurz zu sammeln, doch ich hatte mal wiedermeine verletzte Schulter überschätzt, welche einfach nachgab. Im Flug versuchteich mich schnell noch so zu drehen, dass ich mich nicht weiter verletzen würde,was gerade noch so gelang. Etwas holprig, doch unbeschadet kam ich am Bodenauf.
Auf dem Weg um den Palast herum, waren meine nicht fürs Freie gedachten Schuheschnell durchnässt, was mir inzwischen wenig ausmachte. Ich war einfach froh,wenn ich wieder in meinem Bett lag. Die Sorge um meinen Vater überkam michwieder. Ich hatte, bevor ich mich auf den Weg gemacht hatte, noch einmalschnell bei ihm vorbeigeschaut, doch ich durfte noch nicht zu ihm. Auch, wennes schon spät war, würde man mir vielleicht doch Auskunft geben. Zu schlafenhatte ich sowieso nicht vor. Zu viel Angst hatte ich vor einem zweiten Angriffvon diesem Elben. Ich musste zugeben, dass ich mir um meine echten Elterninzwischen so gut wie keine Sorgen mehr machte. Es war vielleicht nicht fairihnen gegenüber, doch ich hatte sie nie kennengelernt und ich wusste noch nichteinmal, ob das, was er erzählt hatte, überhaupt wahr war. Konnte man mich dannverurteilen?
Es ging mir ausnahmsweise mal viel zu schnell, als ich bei einer derSeitentüren angekommen war und sie wie schon so oft mit ein paar Tricksöffnete. Für Fremde war sie vielleicht ein Rätsel, doch wenn man einmalherausgefunden hatte, wie sie funktionierte, so war es einfach. Man sah mir dieNässe an, doch das war mir egal. Was sollte mir schon passieren? Man würde michkaum zum König bringen für einen kleinen nächtlichen Ausflug, deroffensichtlich nicht geplant gewesen war und der Prinz war vermutlich aufmeiner Seite. Ich strich ein paar Mal über meine Kleidung und meine Haare aufdem Weg zu meinem Vater. Er war alles, was gerade wichtig war. Er war wirklichfür mich da und bei ihm hatte ich auch die Möglichkeit zu erfahren, wie esweiterging. Wenn er starb, hielten mich nur noch meine Freunde hier. War daswirklich genug? Würde ich mich selbst davon abhalten können meine Eltern zusuchen?
Ich schüttelte den Kopf und damit die Gedanken ab. Darüber durfte ich nichtnachdenken. Er würde nicht sterben, er konnte nicht. Leise klopfte ich an dieTür des Heilerraumes und trat einen kleinen Schritt zurück. Endlich spürte ichdas Gefühl, mal wieder eine normale Schülerin zu sein, in mir keimen. War dasnicht letztendlich das, was ich brauchte? Ein wenig Normalität, Abstand von demGanzen, was die letzten Tage über geschehen war? Ich wollte nicht mit demPrinzen befreundet sein, wenn das hieß, das alles durchmachen zu müssen.Ich sollte es nicht auf mich nehmen diesen Ring an seinen Platz zu bringen. Eswar nicht meine Aufgabe, mich um solche Sachen zu kümmern. Dafür war der Prinzda, die alten und erfahrenen Krieger oder sogar der Rat in Bruchtal, aberdefinitiv nicht irgendeine Schülerin, die nicht mal wirklich wusste, wie man inder Wildnis überlebte.
„Ah, Arien. Du bist wegen deinem Vater—", begann die Heilerin, doch brach ab,als ihr Blick zu meiner Schulter wanderte. „Was ist das denn?", fragte sie einwenig außer sich und trat näher. Ich wich wie automatisch zurück und zog deninzwischen durchbluteten Mantel ein wenig enger um die Wunde. „Das ist nichts.Wie geht es meinem Vater?" „Das ist nicht Nichts. Wie ist das passiert?",fragte sie immer noch schockiert und wollte abermals ihre Hand darauflegen. „MeinVater", wehrte ich allerdings wieder ab und drehte mich ein wenig weg, sodasssie ihr Ziel nicht erreichen konnte.
Sie seufzte resigniert. „Es geht ihm besser, aber er braucht viel Ruhe. Darfich mich jetzt um dich kümmern?" Ich betrachtete kurz ihr hübsches, dochsorgenvolles Gesicht und nickte dann. Ich wusste selbst, dass das versorgtgehörte, doch andere Dinge gingen einfach vor.
„Dann lass uns in den Raum dort gehen. Hier schlafen ein paar", lächelte sieund nickte zu der gegenüberliegenden Tür. Ich drehte mich ohne Antwort einfachum und steuerte darauf zu.

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