36. Pueschi
Ihre Hand krallte sich in den Stoff von Lucius Hemd. In diesem Moment war der Mann neben ihr, das einzige, was ihr halt gab.
Sie fühlte sich einfach so unglaublich verraten und gedemütigt. Ihre beste Freundin hatte ihr das angetan. Warum? Wie konnte Ginny nur so etwas tun? Es tat einfach so weh. Immer hatte sie gedacht, dass Ginny auf ihrer Seite wäre, aber dann hatte sie so etwas getan. Es war einfach unglaublich.
Tief atmete Hermione durch und versuchte sich zu beruhigen. Sie atmete den Geruch ein, der von Lucius ausging und er war sehr angenehm. Instinktiv schmiegte Hermione sich noch dichter in diese wohltuende Umarmung. Hatte er in seinen Briefen nicht versprochen sie in den Arm zu nehmen? Zu dem Zeitpunkt wirkte dieser Moment so unglaublich fern. Doch hatte er gleich erkannt, was sie in diesem Moment benötigte und war trotz seiner Schmerzen zu ihr gekommen und tröstete sie.
Es fühlte sich einfach so schön an. Sie fühlte sich sicher und gehalten. Sie konnte gar nicht in den Abgrund stürzen, den dieser Verrat geöffnet hatte, denn Lucius hielt sie fest. Er bewahrte sie vor diesem tiefen Fall.
Was hatte er vorhin gesagt? Ginny wollte sie vor ihm beschützen? Sie brauchte keinen Schutz! Nicht vor ihm! Sie hatte sich sehr gut alleine wehren können und würde es immer wieder tun, wenn er ihr jemals wieder frech kommen würde. Sie war doch kein kleines Püppchen, dass sich von einem Mann herum scheuchen ließ.
„Ich brauche keinen Schutz", murmelte sie an seiner Brust und spürte, wie er sie noch etwas fester an sich drückte. „Ich habe mich doch am Anfang ganz gut gegen dich behauptet. Außerdem, was hättest du mir aus Azkaban antun können, zumindest aus Ginnys Sicht. Ich weiß, dass du seit langem die Macht hast mir die schrecklichsten Dinge anzutun. Du kennst mich einfach zu gut und du bist eine Schwäche von mir geworden, aber das weiß keiner", versuchte sie laut nachzudenken.
Es fiel schwer einen klaren Gedanken zu fassen, wenn dieser angenehme Geruch, den sie nicht im geringsten beschreiben konnte, ihr die Sinne vernebelten. Wenn die Krankenhausnote draus verschwunden ist, könnte sie ewig davon umgeben sein.
„Warum sollte sie mich vor dir beschützen? Eigentlich haben wir doch nur miteinander geschrieben. Was Ginny angeht, weiß sie tatsächlich nur, dass wir über deine Behandlung gesprochen haben und dass ich dich in der Presse verteidigt habe. Aber ich bin ich! Verdammt nochmal. Sie konnten immer auf meine Meinung und auf meine Einschätzungen zählen und wenn mir dann eine Person etwas bedeutet und mir wirklich wichtig ist, ich sie nicht aufgeben will, dann will Ginny es kaputt machen?
Vielleicht wollte sie mich nicht demütigen und verletzen, aber sie hat es getan. Jetzt wo ich den Grund weiß, bin ich noch viel enttäuschter von ihr. Sie hätte einfach Fragen sollen, weshalb ich den Kontakt zu dir aufrecht erhalte... Du nicht gut für mich...", Hermione schnaubte „Ich kenne keinen Menschen, der besser für mich wäre", wisperte sie und kuschelte sich noch dichter an ihn.
Sie hatte gar nicht wirklich realisiert, dass sie Lucius Malfoy das alles wirklich gesagt hatte. Sie fühlte sich einfach so geborgen und konnte gar nicht anders, als zu sagen, was sie dachte. Es war, als wäre ihr Verstand ausgeschaltet und sie würde ihr Herz auf der Zunge tragen.
Wieder spürte sie, wie sie fester an seinen Körper gedrückt wurde und sie genoss es einfach. Diese Ruhe um sie herum. Dieses seltene Gefühl von Beständigkeit und Geborgenheit. Es war einfach so schön sich einmal zu entspannen. Mit ihrem Handrücken wischte sie die Tränen von ihren Wangen. Sie hatte sich endlich beruhigen können.
„Es gibt einige Menschen, die sicher besser für dich wären, aber was hätte mir Besseres passieren können, als dich zu treffen?", durchbrach Lucius Stimme die Stille.
Hermione zuckte leicht zusammen, als ihr klar wurde, was sie gerade alles erzählt hatte und ihre Wangen liefen rot an. Sanft richtete sie sich auf, da sie ihn nicht wieder verletzen wollte. Ihr Kopf arbeitete fieberhaft. Was meinte er mit diesen Worten? Bedeuteten sie, dass er auch etwas für sie empfand oder interpretierte sie jetzt zu viel dahinein? Ihr Herz pochte wie wild in ihrer Brust und in ihrem Magen tobte ein Orkan aus Schmetterlingen.
Sie schloss kurz die Augen und zwang sich zur Ruhe, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, diese Menschen gibt es nicht. Ich muss mich für jeden Menschen verbiegen. Keiner akzeptiert mich, so wie ich bin. Keiner, außer du.
Aber ich bin eine schlechte Gastgeberin. Du bist sicherlich hungrig und erschöpft und ich lasse dich hier auf dem Boden vor meiner Haustür sitzen. Ich schlage vor, dass ich dir jetzt hoch helfe, dich ins Wohnzimmer bringe, du es dir dort auf dem Sofa bequem machst, während ich das essen hole. Danach werde ich dir ein Bad einlassen und dann dein Zimmer zeigen. Draco hat mir deine alte Kleidung gegeben, damit du nicht mehr diesen grässlichen Kram tragen musst", teilte sie ihm mit.
Er nickte bloß. Also half Hermione ihm auf und half ihm zurück zum Sofa. Innerlich schimpfte sie, dass sie ihren Zauberstab dort gelassen hatte. Lucius sollte sich erholen und nicht so viel herumlaufen. Sie musste auch noch mit Kingsley sprechen, wegen der Auroren. Was war diesen Vollidioten nur eingefallen Lucius so zu behandeln?
Sich ihren Zauberstab schnappend eilte sie in die Küche. Das Essen war sicherlich verbrannt. Doch in der Küche angekommen, war sie von sich selber überrascht. Anscheinend hatte sie den Herd ausgeschaltet und es in ihrer Wut auf Ginny gar nicht bemerkt.
Fix machte sie zwei Teller zurecht und ging zurück in das Wohnzimmer. Hermione fühlte sich unendlich erschöpft und entschied, dass eine Auseinandersetzung mit Kingsley auch noch bis morgen warten könnte. Für einen Tag hatte sie genügend Kämpfe ausgefochten.
Nach dem Essen machte sie Lucius eine Badewanne zurecht, da sie der Meinung war, dass er noch zu schwach zum Duschen sei. Sie konnte ja schlecht mit ihm zusammen duschen. Bei der Vorstellung wurde sie wieder rot, da dieser Gedanke nicht so schlecht Klang, wie er eigentlich sollte. Sie hätte kein Problem damit, mit Lucius zusammen zu duschen.
Lucius wurde von ihr ins Badezimmer gebracht, wo sie sich dann sittsam wieder verzog um die Küche aufzuräumen. Danach setzte ging sie noch einmal in ihr Labor und holte auch den Schmerztrank für ihren neuen Mitbewohner. Sie lauschte aufmerksam, ob sie die Tür hörte.
Sie hatte ihm ihren Zauberstab im Badezimmer gelassen, damit er sich selber helfen könnte mit einigen Zaubern. Es sollte schließlich nicht so wirken, als würde sie sich ihm aufdrängen wollen. Es dauerte nicht sehr lange, vielleicht eine Viertelstunde höchstens zwanzig Minuten, bis sie die Badezimmertür vernahm.
Schnell stand sie im Flur und brachte Lucius in sein Zimmer. Sie gab ihm den Trank und ging wieder zur Tür. „Wenn etwas ist, ich bin im Zimmer neben an. Mein Stab lasse ich bei dir. Aber keine Todesser damit jagen gehen", scherzte sie.
„Es ist wirklich schön, dass du hier bist und ich hoffe, dass es dir hier gefällt. Gute Nacht und schlaf gut... Du riechst übrigens unglaublich gut", gestand sie noch leise und schloss dann schnell die Tür.
Lange lag sie an diesem Abend noch wach im Bett. Der Mann im Zimmer neben an beschäftigte ihre Gedanken und Gefühle.
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