16. Pueschi
Lieber Lucius,
schreibe mit was auch immer dir beliebt. Ich habe bei diesem Stift nur daran gedacht, dass dir die Tinte nicht ausgeht, wenn du in dein neues Tagebuch schreibst. Ich weiß nicht, ob und wie schnell dir die Wärter neue Tinte zur Verfügung stellen. Ich selber habe mich auch sehr an die Feder gewöhnt, aber dennoch mache ich meine schnellen Notizen mit einem Kugelschreiber. Die Schrift ist mit einer Feder schöner, jedoch ist es sauberer, wenn man schnell schreibt mit dem Kugelschreiben, der kleckert nicht. Ich finde es einfach zu Zeit aufwändig immer wieder die Flecken vom Pergament zu entfernen.
Der Tod, Lucius, ja er ist in dieser Einrichtung, wie du es nennst, allgegenwertig. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die den Tod verdienen. Es gibt Menschen, die schreckliche Dinge getan haben, denen ich den Tod wünsche. Jedoch finde ich es grausam alle über einen Kamm zu scheren. Man kann nicht bei jedem auf den Tod pochen. Es gibt einige Menschen, wie du zum Beispiel, da kann man seine Ansichten ändern. Ich wünsche dir nicht mehr den Tod. Ich wünsche mir sogar, dass du Leben wirst. Endlich das Leben leben, welches du verdienst. Ich bin vielleicht stur oder auch eigensinnig, aber du hast ein wundervolles Leben verdient, indem du frei sein kannst, indem du du selbst sein kannst. Ich habe das Gefühl, dass du nie das richtige Leben kennenlernen durftest.
Freunde, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann, die einem immer zur Seite stehen, auch wenn es gerade nicht rosig ist. Geliebt werden von Menschen die einem wichtig sind. Ich rede nicht von der oberflächlichen Liebe oder Zuneigung. Liebe, die nichts mit materiellem Reichtum zu tun hat. Liebe, die einen fliegen lässt und betrunken vor Glück macht. Liebe, die über die schlechten Seiten hinausblickt und immer das Gute in einer Person findet. Liebe, die… ach was erzähle ich dir da? Ich weiß nichts von dieser Liebe.
Ich dachte einst so geliebt worden zu sein, aber ich habe mich geirrt. Erst heute wurde mir wieder vor Augen geführt, dass ich es nicht wert bin so geliebt zu werden. Ich wünschte ich würde eines Tages einen Mann finden, wie du einer bist. Ist das nicht ironisch? Aber ich habe das Gefühl, dass du ein Mann bist, der Ehrenhaft seiner Frau gegenüber bist, sie nicht als Flittchen dar stehen lässt. Der Himmel und Hölle in Bewegung setzt, damit es ihr gut geht und sie glücklich ist. Der sie nicht hintergeht und ihr mutwillig immer wieder das Herz zertrümmert in abermillionen kleinster Teile und dabei ein widerwärtiges Vergnügen empfindet. Das ist mir heute Abend wieder einmal geschehen und ich hoffe, dass ich eines Tages einen Beschützer an meiner Seite habe, wie du einer bist, und der mich ehrlich liebt. Sich nicht nach anderen Frauen umdreht und mir meine Belanglosigkeiten, meine Fehler an Hand anderen Frauen aufzeigt.
Dieser Mann ist eigentlich schon lange Geschichte, aber dennoch kann er mich immer noch zerstören. Ich bin ein erbärmliches Wesen und heule mich bei dir aus. Du hast ja keine andere Wahl, als mir zuzuhören, obwohl ich glaube, dass du als Partner auch ein guter Zuhörer bist. Ist es nicht absolut ironisch, dass die Männer in meiner Umgebung sich ab nun mit meinem Bild von dir messen müssen? Ich mag dich, Lucius. Es fühlt sich an als wärest du ein Freund. Ich weiß auch nicht weshalb, aber du kennst mittlerweile mehr von meinem Inneren, als viele andere Menschen. Dabei wollte ich nie mit dir schreiben. Mittlerweile schreibe ich dir gerne und freue mich auf deine Briefe. Das Leben ist doch verrückt.
Ich verzeihe dir die Anspielung zur Badewanne. Aber weshalb sollte ich es dir nicht schreiben? Du wirst doch bestimmt nicht an den Propheten schreiben und ihnen erklären, dass die große Kriegsheldin (ich könnte bei dieser Bezeichnung jedes Mal kotzen, entschuldige die Ausdrucksweise) Hermione Granger dir dem Todesser (du bist einer, auch wenn du nicht mehr dem Idealbild entsprichst in meinen Augen) Lucius Malfoy schreibt, dass sie sich mit einem Buch und einem Glas Wein (ich hatte auf jeden Fall eines dabei) nackt in der Badewanne rekelt. Ich glaube für die Presse wäre es ein gefundenes Fressen, aber Lucius ich vertraue dir und ich verrate dir ein Geheimnis, ich hätte lieber einen Mann anstelle eines guten Buches dabei gehabt.
Es ist schön zu hören, dass du mir nicht sauer bist. (Ist das ein richtiger Satz? Ach unwichtig.)
Bis bald und ich freue mich von dir zu hören.
Deine Hermione
Sie schüttete den letzten Schluck Feuerwhiskey hinunter, da sie den nach dieser Farce beim Ministeriumsball brauchte. Sie war völlig betrunken, wenn sie ehrlich zu sich selber war, was nach einer halben Flasche Feuerwhiskey nicht verwunderlich war.
Sehr ungeschickt band sie den Brief an Lucius an das Bein ihrer Eule und ließ sie losfliegen. Dann wankte sie in ihr Bett.
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Am Nachmittag des nächsten Tages wurde sie von einem kopfzerreisendem Pochen geweckt. Langsam öffnete sie die Augen, die sie sofort wieder zusammen kniff. Es war einfach zu hell.
Es dauerte einige Zeit, bevor sie sich rühren konnte und dem Pochen auf den Grund gehen. Es war ihre Eule, die unermüdlich gegen die Fensterscheibe pikte. Sich mit einer Hand die Schläfe reibend öffnete sie das Fenster und ließ den Vogel hinein.
Seufzend sah sie der Eule nach, die in die Küche flog, um an ihren Wassernapf und an Eulenkekse zu gelangen. Langsam kamen die Erinnerungen an den letzten Abend wieder und sie sackte stöhnend in sich zusammen. Sie hätte Lucius nicht schreiben dürfen, nicht in diesem Zustand. Sie musste sich bei ihm entschuldigen.
Schnell riss sie ein Papier aus einem ihrer unzähligen Notizbücher heraus und krakelte einige Worte darauf.
Lucius,
bitte entschuldige meinen letzten Brief. Ich hoffe ich habe dich nicht beleidigt oder gekränkt. Ich hatte einen harten Abend und war stock besoffen. Ich bin einfach zu redselig, wenn ich getrunken habe. Bitte entschuldige mein Verhalten.
Hermione
Sie lief die Treppe hinab und band ihrer Eule die Notiz um das Bein, um sie wieder auf den Weg zu Lucius Malfoy zu schicken. Was er jetzt nur von ihr denken mochte?
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