1. Leo
Er hasste es. Seine besten Jahre hatte er für diesen Idioten gegeben, seine Familie und seinen guten Ruf geopfert und alles, was es ihm gebracht hatte, war Azkaban und sein Sohn und seine Frau hatten dazu beigetragen, weil sie Potter geholfen hatten.
Wütend sah er aus dem winzigen Fenster, das diesen Namen eigentlich gar nicht verdient hatte, da es sich mehr um ein Loch mit Gitterstäben handelte.
Er wollte hier raus. Immerhin war er Lucius Malfoy und auch wenn sein Name vielleicht nicht mehr ganz so viel bedeutete, wie einst. Er war immer noch stolz darauf, dass er selbst zu sein.
Regelmäßig kam seine Frau, Narzissa, ihn besuchen, sein Sohn nur selten. Immer, wenn er mit ihr sprach, merkte er, dass sie ihn liebte und alles für die Familie tat, auch wenn es bei ihm nicht so war. Er konnte es verstehen, irgendwie.
Lucius liebte seine Frau nicht. Das hatte er nie wirklich getan. Liebe war ein Defekt, den man auf der Verliererseite fand. Da stand er nicht. Zumindest meist. Im Moment jedoch fühlte es sich an, als würde er genau dastehen.
Es war eisig in Azkaban und auch wenn man die Dementoren zurückgepfiffen hatte und sie nur noch die Umgebung bewachten, bei den Mienen der Wärter hatte man auch alle glücklichen Gedanken vergessen, zumal er nicht wirklich welche besessen hatte.
Seine Hochzeit war ein Tag voller Zwang, die Aufnahme als Todesser war voller Schmerz, Morde, Folter und alles andere, hatten ihn in gewisser Weise befriedigt, aber nie glücklich gemacht. Als Kind hatte er in der strengen und stolzen Familie auch keine solcher Momente gehabt und nun saß er hier, gefangen in kalten, eisigen Mauern und einem verrotteten Leben, das gerade dabei war, im letzten Fünkchen zu erlösen, einzufrieren und seine Seele sterben zu lassen.
Doch jetzt hatte er eine Feder und ein Pergament neben sich und er überlegte. Sein wöchentlich erlaubter Brief stand an. Niemand würde lesen, was darin stand, mit einem Zauber würde er geprüft werden und dann war alles gut. Der Zauber fand alles heraus. Eigentlich schrieb er an seine Frau, an Draco, manchmal auch an Severus. Nur von ersterer bekam er Antworten.
Er tunkte die Feder ins Tintenglas und begann mit kantiger, aber recht schöner Handschrift die Worte auf das Pergament zu bringen.
Miss Granger,
vielleicht wundern Sie sich, warum ich Ihnen schreibe. Das kann ich Ihnen nicht sagen, denn ich weiß es selbst nicht. Ich sitze hier, in Azkaban, und denke nach. Glauben Sie mir, ich habe viel Zeit zum Nachdenken und keine andere Beschäftigung.
Schon vor langer Zeit habe ich eingesehen, dass meine Taten so falsch sind, aber erst hier habe ich es richtig erkannt. Ich habe Ihnen furchtbares angetan. Nicht nur Ihnen, aber Sie sind einer der Wenigen, die davon noch leben und die Person von welcher ich mir eine Antwort erhoffe. Ich erhoffe sie, erwarten tue ich es nicht. Meine Frau kommt häufig zu mir und erzählt, was so los ist. Ich habe gehört Sie haben sich von Weasley getrennt, das tut mir leid für Sie. Ehrlich.
Ich habe aber auch von Ihren Forschungen gehört und möchte Ihnen zu ihrem großen Durchbruch gratulieren.
Vielleicht erfahre ich ja irgendwann wie es Ihnen so ergangen ist, in den letzten paar Jahren nach dem Krieg? Ich hoffe gut.
Ich kann nicht sagen, dass ich alles bereue, was ich getan oder nicht getan habe, aber ich weiß, dass es doch vieles ist. Zum Beispiel das meine Schwägerin Sie gefoltert hat, dass ich Sie so oft beleidigt habe und was im Krieg geschehen ist.
Man spricht von Ihnen immer als gütigen Menschen und vielleicht haben Sie auch die Güte mich weiter anzuhören. Ein Wunder, dass sie bis hierher gelesen haben.
Ich möchte Ihnen danken, denn ohne Sie wäre mein Sohn tot und meine Frau am Boden zerstört.
Miss Granger, es ist sicher zu viel verlangt, und ich weiß, dass Sie mir nie verzeihen werden, und das verlange ich auch gar nicht, aber bitte, bitte seien Sie so gütig, wie man Sie immer beschreibt und versuchen zu verstehen, dass ich mein Denken ändere.
Ich hoffe Sie haben ein glückliches Leben, denn irgendwie haben auch Sie das verdient. Streichen sie das "auch". Sie haben es verdient und da kann ich auch nichts anderes einwenden.
Hochachtungsvoll,
Lucius Malfoy
Gedankenverloren legte er die Feder weg und rollte das Pergament zusammen und gab es dem grimmig guckenden Wärter. Dieser prüfte mit einigen magischen Formeln das Pergament und konnte nichts finden, also nahm er es, genau wie Feder und Tinte, wieder mit. Nun würde er wieder Tag für Tag in diesem trostlosen Einöd sitzen und verrotten... Aber vielleicht konnte er ja öfter mal anderen Leuten schreiben. Er hasste es zwar sich zu entschuldigen, aber Lucius wusste, was er den anderen schuldig war, was er sich selbst schuldig war.
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Anmerkung der Autorin (Leo): Ja ein Satz aus Sherlock Holmes ist drin, in abgewandelter Form, aber ziemlich am Anfang. ;)
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