15. Erstens kommt es anders...
PS: Die Geschichte spielt nun wieder aus Annis Sicht
Nachtschattenspuren...
Muss Ohnezahn hier vorbei gekommen sein und vermutlich auch Sturmpfeil.
Der plötzliche Regenguss hat sich zwar wieder verzogen, aber er hat die Spuren aufgeweicht, sodass nur schwer zu erkennen ist, wie alt die Spuren sind.
Aber wenn die Drachen hier sind, dann können Hicks nd Astrid auch nicht weit sein. Vielleicht sind sie gerade erst gekommen und ich kann sie noch einholen, bevor Dagur sie findet...
In der leicht einsetzenden Dämmerung folge ich den Spuren.
Der Wind frischt auf und mit dem Verschwinden der Sonne kommt die Kälte der Nacht. Vermutlich war es schon den ganzen Tag über kalt, ich habe es dank der ganzen Rennerei und und Kämpferrei des Tages nur nicht gemerkt.
Der Sand unter meinen Füßen ist immer noch nass und die Feuchtigkeit dringt durch meine Schuhe, die ja an den Seiten nur aus Bärenfell bestehen, und weicht meine Füße auf.
Na super! Kalt und nass...
Ich stapfe weiter durch den Sand, der mich von der Konsistenz und Farbe eher an Matsch erinnert. Ich konzentriere mich sosehr darauf, den Spuren zu folgen und dabei nicht irgendwie auszurutschen, dass ich gar nicht merke, dass ich verfolgt werde.
Daher bin ich auch vollkommen überrascht, als ich einen harten Stoß gegen den Rücken bekomme und mit dem Kopf vorran in den Sand falle.
"Hey!", rufe ich laut und versuche aufzustehen, aber das Etwas drückt mich fest in den Sand und.... ähm... schleckt mich ab...?!
Warte mal...
Endlich gelingt es mir mich wenigstens auf den Rücken zu drehen. Zwei grüne Augen sehen mich liebe- aber auch erwartungsvoll an.
"Was...Ohnezahn?!" Weiter komme ich nicht, denn er beginnt mich weiter abzuschlecken.
"Buäh, Ohnezahn, hör auf!" Da lässt der Nachtschatten von mir ab und ich stehe langsam auf. Ich sehe an mir herunter. Sicher gebe ich ein erbärmliches Bild ab: Von oben bis unten voller Sand, Wasser und Nachtschattenspucke und meine Haare hatte ich seit einigen Tagen auch nicht mehr gekämmt. Nicht, dass das bei meiner Mähne etwas gebracht hätte, aber ich würde mich vermutlich etwas besser fühlen...
In diesem Moment fällt mir Sturmpfeil auf, die hinter Ohnezahn steht.
"Groor!", begrüßt sie mich fröhlich, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass sie mich leicht auslacht.
Pf..., denkt doch was ihr wollt. Ich hab sowieso andere Probleme
"Wisst ihr zufällig wo eure Reiter sind?", frage ich und versuche dabei meinen Rock von Sand und Spucke zu befreien, was allerdings nicht sonderlich gut funktioniert. Anstatt einer eindeutigen Antwort sprintet Ohnezahn los, Sturmpfeil hinterher und auch ich renne los, aber mit großen Abstand.
Solange wir nur den Strand entlang rennen, ist das kein Problem, denn ich sehe ihn noch, aber nun biegt er hinter einem großen Felsen ab und als ich dort ankomme, muss ich mit entsetzen feststellen, dass der hier verlaufende Weg sich in vier weitere aufteilt.
Weder von Ohnezahn noch von Sturmpfeil etwas zu sehen...
Leider sind hier alle Wege steinig und felsig, sodass ich ihre Spuren nicht verfolgen kann.
"Grooar!", ertönt es rechts von mir und Ohnezahn erscheint. Auch Sturmpfeil kommt angeflogen, anscheinend haben sie gemerkt, dass ich fehle.
"Grooar!", macht Ohnezahn ungeduldig und will sofort wieder loslaufen.
"Warte, Ohnezahn", seufze ich, "ich kann nicht mehr!"
Meiner Meinung nach bin ich für heute genug gerannt, aber Ohnezahn ist das offensichtlich egal, er wirft mich auf seinen Rücken und sprintet los.
Es fällt mir schwer im Sattel zu bleiben, aber nach kurzer Zeit hab ich den Rhythmus raus. Wir rasen auf einem schmalen Weg durch eine Schlucht, Sturmpfeil folgt uns fliegend. Plötzlich macht der Weg eine scharfe Biegung und hört in einem Haufen aufeinander gefallene Felsbrocken apprubt auf.
"Wooaah! Ohnezahn, pass auf!" Aber wir sind viel zu schnell, um zu stoppen.
Ohnezahn beschleunigt ein letzes Mal, dann springt er ab. Im letzten Moment kann ich mich an dem Haltegriff-artigem Ding an seinem Sattel festhalten und danke Hicks innerlich dafür, dass er an so etwas gedacht hat. In weiten, aber genauen Sprüngen springt er an den Felsbrocken nach oben.
Dort angekommen, habe ich keine Verschnaufpause, denn Ohnezahn rennt oberhalb am Rand der Schlucht weiter, bis diese aufhört. Von hier oben kann man die anderen Wege sehen, die durch dieses Labyrinth aus Wegen und Schluchten ins Inselinnere führen.
"So, hier geht's nicht weiter", stelle ich fest, "schätze, wir müssen woanders lang".
Aber Ohnezahn rührt sich nicht.
"Grooar!" Er deutet mit dem Kopf nach links unter uns.
Ich kann zuerst nicht erkennen, was er meint, aber dann erkenne ich es, oder besser gesagt, ihn: Links unter uns läuft Hicks!
Ich will ihm gerade zu rufen, als mich Sturmpfeils Knurren unterbricht.
"Was ist denn?"
Da fällt es mir auch auf: Rechts unter uns, genau auf dem Weg wo Hicks läuft, patrouilliert eine Truppe Berserker, direkt auf ihn zu! Nur merkt Hicks das nicht, weil eine scharfe Kurve ihm die Sicht stielt. Wenn die Hicks entdecken, hat er ein riesen Problem ...
"Grooar!" Ohnezahn holt mich aus mein Gedanken.
"Alles klar! Folgender Plan..." Bevor ich noch etwas sagen kann, springt Ohnezahn von dem Felsabsatz runter. Seine großen Flügel können unseren Sturz zwar abbremsen, aber der Aufprall ist so hart, dass es mich aus dem Sattel haut. Glücklicherweise habe ich keine Zeit gehabt, zu schreien, denn unser Sturz hat bestimmt für genug Lärm gesorgt.
Hicks seinerseits ist jedenfalls sehr überrascht, als ich vor seinen Füßen lande, oder besser ausgedrückt, falle.
"Was?! ... Anni! Wo kom-"
"Pssst!", zische ich und zerre ihn hinter einen herumstehenden Felsen und auch Ohnezahn findet ein passendes Versteck.
Keine Sekunde zu früh!
Gleich darauf rauscht der Wach-Trupp an uns vorbei, glücklicherweise ohne uns zu bemerken.
Wir warten noch eine Minute, für den Fall das noch mehr Wachen hier herumlaufen, dann trauen wir uns aus unserem Versteck.
Ohnezahn stürmt zu Hicks und verpasst ihm eine ordentliche Spucke-Dusche, so wie mir vorhin. Hinterher sieht er fast so schrecklich aus wie ich.
"Oh man Ohnezahn! Wäh, hör auf, Kumpel!" Als Ohnezahn endlich fertig ist wendet er sich an mich "Hey, wo kommst du her? Ich dachte du wärst..."
"War ich auch", fall ich ihm ins Wort, "ich erzähl's dir gleich. Aber nicht hier. Ich weiß nicht, wieviele von diesen Typen hier herumlaufen".
Gut fünf Minuten später sitzen Hicks und ich mit Ohnezahn und Sturmpfeil zwischen zwei großen Felsen, die so eine Art Höhle bilden, und erzähle die ganze Geschichte. Von der Ankunft auf der Dracheninsel, Dagurs Hinterhalt, meiner Flucht, Fischbein und wie ich Ohnezahn und Sturmpfeil getroffen habe. Hicks ist, wie ich zuvor auch, sehr erstaunt über Fischbeins Mut, aber es freut ihn zu hören, dass er, wenn auch nur vorübergehend, in Sicherheit auf Berk ist.
"Ist dir eigentlich Astrid begegnet?", fragt er nachdem ich meine Erzählung beendet habe, "sie wollte Zickzack suchen".
Yakdreck! An Astrid habe ich gar nicht mehr gedacht...
Ich bin wirklich eine super beste Freundin...
"Nein",antworte ich, "ich ha..."
In diesem Moment hebt Sturmpfeil, die bis gerade eben friedlich neben mir geschlafen hat, den Kopf und knurrt. Ohnezahn fletscht die Zähne und schleicht knurrend zum Ausgang.
"Was haben die denn?", fragt Hicks erstaunt.
"Keine Ahnung", erwiedere ich,"Sturmpfeil und ich sehen mal nach. Bleib du mit Ohnezahn hier".
Sturmpfeil und ich verlassen die Höhle. Sturmpfeil schnuppert am Boden entlang und läuft zielstrebig vorwärts. Da ich nicht weiß, wolang, folge ich ihr.
Schließlich kommen wir wieder zu dem Weg, den ich vorher mit den Drachen gegangen bin um Hicks zu finden.
"Groor!" Sturmpfeil stellt all ihr Schwanzstacheln auf.
"Hey, was hast du den, Mädchen", versuche ich sie zu beruhigen, "es ist doch niemand hier".
"Was genau macht dich da so sicher?", fragt plötzlich eine eiskalte Stimme hinter mir.
Oh Thor, bitte nicht!
Langsam drehe ich mich um.
Auf dem Weg, zwischen den felsigen Anfängen der Schlucht, steht Dagur mit einigen seiner Gefolgsleute.
Work sehe ich zu meiner Verwunderung nicht, aber das tut auch nichts zur Sache.
"Du willst doch nicht etwa verschwinden, ohne das wir unser Geschäft abgeschlossen haben, oder?"
"Wir waren nie im Geschäft, Dagur!", antworte ich mit so fester Stimme wie möglich.
"So? Dann sollten wir das dringend nachholen, besonders weil sich dein Drache immer noch in meiner Obhut befindet", erwidert er mit einem höhnischen Lächeln.
Neben mir knurrt Sturmpfeil nervös. Sie greift nicht an, aber ich weiß, dass schon das kleinste Zeichen von mir genügt und sie würde mich verteidigen. Zur Not kämen auch Hicks und Ohnezahn dazu, die sich inzwischen angeschlichen haben, aber zum Glück in Deckung bleiben.
"Mit meinem Drachen kannst du mir nicht drohen!", stelle ich klar und deutlich fest, "du weißt genau so gut wie ich, dass du ihn unverletzt und an einem Stück brauchst. Und außerdem", füge ich mit einem Blick auf Sturmpfeil hinzu, "setzt du deine Männer doch bestimmt nicht einem wütendem Nadder-Weibchen aus, oder?"
Zur Bekräftigung meiner Worte schießt Sturmpfeil einige Stacheln in ihre Richtung.
"Grooooor!"
"Stimmt", gibt Dagur zu, "aber wenn wir schon einmal bei dem Nadder sind...", er gibt irgendjemand hinter sich ein Zeichen, "ich glaube, da habe ich den passenden Reiter für". Ein böses Grinsen huscht über sein Gesicht. "Oder besser gesagt, die passende Reiterin..."
Er macht einen Schritt zur Seite und hinter ihm erscheint Work mit ... Astrid!
"Deine Freundin wollte wohl deinem Drachen ein wenig Gesellschaft leisten, was?"
Ich antworte nichts, ich bin zu überrascht um mir eine geeignete schlagfertige Antwort einfallen zu lassen.
"Das ändert die ganze Sache ein wenig, meinst du nicht auch?", fährt Dagur fort, "aber da ich kein Unmensch bin..."
Oh ja, definitiv nicht....
"... mach ich dir einen Vorschlag, Anni: Du bleibst hier, aus freien Stücken, und deine Freundin", er zieht sein Schwert und deutet mit der Klinge auf Astrid, "lasse ich mitsamt dem Nadder laufen. Oder du verschwindest und sie", die scharfe Seite des Schwertes fährt leicht über Astrids Hals, "und sie trägt die Konsequenzen!"
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