"Steig ein!", rief Markus Klara zu und öffnete die Tür zum Beifahrersitz. So sehr Klaras Verstand ihr davon abraten wollte, umso mehr wollte ihr Herz, dass sie einstieg und wegfuhr, weg von hier. Weg von all dem routinierten Alltag, von dem unscheinbaren, dem langweiligen Leben. Es fühlte sich irgendwie richtig an. Sie würde das erste mal in ihrem Leben die Zügel in der Hand halten, nicht nur das schüchterne Mädchen im Hintergrund sein.

Sie würde alle Orte ihrer Träume sehen können. Sonst hatte sie nur still und heimlich von der großen, weiten Welt geträumt. Die Menschen in ihren geliebten Blogs lebten dieses wundervolle Leben des Reisens und wie oft hatte sie sich vorgenommen eines Tages das gleiche zu tun? Und das Schönste: Sie würde Zeit mit Markus verbringen. Mit ihm hatte sie endlich einen Freund gefunden, der sie mochte, mit dem sie Spaß hatte und bei dem sie sie selber sein konnte. Aber ein kleiner Teil ihres Herzens hielt sie dennoch an Ort und Stelle. Was würde ihr Familie sagen? Sie stand kurz vor ihrem Abschluss und jetzt einfach weg fahren? Alles hinschmeißen?

Klara holte tief Luft. Sie brauchte diesen Cut in ihrem Leben. Sie brauchte Veränderung. Sie brauchte frischen Wind und sie brauchte Markus.
"Wohin geht es denn?", wollte sie von Markus wissen. Ein riesen Lächeln zierte nun sein Gesicht. Die blauen Flecken und das blaue Auge in seinem Gesicht verschwanden durch das Lächeln zwar nicht, aber für Klara wurden sie erträglicher. Durch seine vor Begeisterung leuchtenden grauen Augen löste sich der Knoten in ihrem Magen und ihre Zweifel verschwanden. Mit diesem Jungen an ihrer Seite fühlte sie sich gut. Sie brauchte ihn und er brauchte sie.
"Wohin du willst, Klara.", lachte er und hielt ihr die Beifahrertür auf. Sie stieg ein und zog die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu. Markus eilte schnell zu der Fahrerseite, stieg ein und zog seine Tür ebenfalls zu. Dann drehte er sich zu Klara um und sagte ernst: "Danke Klara." Klara war viel zu gerührt über die Aussage hinter seinem Satz weswegen sie nur nickte und den Blick senkte.
"Bereit? Bereit für ein neues Leben, für Veränderung, für neue Orte?", lachte Markus während er den Motor anließ und langsam die Kupplung kommen ließ.
"Bereit!", antworte Klara und konnte das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht länger zurückhalten.

Und dann trat Markus auf das Gaspedal und der Schwarze Mercedes fuhr mit quietschenden Reifen los.