Neun
Ein schwarzes Kleid, leicht geschminkte Augen, rote Lippen, dazu leicht gewellte Haare und schwarze Pumps. Vorsichtig begutachtete Klara sich im Spiegel. Zuviel für einen Sektempfang? Sie war noch nie bei solch einer Veranstaltung dabei gewesen. Verzweifelt holte sie ihr Handy aus der Tasche und las noch einmal die Nachricht, die Markus ihr geschickt hatte.
"Zieh dir was hübsches an. Mein Vater erwartet wichtige Gäste.", hieß es in seiner SMS.
Tief holte Klara Luft. Besser zu viel als zu wenig, nicht wahr? Dann drehte sie sich von ihrem Spiegel weg und packte das Handy zu ihrem Haustürschlüssel und dem kleinen Geldbeutel in ihre Tasche.
"Klara Liebes. Hübsch siehst du aus.", Ingrid stand mit einer Kamera im Wohnzimmer und schoss begeistert ein Foto von ihrer Tochter. Hektisch schaute Klara auf die Uhr, die über dem großen Sessel hing. Sie wollte auf keinen Fall, dass Markus sah, dass ihre Mutter total aus dem Häuschchen war, nur weil Klara sich einmal hübsch gemacht hatte.
"Ist jetzt gut, Mama.", versuchte Klara ihre Mutter zu bremsen. Diese verdreht die Augen und packte die Kamera anschließend weg."Ist ja gut. Man wird ja wohl mal ein Erinnerungsfoto machen dürfen."
Klara schüttelte lächelnd ihren Kopf. Sie konnte ihrer Mutter einfach Nichts böse nehmen.
Als es an der Tür klingelte, machte Klara's Herz einen Freudenssprung. Schnell eilte sie zu der weißen Tür und machte sie auf. Als sie Markus in dem weißen Hemd, dem schwarzen Jackett und der lockeren Jeans sah, konnte sie sich ein verlegenes Lächeln nicht verkneifen.
"Du siehst gut aus.", sagte Markus nach einem kurzen Blick auf ihr Kleid. Er kam wie selbstverständlich einen Schritt nach vorne und umarmte Klara herzlich.
Klara atmete Markus' Duft ein und spürte, wie ihr eine wohlige Gänsehaut über den ganzen Körper kroch.
"Wollen wir los?", fragte Markus und Klara nickte zustimmend. Schnell verabschiedete sie sich von ihrer Mutter und wenig später saßen die beiden in dem schwarzen Mercedes von Markus.
"Meinst du, ich bin passend angezogen?", fragte Klara unsicher und schaute Markus an, der gerade den Motor anließ.
"Natürlich. Im Vergleich zu den reichen Millionärsgattinnen, die sich immer drei Kilo Schminke ins Gesicht klatschen, bist du wahrscheinlich sogar underdressed.", sagte Markus. Klara seufzte.
"Dafür bist du aber auch tausend mal hübscher.", zwinkerte Markus und Klara konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
"Lass das Zwinkern lieber bleiben.", grinste Klara und Markus fiel in ihr Gelächter ein.
Markus schaltete das Radio ein und als er hörte, dass Unforgettable von French Montana gespielt wurde, drehte er es voll auf. Klara lachte und ließ sich tief in den Sitz fallen, während Markus losfuhr.
Eine ganze Stunde fuhren die beiden mit dem Auto. Aber Klara konnte sich in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen. Sie fuhren verlassene Landstraßen entlang und hinter den Wiesen und Wäldern neben der Fahrbahn ging die Sonne allmählich unter. Dazu hörten sie laut Musik. Markus achtete auf kein Tempolimit, sondern fuhr immer etwas darüber, doch Klara fühlte sich unglaublich sicher bei ihm.
**
Langsam fuhren die beiden auf den Hof eines alten Bauernhauses, was als Restaurant umgebaut worden war. Die Fenster waren mit niedlichen Vorhängen verdeckt, doch der leichte Lichtschein aus dem Inneren war dennoch zu erkennen. Markus schaltete den Wagen ab und drehte sich zu Klara.
"Das war der Hammer.", kam Klara ihm entgegen. Markus grinste schief und nickte.
"Gehen wir?", fragte Markus und dieses mal nickte Klara.
Die beiden liefen nebeneinander in das Restaurant. An der Tür wurden sie direkt mit Champagner begrüßt und beide nahmen dankend ein Glas.
"Ich habe noch nie Champagner getrunken.", kam es von Klara und sie musste selbst über sich Lachen. Markus zuckte nur mit den Schultern:"Es gibt bessere Getränke."
Dann lief er vorraus auf eine Gruppe älterer Männer zu. Klara folgte ihm und musste sich jedem einzelnen von ihnen vorstellen. Auf Klara wirkten die Männer allesamt viel zu reich und mächtig. Sie war sich nicht bewusst, dass Markus in solchen Kreisen verkehrte, weil er so gar nicht zu all dem passte.
Ihr erstes Glas Champagner war schnell geleert. Tatsächlich schmeckte Klara der edle Alkohol. Immer wieder stellte sie sich als Markus Freundin, nein nicht die Freundin, vor und lief hinter Markus her. Immer wieder versprach Markus Klara, dass sie fahren könnten, wenn es ihr nicht gefiele, doch irgendwie wollte Klara bleiben. Das hier war eine ganz andere Welt als ihre Zuhause und sie genoss es.
"Du musst Klara Engels sein.", jemand stellte sich zu Klara. Kurz hatte Markus sich entschuldigt um auf die Toilette zu gehen und jetzt stand sie alleine hier.
Erschrocken drehte sie sich zu der Person rechts von ihr, die ihr ein weiteres Glas Champagner reichte, welches sie dankend annahm.
"Ich bin Herr Weiler. Markus' Vater. Schön, dass du heute seine Begleitung bist.", meinte der etwas dickere Mann, der aber dennoch erschreckende Ähnlichkeit mit Markus hatte. Klara setzte ihr schönstes Lächeln auf und nickte Markus' Vater zu.
"Eins soll dir aber gesagt sein. Mein Sohn hat Momentan keine Zeit für eine Freundin. Er verschwendet sein Talent schon genug mit diesem blöden Fußball.", Klara wich bei dem dominanten Unterton von Markus' Vater erschrocken zurück. Wütend zog sie ihre Augenbrauen zusammen, doch blickte nur stur auf den Boden. Sie konnte diesen Mann schon jetzt nicht leiden. Schnell leerte sie ihr Champagnerglas mit einem Zug und hielt die Bedienung an, ihr ein Weiteres zu bringen.
"Vater. Hast du Klara kennengelernt?",ein glücklicher Markus kam auf die beiden zu. Doch bei Klara's Gesichtsausdruck wich sein Lächeln.
"Was ist passiert?", fragt er mit einem kritischen Blick zu seinem Vater. Dieser schnaubt nur verächtlich:"Ich glaube deine Freundin hat schon ein wenig zu viel Champagner getrunken.", dann drehte er sich um und begrüßte weitere Geschäftspartner.
Markus seufzte angespannt und zog Klara mit auf eines der Sofas am Rande des Raumes.
"Es tut mir leid. Was auch immer Vater gerade gesagt hat.",die Falte auf seiner Strin erschien Klara auf einmal viel zu groß.
"Es ist nicht fair, dass du dich für ihn entschuldigen musst.", meinte Klara sanft und umschloss sein Handgelenk mit ihrer zarten Hand. Beruhigend lächelte sie ihm zu:"Ist schon gut. Dein Vater meint es sicherlich nicht so.",sagte Klara.
Markus Gesicht hellte sich schlagartig auf. Die Falte auf seiner Stirn wurde kleiner und ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht:"Ich glaube du bist die erste, die sich nach einem Gespräch mit meinem Vater nicht von mir abwendet."
Klara schluckte. Das war nicht fair.
Durch große Boxen wurde Musik gespielt, zu der vereinzelte Paare Walzer tanzten. Begeistert schaute Klara den Paaren zu, während sie mit Markus ihr fünftes Champagnerglas leerte.
"Willst du tanzen?", fragte Markus sie und hielt ihr sofort seine Hand hin. Unsicher, ob Klara auf das Angebot eingehen sollte, umschloss sie seine Hand jedoch, stellte ihr Glas auf die Fensterbank neben dem Sofa und lief hinter ihm her.
Zuerst tanzten sie ein wenig steif. Klara war schüchtern, hatte Angst falsch zu Tanzen, obwohl sie eigentlich sehr gut tanzen konnte, doch sie wollte sich auf keinen Fall blamieren.
Markus tanzte erstaunlich gut und schon bald wurden beide lockerer und ließen sich voll von der Musik einnehmen.
"Wieso bist du Heute mit mir hierher gekommen?", fragte Klara leise und schaute Markus tief in die Augen. Sie war selbst überrascht von sich. Einfach drauflos zu reden, passte nicht zu ihr.
"Weil ich dich gerne hab.", grinste Markus und zog Klara noch ein Stück näher an sich heran, während sie langsam hin und her tänzelten. Klara lächelte und versuchte das Kribbeln in ihrem Bauch zu ignorieren.
"Darf ich dich auch etwas fragen?", fragte Markus und Klara nickte sofort ernst, weil ihr der sentimentale Unterton in Markus'Stimme nicht entgangen war.
"Wo möchtest du unbedingt mal hin?", war seine Frage. Daraufhin herrschte erst einmal Stille. Markus hatte genau diesen einen Punkt gefunden, der Klara so viel bedeutete. Das Reisen. Vielleicht war es auch der Alkohol, aber es fühlte sich einfach richtig an und deswegen erzählte Klara es ihm einfach:"Überall hin. Ich will Reisen, die Welt sehen. Ich habe bis jetzt nicht viel in meinem Leben erlebt. Ein paar Familienurlaube, aber eben nicht die große, weite Welt. Klingt kindisch, ich weiß. Es ist sowieso hoffnungslos. Nach dem Abschluss muss ich wohl studieren, einen Job finden, dann eine Familie gründen. Für das Reisen bleibt da keine Zeit.", traurig blickte Klara Markus an, der ihr mitfühlend und bestimmt in die Augen sieht.
"Nichts ist hoffnungslos, solange der Wille da ist.",sagte Markus und dann zog er Klara ohne etwas zu sagen in eine feste Umarmung.
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